[Hyperraum nach Belkadan ~ Creeping Death ~ Brücke] – Captain Dalmascae – Everet & Crew
Seit der kleine Verband, bestehend aus insgesamt sechs Schiffen in den Hyperraum gesprungen war, hatte sich leicht angespanntes, aber dennoch sichtlich effizientes Schweigen über die Crew auf der Dreadnaughtbrücke gelegt. Jade und Everet waren unterdessen in eine Unterhaltung vertieft, in wie weit sie die Jäger ihres Schiffes einsetzten würden. Ob vielleicht als offensiv Kräfte, oder zur Verteidigung des Immobilizers abzustellen in Frage käme. Beide waren sich uneins, hatten deswegen vorab auch die Befehle weitergeleitet, auf alles vorbereitet zu sein. Scout Einheiten waren eingestellt auf zahlreiche Monde, als auch den Asteroidengürtel. Die Simulatorflüge konnten einige mehr als ausreichende Ergebnisse vorweisen und Jade hatte, wenngleich er für seine ungestüme Art hinlänglich bekannt war, vollstes Vertrauen in ihren CAG. Wenn es darauf ankam, wusste der Flight Captain welche Befehle zu geben sinnvoll war und welche es zu meiden galt. Aber nicht nur die Jägerpiloten hatten sich bewährt. Die gesamte Crew hatte im Schlachtverlauf um die imperiale Hauptwelt herausragend agiert. Sie war felsenfest davon überzeugt, ihre Mannschaft würde auch in diesem Gefecht, gegen den echten, den wahren Feind mehr als gut abschneiden. Nicht, das Jade Verräter am Imperium nicht als den echten Feind ansah, eigentlich war dieses Pack noch schlimmer, doch Bastion war ein Debakel gewesen in dem das befolgen von Befehlen auf der einen Seite schlichtweg fatal geworden war. Viele hatten Schuld auf sich geladen und damit hunderttausende zum Tode verdammt. Selbst wenn Jade jetzt noch daran zurückdachte - und das Ganze lag nur einige Wochen zurück – brannte Feuer in ihren Venen und Adern. Es hätten mehr Schuldige sühnen müssen für das was passiert war, wenngleich der Tod von Ventar eine immense Genugtuung gewesen war. Der Anblick seiner letzten Sekunden. Vortrefflich.
Der erste Offizier scheuchte sie aus ihren Gedanken und brachte die Aufmerksamkeit der Kommandantin, die durch ihre Position in diesem Gefecht und zwar als Kommandantin eines kleinen Verbandes, etwas nervös war zurück auf ihre Unterhaltung. Die, gerade dem trivialen folgend sich mit dem bevorstehenden Gefecht befasste. Es waren nur noch ein paar Stunden und die Schiffe würden aus dem Hyperraum fallen. Sie selbst konnte es kaum erwarten. Wie verflogen schien die Unsicherheit die ihr noch vor der Schlacht um Bastion angehaftet hatte. Das was dort alles geschehen war, hatte bei ihr jedoch den letzten Rest an eben jenen Gefühlen ausgemerzt. Nicht das ihr die Akademie viel gelassen hatte. Jade verbannte jene Gedanken an die Schlacht um Bastion. Das hier erforderte ihre gesamte Aufmerksamkeit. Auch wenn sie nunmehr unter direkt unter Kratas diente und nicht mehr die Adjutantin von Moresby war, vielleicht auch gerade deswegen, würde sie sich beweisen, zeigen das die Erwartungen die man an sie hatte nicht als Fehleinschätzungen erwiesen.
„Wir alle haben nicht vergessen was bei Bastion passiert ist, wie könnten wir auch, da es nur wenige Wochen zurückliegt. Doch wir haben eine Sache gelernt. Dieses Schiff ist gerüstet für den Kampf. Es ist gut bewaffnet, mit starken Schilden versehen und trotz seines Alters effizient. All das wäre jedoch nichts, ohne eine gut ausgebildete und fähige Crew. Sie alle haben bewiesen, dass wenn es darauf ankommt, sie ihren Job mehr als gut erledigen.
Und wenn wir schon den Kampf gegen imperiale Einheiten überleben, wird es ein leichtes sein, die gesetzlosen Anarchisten der Forces of Hope zu zerschmettern! Was aber kein Grund ist, das bevorstehende Gefecht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich erwarte von einem jeden von ihnen absoluten Gehorsam und absolute Pflichterfüllung. Arbeiten sie ebenso gut wie vor einigen Wochen, befolgen sie ihre Befehle, denken sie mit und werfen sie ihre Gefühle über Bord und wir werden diese Schlacht ebenfalls überstehen.“ Für einen kurzen Moment schweifte ihr Blick über jeden der Offiziere und Jade wartete gerade so lange, das sie einem jeden in die Augen geblickt hatte. „Ein Imperium, eine Flotte! Ruhm und Ehre dem Oberkommandeur der imperialen Streitkräfte!“ Dreifache Siegesrufe ertönten und nickend mit einem einseitig grinsenden Gesicht schloss die Kommandantin ihre kurze Ansprache. Etwas das vielleicht antiquiert wirkte, aber manchmal half es einer Crew, sie daran zu erinnern wer und was sie war. In diesem Fall eine loyale und fähige. Eine, durch die sie den Posten als Adjutantin des Oberkommandanten und ihre Beförderung erhalten hatte. Gedankenverloren strich eine Hand über die beiden Orden an ihrer Brust. Vielleicht würde sie heute keinen dritten erlangen, aber der Sieg würde Jade vollkommen ausreichen. Und wenn sie ihre Crew anblickte, die scharfen, intelligenten Augen, entschlossene Gesichter und bestimmte Bewegungen. Sie würden siegen, da das rebellierenden Pack nicht einmal den Funken einer Chance hatte. Zudem würde sich der angedacht Plan als Erfolg herausstellen, mit Sicherheit. Entschlossen noch besser zu sein als beim letzten Mal schritt sie zu ihrem Kommandosessel zurück. Solange sie den Hyperraum nicht verlassen hatten, war die Kommunikation nicht möglich, daher konnte sie ihrem Verband keine Ansprache geben, so wie der Crew. Doch sobald sie im Orbit des 5. Planeten den Hyperraum verlassen haben würden, würde sich das einrichten lassen. Befehle zu geben war jedoch die weitaus wahrscheinlichere Möglichkeit. Bevor der Verband in den Hyperraum gesprungen war, hatte sie noch ein paar letzte Worte an die Kommandanten gerichtet, das müsste reichen. Immerhin waren sie hier kein Sportverein. Das war die imperiale Flotte. Sie hatten ihr Leben dem Imperium gewidmet, einen Eid auf dessen Verteidigung geschworen und diesen galt es einzuhalten. Wer seine Gefühle nicht zurück stecken konnte, der sollte sich nach einem neuen Job umsehen.
Gefühle waren in Jades Augen Ballast, unnötige Dinge die es galt über Bord zu werfen, denn ohne eben jenen Ballast hatte sie sich dazu entscheiden können, die geenterte Fregatte unter Feuer zu nehmen. Emotionaler Kommandanten hätten vermutlich andere Auswege gesucht. Überhaupt, wie hätte gerade sie, die sie auf der Akademie vom anderen Geschlecht nur von oben herab behandelt worden war, sich etwas bewahren sollen das ansatzweise mit Güte und Erbarmen zu tun hatte? Sie war jahrelang gedrillt worden, jahrelang gedemütigt und beinahe verstoßen worden. Jade kannte keinerlei dieser Dinge. Freundschaft, sie war ein Heimkind gewesen und hatte nie Zeit für Freunde gehabt, nicht einmal welche gewollt. Liebe, war ihr noch fremder als ersteres, gerade die männlichen Besucher der Akademie hatten ihr jegliches Interesse daran, falls es existierte, aus dem Körper gebrannt. Alles was noch da war, war das was sie ausmachte. Pflichtbewusstsein, Disziplin und Erbarmungslosigkeit. Jetzt noch mehr als zu Anfang ihrer Dienstzeit. Ventar krasse Missachtung der Kriegskonventionen hatte sie schwer getroffen. Anfänglich war Jade nicht gerade glücklich darüber gewesen, war aber nur wenig später schwitzend aus dem Schlaf gefahren und stellte in darauffolgenden Gedanken fest, sie würde eben solche Mittel ebenfalls zu Rate ziehen. Nur eben niemals gegen das Imperium selbst. Sie war treu und wenn es schon keinen Imperator gab, dem sie die Treue schwören konnte, dann würde sie das auf den Oberkommandanten tun. Und jener Schwur war ihr in diesen Tagen sogar noch bedeutender, als jeder auf einen nicht mehr existenten Imperator. Sie verbannte die langsam immer politischer werdenden Gedanken abrupt und richtete sich wieder auf die Schlacht aus. Alles was sie zu interessieren hatte war die Tatsache das die Flotte Neutralität waren würde. Sie würden das Imperium verteidigen und nicht darum streiten…
Der Timer unterschritt nun die 2-Stunden-Marke, sodass die ersten Vorbereitungen bereits getroffen wurden. Abgesehen davon aber, verlief alles ruhig. Sehr ruhig und Jade meinte man könnte es mit Sicherheit als gespannte Erwartung beschreiben. Ganz so, als habe der Geschmack einer Schlacht sie alle mit einem Hunger auf mehr davon befallen. Sehr gut, das würde sie alle nur noch aufmerksamer machen. Ein klarer und ruhiger Geist war es der sie weiter bringen würde. Angestrengte Anspannung und Gelassenheit hatten hier nichts zu suchen. Gar nichts. Aufregung schon gar nicht. Zufrieden wanderte ihr Blick über ihre Crew. Hoffentlich erwiesen sich die anderen Kommandanten und ihre Crews als ebenso aussichtsreich und die gewählten Kandidaten nicht als Verlierer. Kade seufzte unhörbar und schaltete endlich ab. Während sich die Kommandantin nun zu Everet am Hologramm begab, ging sie noch einmal den Plan durch und musste, bei der Erinnerung an Moresby kaum merklich Schmunzeln. Ob sie jemals wieder mit ihm würde zu tun haben? Unwichtig. Sie verbannte auch die Gedanken an ihr erstes Gespräch mit ihm, doch jetzt war es ihre Crew die ihrer Befehle bedurfte. In Erinnerungen zu schwelgen gehörte gewiss nicht dazu und lenkte sie zudem nur unnötig ab.
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