Wäre für diese Diskussion wahrscheinlich aufschlussreicher, wenn die Statistik Personenschaden auch nochmal auf "mit Todesfolge" und "ohne Todesfolge" aufschlüsselt und das nicht zusammenfasst. So lange ist das nämlich einfach keine valide Aussage.
P.S: Und die Statistik müsste weiterhin noch Radfahrer, Fußgänger und andere schwächere Verkehrsteilnehmer rausrechnen.
Das ist schon auch bei den Todesfolgen so:
6% Autobahn
32% Innerorts
57% Außerorts
Die meisten Unfälle mit Personenschaden hat die Polizei 2022 in Ortschaften registriert (70,2 Prozent). Jedoch wurde lediglich etwa ein Drittel der Getöteten (31,6 Prozent) hier verzeichnet. Die mit Abstand meisten Verkehrsteilnehmenden kamen auf Außerortsstraßen (ohne Autobahnen) ums Leben – 57,1 Prozent der Verkehrstoten. Dabei ereignete sich auf Außerortsstraßen etwa jeder vierte Unfall mit Personenschaden (23,7 Prozent). Auf Autobahnen registrierte die Polizei 6,1 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden – und 11,3 Prozent aller Getöteten.
Quelle:
Runter vom Gas.
Im Vergleich zu den Toten nach Fortbewegungsmitteln führen die Autofahrer selbst die Liste ebenfalls
mit großem Abstand an.
Die meisten Verkehrsteilnehmer sterben mit Abstand im Auto und auf Landstraßen.
Bei den Nicht-tödlichen Unfällen ist die Stadt ganz oben, was vermutlich auf Ampelverstöße, Tote Winkel, Abbiegungen u.Ä. tatsächlich mit Schäden an den schwächeren Verkehrsteilnehmern, die du erwähnst, zurückzuführen ist.
Den Unfallschwerpunkt Autobahn gibt es also in beiden Sinnen nicht. Fußgänger und Fahrradfahrer sterben eben auch da wo sie anzutreffen sind, das ist natürlich hauptsächlich Stadt, manchmal außerorts, aber praktisch nie Autobahn.
Wer etwas gegen Verkehrsunfälle (mit Toten) tun will, limitiert Landstraßen mehr und verbannt Autos aus den Städten. Innenstadt = Fußgängerzone, darum Ringe mit Fahrradschnellwegen und Öffis, außen Parkplätze mit Zug- und Autobahnanbindung.
Der Sinn eines Autos ist flexibel und schnell zwischen Städten zu reisen, das geht auf der Autobahn schnell und sicher. Aber niemand muss mit 50 durch Wohngebiete knallen, da kann man Rad fahren, laufen oder Schrittgeschwindigkeit zum Aldi machen, dann sterben auch weniger.
Das andere große Argument für ein Tempolimit, die CO2-Einsparung ist ebenfalls ganz großer Quatsch.
77% der Fahrer bleiben ohnehin unter 130km/h, und das in dem einen Drittel (?) der Autobahn wo man, bei entsprechend wenig Verkehr und keinen Baustellen, das überhaupt darf. Ich wage mal die These, dass man wesentlich mehr CO2 sparen könnte, wenn man die Innenstädte autofrei macht und mit Öffis und guter Radinfrastruktur bestückt.
Insgesamt macht der Verkehr aber auch bloß
20% der Emissionen in Deutschland aus und der
PKW-Verkehr davon auch nur ca. 60%, also insgesamt weniger als 10%. Das zusammen mit dem geringen Anteil limitfreier Autobahn und dem nur 33%igen Anteil der Fahrer, die tatsächlich >130 fährt (und das ja auch nur einen Bruchteil der gesamten Zeit im Auto), kommt man vermutlich auf einen einstelligen Prozentbereich, den diese Emission tatsächlich ausmacht.
So oder so ergibt das Limit auf Autobahnen also gar keinen Sinn und ist einfach eine Scheindebatte, wo ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung ausgebremst wird. (Und ich vermute auch mal einfach dreist, dass das abgesehen von Sportwagen-fans, auch eher Vertreter sind, die jeden Tag mehrere hundert km auf der Autobahn verbringen. Die sollte man schon zügig vorankommen lassen.)
Klar kann man sich einbilden, dass man was gegen Verkehrstote oder für's Klima tut, oder es den SUVlern mal richtig zeigt, wenn man ihnen die freien Autobahnpassagen nimmt, aber in Wahrheit lenkt das nur davon ab, dass sowohl der Klima- als auch der Personenschutz in der Stadt passiert und nicht auf 'ner leeren A durch Brandenburg.
Die Autobahn ist zum schnellen Fahren da, die Stadt nicht. Man regt sich über die Autobahn auf, damit man an dringenden, wichtigen Maßnahmen der Stadt gar nicht ran muss. Und wer denkt die Autolobby verhindert ein Tempolimit, der darf mal versuchen autofreie Innenstädte durchzusetzen um wirklich tote Radfahrer und Kinder zu verhindern.