Normalraum, im Vandelhelm-System - An Bord der Prince, Wes' Quartier - Flynn, Tara, Wes
Flynn versprach mit schuldbewusster Miene, Wes' Mahnung wegen des Verhaltens Wingston gegenüber zu beherzigen, so wie er es auch schon die Male zuvor getan hatte. Auf den naheliegenden Schluss, warum er ihn nicht begleiten würde, kam er nicht und stellte eine Gegenfrage, die einen glauben ließ, er wolle ihn veräppeln.
Tara hingegen führte viel weitschweifiger aus, dass ihr ihr Problem bewusst war und auch, dass Angst zur dunklen Seite führen konnte. Seufzend setzte sie sich auf die Bettkante und fragte, ob es nicht Machttechniken gäbe, beruhigend wirkten. Die Entscheidung wollte sie ihm überlassen, machte sich auch Gedanken um die Fähigkeit, sich zu verteidigen. Wes lächelte, mit der Antwort der Togruta war er sehr zufrieden.
"Dass du dir über deine Schwächen im klaren bist, finde ich sehr positiv, denn das ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg, sie zu überwinden. Es ist natürlich blöd, dass du - beziehungsweise ihr beide - so unerwartet mit so einer komplizierten Situation konfrontiert worden seit, doch das ist schon vielen Padawanen passiert. Viele Jedi mussten sich bereits sehr früh in ihrer Ausbildung Sith stellen, und du kennst auch schon welche, Tara. Natürlich ist die richtige Verhaltensweise jemandem wie Wingston gegenüber schwerer zu finden als bei einem aktiven Sith - dafür ist es ungefährlicher. Wenn du einen kühlen Kopf bewahrst und dich auf die Tugenden eines Jedi besinnst, ist es nicht schwer. Höflichkeit zählt übrigens auch dazu, vermeintlich coole Sprüche zu reißen hingegen nicht."
Erklärte Wes und sah bei seinem letzten Satz seinen Schüler an, von dem er momentan ein wenig enttäuscht war, auch weil er nicht einmal in der Lage war, einen Fehler einzugestehen. Anschließend wandte er sich wieder der weiblichen Padawan zu.
"Deine Angst und Nervosität rührt von mangelndem Selbstvertrauen her, denke ich, oder vielleicht ist das nicht das richtige Wort, eher Vertrauen in dich als Jedi. Du bist noch nicht lange in Ausbildung, befindest dich nun konstant in neuen Situationen und bist dir unsicher, was als nächstes kommt. Doch das ist nur vorübergehend. Irgendwann wirst du zurückblicken und feststellen, dass du alles doch ganz gut gemeistert hast und dann wirst du bestimmt optimistischer dem gegenüber sein, was vor dir liegt. Es ist vor allem ein Problem mangelnder Erfahrung. Vielleicht trägt auch dazu bei, dass du nicht erwartet hast, dass auch ein Sith relativ normal aussehen kann und nicht wie die Monster, die du dir vielleicht ausgemalt hast. Du weißt nun noch weniger, wie du dich ihnen gegenüber verhalten sollst, und das verunsichert dich."
De Jedi atmete einmal kurz durch und sah seine beiden Schüler freundlich an. Auch Flynn sollte sich angesprochen fühlen und daraus lernen.
"Die Padawane, von denen ich vorhin gesprochen habe: die meisten von ihnen haben die Prüfung, vor die sie gestellt wurden gemeistert, und von den anderen wage ich zu behaupten... Dass es in der Regel weniger an ihrer Stärke in der Macht oder an ihren Fähigkeiten lag, sondern an ihrem Vertrauen in sie und in sich. In ihren früheren Zeiten haben Jedi-Meister dies gerne mit den Worten 'tu es oder tu es nicht - es gibt kein Versuchen' ausgedrückt, obwohl ich diesen Satz eigentlich nicht so mag. Er klingt mir zu negativ für einen Jedi und es scheint mir auch verfehlt, alles an diesem einen Wort aufzuhängen. Doch die Bedeutung dahinter ist klar. Ihr musst glauben - wirklich ganz fest glauben, dass ihr es schafft. Ganz egal, ob es um Steinchen heben oder Exodus Wingston nicht auf die Palme bringen geht. Wenn ihr zuversichtlich seit, seit ihr auch ruhig und gelassen, und dann passieren euch weniger Fehler und der Zugang zur hellen Seite fällt euch auch leichter."
Erklärte er, und setzte sich zu Tara aufs Bett.
"Ob es eine Machttechnik gibt... ja und nein. Grundsätzlich ist es so einfach, dass man es noch nicht einmal eine nennen kann. Auch hier geht es um Vertrauen in sich selbst - und die Macht. Konzentriere dich - spüre sie. Lass dich in ihre Arme fallen. Sich eins mit der Macht zu fühlen ist etwas sehr schönes, so wie es bestimmt auch war, als du sie das erste Mal gespürt hast. Konzentriere dich einfach nochmal darauf, nicht um etwas bestimmtes zu tun sondern einfach nur, um sie wahrzunehmen, dass sie immer bei dir ist und dir Halt gibt. Wenn du es einmal gut kannst, dein Vertrauen in diese Bindung schon sehr groß ist und du schon sehr mit dir im Reinen bist, erreichst du ein Stadium, in dem man es schon als Technik für sich betrachten kann, und man nennt es dann Machtmut. Sie hilft einem Jedi, seine Fähigkeiten zu verbessern und auch besser zu kämpfen."
Wes seufzte. Dies war eine Menge Stoff, das andere womöglich als Geschwafel abtun würden, das den Schülern in ihrer konkreten Situation nicht viel weiterhalf, aber die konkrete nächste Fragestellung, bzw. seine Entscheidung dazu, war noch nicht gesprochen.
"Um auf die Gruppeneinteilung zurückzukommen... warum ich glaube, dass ich entschieden habe, dass du mit Jace und Noa in einer Gruppe sein wirst? Nun, ich glaube es zu wissen, kein Wunder, es ist ja meine Entscheidung."
Meinte er seinem Padawan gegenüber ironisch.
"Die Sache mit deiner Mutter ist natürlich schlimm, aber es ist natürlich nicht der Grund, warum du nicht mit den Ex-Sith mitgehst und ich hoffe, du siehst es nicht als Vorwand, um Wingston so blöd zu kommen. Das war kein Spaß mit meinen Warnungen vor den ehemaligen Sith, aber ich habe das Gefühl, dass du mir nicht einmal richtig zuhörst. Deswegen bist du nicht dabei, weil du dich ihm gegenüber nicht anständig benehmen kannst oder willst. Von einem zukünftigen Ritter erwarte ich aber, dass er mit so einer Situation zurecht kommt und sich auch dem Ernst der Angelegenheit bewusst ist. Verstehst du mich?"
Die Großmeister sah ihn eindringlich an.
"Ich bin nicht böse auf dich, nur ein wenig enttäuscht. Weil ich weiß dass du besser als das bist und solche Kindereien eigentlich nicht mehr nötig hast."
Er wandte sich der Togruta zu
"Tara, Jace und Noa können ganz gut auf sich selbst aufpassen und ich denke, dass es dir auch gelingt. Ich denke, dass es dir bei ihnen leichter fällt als bei den Sith, ruhig zu bleiben, und ich erwarte nicht, dass es so gefährlich wird, ihr werdet nicht zu viert die ganze Bande aufs Korn nehmen wollen. Wenn wir die Piraten finden, sind wir daher vermutlich ohnehin wieder zusammen. Ich weiß auch nicht, wie Wingston sich dir gegenüber jetzt verhält, ob er es dich nicht jetzt auf den Kieker hat und es dir noch schwerer macht. Unter dem Strich denke ich, dass du vorläufig in den anderen Gruppe besser aufgehoben bist."
Die Nachricht von Chesara erreichte ihn während der kurzen Meditation, die den Effekt auf ihn gehabt hatte, die die Togruta auch nötig gehabt hätte. Die Rätin schreib nichts Überraschendes, außer dass die Waffenlieferung nach den jüngsten Ereignissen auf Coruscant dringender denn je war. Als er ihr geschrieben hatte, war allein diese Tatsache bereits gut zu wissen gewesen und ein Grund, sich etwas leichter zu fühlen. Inzwischen - mit beträchtlichem Zeitverzug durch den Hyperraumflug - war es zwar lediglich eine Bestätigung für das, was spätestens seit dem Gespräch mit Noa ohnehin beschlossene Sache war. Trotzdem beruhigte die Erkenntnis.
Flynn konnte sich hingegen nicht vorstellen, was die einfachste Machttechnik gegen einen Blasterschützen war.
"Wenn nicht einmal du nach der langen Ausbildung sie beherrschst, kann es wohl kaum die einfachste sein, nicht wahr?"
Meinte Wes süffisant.
"Das Problem ist auch, dass du ihn schon sehr vollständig lähmen können musst, damit er nicht einmal seinen Abzugsfinger rühren kann. Das muss man in der Tat richtig können, da hast du ganz recht."
Tara versuchte ihren Lösungsweg hingegen gleich zu demonstrieren. Der Jedi erkannte schnell, dass sie auf dem richtigen Dampfer war, als eine unsichtbare Kraft an seinem Blasterarm zerrte. Für einen zweiten Versuch schloss sie die Augen, und dieses Mal gelang es ihr auch. Der Jedi grinste zufrieden.
"Genau daran habe ich gedacht!"
Rief er aus.
"Als Verbesserungsvorschlag empfehle ich, die Waffe nicht direkt zu dir her zu ziehen, sondern nach oben, oder zur Seite, wenn da keiner steht. So bringt ihr euch aus der Schusslinie, selbst wenn es euch nicht gelingt, sie eurem Gegner zu entreißen. Wenn er nicht fest entschlossen ist, euch zu erschießen, sondern euch ausrauben oder gefangennehmen will oder was auch immer - ihr seit beide in der Lage dazu, Hinweise darauf zu erlangen, wenn ihr seine Gefühle oder Gedanken ausforscht - könnt ihr auch die Hände über den Kopf nehmen, um ihn erst einmal in Sicherheit zu wiegen und euch etwas Zeit zu verschaffen. Alternativ könnt ihr einen kleinen Gegenstand von hinten gegen ihn werfen und ihn so ablenken, während ihr in Deckung geht. Es gibt viele kreative Anwendungsmöglichkeiten der Levitation in diesem Fall, und ich schlage vor, dass ihr noch ein bisschen übt, besonders du, Tara. Ich stelle mich gerne auch weiterhin als Übungsobjekt zur Verfügung."
Dozierte der Jedi.
"Außerdem können wir Geistestricks ausprobieren, oder vielleicht eine kleine Illusion, falls ihr wollt. Illusion habt ihr zwar beide noch nicht gemacht und Geistestricks zumindest du nicht, Tara, aber es kommt auch nicht nur auf die reine Technik an. Wichtig ist, wie intelligent man sie einsetzt. So kann man natürlich den großen Jedi-Meister markieren und ihm ein 'du willst mich nicht erschießen, du willst nach Hause gehen und dein Leben überdenken' einreden, oder ihm eine plausible Lüge auftischen und ihm nur einen kleinen Ruck in die richtige Richtung geben. Auch bei der Illusion sind die kleinsten Tricks oft die besten. Wenn du in der Lage bist, zwei perfekte Illusionen von dir selbst zu erschaffen, die sich womöglich noch unabhängig bewegen, ist das sehr beeindruckend, gibt dir aber bestenfalls eine Überlebenschance von 66 Prozent, falls er ein bisschen weich in der Birne ist. Eine halbsekündige Blasterblitzillusion an seinem linken Ohr zu erzeugen, um sich in Sicherheit zu bringen, ist einfacher und funktioniert besser. Denkt kreativ."
Normalraum, im Vandelhelm-System - An Bord der Prince, Wes' Quartier - Flynn, Tara, Wes