Bei letzteren werden die verallgemeinerten Punkte von "den Muslimen" aber eher auf Zustimmung treffen als bei ersteren. Vielleicht ist das nicht deine Absicht, aber das kommt für mich so rüber.
Wer mir zustimmt oder nicht, das liegt außerhalb meines Einflussbereichs. Ist mir auch wurscht. Diese Vorgehensweise, problematische Aspekte in der sog. "Ausländerthematik" oder "Islamdebatte" nicht anzusprechen aus Sorge, dass die falsche Seite davon profitiert, trug ihren Teil dazu bei, uns erst in die heutige hochvergiftete Situation reinzumanövrieren.
Ich kenne dich null und daher muss ich von dem was du schreibst auf dich schließen. Ich gebe zu, grade diesen Kommentar schrieb ich eher als 'Spiegel vorhalten', als als meine tatsächliche Einschätzung von dir. Aber ich finde, das muss man sich dann auch bei sich selbst gefallen lassen, wenn man das in Richtung anderer Leute abschießt. Ich stehe also hinter dem Geschriebenen.
Ich finde es übrigens schon irgendwie interessant, dass du ungehalten wirst wenn du findest ich urteile vorschnell über dich als Person. Vor allem da diese ganze Diskussion überhaupt erst damit begonnen wurde, dass Pauschalurteile über ganze Bevölkerungsgruppen deren Mitglieder man nicht persönlich kennt gefällt wurden. Eventuell ist hier ein guter Punkt um die weiter oben erwähnte Selbstkritik anzuwenden.
Meine Erfahrungen sind prägend für meine Position. Und meine Erfahrungen mit Angehörigen der ein oder anderen Gruppe - die ich v.a. in RL persönlich kennenlernen "durfte" - waren überwiegend negativ. Kein Grund für Pauschalurteile, aber eine gewisse Voreingenommenheit, irgendwo auch Antipathie. Ich bin in meiner Skepsis leider sehr oft bestätigt worden. Dafür benötigt es keine eingehenden Gesinnungstests, sondern schlicht gewisser Buzzwords, die jedes Mal dieselbe Reaktion zeitigten ("Völkermord an den Armeniern", "Juden", "Kurdistan", "Amazigh").
(Das gibts bei europäischen Gruppen natürlich auch: ich sag nur "Katalonien", da zeigen sich Spanier auch gern mal von ihrer sympathischen Seite..)
Ungehalten hast du mich noch nicht erlebt.
Und das ist bei deinem bisher unspezifizierten Beispiel anders weil? Ich bin mir grade gar nichtmal sicher von welchem Genozid wir genau reden.
Ich spreche vom Völkermord an den Jesiden 2014. Du weißt schon, als Muslime im Sommer desselben Jahres einen angeblichen solchen in Palästina anprangerten und global die Straßen fluteten, sich aber bei einem tatsächlichen seitens ihrer Glaubensbrüder ins stille Kämmerchen verkrochen.
Ich könnte auch Darfur anführen, das sich dieser Tage zu wiederholen droht. Oder Osttimor. Oder die Tamilen in Sri Lanka. Das Prinzip, also das Unvermögen, mit "dem anderen" (ethnische/religiöse/sexuelle/politische Minderheiten) umzugehen, ist und bleibt dasselbe. Im Großen sehen wir das bei Israel, dem einzigen "anderen" in ihrer Mitte, dem sie nicht mit Waffengewalt beikommen können -- was den Hass besonders anfacht.
Gut, dass es hier eine Aufarbeitung braucht, geschenkt. Dass diese Aufarbeitung von muslimischen Organisationen aus der Gegend ausgehen sollte sicherlich auch. Mein Problem an dieser Stelle ist nicht die Forderung nach Aufarbeitung, sondern dass diese Forderung bei dir stumpf an alle Muslime unabhängig von Örtlichkeit und Konfession rausgeht. Genausowenig wie du mit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine zu tun hast, so wenig hat ein random sunnitischer Moslem aus Duisburg mit dem IS und dem Völkermord an den Jesiden zu tun.
Es sind in erster Linie muslimische Staaten, die diese Aufarbeitung - also den historischen wie aktuellen Umgang mit Nichtmuslimen generell - ihren Bevölkerungen regelmäßig wie nachhaltig vermitteln müssen, wie es zB europäische Staaten auch machen bzgl. Imperialismus, NS etc. Jede (Glaubens-)Gemeinschaft muss gegen Fanatiker in ihren Reihen vorgehen. Geht schlecht, wenn man mindsetliche Grundprinzipien ("Wir sind Herrenmenschen, weil wir Ethnie und/oder Religion X angehören!") teilt.
Was den random Moslem angeht: der hat mit Palästina auch nix am Hut. Wenn er universale Menschenrechte fordert, aber immer nur zu diesem einen Thema was zu sagen hat, entsteht ein Beigeschmack.
Wenn wir Verantwortung dafür, dass etwas nicht wieder passieren darf, an Raum und Zeit festmachen: Österreicher und Deutsche von heute haben mit dem NS auch nix mehr zu tun. Warum bleibt das hierzulande Thema?
Lancelot-Nummer wie White Knighting? Du gehst davon aus, dass weil ich selbst kein Moslem bin ich, doch bitte den Rand halten soll? An dieser Stelle die ernsthafte Bitte um Klarstellung.
Nö, Lancelot-Gehabe als selbstgerechter Verteidiger dessen, was er bei katholischen Fundis, Evangelikalen oder deutschen Glatzen sofort anprangern würde.
Übrigens wurde gerade hier im Thread beim Thema Russland - im Einklang mit dem Zeitgeist seit 2022, der posthum sogar längst verstorbene Kulturschaffende aus dem 19. Jahrhundert canceln will - auch gern mal pauschal auf die Kacke gehauen.
- Wir sollten nicht über "Muslime" als Kollektiv sprechen, wenn wir bestimmte Aspekte innerhalb dieser Gruppe diskutieren. Menschen sind verschieden und haben differenzierte Meinungen und Einstellungen, wie du ja auf dich bezogen auch festgestellt hast. Stattdessen sollten wir spezifizieren. Wenn wir von Leuten Sprechen die sich nicht integrieren wollen, dann sind das eben Leute die sich nicht integrieren wollen und nicht "Die MuslimeTM". Wenn wir von Extremisten sprechen, dann sind das Extremisten und nicht Integrationsunwillige. Alles in einen Topf zu werfen und draufzuhauen ist nicht hilfreich.
Es gibt, so wie ich das sehe, genau zwei Möglichkeiten (her damit, wenn dir mehr einfällt): entweder stellen progressive sunnitische (bleiben wir bei dieser Konfession, der zahlenmäßig größten und einflussreichsten) Muslime die Mehrheit in ihrer Glaubensgemeinschaft, aber in Geiselhaft von Extremisten/Duldern der Extremisten. Oder sie sind die Minderheit, die aufpassen muss, beim ersten falschen Wort nicht auf der Abschussliste zu landen. Von einem Kulturkampf wie in europ. Ländern des 19./20. Jh können wir aufgrund der unterschiedlichen Kräftelage ja wohl nicht sprechen, zumal wir sowas mitbekommen hätten. Progressives Potential gibt es im gesamten Nahen Osten: die junge Opposition im Iran. Rojava. Friedensvermittler in Israel und Palästina. Diese und ähnliche progressiven Kräfte werden vom Westen jedes Mal im Stich gelassen, ihre Feinde - trotz angeblicher Wertepolitik - hofiert und gestärkt. Auch und gerade auf unserem Kontinent.
Wenn sich Menschen mit spezifischem Bezug auf ihren islamischen Glauben nicht integrieren, dann spreche ich spezifisch von Muslimen, die sich nicht integrieren wollen. Wenn Evangelikale die Evolutionstheorie ablehnen und aus dem Unterricht verbannen, spreche ich von Evangelikalen/protest. Fanatikern. Wenn türkische Nationalisten wieder einmal übergriffig auf Kurden werden (siehe Newroz-Ausschreitungen in Belgien im Frühjahr), dann spreche ich auch von türkischen Nationalisten, deren Ideologie aus der Heimat aktiv unterstützt und in D, BL oder sonst wo toleriert wird. Präzise wiedergegebener Kontext ist alles.
- Innerhalb der muslimischen Gesellschaft gibt es eine Menge Probleme, die allesamt kritikwürdig sind. Einige dieser Sachen hast du in deinem letzten Post beschrieben.
Das musst du nicht mir sagen, sondern jenen, die diesen Punkt pauschal ablehnen, weil "Islamophobie!".
- Präzise Sprache ist wichtig und verallgemeinernde Sprache zersetzend. Menschen sind Individuen und was wir sagen sollte das reflektieren.
Ein Mensch ist ein Individuum. (Schuld ist zB auch individuell). Ab einer gewissen Größenordnung muss ich dennoch zwangsläufig von Kollektiven sprechen.
Vielleicht sehe ich das falsch, aber aus meinem Blickwinkel hast du dich in diese begeben als du damit begonnen hast diese spezielle Position dieses Users zu verteidigen. Aus diesem Grund habe ich dich in seiner Gesellschaft genannt.
"Verteidigt" habe ich weder einen anderen User, noch dessen Position. Hier wurde die Frage gestellt, warum "muslimisch" und "einheimisch" einander gegenübergesetzt werden.
Meine Antwort: Im Prinzip Bullshit, weil keine der drei monotheistischen Plagen in Europa heimischer ist als die andere, sind ja alle nahöstlich. Wenn es Leute gibt, die das aufgrund ihrer Identifikation von sich aus machen, muss ich das akzeptieren. Und wenn es bei Kindern vorkommt, darf man auf entsprechende Stimmen im Umfeld schließen.