Episode IX Spoiler Wie hat dir Episode 9 - Der Aufstieg Skywalkers gefallen?

Aus meiner Sicht ist Episode IX zumindest deutlich stärker als es zu erwarten war. Drehbuch und Regie schaffen sogar noch mehr: mit ROS wird die in Teilen geradezu unsägliche Episode VIII aufgefangen; und dies ist ein nahezu unermesslicher Verdienst des LOST-Ideengebers J.J. Abrams.

Viele Antworten wurden gegeben, erklärt wurde manches, einiges blieb im Unklaren - und zwar im, für die Star Wars-Saga bekannten, Mystischen. Aber wer die Medichlorianer ertragen hat, der sollte nach Episode IX auch mit Streitthemen wie Machtübertragung und Flashbacks leben können... oder dass Machtgeisterscheinungen physisch in das Hier und Jetzt eingreifen (und nicht etwa nur visuell erscheinen) können und dass sich zwei "Machtverliebte" sehen und miteinander sprechen können, selbst wenn sie an unterschiedlichen Orten sind. Das ist das Mysterium von Star Wars - und ich bin außerordentlich dankbar, dass nicht mal der Versuch unternommen wurde, alles davon bis ins letzte, wissenschaftlich nachvollziehbare Detail auseinander zu dividieren und zu erklären!

Letztlich hatte Episode IX doch die Aufgabe, die Saga zu Ende zu führen und das große Ganze an den Punkten darzustellen, die offen geblieben waren. Dass Palpatine auf dem zweiten Todesstern wahrscheinlich nicht "gestorben" war (zumindest nicht über das rein Physische hinaus), konnte man damals schon der gängigen Literatur entnehmen (und zwar ohne irgendeinen - sorry - Roman- und Kanon-Kram, der das im Nachhinein alles und für jedermann irgendwie nachvollziehbar machen sollte). Ich kann mich erinnern, dass bereits 1984 in einer deutschen TV-Zeitung (war es "TV hören und sehen"?) eine Episoden-Story zum damals aktuellen Star Wars-Film, der gerade in den Kinos lief, erschien, in der so etwas bei Palpatine angedeutet wurde. Palpatines "Nicht-Tod" ist also nicht nur keine große mysteriöse Sache, sondern es ist sogar ein seit 35 Jahren bekannter Umstand. Überraschend fand ich nur, dass sich die Macher bei Disney daran erinnerten und dies in Episode IX schließlich auch verarbeiteten. Chapeau!
In diesem Zusammenhang wurde auf einen Schlag vieles klar: die Herkunft und die Rolle von Snoke, der Ursprung der Ersten Ordnung als neue militärische Kraft und warum diese nicht von einem offensichtlichen Sith, sondern eben von einer Erscheinung wie Snoke, geführt werden sollte. Denn: nach den Vorkommnissen in der OT und der verheerenden Niederlage in der Schlacht um Endor hatten die Sith einen schlechten Stand und es wäre vermutlich nicht gelungen, genügend Personal zu rekrutieren, wenn der (ehemalige) Imperator versucht hätte, eine neue Macht aufzubauen. Sozusagen das Imperium 2.0. Allerdings musste Palpatine den richtigen Zeitpunkt abwarten - und da steht es natürlich ein wenig in Frage, ob der Start der neuen Flotte wirklich bis zum letzten Moment warten musste... das Schicksal des Imperators wiederholte sich in Episode IX quasi zum zweiten Mal. In der Schlacht um Endor ging die haushoch überlegene imperiale Flotte unter, weil sie als Druckmittel herhalten musste - und in Exogol geschah letztlich haargenau dasselbe.

Womit wir beim Thema "Parallelen" wären. Ja, es gab sie - stellenweise waren es sogar recht viele. Im Text, im Bild, in der Handlung. Zu viele? Schwer zu sagen! Womit wäre man zufrieden gewesen, ab welcher Dosis hätte man sich dann doch wieder beschwert? Und: wäre es dann zu wenig oder zu viel an Parallelen gewesen?! Nachher weiß man es immer besser, sodass ich persönlich zufrieden mit dem bin, was ich im Kino gesehen habe. Was mich aber irritiert, sind Szenen wie die mit Han Solo, als es ihm in einer deckungsgleichen Situation wie in TFA gelingt, seinen Sohn (mit) zu bekehren. Ja, Han Solo war nur eine Erscheinung, eine Erinnerung... aber ich persönlich finde es unglücklich, Erinnerungen zu visualisieren, wenn es gleichzeitig Teleporter, Machtgeister und ähnliches gibt. Andererseits stelle ich mir auch die Frage, wie Abrams dies sonst hätte umsetzen sollen... ein Ding der Unmöglichkeit?!

Was ist aber aus der Lehre geworden, dass es einen "Auserwählten" gebe, der die Macht ins Gleichgewicht bringe? Dies ist nach der PT etwas in Vergessenheit geraten, vielleicht auch, weil der ganze Medichlorianer-Krempel kein allzu positives Echo nach sich gezogen hatte und man die Idee gern vergessen wollte. Oder weil es gar keinen organisierten Jedo-Orden mehr gibt, der den Auserwählten suchen würde. Alles ist denkbar. Heißt das im Umkehrschluss, dass ein Qui-Gon bei Rey in jedem Fall eine übernatürliche Zahl an Medichlorianern gemessen hätte, wenn er sein kleines Detektiergerät bei ihr angewendet hätte? Wahrscheinlich ja - oder die Lehre war falsch. Aber das Beste ist: es spielt keine Rolle - und so ist es durchaus mit mehreren Dingen, bei denen einige Fans heute noch nach Antworten schreien. Was ist mit Kylo Ren, was mit Rey, warum sind sie nicht beide diejenigen, die die Macht ins Gleichgewicht bringen? Ich würde dagegen halten und fragen: warum wünscht man sich denn unebdingt, dass es Ben Solo und Rey als "Duo" machen? Ist das vielleicht nur ein verklärtes, romantisches Bedürfnis? Oder ganz anders: hat Rey nicht nur mit Hilfe von Ben Solo überhaupt das Gleichgewicht hergestellt? Dies erfordert nicht, dass beide am Ende noch leben. Für den Imperator war Rey wichtig, nicht Kylo Ren. Wie schon im Film von Palpatine erklärt, war Kylo Ren ein Mittel zum Zweck - das Aufspüren und die Inthronisierung seiner Enkeltochter, Rey. Sie ist wohl die Auserwählte - nur weiß Palpatine das genauso wenig wie wir, als wir sie vor vier Jahren in den ersten Minuten der ST gesehen haben.

Und damit will ich vorläufig auch zum Ende kommen. Mit Episode IX wurde der Schlusspunkt hinter die Geschichte von Anakin Skywalker und seinen Nachkommen gesetzt. Es ist nicht wichtig, was vorher war - und es ist noch unwichtiger, was danach passiert. Wird die verruchte Galaxis nun komplett in Anarchie verfallen, wo es keine Erste (und auch keine Letzte) Ordnung mehr gibt bzw. geben wird? Oder kommen doch wieder alle Sternensysteme in einem Senat zusammen? Alles das ist nicht von Belang. Warum Rey die Lichtschwerter von Luke und Anakin auf Tatooine vergräbt? Weil sie beide auf diesem Planeten aufgewachsen sind, Herr Gott nochmal! Ob sie von diesem Planeten wegkommen wollten oder nicht, er war ihre Heimat. Und "weg" wollte der eine übrigens nicht von Tatooine, sondern lediglich aus der Sklaverei, während der andere auch nicht den Planeten hasste, sondern einfach mehr erleben wollte. Letztendlich verließen sie aber Tattooine doch aus demselben Motiv: für den Kampf gegen das Böse. Beides haben sie geschafft - und am Ende, nach vielen Umwegen, auch das Böse besiegt. Aufgestiegen in den Olymp der "Gleichgewicht-Bringer". Was will man mehr?

Insgesamt für Episode IX daher ein "Daumen hoch", irgendwas zwischen 7 und 8 von 10 Punkten.