Stimmt, im Bereich der eher auf Kinder abzielenden Fantasybücher habe ich genauso angefangen. Die Brüder Löwenherz sollte ich mal wieder lesen, das war eine Geschichte, die mich damals sehr gepackt hat. Da waren bestimmt noch mehr als die genannten, aber ich komme gerade nicht drauf; vielleicht muss auch die mal jemand erwähnen, damit die Erinnerung wieder aufflammt, also zögert nicht, noch ein paar Titel in den Ring zu werfen.
Du hast Recht, dass die Geschichte im Vordergrund stehen muss - oder zumindest dann sollte, wenn ein etwas breiteres Publikum auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden soll. Tolkien setzt seine Schwerpunkte teilweise anders, und es sind die langatmigen, ausschweifenden Beschreibungen von Landschaften und historischen Zusammenhängen, die es vielen (auch grundsätzlich fantasy-begeisterten) Lesern schwer machen, sich mit ihm anzufreunden. Ich fand ihn auch anstrengend zu lesen, beim ersten Mal; bei den weiteren Malen habe ich genau diese Elemente geschätzt, dass sich nach und nach immer mehr Zusammenhänge erschlossen haben und die Geschichte um Bilbo, Frodo, Gollum und den Ring in einen viel größeren Zusammenhang gerückt wurde. Das finde ich großartig, hat aber eine Weile gedauert.
Wer auch diesen "Fehler" macht, meiner Meinung nach, ist Markus Heitz. Er ist in der Lage, sehr tolle Geschichten zu erzählen, aber immer in der Gefahr, sich dabei in der Größe und Großartigkeit seiner Welt zu verlieren. Gut zu beobachten bei der "Die Zwerge"-Reihe, noch mehr bei der ziemlich beeindruckenden Ulldart-Saga: Zuerst leben seine Helden von den kleinen, alltäglichen Chancen und Problemen, so dass man als Leser mit ihnen fühlen und Sympathien entwickeln kann... aber irgendwann artet die Handlung in immer größere Dimensionen aus, so dass man (=ich) irgendwie den Zugang zu den Personen verliert und sich nur noch fragt, welchen Teil des Kontinents er wohl im nächsten Kapitel völlig grundlos in Flammen aufgehen oder im Erdboden versinken lässt, nur um das vorangegangene Kapitel nochmal an Dramatik zu übertreffen.
Tolkien schafft es zumindest, in diesen epischen Vorgängen immer auch den Fokus auf den kleinen Leuten und den kleinen Geschichten zu lassen - was bei der Verfilmung des Herrn der Ringe für mich auch noch sehr gut funktioniert, bei der des Hobbits überhaupt nicht. Hier hat man die Schwerpunkte anders gesetzt und mich spätestens in der Mitte des zweiten Teils emotional total abgehängt.