Adamska
trapped in the dark place
In der Diskussion hier verteidigen nun Einige den ST-Luke wie eine Löwenmutter ihr Baby. Kritikern wird unterstellt, dass sie einfach nur mit der falschen Einstellung ins Kino gegangen sind und jedes Argument wird einfach weggewischt:
Wenn Luke grünen Schlonz über seinen Bart sabbert, ist die Szene nicht unwürdig, weil im echten Leben ja auch Milch getrunken wird.
Wenn Luke ungefragt in das Gehirn seines Schülers eindringt, ist es in Ordnung weil ein offenes Gespräch ja eh nichts gebracht hätte (und wer ist schon der Meinung, dass ein intaktes Vertrauensverhältnis zwischen Schüler und Lehrer wichtig wäre, Ha).
Wenn Luke sich dann auch noch spontan entscheidet Ben im Schlaf zu ermorden, wird das ebenfalls abgenickt, denn er hat da ja was ganz Schlimmes gesehen und außerdem war das ja eh nur ein "kurzer schwacher Moment". Da plädieren hier tatsächlich Einige dafür Jemanden für etwas zu bestrafen, was dieser noch gar nicht getan hat. Obwohl Yoda in der OT ganz klar gesagt hat, dass Zukunftsvisionen nicht unbedingt eintreffen müssen, da eben noch nichts in Stein gemeißelt ist. Dann wird die Zerstörung des Todessterns noch als Massenmord umgedeutet um Lukes Taten in der ST zu relativieren.
Wenn Luke, nachdem er seinen mächtigen Schüler in die Hände des Feindes getrieben hat, auch noch die Hände in den Schoß legt, geht dies ebenfalls klar, denn Obi-Wan und Yoda ja immerhin auch ins Exil gegangen sind. Hier wird dann auch immer gerne ignoriert, dass dies eine völlig andere Situation war, welche man mit Lukes Flucht vor der Realität nicht vergleichen kann.
Und, wenn Luke, statt zu seinen Fehlern zu stehen (angeblich empfindet er ja Scham) Jedi die Schuld in die Schuhe schiebt, die vor über 50 Jahren abgeschlachtet wurden, wird auch das goutiert, denn die PT-Jedi waren ja eh alles Penner.
Apropos PT. Wenn dort jemand, der als Sklavenjunge auf einem Wüstenplaneten aufgewachsen ist, in einem Nebensatz erwähnt, dass er kein Sand mag, ist das dann auch menschlich und nachvollziehbar? NEIN, natürlich nicht, wie konnte Lucas, der Hund, bloß solch einen Mist schreiben!!!
Schon interessant was für Maßstäbe bei der Beurteilung der Filme angelegt werden.
Der geläuterte Luke, am Ende des Films, wirkt auf mich übrigens immer noch wie ein Fremder. Wie er sich den Staub von der Schulter klopft, oder C-3PO wie ein Rockstar zublinzelt, kommt er arrogant und unnahbar rüber. Ich erkenne den alten Luke einfach nicht wieder. Das war dann in Episode IX tatsächlich etwas anders.
TL;DR:
Ich habe lieber eine Figur mit Entwicklung als eine Figur, die auf der Stelle tritt. Luke als weiser Lehrmeister wäre langweilig gewesen.
Wenn man mit der Entwicklung von Luke nicht einverstanden ist, ist es ja komplett in Ordnung. Aber dass einfach die Wandlung die er in TLJ quasi unter den Teppich gekehrt wird, wundert mich.
Was ihr an TLJ und Luke hasst, sind Dinge, die bereits in TFA gesäht wurden. Dass Luke im Exil ist, ist ja nicht Johnsons Idee gewesen.
So, wild und kunterbunt geht es weiter:
Die Argumente werden nicht weggewischt, aber Luke gibt einem in TLJ alles an die Hand, weshalb es nachvollziehbar ist, warum er so reagiert hat.
Er hat wahnsinnigen Respekt vor "seiner Legende", weshalb er Angst hat zu scheitern. Und wie die selbsterfüllende Prophezeihung tut er es dann natürlich auch, indem er Ben hintergeht.
Sich an den Szenen aufzuhängen, die ihn lächerlich darstellen lassen sollen, anstatt die Szenen zu loben, in denen der gebrochene Luke Skywalker durchscheint, finde ich komisch. Ja, das mit der Milch ist seltsam.
Und die Szenen, in denen er von früher erzählt, sind fantastisch. Wie Luke mit seinem eigenen Ruf hadert und scheitert, ist perfekt. Dass Yoda ihn dann wieder zur Besinnung bringen muss, ist ein schöner Zirkelschluss.
Irgendetwas muss ja außerdem passiert sein, weshalb Luke auf der Insel im Exil ist. JJ hat ihn dort abgestellt, als wortwörtlichen Cliffhanger, und die Aufgabe etwas zu finden, auf den nächsten Autoren abgewälzt.
Wäre es besser gewesen, wenn er sich umgedreht hätte: "Endlich bringt mir jemand mein altes Lichtschwert und holt mich ab, mein X-Wing ist nämlich leider im Wasser verschwunden, haha. Und ich kriege ihn einfach nicht hoch, liegt wohl am Alter!" und beide wären von Ahch-To abgehauen? In einem Film muss es Konflikt geben, sonst funktioniert der Film nicht.
Er schiebt die Schuld an seinem Versagen nicht den Jedi in die Schuhe, sondern sagt, dass die Galaxis ohne Jedi besser dran wäre.
Er hat gesehen, was sein Vater angerichtet hat, und was er angerichtet hat, also zieht er den Entschluss Feierabend zu machen.
Und er steht zu seinen Fehlern, deshalb ist ja er im Exil...?
Und ich verteidige den ST-Luke nicht weil ihr ihn hasst, sondern weil er eine interessant geschriebene Figur ist. Anders als alles andere was uns JJ Abrams gebracht hat, was daran liegt, dass JJ kein guter Autor ist.
Was an dem Episode IX Luke jetzt anders sein soll, weiß ich nicht. Er ist das, was wir am Ende von TLJ sehen. Das "Ich lag falsch" ist halt Fanservice, aber kompletter Unfug, weil wir das als Zuschauer bereits in Episode VIII gesehen haben. Es Rey zu sagen, macht auch keinen Sinn, weil sie seinen Tod und die "Zufriedenheit" (nenne ich es mal) gespürt hat und sicherlich hat ihr im Falken jemand gesagt: "Ach ja, Luke Skywalker hat uns gerettet!"
Zu obigem Zitat wollte ich noch hinzufügen, dass ein lapidares „Tut mir leid“ statt einer aufrichtigen Entschuldigung auch eher provozierend wirkt
Luke hätte vor Kylo auf die Knie fallen können, es hätte nichts an Kylos Entscheidung geändert.
Was an einem "Es tut mir leid" so schlimm sein soll, weiß ich nicht. In meinem Buch ist das eine aufrichtige Entschuldigung und Luke meint es so...