Minza
Geek Queen
Ist wie immer super geworden, Minza!
Man merkt halt einfach die Liebe zum Detail, die du einfließen lässt und das macht es auch für einen "Außenstehenden" wie mich so unterhaltsam zu lesen.
Vielen lieben Dank
Wir versuchen einfach Spaß zu haben, wenn wir mit dieser Welt arbeiten. Und die Details machen die Sache halt rund und "lebendig". Oft sind es dumme Einfälle, die da reinkommen, im Nachhinein isses dann aber dieses gewisse überraschende Etwas, was die Sache greifbarer macht. Wenn ich mir die alten Chroniken und Skizzenbuchseiten durchlese, bin ich auch oft überrascht, was da für Details vorkommen. Das sind eher spontane Sachen...
Und die Seiten hier sind halt dann wirklich meist nur die Spitze des Eisberges. Beispiel:
@Conquistador und @Dyesce haben ja zusammen ein Jahr lang die Thuêban Kampagne gespielt. Conqus als Hexenjägerin Thuêban und Dyesce als ihr Mycnoidengefährte Guikut (also mehr oder weniger ein gehender Pilz). Sie haben im ruralen Hinterland von Emerald Monster gejagt, die Bauern und Wanderer gefährdeten. Und da gabs eben auch die Mission mit den verschwundenen Dörflern. Ich hab nicht viel dafür geplant gehabt. Einen besorgten Bauern und einen riesigen Maulwurf, der dafür verantwortlich ist.
Was dann beim Spiel rauskam war kurz und knackig. Die beiden sind in einen Tunnel vorgedrungen, haben den Maulwurf abgewehrt, der aus der Dunkelheit angriff. Und letztendlich sind sie einen vertikalen Gang runtergefallen, der Maulwurf ihnen hinterher und dabei hat sich das Viech das Genick gebrochen. Thuêban hat sich dann aus dem Fell nen Wintermantel machen lassen. Das war einfach ne geile Story, die da zusammengekommen ist, auch wenn ich mir nur vier Stichpunkte dafür überlegt hatte: 1. Tauwetter 2. verschwundene Anwohner 3. Sinklöcher und Blut überall 4. riesiger Maulwurf, der aus der Dunkelheit angreift
Aber meine beiden Spieler haben es mit ihren Aktionen und ihren Dialogen ausgeschmückt... Thuêban/Conqui schon dadurch, weil Thuêban zu diesem Zeitpunkt noch eine einsilbige, eher kalte Jägerin war... und Guikut/Dyesce, weil der Mycnoid nicht wirklich reden kann, sondern nur mit den Sporen kommuniziert, die andere Wesen einatmen und so wissen, was der Kleine überhaupt will...
Hier mal die zusammenfassende Chronik dazu, wenn es interessiert:
LANGSAM TAUTE DER Schnee auf den Feldern. Thuêban und Guikut standen am Rand eines flachen Erdtrichters, der sich auf dem Acker eines besorgten Bauern befand, der die beiden Hexenjäger alarmiert und bis zu seinem Grund geführt hatte. Von ihm war schon nichts mehr zu sehen, hatte er sich doch schnell wieder zu seinem Hof begeben. Hier auf dem Feld roch es nach Blut. Nach Tod.
Vier Nachbarn hatte die kleine Gemeinde in der Nähe von Ludorfsstadt mittlerweile verloren. Immer waren es blutige Erdtrichter auf den Feldern, die zurückblieben. Nie fand man Überlebende.
Vorsichtig, Schritt für Schritt, tastete sich Thuêban auf dem unebenen Boden nach unten voran. Kleine Steine lösten sich und rollten klackernd an den tiefsten Punkt des Trichters. Ihr Mycnoidengefährte überwachte ihr Vorankommen vorsichtig, blinzelte im warmen Sonnenlicht.
...dort unten ist etwas...
Die Informationssporen von Guikut ließen Thuêban kurz aufblicken, dann sprang sie den letzten Meter nach unten, ging dort in die Hocke. Langsam griff sie ins aufgewühlte Erdreich und zog zuerst einen Handrücken, dann einen halben, abgerissenen Unterarm aus dem Boden. Die Hand umklammerte immer noch den abgebrochenen, mit Blut überzogenen Stiel eines Feldgerätes. Auch die Steine hier waren rot gefärbt.
Als die Hexenjägerin das abgetrennte Körperteil gänzlich aus dem Boden gezogen hatte, bröckelte mehr und mehr Erde in ein tiefes Loch, das sich bis zur Faustgröße bildete. Wurzeln hielten den Rest stabil und darunter war nur Schwärze zu erkennen.
Thuêban drehte sich zu Guikut, der immer noch oben am Trichterrand stand. "Hier ist alles untertunnelt..."
Dann erhob sie sich, erklomm den Trichter und stapfte an Guikut verbei, bis hin zum Feldweg, der zwischen einigen Äckern lag. Dort stand ein alter Zaun, an einigen Stellen bereits morsch und nicht gut im Stande gehalten.
Der Mycnoid beobachtete Thuêban genau und rührte sich auch nicht, als sie wieder an ihm vorbei zurück zum Trichter ging, Pfahl und Zaunlatte in den Händen. Schnell hatte die Frau den Holzpfahl in den Boden am Trichter gerammt und ein Seil daran befestigt und während sich nun auch Guikut mit überlegten Schritten näherte, grub Thuêban bereits mit der Latte am größer und größer werdenden Loch.
Langsam fingen die Lamellen unter Guikuts Schirm zu leuchten an und das seltsame Licht des Mycnoiden drang tief in den Gang, der unter ihnen lag. Nicht mehr als zwei Meter nach unten rieselte die Erde und als das Loch groß genug erschien, warf Thuêban die Latte zur Seite und nickte Guikut zu.
Der blinzelte kurz, nahm dann das Seil feste in die dünnen Pilzhände und langsam kletterte Guikut in die Tiefe. Im Schein seiner Lamellen sah er einen Gang, der sich von Westen nach Osten erstreckte, uneben und immer noch mit Frost durchzogen. Dann eine Bewegung in der Finsternis hinter der Reichweite seines Lichtes. Ein Aufblitzen von hunderten nadelspitzer Zähnen. Ein gewaltiges Maul, das sich in atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zuschob und ihn mitriss...
Thuêban sah nur einen riesigen, schwarzen Körper, der Guikut verschluckte. Das Seil wurde mitgerissen, spannte sich kurz, riss schließlich den Pfahl aus dem Erdreich und gerade noch konnte sich die Hexenjägerin ducken, als der wirbelnde Holzpflock an ihrem Kopf vorbei zischte und dann im Loch verschwand.
Sie fluchte leise auf einem alten Gharoodo Dialekt, zog Arra und Banirr und sprang mit beiden Äxten in den Händen in die Dunkelheit hinuner. Dort sah sie zitternd erleuchteten Ränder des Tunnels, Guikut gänzlich vom schwarzen Schatten verdeckt und der Lichtkranz schnell in die Ferne rückend. Immer noch hingen die Sporen des Mycnoiden in der kalten Luft, einen panischen Hilfeschrei in Thuêbans Gedanken setzend.
Sie seufzte und lief dann dem schnellen Schatten hinterher, bis zu einer Biegung im Gang. Tiefer hinab in die Dunkelheit der Welt führte dieser Tunnel und an der erdigen Wand lehnte ein mitgenommener Guikut. Seine samtige Pilzhaut war beinahe überall aufgeschürft und ein Teil seines Schirmes war eingerissen und umgeknickt. Schwach blinzelnd blickte er Thuêban an, die neben ihm im schwächer werdenden Licht seiner Lamellen zum Stehen kam.
"Bist Du noch zu etwas zu gebrauchen?"
Ein kurzes Zittern ging durch den Mycnoiden, dann rappelte er sich auf seinen langen, biegsamen Gliedmaßen auf.
...ja...
Das Leuchten der Lamellen wurde wieder heller und mutig stellte sich Guikut neben seine Mitstreiterin. Nichts war von der Bestie zu sehen, aber das Grollen von sich verschiebendem Erdreich drang leise und bedrohlich zu ihnen. Ein leichtes Beben drang durch Thuêbans Stiefelsohlen und die dünnen Beine Guikuts.
"Auf meine Schultern." Eine Mischung aus Befehl und Angebot.
Ohne zu zögern reagierte der Mycnoid, kletterte geschwind am Rücken der Hexenjägerin empor und umklammerte mit den schlaksigen Gliedmaßen Hals und Brust, der hohe Schirm über Thuêbans Schulter den Gang beleuchtend. Zusammen eilten sie so weiter den Tunnel entlang, bis sich der Weg gabelte: ein Loch führte weiter nach unten, der andere bog nach Norden ab.
"Den einfachen Weg?" Thuêban drehte ihr vernarbtes Gesicht so, dass sie Guikut auf ihren Schultern sehen konnte. "...oder die Rutschpartie?"
Die Vibration im Boden nahm erneut zu und ein durch Thuêbans Zögern alarmierter Guikut fasste mit einem Armstiel an die nahe Gangwand, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen.
Ja, die Intensität nahm weiter zu, einige Steinchen lösten sich aus der Decke und fielen herab. Aber woher kam das Beben? Von woher näherte sich die Bestie?
...sicherer Weg... später noch Zeit für gebrochene Beine...
Die Vibration in den Gangwänden wurde stärker und ein beständiger Regen an Erde rieselte auf sie hinab.
...vielleicht bleiben wir auch einfach hier...
Ruhig atmend ging Thuêban in Kampfstellung, eine Axt schräg hinter sich gehalten, die andere vor sich. Die Füße in den Boden gespreizt und den Blick gesenkt, eher auf ihr Gehör und den Körper hörend, als auf Augen, die durch die Finsternis eh viel zu spät das Nähern der Bestie wahrnehmen würden.
Guikut klammerte sich fester an den Oberkörper seiner Gefährtin, seine Augentraube die Decke und Wände genau beobachtend.
Steine, Wurzeln und Erdreich wurde nach allen Seiten geschleudert, als sich aus der Seite des Ganges ein riesiger Maulwurfskopf bohrte und Thuêban mit einem schnellen Schnappen zwischen die scharfen Zähne riss. Schulter, Brust und Bauch waren im Maul des Untieres und gerade noch hatte sich Guikut zur Seite rollen können, um den dünnen Nadelzähnen zu entkommen.
Wütend schreiend hieb die Hexenjägerin mit Arra um die Schnauze herum, traf nur wenige Fingerbreit über dem Auge das schwarze, dichte Fell. Der Knochen jedoch war zu dick für diesen Schlag und auch wenn nun Blut über den zuckenden Schädel lief, wollte der Maulwurf seine Beute nicht aufgeben.
Thuêban versuchte ihren linken Arm zum Angriff zu heben, konnte dies aber nicht, war er doch durch die Schnauze des Maulwurfs zu sehr nach hinten gebogen. Sie hasste diese Aufträge. Hasste es, gegen Monster zu kämpfen, von denen sie noch nicht einmal gehört hatte. Sie war eine Hexenjägerin. Sie tötete dunkle Magier und andere Magienutzer. Keine riesenhaften Schädlinge.
Dann wurde sie in eine Sporenwolke gehüllt, die aber nicht ihr gegolten hatte und somit auch nicht ihr Nervensystem beeinträchtigte. Die Bewegungen des Riesenmaulwurfes wurden langsamer, dann blieb er stark atmend still in der Wand hängend, die großen Vorderpfoten wie pinke Schaufelhände mit tödlichen Krallen in den Gang ragend.
Beinahe friedlich wirkte das blutende Tier, doch hing immer noch eine ächzende Thuêban in seinem Maul, versuchte sich durch kräftiges Zappeln aus der Umklammerung zu lösen.
...lass los...
Die Information der Sporen verstehend, öffnete der Maulwurf seine Schnauze und mit einem schmerzhaften Schlag kam die Hexenjägerin auf dem Tunnelboden auf. An ihrem Rücken drehte sich Guikut wieder in eine bessere Lage, ließ den Maulwurf nicht aus seinen Augen. Die Sporen sollten das Tier noch einige Sekunden lang in einem friedlichen Zustand lassen. Vielleicht könnten sie...
Thuêban stand mit einem gequälten Laut auf, hob ihre Äxte und ließ sie auf den Schädel der Bestie sausen. Knochen splitterten und Blut spritzte. Ein helles Quieken drang aus dem Rachen des Maulwurfes, dann schob er sich nach hinten und verschwand in der Dunkelheit des neuen Ganges.
Kurz blickte Thuêban der Bestie hinterher. Ihre Augen zuckten hin und her, während sie nachdachte.
...ist nur Tierchen...
"Ein gefährliches Tierchen." Die Hexenjägerin wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. "Das Bauern frisst... und zerreißt..."
...können bestimmt anders lösen...
Thuêban antwortete nicht. Guikut verstärkte seinen Griff um den Körper der Menschenfrau, wusste er doch, dass die Jagd noch nicht zu Ende war.
Die Hexenjägerin lief los, dem Maulwurf hinterher und nach Luft schnappend. Ihre Wunden brannten und sie merkte, wie der Speichel des Tieres ihre Muskeln schwächte. Sie lähmte. Mit einem kurzen Gebet an den Alten Mann der Wüste pumpte sie neue Kraft in ihren Körper, drängte das paralysierende Sekret zurück und aus ihrem System.
Sie spürte, wie auch Guikut sich um ihre Wunden sorgte: feine Pilzfäden wuchsen in die Bisskanäle, die ihr Fleisch durchzogen, und sanft wurden die Löcher zusammengezogen und mit klebrigem Gewebe geschützt. Schon drang kein Blut mehr hervor und schneller lief Thuêban den Gang entlang.
Als sie erneut eine Gabelung erreichten, hielt die Jägerin erneut an. Vor ihnen teilte sich der dunkle Weg nach links und rechts, ein anderer Tunnel führte beinahe gerade nach unten weiter in die Tiefe.
...Gänge sind groß... Tunnel reichen weit... unten eventuell Nestkammer...
Normale Maulwürfe gruben ihre Nestkammern in der Mitte des weiten Gängesystems, hier war aber in anderen Maßeinheiten zu rechnen. Vermutlich gingen die unterirdischen Wege noch weiter und tiefer ins Erdreich hinein.
Thuêban nickte nur stumm. Dann sprang sie ohne zu zögern in den senkrechten Schacht, die Füße an der bröckelnden Wand entlang rutschend. Über ihnen gab die Decke des anderen Ganges nach und der Riesenmaulwurf löste sich aus der Schwärze, fiel den beiden Hexenjägern hinterher. Sein Maul war blutig und im Schein von Guikuts Lamellen funkelten die spitzen Zähne wie hunderte Eiszapfen.
Eine Falle! Der Maulwurf hatte ihnen eine Falle gestellt...
Auf ihrem rasanten Weg in die Tiefe drehte sich Thuêban und zielte mit zwei Fingern, die Hand immer noch den Griff von Arra umklammernd, auf die ihnen hinterher stürzende Bestie. Ein Säurestrahl traf eines der kleinen, tiefschwarzen Augen und wieder schrie der Riesenmaulwurf schrill auf.
Eine Sporenwolke löste sich von Guikut und während das wütende Tier für einen neuen Angriff Luft durch seine wunde Schnauze einzog, legten sich die Pilzkörperchen wie eine dicke Decke über den Verstand des Giganten. Das Quieken verstummte, die winzigen Augen schlossen sich. Dann taumelte er bewusstlos Thuêban und Guikut nach.
Thuêban kam mit einer gekonnten Rolle auf einem Lager aus Ästen und alten Planen auf, versuchte noch weit genug weg zu kommen, doch krachte der gewaltige Körper auf sie und begrub ihre Beine. Ein nasses Knacken hallte durch die Kammer, als das Genick des Maulwurfes in eine Richtung gebogen wurde, für die es nie gedacht gewesen war.
Grunzend stemmte sich die Frau gegen das Gewicht, konnte sich nach einigen Augenblicken aus der misslichen Lage befreien. Der Gigant lag im Schimmer der Lamellen tot vor ihr.
...schade... armes Tierchen wollte nur leben... sich ernähren... brutaler Tod...
Thuêban sagte nichts.
...dennoch würden Menschen Vermögen für riesiges Fell zahlen...
Die Hexenjägerin nickte, sah sich dann in der Nestkammer um. Andere Gänge führten von hier weg, das sah sie im organischen Licht des Mycnoiden. Nach einigen Herzschlägen der Ruhe machten sie sich an die Arbeit.
***
Beinahe einen Tag später gruben sich die beiden Gefährten aus dem Ackerboden. Keinen überlebenden Bauern hatten sie in den Gängen und Kammern der erschlagenen Bestie gefunden, keine verwendbaren Überreste. Nur das zusammengerollte Fell hatten sie fein verschnürt dabei, als sie sich aus dem Erdreich schoben.
Lange standen sie unter der wärmenden Sonne zwischen kleinen, schmelzenden Schneedecken und suchten mit ihren Blicken nach den Bauern, die sie auf diese Jagd geschickt hatten und die nun ohne Angst vor einem Menschen verschlingenden Maul ihr Land bestellen konnten...
Vier Nachbarn hatte die kleine Gemeinde in der Nähe von Ludorfsstadt mittlerweile verloren. Immer waren es blutige Erdtrichter auf den Feldern, die zurückblieben. Nie fand man Überlebende.
Vorsichtig, Schritt für Schritt, tastete sich Thuêban auf dem unebenen Boden nach unten voran. Kleine Steine lösten sich und rollten klackernd an den tiefsten Punkt des Trichters. Ihr Mycnoidengefährte überwachte ihr Vorankommen vorsichtig, blinzelte im warmen Sonnenlicht.
...dort unten ist etwas...
Die Informationssporen von Guikut ließen Thuêban kurz aufblicken, dann sprang sie den letzten Meter nach unten, ging dort in die Hocke. Langsam griff sie ins aufgewühlte Erdreich und zog zuerst einen Handrücken, dann einen halben, abgerissenen Unterarm aus dem Boden. Die Hand umklammerte immer noch den abgebrochenen, mit Blut überzogenen Stiel eines Feldgerätes. Auch die Steine hier waren rot gefärbt.
Als die Hexenjägerin das abgetrennte Körperteil gänzlich aus dem Boden gezogen hatte, bröckelte mehr und mehr Erde in ein tiefes Loch, das sich bis zur Faustgröße bildete. Wurzeln hielten den Rest stabil und darunter war nur Schwärze zu erkennen.
Thuêban drehte sich zu Guikut, der immer noch oben am Trichterrand stand. "Hier ist alles untertunnelt..."
Dann erhob sie sich, erklomm den Trichter und stapfte an Guikut verbei, bis hin zum Feldweg, der zwischen einigen Äckern lag. Dort stand ein alter Zaun, an einigen Stellen bereits morsch und nicht gut im Stande gehalten.
Der Mycnoid beobachtete Thuêban genau und rührte sich auch nicht, als sie wieder an ihm vorbei zurück zum Trichter ging, Pfahl und Zaunlatte in den Händen. Schnell hatte die Frau den Holzpfahl in den Boden am Trichter gerammt und ein Seil daran befestigt und während sich nun auch Guikut mit überlegten Schritten näherte, grub Thuêban bereits mit der Latte am größer und größer werdenden Loch.
Langsam fingen die Lamellen unter Guikuts Schirm zu leuchten an und das seltsame Licht des Mycnoiden drang tief in den Gang, der unter ihnen lag. Nicht mehr als zwei Meter nach unten rieselte die Erde und als das Loch groß genug erschien, warf Thuêban die Latte zur Seite und nickte Guikut zu.
Der blinzelte kurz, nahm dann das Seil feste in die dünnen Pilzhände und langsam kletterte Guikut in die Tiefe. Im Schein seiner Lamellen sah er einen Gang, der sich von Westen nach Osten erstreckte, uneben und immer noch mit Frost durchzogen. Dann eine Bewegung in der Finsternis hinter der Reichweite seines Lichtes. Ein Aufblitzen von hunderten nadelspitzer Zähnen. Ein gewaltiges Maul, das sich in atemberaubender Geschwindigkeit auf ihn zuschob und ihn mitriss...
Thuêban sah nur einen riesigen, schwarzen Körper, der Guikut verschluckte. Das Seil wurde mitgerissen, spannte sich kurz, riss schließlich den Pfahl aus dem Erdreich und gerade noch konnte sich die Hexenjägerin ducken, als der wirbelnde Holzpflock an ihrem Kopf vorbei zischte und dann im Loch verschwand.
Sie fluchte leise auf einem alten Gharoodo Dialekt, zog Arra und Banirr und sprang mit beiden Äxten in den Händen in die Dunkelheit hinuner. Dort sah sie zitternd erleuchteten Ränder des Tunnels, Guikut gänzlich vom schwarzen Schatten verdeckt und der Lichtkranz schnell in die Ferne rückend. Immer noch hingen die Sporen des Mycnoiden in der kalten Luft, einen panischen Hilfeschrei in Thuêbans Gedanken setzend.
Sie seufzte und lief dann dem schnellen Schatten hinterher, bis zu einer Biegung im Gang. Tiefer hinab in die Dunkelheit der Welt führte dieser Tunnel und an der erdigen Wand lehnte ein mitgenommener Guikut. Seine samtige Pilzhaut war beinahe überall aufgeschürft und ein Teil seines Schirmes war eingerissen und umgeknickt. Schwach blinzelnd blickte er Thuêban an, die neben ihm im schwächer werdenden Licht seiner Lamellen zum Stehen kam.
"Bist Du noch zu etwas zu gebrauchen?"
Ein kurzes Zittern ging durch den Mycnoiden, dann rappelte er sich auf seinen langen, biegsamen Gliedmaßen auf.
...ja...
Das Leuchten der Lamellen wurde wieder heller und mutig stellte sich Guikut neben seine Mitstreiterin. Nichts war von der Bestie zu sehen, aber das Grollen von sich verschiebendem Erdreich drang leise und bedrohlich zu ihnen. Ein leichtes Beben drang durch Thuêbans Stiefelsohlen und die dünnen Beine Guikuts.
"Auf meine Schultern." Eine Mischung aus Befehl und Angebot.
Ohne zu zögern reagierte der Mycnoid, kletterte geschwind am Rücken der Hexenjägerin empor und umklammerte mit den schlaksigen Gliedmaßen Hals und Brust, der hohe Schirm über Thuêbans Schulter den Gang beleuchtend. Zusammen eilten sie so weiter den Tunnel entlang, bis sich der Weg gabelte: ein Loch führte weiter nach unten, der andere bog nach Norden ab.
"Den einfachen Weg?" Thuêban drehte ihr vernarbtes Gesicht so, dass sie Guikut auf ihren Schultern sehen konnte. "...oder die Rutschpartie?"
Die Vibration im Boden nahm erneut zu und ein durch Thuêbans Zögern alarmierter Guikut fasste mit einem Armstiel an die nahe Gangwand, um sich ein eigenes Bild von der Lage zu machen.
Ja, die Intensität nahm weiter zu, einige Steinchen lösten sich aus der Decke und fielen herab. Aber woher kam das Beben? Von woher näherte sich die Bestie?
...sicherer Weg... später noch Zeit für gebrochene Beine...
Die Vibration in den Gangwänden wurde stärker und ein beständiger Regen an Erde rieselte auf sie hinab.
...vielleicht bleiben wir auch einfach hier...
Ruhig atmend ging Thuêban in Kampfstellung, eine Axt schräg hinter sich gehalten, die andere vor sich. Die Füße in den Boden gespreizt und den Blick gesenkt, eher auf ihr Gehör und den Körper hörend, als auf Augen, die durch die Finsternis eh viel zu spät das Nähern der Bestie wahrnehmen würden.
Guikut klammerte sich fester an den Oberkörper seiner Gefährtin, seine Augentraube die Decke und Wände genau beobachtend.
Steine, Wurzeln und Erdreich wurde nach allen Seiten geschleudert, als sich aus der Seite des Ganges ein riesiger Maulwurfskopf bohrte und Thuêban mit einem schnellen Schnappen zwischen die scharfen Zähne riss. Schulter, Brust und Bauch waren im Maul des Untieres und gerade noch hatte sich Guikut zur Seite rollen können, um den dünnen Nadelzähnen zu entkommen.
Wütend schreiend hieb die Hexenjägerin mit Arra um die Schnauze herum, traf nur wenige Fingerbreit über dem Auge das schwarze, dichte Fell. Der Knochen jedoch war zu dick für diesen Schlag und auch wenn nun Blut über den zuckenden Schädel lief, wollte der Maulwurf seine Beute nicht aufgeben.
Thuêban versuchte ihren linken Arm zum Angriff zu heben, konnte dies aber nicht, war er doch durch die Schnauze des Maulwurfs zu sehr nach hinten gebogen. Sie hasste diese Aufträge. Hasste es, gegen Monster zu kämpfen, von denen sie noch nicht einmal gehört hatte. Sie war eine Hexenjägerin. Sie tötete dunkle Magier und andere Magienutzer. Keine riesenhaften Schädlinge.
Dann wurde sie in eine Sporenwolke gehüllt, die aber nicht ihr gegolten hatte und somit auch nicht ihr Nervensystem beeinträchtigte. Die Bewegungen des Riesenmaulwurfes wurden langsamer, dann blieb er stark atmend still in der Wand hängend, die großen Vorderpfoten wie pinke Schaufelhände mit tödlichen Krallen in den Gang ragend.
Beinahe friedlich wirkte das blutende Tier, doch hing immer noch eine ächzende Thuêban in seinem Maul, versuchte sich durch kräftiges Zappeln aus der Umklammerung zu lösen.
...lass los...
Die Information der Sporen verstehend, öffnete der Maulwurf seine Schnauze und mit einem schmerzhaften Schlag kam die Hexenjägerin auf dem Tunnelboden auf. An ihrem Rücken drehte sich Guikut wieder in eine bessere Lage, ließ den Maulwurf nicht aus seinen Augen. Die Sporen sollten das Tier noch einige Sekunden lang in einem friedlichen Zustand lassen. Vielleicht könnten sie...
Thuêban stand mit einem gequälten Laut auf, hob ihre Äxte und ließ sie auf den Schädel der Bestie sausen. Knochen splitterten und Blut spritzte. Ein helles Quieken drang aus dem Rachen des Maulwurfes, dann schob er sich nach hinten und verschwand in der Dunkelheit des neuen Ganges.
Kurz blickte Thuêban der Bestie hinterher. Ihre Augen zuckten hin und her, während sie nachdachte.
...ist nur Tierchen...
"Ein gefährliches Tierchen." Die Hexenjägerin wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. "Das Bauern frisst... und zerreißt..."
...können bestimmt anders lösen...
Thuêban antwortete nicht. Guikut verstärkte seinen Griff um den Körper der Menschenfrau, wusste er doch, dass die Jagd noch nicht zu Ende war.
Die Hexenjägerin lief los, dem Maulwurf hinterher und nach Luft schnappend. Ihre Wunden brannten und sie merkte, wie der Speichel des Tieres ihre Muskeln schwächte. Sie lähmte. Mit einem kurzen Gebet an den Alten Mann der Wüste pumpte sie neue Kraft in ihren Körper, drängte das paralysierende Sekret zurück und aus ihrem System.
Sie spürte, wie auch Guikut sich um ihre Wunden sorgte: feine Pilzfäden wuchsen in die Bisskanäle, die ihr Fleisch durchzogen, und sanft wurden die Löcher zusammengezogen und mit klebrigem Gewebe geschützt. Schon drang kein Blut mehr hervor und schneller lief Thuêban den Gang entlang.
Als sie erneut eine Gabelung erreichten, hielt die Jägerin erneut an. Vor ihnen teilte sich der dunkle Weg nach links und rechts, ein anderer Tunnel führte beinahe gerade nach unten weiter in die Tiefe.
...Gänge sind groß... Tunnel reichen weit... unten eventuell Nestkammer...
Normale Maulwürfe gruben ihre Nestkammern in der Mitte des weiten Gängesystems, hier war aber in anderen Maßeinheiten zu rechnen. Vermutlich gingen die unterirdischen Wege noch weiter und tiefer ins Erdreich hinein.
Thuêban nickte nur stumm. Dann sprang sie ohne zu zögern in den senkrechten Schacht, die Füße an der bröckelnden Wand entlang rutschend. Über ihnen gab die Decke des anderen Ganges nach und der Riesenmaulwurf löste sich aus der Schwärze, fiel den beiden Hexenjägern hinterher. Sein Maul war blutig und im Schein von Guikuts Lamellen funkelten die spitzen Zähne wie hunderte Eiszapfen.
Eine Falle! Der Maulwurf hatte ihnen eine Falle gestellt...
Auf ihrem rasanten Weg in die Tiefe drehte sich Thuêban und zielte mit zwei Fingern, die Hand immer noch den Griff von Arra umklammernd, auf die ihnen hinterher stürzende Bestie. Ein Säurestrahl traf eines der kleinen, tiefschwarzen Augen und wieder schrie der Riesenmaulwurf schrill auf.
Eine Sporenwolke löste sich von Guikut und während das wütende Tier für einen neuen Angriff Luft durch seine wunde Schnauze einzog, legten sich die Pilzkörperchen wie eine dicke Decke über den Verstand des Giganten. Das Quieken verstummte, die winzigen Augen schlossen sich. Dann taumelte er bewusstlos Thuêban und Guikut nach.
Thuêban kam mit einer gekonnten Rolle auf einem Lager aus Ästen und alten Planen auf, versuchte noch weit genug weg zu kommen, doch krachte der gewaltige Körper auf sie und begrub ihre Beine. Ein nasses Knacken hallte durch die Kammer, als das Genick des Maulwurfes in eine Richtung gebogen wurde, für die es nie gedacht gewesen war.
Grunzend stemmte sich die Frau gegen das Gewicht, konnte sich nach einigen Augenblicken aus der misslichen Lage befreien. Der Gigant lag im Schimmer der Lamellen tot vor ihr.
...schade... armes Tierchen wollte nur leben... sich ernähren... brutaler Tod...
Thuêban sagte nichts.
...dennoch würden Menschen Vermögen für riesiges Fell zahlen...
Die Hexenjägerin nickte, sah sich dann in der Nestkammer um. Andere Gänge führten von hier weg, das sah sie im organischen Licht des Mycnoiden. Nach einigen Herzschlägen der Ruhe machten sie sich an die Arbeit.
***
Beinahe einen Tag später gruben sich die beiden Gefährten aus dem Ackerboden. Keinen überlebenden Bauern hatten sie in den Gängen und Kammern der erschlagenen Bestie gefunden, keine verwendbaren Überreste. Nur das zusammengerollte Fell hatten sie fein verschnürt dabei, als sie sich aus dem Erdreich schoben.
Lange standen sie unter der wärmenden Sonne zwischen kleinen, schmelzenden Schneedecken und suchten mit ihren Blicken nach den Bauern, die sie auf diese Jagd geschickt hatten und die nun ohne Angst vor einem Menschen verschlingenden Maul ihr Land bestellen konnten...
Und hier noch die sehr kurze Chronik um das Schaf:
DIE DUNKLE HERBSTNACHT umhüllte sie, während Thuêban und Guikut mit dem Bauern Harm Jossu am hohen Weidezaun standen. Sie hatten endlich Langwingen hinter sich gelassen und waren weiter gezogen, aber nur zwei Reisetage später hatte sie ihr Ruf wieder eingeholt. Irgendetwas tötete den Viehbestand von Jossu und im Schein von Guikuts Lamellen und der Öllaterne des Bauern sahen sie den immer noch dampfenden Kadaver einer Kuh liegen.
Jossu, gekleidet in einen langen Mantel und mit einem breiten Schlapphut auf dem Kopf, kaute unglücklich dreinblickend auf unausgesprochenen Worten herum. Die Laterne in seiner Hand schaukelte mit jedem schweren, aufgebrachten Atemzug.
Als Guikut seine langen Gliedmaßen ausstreckte, um über den Weidezaun zu klettern, zuckte die Hand des Bauern schon in Richtung des Mycnoiden, um ihm zu helfen. Dann ließ er sie aber wieder sinken, beinahe so, als wollte er Guikut nicht berühren.
"Seid's vorsichtig," fauchte Harm Jossu scharf.
Guikut nickte nur, schwang sich auf die Weide und ging dann mit langen Schritten zum Kadaver. Vorsichtig folgte ihm Thuêban auf die Weide und zusammen beugten sie sich über den noch warmen Körper.
Zähne. Dutzende Zähne. Sie hatten sich tief ins Fleisch gegraben, Innereien und Knochen herausgebissen. Eine einzige, große Wunde gerissen, die in ihrer Vorstellung ein Maul zeichnete, das groß war wie Guikuts Pilzschirm.
...Neunauge...?
Thuêban schüttelte nur nachdenklich den Kopf, dann wehte das laut herausgepresste Flüstern von Jossu vom Weidezaun zu ihnen.
"Des is' seit zwei Tagen. Immer wieder Viechzeug." Er deutete quer über die Weide. "Drüben beim Wald da sind auch andere Tiere, die ich immer wieder aus'm Gebüsch raus ziehe. Seit zwei Tagen!"
Guikuts Sporen brauchten etwas länger, um den Weg zum Bauern zurückzulegen.
...wie viele...?
Mit gerunzelter Stirn und sich ständig bewegenden Lippen begann Jossu, an seiner freien Hand abzuzählen, kam immer wieder sichtlich durcheinander und schüttelte den Kopf. Dies machte er ein paar Mal.
Dann: "...viele!"
Thuêban sah ihren Kameraden herausfordernd an. "Zum Wald?"
...zum Wald...
Als sich die beiden langsam vom Zaun entfernten und sich Guikuts Lamellenschein nun vollends vom Lichtkreis der Laterne trennte, folgte ihnen die Stimme des Bauern.
"Mei... seid's vorsichtig." Danach ein leiseres, unsicheres: "Bist Du sicher, dass Du dem Pilz vertrauen kannst...?"
Sich nicht beirren lassend, wanderten sie weiter über die dunkle Wiese, Guikuts Schein wie ein Schild um sie herum gezogen. Bis zu einer Böschung kamen sie und sahen weiter unten einige dicke Äste, die über den Weidezaun ragten. Einen Hochstand.
Ein pelziger Körper lag unter dem Holz des Hochstandes und während Thuêban in diese Richtung ging, erkannte Guikut zur anderen Seite hin einen weiteren, großen Kadaver. Wusste der Bauer, dass hier eine weitere seiner Kühe lag? Vermutlich nicht, dampfte auch dieser Körper noch in der Frische der Nachtluft.
Thuêban zog Arra aus ihrem Gürtel und berührte den kleinen Tierkörper mit dem Axtblatt, drehte ihn vorsichtig um. Es waren die Überreste eines auseinander gebissenen, beinahe vollends verschlungenen Kieselhörnchens.
Guikut sah Thuêban kurz aus einiger Entfernung bei ihrer Untersuchung zu, dann blickte er noch einmal zum Kuhkadaver. Schon wollte er sich abwenden, als er einen sich bewegenden Schatten in der Nacht wahrnahm. Hinter der Kuh. Schnell und durch sein Sichtfeld huschend. Kurz blickte er zu der Hexenjägerin, dann stakste er zur Kuh.
Neben dem ebenfalls übel zugerichteten Tier war ein kleines Loch zu sehen, in dem einige Eingeweide der Kuh hineingerutscht waren. Auch erkannte Guikut dort Organe einiger anderer Tiere, dazwischen ein vor Erschöpfung zitterndes Schaf, das kurz vor dem Lichtschein der Mycnoidenlamellen zurückschreckte. Es war blutig und eines seiner Vorderläufe schien seltsam abgeknickt. Kläglich begann das unglückliche Tier zu blöken.
Immer noch das tote Kieselhörnchen betrachtend, hörte die Hexenjägerin das Klagelaut des Tieres und erhob sich, ging schnellen Schrittes auf Guikut zu. Sie sah, wie der Pilzmann nach unten griff, um das Schaf aus der Kuhle zu heben, sich gebückt streckte.
Das Schaf öffnete den Mund weit und hunderte gekrümmter Reisszähne klappten sich aus. Der rechte Arm von Guikut wurde knapp unter dem Schirm abgebissen und kleine Fetzen aus Pilzgewebe flogen in alle Richtungen davon. Erschrocken fiel Guikut zurück, während die Zähne nun ineinander verkeilt im viel zu breiten Maul nach oben und unten zeigten.
Die Augen der Kreatur, das gerade noch ein Schaf gewesen war, waren nur noch kleine, leere Löcher, dunkel im mit der Veränderung des Mauls länger gewordenen Schädel. Schon schob es sich weiter an Guikut heran, der sich wieder auf die Beine zog.
Mit voller Kraft schleuderte Thuêban ihre Axt, traf das Wesen Zwischen Hals und Schulter. Doch außer dem kurzen Ruck, der durch das blutlüsterne Schaf ging, reagierte es nicht. Sie schnaubte, presste mit einer schnellen Bewegung einen Säurestrahl zwischen ihren Fingern hervor. Doch auch als sich die magische Flüssigkeit durch Fell, Haut und Fleisch fraß, zeigte die Kreatur keine wirkliche Reaktion.
Stattdessen schwang es beide Vorderbeine auf den Rand des Loches, knickte sie in einem unnatürlichen Winkel ab und öffnete erneut seinen Schlund. Doch kein Versuch, nach den Hexenjägern zu schnappen folgte. Ein seltsamer, quäkender Laut quoll aus der Kehle des Tieres, lang und bis in jeden Nerv fahrend.
Guikut taumelte zurück, kämpfte ums Gleichgewicht, während Thuêban sich wie in einem Krampf an die Schläfe fasste. Ein gleißender Schmerz durchzuckte ihren Kopf, wo Slithik Spaltohrs Geschoss sie vor zwei Jahren getroffen hatte. Kurz sah sie nichts mehr außer Weiß. Sie schüttelte ihren Kopf, versuchte sich zu fangen.
Mittlerweile hatte Guikut eine Wolke aus Sporen freigesetzt, die sich auf das Schaf legte und in die sich blähenden Nüstern gezogen wurde. Doch auch diese zeigten keinerlei Wirkung auf die Kreatur, die immer noch ihren übelkeitserregenden Schrei ausstieß.
Mit einer schwungvollen Bewegung löste Thuêban Banirr aus der Trageschlaufe, warf sie in Richtung des weit geöffneten Maules. Doch das Schaf war schon nicht mehr an dieser Stelle, hatte sich mit einem unglaublichen Satz aus der Kuhle katapultiert und prallte so gegen Thuêban. Zusammen fielen sie ins Gras der Weide und die Bestie versenkte seine Dolchzähne im Arm der vor Schmerz aufgrunzenden Hexenjägerin. Geifernd versuchte es, die Kehle der Frau zu zerfetzen, Schultern und Brust aufzureißen.
Wankend trat Guikut an Thuêbans Seite. Er senkte seinen Schirm, spannte zitternd seinen Körper an. Dann durchzuckte eine Welle die Lamellen und den breiten Pilzhut und ein kräftiger Luftstoß drückte das wild um sich schlagende Wesen vom Körper der sich mit aller Kraft wehrenden Frau. Nur wenige Handbreit von Thuêban entfernt fiel es ins Gras und wollte sich schon aufrappeln, als eine im hohen Bogen fliegende Laterne es in der Seite traf. Der Ölbehälter brach und mit einem grauenhaften Kreischen fing das Schaf an zu brennen.
Thuêban und Guikut sahen auf und dort stand Harm Jossu, die Augen weit vor Entsetzen, die breite Krempe seines Hutes mit seiner Angst auf und ab flatternd.
"Beim guten Paragon..."
Thuêban stemmte sich auf ihre Beine, schritt zum zuckenden Schaf und zog ihre treue Axt aus dem verkohlenden Fleisch. Dann holte sie weit aus und schlug mit der Waffe auf den Schädel der Kreatur ein. Blut spritzte. Zähne und Knochen splitterten.
"Was..." begann Jossu. "Was ist das?"
...Monster...
Guikut sah den Bauern regungslos an, während Thuêban einen weiteren Schlag ansetzte. Das Quietschen des Untieres verstummte, als das Axtblatt sein Ziel fand. Dann standen sie in der Nacht und sahen dem Schaf beim Brennen zu...
Jossu, gekleidet in einen langen Mantel und mit einem breiten Schlapphut auf dem Kopf, kaute unglücklich dreinblickend auf unausgesprochenen Worten herum. Die Laterne in seiner Hand schaukelte mit jedem schweren, aufgebrachten Atemzug.
Als Guikut seine langen Gliedmaßen ausstreckte, um über den Weidezaun zu klettern, zuckte die Hand des Bauern schon in Richtung des Mycnoiden, um ihm zu helfen. Dann ließ er sie aber wieder sinken, beinahe so, als wollte er Guikut nicht berühren.
"Seid's vorsichtig," fauchte Harm Jossu scharf.
Guikut nickte nur, schwang sich auf die Weide und ging dann mit langen Schritten zum Kadaver. Vorsichtig folgte ihm Thuêban auf die Weide und zusammen beugten sie sich über den noch warmen Körper.
Zähne. Dutzende Zähne. Sie hatten sich tief ins Fleisch gegraben, Innereien und Knochen herausgebissen. Eine einzige, große Wunde gerissen, die in ihrer Vorstellung ein Maul zeichnete, das groß war wie Guikuts Pilzschirm.
...Neunauge...?
Thuêban schüttelte nur nachdenklich den Kopf, dann wehte das laut herausgepresste Flüstern von Jossu vom Weidezaun zu ihnen.
"Des is' seit zwei Tagen. Immer wieder Viechzeug." Er deutete quer über die Weide. "Drüben beim Wald da sind auch andere Tiere, die ich immer wieder aus'm Gebüsch raus ziehe. Seit zwei Tagen!"
Guikuts Sporen brauchten etwas länger, um den Weg zum Bauern zurückzulegen.
...wie viele...?
Mit gerunzelter Stirn und sich ständig bewegenden Lippen begann Jossu, an seiner freien Hand abzuzählen, kam immer wieder sichtlich durcheinander und schüttelte den Kopf. Dies machte er ein paar Mal.
Dann: "...viele!"
Thuêban sah ihren Kameraden herausfordernd an. "Zum Wald?"
...zum Wald...
Als sich die beiden langsam vom Zaun entfernten und sich Guikuts Lamellenschein nun vollends vom Lichtkreis der Laterne trennte, folgte ihnen die Stimme des Bauern.
"Mei... seid's vorsichtig." Danach ein leiseres, unsicheres: "Bist Du sicher, dass Du dem Pilz vertrauen kannst...?"
Sich nicht beirren lassend, wanderten sie weiter über die dunkle Wiese, Guikuts Schein wie ein Schild um sie herum gezogen. Bis zu einer Böschung kamen sie und sahen weiter unten einige dicke Äste, die über den Weidezaun ragten. Einen Hochstand.
Ein pelziger Körper lag unter dem Holz des Hochstandes und während Thuêban in diese Richtung ging, erkannte Guikut zur anderen Seite hin einen weiteren, großen Kadaver. Wusste der Bauer, dass hier eine weitere seiner Kühe lag? Vermutlich nicht, dampfte auch dieser Körper noch in der Frische der Nachtluft.
Thuêban zog Arra aus ihrem Gürtel und berührte den kleinen Tierkörper mit dem Axtblatt, drehte ihn vorsichtig um. Es waren die Überreste eines auseinander gebissenen, beinahe vollends verschlungenen Kieselhörnchens.
Guikut sah Thuêban kurz aus einiger Entfernung bei ihrer Untersuchung zu, dann blickte er noch einmal zum Kuhkadaver. Schon wollte er sich abwenden, als er einen sich bewegenden Schatten in der Nacht wahrnahm. Hinter der Kuh. Schnell und durch sein Sichtfeld huschend. Kurz blickte er zu der Hexenjägerin, dann stakste er zur Kuh.
Neben dem ebenfalls übel zugerichteten Tier war ein kleines Loch zu sehen, in dem einige Eingeweide der Kuh hineingerutscht waren. Auch erkannte Guikut dort Organe einiger anderer Tiere, dazwischen ein vor Erschöpfung zitterndes Schaf, das kurz vor dem Lichtschein der Mycnoidenlamellen zurückschreckte. Es war blutig und eines seiner Vorderläufe schien seltsam abgeknickt. Kläglich begann das unglückliche Tier zu blöken.
Immer noch das tote Kieselhörnchen betrachtend, hörte die Hexenjägerin das Klagelaut des Tieres und erhob sich, ging schnellen Schrittes auf Guikut zu. Sie sah, wie der Pilzmann nach unten griff, um das Schaf aus der Kuhle zu heben, sich gebückt streckte.
Das Schaf öffnete den Mund weit und hunderte gekrümmter Reisszähne klappten sich aus. Der rechte Arm von Guikut wurde knapp unter dem Schirm abgebissen und kleine Fetzen aus Pilzgewebe flogen in alle Richtungen davon. Erschrocken fiel Guikut zurück, während die Zähne nun ineinander verkeilt im viel zu breiten Maul nach oben und unten zeigten.
Die Augen der Kreatur, das gerade noch ein Schaf gewesen war, waren nur noch kleine, leere Löcher, dunkel im mit der Veränderung des Mauls länger gewordenen Schädel. Schon schob es sich weiter an Guikut heran, der sich wieder auf die Beine zog.
Mit voller Kraft schleuderte Thuêban ihre Axt, traf das Wesen Zwischen Hals und Schulter. Doch außer dem kurzen Ruck, der durch das blutlüsterne Schaf ging, reagierte es nicht. Sie schnaubte, presste mit einer schnellen Bewegung einen Säurestrahl zwischen ihren Fingern hervor. Doch auch als sich die magische Flüssigkeit durch Fell, Haut und Fleisch fraß, zeigte die Kreatur keine wirkliche Reaktion.
Stattdessen schwang es beide Vorderbeine auf den Rand des Loches, knickte sie in einem unnatürlichen Winkel ab und öffnete erneut seinen Schlund. Doch kein Versuch, nach den Hexenjägern zu schnappen folgte. Ein seltsamer, quäkender Laut quoll aus der Kehle des Tieres, lang und bis in jeden Nerv fahrend.
Guikut taumelte zurück, kämpfte ums Gleichgewicht, während Thuêban sich wie in einem Krampf an die Schläfe fasste. Ein gleißender Schmerz durchzuckte ihren Kopf, wo Slithik Spaltohrs Geschoss sie vor zwei Jahren getroffen hatte. Kurz sah sie nichts mehr außer Weiß. Sie schüttelte ihren Kopf, versuchte sich zu fangen.
Mittlerweile hatte Guikut eine Wolke aus Sporen freigesetzt, die sich auf das Schaf legte und in die sich blähenden Nüstern gezogen wurde. Doch auch diese zeigten keinerlei Wirkung auf die Kreatur, die immer noch ihren übelkeitserregenden Schrei ausstieß.
Mit einer schwungvollen Bewegung löste Thuêban Banirr aus der Trageschlaufe, warf sie in Richtung des weit geöffneten Maules. Doch das Schaf war schon nicht mehr an dieser Stelle, hatte sich mit einem unglaublichen Satz aus der Kuhle katapultiert und prallte so gegen Thuêban. Zusammen fielen sie ins Gras der Weide und die Bestie versenkte seine Dolchzähne im Arm der vor Schmerz aufgrunzenden Hexenjägerin. Geifernd versuchte es, die Kehle der Frau zu zerfetzen, Schultern und Brust aufzureißen.
Wankend trat Guikut an Thuêbans Seite. Er senkte seinen Schirm, spannte zitternd seinen Körper an. Dann durchzuckte eine Welle die Lamellen und den breiten Pilzhut und ein kräftiger Luftstoß drückte das wild um sich schlagende Wesen vom Körper der sich mit aller Kraft wehrenden Frau. Nur wenige Handbreit von Thuêban entfernt fiel es ins Gras und wollte sich schon aufrappeln, als eine im hohen Bogen fliegende Laterne es in der Seite traf. Der Ölbehälter brach und mit einem grauenhaften Kreischen fing das Schaf an zu brennen.
Thuêban und Guikut sahen auf und dort stand Harm Jossu, die Augen weit vor Entsetzen, die breite Krempe seines Hutes mit seiner Angst auf und ab flatternd.
"Beim guten Paragon..."
Thuêban stemmte sich auf ihre Beine, schritt zum zuckenden Schaf und zog ihre treue Axt aus dem verkohlenden Fleisch. Dann holte sie weit aus und schlug mit der Waffe auf den Schädel der Kreatur ein. Blut spritzte. Zähne und Knochen splitterten.
"Was..." begann Jossu. "Was ist das?"
...Monster...
Guikut sah den Bauern regungslos an, während Thuêban einen weiteren Schlag ansetzte. Das Quietschen des Untieres verstummte, als das Axtblatt sein Ziel fand. Dann standen sie in der Nacht und sahen dem Schaf beim Brennen zu...