Paar Gestalten hier im Forum wünschen sich wahrscheinlich, dass der Schütze ihn besser getroffen hätte.
Wenn ein Politiker ein Klima von Hass, Wut, Furcht und Gewalt schürt und am 6. Januar 2021 einen Umsturzversuch zu verantworten hat, um die us-amerikanische Demokratie durch eine Kleptokratie nach seinen Gnaden zu ersetzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass politisch motivierte Verbrechen begangen werden, enorm. Und manchmal fallen diese Taten dann auf ihre Urheber zurück. Die Ermordung politischer Gegner ist ein krimineller und moralisch verwerflicher Akt und hat, von sämtlichen ethischen Aspekten mal gelöst betrachtet, oft einen gegenteiligen Effekt, Stichwort Märtyrer.* Das war es auch schon. Wenn Du Mitleid erwartest oder dass Menschen sich dem Gott-Präsidenten Trump zu Füßen werfen und ihm sämtliche vergangene, gegenwärtige und zukünftige Schandtaten durchgehen lassen, weil jemand auf ihn geschossen hat, wirst Du zumindest in meinem Fall enttäuscht werden. Solange es noch eine amerikanische Demokratie gibt, ist Trump per Wahlzettel oder auf dem Rechtsweg zu schlagen, um diese zu bewahren, fertig.
So, und nun zwei trockene Anmerkungen zu dem Geschehen, das eine ein Tweet von 2015, das andere ein Scherz aus Studienzeiten:
"Ich hätte nie gedacht, dass Leoparden MEIN Gesicht fressen würden", schluchzt eine Frau, die für die Partei '"Leoparden fressen Gesichter" gestimmt hat.
"Wer ist denn Dein großes historisches Vorbild?" "Nun, das ist ein bisschen düsterer Stoff, aber mein großes historisches Vorbild ist ein homosexueller Mann, der von Hitler persönlich verhaftet und dann auf dessen Geheiß brutal ermordet wurde. Er wurde Opfer der Nazis und ist heute vielen gar nicht mehr bekannt." "Huch, das ist ja wirklich übel. Wie hieß der Mann denn?" "Ja, war klar, dass Du den Kameraden Ernst Röhm nicht kennst!"
Was den Punkt angeht, dass der mutmaßliche Schütze als Republikaner registriert war, heißt das erst mal nicht viel. Man muss sich in den USA generell als Wähler registrieren lassen, um seine Stimme abgeben zu können, und in 31 Bundesstaaten gibt es die freiwillige Option, eine Parteipräferenz anzugeben. Das erlaubt es einem dann, z. B. an internen Entscheidungsprozessen dieser Partei teilzunehmen, und ist dann Pflicht, wenn die Partei geschlossene Vorwahlen abhält. Es ist aber keine Stimme, am Wahltag kann ein z. B. ein registrierter Demokrat auch Republikaner wählen, und das ist gar nicht so selten.
Beispiel: John Doe hat sich 2011 im Bundestaat Idaho als Wähler registrieren lassen und da er gerne an den dortigen Vorwahlen der Republikaner teilnehmen möchte, gibt er auf dem Registrierungsformular diese Parteipräferenz an. Er ist nun registrierter Republikaner. Bei den Präsidentschaftswahlen 2016 wählt er diese auch, 2021 haben sich seine Einstellungen allerdings geändert und er wählt bei dieser Präsidentschaftswahl die Demokraten. Er ist trotzdem noch registrierter Republikaner, solange er daran nichts aktiv ändert.
*Tyrannenmorde wie die Anschlagsversuche auf Hitler mal außen vor gelassen