[Outer Rim | Hyperraum | auf dem Weg nach Bastion | GSD „Shark“ | Gänge des Schiffes] Ritari Selesca, Akesha Teliin
Akesha brachte fast ein Lächeln zustande, als die ihre Kameradin das Lob an sie richtete. Ohne ein weiteres Wort, begaben die Pilotinnen sich zu ihren Spinden. Akesha schälte sich aus ihrer Flugkombi und den Rüstungsteilen und verstaute alles in dem, in trostlosem Grau lackierten Schrank. Während sie noch die Lebenserhaltung fein Säuberlich in dem dafür vorgesehenen Fach verstaute, dachte die Umbaranerin über die vergangene Übung nach. Sie hatte schnell reagiert und war dem Turbolaserschuss ausgewichen. Etwas an dieser Situation störte sie aber doch. Sie hätte eigentlich die Reaktion ihrer Kameraden verschnellern sollen, doch sie war in dem Moment zu abgelenkt gewesen um ihre telepathischen Fähigkeiten einzusetzen. Mit einem sanften Stoß hätte sie die Informationen ihrer Gedanken in den Kopf der anderen einbringen müssen, um so dafür zu sorgen das sie den Strahl im selben Moment bemerkten wie sie. Diese Art von simpler Manipulation hätte der kahlköpfigen Frau leicht fallen müssen. Sie war in keinster Weise zufrieden mit sich. Akesha legte den Helm in das oberste Fach des Spindes und schloss die Tür. Wie so oft kam die Umbaranerin sich in ihrer Uniform mehr als albern vor, aber Vorschriften waren nun mal Vorschriften. Stumm folgte sie Ritari zu ihrem Quartier. Einige Soldaten der Flotte waren ebenfalls in den Gängen unterwegs und grüßten die Pilotinnen im Vorbeigehen. Akesha würdigte sie keines Blickes während sie zügig voranschritt. Das Gebaren sowie die Gedanken der Soldaten langweilten die Pilotin. Kurz legte sie ihren Telepathischen Fokus auf Ritari nur um festzustellen, dass deren Gedanken noch langweiliger waren. Sie beließ also ihre Gedanken bei sich und dachte den kurzen Weg über an ihre Vergangenheit. Sie hatte nicht nur das Fliegen auf Umbara gelernt sondern auch den Kampf mit dem Messer. Sie hatte gelernt ihren Gegner auf verschiedenste Arten zu töten und auch das hatte sie gelangweilt. Wenn man wie sie die Gedanken der Gegner lesen konnte, war der Nahkampf recht einfach. Sie wusste was ihr gegenüber gleich tun würde und konnte somit in den wenigsten Fällen auch nur angekratzt werden. Das war auch einer der Gründe warum sie Pilotin geworden war. Es war wesentlich herausfordernder wenn sie nicht die Gedanken ihrer Feinde lesen konnte. Akesha lebte für Herausforderungen und würde sich nie mit einfachen Aufgaben anfreunden können. Sie wandte sich der Tür auf der rechten Seite zu und öffnete sie durch einen Knopfdruck am Wandrelais.
Sie betraten den düsteren in Grau gehaltenen Raum. Es war gerade genug Platz für ein Stockbett und eine Schrankwand, aus der man einen Tisch und zwei Sitzgelegenheiten ausklappen konnte. Ritari hatte das untere und Akesha das obere Bett. Da sich ihre Kameradin auf das Bett gesetzt hatte, klappte Akesha sich den Tisch und einen Stuhl aus. Aus den, hinter der Tischplatte verborgenen, nun aber offenen, Regalen nahm die Umbaranerin ein Datenpad und setzte sich an den Tisch. Als Ritari das Wort an sie richtete, sah die hellhäutige Frau auf und blickte die andere Pilotin an.
„Sag mal wie war es bei dir Zuhause so? Du hast recht wenig von dir erzählt seit du auf Bastion zu uns gestoßen bist.“
Akesha beschloss, sich diesmal auf das Gespräch einzulassen und aus dem Kopf ihrer Kameradin heraus zu bleiben. Sie brachte ein Lächeln zustande, was wahrscheinlich eher Psychopatisch wirken mochte, aber freundlicher Natur war.
„Wie es bei mir Zuhause war… Hmm… Sagen wir es mal so. In erster Linie waren die Lichtverhältnisse anders. Um genau zu sein ist mein Heimatplanet in immerwährende Dunkelheit gehüllt. Das ist auch der Grund warum ich das Licht hier immer runterregle. Zu helles Licht ist für unsereins unangenehm musst du wissen.“
Sie faltete die Finger auf dem Schoß und sprach nach einer kurzen Pause weiter. Ihre Mimik war wieder ausdruckslos und während sie erzählte wurde ihr klar, dass sie schon lange Zeit keine Gespräche mehr geführt hatte.
„Die Umbaraner sind ein sehr Ehrgeiziges Volk. Was nicht bedeutet, dass wir Schönheit nicht zu schätzen wüssten. Unsere Städte sind atemberaubende Bauten und unsere Kunst ist wunderschön. Allerdings würdet ihr Menschen all dies nicht so sehen… Aus dem einfachen Grund das ihr auf Umbara fast nichts sehen könntet. Mit Scheinwerfern und Nachtsichtgeräten sind unsere Kunstwerke nämlich nicht zu erkennen.“
Sie machte eine Pause und ließ ihre Worte wirken. Ja sie vermisste ihre Heimat. Auch das Licht in den Imperialen Gebäuden und Schiffen ging ihr oft gehörig gegen den Strich, aber sie wäre nicht Akesha wenn sie sich von derlei Kleinigkeiten von ihrem Ziel abringen lassen würde. Sie genoss es von ihrer Heimat zu sprechen und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
„Fast alles was ich kann, habe ich dort von meinen Verwandten gelernt. Den Umgang mit dem Messer zum Beispiel. Oder der Einsatz von Pfeil und Bogen. Wobei letzteres wohl mehr an den Vorlieben meiner Familie für Uralte Waffen lag. Trotzdem ein Pfeil aus Holz oder Metall viel weniger effektiv ist als ein Blasterbolzen, so kann er doch eine Tödliche und nahezu lautlose Waffe sein. Vor allem gegen Fremdweltler waren Pfeile auf Umbara oft das effektivste Mittel, solange sie keine Panzerung trugen oder diese Lücken aufwies. Einen Blasterschuss in der Dunkelheit… Den kann man sehen… Einen schwarzen Pfeil in der Dunkelheit auszumachen oder das Geräusch des Schusses zu hören ist dagegen fast unmöglich. Ich jedenfalls habe es geliebt mit dem Bogen zu trainieren. Wie die Sehne ein leises „Zing“ von sich gibt während der Pfeil mit einem sanften Zischen durch die Luft fliegt und schlussendlich mit einem stumpfen Geräusch in das Ziel eindringt. Ich sage dir, das ist ein Unglaublich intensives schießen.“
Akesha war die Mimik ihrer Kameradin nicht entfallen. Sie wirkte höchst überrascht und schien im ersten Moment nicht zu wissen wovon genau Akesha da nun sprach. Innerlich über die Beschränktheit des Menschlichen Verstandes seufzend, konzentrierte sie sich wieder auf die Gedanken der Pilotin um sie durch sanfte Manipulation zu den richtigen Erkenntnissen zu bringen. Zwar wäre sie wohl in den nächsten drei Sekunden selbst dahinter gekommen, jedoch arbeitete das Gehirn eines Menschen definitiv zu langsam für die Umbaranerin. Sie stellte zufrieden fest, dass Ritari nun erkannt hatte was mit Pfeil und Bogen gemeint war und zog sich wieder aus ihren Gedanken zurück. Akesha hatte Ritari zwei Sekunden schneller zu der Erkenntnis kommen lassen. An sich eine unbedeutende Zeit aber in Situationen wie Raumschlachten waren selbst Sekundenbruchteile oft entscheidend. Wenn das Gehirn des Piloten nur Null Komma Eins Sekunden brauchte um eine Information zu verarbeiten war das besser als wenn es, wie das Menschliche Gehirn, Null Komma Drei Sekunden brauchte. Dabei war die unbewusste Reaktion auf Gefahr oder die Reflexartige Reaktion nur so schnell. Oftmals brauchte das Gehirn der Menschlichen Spezies entschieden länger wenn es Informationen abrufen und in Form von Gedanken formulieren wollte. Etwas was bei Umbaranern wesentlich schneller ging. Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf um sich von den Gedanken der anderen Pilotin zu trennen und sich wieder auf das Gespräch an sich zu konzentrieren. Gerade wollte sie wieder anfangen zu sprechen, als das summende Geräusch der Klingel ertönte. Auch ohne ihre Gedanken zu lesen konnte Akesha anhand der Mimik der schwarzhaarigen Frau, ihre Überraschung und Verwunderung ablesen. Akesha blickte ihr nach als sie die Drei Schritte bis zur Tür ging und diese öffnete. Als die Umbaranerin ihren Captain in der Tür stehen sah, ertappte sie sich dabei ebenfalls Überrascht zu sein. Doch ohne eine weitere Reaktion zu zeigen, wandte sie sich wieder dem Datapad zu und hörte nur nebenbei das, was Olonka zu Ritari sagte.
„Ritari schön, dass ich dich zu fassen kriege. Mir wurde von Commander Daala mitgeteilt, dass du an deinem Jäger herum geschraubt hast ohne dafür eine Befugnis zu haben. Ich erteile dir hiermit eine mündliche Verwarnung und lege dir ans Herz, dass du dich um eine Befugnis kümmerst. Ich weiß, dass du die fachliche Kompetenz besitzt aber du weißt auch, dass wir uns an die Vorschriften für unsere Zuständigkeit halten müssen.“
Akesha war überrascht das Ritari eine Verwarnung bekam. Sie hatte seit sie auf dem Schiff stationiert war, keinen Fehltritt der anderen Frau bemerken können. Auch waren die Gedanken ihrer Kameradin bisher nicht bei einem Verstoß oder von Unbehagen erfüllt gewesen. Wann mochte dieser Schnitzer wohl passiert sein? Sie konzentrierte sich nun mehr auf die Gedanken der schwarzhaarigen Pilotin und war sich sicher, dass sie gleich alle Fragen beantwortet bekommen würde. Erst fiel es Akesha schwer aus all den Eindrücken, Bildern und Worten die aus den Gedanken der anderen auf sie einstürmten schlau zu werden. Doch nur Sekunden später hatte Ritari das Puzzle zusammengesetzt und das Chaos in ihrem Kopf geordnet, so dass Akesha den Gedanken folgen konnte. Sie in der Gänze zu erfassen erforderte aber all ihre Aufmerksamkeit, so dass sie nur die Informationen aufnehmen aber nicht selbst nachdenken konnte. Sie bekam nur durch die Gedanken der TIE-Pilotin mit das sie sich gegenüber niederlies um das Formular auf dem Datapad auszufüllen, welches Olonka ihr gegeben hatte. Akesha zog die Notbremse und begann wieder selbst zu denken und bemerkte gar nicht wie sie Ritari einfach mit leerem Blick anstarrte, bevor sie drei Sekunden später wieder ganz sie selbst und nur in ihrem Kopf war. Nun nahm sie ihre Umwelt auch wieder selbst wahr und sortierte die Informationen die sie soeben aufgenommen hatte. Ritari hatte also bei der Schlacht um Fresia diesen bedauerlichen Fehler begangen. Und sie ärgerte sich über Bürokratie. Das war zum Schluss mehr als deutlich gewesen und wurde durch die Worte, die sie nur Sekundenbruchteile später vor sich hin murmelte nur bestätigt.
„Verdammte Bürokratie. Ich hasse das.“
„Ja das war sehr offensichtlich zu spüren.“
Akesha nun wieder ganz sie selbst antwortete etwas außer Puste klingend. Es hatte sie doch gewaltige Anstrengung gekostet so detaillierte Gedanken aufzunehmen und zu verarbeiten. Sie würde das wohl wieder mehr üben müssen. Ihre Mentalen Fähigkeiten waren seit dem Verlassen von Umbara merklich zurückgegangen, da sie keine Kameraden hatte mit denen sie Telepathisch kommunizierte. Es fehlte ihr schlicht die Übung, wie ihr nun schmerzlich bewusst wurde. Nun, dann würde sie jetzt wohl ständig üben müssen. Sie war in keinster Weise bereit ihren größten Vorteil, den sie anderen Spezies gegenüber hatte, verkümmern zu lassen.
[Outer Rim | Hyperraum | auf dem Weg nach Bastion | GSD „Shark“ | Quartier von Ritari und Akesha] Ritari Selesca, Akesha Teliin