[Hyperraum | von Ojom nach Widek | PUR Veracity, im Verband mit ISD Ascendancy, VIN Takao, RK Talon, TPC Domination] Gordon Aaronson mit Crew; Operative Dunlay Renford (NPC)
Sobald die Veracity im Hyperraum war, führte sein erster Weg Gordon Aaronson auf die Krankenstation. Die loyalen imperialen Streitkräfte hatten das Gefecht eindeutig gewonnen, die Mission war ein beachtlicher Erfolg. Dennoch hatte es Verluste gegeben. Soldaten und Piloten hatten ihr Leben für den Dienst am Imperium gegeben. Ihrer angemessen zu gedenken und dafür zu sorgen, dass ihr Opfer nicht als abschreckendes, sondern als motivierendes Beispiel für ihre überlebenden Kameraden dienen würde, war eine wichtige Aufgabe, die noch vor dem Commander lag. Aber zunächst galt seine Fürsorge denjenigen, die mit dem Leben davongekommen waren, aber ihre Gesundheit verloren hatten. Zahlreiche Soldaten der Entermannschaften, sowohl Sturmtruppler als auch Infanterie, waren verwundet worden, manche leicht, andere schwer. Und auch ein Pilot, dessen Maschine zerstört worden war, hatte gerettet werden können. Die akutesten Fälle waren noch im Ojom-System versorgt worden, während die Schäden an den Schiffen gesichtet und Reparaturen durchgeführt worden waren. Mittlerweile war auf der Krankenstation wieder etwas mehr Ruhe eingekehrt, so dass Aaronson dort aufkreuzen konnte, ohne wichtige Abläufe zu stören. Die Angewohnheit, verletzte Crewmitglieder mit einem persönlichen Besuch zu ehren, egal wie schwer sie verletzt waren, stammte noch aus der Zeit, als er ein Kanonenboot kommandiert hatte. Die kleine, überschaubare Mannschaft war oft wochenlang ohne Kontakt zur Außenwelt an den Grenzen des Imperiums unterwegs gewesen und dabei eng zusammen gewachsen. Damals hatte der Commander (der zu jener Zeit noch Lieutenant Commander gewesen war) festgestellt, wie vorteilhaft es für die Moral und damit auch für die rasche Genesung der Verwundeten war, wenn ihr Vorgesetzter ihnen Mut zusprach und sie für ihre Opferbereitschaft lobte. Das hatte auf der Silver Bullet gegolten und ebenso auf der Volcanic und der Nova. Nun bot sich, viel früher als man sich hätte wünschen müssen, die Möglichkeit, diese Tradition auch an Bord der Veracity zu etablieren.
Bisher hatte der Commander zweimal die Krankenstation aufgesucht: Einmal direkt nach seinem Dienstantritt an Bord, um die Einrichtung zu besichtigen und sich dabei der obligatorischen Routineuntersuchung zu unterziehen. Ein zweites Mal während der Inspektion des Schiffes auf dem Weg ins Eclipse-System. Er kannte also die meisten Gesichter dort und auch einige der Namen, denn es war immer gut, sich mit dem medizinischen Personal vertraut zu machen. Das Team war ohnehin nicht sonderlich groß: Bei der kurz zurückliegenden Modernisierung des Schiffes hatte man auch den Sanitätsbereich neu ausgestattet und unter anderem mit modernen Medi-Droiden bestückt, die den Personalbedarf reduziert hatten. Da die Umbaumaßnahmen der Veracity beschlossen worden waren, als noch der verlustreiche Konflikt mit der Neuen Republik getobt hatte, war das ein logischer Schritt gewesen. So gab es nur noch zwei ausgebildete Ärzte an Bord, dazu Pflegepersonal mit geringerer Qualifikation, aber doch ausreichend geschult, um sich selbständig beziehungsweise mit Unterstützung der MDs um die meisten alltäglichen Wehwehchen zu kümmern. Theoretisch war der Kreuzer auch für die Behandlung der zahlreichen Verletzten vorbereitet, die bei einer Raumschlacht gegen einen stärkeren Gegner als die ›Söhne der Freiheit‹ zu erwarten waren. Kopf des Teams war Doktor Willys. Der Mann war schlank und nicht sehr groß gewachsen. Außerdem sah er viel zu jung aus, um sowohl ein Studium als auch eine Offiziersausbildung hinter sich zu haben. Gordon kannte sein tatsächliches Alter aus der Dienstakte und konnte sich das jugendliche Aussehen des Arztes nur mit chirurgischen Eingriffen erklären. Da er sein Kommen angekündigt hatte, erwartete Willys ihn bereits am Eingang der Krankenstation.
»Doktor. Wie ist der Stand der Dinge?« fragte der Commander.
»Alles unter Kontrolle, Sir«, antwortete der Arzt. Seine Stimme verriet, dass sein Erscheinungsbild über sein wahres Alter hinwegtäuschte. »Alle Patienten sind stabil. Allerdings liegt einer der Soldaten noch immer im künstlichen Koma. Da er gegen Bacta allergisch ist, benötigt er eine langwierigere Therapie, die erst noch anschlagen muss.«
Das war keine neue Information, und auf einer Krankenstation waren keine Neuigkeiten oft gute Neuigkeiten. Der Commander nickte und griff nach dem Datapad, das ihm der Mediziner reichte. Allerdings warf er nur einen flüchtigen Blick darauf. Er war nicht hier, um Berichte zu lesen: Das konnte er in seinem Büro tun. Er wollte die Verwundeten treffen.
»Gut. Dann führen Sie mich herum.«
Die Krankenstation war nicht in einzelne kleine Zimmer eingeteilt wie ein ziviles Krankenhaus, sondern bestand in erster Linie aus einem einzigen großen Raum, in dem eine Vielzahl von Personen zugleich untergebracht und behandelt werden konnte. Ob man die Patienten auf sein Erscheinen vorbereitet hatte, ließ sich schwer sagen. Diejenigen, die nicht ans Bett gefesselt waren, standen bei seinem Erscheinen auf, andere hoben zumindest die Hand an die Schläfe. Zwei oder drei reagierten jedoch gar nicht, weil sie schliefen oder geistig abwesend waren. Der Komapatient lag vermutlich hinter einem Vorhang, der vor einer Nische zugezogen worden war. Der Zustand der Soldaten war insgesamt sehr unterschiedlich: Manche machten einen relativ guten Eindruck, abgesehen von Verbänden an verschiedenen Körperteilen. Andere wirkten wesentlich angeschlagener und man sah, dass sie Schmerzen hatten oder unter starken Medikamenten standen.
Der Doktor führte ihn zunächst zu einem Bett, das nahe am Eingang stand. Darauf lag nicht, wie Gordon zuerst gedacht hatte, ein sehr junger Mann, sondern offenbar eine Frau, die aber den Kopf geschoren hatte und sich auch sonst keine Mühe gab, ihre Weiblichkeit zu betonen - wünschenswert, wie der Mygeetaner fand. Sie trug einen Verband, der die linke Gesichtshälfte einschließlich des Auges bedeckte. Zudem wies ihr Gesicht eine Vielzahl kleinerer Verletzungen auf, die teilweise mit Pflastern, teilweise mit frischem Schorf verschlossen waren.
»Das ist Private Hench«, stellte der Doktor sie vor. »Sie hat diverse Verletzungen durch Splitter davongetragen. Auch ihr Auge wurde verletzt, sie hatte aber Glück: Ihre Sehkraft ist nicht mehr in Gefahr. Sie wird in Kürze in ihr Quartier entlassen und wird in drei bis vier Tagen wieder diensttauglich sein.«
»Wie wurden Sie verletzt, Private?« wollte der Commander wissen.
»Commander Aaronson, ich war unter den ersten, die den Hangar betreten haben, Sir! Wir wurden mit Feuer empfangen. Ein Blaster hat mich haarscharf verfehlt, hat aber Stücke von der Shuttlehülle neben mir abgesprengt und, naja: Die haben mich erwischt. Hab' auf dem linken Auge nichts mehr gesehen, aber so richtig gemerkt was los ist hab' ich gar nicht. Der Sergeant hat mir ein paar Minuten später gesagt, dass das übel aussieht und ich zum Sani soll. Bin dann mit dem ersten Verwundetentransport rausgeflogen. Das Ende hab' ich verpasst.«
»Sie haben trotzdem Ihren Teil beigetragen, Private Hench! Gut, dass Ihnen nichts Schlimmeres passiert ist!«
Er reichte ihr die Hand und ließ sich dann vom Doktor zum nächsten Patienten führen. Dieser war männlich und hatte eine sehr ungewöhnliche olivgrüne Hautfarbe, die auf nichtmenschliche Abstammung zumindest eines Elternteils hinwies. Ansonsten war sein Äußeres aber recht unauffällig. Er saß aufrecht auf seinem Bett und konnte sich kaum bewegen, weil sein Oberkörper in einer Art Korsett steckte. Eines seiner Beine war ebenfalls verbunden und er hatte, ebenso wie Private Hench, diverse kleine Verletzungen. In seiner Nähe roch es nach Bacta.
»Pilot Officer Entor. Er kam ebenfalls mit den Verwundetentransport von der Eternity. Soweit ich weiß, hat man ihn aus dem Wrack seines Jägers gezogen. Er hat mehrere Rippenenbrüche davongetragen und eine offene Wunde am Bein musste genäht werden. Gute Aussichten auf völlige Genesung in zwei bis drei Wochen.«
»Sie haben den Landetruppen mit Ihrer Bordkanone Feuerschutz gegeben?«
»Ja, Sir.« Es war nicht klar, ob die reibeisenhafte Stimme Entors Folge einer Verletzung oder normal für ihn war. »Die Gegner hatten eine Repetierblasterkanone aufgebaut, die sich auf meine Maschine konzentriert hat. Ohne Schilde war da nicht viel zu machen. Der Repulsor ist ausgefallen und ich bin im Hangar abgestürzt. Der Jäger ist leider Schrott.«
»Jäger sind ersetzbar. Ich werde mich darum kümmern, dass wir schnell neue bekommen. Wenn Sie wiederhergestellt sind, können Sie in ein nagelneues Cockpit steigen. - Was ist mit Ihnen, Soldat?«
Diesmal richtete sich der Commander nicht nach Doktor Willys, sondern wandte sich selbst an einen Patienten, der in der Nähe saß. Er hatte einen ziemlich finsteren Gesichtsausdruck; der Besuch des Kommandanten war offenbar nicht geeignet, seine Stimmung zu heben. Er war an diverse Schläuche und Apparaturen angeschlossen. Was für Verletzungen er davongetragen hatte, war nicht zu sehen, denn eine Decke war über seinen Körper gezogen. Bleiche Haut und tiefe Augenringe belegten, dass es ihm nicht gerade rosig ging; abgesehen von denen, die nicht ansprechbar waren, schien es ihm am schlechtesten zu gehen.
»Corporal Teggs, Sir. Das heißt, noch.« Ihm waren Wut und Verzweiflung anzuhören. Entweder gab er sich keine Mühe, seine Gefühle zu verbergen, oder er war einfach nicht in der Lage dazu. Der Arzt erläuterte:
»Wir mussten dem Corporal leider die schlechte Nachricht überbringen, dass seine Leber, die linke Niere und die Bauchspeicheldrüse nicht zu retten sind. Bis auf weiteres ist er auf die Maschinen angewiesen. Wir hoffen, dass es auf Widek geklonte oder künstliche Organe für ihn gibt. Leider stehen ihm schwierige Operationen und eine lange Rehabilitation bevor. Er wird zumindest für längere Zeit aus dem Dienst ausscheiden müssen.«
Gordon war anzusehen, dass diese Nachricht ihn traf. Der Mann war jung, wohl noch keine fünfundzwanzig. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich, und nun wurde seine Karriere auf diese hässliche Weise vorzeitig beendet. Wahrscheinlich hatte der Corporal keinen Plan B für diesen Fall, sondern stand nun vor dem Nichts. Der Commander konnte nur ungefähr erahnen, was in ihm vorging, und es war schwer, die passenden Worte zu finden.
»Es tut mir leid, das zu hören, Corporal. Ich hoffe, dass Sie nach der Behandlung in den Dienst zurückkehren können, und wenn das der Fall ist, setze ich mich dafür ein, dass Sie wieder auf die Veracity kommen - falls das Ihr Wunsch ist. Aber Ihr Ausscheiden aus dem Dienst - egal wie lange er dauert - ist keinesfalls eine Schande: Sie haben Ihre Verwundung bei der Erfüllung Ihrer Pflicht erlitten und das ist überaus ehrenwert! Ich werde dafür sorgen, dass Sie die verdiente Anerkennung erhalten. Ein ›Kreuz der Aufopferung‹ mag im Moment ein schwacher Trost sein, aber es wird Ihnen hoffentlich zeigen, dass das Imperium Ihre Leistung anerkennt und dass Ihr Opfer nicht gering geschätzt wird!«
Er ließ seinen Blick nun über die verschiedenen männlichen und weiblichen, menschlichen und exotischeren Gesichter schweifen und sagte laut:
»Sie alle haben zum Wohl des Imperiums gekämpft, und ich kann Ihnen nicht genug dafür danken! Natürlich hat sich keiner von Ihnen gewünscht, verletzt zu werden, aber Sie waren bereit, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Das ist das Material, aus dem Helden gemacht werden! Sie alle sind noch jung, für manche war es das erste Gefecht. Aber nach dieser schmerzvollen Erfahrung zählen Sie alle, unabhängig von Ihrem Rang, zu den Veteranen der Flotte. Ich hoffe, dass Sie bald wieder gesund werden, denn das Imperium braucht Männer und Frauen wie Sie! Und ich brauche Sie auf der Veracity!«
[Widek-System | Weltraum | PUR Veracity, im Verband mit ISD Ascendancy, VIN Takao, RK Talon, TPC Domination] Gordon Aaronson mit Crew; Operative Dunlay Renford (NPC)