...
@ Lord Bakouris
Ich verstehe deine Argumentation. Anakin Skywalker ist eine Person von großer Verantwortung, und muss deswegen einen anderen, schwierigeren Lebensstil pflegen. Er muss sich selbst sozusagen der Galaxis opfern. Das ist zumindest der Kern dessen, was du sagen wolltest in diesem sehr langen Post. Ich möchte aber auf ein paar Punkte eingehen...
Ja gut, nicht nur. Das mit dem "opfern" würde ich noch etwas anders sehen wollen - aber stimmt! So im Großen und Ganzen trifft Deine Zusammenfassung, was ich meinte!
Was den Punkt der "Volljährigkeit" betrifft, stimme ich dir weitgehend zu. (Ich könnte jetzt zwar ausführen, weshalb man das im fiktiven SW-Universe noch anders sehen müsste, aber sei es drum...
) Das eigentliche Unrecht war, dass der Orden letztlich dann doch Anakins Ausbildung stattgegeben hat und so Anakins Entscheidung überhaupt auch erst bindend (also gegenständlich) für den Orden wurde. Der Orden kommt damit als Institution und Organisation seiner eigenen (sozialen) Verpflichtung und Verantwortung nach. Wenn der Orden ein Kind zum Jedi ausbildet, bringt er diesem bei, die Macht kontrolliert und gezielt einzusetzen. Der Orden KANN also einen Jedi-Ritter sozusagen nachher nicht mehr tun lassen, was dieser will - vorausgesetzt, dass steht nicht sowieso im "Einklang mit dem Ordens- bzw. Jedi-Kodex" bzw. den Prinzipien ihrer Überzeugungen.
...2) Luke Skywalker war erwachsen, als er von den Jedi ausgebildet wurde, und hat die Galaxis vor den Sith gerettet. Er hat mehr geleistet als alle anderen Jedi, die man in der Saga zu Gesicht bekommt, er ist auch größer als Meister Yoda oder Meister Windu. Es ist deswegen sehr anzuzweifeln, ob nur kleine Kinder zu Jedi ausgebildet werden sollten...
*Huh, das ist jetzt eine ziemlich komplexe Sache...
*
Okay, also... Ich würde was Luke anbetrifft eher meinen, dass da eine ganze Menge "Glück" im Spiel war - auch wenn Yoda oder Obi-Wan gerne sagen, dass ein Jedi nicht an Glück (bzw. Zufall) glaubt. Und eigentlich war Luke tatsächlich erst einmal nicht mehr, als eine "neue Hoffnung". Darüber hinaus frage ich mich häufig, ob es wirklich von Yoda oder Obi-Wan je so gedacht gewesen war, dass er den Imperator "stürzt" (wobei er das nur indirekt getan hat; es war ja eigentlich Vader gewesen - zumindest so ganz rein physikalisch gesehen...
). Ja, auch aus meiner Sicht hat Luke sozusagen letztlich "die Galaxis vor den Sith gerettet", wie Du es so schön formuliert hast.
Interessant daran finde ich, dass es aber eher weniger Obi-Wans oder Yodas Jedi-Ausbildung zuzuschreiben war - denn Luke war einfach selbst zum Ende von ROTJ nicht ausreichend ausgebildet. Im direkten Kampf war er IMO vielleicht inzwischen Vader wirklich ebenbürtig, aber gewiss nicht dem Imperator. Das Luke sozusagen "von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet" am Ende den Sieg herbeizuführen vermag, schreibe ich eher Lukes Improvisations- bzw. oder auch Intriganzfähigkeit zu. Woher Luke das genau hat, weiß ich nicht. Vielleicht hat er es sich tatsächlich sozusagen bei dem "alten Ben" abgeschaut bzw. von ihm angenommen. Bewusst (oder offiziell) unterwiesen wurde er aber weder darin in Yoda noch Obi-Wan. Man könnte das so sehen, weil Obi-Wan in ANH ja meint, dass die Macht etwas ist, was man nicht unbedingt direkt sehen oder fühlen kann.
Jedenfalls glaube ich aber eben eher, dass Luke Befähigung dazu, soviel zu leisten, wie er in der OT geleistet hat, eher eben nur dieser "neuen Hoffnung" entsprach, dass es so sein würde.
Ob er indes "größer" war als Yoda, Obi-Wan oder Mace Windu, sei einmal dahingestellt. Wir wissen nicht genau, was Yoda sich z. B. tatsächlich gedacht hat und zu letztlich "wahrer Größe" gelangt Luke meiner Einschätzung nach auch eher weitaus später - lange nach ROTJ.
Letzten Endes aber ist Luke Skywalker - diese ganze ungeheure Kunstfigur einer fiktiven Space Opera - das, was eigentlich die meisten mythischen Helden wohl tatsächlich auch sind: Eine überdramatisierte und überromantisierte Zusammenballung an Ideen, Hoffnungen und Vorstellungen: So hat es ursprünglich ebenso wenig wohl einen tatsächlichen "König Artus" gegeben gehabt, sondern es gab hier einen römischen Feldherren namens Lucius Artorius Castus im 2. Jh. n. Chr., da einen römisch-britischen Statthalter und Einiger namens Ambrosius Aurelianus im 5./6. Jh. und dann noch einen britannischen "König", der tatsächlich letztlich mit seinem Heer aufs europäische Festland übersetzte und gegen Rom zog. In den frühesten britischen Aufzeichungen dazu gab es jedenfalls gar keinen eindeutigen "Artus" oder Arthur, der so hieß. Erst im 12. Jh. setzte ein englischer Gelehrter Artus und den König zusammen und staffierte ihn halbwegs aus. einige Zeit später erst kamen dann Guinevere, Lanzelot usw. sowie die "Tafelrunde" hinzu. Über Jahrhunderte hinweg entwickelten so nach und nach verschiedene Autoren, Schriftgelehrte oder Chronisten so den "König Arthur", wie wir die Geschichte heute eher kennen.
Und mit dem Nibelungen-Siegfried sieht es nicht viel anders aus. Es gibt den Arminius um 9. n. Chr., den Cherusker-Fürstensohn, der möglicherweise und mit einiger Wahrscheinlichkeit Segimerus geheißen haben könnte - und im 6. Jh. sponn sich ein höfischer Intrigenmord um den Burgunderkönig Sigismund. Es mag vielleicht tatsächlich einen Burgunderkönig Gunther (oder eher Gundahar) am Mittelrhein im 5. Jh. gegeben haben - aber nicht einmal sein Herrschaftssitz Worms lässt sich historisch wirklich beweisen - von einem Siegfried, der laut der Nibelungen-Sage mit ihm in Verbindung gestanden hätte, ganz zu schweigen.
Jedenfalls kann man IMO so nicht begründen, ob der Jedi-Orden Kinder ausbilden sollte oder nicht, weil das eine Frage von Kalkulierbarkeiten - oder SW-like Vorhersehbarkeiten bzw. Visionen - ist bzw. wäre. Oder anders ausgedrückt: Der Orden hätte schon aus dem Umstand der Kinderausbildungspraxis eine erkennbare Regel ableiten können müssen, was aber nicht der Fall war.
Die "abtrünnigen" Jedi in der Geschichte des Ordens blieben vereinzelt und eher Minderheiten und im Gegensatz dazu überlebte der Orden letztlich über Jahrtausende hinweg und benötigte erst einen so fähig-verschlagenen Sith-Lord wie Sidious, um ihn "platt" zu kriegen.
Man kann also eher sagen, dass das Konzept der Kinder-Jedi-Ausbildung als Erfolgsmodell aufgegangen war - egal, ob wir das nun gut heißen würden oder nicht.
Und was nun den Aspekt von "Lukes Liebe" betrifft: Klar empfand Luke das so - nicht aber, ohne letztlich irgendwo doch auch wieder mit den damit verbundenen Problematiken konfrontiert zu werden. Wie schon seinen Vater Anakin machten Lukes Bindungsgefühle diesen erpressbar. Und auch wenn letztlich alles gut ausging, von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet war es dabei doch schon irgendwo auch wieder Glück, dass die technologische Entwicklung zu der Zeit Luke ermöglichte, seine durch Vader in TESB angeschlagene Schwerthand zu ersetzen.
Aber vergessen wir hier simpel einfach nicht, dass es auch bei Luke sozusagen funktionierte: Er WAR erpressbar - und Vader hatte das eiskalt ausgenutzt, lockte ihn mit Han und Leia nach Bespin und beinahe hätte es auch schiefgehen können. Denn Vader war zu dem Zeitpunkt mit Sicherheit niemand mehr, der irgendwelche risikoreichen Spielchen spielte. DAS hatten ihm seine Erfahrungen mit Sidious und dem Imperium ausgetrieben. IMO gab es für Vader nur eines, was hier noch von Interesse für ihn war: Luke war sein Sohn und konnte tatsächlich ein machtvoller Verbündeter für ihn und den Imperator werden. Und wenn nicht, hätte Vader IMO keine Sekunde gescheut und seinen eigenen Sohn eiskalt ermordet - selbst wenn er es aus einer verschrobenen Sicht heraus getan hätte, mit der er Luke so vor dem Zugriff des Imperators hätte schützen können.
Alles diese Bedenklichkeiten - das merkst Du vielleicht - haben letztlich alles zwei möglichen Seiten einer Medaille und im Grunde wissen wir eigentlich gar nicht, wie es sich nun wirklich genau verhielt.
An dem Umstand von Lukes Erpressbarkeit durch seine Emotionen zu seinen Freunden ändert das indes nichts. Und da Luke zu dem Zeitpunkt auch noch nicht wusste, dass Vader sein Vater war, war das Risiko aus Lukes Sicht eigentlich eher doppelt so groß, als er deshalb seine Jedi-Ausbildung abbrach und nach Bespin eilte.
Trotz allen Widerstrebens der alten Jedi (Yoda und Obi-Wan) hat Luke seinem Vater eine Chance gegeben, obwohl dieser sie wohl kaum verdient hätte. Hätte Luke sich seinen Gefühlen verweigert, er wäre zum Scheitern verurteilt gewesen. Ebenso, wie die alten Jedi gescheitert sind. Denn auch wenn Freundschaft und Liebe eine Gefahr bergen, kann ein Mensch auch gleichzeitig daraus Kraft schöpfen, die ihm verwehrt bliebe, wenn er sich von allen abschotten würde. Zudem ist es möglich, andere damit zu inspirieren, wie es schließlich auch mit Vader geschah.
Aber im Grunde ist das eigentlich eine philosophische Frage der Betrachtungsweisen: Ist das Glas halb leer oder halb voll? War es Lukes Festhalten an der Liebe, die zum Triumph führte oder weil er darüber (hinaus) doch (auch) einen kühlen Kopf bewahrte? Zählt, dass Luke durch die Empfindungen erpressbar war oder nur im Endeffekt, dass die Folgen aus dieser Erpressung tragbar waren und am Ende doch zu einem guten Ergebnis führten?
...Was Luke seinem Vater voraus hatte, war, dass er eine viel bessere Selbstkontrolle besessen hat. Er hat sich erlaubt zu lieben, aber er hat auch seinen Verstand mehr eingeschaltet...
Das hier finde ich ganz wunderbar beschrieben und völlig stimmig. ACK, so sehe ich das auch.
Nur sehe ich es im Unterschied zwischen Luke und seinem Vater auch noch so, dass das bei beiden jeweils auch kein Zufall war!!!