Ist das nicht ziemlich pauschal, was du da schreibst?
Überspitzt? Ja. Polemisch? Definitiv. Pauschal? Kann man drüber diskutieren. Aber einfach nicht über die Existenz problematischer Tendenzen.
Da du explizit gefragt hast, stelle ich dazu mal Gegenfrage auf. Wie sieht es mit Kolonialverbrechen aus? Hiernwird häufig auf beschönigt und verleugnet. Ein Beispiel wäre Belgien, wo sucjberet neuerdings für die Verbrechen von Leopold II entschuldigt wird.
Was ist mit dem Thema Sklaverei? Und wenn wir bei Rassismus bleiben, können wir auch über indigene Völker sprechen.
Wenn wir nach Serbien schauen, dann ist dort die Mehrheit christlich-orthodox und man kann Vucic nun glauben, dass er sich von extremen Positionen abgewendet hat, oder auch nicht.
Welche Rolle spielte die katholische Kirche beim Völkemord in Ruanda?
Wie lange soll dieses Spiel jetzt eigentlich noch gespielt werden? Ich (oder jemand anderes) kritisiere etwas, was mir (bei großen Teilen) "der" musl. Community/Communities missfällt, weil es tagtäglich drastische Auswirkungen auf das Leben von Millionen Menschen auf dieser Welt hat (zB die ganzen erwähnten Minderheiten, deren Angehörige das Pech hatten, unter deren - und ich sage das bewusst - Joch geboren zu werden), v.a. aber, weil Opferschicksale wichtiger sind als Täterbefindlichkeiten. Andere Leute, hier etwa du (oder sonst jemand, der nicht zu den Kritisierten gehört) wirft sich schützend vor die Gruppe und versucht abzuschirmen mit irgendwelchen Querverweisen, bis hin zu blankem Whataboutism, den sie bei zB Rechten sofort als solchen benennen würden.
(Häufig sind das in meiner Erfahrung übrigens Liberale/Grüne, die von den Geistern ihrer Großväter bei der SS heimgesucht werden und sich selbst einen Maulkorb auferlegen; woraus dann verdächtig schnell, ganz im Sinne fanatischer Monotheisten, ein "Jetzt darfst du aber auch nicht!!" wird. Nicht mein Problem.
Bonusfrage: Ist dieser paternalistische Protektionismus im Namen dritter Gruppen, denen man dadurch auch Eigenverantwortung abspricht, nicht rassistisch? Aber bitte, wer wird das schon Herrschaften vorhalten, die "Refugees welcome" skandieren, nur, um den eigenen Nachwuchs sicher und weit weg in der Privatschule zu parken.)
Um deinen Einwand aufzugreifen: Welche europäischen Staaten beschönigen, relativieren oder verleugnen ihre Kolonialgeschichte bzw Verbrechen in auch nur annäherndem Maße wie Staaten des Nahen Ostens? Wirst du zB in Belgien, Deutschland oder Frankreich mit staatl. Rückendeckung bedroht, kommst ins Gefängnis, musst um Leben und Eigentum fürchten, weil du etwa die Herero oder de Kongo ansprichst? Das sind nicht einfach nur Unterschiede, nein - das ist ein anderes zivilisatorisches Level. Der Brüllaffe vom Bosporus, der eigens herbeieilte, um dem Huldiger einer rechtsextremen Terrororganisation seines Landes beizustehen, wurde bereits genannt. Gibt es vergleichbare Beispiele in der EU? Wenn nein: woran könnte das deiner Meinung nach liegen?
Weiter im Text: Inwiefern hilft es den Tutsi, erklärt zu bekommen, dass "die Spanier halt auch viel Scheiße in Lateinamerika aufgeführt haben", tja, passiert, kann man nix machen! Wird Unrecht dadurch gelindert, dass ich einem Kopten sage, dass Muslime in China in Lagern landen? Wird es Oppositionelle im iranischen Folterknast freuen, zu hören, dass man "in Europa auch lange für Fortschritt gebraucht hat, so ca 200 Jahre, so lange müsst ihr jetzt auch warten, weil wenn man gegen islamischen Klerikalfaschismus steht, ist das Imperialismus, schade!"?
Das ist mir ebenfalls zu einfach.
Über Hinduismus habe ich bereits geschrieben, Buddhismus ist auch nicht immer friedlich, Shintoismus auch nicht, etc.
Ich will die - im Hinblick auf Indien, China, Myanmar und Co. - sicher nicht romantisieren. In Europa/dem Nahen Osten - eigentliches Thema hier - sind Integrationsprobleme und Herrschsucht aber mW eher selten mit genau diesen Glaubensrichtungen verknüpft.
Und zu Kirchen und Engagement, ja, klar christliche Nächstenliebe ist da aber ein Gebot. Ansonsten finde ich Whataboutism nach wie vor schwierig und wenn ich manche deiner Punkte durchaus verstehe, ist mir der Fingerzeig zu viel, ganz ohne mich festbeißen zu wollen.
Nur wenige Ideologien sind dermaßen eindeutig konnotiert, dass man sie nicht (positiv) "umpolen" kann (zB NS). Religion ist im Grunde das, was ihre Anhänger daraus machen, auch wenn es sehr banal klingt.