Tagespolitik allgemein

Ich bin Atheist, aber natürlich im christlichen Deutschland im christlichen Kulturkreis erzogen. Bin ich jetzt Christ oder nicht? Es bringt überhaupt nix dazu irgendwelche obskuren Einträge auf Steuerzetteln oder Vereinsmitgliedschaften zu Rate zu ziehen. Das einzige was zählt ist, warum jemand etwas tut. Bring ich jemanden für den Kommunismus um, für Deutschland, für meinen Gott? Das allein beschreibt meine Motivation, dann bin ich ein kommunistischer, nationaler oder religiöser Mörder. Ganz einfach.
Ich finde das nicht so einfach, da am Ende eine Menge behauptet werden kann. Aber prinzipiell sehe ich das gar nicht ganz anders.
Doch natürlich. Die Colonia Dignidad war eine christliche Sekte. Das wurde so kommuniziert und gelebt. Nur weil nicht jede Folter-, Gewalt- oder Missbrauchsmethode ein Vorbild in der Bibel hat, lässt das ja die christlichen Elemente ja nicht verschwinden.
Die Verbrechen werden anders gelabelt und nach Außen anders wahrgenommen.
Komisch oder? Warum ist eigentlich "Buddhismus" nach diesem Wortgebrauch nur in radikaler Ausprägung existent? Und warum gibt es keine Buddhaner? Das Einzige, wofür das spricht, ist, was für ein doppelmoralischer Quatsch das Wort Islamismus ist.
Na ja, nicht unbedingt. Buddhismus leitet sich von Buddah ab.
Islamismus ist eine politische Ausrichtung.
Wenn in Saudi Ehebrecher exekutiert werden, dann ist das Islam, aber wenn der IS es im Bürgerkrieg macht, dann Islamismus? Sorry, die koranische Basis ist dieselbe und auch nicht wegzudiskutieren, indem man Hütchenspiele mit Vokabeln macht.
Man kann jetzt die Worte genauer auseinander nehmen aber ob das tatsächlich etwas bringt, weiß ich nicht, wenn du das so bezeichnest.
Paul J. Hill war ja auch kein Anhänger des Christismus, sondern ein Christ. Ob der jetzt von der einen Kirche exkommuniziert und von der anderen über den grünen Klee gelobt wurde, das sind Feinheiten theologischer Coleur, die uns in einer objektiven, faktischen Debatte nicht interessieren zu brauchen. Seine Motivation war das im Christentum relativ gängige Bild von dem Lebensbeginn ab Befruchtung. Fertig.
Das teilt übrigens auch die katholische Kirche wenn sie Kondome verbietet oder die CDU, wenn sie wieder gegen Stammzellenforschung stimmt. Christentum oder Christentumismus? Ein unlösbares ein Rätsel....
Und gerade deswegen finde ich die Unterscheidung wichtig und keine Wortklauberei oder ähnliches.
Wenn Christen Morde begehen, oder andere Verbrechen steht die Religion in der Regel nie im Vordergrund.
"Christentum" hat keine negative Konnotion.
Bloß bei Sekten kann man dann "Sekte halt" sagen, aber das wars auch schon.
Begeht jemand mit Migrationshintergrund ein Verbrechen muss man fast schon hoffen, dass es kein Anhänger des Islam war - aber da wird zu 99% sofort und automatisch davon ausgegangen.
Bei einer Person ohne jeden Hintergrund? Nicht. Und das hat für mich auch eine gewisse Doppelmoral.
Versteh mich da bitte nicht falsch, ich sehe durchaus ein Problem in extremen Formen.

Abtreibungsärzte in den USA werden aus Nächstenliebe ermordet. Die Nächstenliebe zu den ungeborenen Kindern, die man da zu Retten sich einbildet. Andere Christen ziehen die Nächstenliebe für die unfreiwilligen Müttern oder Ärzten vor. Das bedeutet nicht, das eins Christentum ist, und eins Christismus, sondern dass man das Dogma Nächstenliebe unterschiedlich anwenden kann. Anwenden tun es aber alle Christen.
Na ja, Nächstenliebe an sich ist aber, anders als Allahu Akbar nichts, was oft gesagt wird. Und letzteres hat eigentlich gar nichts mit Morden zu tun, es ist ein Ausdruck der häufig vewndet wird, er ist u.a. zentral im Gebet. Nächstenliebe ist zwar wichtig für das Christentum, aber es bringt etwas anderes zum Ausdruck.
Es gibt keinen Missbrauch dieser religiösen Topoi. Die Conquistadoren, wie Hill, haben ganz nüchtern die Konsequenzen ihrer Handlungen durchdacht und sind zu der schlüssigen Konsequenz gekommen, dass das Töten (kein Morden!) hier die beste Befolgung des Dogmas ist. Das ist kein Missbrauch von Glaubenssätzen, sondern ihre konsequente Anwendung.
Das sehe ich ganz anders, auch wenn ich verstehe, was du meinst.
Nö. Das ist eine Nomenklatur des politischen Opportunismus, damit man sich aus dem Rassismusvorwurf winden kann.
Die Muslimbruderschaft unterscheidet dies nicht. Aber wenn sie die Witwen und Waisen füttert, dann nennen wir das im Westen Islam, wenn sie Anschläge verübt, dann nennen wir das Islamismus. Es sind dieselben Organisationen und dieselben Beweggründe.
Finde ich nicht. Beides synonym zu verwenden finde ich ungerecht, da es alle über einen Kamm schert.
Dabei käme ja auch niemand, außer Nazis selbst, auf die Idee das Kümmern der SA um die Kriegsversehrten und Arbeitslosen vor der Machtergreifung als Sozialarbeit darzustellen. Das war ein Rekrutierungsprogramm für die zukünftigen Parteikämpfer. Und es ist in der Religion genau dasselbe. Nächstenliebe und Menschlichkeit sind Programmelemente auf dem Weg zu mehr Macht und Gesellschaftskontrolle. Nur dass die Religion sie um eine übernatürliche Sphäre anreichert, die angeblich sogar wichtiger wäre als unsere physische Existenz.
Weiß ich nicht.
Ich merke aber, dass mich dein Text sehr zu Nachdenken bringt. Danke in jedem Fall dafür.
Und nur weil wir in unserem Humanismus lieber die mögen, die mit ihrer Nächstenliebe für Schwulenrechte eintreten, als die die mit ihrer Nächstenliebe Schwule gesundbeten, wäre es ein Fehlschluss das eine als "echte/s Nächstenliebe/Christentum" und eins als "Missbrauch" zu betiteln. Beides ist gleich logisch aus Bibeltext und Dogma ableitbar. Beide berufen sich darauf und beide haben Recht. Das Problem ist das Dogma an sich. Nichts anderes.
Ja, mir geht diedes "man muas den Kontext betrachten " eh auf die Nerven. Falls die Bibel Gottes Wort ist, ist sie eben das, was sie ist. Brutal, homophob und frauenfeindlich. Da ist mir der Kontext egal, denn dann hätte Gott das schon anders niederschreiben lassen müssen ;)
Das war Blasphemie...
Bei Religion sind wir aber auf allen Augen blind, weil wir aus irgendeinem Grund immer noch glauben, dass irrationaler, machtorientierter und menschenfeindlicher Aberglaube auf irgendeine inhärente Art Respekt verdient hätte, wenn ihn sich nicht Leute wie Hitler oder Stalin ausdenken, sondern Leute in komischen Hüten, die behaupten, dass das ja gar nicht ihren eigenen kranken Hirnwindungen entsprungen sei, sondern des Schöpfers des Universums unendlicher Weisheit obliege, den man natürlich nicht belegen muss, aber ihm auch nicht widersprechen kann, ohne direkt in der Hölle zu landen (die man auch wieder nicht beweisen kann.)
Ich glaube, das überzeugt mich erschreckend. Aber so lange
man sich bei solchen politischen Debatten nicht einfach drauf einigen kann, das christliche Mörder Christen sind, und das muslimische Mörder Muslime sind, genauso wie rassistische Mörder eben Rassisten sind, sondern reflexartig den schwachsinnigen Aberglauben aus der Kindheit der Menschheit verteidigen müssen, ist das lediglich ein trauriger Beweis des tiefgehenden Erfolges von Gehirnwäsche von ein paar Jahrhunderten Religion.
Irgendwie...
Bleibt es halt schwieirg, weil dann einfcsh klar ist, wer gefährlich und unter Generalverdacht gestellt werden kann.

EDIT: Wenn ich länger drüber nachdenken überzeugt es mich doch nicht, verstehe zwar den Ansatz, aber längst nicht jeder religiöse Mensch Missbraucht seinen Glauben. Es wäre also zutiefst unfair, dann keinen Begriff für einen Missbrauch zu haben...
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut der BBC hat Labour die Wahl haushoch gewonnen. 410 von 650 Sitze gingen an die Partei. Damit endet nach 14 Jahren die Regierungsperiode der Tories. Ich bin mal gespannt, ob Labour sich besser anstellt...


Grüße,
Aiden
 
EDIT: Wenn ich länger drüber nachdenken überzeugt es mich doch nicht, verstehe zwar den Ansatz, aber längst nicht jeder religiöse Mensch Missbraucht seinen Glauben. Es wäre also zutiefst unfair, dann keinen Begriff für einen Missbrauch zu haben...

Glaube ich muss nicht auf jeden einzelnen Punkt eingehen, denke wir verstehen uns im großen und Ganzen.

Nur soviel noch(mal): Ich denke, dass dieses Wort "Missbrauch" schon beschönigend ist. Ein paar Beispiele:

Klar ist es super, dass die meisten Kirchen keine Inquisition, Todesurteile und Scheiterhaufen mehr praktizieren und (zumindest im Westen) auch nicht mehr befürworten. Man sollte aber nicht vergessen, dass das keine freiwillige Entwicklung war, sondern dass durch Aufklärung und Politik diese Macht der Kirche mit Zwang genommen wurde. Die Restbestände, die es gibt, da drücken wir leider noch viel zu sehr ein Auge zu. Wie oben gesagt: Es ist ein absoluter Skandal das "katholische" Krankenhäuser, die ja nichtmal kirchlich sondern durch staatliche Steuern finanziert sind, Vergewaltigungsopfer aus religiösen Gründen abweisen (dürfen). Da gilt in de facto staatlichen Krankenhäusern kirchliches Recht, weil vor dem Namen ein "St." steht! Das ist Paralleljustiz. Im Notfall müsste man also mit seiner Freundin/Tochter erst mal googlen, welches Krankenhaus man überhaupt anfahren kann, anstatt einfach zum nächsten zu düsen und schnell Hilfe zu bekommen. Das ist einfach krank und unentschuldbar, auch dass dieses System noch nicht vom Staat zerschlagen wurde. Von den Massenvergewaltigungen der letzten Jahrzehnte durch die Kirche noch gar nicht zu reden. 2020 wurden endlich mal Konversationstherapien für Minderjährige verboten, die meist im freikirchlichen Lager "beliebt" sind. Dass die katholische Kirche dagegen immernoch Exorzismen betreibt und Menschen massiv und langfristig psychisch schadet, haben viele nichtmal auf dem Schirm.

Kurzum: Alle diese Praktiken basieren auf entsprechenden Bibelversen. Die Kirchen haben sich das nicht "ausgedacht", sondern sie wenden die "gottgegebenen" Verhaltensweisen nach dem Bibeltext an.
Klar, wir können erstmal froh sein, über jede Kirche, die diese Praktiken ablehnt. Aber letztendlich haben sich diese liberaleren Gemeinden lediglich entschieden manche Dinge eben nicht mehr anzuwenden. (Auch sie haben diese Verse übrigens nie für ungültig oder als nicht-von-Gott-inspiriert aussortiert.)
Die, die sie noch anwenden, wenden sie eben an. Aber von "Missbrauch" kann da keine Rede sein.

Wir benutzen dieses Wort nur um zu zeigen, dass wir mit einer bestimmten religiösen Praxis moralisch nicht einverstanden sind. Aber warum sagen wir nicht einfach das?

Fall A) Juden und Muslimen ist Schweinefleisch verboten. --> Wenn sie keins essen, dann wenden sie ihre Schrift an. Und da das niemanden sonst betrifft, ist es uns egal. Wir nennen das "religiöse Praxis".

Fall B) Juden und Muslimen ist geboten "Hexen" und Schwule umzubringen. --> Tun die Meisten zum Glück nicht. Aber wenn sie das dann mal tun, (gerade im Kontext islamischer Staaten,) dann wenden sie ihre Schrift an. Aber weil das Anderen schadet, sagen wir dann, das wäre "Missbrauch". Ist es aber nicht. Es ist qualitativ genau dieselbe Anwendung der Schrift wie die Befolgung von Speisegesetzen.

Das eine nennen wir "religiöse Praxis", das andere "Missbrauch". Dabei gibt es qualitativ keinen Unterschied. Eins ist lediglich moralisch verwerflicher als das andere. Also warum nicht einfach sagen: Dieses/Jenes religiöse Ge-/Verbot ist ekelhafter, menschenfeindlicher Schwachsinn ohne rationale Grundlage. Fertig.

Mit "Das ist Missbrauch" gibt man den gemäßigten Religiösen weiterhin nur eine Ausrede, sich nicht mit den absurden und schädlichen Vorschriften ihrer Religionen auseinandersetzen zu müssen, denn dieser "Missbrauch" ist das Feigenblatt, dass einen vor Verantwortung schützt. Man kann kann sich dann immer drauf berufen, dass der Attentäter ja kein wahrer Muslim/Christ gewesen sei. Das möchte ich denen einfach nicht durchgehen lassen.


Wenn Christen Morde begehen, oder andere Verbrechen steht die Religion in der Regel nie im Vordergrund.

Mag in den Medien ein Problem sein, ist mir tatsächlich jetzt nicht so aufgefallen.
Ist, wie oben gesagt, aber eigentlich ganz einfach:

Der religiöse Hintergrund ist irrelevant, wenn er für die Tat auch im Hintergrund bleibt und Rassismus, psychische Probleme oder was weiß ich Ursache/Motiv sind.
Sobald jemand aber auf Grund seines Christentums tötet, wie z.B. die US-Attentäter von Ärzten, dann ist es kein religiöser Hintergrund mehr, sondern ein religiöser Vordergrund und dann ist der auch als christlicher Verbrecher/Terrorist/Attentäter zu bezeichnen. Keine Beschönigung.
 
Es ist ein absoluter Skandal das "katholische" Krankenhäuser, die ja nichtmal kirchlich sondern durch staatliche Steuern finanziert sind, Vergewaltigungsopfer aus religiösen Gründen abweisen (dürfen). Da gilt in de facto staatlichen Krankenhäusern kirchliches Recht, weil vor dem Namen ein "St." steht! Das ist Paralleljustiz. Im Notfall müsste man also mit seiner Freundin/Tochter erst mal googlen, welches Krankenhaus man überhaupt anfahren kann, anstatt einfach zum nächsten zu düsen und schnell Hilfe zu bekommen.

Dieser Fall ist doch aufgearbeitet worden und der Shitstorm hat für Konsequenzen gesorgt:

 
Viktor Orban holt sich seine Befehle dieses Mal direkt aus Moskau ab:


Grüße,
Aiden

Wenn jetzt noch AfDler in Ungarn auftauchen, oder mal wieder auftauchen, gabs auch wieder Geldkoffer für die Rubelnudeln der AfD.
Orban dient dann als Geldverteilungszentrum
 
Spät römische Dekadenz. Tiefste Spät römische Dekadenz.
 
Spät römische Dekadenz. Tiefste Spät römische Dekadenz.

Es gibt genügend Unternehmen, in denen Hunde erlaubt sind. Ich habe auch schon Geschäftsführer getroffen, die ihren Hund mit im Büro hatten. :zuck:

Grüße,
Aiden
 
Ich glaub es gibt grad schlimmere Sorgen als Hunde im Bundestag. Wenn es den Abgeordneten dabei hilft ihren Job zu tun und die Hunde niemanden stören, nur zu.
 
Spät römische Dekadenz. Tiefste Spät römische Dekadenz.

Ähm... Gibts dann nen Schäferhund als Konsu... äh Kanzler?

@Dr. Sol: Ja und nein. Ich persönlich bin Tierhaarallergierger und ich find Tiere im Büro daher nicht unbedingt geil. Asthma meldet sich dann direkt und daher bin ich nur semi-begeistert von der Idee
 
Wie ist denn bisher die Ausnahmeregelung bei Begleithunden (Blindenhunden etc.?). In den USA hat man mit dem entsprechenden Testat ja fast überall Zutritt.
 
Die Frage ist auch ob man so einem Tier einen Gefallen tut, sie den ganzen Tag dem Gequatsche von Idioten auszusetzen.
 
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