Ich habe doch tatsächlich heute schon Mockingjay Teil 1 gesehen - hatte gar nicht damit gerechnet, dass es so schnell klappt.
Auch dieser Film gefällt mir wieder sehr gut. Die Riesen-Euphorie von Catching Fire wird zwar nicht erreicht, aber das ist auch wirklich eine extrem hohe Messlatte.
(Es folgen Andeutungen, aber keine konkreten Handlungsspoiler.)
Sehr schön fand ich, dass man sich auch in Mockingjay 1 wieder viel Zeit für die ruhigen Szenen genommen hat und dass man der Versuchung widerstanden hat, die Actionszenen allzu groß aufzublasen. Durch die Zusammenschnitte bei den Trailern hatte sich bei mir die Befürchtung breitgemacht, dass man Katniss in Kampfszenen hineinversetzt hätte, in denen sie nichts zu suchen hat, aber das war zum Glück nicht der Fall. Außerdem hatte ich damit gerechnet, dass die Rettungsaktion viel mehr mit Kämpfen, Ballerei usw. aufgemotzt würde. Aber so wie sie war, war sie sehr gut, inklusive des "Abbruchs". Nur die Wartezeit hätte man noch ein bisschen mehr quälend in die Länge ziehen können.
Highlight für mich waren Peetas "Botschaften". Seine Veränderung war ja wirklich krass - das wurde aber sicher digital gemacht und war keine reale Abmagerungskur, oder?
Sehr gerührt hat mich auch Finnicks "Geständnis". Leider ist dessen Tragweite an dem großteils ziemlich jungen (und teilweise nervend raschelnd-knuspernd-tuschelnden
) Publikum in der Nachmittagsvorstellung wohl vorbeigegangen.
Mit Stef Dawson als Annie kann ich mich irgendwie immer noch nicht anfreunden. Gut, man hat sie noch in keiner Szene so richtig gesehen, aber für mich sah sie bei allen diesen kurzen Auftritten irgendwie seltsam aus.
Der von Mas Nerlo erwähnten Szene mit dem Lied stehe ich zwiespältig gegenüber. Einerseits war sie musikalisch auch für mich ein echter Gänsehaut-Moment, gerade nach dem doch etwas missglückten Synchro-Gesang von Katniss. Andererseits hatte mir das aber auch ein bisschen zu viel von Musical, was in diesem Film einfach unpassend wirkte.
Sehr bedauerlich finde ich, dass man sich für ein "entschärftes" Ende entschieden hat. Die erste "schwarze Leinwand" wäre so ein genialer Schlusspunkt gewesen, der alle Kinozuschauer, insbesondere natürlich die Buchunkundigen, entgeistert und entsetzt hinterlassen hätte. Gleich noch die Erklärung nachzuschieben, war IMHO überflüssig und hat einiges an Wirkung weggenommen. Andererseits waren die letzten Szenen mit dem Kontrast zwischen der Versammlung des gesamten Distrikts und der einsamen Katniss auf subtile Weise auch sehr schön. Vielleicht wäre es die optimale Lösung gewesen, zwar noch etwas "Nachgeplänkel" zu bringen, aber die eigentliche Erklärungsszene wegzulassen.
Natürlich musste ich während des ganzen Films immer wieder an Philip Seymour Hoffmans Tod denken, nicht erst am Schluss bei der Widmung. Es bleibt natürlich weiter die Sorge, dass der vierte Teil durch sein (teilweises) Fehlen leiden wird...
Apropos Schluss: Es lohnt sich durchaus, bis zum Ende des Abspanns sitzen zu bleiben, denn da kommt nochmal ein netter Effekt - und vorher außerdem Katniss' Gesang im Original und auch nochmal der Chor.
Micah