- Hyperraum - Glory - Brücke - mit Pierre - (Loana und Azgeth im Gästezimmer) ?
Große Anstrengung hatte es Chesara gekostet in dem Sessel, den Pierre ihr angeboten hatte, sitzen zu bleiben. Sie glaubte nicht, dass sie es geschafft hatte nach außen hin Ruhe zu bewahren, während in ihr drin mehrere Stürme getobt hatten. Ihre Hanflächen, die sich um die Lehnen des Sessels geklammert hatten, waren feucht und verschwitzt und ihr Atem begann sich gerade wieder zu beruhigen, nachdem sie den rettenden Anker Hyperraum erreicht hatten. Während Pierres Gespräch mit dem Kommandanten des Sternzerstörers hatte sie sich kaum noch auf ihrem Platz halten können, auch wenn sie gleichzeitig gewusst hatte, dass sie nicht eingreifen konnte. Ihr Herz wäre fast stehen geblieben, als der imperiale Kommandant Pierre die Fahndungsfotos der Jedi zeigen wollte! Binnen weniger Sekunden hätte alles vorbei sein können - und dazu wäre nicht einmal die Hilfe der Sith, Azgeth von Nöten gewesen! Chesara war übel geworden. Sie waren nur knapp, sehr, sehr knapp davon gekommen. Es hätte auch ganz anders ablaufen können. Sie konnte Pierre dankbar sein, ganz egal wie seine Absichten waren. Er hatte ihr unwissentlich das Leben gerettet. Die Überzeugung, mit der er den Verdacht des Imperialen abgewehrt hätte, dass sich die Jedi verdeckt auf seinem Schiff aufhielten, ließ Chesaras Gewissen nur noch tiefer in ein schwarzes Loch sinken, zumal ihr langsam bewusst wurde, dass sie auch Pierre selbst in Gefahr brachte mit dem, was sie tat. Wären sie aufgeflogen, hätte man ihm dann geglaubt, dass er unschuldig und nicht mit der Republik im Bunde war? Vermutlich besaß er genügend Geld und genügend bedeutende Verbindungen um sich seine Freiheit zu erhalten, doch sein Ruf wäre angeschlagen oder gar dahin. Was tat sie eigentlich? Und wie oft hatte sie sich diese verdammte Frage in der letzten Zeit wohl gestellt?! Sie biss sich auf die Lippen. Noch war nichts überstanden, auch wenn sie im Hyperraum waren. Es gab immer noch die Gefahr, die von Azgeth ausging und selbst wenn diese sich weiterhin kooperativ zeigte, würde auch Coruscant für Chesara kein so sicheres Pflaster mehr sein wie zuvor. Nachdem sie Jahre lang größtenteils im Stillen agiert und den jüngeren Jedi das Feld des Kampfes überlassen hatte, existierte seit Neuestem wieder ein Fahndungshologramm von ihr, das bald im Imperium die Runde machen würde. Ihr Gesicht würde wieder bekannter werden, so wie einst, bevor sie den Orden verlassen und mit ihrer Familie davon gegangen war. Das erste, was sie tun musste, sobald sie auf Coruscant waren, war den Kontakt zu les Gray abzubrechen. Es war zu riskant ihn noch länger zu sehen. Er hatte zu viele Kontakte, verkehrte in hohen und gefährlichen Kreisen der Politik und wahrscheinlich auch des Militärs. Pierre les Gray war ein intelligenter und gerissener Mann. Er würde diese Bilder zu sehen bekommen, ob aus Zufall oder um sich über die Vorgänge auf Ord Biniir und deren Resultate auf dem Laufenden zu halten. Früher oder später - vermutlich früher - würde er Chesara als Jedi erkennen. Es war ein Glück, dass er dieses Mal abgelehnt hatte die Fahndungsfotos zu sehen, aber wer sicherte Chesara zu, dass er den Jedi nächstes Mal wieder keine Beachtung schenken würde? Dieser Mann war undurchschaubar - sein größter Vorteil.
Nachdem Pierre noch drei Sätze zu seinem Captain gesagt hatte, kam er zu ihr hinüber und bot ihr an, die Brücke nun zu verlassen und sich auszuruhen. Nur zu gerne nahm Chesara dieses Angebot an. Sie musste ihre Gedanken ordnen. Die Brücke war schnell verlassen, sodass sie sich wieder in dem Gang befanden, in dem ihre Zimmer lagen. Chesara schluckte, sich der Verantwortung, die auf ihren Schultern lastete, drückend bewusst. Sie trug dieses Paket mit sich herum, seit sie von Led in den Rat berufen worden war. Damals war sie noch jung gewesen, zu jung, wie sie heute befand, aber damals hatte es nicht viele Jedi gegeben und Jaster Mereel, Syndic und Bassai hatten begonnen sich aus dem aktiven Geschehen zurück zu ziehen. Heute, wesentlich älter und um einiges reifer, fiel es jedoch noch immer schwer Entscheidungen zu treffen, die die Unschuldigen betrafen. Vermutlich war dies eines jener Dinge, die sich niemals ändern würden, aber Chesara war froh darüber. So lange sie diesen inneren Konflikten noch gegenüber stand, war sicher gestellt, dass sie nicht leichtfertig mit dem Leben der Unschuldigen umging, das manchmal in ihren Händen lag. Chesara stoppte, als sie bei den Türen zu ihren Räumen, die gegenüber von einander lagen, angekommen waren. In ihrem Kopf spielten sich seltsame Szenen ab, die ihr zum Teil Angst machten.
"Vorhin auf der Brücke..."
Begann sie plötzlich, angetrieben von dem Gefühl der Schuld. Sie wollte ihm sagen, dass er das, was er getan hatte - sich dem Kommandanten der Vengeance so zu widersetzen - nicht hätte tun müssen. Anstatt es auszusprechen schwieg sie jedoch. Möglicherweise kamen ihre Worte falsch rüber und eigentlich war es ihr lieber, das Thema nicht wieder zur Sprache zu bringen. Am Ende fing er noch an über die Jedi zu sprechen, was Chesara unbedingt vermeiden wollte, wenn es nur irgendwo ging. Sie hatte die Lügerei satt und außerdem ging ihr langsam die Kraft dazu aus. Was sie brauchte war Ruhe, Ruhe und Abwechslung. Wenn sie erst auf Corscant waren... ja, was dann? Was würde sie tun, mit Azgeth im Schlepptau, der Sith, der sie Hilfe versprochen hatte? Würde sie die anderen Jedi wieder im Tempel treffen? Ob Steven wie versprochen nach Ossus gereist war um dem Rest des Ordens zu berichten was Chesara und Padme geplant hatten? Noch immer hatte Chesara kein Lebenszeichen von Padme vernommen. Vielleicht wusste April etwas, sofern sie noch immer im Hotel weilte... Chesara schluckte. Sie hatte tausend Fragen, die ihr niemand beantworten konnte. Sie brauchte Geduld... Geduld und Vertrauen in die Macht. Eines Tages würde alles gut werden, ganz bestimmt. Pierre les Gray würde sie nicht mehr wiedersehen, wenn sie auf Coruscant angekommen waren. Es war Chesara unmöglich die Vision der Macht weiter zu verfolgen. Wohin sollte dies führen? Sie hatte schon so lange auf ein weiteres Zeichen gewartet, aber es veränderte sich nichts! Langsam wurde es zu gefährlich. Sie würde sich von ihm verabschieden, aus dem Hotel ausziehen und ihre Spur verwischen. Er würde sie nicht wieder finden und das Rätsel um seine Person würde niemals gelöst werden...nicht von Chesara. Ein seltsames Gefühl setzte sich in ihr fest, als sie dies dachte. Es tat ihr leid, dass sie ihn benutzt hatte, aber das konnte sie ihm kaum sagen. Wenn er erst erfuhr, dass sie eine Jedi war, würden alle ihre Worte an Bedeutung verlieren - aber dann war sie längst aus seiner Reichweite verschwunden. Seine Nähe hatte sie nervös gemacht und gleichzeitig berauscht. Nur zu gut erinnerte sie sich an den Empfang des neuen Moffs: dort hatte es einen Moment gegeben, in dem Pierre ihr ganz nahe gekommen war. Seine Finger hatten ihren bloßen Arm berührt... Chesara schluckte. Wenn sie nur eine Möglichkeit hätte gut zu machen, was sie gerade beinahe verschuldet hätte...
"Pierre..."
Ungewohnt fremd hörte sie sich selbst sprechen.
"Es war ein anstrengender Tag. Die Ereignisse habe mich aufgewühlt und...vorhin auf der Brücke..."
Wieder begann sie davon zu reden, doch auch dieses Mal wusste sie nicht, wie sie enden sollte. Es gab darüber nichts zu sagen. Zwar konnte sie sich zum wiederholten Male bedanken, doch letztendlich würden ihre Worte zu Staub zerfallen, sobald sie ihm den Rücken kehrte. Wenn sie etwas gutzumachen hatte, dann sollte sie es tun. Sie hatte Schuld auf sich geladen, weil es die einfachste Lösung gewesen war. Über Pierre les Gray hatte Chesara nicht nachgedacht, als sie von Ord Biniir gehört hatte. Er war nützlich gewesen, um zu helfen, ohne es zu wissen und sie war zu ignorant gewesen um zu sehen, dass sie ihn in etwas mit hinein zog, was auch für ihn Konsequenzen haben konnte.
"Ich möchte mich gerne duschen und mich ausruhen."
Sagte Chesara tonlos, während Bru'Ths Worte ihr ins Gedächtnis kamen: "Wir treten für Ideale ein, wo andere dies nicht vermögen. ... Das sind noble Worte und sie klingen hohl, doch was ich damit sagen will ist, dass selbst viele Millionen Credits es nicht wert wären, dass eine Jedi-Rätin deshalb ihre Integrität verliert."
"Hättest du etwas dagegen, wenn..."
Sie schüttelte den Kopf, sah zur Seite und befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge. Dann schaute sie ihn wieder direkt an und für einige Sekunden verharrte ihr Blick auf seinem Gesicht, als suche sie nach etwas.
"Ich würde gerne mit in deine Räumlichkeiten kommen, Pierre."
Sagte sie schließlich. Ihre Stimme war belegt, ihr Kopf voller Gedanken, während sich ihr Herz aufbäumte und versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die Jedi aber stellte sich taub und schaffte es diesmal, weder auf ihren Verstand, noch auf ihr Gefühl zu hören, sondern auf die Stimme im Hintergrund, die, wie ihr schien, mehr von Moral verstand als sie selbst.
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