Laut Meldungen des Wall Street Journal haben die USA nach der Einstellung der Waffenlieferungen und dem Ende der Geheimdiensinformationen jetzt auch das Zielsystem für die Himars Mehrfachraketenwerfer deaktiviert.
Das WSJ hat zuletzt gestern, 05.03., 03:25pm EST (also 19.25 Uhr dt. Zeit) berichtet, dass die USA die Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an die Ukraine einstellt (
https://www.wsj.com/world/trump-suspends-intelligence-sharing-with-ukraine-147c7f2c). Das bedeutet real: Daten von US-Militärsatelliten, Aufklärungsdrohnen und Sentrys werden nicht mehr an die Ukraine übermittelt. Diese Übermittlung
findet fand in (Nearly) Real time und automatisiert statt. Das HIMARS-System wurde bspw. automatisch damit gefüttert. Der Focus zitiert (ohne Quellenangabe) Yaroslav Trofimov, Auslandskorrespondent des WSJ und gibt diese Informationen ziemlich wirr und unrecherchiert wieder. Hier kann man das selbst gut nachlesen:
https://www.focus.de/politik/auslan...nwerfer-der-ukraine-nutzlos_id_260756177.html
Anfangs wird folgendes gesagt:
„Die Trump-Administration hat das Himars-Zielsystem in der Ukraine deaktiviert", schreibt Yaroslav Trofimov, Außenpolitik-Korrespondent des „Wall Street Journal“. Auch weitere Journalisten bestätigen die Abschaltung unter Berufung auf ukrainische Quellen.". Daraus ergibt sich für die Lesenden klar: HIMARS Aus. Am Ende des Artikels heißt es jedoch: "
USA stellen Ukraine Zieldatensystem für Himars-Raketenwerfer ab - kaum zu ersetzen Die Folgen der Abschaltung der Zieldatensysteme für die Ukraine könnte verheerende Auswirkungen haben".
Das sind aber militärtechnisch zwei komplett verschiedene Dinge. Das Zielsystem umfasst die Sensoren, Software und Steuerungseinheiten, die zur Erfassung, Berechnung und Ausführung eines Feuerauftrags genutzt werden. Ergo: Der Abzug. Das Zieldatensystem bezieht sich im HIMARS-Kontext auf die Datenquellen und Kommunikationsmittel, die für die Zielbestimmung verwendet werden. Es verarbeitet die Informationen von Sentrys, Drohnen, Satelliten, Radar etc um genaue Koordinaten und Zielinformationen bereitzustellen, die dann an das Zielsystem übermittelt werden. Auch hier wurde das Zieldatensystem nicht abgeschaltet. Die, "4kHD"-Zielangaben der USA purzeln jedoch nicht mehr automatisch rein / stehen nicht mehr zur Verfügung.
Unterm Strich: HIMARS funktioniert technisch betrachtet weiterhin wunderbar. Die USA hat nichts am Raketenwerfer selbst abgestellt. HIMARS hat "nur" keinen Link mehr zu Zielinformationen der USA. Feuert durch den Wegfall präziser Zielinformationen ungenau und ist auf eigene (und ggf. französische?) Aufklärungsinformationen angewiesen. Da die USA nach Aussage von Carlo Masala bei Lanz am Dienstag rund 2/3 dieser Fähigkeiten in der NATO stellen, wird diese Lücke mittelfristig quasi nicht zu ersetzen sein. Das ist auch im Kontext der Ankündigungen von CDU/SPD in Bezug auf Reform der Schuldenbremse für Einzelplan 14 spannend. Denn der Aufbau von Satelliteninfrastruktur zur Aufklärung ist da beispielsweise nicht mit abgedeckt. Aber das ist ja alles noch nicht in Stein gemeißelt...
Übrigens hat NTV mit Bezug auf Bild (lol) die obige Fehlinformation zwischenzeitlich schon eingeordnet =>
https://www.n-tv.de/politik/17-16-B...ht-mehr-effektiv-nutzen--article23143824.html
Nach Recherchen der "Bild"-Zeitung hat das Waffensystem allerdings keinen zentralen Abstellknopf. Laut dem Blatt hätten die USA stattdessen die "taktische Intelligenz, Überwachung und Aufklärung und die Produktunterstützung im Bereich der Bilddatenverarbeitung" zur Zielbestimmung der HIMARS-Systeme, zusammen mit allen anderen nachrichtendienstlichen Übertragungen, "gestoppt". Nach Angaben der britischen "Daily Mail" leiden dadurch auch Storm-Shadow-Raketen. Demnach sind die Marschflugkörper aus britischer Produktion auf Zieldaten aus den USA angewiesen.
Und das deckt sich ziemlich genau mit meinen Ausführungen und mit der Originalmeldung vom WSJ vom 05.03.
Nichtsdestotrotz ist das Verhalten der USA, unabhängig davon, ob es einen Remote-AUS-Knopf gibt oder nicht, auch für die Verbündeten und "Kunden" eine absolute Katastrophe und Präzedenzfall. Beispielsweise ist die F35 ist auf Export ausgelegt. Wer will denn jetzt noch F35 kaufen, wenn die USA einfach sagen können "Nein, wir geben keine Updates mehr für die Software und Ersatzteile raus". Der Einsatz von Waffen als politisches Druckmittel gegenüber (Ex?-)Verbündeten hat mit der Einstellung der Übermittlung von Geheimdienstinformationen eine ganz neue Dimension bekommen. In Deutschland gibt es erste Stimmen (non-government), die eine Stornierung der dt. F35 fordern.