Ein näherer Blick offenbart eine Strategie, die die Regierung tatsächlich in Schwierigkeiten bringen könnte. Die Rücktritte sind keine kopflose Kurzschluss-Reaktion, sondern wohl durchdacht. Die drei zurückgetretenen Kommandeure der Teilstreitkräfte standen nächsten Monat sowieso zur Pensionierung an.
Eine Schlüsselfigur, Gendarmerie-General Necdet Özel, trat nicht zurück, sondern wurde bewusst im Amt belassen – er wäre in zwei Jahren Kosaners Nachfolger geworden. Das wird nun wohl vorgezogen. Mit anderen Worten, die Armee ist nicht führungslos, der künftige Kommandeur wird der gegenwärtige und gilt als solider „Kemalist“ wie die anderen auch.
Die Wirkung der Rücktritte, sagt Militär-Experte Gareth Jenkins, liegt in der Drohung, dass mehr folgen könnten. Das Ergebnis sei eine inkompetentere Armee und die Regierung müsste sich dann gegen den Vorwurf verteidigen, die Armee aus politischem Kalkül kampfunfähig gemacht zu haben