[Hyperraum nach Ossus - YT-2000 Uba - Cockpit] mit Bru-Th
Hade drehte sich auf den Pilotensitz um, als sich Bru-Th Agoch hinter ihr an die Tür lehnte.
”Wir hatten einfach nur Glück dass dieses Kanonenschiff aufgetaucht ist. Sonst wären wir jetzt höchst wahrscheinlich alle tot.”, wehrte die junge Frau ab. Ihre Stimme klang sicher, aber schlapp.
Dennoch nickte Hade. Sie nahm das Lob gern zur Kenntnis und in das Gesicht, dem man ob der rötlichbraunen Grundfarbe die Blässe kaum ansah, kehrte das Leben zurück als sie sich, mit dem Jedi sprechend, in ihrem Sitz aufrichtete, einen Arm um die Lehne gelegt.
Seine Anwesenheit und bedeutungsschwangeren Worte - denn das waren die Worte von Jedi einfach immer, sogar wenn sie so einen Stuss erzählten wie ‘Möge die Macht mit dir sein’ oder ‘Es hat schönes Wetter draußen’ - lenkten Hade von der eben erlebten Situation und Anspannung ab.
Und das Lob schmeichelte ihr, obwohl sie es damit ähnlich hielt wie mit ihrer Angst. Sie behielt es für sich. Es gab keinen Grund übermütig zu werden, nur weil sie mit Hilfe dem Angriff einer imperialen Lancer-Fregatte und einigen - wie viele waren es doch gewesen? Hade hatte sich ganz Bru-Th und Blaine verlassen - Tie-Jägern entkommen waren.
Leider verschwand der Jedi viel zu schnell wieder und ließ sie, mit einem netten Denkanstoß, allein in ihrem Cockpit zurück. Ihre YT-2000 hatte einen medizinischen Versorgungsraum? Interessant.
Einsam das Lichtgewirr des Hyperraums im Blick, dem für Hade nicht die selbe Faszination anhaftete, die viele andere bei seinem Anblick empfanden - hatte nicht auch der Jedi kurz innegehalten? Ihr war so gewesen. -, drifteten ihre Gedanken ab. Zurück zu Ja’stri, die die Explosion von Borgas Palast mit größter Wahrscheinlichkeit nicht überlebt hatte und zu Nee’la, auf die das selbe Schicksal wartete wie auf ihre Mutter, als sie seinerzeit verkauft worden war. Denn die verbliebenen Sklaven des Hutten würden sicher neuen Herren zugeteilt oder neu versklavt werden. Erst recht jene mit einem Ruf wie die rote Twe’Lek-Tänzerin Nee‘la Vann. Sofern sie nicht ohnehin im Palast und somit auch tot war… dazu wollte sich Blaine schließlich nicht äußern.
Bei dem Gedanken an ihre verschiedenen oder verlorenen Freunde aus dem Umfeld des Hutten spürte Hade nichts als gähnende Leere. Sie war es leid mit all jenen zu fühlen, für die es keine Hoffnung gab. Sie konnte ja doch nichts daran ändern…
Zuletzt erreichten ihre Gedanken den Hutten selbst, der jetzt vermutlich in einer tiefgrünlichen Pfütze seiner triefenden Gedärme lag.
Aber Hauptsache sie hatte ihn vorher noch bezahlt!
Oh man…
Naja, das Leben konnte einem manchmal echt kräftig in den Arsch treten.
Hade nahm es trotz allem relativ gelassen. Zum einen weil sie sich zu träge fühlte sich richtig darüber aufzuregen, zum anderen weil das auch gar nicht notwendig war. Diese Geldbeschaffungs- und Zahlungsaktion hatte ihr bewiesen, dass sie fähig war ihre eigenen Credits zu verdienen - wenn auch auf eine sehr skurrile Weise. Hade fühlte sich unabhängiger denn je. Und verlorener und einsamer denn je. Von den Monaten kurz nach Gewinnung ihrer Freiheit mal abgesehen. Wenn sie jetzt einfach nichts mehr tat würde sie klammheimlich wegsterben und niemand würde sich daran stören oder darum kümmern.
Und dass sie den dämlichen Hutten hatte bezahlen müssen einen Tag bevor er gestorben war, war doch ärgerlich! Und… ach, hör doch auf!
Die 18jährige Besitzerin der Uba erhob sich frustriert von ihrem Pilotensitz. Es mochten seit dem Start erst gute 2 Stunden vergangen sein. Was der Jedi trieb wusste sie ja. Vielleicht war er immer noch mit Suchen beschäftigt. Oder er dachte nach oder ‘schlief‘… oder wie auch immer Jedi so etwas nannten. Jedenfalls hörte sie von ihm rein gar nichts mehr.
Von dem Zabrak aber auch nicht. Und der hatte sich nicht einmal zurückgemeldet. Allmählich wollte sie doch gern mal wissen was der in - oder mit - ihrem Schiff machte. Gegebenenfalls sollte sie auch mal nach den entstandenen Schäden sehen. Nicht, dass noch Vakuum eindrang… quatsch! Sauerstoff entwich! Sorum…
Mit müden, brennenden Augen schleppte sich Hade durch die Uba um sich ein Bild zu verschaffen. Der Raum in der Cantina und nun die Anstrengung des Gefechts hatten sie ausgetrocknet und reizten die Tränendrüsen.
Alles war jetzt besser als nachdenken. Es machte sie passiv und lies sie an ihrer Entscheidung zweifeln.
Vielleicht war sie einfach nicht gut genug. Vielleicht war es zu gefährlich. Vielleicht sollte sie nach Nar Shadda zurückkehren und sich weiterhin ausbeuten lassen, weil sie auf die Straße zu den Armen gehörte und nicht in ein Raumschiff zu den Sternen…
Hade schüttelte den Kopf. Sie dachte ja schon wieder nach!
Gut, sie stand am Anfang, aber… gut. Gut, ja. Gut! Ähm…
Wie auch immer. Ihre Entscheidung stand fest.
Sie würde versuchen sich über die Black Sun zu etablieren. Und zwar als Kopfgeldjägerin. Denn in diesem Gewerbe hieß es: Vertraue niemandem und arbeite allein.
Und genau das hatte Hade vor.
Die Auskundschaftung der Lage ihres Schiffs nahm einige Zeit in Anspruch. Zumal wirklich nicht alles in Ordnung war. Den Hyperraumflug würde die Uba noch überstehen, aber auf Ossus gedachte Hade sich nach einer Werkstadt umzutun.
Geringere Schäden behob sie so gut es ging sofort. Allerdings war Hade, trotzdem sie mit provisorischen Reparaturen und der Notwendigkeit, sich Wissen selbst anzueignen, vertraut war, keine ausgebildete Mechanikerin. Bis sie entschied alles Weitere den Profis zu überlassen vergingen weitere 3 Stunden, über die sie Blaine vollkommen vergaß.
Zurück im Cockpit, sich die schwarzen Finger mit einem braunen Lappen grob säubernd, fiel ihr der Zabrak wieder ein.
Sie hatte ihn im ganzen Schiff nicht gesehen. Verdammt, wo steckte der?
Es gab wirklich wenige Orte, an denen sie nicht gewesen war - sogar den schlafenden Jedi hatte sie gesehen.
Der eine Raum, den sie nicht geöffnet hatte, war der Maschinenraum. Dort wo sich die ganze Technik befand, von der Hade definitiv die Finger lassen würde. Der andere der Frachtraum.
In zweiterem war die Wahrscheinlichkeit, dass sie Blaine dort fand, erheblich größer, also schlug sie zuerst den Weg dorthin ein.
Das erste, was Hade im Frachtraum ins Auge fiel war die wässrige Pfütze am Boden. Die Scherben. Die farblosen Spritzer an der Wand.
Aha. Blaine hatte eine Flasche gegen die Stahlwand gepfeffert.
Dann sah sie den Zabrak in einer Ecke kauernd am Boden sitzen.
Oh man…
Sich fahrig das Haar zurückstreichend - denn Blaines Verzweiflung schien echt tief zu sitzen, das konnte die Empathin spüren - trat sie einen Schritt auf den jungen Mann zu, der sie noch nicht bemerkt zu haben schien.
“Okay, irgendwas muss ich jetzt sagen.”, war der jungen Frau bewusst. Besser es wirkte nicht zu fürsorglich. Sich neben ihn zu knien und einen Arm um ihn zu legen wäre ätzend übertrieben. Hade kannte Blaine nicht und ihr Wunsch, ihn kennen zu lernen, hielt sich in Grenzen. Der ihn fertigzumachen aber auch.
”Hey.”, sprach sie in schließlich, direkt vor ihm stehend, noch immer etwas unsicher an. Mit tief betrübten umzugehen konnte Energie und Nerven kosten. Beides hatte sie an jemanden, der sie bei ihrer ersten Begegnung wegen eines Blickes, an den sie sich nicht erinnerte, geschlagen hatte und der bald seiner eigenen Wege gehen würde, zu verschwenden keine Lust. Aber er befand sich nun mal im Augenblick auf ihrem Schiff und er demolierte ihre Einrichtung. Und direkt unsympathisch war er ihr auch nicht.
“Da am Boden rumzuhocken bringt’s auch nicht…”, ‘Nein, möchtest du vielleicht statt dessen mit mir reden.’ Oder was?
[Hyperraum nach Ossus - YT-2000 Uba - Frachtraum] mit Blaine