Darth Ki Gon schrieb:
Nun ja, wenn ich Episode I sehe, sehe ich einen guten Film (zweifellos mit Fehlern, - wie jeder andere SW - Film auch), der alles hat, was SW ausmacht und das Kunststück vollbracht hat Star Wars souverän aus den 80ern in die 90er zu bringen.
Du ärgerst dich wohl eher, wenn du den Film siehst oder über ihn nachdenkst.
Tja, ich für meinen Teil genieße lieber einen guten Film, als mich zu ärgern, - aber jedem das Seine.
Leider sehe ich nur verschenktes Potential mit dem Anbiedern an die zahlungskräftige Zielgruppe der 6-12 jährigen.
Aber jeder hat eine andere Meinung und solche Aussagen muss man allen Leuten erlauben.
Vor allem zeigt es, dass sie viel rumschreien kann und eine Menge übler Beleidigungen kennt. Durchsetzen kann sie sich wohl auch, - aber eine starke Persönlichkeit kann ich noch nicht so ohne weiteres ableiten.
Wenn man nach tagelanger Folter, psychischen Qualen und ernormen Schuldgefühlen (sie ist indirekt Schuld, dass Alderaan jetzt "gone with the wind" ist) zeigt es doch von ernormer Stärke, dass man nicht lethargisch in der Zelle bleibt (oder versucht sich umzubringen) sondern sogleich die nächste Möglichkeit sucht zu fliehen und dabei auch noch die Führung übernimmt. Auch ihr Kommentar, als Sturmtruppler Luke auftaucht (genau Sturmtruppler, die sie normalerweise zu den Verhören und Folterungen) führen, zeigt doch ganz klar, dass Leia eine starke Persönlichkeit hat, die bestimmt mehr kann als rumschreien.
Auch der ganze Einsatz in der Rebellion (sie ist kein Straßenkind, das vom Imperium schikaniert worden wäre. Sie hätte sich ein schönes Leben machen können, in Reichtum. Luxus und Sicherheit) zeigt doch ihren Charakter.
Und dabei bleibt sie nicht nur im Hintergrund (man Vergleiche mal diese Führer der Rebellion mit Stalin oder Lenin oder zur Zeit Osama (ja der Vergleich mit der Rebellion hinkt hier, wenigstens aus westlicher Sicht), sondern begiebt sich auf eine der gefährlichsten Aufgaben.
Und hätte sich damit genau der eindimensionalen vorhersehbaren Handlungsweise hingegeben, die ihr ihre 2 Charaktereigenschaften gestattet.
Dagegen stirbt Padme an gebrochenem Herzen und durch diese Tatsache dreht sich ihr Charakter (pflichtbewußt, kämpfend, niemals aufgeben liebt Anakin, liebt ihre Kinder) um 180°. Warum kämpft sie nicht weiter? Sie weiß doch, dass "noch Gutes in Anakin" ist. Sie liebt ihre Zwillinge, gibt ihnen sogar noch Namen.
Vielleicht bin ich zu wenig romantisch (wirft mir meine Freundin auch immer vor), aber mir kommt es einfach so vor, als würde Padme hier sterben, weil sie sterben muss (aus Drehbuchgründen).
Das ist nicht die Verantwortung des Charakters Padme, sondern die von GL.
Warum konnte man Anakin sie nicht lebensgefährlich verletzen lassen? Aber das ist ein anderes Thema.
Darth Ki Gon schrieb:
Erstmal hast du recht, dass ich Luke als "Positivbeispiel" (In Anführungszeichen, da ich die sterotypen Figuren der OT ansonsten auch nicht als negativ ansehe) hätte erwähnen sollen.
Ich habe bei der Erstellung des Posts auch an Luke gedacht, als ich über Anakin geschrieben habe. Aber rein gefühlsmäßig kam er einfach nicht an Anakin heran, ich habe mir einige Gedanken gemacht und glaube ich weiß, wieso das so ist.
Es kam mir nur ein wenig seltsam vor, dass du einfach das Positive weglässt und dann zum Ergebnis kommst, dass alle Charakter in der OT flacher als die der PT sind. Solche Manipulationen kenne ich nicht, von dir. Aber wenn du deine Meinung begründest, kann man eine solche Auswahl natürlich auf jeden Fall zulassen.
Erstmal möchte ich sagen, dass das kein Popularitätswettbewerb sein soll. Du stellst ausführlich da, wie richtig Luke handelt und was er bereit ist zu tun. Das spricht dafür, dass er ein sehr positiv (was auch eine gewisse Schwäche von ihm ist) besetzter Charakter ist, aber noch nicht unbedingt dafür, dass er ein besonders tiefgreifender ist.
In der Tat ist der Weg von Luke zu dem von Anakin sehr ähnlich, ja geradezu spiegelbildlich, aber leider zeigt sich hier auch die relative Schwäche von Luke.
Ich muss zugeben, dass ich besonders am Ende meines Post ein wenig sehr ins Moralische abgedriftet bin, obwohl die moralische Komponente nichts mit der Tiefe der Charakter zu tun hat.
Viel Kredit verspielt Luke bei mir in Episode IV. Ich finde hier auch wirklich nicht, dass er gut gespielt ist, er nervt irgendwie, bestes Beispiel ist hier die Szene wo Luke in Ekstase mit schüttelnden Kopf in Leias Zelle kommt, - da kann man wirklich nur sagen "Hey Junge, was hast du genommen, komm erstmal wieder runter".
Luke agiert hier schablonenhaft, er ist der typische Jedermann, der in ein Abenteuer hineingezogen wird und mit dem sich der Zuschauerjedermann indentifizieren soll. Lucas verliert sich darin und vergißt darüber den Charakter, was sich vor allem darin zeigt, dass Luke überhaupt nicht reagiert, als sein Freund gestorben ist. Ich meine jetzt nicht während der Schlacht, aber die Stimmung, als er wieder landet ist von seiner Seite aus deutlich zu ausgelassen.
Draht Vader hat hier einige gute Gegenbeispiele gebracht. Noch hinzufügen wollte ich, dass auch Anakin in Ep.I hier ein schablonenhafter überbegabter Junge ist. Obwohl er ein schlimmes Leben hat, ist er nett, lieb und will Wildfremden Menschen helfen. (Halt ein kleiner Messias). Dann hat er noch Zuneigung zu nem hübschen Mädel, das ein wenig älter ist. Und er kann halt toll fliegen und rettet auch noch den Tag. So viel Charakter erkenne ich hier auch nicht.
In Episode V nervt Luke zumindest nicht. Wirklich Charakter entwickelt sich imo aber erst während des Kampfes mit Vader. Du sagtest er macht alles richtig, was Anakin falsch macht. Das stimmt zwar nicht ganz, aber insg. macht er doch noch zu viel richtig, wodurch sein Handeln vorhersehbar wird. Wenn Vader Luke die Macht über die Galaxies anbietet sind die Fronten klar: Da ist Luke der strahlende Held und auf der anderen Seite ist der böse schwarze Mann und niemals würde Luke sich auf so ein Angebot einlassen. Früher hat mir in dieser Szene immer sehr stark tatsächliche Dramatik gefehlt. Durch die PT hat man jetzt in dieser Szene, sofort die entscheidende Szene von Anakin, Mace und Palpatine vor Augen. Man erkennt, dass die Situation hier ähnlich zugespitzt ist und plötzlich gibt es diese zuvor herrschende Klarheit nicht mehr, plötzlich ist alles offen und in dieser Szene könnte jetzt alles mögliche passieren. Sehr beeindruckend, aber alleine aus sich selbst heraus hat das die OT nicht geschafft.
Der Wandel vom Farmboy(naiv) und Helden der Rebellion(furchtlos, draufgängerisch) hin zum in seine Schranken gewiesenen Padawan(er überlegt mal was er tut und erkennt, dass er nicht des Lebens letzter Schluß ist und versagt sehr oft) hat doch hinreichend Charakterbildung (im wahrsten Sinne des Wortes).
Doch auch du hast recht, dass er seine Freunde retten will war alles andere als unvorhersehbar. Der Kampf mit Vader, doch vor allem die "I am your Farther"-Szene geben ihm dann auch noch einen wirklichen inneren Konflikt (zuvor war klar was er machen musst => Vader töten, Imperium bekämpfen) an dem er ja fast scheitert. Es geht hierbei aber weniger um die Frage ob sich Luke Vader anschließt (zwar ist sein Vater sein Vorbild "Ich will Jedi werden, weil mein Vater auch einer war" doch hat Luke keine wahre Verbindung zu ihm, außer Vermutungen und dieses idealisierten Bildes von Obi-Wans Freund, einem guten Piloten und ehrenwertem Jedi), den in diesem Moment ist Luke von dieser Offenbarung total überfordert, sondern um die Frage was er (sollte er fliehen können) jetzt im Hinblick auf sein Ziel (bösen Vader zu zerstören) macht.
Wenigstens merkt man bei Luke, dass dieses Treffen ihn völlig verändert (im Gegensatz zum Tuskenmassaker von Anakin, dass nach einem Tag wieder vergessen scheint und nur kurz am Anfang von Ep.III wieder auftaucht). Ich bin mir sicher, dass wenn Vader ihn nochmals in die Finger bekommen hätte (Hyperantrieb des Falcen wird nicht von R2 repariert) wir bald einen dunklen Luke gesehen hätten.
Den ROTJ - Luke mochte ich schon immer, Hamil hat hier auch wirklich gut geschauspielert. Trotzdem ergibt sich da das Problem, dass ich den ROTJ - Luke jahrelang gedanklich vom Rest - Luke getrennt habe. Das waren für mich praktisch zwei getrennte Charaktere. Luke macht einen gewaltigen charakterlichen Sprung zwischen den beiden Episoden, - ich umschreibe das gerne mit "er wird schlagartig erwachsen". Was dahinter steht und wieso diese Entwicklung einsetzt ist beeindruckend, aber auch nicht so ohne weiteres nachvollziehbar (zumindest nicht für Kinder).
ACK. Wobei dann für mich die Frage ist, ob der Sprung den Anakin zwischen I und II und auch innerhalb von II (Obi wie ein Vater, er lässt ihn aber nicht vorankommen, er ist an allem Schuld, man muss ihn aber retten, dennoch hört man nicht auf ihn) macht da eher ohne weiters nachvollziehbar ist (für Kinder aber auch für Erwachsene.) Auf mich machte der Ep.II-Anakin einfach den Eindruck eins Rotzbengels, dem mal einer die Grenzen zeigen muss.
Luke in Jabbas Palast gefällt mir wahnsinnig gut. Kalt, berechnend und ein beeidnruckendes Maß an Dunkelheit. Interessanterweise wird die Jabba - Handlung aber auch von "Nur - OT Fans" überraschend häufig als langweilig und muppetmäßig überladen charakterisiert. Das ist genau jene oberflächliche Haltung, mit der in der Regel auch der PT begegnet wird. Interessant, dass von einer angeblich so tiefgehenden OT geschwärmt wird, aber genau dann, wenn bei einen Charakter mal wirklich weit mehr passiert, als man auf den ersten Blick auf der Leinwand erfassen kann, diese Tiefe nicht wahrgenommen zu werden scheint.
Ich mag die Thronsaal-Sequenz sehr gerne (auch wie die Cantina-Szene die ich in ANH einfach LIEBE!). Auch der skrupellose Luke gefällt mir. Was mir nciht gefällt ist das SE-Musikvideo (hey mama schau mal was ich alles mit dem Computer machen kann. Mama du schaust ja gar nicht!). Genau aber in dieser Tradition sehe ich die überladenen PT-CGI-Orgien. Nichts gegen tolle Effekte (und die Effekte in der PT sind toll!) aber dann bitte nicht den Effekt um des Effektes willen. Aber auch heir driften wir wieder ab.
Die Thronsaal-Konfrontation gehört mit zum Besten, was SW zu bieten hat. Allerdings ist der Charakter Luke doch wieder etwas in seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Zwar setzen Vader und der Imperator Luke unter Druck und dieser leidet sichtlich, trotzdem ist klar, dass Luke diese Prüfung meistern wird [denn er ist der Gute und es ist niemand im Spiel (Leia wäre auch im Gesamtkontext der Saga eine gute und sinnige Möglichkeit gewesen), der sonst den Tag retten könnte.]. Hingegen kann man bei Anakin lange zweifeln und aufgeregt im Kinositz hin und her rutschen. Zwar deutet sich das Unglück in Episode III schon früh an, aber man kann trotzdem hoffen (oder könnte, wenn man es nicht bereits wüßte), dass Anakin doch noch die Kurve bekommt.
Die konkrete Lösung von Lukes Problem im Thronsaal ist allerdings in der Tat genial und diese Leistung von Luke ist zutiefst beeindruckend.
Ohne Frage bietet Luke einiges, aber es reicht nicht an Anakin heran.
Aber bis zum Moment, als Luke (unverhofft) sein LS wegwirft, ist diese Entwicklung IMHO noch nicht so klar. Er hat schon einmal versagt und vor allem durch diese Skrupellosigkeit am Anfang von Ep.VI haben wir doch ein düsteres Bildes. Sozusagen einen beschmutzen Helden. Auch die heftigkeit mit der er Vader attakiert, selbst als dieser keine Gefahr mehr ist, sondern nur noch röchelnd am Geländer hängt und halt sein LS noch in der Hand hat, zeigt doch dass er genau jetzt von seinem Gefühlen übermannt wird und er sich aus diesem Sog vielleicht nicht mehr alleine heraushelfen kann.
Dennoch weiß man , dass es ein Happy End gibt (hey es ist immer noch ein Märchen), und man weiß auch, dass Anakin fallen wird. In Episode II und besonders in III wird unmißverständlich klar gemacht, dass Anakin zum SChluß seiner eigenen Arroganz und seiner Machtgier, aber auch seinen Verlustängsten erliegen wird.
Selbst wenn ich die OT nciht gekannt hätte, bin ich mir sicher, dass ich mich in der Windu-Palp-Anakin Szene nicht gefragt hätte, was Anakin macht. (Soviel zur Vorhersehbarkeit). Spätestens seit der Köpfung von Dooku ist klar, dass Anakin seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat und seine Verlustangst (nicht zu verwechseln mit dem Gefühl der Liebe) die Stärkste dieser Wallungen ist.