[Weltraum (Republik) | Im Hyperraum nach Ilum | Star Explorer | Arkadi Duval alias Makish Gerahto, Leela, Sam, Ty, Owen, Arkon, Ferak, Sahra
Smalltalk war eine häufig übersehene Quelle für Informationen. Scheinbar triviale Dinge wie kulinarische Vorlieben, Erzählungen über Urlaube oder auch schon Anmerkungen über die Kleidung mochten für sich genommen nicht sonderlich nützlich für die Tätigkeit eines Geheimdienstlers sein, ergaben aber in der Gesamtzahl ein Bild – wie Stücke eines Puzzles, das nach und nach zusammengefügt wurde und es einem erlaubte, Lebewesen einzuschätzen. Ihre Vorlieben und Abneigungen, ihre Ängste und Sorgen, ihre persönlichen Erfahrungen, all das floss mit ein und konnte relevant. Manches Mal steckte der Teufel im Detail und waren es diese kleinen Angewohnheiten, die einen verrieten. Der imperiale Spion, der immer genau drei Stück Zucker in seinen Tee legte und eine bestimmte Musikrichtung verabscheute, so dass er bei deren Klang zusammenzuckte, das war ein Beispiel, mit dem sich Arkadi während seiner Ausbildung beschäftigt hatte. Zu wissen, was andere mochten oder nicht mochten, erleichterte es auch, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und andere Themen anzuschneiden, es war sozusagen die Eintrittskarte zu den Bereichen, in denen wirklich geheime Dinge warteten. Der Trick dabei war, es so natürlich wirken zu lassen, dass die Gesprächspartner nicht merkten, dass man wie ein Schwamm jede Information aufsaugte. Niemand wurde gerne ausgequetscht, niemand wurde gerne verhört, aber die meisten Lebewesen schätzten freundliche Neugier und Aufmerksamkeit, sie fühlten sich emotional wohler, wenn man Interesse an dem zeigte, was ihnen wichtig war. Glücklicherweise war Arkadi gut darin, war gründlich geschult worden und wusste, was er tat. Und so nickte Makish Gerahto im richtigen Moment, lächelte, wenn es angebracht war, hielt kurz inne, um über etwas nachzudenken, was andere gesagt hatten, und zeigte sich auch sonst als angenehmer Gesprächspartner. Caf erwies sich als exzellenter Aufhänger und das Thema schien Dr. Kaveri so gut zu gefallen, dass sie sich sogar zu einem Scherz und einem halben Grinsen verleiten ließ, ein mimischer Ausdruck, der auf seinem Gesicht ein Spiegelbild fand.
„Das ist eine angenehm optimistische Sichtweise. Unter der Prämisse hat sogar das Kantinenessen seine Vorteile – man verbringt nicht zu viel Zeit dort, sondern widmet sich gleich wieder wichtigen Dingen.“
Ein ganz klein wenig verzog der angebliche Beamte das Gesicht, um zu signalisieren, dass die Verköstigung auch beim Innenministerium nicht gerade durch Hochgenuss glänzte, dann hielt er sich wieder etwas zurück und überließ anderen die Gesprächsführung. Die kurze Unterhaltung zwischen Owen und der Ärztin erwies sich als aufschlussreich, letztere verriet etwas über ihr Verhältnis zu den anderen Passagieren und ordnete sie auch untereinander ein. Arkadi machte sich ein paar mentale Notizen und begann seinerseits, ein Schaubild in seinem Kopf zu erstellen. Insbesondere das Meister-Schüler-Verhältnis schien bei den Jedi von großer Bedeutung zu sein. Es war zudem bezeichnend, dass sich Dr. Kaveri nicht die Mühe machte, ihre Stimme zu senken, die dunkelhaarige Frau war so direkt, wie es ihr psychologisches Profil nahelegte. Die Analysten hatten gute Arbeit geleistet, und auch wenn der ehemalige Soldat es schon viele Male so gemacht hatte, fühlte es sich merkwürdig an, eine Person über Akten so gründlich zu studieren und sie dann doch...kennenzulernen. Der Agent blickte kurz abwesend drein und nutzte die Gelegenheit, um so auch den neugierig-fragenden Blick seiner Gegenüber zu ignorieren, dann war er wieder ganz da. Am Tisch widmete er sich mit gebotener Höflichkeit dem Essen und lauschte interessiert den Ausführungen von Meisterin Kenobi über die Star Explorer und ihre Geschichte, merkte sich diese Informationen und nickte dann kauend, bevor er zustimmend antwortete.
„Hm-hm, da haben Sie wohl Recht. Es sind unruhige Zeiten und man muss auf sich aufpassen können. Mit diesem Antrieb sollten wir unser Ziel also recht schnell erreichen, richtig? Nicht, dass ich bei dieser Verpflegung etwas gegen eine länger Reise hätte, aber ein grober Zeitplan wäre hilfreich. Berufskrankheit – Sie verstehen.“
Der dunkelblonde Mann grinste jovial und nickte dann auch Dr. Kaveri zu, als diese sich im Bezug auf den Caf äußerte, er senkte verschwörerisch die Stimme und nippte nochmal kurz an seiner Tasse, bevor er antwortete, ein amüsiertes Funkeln in seinen Augen.
„Fast schon zu gut, nicht wahr? Sie wecken mich bitte, wenn ich einschlafen sollte, in Ordnung? Mache ich umgekehrt auch.“
Bei der anschließenden Lektion beziehungsweise Übung der Jedi wollten und konnten weder Arkadi noch Makish vorgeben, genau zu verstehen, was geschah, aber faszinierend war dennoch oder sogar gerade gewesen. Offenbar handelte es sich um irgendeine Form der Materiemanipulation – die Beeinflussung der Physik durch schieres Wollen. Etwas, das die meisten Lebewesen sicher als Magie abtun würden, im Fall der Jedi aber sehr konkret und real war. Der Zabrak Ferak machte den Anfang und Verblüffung stand in Arkadis Gesicht geschrieben, als sich der Gehörnte konzentrieren und dann mit einem Schlag die Kerze auslöschte und Wachs auf dem Tisch verteilte. Auch wenn der kräftige Nichtmensch ein wenig peinlich berührt und unzufrieden wirkte, kam Arkadi nicht umhin, die schiere Macht hinter dieser Tat zu bewundern. Das im größeren Maßstab und in den Händen einer Million ähnlich begabter Krieger und die Neue Republik würde morgen auf Bastion stehen. Aber angesichts der geringen Anzahl der Jedi und ihrer...esoterischen Überzeugungen war dies ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Dennoch betrachtete der Agent mit anerkennend gewölbter Augenbraue den Gehörnten und hörte dann zu, als Dr. Kaveri ihr geplantes Vorgehen erläuterte. Ihre Gedanken waren dezidiert geerdet und nüchtern und tatsächlich konnte Arkadi zumindest grob etwas damit anfangen und entsprechend aufmerksam und gespannt beobachtete er, wie die junge Frau sich konzentrierte und dann ihre Hand über die Flamme hielt. Tatsächlich, keine Verbrennungen! Es war bemerkenswert – ob sich so etwas auch gegen Blasterfeuer einsetzen ließ? Der dunkelblonde Mensch kam nicht umhin, fasziniert zu sein, ihre Blick trafen sich...und irgendetwas ging schief. Unvermittelt senkte Dr. Kaveri ihre Hand auf die Flamme, erstickte sie und stand dann mit versteinerter Miene auf, einen Augenblick später war sie im Gang verschwunden. Arkadi räusperte sich betreten und starrte auf seine Caftasse, wartete einige Momente und stand dann ebenfalls auf.
„Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.“
Meinte er förmlich in die Runde, füllte die Tasse der Ärztin mit Caf und nahm sie mit, als er ebenfalls aufstand und mit suchendem Blick die Küche verließ. Es dauerte nicht lange, bis er Dr. Kaveri fand, sie lehnte gegen die Wand und es war offenkundig, dass sie unter Stress stand – ihr Atem ging schneller, ihre Hände zitterten und ihr Gesicht war aschfahl. Für eine Weile stand der Agent unschlüssig da, die Tasse in den Händen, dann gab er sich einen Ruck, räusperte sich leise und trat vorsichtig einen Schritt näher, einen gebührenden Abstand wahrend. Seine Stimme war glatt und ruhig, in einem Tonfall, der gleichermaßen bestimmt wie einfühlsam war.
„Tut mir leid, dass ich Sie abgelenkt habe, Doktor Kaveri. Macht es bestimmt nicht einfacher, wenn man sich so konzentrieren muss und dabei alle neugierig starren. Ich hab Ihnen etwas Caf mitgebracht...hilft, hoffe ich. Gibt da noch einen Trick, der mir hilft - Ihnen vielleicht auch. Einatmen. Auf vier zählen. Ausatmen.“
Arkadi lächelte, suchte Augenkontakt und nickte leicht, bevor er die Übung selbst durchführte. Demonstration, ja, aber auch für sich selbst, denn er wusste nur zu gut, warum gerade Feuer für seine Gegenüber so eine Belastung war. Dafür musste er nicht ihr psychologisches Profil lesen, dafür war keine Akte notwendig. Es war alles da.
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