[Truuine System - Orbit von Truuine - Raumschiff "New Tide" - Vorn, Tikklas (Ridley Solaris-NPC), andere Gefangene und imperiales Personal]
Wann würde es enden? Wann würden die vielen Momente, Szenen, Szenarien und ganzen Tage endlich enden, in denen Vorn nicht Herr der Lage war? Er war es die letzten vier oder fünf Jahre gewesen. Nun, technisch gesehen war er es auch in dieser Zeit nicht gewesen, doch es gab Freiheit und Freiheiten und er kannte den Unterschied. Als Maggas Vollstrecker war er so frei, wie es kaum ein Wesen in diesem Universum sein konnte. Denn er war mit absoluter Sicherheit in göttlicher Hand. Diese würde ihn genau so wenig im Stich lassen, wie er es seinerseits tun würde. Natürlich war Vorn für Magga keine Marionette oder jedes Detail von vorn bis hinten vorherbestimmt. Der Gott war allwissend und folglich konnte er auch in die Zukunft sehen. Und natürlich alles beeinflussen, wenn er denn wollte. Da Vorn sich nun in dieser Situation befand, konnte nur einen Grund haben. Magga wollte es so. Er hatte dem Hünen so viel gegeben, das er anderen Menschen vorenthalten hatte. Warum sollte er das tun, wenn nicht... nun, wegen eines Plans? Als Vollstrecker musste Vorn ihn noch nicht verstehen. Nur Vertrauen haben und alles in seiner Macht tun, damit er gelang. Denn Magga wiederum vertraute ja auf ihn. Der Riese sollte eine Reise antreten. Von der bekannten Kolonie bis zu einem noch unbekannten Punkt irgendwo in der Galaxis. Aber was dazwischen passierte, war nicht einmal vorherbestimmt. Maggas Lehren besagten dies klipp und klar. Das Ziel war unantastbar. Der Weg dorthin hingegen... verhandelbar. Als Vorns Gedankengang erneut diesen Punkt erreicht hatte – auch um sich selbst zu beruhigen -, sah er auf.
Eine der Wärterinnen suchte scheinbar seinen Blick. Er erwiderte ihn stoisch, wie ein Räuber es tat, wenn er satt war und Beute betrachtete, die in naher Zukunft zu Fleisch zwischen seinen Zähnen werden würde. Vorn verachtete diese winzigen Kreaturen mit ihren komischen Uniformen. Fast ausnahmslos alle waren nicht nur klein - was in Ordnung gewesen wäre -, sondern auch offensiv dürr und kränklich schwach. Als wollten sie ihm bewusst zeigen, wie wenig sie sich selbst bedeuteten und wie wenig Wert sie auf ihr eigenes Überleben legten. Wäre Vorn nicht in dieser Situation, er hätte jeden einzelnen dieser Imperialen eigenhändig zerbrechen können. Buchstäblich. Doch was diesen uniformen und zugleich doch diversen Figuren an körperlicher Kraft fehlte, machten sie mit Technologie wett. Vieles, das Vorn in letzter Zeit gesehen und zum Teil auch am eigenen Leib hatte erleben müssen, war zu Hause in der Qualität schon seit Jahrhunderten nicht mehr möglich gewesen. Nicht einmal für den Atronachen. Die Stärke der Waffen, die einfach nur betäuben sollten, ließen selbst Vorn machtlos zurück. Was für alle Beteiligten schlecht ausgehen würde. Er hatte sich alle ihre Gesichter gemerkt und es war Maggas und sein eigener Wille sie alle zur Rechenschaft zu ziehen. Später. Womöglich viel später, denn Vorn hatte vor mitzuspielen. Sein Gott hatte ihn mit geradezu anstrengender Geduld ausgestattet. Genauer gesagt mit der Disziplin Geduld zu haben. Seine primitiven Instinkte riefen nämlich nach Blut.
Als die Wärterin weiter sprach und deshalb alle aufstanden, tat es auch Vorn und er lies dabei seinen Blick schweifen. Er kannte durch die Archive zu Hause viele Spezies, doch wenn er ehrlich war, dann hatte er sich nie wirklich die Mühe gemacht sich alle zu merken. Denn eigentlich hatte er nicht damit gerechnet die Kolonie jemals zu verlassen und in der gab es nur Menschen. Und in den vier Nachbarkolonien Evocii, Rodianer, Nikto und Gamorreaner. Jetzt befanden sich gleich sieben Spezies in der selben Zelle, die er zwar von Bildern her kannte, aber deren Bezeichnung verloren gegangen waren. Was nicht überraschte. Vorn konnte sich Gesichter relativ gut merken, doch Worte... nun, sie mussten angewendet werden, damit er sie sich merken konnte. Deshalb konnte er so gut in den Sprachen der vier Nachbarkolonien fluchen und das eine oder andere Körperteil benennen. Aber auch nicht viel mehr. Auf jeden Fall waren sie alle erbärmlich schwach. In der Zelle gegenüber gab es immerhin einen Trandoshaner, die er schon immer einmal herausfordern wollte. Aber bei sich? Alles Winzlinge. Nicht einer hatte auch nur so getan, als wolle er Vorns Vormachtstellung beenden. Die dem Hünen aber eh nichts brachte, da es in dieser Zelle nicht viel gab. Und mit „nicht viel“ war „gar nichts“ gemeint. Er hätte ihnen höchstens die Kleidung abnehmen können.
Ein guter Punkt. Daran musste Vorn noch arbeiten. Man hatte ihm seine Robe zwar gelassen, doch er hatte längst mitbekommen, dass dies nicht mehr lange so sein würde. Außerdem war sie arg in Mitleidenschaft gezogen worden, als die fetten schwitzigen Grunzer dieses schleimigen Hutten sich auf ihn gestürzt hatten. Noch so ein Gesicht, welches er sich gemerkt hatte. Nur den Namen seines kurzzeitigen Sklavenmeister hatte er nicht mitbekommen. Vermutlich wegen des Blutrausches, welcher seine Ohren in Watte gepackt hatte. Wie dem auch sei. Vorn konnte sich für eine gewisse Zeit von seiner Robe trennen. Magga tolerierte Pragmatismus. Sofern Vorn sich bei der nächstbesten Gelegenheit wieder seines Standes entsprechende Kleidung besorgte, wurde ihm diese Phase nicht negativ ausgelegt. Gleiches galt für seine andere Ausrüstung.
Als er an diese dachte, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Dies schien einen der Bewaffneten falsch verstanden zu haben und hielt seine Waffe plötzlich etwas fester und zielte noch mehr auf Vorn, tat aber noch nichts. Doch das war nicht sein Problem. Als würde er sich das „schlecht gelaunt sein“ verbieten lassen.
Bevor Vorn seine von ihm geraubte Ausrüstung visualisieren konnte, mussten sie schon aussteigen. Irgendwie hatte er die komplette Landung verpasst, derart in Gedanken war er gewesen. Kaum hatte Vorn die künstliche Atmosphäre des Schiffes verlassen, welche ihm von seiner Kolonie her sehr vertraut war, musste er sich zusammenreißen, um die Lebendigkeit des neuen Planeten scheinbar gleichgültig hinzunehmen. Tatsächlich aber spürte er, wie sein Körper sie positiv aufnahm. Seine Kolonie war ein sicherer, aber vollständig künstlicher und im Grunde lebloser Hafen in einem unendlichen Ozean aus Chemie und Tod gewesen. Eine Mischung aus Mine, Fabrik und Siedlung. Alles auf einen so engen Raum zusammengestellt, dass man selten die Chance bekam, sich frei zu fühlen. Danach war er in dem Shuttle gewesen. Dann auf Nar Shaddaa. Jetzt, in diesem Moment, war Vorns Körper das erste Mal in 30 Jahren mit echter Natur konfrontiert und er spürte bereits eine Emotion unter der Oberfläche aufkeimen, da disziplinierte er sich selbst und sah sich um, statt einfach nur die frische Luft zu atmen, das warme Licht auf der Haut zu spüren oder den Wind zu hören. Nein. Es gab auch hier genug Künstlichkeit.
Vorn sah viele unbekannte Raumschiffe, kleinere Gleiter und Fahrzeuge. Alle hatten sie dieses künstliche, aber effiziente militärische Äußeres und es bedurfte nicht einmal das Symbol des Imperiums, um sie als solche zu identifizieren. Hinzu kamen die unterschiedlichen Bewaffneten. Es gab hier zwei oder drei Gruppen, die wohl alle irgendwie zusammengehörten und dann doch wieder nicht. Manche sahen uniformer aus als andere und doch wirkte kaum einer von ihnen fehl am Platz. Insekten, ja, winzig und dürr, ja, kaum fähig einen echten Zweikampf zu überleben, ja, aber dennoch... selbstbewusst? Oder vielleicht eher „sie wussten was sie taten“. Sklavenhandel war also ein großes Ding in diesem Imperium. Und es sah ähnlich aus wie bei dem Hutten auf Nar Shaddaa. Auf jeden Nicht-Sklaven-Diener/Mitarbeiter kamen zehn oder gar hundert Sklaven. Dennoch glaubte Vorn an keinen erfolgreichen Aufstand. Er sah auf den ersten Blick vielleicht zehn oder zwanzig brauchbare Kämpfer. Der Rest hatte bereits als Kind vor der Welt kapituliert. Nutzlos.
Sie wurden schließlich in Zelte geführt. Ähnlich wie beim Hutt musste er sich einigen Test unterziehen und es wurden seinem Geschmack nach zu viele Flüssigkeiten aus und anderes Zeug in seinen Körper gepumpt. Alles in allem war es aber professioneller als auf dem Mond und ging geradezu maschinell schnell, was Vorn nur Recht sein konnte. Er würde hart arbeiten müssen, hatte man ihm gesagt. Also nicht hier, wo Wind und Sternenlicht einem entgegen kam. Vorn rechnete mit einer Anlage unter der Erde. Vielleicht sogar nahe oder unter Wasser, auch wenn er darauf nun wirklich verzichten konnte. In seiner alten Kolonie gab es maximal Trinkwasser. Schon für die Körperhygiene hatten sie auf Chemie zurückgreifen müssen. Er konnte also nicht schwimmen.
Als er das Zelt verließ, wurde Vorn von seiner ursprünglichen Gruppe getrennt und zu einer anderen geschickt, die schon eher seinem Geschmack entsprach. Es waren alles ausnahmslos Hünen, manche regelrecht Riesen und von der Muskelmasse her mindestens auf seinem eigenen Level. Oh ja, hier fühlte er sich schon wohler. Und natürlich zugleich bedroht. Ähnlich wie er musterten auch seine Nachbarn ihrerseits ihre neuen Kameraden und je nachdem, was sie sahen, hoben sie mal eine Braue, grinsten oder lachten gar. Der Trandoshaner direkt neben Vorn zischte. Es war nicht einmal derselbe wie noch auf dem Flug. Vorn drehte langsam den Kopf, musterte die übermannsgroße Echse bewusst langsam und sah dann wieder weg. Mit einer Mischung aus Schnauben, Grummeln und Seufzen quittierte er den Trandoshaner, der seinerseits mit etwas ähnlichem antwortete. Sie würden sich, sofern möglich, noch heute an die Kehle gehen. Der Riese auf der anderen Seite hingegen schien kein Interesse an Vorn zu haben. Stattdessen wirkte er eher so, als wolle er die Imperialen lieber schon gestern mit seinen Fäusten gespaltet haben. Verständlicherweise.
Irgendwann ging es weiter. Ein Schiff, welches einem Vogel ähnelte, landete und sie sollten einsteigen. Aus Gründen aber nicht alle. Kurz war Vorn versucht den Imperialen falsche Planung oder Inkompetenz vorzuwerfen, doch er wollte nicht den selben Fehler machen wie zuvor. Er konnte die durch Schockwaffen verursachten Nachwirkungen immer noch am Rücken spüren. Auch Insekten können sich zur Wehr setzen. Und Nester bauen. Also stieg er kommentarlos ein. Überhaupt hatte er bisher kein Wort gesagt. In den Lehren von Magga wurde sich gar nicht mal so wenig Zeit für Ungläubige genommen und wie man sich verhalten soll, sollte man ihnen begegnen. Eine dieser Lehren befolgte Vorn mit seiner Wortkargheit. Das würde sich aber noch ändern.
In dem Schiff selber wurde Vorn – und alle anderen Gefangenen – an ihre Sitze gefesselt und dann trotzdem noch von Wachen mit Waffen bedroht. Wie viele von ihnen mussten wohl zerfetzt werden, um so ein Sicherheitskonzept zu rechtfertigen, fragte sich Vorn und grinste grausam in sich hinein. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Wenn man so zerbrechlich war wie... nun, Knochen, dann handelte man derart ängstlich. Sie hatten allen Grund dazu. Diese blaue Frau war auch nicht besser. Der Hüne hatte sie schon abgeschrieben und doch war sie hier. Andererseits hatte sie ihn auch gekauft und wer, wenn nicht diese Gruppe, war es wert persönlich überwacht zu werden? Vorn ließ gerade seinen Blick über ihre weiblichen Kurven schweifen, da tauchte plötzlich ein Hologramm auf.
Es war ein... Fischding. Vorn kannte den Namen der Spezies, doch er fiel ihm gerade nicht ein. Viel wichtiger war, dass sie im Prinzip wie Trandoshaner dazu taugten im Zweikampf herausfordert zu werden. Wenn es da nicht diese Schwäche gab, welche diese Fische dazu zwang sich ständig unter Wasser bewegen zu müssen, damit sie nicht ersticken. Das hatte Vorn schon als Kind dramatisch komisch gefunden. Also komisch im Sinne von zum Sterben lachhaft. Wie konnte es eine solche Spezies geben, wenn man sie durch simples festhalten töten konnte? Es erhöhte ihren Status auch nicht, dass sie sich herablassend in eine Art Thron sitzend zeigte. Und dann kam es noch besser. Also schlimmer. Die Worte des Fisches klangen derart weibisch kindisch, dass Vorn kurzzeitig glaubte zu träumen. Doch nein, es war die Realität. Sie schwafelte ein derart unsinniges Zeug, dass sie jedweden Respekt verlor, den der gläubige Hüne vor imperialen Autoritäten hätte haben können. Schule? Sich aus der Sklaverei hoch arbeiten? Soziale Hierarchie? Vorn war kurz davor gewesen das Imperium besser zu finden als die Hutten auf Nar Shaddaa. Immer noch tötenswert, aber besser. Aber nach der Nummer? Das war zu viel. In einem Anfall aus nicht mehr zu beherrschendem Unglauben und Wut ließ er seine Arme schlagartig nach vorne schnellen. Sie kamen natürlich nicht weit, doch die Kraft dahinter war offensichtlich. Der für ihn zuständige Bewaffnete hob auch sogleich seine Waffe und zielte direkt auf seinen Kopf.
„Können wir diesen Schwachsinn endlich hinter uns lassen und mit der Schinderei anfangen?“ brüllte er lauter als notwendig und ignorierte das Hologramm dabei bewusst. Die blaue Offizierin, die so bemüht tapfer zu wirken versuchte, starrte er hingegen an. Oh ja. Wenn sich die Gelegenheit ergab, würde er sie durchs Bett jagen. War schon viel zu lange her...
[Truuine System - Truuine - Lambda-Shuttle - Auf dem Weg zu Ziel X - Vorn, Tikklas (Ridley Solaris-NPC), andere Gefangene und imperiales Personal]