Leider kann ich den Film trotzdem nicht mehr geniessen, da ich über grosse Ungereimtheiten nicht hinwegsehen kann: Warum ist Luke am Ende nicht persönlich erschienen? Wie kann eine untrainierte Rey Kylo, die rote Wache und sogar Luke besiegen? Die Casino-Szene ist überflüssig. Snoke wird belanglos, weil er weder Hintergrund noch Motivation hat. Rey hat keine Motivation überhaupt mitzumachen. Beim ersten Anschauen hab ich mich an sowas noch nicht gestört. Der Fanservice war einfach ziemlich gut... Nur leider offenbart der Film schnell solche Fehler und ist, für mich, ein Rückschritt im Star Wars-Universum.
Ist dein gutes Recht und ich kann es bis zu einem gewissen Punkt auch nachvollziehen, sich daran zu stören, aber zu einigen dieser Punkte fällt mir dann doch noch ein bisschen was ein, das ich anmerken möchte:
- Wäre Luke persönlich erschienen, wäre er draufgegangen, ganz einfach. Ich glaube jedenfalls nicht, dass er den Massenbeschuss der AT-ATs überlebt hätte. Gestorben ist er so zwar auch, aber die ganze Aktion hatte ja den Zweck, Kylo durch den fingierten Zweikampf abzulenken, sodass Rey den Widerstand aus der Basis retten konnte. Wäre Luke persönlich erschienen, hätten die AT-ATs ihn weggeballert, Kylo wäre mit seinen Truppen sofort in die Basis einmarschiert und alles wäre hinfällig gewesen.
Was mich an der Szene übrigens tatsächlich auch etwas stört, ist, dass Kylo den vermeintlichen Luke überhaupt erst beschießen lässt und ihn so töten lassen will, anstatt sich einem persönlichen Duell zu stellen. So feige hatte ich ihn nicht eingeschätzt und meiner Ansicht nach schadet das der Charakterzeichnung auch durchaus. Ich hätte eher von ihm erwartet und es auch besser gefunden, wenn er sich Luke sofort persönlich zum Zweikampf gestellt hätte.
- Die Aufregung darüber, dass Rey Kylo besiegen konnte, ist erstens so 2015 (nicht böse gemeint
) und zweitens liegt es doch eigentlich auf der Hand. Kylo ist durch Chewbaccas Schuss verletzt und es wird wirklich deutlich in Szene gesetzt, dass er damit zu kämpfen hat (er klopft sich ja nicht zum Spaß auf die Wunde und ächzt dabei, auch wenn ich mich da durchaus nach dem konkreten Sinn frage, jedenfalls wird deutlich, dass sie ihn schmerzt). Außerdem dürfte er durch den kürzlich verübten Mord an seinem Vater emotional aus dem Gleichgewicht gerissen sein - das war jedenfalls einer meiner Vermutungen gleich nach Sichtung des Films, zudem wurde es ja von Snoke persönlich in TLJ bestätigt, der sich ja auch darüber beschwert, dass Kylo, weil er nicht im Gleichgewicht war, von einem Mädchen geschlagen wurde, "das noch nie zuvor ein Lichtschwert in der Hand hatte". Auf diesen Punkt wird also doch sehr gezielt eingegangen, wenn auch zugegebenermaßen erst einen Film später.
Aber der für mich der wichtigste Grund, warum Rey Kylo besiegen konnte, ist eigentlich trivialer Natur: Kylo hatte nicht die Absicht, Rey zu töten. Er hatte von Snoke die Order, Rey zu ihm zu bringen, also wollte er sie bei diesem Kampf wohl nur außer Gefecht setzen und kämpfte daher sicher nicht mit seinem vollen Potenzial - ich kann mir vorstellen, dass der Kampf, wenn er von Kylos Seite her auf Leben und Tod geführt worden wäre, ganz anders verlaufen wäre und weniger lang gedauert hätte. Seine Zurückhaltung, weil er aufpassen musste, Rey nicht zu töten und auch nicht zu sehr zu verletzen (und ich stelle es mir mit einem Lichtschwert in der Hand ehrlich gesagt sehr schwierig vor, absichtlich nicht tödlich zu kämpfen) in Kombination mit den beiden anderen Aspekten (hinzu kommt, dass Rey eigentlich erst gegen Ende des Kampfes diese Art Machtschub erhält und auch erst dann richtig in die Offensive geht, aber Rey und die Macht ist ja ohnehin ein Thema, an dem sich, zugegebenermaßen nachvollziehbar, die Geister scheiden) begünstigte dann eben seine Niederlage. Muss man nicht so sehen oder nachvollziehen können, ist für mich persönlich aber schlüssig.
Und auch wenn ich eigentlich kein Fan des Whataboutisms bin, der Punkt, dass Charaktere Kämpfe gewinnen, wozu eigentlich nicht in der Lage sein dürften, ist irgendwie mehreren Fiktionen inhärent. Wir sehen in Herr der Ringe: Die Gefährten eine kurze Spaß-Trainingssequenz zwischen Boromir und den Hobbits, die wahrscheinlich vor dem Film nie eine echte Waffe in der Hand hatten und kurz darauf bestehen sie gegen Orks in Moria. Wann haben wir in der Hobbit-Trilogie je gesehen, dass Bilbo das Kämpfen gelernt hat? Dennoch kann er mit seinem Schwert Stich ja eigentlich von Anfang an ganz passabel umgehen und auch damit töten.
Vermutlich sind das in der Tat nicht ganz passende Vergleiche, trotzdem fällt es mir zu dem Thema immer wieder ein.
EDIT: Ach so, was das Training mit dem Lichtschwert betrifft, muss ich allerdings
@Raven Montclair zustimmen: Rey trainiert wirklich nicht unter Lukes Aufsicht, ich finde das macht die Szene schon deutlich. Er sieht ihr von einer gewissen Distanz aus zu, wo sie aber längst angefangen hat, eigenständig mit dem Schwert zu... üben? ^^