Hyperraum, auf dem Weg nach Abregado-Rae - An Bord der Prince - Aufenthaltsraum - Noa, Exodus, Tara, Flynn, Wes
Flynn schien seine Entscheidung, Wes in den Aufenthaltsraum zu begleiten, davon abhängig zu machen, ob Tara auch mitging. Nach wie vor galt, dass die Togruta weniger Berührungsängste hatte und sogar vermutete, dass die Besprechung interessant werden konnte.
Noas heftige Reaktion überraschte den Jedi, so dass er sie verwirrt anstarrte. Entweder stand es um ihren Sinn für Humor nicht zum besten, oder seine Scherze waren einfach nicht mehr lustig, eines von beidem, doch er vermutete, dass das Problem eher bei der Widerstandskämpferin zu suchen war. Wes fragte sich, wie Jace sie und Wingston überhaupt zusammen an Bord bekommen hatte. Er hatte den Eindruck, dass sie nicht leicht jemandem vertraute, mal ganz abgesehen davon, dass sie sich schnell angegriffen fühlte - und offensichtlich fiel es ihr schwer, zu akzeptieren, wenn jemand anderer Meinung war als sie. Getreu dem Motto: 'wer nicht so denkt wie ich, ist gegen mich.'
"Was habt Ihr eigentlich für ein Problem, Miss Cortina?"
Fragte der Jedi mit betont sanfter Stimme.
"Ihr tut gerade so, als ob jeder an Bord gegen Euch wäre, aber das ist nicht wahr. Wir stehen auf der selben Seite, Ihr erinnert Euch, Jedi... wir haben so entfernt was mit der Republik zu tun."
Die Worte waren bereits entschlüpft, als ihm klar wurde, dass diese der Stimmung der temperamentvollen Brünetten wohl kaum zuträglich sein würden. Vielleicht gelang es ja Tara, sie ein wenig aufzutauen, die anbot, anschließend für alle zu kochen und fragte, wer helfen würde. Ja, möglicherweise war dies genau das richtige, ein wenig gemeinschaftliche Beschäftigung würde dazu beitragen, die momentan noch vorhandenen unsichtbaren Mauern zwischen ihnen ein wenig zu senken.
Flynn erklärte sofort, warum er nicht helfen konnte, schlug aber ganz selbstlos Noa als Küchenhilfe vor. Ob sich die Widerstandskämpferin darüber sehr freuen würde? Der Padawan ruderte auch schnell wieder zurück.
"Ich finde das eine gute Idee, und ich helfe dir bestimmt, Tara. An mir ist zwar kein Koch verloren gegangen, doch Gemüse schnipseln oder was eben so anfällt kann ich allemal."
Erklärte Wes sich freundlich lächelnd bereit. Jace war zwischenzeitlich ebenfalls eingetroffen und vervollständigte die Runde.
Der Pilot erklärte noch einmal seinen Auftrag, der darin bestand, Nachschub für den Widerstand auf Coruscant zu organisieren, was im Gegensatz zu Wingstons erklärtem Ziel stand, dem es wohl vor allem um seine Leute ging. Die Gemeinsamkeit bestand im wesentlichen darin, dass man hoffte, beide Fliegen mit einer Klappe erschlagen zu können, ein bloßes Zweckbündnis, mehr nicht. Sie konnten nicht unbedingt darauf bauen, dass er ihrer Sache besonders positiv gegenüberstand. Wahrscheinlich konnten sie zufrieden sein, wenn dem ehemaligen Sith der Widerstand mehr oder weniger egal war. Nur konnte es allzu schnell passieren, dass sie sich zwischen den Waffen und den Leuten entscheiden mussten, und sei es nur, welches Ziel man zuerst verfolgte. Sie als Jedi sollten natürlich beides wollen, und die Präferenz war nicht leicht zu treffen, denn auch von der Nachschubversorgung für die Widerstandskämpfer hingen Leben ab. Er warf Noa einen verstohlenen Seitenblick zu. Für sie war die Galaxis wahrscheinlich viel einfacher. Vermutlich hatten Wingstons Leute ihrer Ansicht nach allein deshalb schon verwirkt, weil sie für einen in ihren Augen ehemaligen Massenmörder arbeiteten. Oh toll... wahrscheinlich machte die Frau auch in kürzester Zeit einen Zyniker aus ihm.
All dies ging Wes durch den Kopf, während er dem Vortrag lauschte. Er nickte, als Jace begründete, warum er nicht wegen der Anwesenheit des Ex-Sith Bescheid gegeben hatte. Es war ja nicht so schlimm, hatte er doch über Chesara davon erfahren.
Keinesfalls war ihr "Gastgeber" nur Pilot, so wie er sich darstellte, und er schien auch bereits recht gut über die Piraten informiert zu sein, eine straff organisierte Bande namens "Nova". Dazu kam, dass das Imperium sich sehr wenig um sie zu scheren schien.
"Ja, du scheinst bereits eine Menge über die Bande zu wissen. Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte über ihren Aufenthaltsort. Oder haben wir entsprechende Kontakte auf Abregado-Rae?"
Fragte der Großmeister, als der junge Mensch ihm die Gelegenheit dazu gab. Natürlich konnten sie sich als Kaufinteressenten ausgeben, aber eigentlich wollten sie ja nichts kaufen, sondern die Frachter samt Inhalt und Besatzung finden. Anschließend erläuterte der Vizepräsident der Wingston Corporation die Einzelheiten zu dem entführten Konvoi. Wes stutzte, als er die Zahl der Entführten vernahm. Er hatte mit einer Handvoll gerechnet, aber nicht mit 46 Leuten. Wingston erklärte bei der Gelegenheit nochmals, dass es ihm vor allem um seine Leute ging, auch um die Jägerprototypen, die Geleitschutz geflogen waren, und am allerwenigsten für die Ladung.
"Woraus besteht die Ladung denn eigentlich genau? Waffen und Ausrüstung kann eine Menge sein, von Hydroschraubenschlüsseln über Thermaldetonatoren bis hin zu großen Geschützen."
Fragte er.
"Habt Ihr eigentlich Lösegeldforderungen wegen der Leute erhalten?"
Wenn nicht, konnte alles mögliche mit ihnen passiert sein, getötet, oder verkauft. Eine angenehmere Vorstellung war noch, dass die Piraten sie behielten, weil sie die Frachter nicht selbst bemannen konnten. Wobei es dafür nicht unbedingt die vollen 14 Wesen pro Schiff brauchte...
Wie es schien, hatte Exodus ein weiteres, ernsteres Anliegen. Er fing betont harmlos an, zufällig einen alten Freund getroffen zu haben, um dann die Bombe platzen zu lassen, diesen als blinden Passagier mit an Bord genommen zu haben. Wes sah den Redner irritiert an. Natürlich, wie könnte es auch anders sein, handelte es sich um einen weiteren ehemaligen Sith namens Tear Cotu. Sicherlich würde er ihnen helfen. Au ja, noch ein Sith im Ruhestand, der mit Begeisterung bei der Sache war, wenn es darum ging, Waffen für den republikanischen Widerstand nach Coruscant zu schmuggeln. Der Jedi-Großmeister musterte Noa, die nunmehr bestimmt innerlich triumphieren musste, es von Anfang an gewusst zu haben. Ihre Einstellung und besonders der Sarkasmus wirkte langsam ein wenig ansteckend. Leicht schmunzelnd entschuldigte der Mann sich für die Heimlichtuerei und rechtfertigte sich damit, dass man Tear ansonsten abgelehnt hätte.
"Ähem..."
Mischte sich Wes ein, obwohl er nicht direkt angesprochen wurde. Immerhin war er mehr oder weniger für die Sicherheit hier an Bord zuständig, die sich seiner Einschätzung nach gerade ein Stück verschlechtert hatte. Dennoch versuchte er, so höfliche und sachliche Worte zu finden, wie es unter diesen Umständen möglich war.
"Ihr habt also einfach jemanden an Bord gelassen, ohne dass Jace oder sonstwer davon wusste? Ihr nahmt an, dass er Cotu nicht mitnehmen würde, und die Konsequenz, die Ihr für Euch daraus gezogen habt, war, einfach nicht zu fragen?"
Die Dreistigkeit des Vorgehens der beiden Ex-Sith war schlichtweg bemerkenswert. Der Jedi fragte sich, wer dieser Tear Cotu genau war, doch dass er - Wes überprüfte es schnell - ihn immer noch nicht ohne weiteres aufspüren konnte, legte nahe, dass es sich nicht nur um einen bloßen Apprentice oder so handelte. Er würde seine Anwesenheit (oder vielmehr die Abwesenheit von etwas, das da sein sollte) nun, da er ein Stück von Wingston entfernt war, zwar sehr wohl spüren, wenn er gründlich genug suchte, doch dafür gab es eigentlich keinen Grund. Wichtiger war, zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.
Nüchtern betrachtet sprach viel dafür, dass der besorgte Firmenchef die Wahrheit sagte, und Wes musterte die Mienen von Flynn und Tara, sich fragend, was in ihnen vorging. Besonders das feine Gespür der Togruta könnte sehr nützlich für so eine Situation sein, fand er, und es war eine Schande, dass sie dafür noch nicht weit genug in ihrer Ausbildung gekommen waren. Sein eigenes Gefühl sagte ihm, dass der ehemalige Exekutor die Wahrheit sprach, doch ihm gegenüber konnte er sich nicht sicher fühlen, nicht auch manipuliert zu werden, gleichwohl er nichts derartiges wahrzunehmen vermochte. Dass Wingston mal eben aus der Prince stieg und innerhalb weniger Stunden auf einem fremden Planeten einen alten Bekannten traf, war mehr als unwahrscheinlich. Andererseits kannte er bestimmt viele Sith, und wie viele davon während oder nach des Bürgerkriegs das Lichtschwert an den Nagel gehängt und ein neues Leben begonnen hatten, wusste er nicht.
Auf jeden Fall war es unmöglich zu sagen, ob er die Wahrheit sprach oder nicht, und dem gebürtigen Taanaber blieb daher nichts anderes über, als mit Wahrscheinlichkeiten zu arbeiten.
Sehr wahrscheinlich hatte Wingston tatsächlich die Rettung seiner Angestellten im Sinn, seine diesbezügliche Besorgnis hatte absolut authentisch gewirkt. Er war wohl bereit, dahingehend mit ihnen zusammenzuarbeiten. Er fragte sich aber, ob der Firmenlenker von Anfang an gewusst hatte, was Jace mit den Waffen vor hatte, in diesem Punkt war er sich weniger sicher.
Ziemlich wahrscheinlich war auch, dass er wieder eigenmächtig oder hinter ihren Rücken handeln würde, wenn er sich etwas davon versprach, mit welcher Intention auch immer.
Wahrscheinlich war auch, dass Tear ihnen Probleme bereiten konnte. Hätte er einen vertrauenserweckenden Eindruck gemacht, hätte es auch keinen Grund für Wingstons Heimlichtuerei gegeben. Ärger gab es sehr wahrscheinlich spätestens dann, wenn der blinde Passagier erfuhr, was der eigentliche Auftrag war.
Wes fragte sich, was er tun würde, wenn er an Wingstons oder Cotus Stelle wäre und sie verraten wollte. Hmm... er würde bis Abregado-Rae warten und sich die geballte Macht des Imperiums zunutze machen, gegebenenfalls selbst sicherstellend, dass die Jedi hierbei kein Problem darstellten.
Anders lagen die Dinge, wenn einer oder beide Ex-Sith es sich nicht leisten konnten, sich dem Imperium offen zu zeigen. Immerhin musste es Gründe gegeben haben, aus dem Orden auszuscheiden. Zusammen war es zudem wahrscheinlich, dass die beiden mit allen anderen an Bord zusammen fertig wurden. Tear brauchte seinem Freund im Zweifelsfall nur glauben machen, er sei von den Jedi angegriffen worden.
Was nun? Wenn die beiden nicht wussten, wo seine Stärken und Schwächen lagen, sollte er versuchen, es dabei zu belassen. Er musste einen Weg finden, Chesara zu informieren, falls der schlimmste Fall eintrat. Im Hyperraum hört dich keiner schreien...
Außerdem warf die neue Erkenntnis ein anderes Licht darauf, dass diese Azgeth auf Naboo zurückblieb. Bestimmt noch eine alte Freundin oder wie, dachte er bitter. Er musste also auch Sarid warnen, dass sie auf der Hut waren und keinesfalls irgendwelche Padawane leichtfertig nach Theed schickten, oder wo immer die sich aufhielt. Er fragte sich, ob es ein Hyperkom auf dem Schiff gab, aber wenn, hätte er es auf dem Hinflug benutzen können. Vielleicht lohnte es sich, Noa zu fragen? Oder er konnte Jace bitten, die Prince für zwei kleine Nachrichten in den Normalraum zurückfallen zu lassen - was natürlich sehr auffällig wäre. Ein "kleines technisches Problem" mit dem Hyperantrieb vielleicht? So etwas konnte immer wieder mal passieren...
Wes tendierte zwar immer noch dazu anzunehmen, dass Exodus Wingston zumindest bereit war, mit ihnen zusammenzuarbeiten, aber er war sich nicht mehr so sicher wie vorhin noch. Dies war nicht nur ein bloßes Zweckbündnis, sondern auch nur ein sehr gefährliches...
Hyperraum, auf dem Weg nach Abregado-Rae - An Bord der Prince - Aufenthaltsraum - Jace, Noa, Exodus, Tara, Flynn, Wes