Hab (Urlaub) alle erhältlichen Teile auf BlueRay geschaut. Und der Eindruck aus den Büchern hat sich über die Filme in mir verfestigt....Was für eine fürchterliche MarySue ist eigentlich Peeta Melark? Selten empfand ich einen Charakter als so fürchterlich und penetrant, dass er mir fast eine ganze Buch/Film Reihe versaut hat. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin unbedingt noch eine Traingle Love Story in die Reihe quetschen wollte. Und die Autorin hat sich so sehr, in diesen wirklich anstrengenden Nice Guy Peeta verbissen (Katniss Interesse und Sorge um den Burschen ist fast unheimlich, fast gruselig mütterlich), das dem guten Gale schnell noch abscheuliche Ideen und Charakter Schwächen "angeschrieben" wurden, damit die Protagonistin sich noch klar für den ewig verletzten Heulhydranten Peeta entscheiden kann. DIE Gefühle konnte auch nur eine Jennifer Lawrence irgendwie glaubhaft vermitteln.
Während ich nachvollziehen kann, dass man Peeta auf diese Weise kritisch sehen kann, bin ich mir nicht sicher, ob Du den Begriff Mary Sue / Gary Stu in diesem Fall richtig anwendest. Den wesentlichen Kriterien dafür widersprichst Du in Deinem Beitrag (laut WikiPedia "mit höchst idealisierten Zügen und Charaktereigenschaften", "vertritt moderne Positionen", "zieht in der Handlung das Interesse aller anderen Figuren auf sich", "löst alle auftauchenden Probleme bravourös" und "mehrere Figuren verlieben sich in sie").
Außerdem finde ich nicht, dass man das Liebesdreieck in dieser Film/Buch-Reihe als hineingequetscht bezeichnen kann. Dazu ist es einfach viel zu eng mit der Gesamthandlung und den Entscheidungen der Figuren verwoben. Wenn man es herausnehmen würde, würde die Geschichte ganz anders passieren.
Ich persönlich muss sagen, dass ich in den Filmen von den beiden Charakteren Peeta von Anfang an lieber mochte und sympathischer fand als Gale (ganz asexuell betrachtet, dass bei Frauen aufgrund dessen die Befürwortung eher in Gales Richtung geht, kann ich mir denken
).
Nicht
ganz asexuell betrachtet (da ich in einem Alter bin, in dem beide Bübchen eher einen Mutterinstinkt als Partnerschaftsgelüste aufkommen lassen
sollten ): Ich fand Peeta auch von Anfang an sympathischer und mochte ihn lieber. (Ich bin allerdings bei Star Wars auch immer schon für Luke gewesen und konnte nie nachvollziehen, was frau an Han finden kann. Schätze, ich stehe einfach auf den unsicheren Heldentypen, nicht auf den strahlenden Selbstbewussten.
)
Dennoch sind deine Kritikpunkte nicht unangebracht. In der Höhle im ersten Teil etwa wäre Peeta ohne Katniss und ihre Hilfe vermutlich hops gegangen, oder als er die Nachtriegel verspeisen wollte. Einige brenzlige Situationen "meistert" er also im Grunde wirklich nur durch Katniss´ Anwesenheit und nicht von alleine.
Und was ist daran schlimm? Dass normalerweise das Mädchen die "Damsel in Distress" sein sollte, die vom Jungen gerettet werden muss? Katniss wird vom Anfang der Reihe an als diejenige etabliert, die mit ihren Jagd- und Wildniserfahrungen sehr viel bessere Voraussetzungen als der "verweichlichte Bäckerjunge" Peeta hat, die Hungerspiele zu meistern. Da ist es nur logisch, dass sie ihm hilft.
Ganz einseitig ist es aber auch nicht, auch er beschützt und warnt sie, und als er verletzt ist, hätte er sich ohne seine Fähigkeit zur effektiven Tarnung nicht retten können.
Und Katniss´ Gefühle für ihn fand auch ich in der Tat nicht immer nachvollziehbar, liegt aber auch daran, dass man in den ersten Teilen oft auch als Zuschauer nur erahnen konnte, ob sie nun wirklich etwas für ihn empfindet, oder nur das Spiel weiterspielt.
Was ich persönlich nicht verstehe: Im zweiten Teil zu Beginn ignoriert sie Peeta noch und zeigt ihm die kalte Schulter. Dann aber, als klar wird, dass entweder Haymitch oder Peeta in die Hungerspiele muss, bittet sie Haymitch, sich im Notfall für Peeta zu melden, da dieser, jetzt kommt es, "unbedingt überleben" muss... Ähm? Erst missachtet sie ihn und dann ist sie der Meinung, er muss "unbedingt überleben" und wiegt Haymitch´s Leben gegen das Peetas ab und entscheidet, dass Letzteres den höheren Wert hat. Warum genau, wo sie ihn doch sonst dauernd ignoriert? Das ist etwas, was ich bei den Filmen überhaupt nicht verstanden habe, vielleicht kann man das eher nachvollziehen, wenn man die Bücher gelesen hat.
Ich glaube nicht, dass all das im Buch ausformuliert ist, da es aus der beschränkten Ich-Perspektive von Katniss geschrieben ist und sie sich vieler Dinge selbst nicht bewusst ist bzw. sie verdrängt.
Meine Interpretation ist, dass sie Peeta schon seit Teil 1 liebt. Zu Beginn von Teil 2 will sie sich das aber nicht eingestehen. Da spielen viele Dinge hinein:
Sie will, dass wieder alles wie früher, vor den Spielen, ist, und dazu gehört eben ihre Beziehung mit Gale. Als ihr "Sandkastenfreund", der außerdem aus derselben "Kaste" stammt, verbindet die beiden viel mehr und es besteht eine große Vertrautheit. Mit Peeta zusammen zu sein, würde sie dagegen die ganze Zeit an die traumatischen Erlebnisse erinnern, die sie am liebsten für immer vergessen will. Irgendwie fühlt sie sich wahrscheinlich auch Gale verpflichtet, weil er sie und ihre Familie über so lange Zeit unterstützt hat.
Sie kann sich so lange selbst täuschen, bis Peetas Leben durch die Quarter Quell-Spiele in Gefahr ist. Da wird ihr klar, wie viel er ihr bedeutet und dass sie nicht einfach so tun kann, als ob nichts wäre.
Ihre endgültige Entscheidung für Peeta erklärt sich Katniss im Buch dann übrigens (abgesehen von der Entzweiung mit Gale wegen seiner Kriegsmethoden) so, dass sie selbst genug Feuer und zerstörerische Elemente hat und deswegen der ihr sehr ähnliche Gale nicht der richtige für sie ist. Peeta dagegen kann ihr geben, was ihr selbst fehlt: Die Wiedergeburt / den Wiederaufbau und den Glauben daran, dass es weitergeht und besser wird.
Micah