Alice Weidel hat der rechtsgerichteten österreichischen Zeitschrift "Der Eckart" kürzlich ein Interview gegeben. In dem Gespräch mit dem Schriftleiter (ja, genau, diesen
interessanten Begriff benutzt man solchen Kreisen gerne) gab es neben den zu erwarten Aussagen zum Thema Einwanderung (alles raus, was der AfD nicht passt) und Ukraine-Krieg (Putin Friedensfürst, böse NATO und EU) auch einige bemerkenswerte Sätze, die gerade im Kontext von SS-Krah und seines Vergraulens des RN mal wieder vor Augen führen, welch wunderbare Zeiten der Völkerfreundschaft, der guten Nachbarschaft, der Versöhnung, der Zukunftsorientierung und der europäischen Harmonie auf uns zukommen, sollte diese Bande jemals an die Macht kommen:
Konrad Markward Weiß: Der ECKART wird von der ÖLM herausgegeben, die sich schon in Österreich-Ungarn, damals noch als Deutscher Schulverein, für die Deutschen im Ausland eingesetzt hat und es bis heute tut. Ihr Vater ist selbst ein Vertriebener …
Alice Weidel: Ja, Weidel ist ein oberschlesischer Name, meine Familie väterlicherseits kommt aus Leobschütz. Ich habe mich immer geweigert nachzuschauen, wie der polnische Name der Stadt lautet und diese Stadt umzubenennen. Mein Vater hatte eine schreckliche Kindheit, er hat seinen Bruder verloren. Er hat darüber nie geredet und ist auch nie dorthin zurückgekehrt, weil er komplett traumatisiert ist – immer noch.
Es gibt im Ausland nach wie vor viele Deutsche, die oft patriotischer als die Deutschen in der BRD sind, aber von der AfD relativ wenig angesprochen werden. Warum?
Wir haben innerhalb der AfD-Fraktion im Bundestag einen Kreis der Vertriebenen, der diese Interessen vertreten soll. Aber ich gebe zu, daß mehr getan werden könnte. Wir sind, verglichen mit unserem Wähleranteil, eine sehr kleine Partei, so dass wir nicht alle Felder abdecken können und uns darauf konzentrieren, die Probleme der Menschen im Hier und Jetzt anzugehen, innerhalb unserer Landesgrenzen, weil wir auch nur hier politische Entscheidungskompetenz erlangen können. Es ist also auch eine Frage der Ressourcen, aber definitiv ausbaufähig.
Es gibt z.B. 200.000 Oberschlesier mit polnischem und deutschem Paß, die auch in der BRD wählen dürfen. Hier ist die Gelegenheit, direkt eine Botschaft an die Deutschen im Ausland zu richten.
Das Richtige zu wählen! Ich will das hier aber nicht für eine Wahlwerbung mißbrauchen. Das wäre nicht angemessen, weil die Menschen am besten wissen, was sie wählen, und sie wählen aus ihrem Herzen. Aber ich möchte den Menschen mitgeben, daß sie ihre Traditionen pflegen sollen, daß ich es großartig finde, wie sie das tun und vor allem die Pflege der Sprache hochhalten.
Wie verhält es sich mit dem „Dexit“, falls die AfD hier Einfluß nehmen könnte?
Wir brauchen einen ganz klaren Kompetenzrückbau von der EU hin zu den Nationalstaaten, wo auch die gewählten Nationalparlamente sitzen – alles andere ist undemokratisch. Sollte die EU sich nicht von selbst reformieren können, muß es jedem Land freistehen, durch Volksentscheide aus der EU auszuscheiden wie beim Brexit. Wofür wir sorgen müssen, ist ein echter Standortwettbewerb, und das geht nur, wenn sie neben einer Stimme in dieser Institution auch die zweite Option „Exit“ haben.
Weidels Positionen zum Thema Heimat (die ist da, wo der Steuersatz am niedrigsten ist) sind ja hinlänglich bekannt, ich finde es allerdings bezeichnend, wie eifrig die AfD bestrebt ist, neben den französischen auch gleich die polnischen Nachbarn zu vergraulen, Konflikte heraufzubeschwören, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen (aber anderen einen "Schuldkult" vorzuwerfen) und, ein Klassiker, nicht mal mit den Rechtspopulisten anderer Länder zurechtzukommen. Wen wundert es: Wenn man sich ständig einredet, man sei das beste Volk und jeder solle einfach an sich denken (dann ist an jeden gedacht), wendet sich die Antipathie auch ganz flink gegen andere Europäer. Schlagbäume hoch, um Grenzen streiten, Protektionismus und Zölle - das Grundrezept für alte und neue Konflikte.