..."Das ist der Punkt, in dem Traviss versagt hat und den ich ihr in erster Linie vorwerfe: Dass in LotF (andere Bücher habe ich von ihr nicht gelesen, aber den Aussagen anderer Leser entnehme ich, dass es dort nicht anders ist) nicht nur die Mandos sich selbst, sondern auch alle anderen sie verherrlichen und überhaupt nichts von einer kritischen Betrachtung ihrer martialischen Kultur zu finden ist. Es kam immer so rüber, dass diese Gesellschaftsform völlig in Ordnung, ja sogar erstrebenswert ist." ...
Das ist selbstverständlich schon richtig - bzw. stimmt es klar., dass Du das in Deinem ersten Post hier geschrieben hattest. Aber Du hattest ebenfalls geschrieben:
...Auch so ein Kriegervolk hat in einer Fiktion natürlich seine Daseinsberechtigung. Man kann damit durchaus interessante Geschichten erzählen. Sie dürfen sich auch gerne selbst für das allertollste Volk der Galaxis halten und so dargestellt werden, wenn sie aus ihrer eigenen Perspektive geschildert werden. Von außen aber muss IMHO eine Kritik an dieser Lebensweise erfolgen. Das kann z.B. passieren, indem sich positiv besetzte Charaktere ausdrücklich kritisch über sie äußern, oder indem es sich insgesamt aus der Darstellung ergibt, z.B. durch Kontrastierung mit moralisch besseren Handlungsweisen ...
Und vor allem stellt sich dahinter für mich die Frage, WAS denn eigentlich KT in ihrer Aufarbeitung der Mandalorianer-Kultur macht?
Wer sagt denn also, dass das unkritisch aufzufassen ist - bzw. diese Kultur- bzw. Lebens- oder Daseinsart unreflektiert betrachtet werden sollte.
IMO machst Du Deine Ansicht darüber, wie KT das dort in LOTF "meinen könnte" bzw. "wie man das auffassen könnte" ebenso dort auch deutlich:
... Es kam immer so rüber, dass diese Gesellschaftsform völlig in Ordnung, ja sogar erstrebenswert ist...
Aber ist das genau so absolut so auffassbar? IMO nein. Was MACHT den KT in LOTF tatsächlich? Sie beschreibt einfach nur sehr konkret und IMO völlig unbewertend die Lebensart der Mandalorianer, wobei sie bemüht war, dahingehend detailliert und konkret zu werden, zu sein bzw. zu bleiben.
Klar, nun meinst Du, dass das eben NICHT "unbewertend" sei, wie sie es dort beschreibt. Und darüber können sich wieder die "Geister streiten"!!!
Auch klar - sie scheint dort die Mandalorianer zu "vermenschlichen", macht sie und ihre Lebensart spürbarer, nachvollziehbarer, menschlicher... Macht sie "gefühlsmäßig erfassbarer".
Ist das verkehrt?
Das Problem an dieser Denk- bzw. Fragerichtung ist, dass das eine fast schon philosophische Fragerichtung ist, mit welcher man hier prinzipielle Betrachtungsweisen auch gut und gerne simpel negativ bewerten kann.
Sich zu vergegenwärtigen, dass letztlich auch ein Volk oder eine Kultur, welche/s einem moralisch verwerflicheren Lebens- und Aktivitätsstil nachgeht bzw. mal nachgegangen war, dennoch aus "Menschen" bzw. "menschlichen Individuen" besteht und sich zwar nicht unbedingt diese selbst, aber ihre gesellschaftliche Norm- und Regelstruktur ändern bzw. anders entwickeln kann, sehe ich jedenfalls erst einmal nicht als schlecht oder falsch an.
Mir ist auch klar, dass Du das gut meinst - wie Du ja danach hier schriebst:
... SW-Bücher richten sich nun mal auch oder sogar vorrangig an beeinfluss- und formbare Jugendliche. Eine derartige Propaganda für primitiven Nationalismus und verherrlichende Kriegsideologie halte ich daher vom lesepädagogischen Standpunkt für hochgradig unverantwortlich. Und bedenklicherweise gibt es offenbar genug Leser, die diese Botschaft begeistert aufgenommen und mit Haut und Haaren verinnerlicht haben.
...
Das mag alles richtig sein bzw. einem richtigen und relevanten pädagogischen Anspruch entsprechen.
Doch das dabei KT in LOTF z. B. eindeutig mit und durch ihre Beschreibungen der Mandalorianer als Volk "Propaganda für primitiven Nationalismus und verherrlichende Kriegsideologie" betreibt, sehe ich so jedenfalls nicht gegeben.
Doch darin liegt das Problem und wird es immer liegen: Wie das von "Fans" aufgefasst wird bzw. wie die entsprechende "Lesart" dessen ist.
Da ich z. B. nun auch die eher "älteren" Schilderungen bzw. Darstellungsweisen der Mandalorianer und ihrer "martialischen Krieger-Kultur" kenne, kann ich somit nur feststellen, dass KTs Mandalorianer, so wie Sie sie in LOTF beschreibt, außerordentlich "normal" und "(ver-)menschlich" geworden sind (natürlich immer dann nicht hierbei jetzt an realen, sondern an SW-fiktiven Maßstäben bemessen!!!).
Diese Mandalorianer führen keine Welteroberungskriege oder -kriegszüge mehr, sondern verdingen sich vornehmlich als Söldner, Auftragskiller oder Kopfgeldjäger bzw. als eben lebendiger oder aktiver Bestandteil ihrer Kultur- und Zivilisationsart.
Im Grunde verstehe ich ihre Schilderungen insgesamt daher also so, dass die Mandalorianer aus ihrer Sichtweise heraus inzwischen ein Volk sind, welches dereinst in ihre "Schranken" gewiesen wurde und welches sich entsprechend verhält. Mehr als einmal wurden die Mandalorianer, welche einst ein "stolzes Kriegervolk" waren, von der Republik und den Jedi besiegt und sie haben im Grunde genommen diese "Platzzuweisung" angenommen.
Das sie sich deshalb nicht als "freundlich-höfliche Pazifistchen" verstanden wissen möchten oder als Individuen, mit denen ggf. "gut Kirschen essen ist, wenn es darauf ankommt", ist aber IMO eine andere Sache.
Und so absurd das erscheinen mag beschreibt KT hierbei IMO mitnichten Analogien zu etwa real beobachtbaren Phänomenen, die völlig an den Haaren herbei gezogen wären.
Beschreibt KT aber hier durchaus real beobachtbare Bestandteile verschiedener europäischer Mentalitätsteile, die sich nicht einmal eindeutig national, sondern gar international beobachten lassen? IMO absolut JA.
Die Mentalität, die sie in ihren Beschreibungen den "modernen Mandalorianern" z. Zt. von Caedus zuschreibt, sind alles andere als völlig an den Haaren herbei gezogene Fundamente für die Art und Weise, wie bestimmte Gruppen von Menschen in durchaus sehr unterschiedlichen heutigen westindustriellen "Demokratien" nach wie vor "leben" bzw. existieren.
Das man hierbei unterscheiden muss, dass KTs Mandalorianer in LOTF selbstverständlich dabei eine SW-typische bzw. fast schon -typologische "Extremisierung" erfahren - so, wie das z. B. in SW auch ganz typisch für die Jedi und die Sith bzw. ihre "gelebten Denkansätze und Vorstellungen" ist - sollte dabei eigentlich JEDEM Leser von SW-Romanen klar sein.
Das also die "Mandalorianer" eher so etwas wie eine "mögliche, weitaus konkreter und eindeutiger überdauerte" Kultur-Version dessen darstellen, was z. B. heute rein hypothetisch betrachtet Kelten oder Germanen sein könnten, wenn diese in einer solchen weitaus weniger kulturell zersetzenden Form noch "existieren" würden, sollte schon jedem dabei klar sein.
Das heißt aber nicht, dass gewisse historische Mentalitäten - aus welchem Kulturkreisen man sie auch immer erfassen möchte - heutzutage z. B. NICHT mehr völlig "aus der Welt" wären.
Und in sofern sähe ich es erst einmal überhaupt als nachweiswürdig an, in wiefern diese Deine Aussage hier bei KTs Schilderungen zutrifft:
...Das Fanobjekt wird unkritisch vergöttert, alles was damit zu tun hat, ist automatisch toll bzw. wird auf Biegen und Brechen "schöngeschrieben"...
DAS KT hier also irgend etwas "schön schreibt" bzw. "...geschrieben hat", kann ich dabei so nicht ausmachen.
Das sie die "Mandalorianer" - vielleicht sogar etwas zu sehr - "vermenschlicht" hat, dass muss sie sich dabei wohl durchaus vorwerfen lassen - zumindest in sofern, wie sie genau DAS getan hat.
Aber kann man ihr das anspruchstechnisch vorwerfen? IMO nein.
Denn wenn man danach geht, was denn nun an "Krieger-" oder "Söldnertum" verwerflich ist, könnte man tatsächlich IMO gut und gerne aus einem Erdorbit heraus einen Stein ungezielt irgendwie hinab auf die Erde werfen und würde eindeutig in jedem Fall dabei das richtige Gebiet mit Menschen darin treffen, welches sich genau dieser moralischen Fragwürdigkeit durchaus auf die eine oder andere Weise schuldig gemacht hat.
Wenn man also hier die philosophisch basierte Frage danach stellt, ob diese Art und Weise "kriegerischen Mordens und Tötens" in bestimmten professionelleren Arten und Weisen ganz grundsätzlich verwerflich, unmenschlich, grausam und selbstzerstörerisch ist, dann muss man hier vielmehr IMO die Frage stellen, ob man dann überhaupt STAR WARS lesen, spielen oder sonstwie konsumieren dürfte und würde eindeutig zur Antwort gelangen:
NEIN!!!
Denn dann gibt es nichts - rein gar nichts - unter dem SW-Material - ob nun Film, Roman, Videogame usw. - was sich genau hier einer "Propagandisierungsgefahr solcher Konfliktbewältigungs-Strategien" NICHT SCHULDIG MACHT.
WAS also willst Du bitteschön hiermit an KT und ihrer Beschreibung kritisieren? Das sie etwas getan hat, was seit Anfang an Gang und Gäbe im SW-Material und seine Art der Präsentation ist?
Das "Star Wars" eben noch nie ein "Star Trek" mit all diesen seinen Ansprüchen dieses anderen Fiktivuniversums war, sondern welches seit Anfang an eben auf völlig andere Art an die Aufarbeitung bestimmter Themengebiete herangegangen ist?
Deshalb habe ich jedenfalls für meinen Teil bis heute die Lesart von SW-Material, dass ich es zwar durchaus nicht unkritisch oder bedenkenlos annehme, aber ebenso wenig dort alles zu ernst nehme. SW ist für mich in allem Fiktion und erst danach stellt sich für mich die Frage, was man daraus generell oder für sich herausziehen kann.
Im Gegenteil sehe ich es gar eher so, dass jeder der glaubt, SW würde hier durch seine Filme, Romane oder sonstige Medien weitaus konkreter und stichhaltiger Stellung beziehen, SW schwerwiegend und fatal missversteht.
Aber das Problem stellt sich häufig und durchaus alles andere als nur bei SW-Produkten. Wenn man das will, kann man gut und gerne so manche Sci-Fi, Fantasy- oder sonstige -Literatur bzw. die Stoffinhalte entsprechender Medienprodukte missinterpretieren.
Nein, das ist IMO genau der Punkt, den Du und andere hier KT vorwerfen: Sie hätte die "Mandalorianer" banalisiert oder gar infantilisiert.
Und genau DAS ist eben IMO NICHT geschehen. IIRC und IMO wirken sie zwar in LOTF weitaus "menschlicher und nachvollziehbarer" und bis zu einem gewissen Grad kann man KT vielleicht gar tatsächlich vorwerfen, dass sie für die Art und Weise ihres "aktiven Lebensdaseins als Erben einer ehemaligen Kriegerkultur" etwas "zu nett" geworden sind bzw. wirken.
Wenn man aber IHR das vorwirft, dann muss man das auch ganz "Star Wars" und dessen Grundzügen seines "Fiktivuniversums" vorwerfen, in dem es grundsätzlich um Krieg und Konflikt geht.
Und wenn man hier also "pädagogische Fragwürdigkeiten" ins Spiel bringt, kann man dann auch schon gut und gerne ebenso sagen, das nicht KT dann alleine, sondern SW und seine Macher bzw. alle dafür Verantwortlichen - ja, gar angefangen mit GL und seiner OT - UNVERANTWORTLICH vorgegangen sind.
Ich jedenfalls finde das nicht und im Gegenteil - es mag es zwar hartherzig klingen, aber - ist aber jeder, der sozusagen SW-Material welcher Art auch immer konsumiert selbst dafür verantwortlich, dass was sich ihm darin präsentiert so zu verstehen, dass er damit dennoch ein gesellschaftlich nicht zersetzendes, zerstörerisches oder gar selbstzerstörerisches Leben führen kann.
Oder anders ausgedrückt: Es ist IMO genau das selbe, als wenn man Videogames (vornehmlich z. B. Ego-Shootern) vorwirft, sie bzw. ihr Konsum würde eindeutig oder gar ausschließlich für Amok-Läufe verantwortlich sein.
Und meine Meinung darüber bzw. über Leute, die das bis heute tun, hat sich dazu nicht geändert:
Diese Leute tun ihrerseits etwas reichlich gefährliches, weil sie die Verantwortung für solche Gewaltphänomene und deren Gründe dafür rein einem Medium zuschreiben - so, wie es seinerzeit schon mit dem Rock'n'Roll, seinen Schallplatten oder gewalttätigen Filmen geschah.
Hierbei gibt es aber IMO immer viele Aspekte, die nur augenscheinlich und nicht wirklich etwas miteinander zu tun haben. Bloß also, weil man z. B. wie eben gemeint Videogames nicht völlig oder ausschließlich für bestimmte Verhaltensphänomene verantwortlich machen kann, heißt dass andererseits wiederum nicht, solche Arten von Medien wären ihrerseits völlig kritiklos, unverstanden und bedenkenlos anzunehmen, zu konsumieren o. Ä.
Aber was im Leben wäre das andererseits überhaupt?
Sollte man Alkohol oder Süßigkeiten "völlig kritiklos, unverstanden und bedenkenlos anzunehmen, zu konsumieren"? -Wohl kaum und man kann wohl gut und gerne konstatieren, dass das nun wirklich allgemein den meisten bekannt ist.
Und sieht das damit anders aus, wenn man fragen würde, ob es ein "erstrebenswertes Lebensziel ist, zum Menschenmörder, Auftragskiller oder Söldner" zu werden? IMO nein. Jeder weiß (oder sollte wissen), dass SOLCHE VORSTELLUNGEN ODER ZIELE nichts sind, was erstrebenswert ist oder wäre.
Kann man dabei darüber streiten, ob allgemein zugängliche Medien (Filme, Romane, Bücher, Videogames usw.) solche Verhaltensweisen all zu kritik- oder bedenkenlos unreflektiert, unhinterfragt und simpel darstellen? -Ja, eindeutig.
Aber sicher dann nicht in diesem Thread hier und für mich hat jedenfalls KTs Darstellungsweise der Mandalorianer-Kultur in LOTF nichts damit zu tun, weshalb sie nicht mehr für SW schreibt.
Oder anders ausgedrückt: Seit den OT-Zeiten wissen GL und seine für SW Verantwortlichen von der Problematik der "Banalisierungs- und Infantilisierungsvorwürfe" ggü. dem SW-Stoff. Das ist absolut nichts Neues und gar im Gegenteil etwas, was GL seinerzeit hinsichtlich dessen, was er mit SW erzielte bzw. zu erzielen erhofft hatte, sehr unliebsam und unangenehm aufgestoßen sein dürfe.
Ergo ist auch das noch heute eine Maß- bzw. Vorgabe für SW-Lizenzautoren, sich eben genau dessen nicht schuldig zu machen, wenn sie SW-Stoffe kreieren bzw. umsetzen.
Da inzwischen aber auch die Fan-Gemeinde weiß bzw. wissen dürfte, dass also hierfür nicht alleine ein SW-Lizenzautor wie z. B. KT verantwortlich ist, sondern auch das Korrekturlese-Lektorat von Lucas Licensing Ltd., hätten hierbei wenn dann bei KTs Beschreibungen dazu in den Romanen mehr als nur KT selbst "versagt", sondern gleich alle Verantwortlichen zusammen.
Dass DAS also zum Grund dafür wird, dass ein Autor "gegangen wird", kann ich mir NICHT vorstellen.
Eher gehe ich also davon aus, dass KT wohl vielleicht eher entweder aufgrund von Erfolgs- bzw. Misserfolgsdruck oder aufgrund eigener Ressentiments oder Vorstellungen gegangen ist - oder ihr nahegelegt worden sein könnte, zu gehen.
Die Art, wie sie die Mandalorianer, ihre Kultur und Lebensweise jedenfalls aber skizziert, ausgearbeitet und beschrieben hat, kann ich somit entsprechend NICHT als Grund dafür sehen.