CK-2587
The Lone Gunman
[Im Nichts]
Sinneseindrücke zogen wie eingetaucht in eine klebrige Substanz an einem Geist vorbei, der wusste, dass es längst an der Zeit war, loszulassen, sich nicht mehr zu klammern und jene Grenzen zu passieren, die ein jeder nur ein einziges Mal überschreiten konnte. Dieser Geist hatte die Barriere zwischen Leben und Tod bereits erblickt ? und war den Fängen des süßen, ewigen Schlafs entrissen worden. Die Zeit war noch nicht reif gewesen ? doch jetzt war sie es. Sämtliche Brücken zum Leben diesseits der Barriere waren abgebrochen, alles was blieb, war ein Bild? ein Gesicht, ein wunderschönes Gesicht, aus dessen braunen Augen heiße Tränen der Verzweiflung flossen?
Und Schmerz?
?Überrascht, noch am Leben zu sein??
Der Schmerz erweiterte sich. Kälte, Blöße, das Gefühl unnatürlicher Benommenheit, das den Verstand daran hinderte, mit seiner gewohnten Effizienz zu verarbeiten ? schließlich hatte er sich in diesem Moment auf das Sterben vorbereitet. Doch von der Agonie des Sterbens keine Spur? stattdessen?
?Tatsächlich weilen Sie bereits etwas länger wieder unter den Lebenden??, fuhr die gesichts- und körperlose Stimme fort, die vor ihm in der Schwärze hing und sich ihm scheinbar nicht optisch offenbaren wollte. Waren seine Augen überhaupt geöffnet?
Gedämpftes Licht drang durch die sich auftuenden Schlitze, doch sie blendeten ihn, als würde er Zeuge einer gigantischen Supernova. Immer noch fühlte er sich benommen, schmerzte sein gesamter Körper, seine Kehle? Drogen? Folter? ein Verhör? Und dann diese Stimme?
Die Umrisse schärften sich. Er selbst schien mit zwei primitiven, von der Decke eines Raumes, der sich überall befinden konnte, baumelnden Ketten gefesselt und war bis auf einen spärlichen Schurz nackt. Jede Faser seines Körpers schrie nach Schmerzlinderung und nur langsam vermochten seine Augen es, zwei eisblaue Augen auszumachen, die ihn aus einem grausamen Gesicht anstarrten. Dieses Gesicht wiederum gehörte zu einer Frau, deren zu einem strengen Knoten gebundenen pechschwarzen Haare leicht im Schein der spärlichen Beleuchtung glänzten. Der Schockstab in ihrer rechten Hand und die eindeutig identifizierbaren imperialen Rangabzeichen an ihrer schwarzen Uniform ließen ihn wieder an seinen schmerzenden Körper denken.
?Cris Sheldon, Einheit CK-2587? Deserteur, Verräter am Imperium? Offizier des republikanischen Geheimdienstes.?
Die farblosen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.
?Ich weiß eine Menge über Sie, Sheldon. Mehr als Sie über sich wissen, möchte ich meinen. Auch wenn Ihnen der Name Stradlater auch dann nichts sagen würde, wenn Sie sich erinnern könnten.?
Der Gefesselte hustete.
?Stradlater??, krächzte er. Seine Stimme war kaum mehr als das zu erkennen, woran er sich erinnern konnte? Erinnern? Es fiel ihm schwer?
?Nie gehört.?
?Natürlich nicht, Sie pathetische Kreatur. Kein Bauer kennt die Namen der Personen, die das große Spiel zu spielen verstehen. Sie sind ein solcher Bauer, Sheldon. Ebenso wie ihr Vater es war.?
?Mein Vater???
?Ja. Aber warum verschwende ich meine Zeit mit Ihnen, Sheldeon. Sie können sich vermutlich nicht erinnern ? das ist bei einem Tiefenverhör der Stufe Fünf selten der Fall ? aber Sie haben mir bereits alles gesagt, was Sie wissen.?
Die Mimik der Frau ließ nun andeuten, dass diese Tatsache sie frustrierte.
?Und das ist nicht viel, wenn man davon absieht, wie oft Sie den Namen dieses Mädchens gewimmert haben? erbärmlich. Ich hätte von einem ehemaligen Soldaten des Imperiums mehr erwartet.?
Ein Mädchen?
?Akemi??
Die Frau winkte ab.
?Das ist irrelevant. Stradlater scheint seinen Willen zu bekommen ? er wollte Sie tot sehen, was der Grund ist, warum er diesen Attentäter auf Sie angesetzt hat. Und tot wären Sie jetzt auch, hätten meine Leute ihren gepanzerten Intimfeind nicht beschattet und Sie umgehend fortgeschafft. Doch in Ihrem Zustand nutzen Sie mir nicht viel ? Sie wissen kaum etwas über die republikanischen Operationen der letzten Zeit und scheinen mir nicht geeignet, zu einem Vollstrecker des Imperiums umgeformt zu werden. Zu schade.?
Cris hörte diese Worte kaum. Die letzten Momente vor seinem scheinbaren Tod begannen sich wieder zusammenzusetzen. Akemi? er hatte sie alleine und im Stich gelassen? weil er gedacht hatte, dass dies für sie das Beste war. Und vielleicht war es das auch.
?Jetzt ist sie in Sicherheit??, flüsterte er.
?Was??
Kräftige, in schwarzem Leder steckende Finger griffen nach Cris? Kinn und drückten es unsanft.
?Das denken Sie, Sheldon. Doch wenn Sie damit auf diesen Piloten an Bord Ihrer Yacht anspielen ? die Kleine ist nicht bei ihm. Aber was spielt das für eine Rolle? Sie wird Sie mittlerweile vergessen haben. Leute wie Sie werden zwangsläufig vergessen.?
Sie ließ ihn wieder los und trat ein paar Schritte zurück.
?Und genau so wird es Ihnen ergehen. Da Sie mir nicht helfen können, Stradlater zu kompromittieren oder gegen die Republik vorzugehen, wird unsere nächste Station Ihre Endstation sein.?
?Wir? wir sind auf einem Raumschiff??
?Gratulation zu dieser scharfsinnigen Schlussfolgerung. Doch nicht mehr lange? dann werde ich Sie den Slums Coruscants überlassen, wo sie elendig krepieren werden, wie es jeder Rebell verdient hat.?
Sie zog sich in Richtung der Tür des kerkerhaften Raumes zurück.
?Genießen Sie diese letzten Stunden Ihrer kümmerlichen Existenz. Und denken Sie daran, dass diese Galaxis bald kein Ort mehr für Feinde des Imperiums sein wird. Auch für Ihre kleine Freundin nicht.?
Die Tür schloss sich donnernd und das spärliche Licht erlosch vollends. Cris war alleine in Kälte und Finsternis, nur das leichte Brummen des Decks verriet ihm, dass sie tatsächlich auf einem Raumschiff ? und womöglich im Hyperraum ? waren.
Akemi?
[Hyperraum, Imperiales Raumschiff, Verließ]- Cris
Sinneseindrücke zogen wie eingetaucht in eine klebrige Substanz an einem Geist vorbei, der wusste, dass es längst an der Zeit war, loszulassen, sich nicht mehr zu klammern und jene Grenzen zu passieren, die ein jeder nur ein einziges Mal überschreiten konnte. Dieser Geist hatte die Barriere zwischen Leben und Tod bereits erblickt ? und war den Fängen des süßen, ewigen Schlafs entrissen worden. Die Zeit war noch nicht reif gewesen ? doch jetzt war sie es. Sämtliche Brücken zum Leben diesseits der Barriere waren abgebrochen, alles was blieb, war ein Bild? ein Gesicht, ein wunderschönes Gesicht, aus dessen braunen Augen heiße Tränen der Verzweiflung flossen?
Und Schmerz?
?Überrascht, noch am Leben zu sein??
Der Schmerz erweiterte sich. Kälte, Blöße, das Gefühl unnatürlicher Benommenheit, das den Verstand daran hinderte, mit seiner gewohnten Effizienz zu verarbeiten ? schließlich hatte er sich in diesem Moment auf das Sterben vorbereitet. Doch von der Agonie des Sterbens keine Spur? stattdessen?
?Tatsächlich weilen Sie bereits etwas länger wieder unter den Lebenden??, fuhr die gesichts- und körperlose Stimme fort, die vor ihm in der Schwärze hing und sich ihm scheinbar nicht optisch offenbaren wollte. Waren seine Augen überhaupt geöffnet?
Gedämpftes Licht drang durch die sich auftuenden Schlitze, doch sie blendeten ihn, als würde er Zeuge einer gigantischen Supernova. Immer noch fühlte er sich benommen, schmerzte sein gesamter Körper, seine Kehle? Drogen? Folter? ein Verhör? Und dann diese Stimme?
Die Umrisse schärften sich. Er selbst schien mit zwei primitiven, von der Decke eines Raumes, der sich überall befinden konnte, baumelnden Ketten gefesselt und war bis auf einen spärlichen Schurz nackt. Jede Faser seines Körpers schrie nach Schmerzlinderung und nur langsam vermochten seine Augen es, zwei eisblaue Augen auszumachen, die ihn aus einem grausamen Gesicht anstarrten. Dieses Gesicht wiederum gehörte zu einer Frau, deren zu einem strengen Knoten gebundenen pechschwarzen Haare leicht im Schein der spärlichen Beleuchtung glänzten. Der Schockstab in ihrer rechten Hand und die eindeutig identifizierbaren imperialen Rangabzeichen an ihrer schwarzen Uniform ließen ihn wieder an seinen schmerzenden Körper denken.
?Cris Sheldon, Einheit CK-2587? Deserteur, Verräter am Imperium? Offizier des republikanischen Geheimdienstes.?
Die farblosen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln.
?Ich weiß eine Menge über Sie, Sheldon. Mehr als Sie über sich wissen, möchte ich meinen. Auch wenn Ihnen der Name Stradlater auch dann nichts sagen würde, wenn Sie sich erinnern könnten.?
Der Gefesselte hustete.
?Stradlater??, krächzte er. Seine Stimme war kaum mehr als das zu erkennen, woran er sich erinnern konnte? Erinnern? Es fiel ihm schwer?
?Nie gehört.?
?Natürlich nicht, Sie pathetische Kreatur. Kein Bauer kennt die Namen der Personen, die das große Spiel zu spielen verstehen. Sie sind ein solcher Bauer, Sheldon. Ebenso wie ihr Vater es war.?
?Mein Vater???
?Ja. Aber warum verschwende ich meine Zeit mit Ihnen, Sheldeon. Sie können sich vermutlich nicht erinnern ? das ist bei einem Tiefenverhör der Stufe Fünf selten der Fall ? aber Sie haben mir bereits alles gesagt, was Sie wissen.?
Die Mimik der Frau ließ nun andeuten, dass diese Tatsache sie frustrierte.
?Und das ist nicht viel, wenn man davon absieht, wie oft Sie den Namen dieses Mädchens gewimmert haben? erbärmlich. Ich hätte von einem ehemaligen Soldaten des Imperiums mehr erwartet.?
Ein Mädchen?
?Akemi??
Die Frau winkte ab.
?Das ist irrelevant. Stradlater scheint seinen Willen zu bekommen ? er wollte Sie tot sehen, was der Grund ist, warum er diesen Attentäter auf Sie angesetzt hat. Und tot wären Sie jetzt auch, hätten meine Leute ihren gepanzerten Intimfeind nicht beschattet und Sie umgehend fortgeschafft. Doch in Ihrem Zustand nutzen Sie mir nicht viel ? Sie wissen kaum etwas über die republikanischen Operationen der letzten Zeit und scheinen mir nicht geeignet, zu einem Vollstrecker des Imperiums umgeformt zu werden. Zu schade.?
Cris hörte diese Worte kaum. Die letzten Momente vor seinem scheinbaren Tod begannen sich wieder zusammenzusetzen. Akemi? er hatte sie alleine und im Stich gelassen? weil er gedacht hatte, dass dies für sie das Beste war. Und vielleicht war es das auch.
?Jetzt ist sie in Sicherheit??, flüsterte er.
?Was??
Kräftige, in schwarzem Leder steckende Finger griffen nach Cris? Kinn und drückten es unsanft.
?Das denken Sie, Sheldon. Doch wenn Sie damit auf diesen Piloten an Bord Ihrer Yacht anspielen ? die Kleine ist nicht bei ihm. Aber was spielt das für eine Rolle? Sie wird Sie mittlerweile vergessen haben. Leute wie Sie werden zwangsläufig vergessen.?
Sie ließ ihn wieder los und trat ein paar Schritte zurück.
?Und genau so wird es Ihnen ergehen. Da Sie mir nicht helfen können, Stradlater zu kompromittieren oder gegen die Republik vorzugehen, wird unsere nächste Station Ihre Endstation sein.?
?Wir? wir sind auf einem Raumschiff??
?Gratulation zu dieser scharfsinnigen Schlussfolgerung. Doch nicht mehr lange? dann werde ich Sie den Slums Coruscants überlassen, wo sie elendig krepieren werden, wie es jeder Rebell verdient hat.?
Sie zog sich in Richtung der Tür des kerkerhaften Raumes zurück.
?Genießen Sie diese letzten Stunden Ihrer kümmerlichen Existenz. Und denken Sie daran, dass diese Galaxis bald kein Ort mehr für Feinde des Imperiums sein wird. Auch für Ihre kleine Freundin nicht.?
Die Tür schloss sich donnernd und das spärliche Licht erlosch vollends. Cris war alleine in Kälte und Finsternis, nur das leichte Brummen des Decks verriet ihm, dass sie tatsächlich auf einem Raumschiff ? und womöglich im Hyperraum ? waren.
Akemi?
[Hyperraum, Imperiales Raumschiff, Verließ]- Cris