...In Krisen gehen Banken nun mal Pleite. Das ist per se auch noch nicht strafbar, glaub ich.
Das selbstredend nicht! Aber so wie ich das verstehe, geht es hier dabei auch nicht darum, sondern in wieweit sich hier Banken mit den zu verwaltendem Kundengeldern auf den Konten haben etwas zu Schulden kommen lassen, weil sie damit spekulieren gegangen sind. Der genaue Zusammenhang mit der Immobilienkrise ist mir leider nicht mehr wirklich geläufig. Aber IIRC hing das doch mit einem speziellen Immobilienangebotspaket zusammen, welches im Übrigen seinerzeit wohl überhaupt auch seitens der Banken Kunden ohne ausreichende Finanzpolster zum Immobilienerwerb anboten. Das war glaube ich IIRC das eigentlich Grundproblem gewesen: Die "unzureichend bemittelnden" Kunden konnten sozusagen "auf Kredit" eine Immobilie erwerben und bekamen sogar auch noch ein rückzahlungspflichtiges Darlehen dazu. Sie hatten danach also dann z. B. ein Haus und sogar erst einmal Geld, um Miete bzw. die Immobilienraten abzuzahlen. Deshalb aber - und wir wissen ja, wie es manchen Schichten in Amerika dabei geht - hatten diese Menschen ja nicht plötzlich einen besser bezahlten Job - oder überhaupt eine Arbeit - und wenn dann irgendwann das Darlehen alle war, waren sie wieder mittellos und hatten nun zudem eine Immobilie an der Backe, die sie ratentechnisch abzahlen hätten müssen. Aber wer, der nicht einmal genug Geld hat, um zu wissen, woher er in den nächsten Tagen seine Nahrungsmittel kriegt, kann dann noch irgendwelche Immobilienraten zahlen. -Ich hoffe jedenfalls, dass ich das so richtig verstanden gehabt habe!
Jedenfalls war also dieses ganze Immobilienangebotspaket letztlich nichts weiter als eine riesige Geldverbrennungsmaschinerie und das eigentlich kriminelle daran war IMO, dass ebenso, wie man durch Zinsen "Scheinvermögen" erwirtschaften kann, man durch Zinsen "Scheinverschuldungen" aufbauen kann. Das Idiotische daran war dann wohl wiederum gewesen, dass "Scheinverschuldung" nur solange in Kombination mit vertragsrechtlich verbindlichen Rückzahlungsvereinbahrungen funktioniert, so lange der "Schulder" auch tatsächlich etwas zurückzahlen kann.
Oder etwas simpel ausgedrückt: Wenn man jemanden wegen einer in Anspruch genommenen Servicedienstleistung eine Scheibe Brot schuldet und man sich selbst aber vielleicht gerade mal eine Scheibe Brot zum eigenen Überleben leisten kann - wenn überhaupt - wie viele Scheiben Brot kann man dann abgeben?
...Und, dass diese Ungerechtigkeit die Ursache dafür ist, dass dieses Modell überhaupt so erfolgreich ist, auch...
Sonst ja ACK zu dem, was Du schriebst. Aber sorry - nein - DAS ist IMO NICHT die Ursache dafür, dass das Kapitalismus-Modell so erfolgreich ist. Ungerechtigkeit bzw. "ungerechte Verteilung" ist eher ein Effektivitäts-Symptom dieses Modells, nicht aber die Ursache.
...aber, man sollte sich nicht der Illusion hingeben, der Staat würde sich wirklich so sehr für jeden einzelnen interessieren, wie es manche Leute fordern und die Politiker (aller Parteien) es darstellen...
Welcher halbwegs zu vernunftbegabtem Denken befähigte Mensch würde sich auch solch einer Illusion hingeben...
Ernsthaft sehe ich das auch nicht als seine Aufgabe an, sondern im Hinblick darauf (und wieder etwas sehr einfach ausgedrückt) die Wahrung, Einhaltung und Umsetzungsfähigkeit von Recht und Gesetz für die gesamte Gesellschaft zu gewährleisten.
Doch darin liegt IMO auch schon alleine im ökonomischen Zusammenhang gesehen eines der Hauptprobleme von Regierungen im Allgemeinen wie im Speziellen.
...In den USA laufen schon eine ganze Zeit lang die Prozesse und einige Bank-Manager wurden meines Wissens bereits verurteilt, während hierzulande die Politik scheinbar kein Interesse hat, die Sache aufzuarbeiten...
Sorry, aber da sehe ich das Ganze auch anders bzw. z. T. wie David Somerset. Und zudem kann und sollte man auch eher nicht die Rigidität der amerikanischen Klage-, Prozess- und vor allem Urteilspraxis mit der unserigen hier in Deutschland vergleichen. Ist jetzt nicht Unbotmäßig gemeint, aber Ben wird mir vielleicht gar einschätzungsgemäß zustimmen, dass ich IMO unsere deutsche Rechtsprechung insgesamt fairer und gerechter in vielen Belangen finde (bzw. diese es lange Zeit war oder gar die "längste Zeit gewesen sein könnte"...
).
...Und eigentlich hat die FDP damals ja eine Steuerermäßigung für alle versprochen.
Und auch hier sorry, aber da muss ich ebenfalls David Somerset darüber hinausgehend zustimmen. Seit WANN können wir überhaupt noch auf das vertrauen, was Parteien an sich vor den Wahlen versprechen.
Denn schon z. Zt. unserer Rotgrün-Regierung unter Schröder und Fischer hat sich gezeigt, dass letztlich z. B. großmundige Wahlversprechen á la "Unsere Probleme im Bildungssystem sind Chef-Sache No. 1" danach null und nada relevant waren.
Es ist also eigentlich absolut nichts Neues, zu der Erkenntnis gelangen zu können, dass bestimmte Systeme bzw. Teilsysteme z. B. des Finanzwesens in der Praxis ebenso zu einer Geldverbrennungsanlage geworden sind, wie die unseres (Regierungs)-politwesens zu einer Idealisten-Verbrennungsanlage.
Und der andere Witz an der Sache: IMO ist der Kapitalismus daran tatsächlich nicht Schuld - zumindest nicht vollumfänglich oder hauptursächlich. Wer aber andererseits ebenso "ausschließlich" die Schuld beim Menschen sucht, sucht dort ebenfalls zu großen Teilen vergeblich, weil man IMO dort auch nur über Abstraktionsspezifizierungen beim Individuum alleine endet.