Dschungelmond von Va'art, unterwegs, mit Major Muurks, Ian, Yaro und NPCs
Sein Freund? Was sollte das schon wieder bedeuten? Innerlich schüttelte Eowyn den Kopf und brach den Gedanken ab. Es nutzte nichts. Sie musste aufhören, sich über Nichtigkeiten Gedanken zu machen. Viel wichtiger war doch, was Ian ausstrahlte, und das war genug, um vermutlich selbst den Padawan merken zu lassen, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Sie hatte sich nach Rettung gesehnt und auch gewusst, dass es heikel werden konnte - aber irgendwie hatte sie es sich anders vorgestellt. Ians dunkle Aura wuchs und wuchs - was hatte sie falsch gemacht? Was hätte sie anders machen sollen? Ihn vermutlich nicht so anfahren, als er begonnen hatte, die Kontrolle zu verlieren... aber vielleicht wäre es auch da schon zu spät gewesen. Wieder einmal - müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Ian selbst hatte ihr gesagt, sie musste ihre Fehler akzeptieren und hinnehmen... und auch realisieren, dass es manchmal keine Fehler waren.
Dennoch drückte alles sie nieder. Nichts lief, wie es sollte... Sie waren zu spät, Ian drehte durch, und die Verbindung zwischen ihnen, die alles hätte ein wenig erleichtern, vielleicht überhaupt erst möglich machen sollen, war überdeckt.
Der Weg zum Schiff, das sie von hier fortbringen würde, kam ihr kurz vor, so sehr waren ihre Gedanken vermutlich mit den neuesten Ereignissen beschäftigt. Mehrmals überlegte sie, mit Ian zu sprechen, aber sie wusste nicht, wie er auf sie reagieren würde. Es wäre keine gute Idee, jetzt einen einfachen Streit zu beginnen, ganz zu schweigen von anderem. Nein, sie musste warten, bis sie an Bord waren. Immerhin hatten sie die 18 Stunden bis Lianna - wenigstens, Eowyn bezweifelte, dass dieser Transporter, den sie vor sich sah, schneller flog als die "Sandkorn".
Der Togorianer überwachte, dass alle an Bord waren und ließ sie dann alleine - vermutlich hatte er damit zu tun, das Schiff zu befehlen oder Missionsberichte zu schreiben. Ein wenig beneidete sie ihn. Das hier war vermutlich nur ein weiterer Job für ihn gewesen, vielleicht eine kleine Unannehmlichkeit wegen des Umwegs und des Stops. Zumindest stellte sie es sich so vor, und hoffte es für ihn. Eowyn wünschte, sie könnte sich auch einfach in ihre Kabine zurückziehen, einen Bericht schreiben, die Sache ad acta legen und sich wichtigeren Dingen zuwenden.
Wenn es doch nur so einfach wäre.
Die Cereanerin, die sich als Heilerin Tar-Kal-San vorgestellt hatte, führte Ian in einen kleinen Raum, und Eowyn beeilte sich, ihnen zu folgen, nachdem sie dem Togorianer und seinem Team kurz hinterhergesehen hatte. Wenn sie mit Untersuchungen begann oder mit Medikamenten, dann würde sie vermutlich nicht mehr mit Ian reden können. Doch kaum wollte sie den Raum betreten drehte die Cereanerin im Schott sich um. Wieder musste Eowyn den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht zu sehen. Waren eigentlich alle an Bord dieses Raumschiffes größer als sie?!? "Er braucht jetzt Ruhe und Behandlung", sagte sie in bestimmtem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
Womit sie bei Eowyn allerdings an der falschen Adresse war, erst Recht in der momentanen Stimmung und mit den letzten Tagen in den Knochen. Sie schüttelte energisch den Kopf. Er braucht... mich.
Blödsinn. War sie wirklich so arrogant, das zu behaupten? Vermutlich brauchte er wirklich nicht sie, sondern eben eine Heilerin; alles was zählte, war, dass er gesund wurde. Sie schätzte ihren eigenen Wert zu hoch ein. Ian hatte Recht gehabt, wenn er sagte, die Jedi seien arrogant... sie eingeschlossen. An Bord seines Schiffes hatte er sie in Ruhe gelassen - damit sie sich von allem, was geschehen war, erholen konnte. Wahrscheinlich, weil er selbst es so gewollt hätte... Jetzt sah es vermutlich ähnlich aus. Vielleicht sollte er Zeit für sich haben.
Vermutlich... war es eher andersherum. Ich brauche... ihn. Mit erschrockenen, großen Augen blickte sie die Cereanerin an. Sie war nicht bei Sinnen. So etwas zu sagen war ihr ansonsten schon nur schwer in den Kopf gekommen, und dann noch hier, vor einer anderen Jedi, in einer solchen Situation.
Eowyn hatte keine Ahnung, ob ihr Gegenüber alles begriff - glücklicherweise vermutlich eher weniger. Sie hob die Augenbrauen, wahrscheinlich war sie irritiert von Eowyns Widerspruch. "Ihr braucht jetzt ebenfalls Ruhe, das sollte Euch klar sein." Ihre Stimme und ihr Blick ließen deutlich durchsickern, dass sie anderes nicht zulassen würde. Eine Sekunde lang starrte Eowyn die Jedi an, dann glitt ihr Blick zu Boden und sie nickte. "Fong Rill wird Euch zeigen, wo Ihr Euch ausruhen könnt." Tar-Kal-San nickte zu ihrem Padawan. "Macht Euch keine Gedanken. Ich kümmere mich um alles hier, ich passe auf." Sie schloss das Schott hinter sich, und Eowyn blieb mit Fong Rill außen stehen. Das war gar nicht so verlaufen, wie sie es geplant hatte. Sie starrte weiterhin auf das Schott. Im Gegenteil, beinahe hätte sie Dinge ausgeplaudert, die momentan vermutlich noch niemand wissen sollte. Sie war kaum besser als Ian in dieser Hinsicht. Die Tage auf Va'art hatten einfach an allem gezehrt... Also hatte die Cereanerin vermutlich Recht, sie musste sich ausruhen, wieder zu Kräften kommen, wieder einen klaren Kopf kriegen. Die ganzen Gespräche mit Ian hatten sie denken lassen, dass sie auf einem besseren Weg war, aber dieses kurze Gespräch zeigte nur, wie wenig sie damit richtig lag. Vermutlich tat sie auch gut daran, sich ab jetzt wieder abzuschirmen. In der Aufregung hatte sie das völlig vergessen.
Und von wegen, sich keine Gedanken machen. Sicher, Ian war in guten Händen bei Tar-Kal-San, sie war sicher eine hervorragende Heilerin und würde auf ihn aufpassen, aber Eowyn machte sich schließlich nicht nur Sorgen um sein körperliches Wohl.
Sie spürte, wie das Schiff in den Hyperraum sprang. Sie waren wieder unterwegs, und die Stunden waren gezählt. Sie sollte sich hinlegen und das weitere Vorgehen überdenken.
Eowyn seufzte und wandte sich dem Nautolaner zu.
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Die winzige Kabine, in die Fong Rill sie gebracht hatte, bestand im Prinzip nur aus einem schmalen "Bett" und einem kleinen Standterminal, aber das war schließlich mehr Luxus, als sie in den letzten Tagen gewohnt war, und womöglich mehr, als andere hier an Bord hatten. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Kabinen ein solches Schiff hatte. Ihr erster Gang, nachdem sie den Padawan dankend verabschiedet hatte, ging zum Terminal. Coruscant. Sie musste es genau wissen. Noch war da diese kleine Hoffnung, dass sie falsch lag... die jedoch Sekunden später pulverisiert wurde. Erneut drehte sich ihr Magen um. Die Berichterstattungen waren vage, aber genau genug um im Prinzip zu sagen, dass die Jedi überfordert waren, selbst wenn sie noch die einzigen waren, die halbwegs gegen das Virus ankämpfen konnten. Eowyn fand ein Interview mit Brianna, wohl abgeschrieben aus einer Holoshow, auch der Rat Anakin Solo wurde zitiert... Womit, weshalb verdächtigte er die Sith? Wusste er etwas? War der Rat schon längst informiert gewesen, war diese ganze Reise umsonst? Warum hatte man dann die Schatten nicht informiert - oder hatten die Nachrichten sie einfach nicht erreicht, weil sie zu spät eingetroffen waren? Und Chesara war angeblich auf Coruscant? Das machte Sinn... Die Rätin würde sich nicht zurückhalten, wenn es um eine solche Krankheit ging, aber Eowyn hatte darauf gebaut, dass sie auf Lianna sein würde. Vielleicht war sie es vor einer Woche auch noch gewesen. Wäre sie nur... Aufhören. Kraftlos schlug sie gegen die Wand. Selbstvorwürfe brachten sie nicht weiter.
Langsam deaktivierte sie das Terminal, legte ihren Gürtel samt Lichtschwert auf den Boden, setzte sich auf das Bett und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Sie musste loslassen, abschalten, entspannen, wieder rational denken. Aber mit einem Blaster auf der Brust entspannte man einfach nicht, stang! Und je mehr sie an Lianna dachte, je mehr sie versuchte, sich zu überlegen, wie sie vorgehen sollte, desto größer wurde die Angst. Es lief alles jetzt schon so unglaublich schief... Schon jetzt war sie nicht in der Lage gewesen, Ian zu schützen. Wie sollte sie das auf Lianna schaffen? Er baute auf sie - und sie hatte ihn in der letzten Stunde sowohl auf Va'art als auch hier an Bord enttäuscht. Ein drittes Mal durfte sie das nicht geschehen lassen. Sobald sie geschlafen hatte würde sie zu ihm gehen, und dieses Mal würde Tar-Kal-San sie ganz sicher nicht abwimmeln. Sie hoffte nur dringend, dass er dann ansprechbar war, aber das würde sich zeigen.
Erst als sie sich erschöpft und dank diesem Entschluss ein wenig ruhiger auf das Bett sinken ließ kam ihr kurz vor dem Einschlafen der Gedanke, dass sie die Cereanerin falsch verstandan haben konnte... Vermutlich falsch verstanden hatte. Sie hatte sicher wohl gespürt, was in Ian steckte... Hatte sie mit "aufpassen" eher gemeint, sie würde achtgeben, dass er nichts anstellte? Hatte sie Ian quasi schon unter Bewachung zurückgelassen?
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Der letzte Gedanke war gleichzeitig ihr erster, als Eowyn nach einem sehr unruhigen, aber äußerst langen Schlaf erwachte. Was hatte sie getan, war es ihr nächster Fehler gewesen, sich abwimmeln zu lassen? Sie musste zu Ian... Ihr Magen fühlte sich hohl an und sie sich ein wenig schwummrig, und Eowyn fiel ein, dass sie seit über 26 Stunden kaum etwas gegessen hatte. In ihrem Gürtel steckte noch der Rest des einen Energieriegels, allerdings nicht mehr lang. Sie legte selbigen wieder um und trat noch etwas verschlafen aus der Kabine, als sie beinahe mit Fong Rill zusammenstieß. "Guten morgen!" strahlte der Padawan sie an und hielt ihr einen Bündel Kleidung hin. "Oder eher, Mittag... Ich wollte eben zu Euch. Meisterin Tar-Kal-San meinte, Ihr würdet Euch sicher frischmachen und etwas Sauberes anziehen wollen. Und falls Ihr etwas essen wollt, in der Messe ist genug vorhanden." Nun... so Unrecht hatte die Jedi definitiv nicht... aber ihr wäre es lieber gewesen, erst nach Ian zu sehen. Andererseits... machte eine Viertelstunde noch einen so großen Unterschied? Vielleicht redete es sich auch besser, wenn man sich nicht andauernd selber roch. Richte deiner Meisterin meinen Dank aus, lächelte sie dem Nautolaner schließlich zu und nahm ihm die Kleidung von Arm.
Tar-Kal-San hatte richtig gelegen. Als Eowyn danach aus der Nasszelle stieg fühlte sie sich gleich viel wohler, so gut wie seit Tagen nicht - hatte jedoch ein seltsames Gefühl dabei, die Jedi-Kleidung anzuziehen, die Fong Rill ihr gegeben hatte. Sie waren ihr leicht zu groß und sie musste sie einmal umkrempeln, vermutlich die Kleidung des Padawans - aber es würde sicher nicht helfen, wenn sie richtig gelegen hatte und Ian vermutete, dass sie ihn fallen ließ, weil sie wieder bei den Jedi war. Aber was sollte sie anderes tun? Sie konnte schlecht in die ruinierten Sachen von Va'art schlüpfen. Und er sollte sich nicht so anstellen!
Sie war leicht unruhig, als sie schließlich mit nassen Haaren den Gang hinunterging, an dessen Ende ihr Ziel war. Sie wusste noch immer nicht genau, was sie eigentlich sagen sollte, sie hatte noch keinen Plan ersonnen, wie sie vorgehen sollten. Ihr große Hoffnung war nur, dass Ian ihr zuhören würde. Dass sie reden konnten... Ha. Wann hatten sie jemals ruhig reden können?
Eowyn lief kurz vor Ians Raum an einem offenen Schott vorbei, in dessen Raum Tar-Kal-San über einem Datapad gebeugt saß. Sie nickte der Cereanerin nur kurz zu und lief weiter, bevor diese auf den Gedanken kommen konnte, sie aufzuhalten. Es war nicht deutlich, ob die Jedi dort zufällig saß... oder aus Gründen.
Schließlich holte sie tief Luft und öffnete das Schott. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber von Ian, der im Raum auf und ab lief war sie doch etwas überrascht. Es schien ihm definitiv besser zu gehen... Eowyn trat ein und schloss das Schott. Auf in die nächste Runde.
Hallo, sagte sie leise. Ich nehme an, es geht dir besser?
Hyperraum von Va'art nach Lianna – Gallofree GR-75 Transporter “Survival”, an Bord Major Muurks und NPCs, mit Ian und Yaro