Weltraum – Outer Rim – PCL-27 „Beldon“ – Hangar – Cal (irgendwo), Belle (über dem Geschehen) und Faith (irgendwo anders)
Faith hatte mit wachsender Panik zu kämpfen gehabt und sich beinahe trostsuchend an den Blaster in ihren Händen geklammert, obwohl sie das Wissen, daß diese Waffe in ihren Händen beinahe nutzlos war, in jedem Augenblick schmerzhaft in ihren Verstand präsent war. Sie versuchte den Eindringling, der sie anscheinend in ihrem sicheren Versteck aufgestöbert hatte, bei den miserablen Sichtverhältnissen auszumachen.
Wahrscheinlich war sie die einzige, die sich nicht problemlos bei diesen diffusen Lichtverhältnissen zurechtfinden konnte, dachte sie verärgert. Die Bandbreite der Emotionen, die sie in den letzten Stunden durchlebt hatte, deckten in ihren Augen reichten für ein Menschenleben locker aus und dieser Umstand war nicht dazu angetan, ihre Nerven zu beruhigen.
Faith versteifte sich, als sie Schritte und Stimmen, die sich allen Anschein ihrer Position zu nähern schienen. Hatte der Eindringling Verstärkung gerufen? Faith schluckte trocken, denn sie war sich sicher, daß es nicht die Konserven waren, die hier gerade in ihre Richtung unterwegs gewesen waren. Und sie war sich verdammt sicher, daß dieser komische Kerl, den sie von den Lebenden zu den Toten befördert hatte, ebenfalls keine Konserve gewesen war. Bei ihrem Glück hatte sie den besten Freund des größten Sadisten der gegnerischen Truppe erschossen. Die wohl beste Alternative, die ihr im Moment blieb, war ein Kopfschuß, aber dazu konnte sie sich nicht durchringen.
Sie hörte, wie das Dach des Fahrzeugs ächzte und wandte sich alarmiert der Geräuschquelle zu, aber da war es schon passiert. Eine Gestalt stürzte sich auf sie und drehte die Hand mit dem Blaster, den Faith mit eiserner Entschlossenheit umklammert hielt, von sich weg.
Faith konnte gar nicht anders, als zu vor Schreck aufzuschreien, nur um zu hören, wie gedämpft, der Schrei durch die Atemmaske klang.
Im ersten Moment wünschte sie diese Atemmaske zur Hölle, aber das wurde direkt zu einem von dem Erstaunen über den Gegenstand, der ihr den Schoß gefallen war, und der Erkenntnis, daß ihr irgendwas an der Statur dieser Person bekannt vorkam. War sie auf der Lichtung gewesen? Wenn dem so war, dann gehörte sie also zu den Konserven, zumindest hoffte Faith das, als sie beschloß, sich nicht zu wehren.
Anscheinend war Glück und Verstand auf ihrer Seite, es war jemand von den Konserven. Es war Faith eine ziemliche Erleichterung, wenigstens hier die richtige Entscheidungen getroffen zu haben, beziehungsweise überhaupt die Möglichkeit zu einer Entscheidung gehabt zu haben, denn im Augenblick fand sie ihr Leben ziemlich fremdbestimmt.
Sie nickte verstehend, als die Frau den Finger auf ihre Lippen legte und ihr damit andeutete, still zu sein. Dabei tat Faith im Moment nichts anderes, außer still zu sein und wahlweise durch die Gegend zu schleichen oder sich zu verstecken.
Es war alles andere als gemütlich, von dem Gewicht der Fremden auf das Fahrzeug gepreßt zu werden, aber es war aushaltbar, fand Faith und fühlte, wie sich die Panik zu legen begann.
Sie konnte den Blick der Frau förmlich auf ihrem Gesicht spüren und fühlte sich aufmerksam in Augenschein genommen. Und sie musterte ihrerseits die Fremde, die rötliche Haut, sehr feminine Gesichtszüge, kurzgeschnittene Haare, deren Farbe Faith aber nicht genauer bestimmen konnte. Auch wenn die Naboo sich an für sich aus den Geschicken der Galaxis heraushielten, zumindest wenn man die jüngere Vergangenheit ignorierte, wurden die Kinder Naboos sehr wohl darin geschult, mit anderen Spezies zusammenzutreffen und sich dann entsprechend verhalten zu können. Und irgendwo in Faiths Gedächtnis erschien das Wort Zeltron und im nächsten Augenblick das Wort Pheromone. Sie ärgerte sich für einen Augenblick wirklich darüber, daß sie in dieser Stunde nicht besser aufgepaßt und nur mit einem Ohr zugehört hatte.
Als die Frau an ihrer Unterlippe zu knabbern begann, blickte Faith diese wie vom Donner gerührt an. Was sollte das werden, wenn es fertig war?
Wenn die Stimmen sich nicht weiter ihrem Zufluchtsort genäherten hätten, hätte Faith die Fremde gebeten, sie freizugeben, aber selbst sie wußte, daß im Moment jede Bewegung sie verraten könnte. Just in diesem Augenblick erklangen Blasterschüsse und Faith schloß die Augen und versuchte in dem, in ihren Augen ohrenbetäubenden, Lärm hilfreiche Informationen auszumachen. Viel war da nicht, die Anzahl der Schüsse war gering. Das konnte nichts Gutes für sie bedeuten, wahrscheinlich hatten die Eindringlinge jemanden von den Konserven so böse erwischt.
Oder auch nicht, denn es war kurz darauf die Stimme von Mr. Konserve persönlich, der ihnen befahl, zu ihm hinunter zu kommen.
Faith war ziemlich erleichtert darüber, seine Stimme zu hören, und daß sie vom dem Gewicht der Frau befreit war. Faith stand an der Kante, während die Fremde hinunterkletterte. Den Blaster in der rechten und die Energiezelle in der linken Hand sprang Faith einfach, denn so hoch war das Fahrzeug nicht. Leise kam sie auf dem Boden auf, bevor sie sich aufrichtete.
Als sie Mr. Konserve sagen hörte, daß sie in den Maschinenraum gehen würden, stöhnte Faith vor Enttäuschung beinahe auf. Warum zur Hölle in den Maschinenraum? Irgendwie verspürte sie das brennende Verlangen, sich freiwillig in die Kabine zu begeben und sich die Decke über den Kopf zu ziehen.
Aber damit war die gedankliche Rebellion auch im nächsten Augenblick vorbei. Mit stummer Resignation drückte Mr. Konserve erst die Energiezelle und dann den Blaster in die Hände und unterdrückte nur mühsam den Impuls, sich angewidert die Hände an ihrer Hose abzuwischen. Sie wollte sich lieber nicht damit auseinandersetzen, daß sie vorhin einem Lebewesen, wenn auch in Notwehr, das Leben genommen hatte. Selbst in der Zeit der imperialen Besatzung hatte sie niemals in einer solchen Situation gesteckt. Ihr Leben hatte eine, in ihren Augen ziemlich unangenehme Wendung erfahren und sie hatte nicht das Gefühl, daß es hier jemand verstehen würde. Überhaupt, mit wem sollte sie darüber reden? Mit ihren Gefängniswärtern, für die sowas anscheinend Alltag war? Ihr Leben hatte einen Teil seiner bisherigen Unschuld verloren und Faith wußte nicht, wie sich dieser Umstand auf ihr Leben auswirken würde.
Faith bemerkte, wie es sie fröstelte, denn sie war für eine Wanderung im Wald angezogen und der Tag war warm gewesen. Zwar hatte sie eine Jacke eingepackt, aber die war in ihrem Rucksack gewesen und der war verschwunden, und hier an Bord war es empfindlich kalt. Mit einem Mal überfiel sie eine schreckliche Sehnsucht nach ihren Eltern und ihrer Familie und ihren Freunden, dicht gefolgt von der schmerzlichen Erkenntnis, daß sie niemanden von denen jemals wiedersähe. Sie wollte nach Hause. Einfach nur nach Hause.
Sie warf einen Blick zu Mr. Konserve. Was immer er vorhaben sollte, sie nach Hause zu schicken, war für ihn sicherlich keine Option.
Weltraum – Outer Rim – PCL-27 „Beldon“ – Auf dem Weg zum Maschinenraum – Cal, Belle und Faith