Yaga Minor (Yaga-System)

Yaga Minor - Capital City - House of Reign - Saloon - Agustin, Aren, imperiale VIPs der Supersektoren

Ohne eine funktionierende Logistik, ein breit gefächertes Kontingent an benötigten Ressourcen und die damit verbundenen effizienten Versorgungslinien war jedes noch so fortschrittliche und kampferprobte Militär aufgeschmissen. Eine schmerzhafte Lektion, die schon so manche Supermacht im Laufe der galaktischen Geschichte ereilt hatte und am ein oder anderen wichtigen Kriegsschauplatz auch das Galaktische Imperium. Manch einer hätte sogar behauptet, dass derlei Problematiken zu dem schändlichen Verhandlungsfrieden geführt haben, der das Imperium seit 2 Jahren destabilisierte. Breite Fronten, unzählige Kriegsschauplätze und mangelnde Versorgung. Agustin war als stoischer Pragmatiker in der Lage, diesen Frieden als Chance zu nutzen, um genau diese Schwachstellen auszumerzen und als totsichere Argumente in ihre Verhandlungen einzubeziehen. Durch ihre partielle Inkompetenz hatte die militärische Führung ihm den Ball sozusagen genau auf den Punkt gelegt.

Aren und er hatten sich auf ihre gemeinsame Vorgehensweise im Vorfeld geeinigt und letzten Endes lief es in ein gegenseitiges sich die Bälle zuspielen auf. Der sichere Strafstoß war noch nicht ganz im Ziel, jedoch näherten sie sich mit großen Schritten, was auch die Reaktion General Pearls zeigte. Es ging hier sowohl um einen Nachschub an Ressourcen, als auch Mannstärke, die von den planetaren Streitkräften an das konventionelle Militär nach Bedarf und ohne Hürden übertragen werden sollte. Der General zeigte sich höchst zufrieden mit der Planung der beiden Verwalter, einzig und allein die unterschiedlichen Strukturen und die Kompatibilität der Truppen der planetaren Kräfte mit den Standards des imperialen Militärs stellten Bedenken dar. Der Bastioner unterstand sich, zu schmunzeln und vorschnell zu antworten. Seine Antwort hätte natürlich die Soldaten der PAD in ein besseres Licht gerückt als die des konventionellen Militärs und er hätte stichfeste Fakten und Erfahrungen zur Hand gehabt, um seinen Standpunkt zu untermauern. Die Planetary Army of Dubrillion hatte die Paramilitärs der dubrillianischen Rebellen bezwungen, während das imperiale Militär gescheitert war. Das imperiale Militär war zum Ende des Krieges sogar - wenn auch nicht ganz zufällig - in eine Situation geraten, in der es mit der vollständigen Vernichtung zweier gesamter Korps hätte rechnen müssen, wenn die planetaren Kräfte unter Walder Fondham nicht die entscheidende Wende gebracht hätten.
Agustin war fest davon überzeugt, dass seine Soldaten kampferprobt und diszipliniert und in diesen Punkten dem imperialen Truppen ebenbürtig waren. Darüber hinaus wurden sie effizienter geführt und konnten sich bei logistischen Fragen stets auf die Expertise privater militärischer Dienstleister verpflichten, die alleine schon aus wirtschaftlicher Sicht gut daran taten, mit minimalem Aufwand einen maximalen Erfolg zu erzielen.

Da der Sector Adjutant wusste, dass derartige Argumente von den Vertretern des stolzen imperialen Militärs als Affronts und persönliche Angriffe aufgenommen würden, überließ er das Wort seinem
Verbündeten, der es verstand, mit die Gegenüber mit seinen diplomatischen Talenten Stück für Stück um den Finger zu wickeln. Er stimmte General Pearl zu und konstatierte, dass eine zunehmende Vereinheitlichung der Standards das probate Mittel zum Zweck darstellte. Agustin nickte, denn dies war im Grunde genommen auch das, was er bei dem Aufbau der PAD immer vor Augen hatte. Deshalb hatte er vor Jahren schon Offiziere aus dem imperialen Militär angeheuert und diese mit dem Aufbau beauftragt, ebenso natürlich auch Aren und dessen Vorgänger auf Borosk.

Agustin drehte sich leicht zur Seite, da es nun der stämmige
General Espinoza, der sich zu der Runde gesellt hatte. In seiner straff sitzenden und mit zahlreichen Orden übersehenen Uniform und dem markanten Schnauzbart sah er ein wenig wie ein Fremdkörper unter den nun fünf hochrangigen Imperialen aus. Seinen Intellekt und weitsichtigen Durchblick schätzte Agustin niedriger ein, als es bei den beiden Vertretern aus dem Prefsbelt-Sektor der Fall war, allerdings war der grobschlächtige General ein Opportunist durch und durch und ein geborener Macher, der pragmatisch und im Hier und Jetzt operierte. Er verschränkte die Arme und rauchte an seiner Zigarre, während unterdessen General Fuller das Wort ergriffen hatte. Dieser kam nunmehr auf einen äußerst interessanten Punkt zu sprechen, den Agustin noch zuvor angesprochen hatte. Der Bastioner nickte unterkühlt und wartete kurz, ehe er zu seiner Antwort ausholte:

"Sie rennen angesichts dieser Thematik offene Türen bei uns ein, General Fuller. Denn all das, was bisher gesprochen worden ist, beruht geradezu auf einer starken Involvierung des Militärischen Nachrichtendienstes. Der MND ist eine der drei stützenden Säulen, auf denen das Fundament unserer Planung beruht. Die eben angesprochenen Maßnahmen zur Unterstützung der militärischen Versorgungslinien werden zu einem Großteil auf den Analysen des MND beruhen; sie wissen, welche Truppenbewegungen der Feind im Sinn hat und können in Zusammenarbeit mit der Generalität am Besten bestimmen, wo welcher Nachschub wie zeitnah benötigt wird. Der MND wird verhindern, dass diese Pläne in Feindeshand geraten und dafür Sorge tragen, dass die einberufenen Truppen die Standards des Militärs erfüllen, was Sicherheit und Loyalität betrifft. Yaga Minor ist hierbei natürlich geradezu prädestiniert dafür, in gewisser Weise als Bindeglied der zusammenlaufenden und konvergierenden Fäden und Interessen zu fungieren, aber dies ist zweifelsohne das Fachgebiet von Sector Adjutant Vayliuar."
Agustin war überrascht, wie glatt bisher alles verlief. Die militärischen Vertreter aus dem Prefsbelt-Sektor waren deutlich intelligenter und kooperationswürdiger, als es die typischen Zustände innerhalb des Imperiums hätten vermuten lassen. Mit seiner tiefen Stimme schaltete sich nun ebenso General Espinoza ein:

"Die planetaren Streitkräfte Dubrillions sind eine schlagkräftige und kampferprobte Truppe. Dreihunderttausend Mann, die in der eisigen Kälte des dubrillianischen Nordens und in der brennenden Hitze der südlichen Wüste gegen das Rebellengesindel gekämpft hatten, das zahlenmäßig überlegen und überraschend gut organisiert war. Ich würde das Gros von ihnen ohne große Zweifel in meinen Reihen aufnehmen. Sie haben auch das ein oder andere Mal Seite an Seite mit meinen Truppen gekämpft. Meine Herrschaften, Sie sollten an dieser Stelle wissen, dass Colonel Walder Fondham diese Streitkraft aufgebaut hat; ein imperialer Offizier, wie er im Buche steht und dessen Können ich vertraue. Durch ihn wurden die Standards des imperialen Militärs als Grundlage genommen, um diese Soldaten auszubilden. Eine Eingliederung betrachte ich also als weitestgehend unproblematisch, solange der MND das Ganze überwacht und sicherstellt. Sector Adjutant Vayliuar, ich bin mir sicher, dass sich auf Borosk und Yaga Minor sich in den letzten Jahren ähnliche Standards entwickelt haben, ja?"


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Noch bevor Agustin auf die durch Admiral Fuller unwissentlich gelegte grandiose Vorlage eingehen konnte, fiel Arens Blick auf den stämmigen General, welcher sich versuchte in die Gruppe zu integrieren. Auch, oder gerade weil dieser Vertreter der hochgeschätzten imperialen Streitkräfte nicht aus dem Sektor seiner Zuständigkeit stammte, hatte Aren sich mit seiner Akte und Vergangenheit gut vertraut gemacht. Und der Eindruck, welchen er durch diese Recherche bekommen hatte, bestätigte sich in diesem Moment in gewisser Weise. Espinoza war kein Teil der intellektuellen Elite der Streitkräfte. Suchte man einen Mann, welcher von langer Hand Pläne und Taktiken aufstellte, wandte man sich an andere. Brauchte man jedoch jemanden, der wirklich handelte, der die Dinge anpackte und durchzog, dann war wohl Espinoza der richtige Mann für einen. Aren konnte beiden Seiten der Streitkräfte etwas abgewinnen, den intellektuellen Plänemachern und den pragmatischen Machern, doch hatte er oft das Gefühl, dass gerade letztere in den Kreisen, in welchen er sich bewegte, er weniger gut angesehen waren. Umso mehr freute es ihn aber, dass heute auch einer genau aus dieser Sparte mit von der Partie war und seine pragmatische Sicht auf die Dinge beisteuerte. Wie der General so in der Gruppe stand, seine mit Orden bedeckte Brust herausgestreckt und an der Zigarre ziehend, schien er sehr in das Bild zu passen, welches Aren im Vorhinein durch Agustin und andere Berichte vermittelt worden war.

Die Antwort Agustins auf Fullers Vorlage, welcher Aren sich nun widmen konnte, spiegelte sehr gut seine eigene Zufriedenheit mit dem Vorstoß des Admirals wieder. Informationen und Wissen waren mit der wichtigste Teil eines jeden Unterfangens. Ihre besten Ressourcen würden den Streitkräften kaum den Hauch eines Vorteils bringen, wenn sie aufgrund schlechter Informationslagen niemals da ankamen, wo sie wirklich gebraucht wurden, sondern an irgendwelchen Fronten zum Einsatz kamen, die im besten Fall nur sekundäre Importanz besaßen. Auch die Förderung des MNDs die Loyalität und Wirksamkeit der von ihnen rekrutierten lokalen Unterstützungstruppen war ein wesentlicher Faktor, wie Aren und Agustin im Vorhinein bereits herausgearbeitet hatten. Gerade Aren wusste, wie wirksam eine solche Kontrollinstanz war, welche nicht nur in Form offizieller Würdenträger Kontrollen durchführen konnte, sondern auch verdeckt Loyalität förderte, Mängel in Standards feststellte und gegen solche vorging. Das Boroskanische Sicherheitsbüro schlug genau in solche Kerben und so war es Aren von Anfang an ein Anliegen gewesen, gerade in den Geheimdiensten und hier besonders bei Admiral Fuller für ihre Pläne zu werben und sie schließlich für sich gewinnen zu können.

Bei der Erwähnung seines Namens von Agustin im Bezug auf Yaga Minor als prädestiniertes Bindeglied zwischen solchen Aktionen lächelte Aren und nickte zustimmend. Er hatte große Pläne für diese Welt, sollte sie doch das Juwel innerhalb des Sektors werden, ein Juwel, welches eine Strahlkraft über den Sektor in den ganzen Outer Rim und Bestenfalls darüber hinaus besaß. Mit der Werft, welche noch lange nicht an den Grenzen ihrer Möglichkeiten kratzte und als Sitz solcher Institutionen wie gerade des MNDs schienen die Voraussetzungen perfekt, für Arens Pläne und eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit dem MND, wie Agustin sie soeben ausgeführt hatte, würde dies nur noch weiter verschärfen. Und noch dazu besaß Aren selbst mit Alber Pierre de Fressco als Gouverneur des Planeten einen Mann an der Spitze der Verwaltung, mit welchem er sehr gut arbeiten konnte.

Bevor Aren genau diesen Punkt aufgreifen konnte, ergriff nun General Espinoza das Wort. Er stimmte ein kleines Loblied auf die planetaren Streitkräfte Dubrillions an, deren Ruf über den Planeten hinaus wohl besonders Agustin zu verdanken war. Seine Ansprache und seine große Zustimmung für die geplante Eingliederung überraschten Aren beinahe ein wenig. Er war von der Idee der Eingliederung völlig überzeugt, kam sie doch von ihm und Agustin und er hatte auch nicht daran gezweifelt, die hier Anwesenden Militärs auf seine Seite zu ziehen, doch dass dies so dermaßen glatt und unproblematisch, ja sogar ohne großes Zutun seinerseits vonstatten ging, hätte er sich nicht zu träumen gewagt.


,,Definitiv. Meine eigene Vergangenheit in den Streitkräften und die Prägung durch meinen Vater, welcher ebenfalls in diesen tätig ist, hat mir klar gezeigt, wie wichtig solche Schritte sind und wie viel Verbesserungspotenzial gerade zu Beginn meines Amtsantrittes noch in den planetaren Streitkräften Borosks steckte. Entsprechende Schritte in die Wege zu leiten stand also für mich außer Frage, auch wenn meinen Truppen wohl eine Prägung wie sie die Truppen auf Dubrillion durch den Krieg erhielten, fehlt. Die PAD ist wohl ein wirkliches Schmuckstück unter den planetaren Verteidigungstruppen, von der auch Borosks Truppen sich noch einiges abschauen können, auch wenn diese im Vergleich mit anderen lokalen Truppen wohl nach wie vor herausstechen. Mit meinem Amtsantritt auf Yaga-Minor habe ich selbstverständlich sofort Schritte eingeleitet, um die auf Borosks getätigten Fortschritte auf den Sektor auszuweiten. Gerade mit dem Gouverneur von Yaga Minor besteht hier ein sehr guter Austausch und mit Welten wie Prefsbelt IV haben wir auch andere Gouverneure, die aufgrund ihres zu verwaltenden Planeten ohnehin eng im Kontakt mit den Streitkräften und ihren Standards stehen und so auch ihre planetaren Streitkräfte nach ähnlichen Mustern aufbauen."

Er nippte kurz an seinem Getränk, bevor er auf sein Kind in den planetaren Streitkräften noch kurz zu sprechen kam.

,,Eine besondere Herzensangelegenheit war mir aber immer der Aufbau des Boroskanischen Sicherheitsbüros, welches deutlich kleiner als die planetaren Sicherheitskräfte als solche ist, aber dafür auch deutlich spezialisierter. Unter anderem bietet diese Institution auch die Möglichkeit, Standards von innen heraus zu überprüfen, Fehler aufzudecken und die Beseitigung anzustoßen und eine grundlegende Loyalität und Opferbereitschaft zu fördern. Vielleicht bieten sich ja auch hier nochmals besondere Möglichkeiten um für eine Zusammenarbeit anzusetzen. Bei dieser Institution hat man auf jeden Fall nicht zu fürchten, dass irgendwelche Standards nicht erfüllt wären. Mit der Übernahme meines Amtes auf sektorialer Ebene erweitere ich Stück für Stück die dort geschaffenen Strukturen auf den Sektor, wenn auch Stand jetzt noch in nicht so gefestigter institutioneller Weise wie auf Borosk selbst. Aber damit zeigt sich zumindest jetzt schon mehr und mehr auf, an welchen Stellen wie angepackt werden muss, um zu standardisieren. Und, soviel darf ich zu meiner Zufriedenheit betonen, scheint die Motivation in den Streitkräften durch solcherlei Institution eher zu steigen als zu sinken, zumindest in Prefsbelt während meiner Zeit."

Bevor Aren nochmals direkt die Bedeutung Yaga Minors als Bindeglied unterstreichen konnte, griff aber General Pearl das Thema auf und wandte sich an Espinoza und Agustin gleichermaßen.

,,Nun, von der PAD habe ich durchaus auch schon gehört. Ich bin in diesem Punkt vielleicht mit einer etwas kritischeren Natur geschlagen, doch heißt dies keineswegs, dass ich solchen Schritten im Wege stehe. Ganz im Gegenteil, ich sagte ja bereits, wie viel ich bei gegenseitigen Anpassungen davon halte und gerade der Punkt der Aufsicht durch den MND ist in dieser Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung. Aber nun sprechen wir hier von den Planetaren Streitkräften eines Planeten im Mytho-Sektor. Gab es in diese Richtung denn bereits Bemühungen, Standards der PAD auf andere Planeten in ihrer Tätigkeit als Sector Adjutant auszuweiten? Oder fragen wir ganz konkret; blieb es bei Bemühungen oder gab es auch schon Erfolge?"

Um der Frage ein wenig ihre Schärfe zu nehmen, lächelte Pearl freundlich in die Runde, wenn er auch schnell wieder zu seinem kritischen Blick zurückkehrte. Aren hatte nichts gegen solch kritische Fragen, im Gegenteil. Und das Gute war, dass er bei Pearl wusste, dass dieser Mann kein Sturkopf war. Ja, er hinterfragte die Dinge kritisch, doch ließ er sich auch von Dingen überzeugen und war durchaus für Argumente offen.

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Dieses Treffen unterschied sich in geradezu gravierender Weise von den Besuchen auf Fondor und noch früher Umbara, wie Agustin es von Minute zu Minute immer klarer wurde. Eigentlich war es eine Schande, diese Anlässe überhaupt in der gleichen Kategorie zu verbuchen, da sie in ihrer grundlegenden Struktur und Auslegung in einem anderen Universum spielten. Wo sich auf Fondor die imperiale Elite in einem Exzess aus Selbstgefälligkeit und Dekadenz gelabt hatte, während das Imperium an allen Ecken und Fronten bröckelte und implodierte, lag hier im House of Reign auf Yaga Minor der Fokus auf Ergebnissen. Natürlich würden die kommenden Tage noch genügend Gelegenheiten bieten, um sich miteinander abzulichten und etwas ausgiebiger zu repräsentieren, doch genau dieses Treffen hier verkörperte das, was das Imperium stark machte und was man auf Fondor kläglich vermisst hatte. Wahre Macht, wahren Einfluss und das kollektive Drängen danach, diesen mit effizienten und ergebnisorientierten Mitteln zu sichern und auszuweiten. Nicht nur den angesammelten Einfluss uninspiriert und phlegmatisch zu verwalten und zur Schau zu stellen, sondern tatsächlich zu handeln und Dinge zu bewegen. Als Agustin damals aus Fondor abgereist war, hatte er geradezu vor Wut gekocht, da dieses Ereignis in letzter Konsequent nutzlos und vollkommen ergebnislos an ihm vorbeigezogen war. Hier auf Yaga Minor stand er im Mittelpunkt, ebenso wie Aren. Das war ihr Revier und jeder Faden, der hier gesponnen wurde, würde bei einem von ihnen oder beiden zusammenlaufen.

Aren tat gut daran, mit seiner eigenen militärischen Vergangenheit aufzufahren, was bei hochrangigen Militärs, die von Natur aus eine eher skeptische Haltung gegenüber den Bürokraten und vermeintlichen Schreibtischhengsten der Verwaltung zu haben pflegten. Von dem, was Agustin so gehört und gelesen hatte, war sein Verbündeter seinerzeit ein außerordentlicher und dekorierter Offizier gewesen, der im Gegensatz zu vielen anderen an vorderster Front gekämpft und seine Tapferkeit bewiesen hatte. Es war geradezu eine Steilvorlage, so jemanden wie ihn bei einem Treffen wie diesem an seiner Seite zu wissen, da es Agustin selbst tatsächlich an direkter militärischer Erfahrung mangelte. Zu Jugendzeiten war ihm niemals der Gedanke gekommen, sich dem Militär anzuschließen. Ein Mann von niederem Stand wie er hätte keine allzu großen Chancen für einen vielversprechenden Einstieg gehabt und die Wahrscheinlichkeit, als Kanonenfutter an irgendeinem in Bedrängnis geratenen Frontabschnitt des Krieges verheizt und als insignifikante Nummer im Verlustregister zu enden, haben ihn nicht sonderlich gereizt. Agustin hatte große Pläne für sein Leben, geradezu megalomanische Ambitionen aus Sicht anderer aus seiner Schicht und eine Hand voll Optionen, zwischen denen er abgewogen und schließlich entschieden hatte. Dass die Geschichte ihm Recht gegeben hat, stand inzwischen außer Frage. Nun stand er an der Spitze. Er war ein Alphatier und die Zweifel an dem unscheinbaren Jungen aus Bonetown gehörten unlängst der Vergangenheit an. Und im Grunde genommen zweifelte auch niemand mehr seine militärischen Kompetenzen an. Er hatte die Karten ausgeteilt bekommen, den Tisch umgestoßen und das Spiel neu definiert.

Der
stämmige General nickte immer wieder. Ihm gefiel, was er zu hören bekam, da Aren selbstverständlich auch besonders geübt und talentiert darin war, sein Gegenüber zu lesen und ganz genau zu eruieren, was ihm in der Verhandlung ans geforderte Ziel bringen würde. Er war ein geborener Diplomat und Verhandlungsmeister. Selbst indem er sich eingestand, dass er den planetaren Streitkräften von Borosk an den Erfahrungswerten und Referenzen der PAD fehlte, nutzte er diesen Punkt im selben Zug noch, um damit die PAD noch weiter in den Himmel zu loben und ihren Status innerhalb der Runde zu festigen. Und im nächsten Zug gleich wieder in die Offensive zu gehen und ihre Erfolge bezüglich des Sicherheitsbüros auf Borosk hervorzuheben, das wiederum ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der planetaren Nachrichtendienste hatte, so wie die PAD bei den planetaren Streitkräften.

"Interessant, wenn man bedenkt, dass Sie ursprünglich aus dem Militär kommen und Sector Adjutant Prada vor Beginn seiner Ausbildung zum Verwalter ein Rekrutierungsprogramm beim imperialen Geheimdienst durchlaufen hatte."

Schob Espinoza nun ein und Agustin unterdrückte mit einem kühlen Nicken seine Verwunderung oder gar Überraschung darüber, dass dieser Punkt seiner Vergangenheit tatsächlich aufgegriffen wurde. Espinoza musste dies entweder bei Fondham oder unter Nutzung anderer Kontakte in Erfahrung gebracht haben. Das Problem war, dass solche Dinge einer gewissen Geheimhaltung unterlagen und nicht einmal in den offiziellen Akten von Agustin erkennbar waren. Im Grunde handelte es sich dabei auch nur um ein sechswöchiges Programm, aber dadurch, dass nicht einmal Aren als sein engster Verbündeter davon wusste, traf es den Verwalter unvorbereitet. Sein Verstand ratterte für einen Augenblick, ehe er entschied, dass es kein Problem darstellen sollte. Imperiale Nachrichtendienste verkörperten einen gewissen Nimbus und damit auf solch kryptische Art in Verbindung zu stehen, erhöhte seine Gravitas in der Runde potentiell. Die Vertreter der Nachrichtendienste wussten in diesem Raum vermutlich ohnehin schon Bescheid. Weshalb also nicht mit offenen Karten spielen und sehen, was sich daraus machen lässt?

General Pearl erkundigte sich nun im nächsten Schritt nach den Bemühungen, die Standards der PAD zu anderen imperialen Welten zu befördern. Eine legitime Frage, insbesondere aufgrund Agustins Position als Sector Adjutant und seinem Ressort, das den gesamten Myto-Sektor umfasste.

"Nun, schon in meiner Position als Governor von Dubrillion habe ich bei diversen Anstrengungen mitgewirkt, die Stärken der PAD auf den anderen Welten des Myto-Sektors auszuweiten. Sie sollten aber wissen, dass der Myto-Sektor im Gegensatz zu Prefsbelt deutlich spärlicher besiedelt ist und ein deutlich geringerer Bedarf an militärischer Infrastruktur besteht. Dubrillions Schwesterwelt Destrillion ist etwa ein Gasriese, der aus einer Handvoll industrieller Wolkenstädte besteht, die von Myto Industries zum Abbau von Tibannagas benutzt werden. Die Gefahr terroristischer Aktivitäten hat mein Vorgesetzter Moff Klaasen insbesondere dort sehr ernst genommen, da diese Fazilitäten sensible potentielle Ziele darstellen und essentiell für die Rohstoffversorgung nicht nur im Sektor, sondern auch unterschiedlichsten anderen Kernbereichen unabdingbar sind. Das imperiale Militär und die imperialen Nachrichtendienste haben einige Ressourcen mobilisiert, um Destrillion bestmöglich abzusichern und die dort aktive Security wurde in den Ausbildungseinrichtungen auf Dubrillion mit Fokus auf Terrorismusabwehr ausgebildet. Auf Welten wie Ahakista und Artorias, die zusammen etwa zweihundert Millionen Bewohner haben, ist sicherlich noch Nachbesserungsbedarf an gewissen Stellen, jedoch zielen meine Pläne in eine etwas andere Richtung."

Agustin und der Rest der kleinen Runde hatten unlängst Zigarren aus einer hölzernen Schatulle von General Espinoza angeboten bekommen. Agustin nickte dankend und zündete sich eine an, während er während er kurzen Pause seine Gedanken sortierte. Schließlich fuhr er fort.

"Die Sicherheit auf diesen Planeten war bisher kein allzu großes Problem, wie etwa auf Dubrillion, das alleine mehr planetare Truppen unterhält als der Rest des gesamten Sektors zusammen - sogar mehr als Bastion selbst. Der Aufbau und der Unterhalt dieser schlagkräftigen Streitmacht war von Anfang an nicht für die alle Ewigkeit in Stein gemeißelt. Wir werden rationalisieren und dieses Monstrum verschlanken, was uns diverse Optionen eröffnet. Zum einen bietet es sich an, die bereits ausführlich diskutierte Chance zu nutzen, um unsere kampferprobten und zuverlässigen Soldaten verstärkt in die Reihen der regulären Streitkräfte zu implementieren. Andererseits werden wir dafür sorgen, dass Teile der PAD auf andere Welten des Myto-Sektors versetzt werden, wo noch insbesondere im Kriegsfall erhöhter Bedarf besteht. Die Sicherung jeder einzelnen Welt des Myto-Sektors vor feindlicher Eroberung steht für mich an oberster Priorität. Die Republik hat in den letzten Jahren eine Marotte offenbart, die besonders ins Auge sticht."

"Bloß eine?!"

Schob Espinoza an dieser Stelle ein, ehe er grölend lachte, die Zigarre noch immer zwischen den Zähnen. Agustin schmunzelte und nickte.

"Nennen wir es eine besonders lästige Marotte; die Unterstützung konterimperialer Aktivitäten in Form von Terrorismus und Separatismus. Einige historische Beispiele haben uns gezeigt, dass sich solche Tendenzen nicht allzu schwer unterdrücken lassen, wenn schnell genug gehandelt wird. Statt großer Truppenverbände, die im unerbittlichen Guerillakampf aufgerieben werden können, haben sich vor allem gezielte Luftschläge als ausgezeichnete Doktrin erwiesen, um dem Terror schnellen Einhalt zu gebieten. Deshalb ist ein weiterer großer Stützpfeiler unserer Planung die Errichtung einer Raumstation zwischen Prefsbelt und Myto, die mit präzisen Jägern und Bombern versehen ist, die deutlich effektiver und schneller diverse Ziele jederzeit und auf Abruf attackieren und eliminieren können. Eine Einbindung der Flotte und speziell Yaga Minor ist bei einem solchen Unterfangen unumgänglich, jedoch erwarten wir uns gewaltige Einsparungen und zusätzliche Sicherheit und Stabilität durch ein solches Projekt. Die Frage der Aufteilung der Kompetenzen steht aber noch selbstverständlich offen. Hier würden mich Ihre Standpunkte besonders interessieren, meine Herren."



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Diese Runde gefiel Aren nur all zu gut. Er befand sich geradezu in seinem natürlichen Habitat und man merkte Agustin an, dass er dies genauso nachfühlen konnte. Im Hinterzimmer politische Bewegungen beeinflussen, die das Leben von Milliarden prägen würden. Zu seiner Zeit im Militär hatte es sowas nicht gegeben, dort war man generell von eher offensiverer Natur gewesen und so hatte Aren kaum gewusst, was er jahrelang verpasst hatte, als er schließlich seinen Weg in den bürokratischen Komplex des Galaktischen Imperiums gefunden hatte. Ja, die Männer die nun vor ihm standen hatten es geschafft, auch über die militärische Schiene in diesen Genuss zu kommen. Doch selbst bei Arens Startbedingungen hätte es noch einige Jahre gedauert, bis er in einen der Generalsränge vorgerückt wäre und dort Sicherheits- und Verteidigungspolitik persönlich hätte mitprägen und gestalten können. Und bei aller Wahrscheinlichkeit, dass es dazu gekommen wäre, war das Leben im Imperialen Militär doch ein gefährlicheres, als in den vertäfelten Büros der Spitzenverwalter. Sah man für einen Moment von Ereignissen wie denen ab, die sich kurz vor Arens Beförderung zugetragen hatten.

Doch so schön und wohl die beiden Verwalter sich in diesen Momenten auch fühlen mussten, für einen Moment schien dieses Bild einen Riss zu bekommen. Aren horchte auf, als Espinoza erwähnte, dass Agustin vor seiner Zeit als Verwalter das Rekrutierungsprogramm des Geheimdienstes durchlaufen hatte. Augenblicklich huschten seine Augen zu Agustin. Dieser wirkte gefasst und unberührt wie eh und je, doch Aren, der seinen Kollegen mittlerweile doch mehr als gut kannte, meinte für den Bruchteil einer Sekunde ebenfalls so etwas wie Überraschung in seinen Augen aufleuchten gesehen zu haben. Das konnte Aren nur all zu gut verstehen, schien dieser Abschnitt seiner Vergangenheit für Agustin doch ... spezialgelagert zu sein. Er hatte kein Problem damit gehabt, Aren von seiner schwierigen Kindheit zu erzählen, doch diesen Zwischenschritt auf dem Weg ins Gouverneursbüro hatte er Aren verschwiegen. Er fragte sich nur wieso.

Doch um diesen Punkten auf den Grund zu gehen würde sich später noch Gelegenheit bieten. Für den Moment ließ Aren sich seine Neugierde ruhen und folgte dem Gespräch weiter, welches Agustin, der geschickt der Anmerkung Generals Espinoza umging, wieder aufgriff und auf Pearls Frage antwortete. Geschickt brachte er die Bedeutung des Myto-Sektors für die Rohstoffversorgung ins Spiel. Jeder General, der nicht durch Zufall in sein Amt gerutscht war, wusste, welche Bedeutung Tibannagas für Blasterwaffen hatte und wusste somit auch um die Bedeutung solcher Welten, die es förderten. Des Weiteren machte Agustin klar, wieso es für den Myto-Sektor kaum Sinn hatte, so sehr auf flächendeckende Sicherheitsmaßnahmen zu setzen, wie beispielsweise in Prefsbelt. Für 200 Millionen Einwohner waren top ausgebildete, bestens aufgestellte Planetare Streitkräfte einfach eine Investition welche nicht so viel Sinn ergab und an anderer Stelle fruchtbringender war. General Pearl nickte. Ein Mann wie er, der seit einer halben Ewigkeit in einem Sektor wie Prefsbelt Zuhause war, war eben auch sehr in seinen ,,Prefsbelter"-Denkmustern verfangen. In einem Sektor mit der dreifachen Anzahl an Systemen und einer somit größeren und dichteren Bevölkerungsstruktur lagen die Prioritäten schlichtweg anders.


,,Ich verstehe. Soweit im Norden war ich bisher tatsächlich noch nicht tätig, da fehlt mir das Fachwissen."

Nachdem Espinoza der Runde Zigarren angeboten hatte, pflichtschuldig hatte sich auch Aren bedienen müssen, da er zum einen nicht der Einzige in der Runde ohne Zigarre sein wollte und zum anderen er tatsächlich bei diesem guten Verlauf das Bedürfnis dazu hatte, ein wenig zu feiern, fuhr Agustin fort. Seine Argumentation, die Aren nur all zu wohlbekannt war, musste auch Pearl und Fuller einleuchten, gerade wenn man die Erfolge der PAD bedachte. Und dieses Konzept nicht auf andere Planeten zu übertragen, sondern die Einheiten selbst dort tätig werden zu lassen, war nur sinnvoll. Dann kam Agustin auf die Raumstation zu sprechen, welche die beiden Männer geplant hatten. Fuller war es, der anzeigte, antworten zu wollen, jedoch zuerst einen Zug seiner Zigarre nahm. Als Admiral war er wohl auch der prädestinierteste für eine Auskunft zu dem Thema.

,,Zuerst einmal Chapeau, meine Herren. Sie scheinen Sicherheit und Verteidigung mehr im Bewusstsein zu haben, als viele andere ihrer Kollegen, die ich bisher kennen lernen konnte. Um aber auf ihre Idee zu sprechen zu kommen. Ich stamme zwar nicht aus den Sternenjägerkorps, doch weiß ich nur zu gut, wie viel man mit einem Orbitalbombardement erreichen kann. Vice Admiral Sato, der mit dem Kommando über die Werften vertraute Mann, wird sich dabei sehr über die Möglichkeit freuen, seiner Werft noch mehr Bedeutung auch auf regionalerer Ebene zu verleihen als ohnehin schon, so wie ich ihn kenne."

Der Admiral deute mit seinem Kopf auf den Vice Admiral, welcher gerade im Gespräch mit einem seiner Amtskollegen aus dem Myto-Sektor war.

,,Über Luftunterstützung sind wir auch am Boden immer sehr dankbar, keine Frage. Grundsätzlich stimme ich ihnen zu, Admiral, doch eine Frage bleibt für mich offen. Nun sind Myto und Prefsbelt ja keine Nachbarsektoren. Velcar, Clacis und, folgt man den größeren Routen, sogar noch Obrexta. Direktes und schnelles Eingreifen wird damit nicht ganz leicht und es stellt sich ja auch die Frage, ob oder wie die Sektoren dazwischen abgedeckt werden sollen?"

, ergriff Pearl das Wort, der, naturgemäß, den Blick auf eine eher politische Perspektive lenkte. Aren ergriff sofort das Wort.

,,Langfristig sollen hier ja Konzepte und Anregungen nicht nur für Myto und Prefsbelt entstehen, sondern auch für unsere Nachbarsektoren, ja den Supersektor und darüber hinaus. Doch wollen wir uns nicht zu schnell in zu großen Träumereien verstricken. Die Anlage soll vorerst im Wesentlichen durch Gelder von Prefsbelt und Myto erbaut und betrieben werden. Wir befinden uns natürlich noch in der Planungsphase, aber als Standort würde sich natürlich der Norden von Prefsbelt, also bei Yaga-Minor, oder der Süden des Myto-Sektors anbieten, um die Konstruktion auf heimischen Boden zu haben. Wegen des schnellen und unkomplizierten Durchflugs werden Vereinbarungen mit den anderen Sektoren getroffen werden müssen keine Frage.
Zu dem Punkt, dass wir durch diese voneinander entfernte Lage weniger schlagkräftig wären mag zustimmen, doch sie werden mir beipflichten müssen, dass eine schlagkräftige Luftunterstützung, die wir damit zur Hand hätten und die ja nach wie vor in wenigen Stunden sämtliche Ziele in den Sektoren erreichen könnte, immer noch ein großer Fortschritt wäre. Und wer weiß, vielleicht zeigt dieser Fortschritt ja Velcar, Clacis und Obrexta, wie sinnvoll soetwas sein kann, dass sie mit investieren oder weitere Stationen entstehen, um mehr Fläche abzudecken. Es geht hier auch darum einen ersten Schritt zu tun, ein Vorbild darzustellen für intersektorale Zusammenarbeit und Zusammenarbeit zwischen und unter den verschiedenen imperialen Abteilungen. Aber was ist denn ihre Meinung, General Espinoza?"


, endete Aren seinen Vortrag. Pearl nickte und wirkte so, als ob er sich vor einer Erwiderung noch Gedanken machen müsste und so schien es für Aren angebracht zu sein, den letzten verbliebenen Militär mit in das Gespräch einzubinden.

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Mit Zigarren und Whiskeygläsern bestückt, vertiefte sich das Gespräch innerhalb der Runde der mit mächtigsten Männer im gesamten Supersektor. Immer wieder blickte Agustin dabei unmerklich zu den anderen Winkeln des großräumigen Saloons. Die Vertreter der Nachrichtendienste abseits vom MND machten bisher kaum Anstalten, sich dem Gespräch anzuschließen. Der Sector Adjutant war bereits im Vorfeld davon ausgegangen, dass diese Herrschaften wohl eher ihr eigenes Süppchen kochen und weniger aufgeschlossen sein würden, als die Vertreter des Militärs. Seiner eigenen Erfahrung nach, war es relativ einfach, diese mit Kooperationsangeboten und sinnvollen Maßnahmen zu locken, insbesondere, wenn es um logistische Unterstützung ging. Die Hand, die die andere wäscht. Insbesondere fernab der ultra-bürokratischen Mühlen des Inner Rims konnte man an dieser Stelle einiges bewegen, wie das Gespräch auch demonstrierte.
Doch wo genau sollte man bei diesen Schattenkrämern des IGD und des ISB ansetzen? Nun, glücklicherweise waren Aren und Agustin nicht auf den Kopf gefallen. Weder einzeln und schon gar nicht als zusammenwirkende Kräfte. Sie hatten einige Konzepte ausgearbeitet, um wirklich jede vertretene Institution einzubeziehen und das gesamte Projekt als gemeinsame Kraftanstrengung zu verkaufen, auch wenn es letzten Endes ihnen beiden am meisten nützen würde, ebenso noch dem Militär. Wer sich hier querstellen und mimosenhaft auftrat, würde sich vor allen anderen als schwach und zauderhaft präsentieren und in wessen Interesse würde das schon liegen?

Admiral Fuller zeigte sich insbesondere hinsichtlich der Pläne um eine militärische Raumstation zufrieden und fand tadelnde Worte für die engagierte Sicherheitspolitik der beiden Verwalter. Agustin nickte zustimmend, wonach sich wieder General Peal einschaltete und nach anfänglicher Zustimmung auf die logistische und politische Herausforderung zu sprechen kam, dieses Vorhaben über die Grenzen der beiden und dazwischen liegenden Sektoren zu vernetzen.
Aren war prädestiniert dafür, hierauf zu antworten. Er war ein geschickter Diplomat und sehr talentiert und erfolgreich darin, alle möglichen Parteien für gemeinsame Anstrengungen zu gewinnen. Eine Fähigkeit, die Agustin durch seine unterkühlt anmutende Art gewisser Maßen abging. Seine Härte, Effizienz und bisherigen Erfolge bei der Bekämpfung großer Rebellionen hingegen von der Hand zu weisen, was ihnen zusätzlich Glaubwürdigkeit und Legitimität einbrachte - künftig wohl auch bei den Verhandlungen mit den anderen Sektoren.

Aren machte keinerlei Anstalten, den Standort der Station unter Umständen zentraler und außerhalb der beiden Sektoren zu bestimmen, was Peal sicherlich andeutete, um bestmögliche Kontrolle über das Projekt zu erhalten. Angesprochen auf seine Ansicht nahm der stämmige Espinoza einen kräftigen Zug und leerte sein Glas, wonach er seinen Schnurbart zwirbelte:


"Ich denke, dass diese Sternjäger Taskforce auch den Sektoren auf den Bewegungsrouten zur Hand gehen könnten, wenn es dort brennen sollte. Das wäre eine zusätzliche Option, um sie zur Kooperation zu bewegen. Die politischen und bürokratischen Gepflogenheiten sind nicht unbedingt meine Fachgebiete, aber unter solchen Voraussetzungen könnte man ja eine finanzielle Beteiligung einfädeln."

Keine dumme Idee. Keineswegs, wie Agustin neidlos anerkannte.

"Ein interessanter Gedanke. Ich denke, dass wir diesen Ansatz in Erwägung ziehen sollten. Die primären Nutzungsrechte sollten unseren Sektoren gebühren, um eine Verkomplizierung und übermäßige oder willkürliche Auslastung zu vermeiden, aber in einem sinnvollen Rahmen klingt das nach einer effektiven Strategie."

Nach und nach gesellten sich weitere VIPs zu der Runde, wo die bereits angesprochenen Punkte wiederholt und vertieft wurden. Auch die Nachrichtendienste gaben sich hierbei kooperativ und handzahm, was den Bastioner in gewisser Weise beruhigte. Trotz einiger Bedenken, die vereinzelt geäußert wurden und unter anderem auch von den bereits involvierten und überzeugten Militärs entkräftet wurden, ließen sich die Anwesenden zum kooperieren bewegen. Für eine erste Sondierung war dies nicht übel, ganz im Gegenteil. Eher ein voller Erfolg.


Zum Schluss, als alle Mitglieder versammelt und um die beiden Verwalter herum standen oder saßen, gab es schließlich noch einen Punkt. Ein Sahnehäubchen, wenn man es so nennen wollte.

"Meine werten Herrschaften, ich möchte Ihnen an dieser Stelle meinen Dank für Ihre wertvollen Beiträge und den erfreulichen Kooperationswillen aussprechen. Die Strategie unser Feinde, das Imperium durch den Waffenstillstand innenpolitisch zu zerreiben und zu sabotieren und die großen imperialen Organisationen innerhalb dieser chaotischen Zeiten gegeneinander aufzuhetzen, ist ebenso durchschaubar, wie offensichtlich erfolglos. Für das Imperium - gemeinsam sind wir stark!"

Die Anwesenden applaudierten und die Sektgläser klirrten, begleitet von "Für das Imperium" und "Für den Imperator" Bekundungen.

"Zum Schluss dieser ersten Runde möchten wir noch ein weiteres Projekt ansprechen, das bereits sich bereits seit geraumer Zeit in Arbeit befindet und nun ans Eingemachte gehen soll. Wie lautet der Leitspruch von Bastion? Mit Rebellen und Terroristen bloß nicht zimperlich umgehen. Ordnung machen! Nicht, dass wir es bisher anders gehandhabt hätten, ganz im Gegenteil. Aber sowohl Militär, Nachrichtendienste, als auch Verwaltung sind sich einig, dass das Deathtrooper-Projekt verstärkt in diese Kerbe schlagen und die letzten Zweifel an der allumfassenden Macht des Imperiums und seines Imperators zerschlagen soll. Lediglich die letzten Initiativen fehlen noch, um es endgültig aus der Theorie in die Praxis umzusetzen. Mein Kollege Sector Adjutant Vayliuar hat hierzu einige Überlegungen angestellt."



Yaga Minor - Capital City - House of Reign - Saloon - Agustin, Aren, imperiale VIPs der Supersektoren
 
[ Yaga-Minor | Capital City | House of Reign | Saloon ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada, Gäste

Viele Jahre seines Lebens hatte Aren mittlerweile der Sicherheit und Verteidigung des Imperiums, seines Imperiums gewidmet. Acht Jahre lang direkt auf dem Schlachtfeld und danach nochmals länger auf den politischen Schlachtfeldern des Imperiums. Die Erkenntnis, die sich jemandem, der solange mit dieser Thematik zu tun hatte, unweigerlich aufdrängen musste war, dass ein erfolgreiches sicherheitspolitisches Konzept nur funktionieren konnte, wenn verschiedenste Räder des Imperiums ineinandergriffen. Das Militär als Speerspitze war unvermeidlich, aber wie würde dieses seinem Auftrag nachkommen können, wenn die Geheimdienste nicht Aufklärungsarbeit leisteten oder den Feind von Innen heraus schwächten? Wie würden diese beiden Organisationen zurecht kommen, wenn die Politik nicht die Nachschubwege, die Finanzierung sicherte? Wenn die Verwalter und Politiker des Imperiums nicht die Heimatfront aufrecht und standhaft hielten? Diese Erkenntnis der gegenseitig notwendigen Zusammenarbeit war in diesem Raum greifbar zu spüren.

Die Anfangs noch etwas zurückhaltenden Geheimdienste des Imperiums gesellten sich, nachdem die kleine Gesprächsgruppe die Idee der Raumstation für den Moment zu ende diskutiert hatte, auch mehr und mehr zu der Runde um die beiden Gastgeber. Das, was die beiden Verwalter nun bereits mit den ihnen besonders gut vertrauten Militärs besprochen hatten, wurde nun nochmal eingehender in größerer Runde besprochen, wobei es Aren und Agustin zugute kam, dass sie mit den Generälen und Admirälen, mit denen sie sich bereits ausgetauscht hatten, nun starke, neutrale Fürsprecher für ihre Projekte besaßen. Aleister Visran, der ehemaliger Leiter der Station auf dem dritten Mond Borosks, hatte aus den Reihen des Geheimdienstes den Anfang gemacht, sich zu der Gruppe um Aren und Agustin zu gesellen. Da dieser Aren bereits recht wohl gesonnen war, stellte es keine größere Schwierigkeit dar, über ihn auch eine engere Brücke zu den übrigen Geheimdienstlern herzustellen, welche von Visran nach und nach zu der Gruppe hinzugeholt wurden und dann auch von sich aus zusehends die Initiative ergriffen.

Es dauerte etwas, doch schließlich hatten sich die einzelnen, kleinen Gruppen aufgelöst und im Zentrum des Saloons um Aren und Agustin eingefunden. Aren und Agustin warfen sich kurz einen Blick zu. Die Diskussionen, die sie geführt hatten, kamen langsam zu einem Ende und so wurde es Zeit, wenn man so wollte, das große Finale einzuläuten. Es war Agustin der das Wort ergriff und somit die wenigen noch stattfindenden Gespräche beendete und alle Blicke auf sich lenkte. Auf die patriotischen und ihr Handeln bekräftigenden Worte erhob auch Aren das Glas mit den übrigen Anwesenden.


,,Für das Imperium, für den Imperator!"

, ließ er mit Innbrunst die Worte erklingen, die kaum Zweifel aufkommen ließen, dass er sie nicht so meinte, auch wenn die Bemühungen des Machtwechsels auf aller höchster Ebene innerhalb des Imperiums Agustin, Aren und wohl noch so viele mehr durchgängig umtrieben.
Agustin fuhr fort und brachte den finalen Punkt dieser ersten Runde aufs Diskussionsparkett. Geschickt fädelte er die Thematik des Deathtrooper-Projektes ein und spielte den Ball weiter an Aren, der seinerseits nun das Wort ergriff.


,,Auch in meinem Namen nochmals vielen Dank dafür, dass Sie alle unserer Einladung gefolgt sind. Ich hoffe, und denke es auch, dass Sie es nicht bereuen, sich dafür Zeit genommen zu haben und spätestens dieses Projekt bildet nochmals einen besonderen Höhepunkt dieses ersten Treffens, was man wohl sagen kann, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen."

Aren nahm einen Schluck aus seinem Sektglas, ließ die Anwesenden für einen Moment zappeln, um die Anspannung und Neugierde in die richtigen Bahnen zu lenken. Er ließ seinen Blick durch die Menge schweifen, bevor er sein Glas auf einem Beistelltisch neben sich abstellte.

,,Das Deathtrooper-Projekt ist kein Projekt, welches wir beide frisch erdacht haben, wie den Meisten von Ihnen wohl bewusst ist. Personenschutz, Schutz von Geheimprojekten der höheren Sicherheitsstufen, Verfolgung der Creme de la Creme der Straftäter und Deserteure und der Einsatz als Anti-Terror Einheit. Die Einsatzmöglichkeiten sind weitreichend und mit ihrer Ausrüstung und der jeweiligen Spezialisierung sind die Deathtrooper ein Werkzeug, welches nochmals zielgerichteter als die ,,normalen" Sturmtruppen eingesetzt werden können.
Bisher ist dieses Projekt federführend und so gut wie ausschließlich vom Militär und dem militärischen Nachrichtendienst angegangen worden. Die Entwicklung wurde gestartet, hat bisher aber noch kaum besonderen Schwung aufgenommen. Hier hoffen wir, vernetzen zu können und dem MND zusätzlich unter die Arme greifen zu können."


Aren warf einen Blick zu Admiral Fuller. Dieser machte keinerlei Anstalten, sich als Leiter eben dieses MND jetzt sofort einzuschalten, was Aren erstmal als positives Zeichen wahrnahm. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass von diesem kein sofortiger Widerspruch kam und bevor seine Pause als Startschuss für eine allgemeine Diskussion gesehen werden konnte, fuhr er fort.

,,Der Prefsbelt-Sektor ist essentiell für die Geheimdienste. Yaga-Minor als Sitz des MND und Borosk als Sitz des IGD. Was würde hier also näher liegen, als die Ausbildung und das Quartier zu uns in den Sektor zu bringen? Von Seiten unserer Verwaltung aus, insbesondere meines Ressorts können wir hier große Unterstützung leisten, sei es bei bürokratischer Arbeit, personeller Unterstützung, Finanzierung, den Örtlichkeiten zur Unterbringung oder bei anderen auftauchenden Problemen. Dubrillion ist nah an diesem Sektor gelegen und bietet sich hervorragend als Trainingsstätte an, gerade, wenn man die Vergangenheit des Planeten bedenkt. Auch von Seiten dieses Sektors aus ist mit weiterer Unterstützung zu rechnen. Sector Adjutant Prada und ich haben uns im Vorfeld lange darüber ausgetauscht und verschiedene Pläne beratschlagt. Wir sind uns sicher, dass wir in enger Zusammenarbeit mit dem MND in der Lage wären, dem Deathtrooper-Projekt den Anstoß zu verleihen, der Not tut, um dieses Projekt so schnell wie möglich zu der Effektivität zu bringen, die wir in ihm sehen. Die Gefahren für unser Imperium sind so allgegenwärtig wie seit langem nicht mehr. Wir brauchen Einsatzkräfte wie die Deathtrooper jetzt und nicht erst in Jahrzehnten. Und wir sind bereit, dass schnell und mit aller benötigter Ernsthaftigkeit und Ressourceninvestition anzugehen.
Zusätzlich bietet sich eine weitere Möglichkeit für Vernetzung an. Die Erfahrung des ISB mit Anti-Terror Einheiten lässt sich beispielsweise ausgezeichnet bei diesem Projekt mit einbringen um so auch zusätzlich die gute Zusammenarbeit der Geheimdienste zu vertiefen."


Aren gab nun Agustin die Chance, etwas hinzuzufügen, falls er dies wollte und schaute ihn an. Sollte dies nicht der Fall sein, könnten Sie in die Diskussion starten.

[ Yaga-Minor | Capital City | House of Reign | Saloon ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada, Gäste
 
[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar

Es war bereits in der Nacht, als Aren auf die Terrasse hinaustrat und seinen Blick über den Yagarri-See schweifen ließ. Einige andere Gäste standen hier bereits zusammen, weitere kamen in kleinen Grüppchen hinter Aren her. Er selbst trug seine Uniform, die ihn als Verwalter des galaktischen Imperiums auszeichnete, bei ihm eingehakt hatte sich Adriana, die ihn ihrem topasfarbenen Kleid nicht wenige Blick auf sich zog. Der erste Abend der Sicherheitskonferenz, die Aren und Agustin zusammen geplant hatten, neigte sich dem Ende zu. Als Aren die frische Luft entgegen schlug gönnte er sich zum ersten Man seit einigen Stunden den Luxus tief Luft zu holen.

,,Und, bist du zufrieden mit dem Verlauf deiner Konferenz?"

Adriana lächelte ihn an und angelte sich zeitglich zwei Gläser Champus von einem Kellner der gerade vorbeiging.

,,Absolut, mehr als zufrieden. Die Auftaktveranstaltung im House of Reign hat meine Erwartungen übertroffen, gerade die folgenden Gespräche mit Fuller, Espinoza, Pearl und den anderen Granden meines Arbeitsbereiches waren doch deutlich ertragreicher, als ich es mir vorgestellt hätte."

Aren nippte an seinem Glas und ließ die Gespräche kurz Revue passieren. In der kurzen Nachbesprechung, nachdem Aren und Agustin die hochrangingen Generäle, Verwalter, Geheimdienstler und so weiter zu den anderen Tagesordnungspunkten der Konferenz entlassen hatten, war ihnen erst richtig klar geworden, wie ertragreich dieser kleine Empfang eigentlich gewesen war. Kurz hatten sie festgehalten, was erreicht worden war und wie ihr gemeinsames weiteres Vorgehen aussehen würde, bevor sie selbst ihren Gästen gefolgt waren. Schließlich galt das Programm der Sicherheitskonferenz nicht nur für ihre Gäste. Teils gemeinsam, teils auch unabhängig voneinander hatten Agustin und Aren an diesem ersten Tag schon ein paar Vorträge angehört, Gespräche mit wichtigen Gästen geführt und sich der Öffentlichkeit zur Schau gestellt. Natürlich waren auch die gerade von Agustin präferierten Hinterzimmer Gespräche nicht völlig auf der Spur geblieben, auch wenn diese erst in den kommenden Tagen zu ihrer völligen Entfaltung kommen sollten. Jetzt gerade hatte er einem Vortrag aus der Rüstungsindustrie gelauscht, in einer äußerst edel eingerichteten Tagungshalle direkt am Yagarri-See, dem Ausflugsziel Nummer eins der Upper Claas der Capital City von Yaga-Minor. Dem Thema entsprechend waren hier vor allem Männer und Frauen aus der Wirtschaft zusammengekommen. Er sah Rahvin de Voddher, den Vertreter von Cygnus-Spaceworks, und zwei Gesandte der Fondor Gilde der Raumschiffhersteller in farbenprächtigen Roben, die Ivan Fellen, den Vertreter von Kuat Drive Yards belagerten. Die Anzahl der Gäste konnte zwar bei weitem nicht mit den großen Rüstungsindustriemessen mithalten, trotzdem war aber eine nicht völlig unbedeutende Gruppe der Einladung nach Yaga-Minor nachgekommen. Aren hatte natürlich auch darauf geachtet, dass sich Firmenvertreter der Fourb-Gruppe, der Figgs und auch von Relby unter die Anwesenden gemischt hatten um neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Agustin war derzeit anderswo beschäftigt, sollte es ihm aber möglich sein, hatte er angekündigt nachkommen zu wollen.

,,Ich hoffe dieser Fachvortrag hat dich nicht gelangweilt?"

,,Oh, keineswegs."

Adriana lächelte erneut. Dieser Programmpunkt war der erste, zu dem ihn Adriana begleitet hatte.

,,Ganz im Gegenteil. Aus meiner Perspektive als Figg bieten sich ja durchaus interessante geschäftliche Gedankenansätze und ich will schließlich auch etwas darüber wissen, was mein zukünftiger Ehemann so in seinem Büro zu tun hat."

,,Wenn alles in meinem Büro so spannend wäre, wie die Dinge die bei solchen Konferenzen und Vorträgen besprochen werden, gäbe es viel mehr Leute, die meinen Posten haben wollen würden. Glücklicherweise ist das nicht der Fall und die Konkurrenz hält sich einigermaßen in Grenzen."

Natürlich war letzterer Punkt eine reine Lüge, Konkurrenz gab es mehr als genug, dafür war der Inhalt und die Arbeit einer solchen Machtposition völlig unwichtig. Das wusste Adriana auch, trotzdem lachte sie auf. Es tat gut, so unbekümmert mit ihr zusammen zu sein. Seine Gedanken schweiften an den Abend auf Nirauan zurück, seitdem Aren den Gedanken Adriana zu heiraten nicht mehr als absurd oder einengend empfunden hatte, sondern als mehr als nur erstrebenswert. Sie kannten sich zwar immer noch nicht so lange, doch kam es ihm seitdem viel natürlicher vor, sich in ,,sein Schicksal zu fügen". Bevor er weiter abschweifen konnte bemerkte er, wie zwei Personen auf sie zukamen.

,,Sector Adjutant Vayliuar, wie schön sie wieder zu sehen!"

Admiral Sato, Leiter der Orbial-Werft um Yaga-Minor näherte sich in Begleitung eines älteren Mann mit einem nichtssagenden Allerweltsgesicht. Trotzdem erkannte Aren Commodore Will Paeker sofort, den Leiter des Beschaffungsamtes der Flotte in diesem Sektor.

,,Admiral Sato, Commodore Paeker, es ist mir eine Freude. Darf ich ihnen meine Verlobte vorstellen: Lady Adriana Figg."

Die Anwesenden reichten einander die Hand, lächelten sich freundlich an und nippten an ihrem Champus, bis Aren wieder das Wort ergriff.

,,Ich hoffe sie beide bereuen ihren Besuch der Konferenz bisher nicht?"

,,Überhaupt nicht. Ich konnte bereits mit Ivan Fellen von Kuat-Drive-Yards sprechen, dort einen Fuß in der Tür zu haben ist wohl nie verkehrt und auch die Gespräche mit meinem Amtskollegen im Mytho-Sektor war mehr als fruchtbar. Es ist doch immer gut, auch mal die Amtsführung aus benachbarten Sektoren kennenzulernen."

Paeker war zwar älter als Sato, war aber wie allgemein bekannt als eine Art Zögling des Admirals in sein Amt gekommen. Hatte man Sato am Hacken, hatte man damit auch Paeker gefangen. Es war ein Glücksgriff, die beiden hier gemeinsam anzutreffen, während außerdem noch Adriana sie wohl besonders positiv gestimmt machte. Die Thematik der Werft und die Vergrößerung ihres Einflusses und Bestenfalls auch ihrer Produktion war während des Empfangs kaum zur Sprache gekommen, für Arens angestrebte Laufbahn als Moff aber essenziell. Vielleicht konnte man in Sato sogar einen Unterstützer finden, der über die bloße amtliche Zusammenarbeit hinausging, immerhin war Sanec stets im Status Quo mit der Werft verhaftet und hatte nie sichtbare Anstrengungen unternommen, die volle Kapazität als Großwerft für Yaga-Minor auszunutzen. Das zeitgleich auch noch Vertreter von KDY und anderen Rüstungsunternehmen anwesend waren, verbesserte die Chancen auf eine zielbringende Zusammenarbeit wohl nochmals.

[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar
 
Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Yagarri Conference Center - Agustin, imperiale Persönlichkeiten

Agustin lehnte in seiner makellos sitzenden Uniform am Geländer der Terrasse, unter der der im Nachtschein schimmernde See eine imposante Kulisse bot. Er rauchte in entspannter Pose seine Zigarre und hatte auf dem Geländer sein Whiskeyglas abgestellt. Frank Clanton und Espinoza hatten sich noch eine Weile zu ihm gesellt und gemeinsam die zahlreichen positiven Erkenntnisse und Erfolge ihres ersten Tages auf der Konferenz besprochen. Ebenfalls, dass Walder Fondham gemeinsam mit Agustins Partnerin Abella nachreisen würde; seine Expertise im Bereich der planetaren Verteidigung stellte sich ob der überraschend schnellen Fortschritte doch als notwendig heraus, schließlich war er jene Person, die gemeinsam mit Agustin die PAD aufgebaut und zu der Militärmacht geformt hat, die sie dieser Tage darstellte. Er war ein Pionier und in jedem Feld militärischen Denkens überragend; egal, ob es um Organisation, Kommandoketten, Logistik, Operationen oder andere Bereiche ging.

Der Bastioner genoss noch die kurze Ruhepause, ehe er Aren ebenfalls in seiner Uniform und dessen Versprochene Adriana Figg in einem bezaubernden Kleid auf die Terrasse traten. Agustin nickte den beiden aus dem Hintergrund unmerklich zu und konnte aus seiner Position bestens sehen, wie das Paar sämtliche Blicke auf sich zog. Während Agustin nach einer kürzeren Tagung einer Organisation für Veteranen planetarer Streitkräfte und eines neu eingerichteten Risikokapital-Fonds für deren Altersvorsorge bereits vorzeitig zum Yagarri-See angereist kam, um in einem Konferenzraum dem Moff Bericht zu erstatten und im Nachgang gemeinsam mit den führenden Persönlichkeiten aus Prefsbelt und Myto schon einmal weiter am Deathtrooperprojekt zu feilen, das sich in gewisser Weise schon jetzt als bürokratisches Monstrum erwies. Bei einem Projekt, das derartig viele einzelne Institutionen involvierte, war auch nicht weniger zu erwarten.

Heraus kristallisiert hatte sich jedenfalls schon, dass der MND wie erwartet die Schirmherrschaft über das Projekt erhalten würde. Ein Großteil der Planung, fiel damit diesem zu, was die beiden anderen Parteien, nämlich das Militär und die Verwaltung sicherlich nicht unzufrieden stellte. Auf Dubrillion und vermutlich Borosk, vielleicht aber auch Yaga Minor hingegen würden Trainingszentren errichtet werden, die verschiedenste Terrainformen und Klimaregionen abdecken würden; Gebirgsketten, arktische Regionen, Wüsten, Wälder, Strände, urbane Zentren, Dschungel, diverse Plattformen, Höhlensysteme et cetera.
Das ISB würde in diesen Zentren zudem Antiterrorspezialisten zu Ausbildungszwecken stationieren.

Agustin war zufrieden. Arens und seine Vorstellungen ließen sich vollständig und problemlos implementieren, wodurch es ihm möglich war, für ihre weiter reichenden und äußerst diskreten Pläne bereits vorzuarbeiten. Während der Verwalter also noch zufrieden an seinem Whiskey nippte, beobachtete er unauffällig, wie sein Partner Aren und Adriana noch ein paar warme Worte austauschten, ehe sich der renommierte Leiter der Yaga Minor-Schiffswerft in Begleitung eines Mannes, der seinem Rangabzeichen nach den Rang eines Commodore trug, zu ihnen gesellte.

Gerade, als sich Agustin zu der Gruppe gesellen konnte, trat aus dem Schatten ein bekanntes Gesicht; Devon Prince, ehemaliges Mitglied einer imperialen Spezialeinheit und seit einem Jahr nunmehr Inhaber und Kommandeur des privaten Sicherheitsunternehmens "Schwarze Garde", das 20.000 Söldner beschäftigte, von denen der Großteil im dubrillianischen Süden agierte. Ein innerhalb des Imperiums zwar nicht neuartiger, aber dennoch polarisierender Zustand, der von Dubrillion aus bis vor das imperiale Justizministerium ging, wo aufgrund der prekären Sicherheitslage auf Dubrillon und unter bestimmten Auflagen der Aufbau dieser paramilitärischen und privatrechtlich organisierten Unternehmens gewährt wurde. Besagte Auflagen sicherten einerseits die Loyalität der Söldner gegenüber dem Imperium, eliminierten aber gleichzeitig die Verantwortung des Imperiums im Falle von Kriegsverbrechen und dergleichen. Ein ideales Übereinkommen aus Agustins Sicht.
Der aus einer wohlhabenden auf Fondor beheimateten Industriellenfamilie stammende Prince hatte in der Zwischenzeit ein effizientes System kreiert, das er von Fondor aus problemlos durch Delegierung und vertikale Kompetenzverteilung zu leiten vermochte. Agustin hatte bisher nur zweimal per Holoübertragung mit ihm gesprochen, wusste aber, dass auch er bei der Konferenz teilnehmen und seine Agenda als Privatier im Bereich der Sicherheit vorantreiben würde. Der ebenfalls großgewachsene Unternehmer lehnte sich neben Agustin an das Geländer und zündete sich eine Zigarette an, ehe er seine beiden anzugtragenden Bodyguards mit einer Handgeste wegschickte.

"Mr. Prince, endlich treffen wir uns in persona. Haben sie den ersten Tag der Sicherheitskonferenz genossen und mit Erfolg nutzen können?"

Agustin reichte dem unverfroren auftretenden, etwa 40 jährigen und stämmig gebauten blonden Mann die Hand.

"Nicht ganz, Sector Adjutant Prada. Ich habe Sie kurz während des Stapellaufs der Allegiance auf Fondor gesehen. Sie hatten einige Tische neben mir mit einer hübschen Lady mit rotem Haar diniert, die in Begleitung dieser tapanischen Gockel zu Ihnen stieß. Ich habe nicht viel von dem verstanden, was gesprochen wurde, aber wenn ich mich recht entsinne, haben Sie einen Ihrer Begleiter darüber aufgeklärt, dass das Zeitalter des imperialen Militärs zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit zumindest in diesem Teil der Galaxie längst vorbei ist."

Während er an seiner Zigarre zog, entsann sich Agustin dunkel dieser Situation. Die rothaarige Lady hieß Aren, jedoch anders als sein Verbündeter mit Familiennamen. Als besonders interessant oder wichtig schätzte der Bastioner die damalige Unterhaltung jedenfalls nicht ein; wichtiger war, wie er kurz darauf die im Vergleich zu Lady Aren unscheinbare Journalistin Shendara kennenlernte, die ihm später beim Sturz seines Amtsvorgängers behilflich sein sollte.

"Ich habe selbst tapanische Familienwurzeln, Governor Clanton übrigens ebenfalls. Dem Imperator sei Dank musste ich nicht inmitten dieses überheblichen und nichtsnutzigen Packs aufwachsen. Sie haben aber durchaus Recht, Mr. Prince; sowohl bezüglich Ihrer Erinnerung an den Dinnersaal über Fondor, als auch ihrer Einschätzung über die innere Sicherheit. Wie ich hörte, haben sich Ihre Soldaten auf Truuine bereits bewiesen. Governor Solaris wird vollumfänglich zufrieden sein."

"Gewiss, Sector Adjutant. Gewiss. Ich muss mich leider schon entschuldigen; dort drüben warten potentielle Neukunden auf mich. Vielleicht könnten Sie ja bei der Familie Eures Freundes Sector Adjutant Vayliuar ein gutes Wort einlegen. Ich bin mir sicher, dass die Fourbs besonders in diesen Zeiten verstärkten Schutz benötigen könnten."
Mit kaltem Blick sah Agustin sein Gegenüber an. Prince war unverblümt und offensiv; hatte nicht viel für Spielregeln und Gesetze übrig und sein Auftreten grenzte an purer Arroganz. Dennoch war er ein Zahnrad innerhalb der fein geölten Maschinerie, die Agustin über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Und es gab bisher keinen Grund dafür, seine Loyalität anzuzweifeln. Der Verwalter nickte schließlich, ehe Devon Prince weiterzog. Agustin nutzte den Moment, um sich zu Aren, seiner Versprochenen und den beiden Flottenmilitärs zu gesellen. Er reichte den beiden Herrschaften die Hand und musste sich selbst längst nicht mehr vorstellen.


Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Yagarri Conference Center - Agustin, Aren, imperiale Persönlichkeiten
 
[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar

Das Gespräch mit Admiral Sato und Commodore Paeker entwickelte sich hervorragend. Der anfängliche Smalltalk lief mehr als geschmeidig von der Hand und selbst der eher ruhigere Leiter der Orbital-Werft von Yaga-Minor, dem man auch hier wieder anmerkte, dass er eher ein Mann der Zahlen denn der Gespräche war, taute durch den offensichtlichen Charme von Adriana etwas auf. Ihr war es auch zu verdanken, dass das Gespräch nach und nach in eine etwas geschäftlichere Richtung ging. Sie wusste, dass Aren nicht nur zum Spaß hier war und konnte sich wohl denken, was für Ideen er gerade im Bezug auf diese beiden Herren hatte. So blieb es Aren erspart, im schlimmsten Fall wie ein unhöflicher und drängelnder Zeitgenosse zu wirken, der schleunigst zum Geschäft kommen wollte. Adriana begann mit ein paar harmlosen Fragen über die Arbeitsweise der beiden Flottenoffiziere, kam dann aber immer mehr zum Detail, wo Aren sich wunderbar dazuschalten konnte. Er wusste mittlerweile, dass Adriana mehr war, als bloß die gutaussehende Tochter eines vermögenden Industriellen, die den lieben langen Tag mit Nichtstun und relaxen verbrachte, doch mit einem solchen Geschick in Situationen wie diesen überraschte sie ihn immer wieder.

,,Unsere Werft hat große Kapazitäten, mit denen wir ohne Frage zu den Spitzenreitern der imperialen Rüstungsindustrie gehören. Das republikanische Werften derzeit kaum mit uns mithalten können in großen Teilen ist wohl nicht der Rede wert. Die derzeit entspannte Stimmung zwischen diesen beiden Machtblöcken sorgt nur für gewisse Investitionsruhen."

Aren nippte an seinem Getränk, während Sato auf eine Frage Adrianas antwortete. Dies war seine Chance einen etwas direkteren Weg einzuschlagen.

,,Admiral, ich bin ja erst seit kurzem in der übergeordneten Sektorpolitik tätig und war zuvor auf Borosk eher mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, aber wenn ich mich richtig erinnere, setzt die derzeitig eher ruhende Investitionsfreude in gewisser Weise auch eine Tradition von vor dem Friedensschluss fort, oder irre ich mich?"

,,Nun, leider nicht wirklich. Yaga-Minor ist mit Sicherheit kein völlig unbeobachtetes Thema was Fragen der Investitionsfreude angeht, aber im Vergleich gerade mit Fondor und Kuat, aber auch Bilbringi hängen wir doch etwas zurück. Ohne Frage aufgrund deren Klassifizierung als Großwerft und unserer als Mittelwerft."

Admiral Sato wirkte bei seinen Ausführungen nicht glücklich, bewahrte sich aber doch das Bild eines nüchternen Logistikers.

,,Wir hätten zwar die Möglichkeit unsere Klassifizierung aufzuwerten, dafür wurde von höherer Stelle aber nie die Notwendigkeit gesehen. Dies würde ohne Frage auch größere Investitionen fordern, könnte in der Folge aber auch zu einem langfristigen Aufschwung an Investitionen in unsere Werft führen."

,,Was meinen Sie denn, hätte es zu Zeiten des Krieges Not getan eine vierte Großwerft zu besitzen? Moff Sanec wird ja mit Sicherheit in diese Richtung hingearbeitet haben, er ist ein Mann mit großen Ambitionen, so wie ich ihn bisher kennengelernt habe."

Sato schien kurz zu überlegen. Paeker stand neben ihm und wartete auf die Antwort des höherrangigen Militärs. Er schien aber bei den bisherigen Aussagen seines Vorgesetzten mitzugehen, so ließ es zumindest das ab und an auftauchende Nicken vermuten.

,,Ich spreche mit Sicherheit nicht ganz unbefangen, aber ich denke, dass Subventionen, vielleicht sogar eine Aufwertung der Klassifizierung nicht nur für Yaga-Minor sondern für das Imperium in seiner Gesamtheit gut wären. Natürlich müsste dafür viel Geld in die Hand genommen werden, aber der Verlauf des letztlich dann doch beendeten Krieges zeigt, dass wir eher mehr als weniger Kriegsgerät brauchen. Bilbringi, Fondor und Kuat liegen außerdem alle recht nah am Kern, anders als Yaga-Minor. Yaga-Minor ist die letzte Stellung vor Bastion. Hier oben in den nördlichen Supersektoren des Imperiums liegt der starke Kern unseres Reiches. Vielleicht nicht wirtschaftlich, aber wir haben hier nicht die Querelen einer auf Selbstständigkeit pochender Politik wie in den näher am Kern liegenden Regionen. Hier gibt es echte, Imperiumstreue Arbeiter, hier brauchen wir ein starkes Rückgrat, das Yaga-Minor bilden könnte. Moff Sanec hat sich zwar immer wieder für Subventionen stark gemacht, jedoch nie in einem solchen Ausmaß, dass es einen wesentlichen Unterschied herbeigeführt hätte. Die großen Spiele der Politik wohl. Aber entschuldigen Sie, ich rede mich etwas in Rage. Mit dem mächtigen Moff des Kuat-Sektors würde ich es mir wohl auch nicht verscherzen wollen."

Aren war fast ein bisschen verwundert. Anscheinend hatte er einen der sehr sehr wenigen Punkte gefunden, die Admiral Sato trafen. Mit einer solchen, für die Verhältnisse des Admirals fast schon emotionalen, Reaktion hatte er kaum gerechnet.

,,Sie müssen sich in keinerlei Weise entschuldigen. Es ist fast ein wenig unheimlich, wie deckungsgleich unsere Überzeugungen sind. In mir haben Sie definitiv einen Verbündeten gefunden. Sobald die Arbeit hier erledigt ist, werde ich mit dem Moff sprechen und die mir zur Verfügung stehenden Rädchen drehen, um etwas in Gang zu setzten, das verspreche ich Ihnen."

Jetzt zuckte sogar kurz so etwas wie ein Lächeln durch das Gesicht des Admirals, was Aren noch mehr verwunderte. Natürlich im positiven Sinne. In diesem Moment trat Agustin zu der Gruppe dazu, der offensichtlich mittlerweile auch am Yagarri-See eingetroffen war. Aren nutzte die kurze Pause und überprüfte sein Comlink, der in den letzten Minuten ein paar Mal gepiept hatte. Für einen Sekundenbruchteil konnte er sich nicht zusammenreißen und riss die Augen auf. Schnell hatte er sich wieder gefangen, doch in seinem Kopf wirbelte es. Mit einem Lächeln, das hoffentlich nicht zu aufgesetzt wirkte, wandte er sich wieder der Gruppe zu.

,,Entschuldigen Sie bitte, aber ich muss mich kurz empfehlen und ihnen auch Sector Adjutant Prada für einen Moment entführen, so eine Konferenz läuft doch nie ohne das kleine spontane Planungsänderungen nötig werden, wie mir scheint. Adriana, warte kurz auf mich und erzähl doch den beiden Herren wie du deine ersten Monate hier auf Yaga-Minor verbracht hast."

Im Gehen gab er seiner Verlobten einen Kuss auf die Stirn und winkte Winston Haarway, den Kommandanten seiner Leibgarde heran, der sich am Rande der Terrasse außerhalb des Sichtfeldes gehalten hatte. Gemeinsam mit Agustin schritt er Haarway so entspannt wie es ihm möglich war entgegen und beugte sich, bei ihm angekommen, so vor, dass keiner sie verstehen konnte.

,,Ich brauche eine ruhige Ecke, wo ich mich mit Sector Adjutant Prada völlig ungestört unterhalten kann. Wo finde ich die?"

,,Das Gebäude ist recht offen gestaltet, Sir und bei der Anwesenheit so vieler Menschen, gerade aus den Reihen des Geheimdienstes, weiß ich nicht, ob nicht vielleicht irgendwo Abhörgeräte versteckt sind. Wenn Sie sich nicht in ihre Limousine setzen möchten oder auf einer Toilette einschließen wollen würde ich ihnen das Seeufer in einiger Entfernung zu dem Conference Center empfehlen, hier ist sonst nichts und das Gelände ist gut einsehbar. Meine Männer riegeln einen gewissen Bereich ab, sodass sie keiner stört."

Aren nickte und folgte dann mit Agustin im Schlepptau Haarway, der über ein Comlink leise Befehle weitergab. Sie verließen die Terasse und gingen einige hundert Meter am Ufers des Sees entlang, bis der Empfang auf der Terrasse nur noch ein undefinierbares, fernes Stimmgewirr war und von dem rauschen der Wellen in den Hintergrund gedrängt wurde. Haarway gab Aren zu verstehen, dass seine Wache ein kleines Gebiet abgeriegelt hatte und er entfernte sich. Vielleicht war Aren zu Energie geladen, vielleicht auch ein Stück weit zu nervös, doch in seinem Kopf überschlug es sich gerade. Nach außen versuchte er die Ruhe zu bewahren, doch in seinem Kopf ging er mögliche Pläne und Schritte durch, überlege, welche Konsequenzen diese haben könnten und was genau gerade passierte.

,,Agustin, ich habe gerade erst die Nachricht gelesen. Ich hoffe, dass ich mich täusche, dass es nicht gerade jetzt passiert, aber ich glaube, genau das ist der Fall."

Er holte sein Comlink hervor und zeigte Agustin in aller Eile die Nachrichten von dem abgeriegelten Regierungsviertel auf Bastion, die ihn über seine Kontakte sofort erreicht hatten, und der im Holonet verhängten Nachrichtensperre. Der Mond beleuchtete sein Gesicht unheilvoll, als er tief Luft holte und fortfuhr.

,,Wenn nicht irgendetwas anderes dramatisches passiert, dann ... dann ist die alte Ordnung so gut wie Geschichte. Der Imperator könnte gefangen genommen worden sein, vielleicht ist er tot, oder befindet sich gerade in der finalen Phase des Kampfes um den Thron. Die entscheidende Phase hat gerade jetzt begonnen, wenn du mich fragst. Für uns kann sich jetzt gerade alles entscheiden. Entweder sie riegeln alles ab, um die Übergabe der Macht auf unsere neue Herrschaft so entspannt wie möglich zu gestalten, oder der alte Imperator regiert noch und sie riegeln alles ab, um Gewissheit zu erlangen, wer zu den Verrätern gehört und um diese auszumerzen."

[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Seeufer] - Aren Vayliuar, Agustin Prada
 
Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Yagarri Conference Center - Agustin, Aren, imperiale Persönlichkeiten

Mit einem kühlen Lächeln auf den Lippen schüttelte Agustin die Hände der beiden hochrangigen Flottenoffiziere. Offensichtlich war er zum perfektem Augenblick zu Aren und den beiden gestoßen, denn Tatendrang und eine gewisse Zufriedenheit lagen hier förmlich in der Luft. Yaga Minor war eine wichtige imperiale Werftwelt, stand jedoch in ihrer Bedeutung hinter den Prestigeobjekten der Flotte und ihren Großwerften im Inneren Kern. Agustin und Aren hatten beide gleichermaßen früh klargemacht, dass sie die Hegemonialstellung des imperialen Inneren Kerns herausfordern wollten. Inmitten ihres Supersektors lag die Thronwelt und der Sitz des Imperators. Die Welten hier verfügten durch ihre Ressourcen, ihre Lage und starke Verwaltungen über ein Potential, das es aus der Sicht des gebürtigen Bastioners zum Imperativ machte, endlich den Status des zurückgebliebenen Outer Rims und schlichter Provinzen zu überwinden. Mit der richtigen Dosis Entschlossenheit und Härte konnte dies schneller gelingen, als selbst es sich so mancher der an diesem Abend in Capital City vertretenen imperialen Herrschaften ausmalte. Es war nur eine Frage effizienter Koordination und des Willens. Dementsprechend motiviert trat Agustin in die Runde und wollte gerade einige seiner Gedanken bezüglich der beiden Sektoren und des gesamten imperialen Nordens anbringen, als er das Piepen des Comlinks seines Verbündeten Arens bemerkte. Synchron meldete sich sein eigenes, dass er in der Innentasche seiner Uniform verwahrt hatte.

Der Verwalter sah erst hinüber zu
Aren und überprüfte dann ebenfalls seine Meldungen. Dann folgte wieder der Blick zu Aren. Die Augen des Bastioners waren kalt und ruhig, ebenso wie seine Körperhaltung und gespielt beiläufig verstaute er das Gerät wieder. Aren lächelte den anderen gedankenschnell zu, recht souverän und entschuldigte sich bei den beiden und seiner Verlobten Lady Adriana. Agustin nickte allen zu und folgte Aren, der sich mit einem Kuss von Adriana verabschiedete. War sie eingeweiht? Wohl kaum. Was wahrscheinlich auch besser war, denn was sich nun abzeichnete, würde sich als der entscheidende Moment in den Lebenswegen der beiden ambitionierten Verwalter herausstellen. Sie waren gemeinsam All-In gegangen und nun würde sich herausstellen, ob sie mit dem Hauptgewinn auf dem Herrscherstuhl oder vor einem Erschießungskommando landen würden. Agustin, noch immer mit kalter und ausdrucksloser Miene, grübelte, während Aren leise ein paar rasche Anweisungen ins Ohr seines Leibgardisten sprach.
Der Augenblick war früh. Zu früh. Er passte nicht in seine Kalkulation und nicht zu dem, was ihm vor seiner Reise mitgeteilt wurde.
Dann setzten sich die beiden in Bewegung und folgte Aren hinaus. Der Weg zum Seeufer zog sich ewig und die beiden wechselten kein einziges Wort.

Unmittelbar vor dem Ufer stehend, blickte Agustin Richtung des Nachts flutenden Wassers und zündete sich eine Zigarette an.
Aren holte derweil sein Comlink hervor und zeigte ihm die Nachrichten von der Thronwelt und der reichsweisen Nachrichtensperre. Erst jetzt hatte der Bastioner Zeit, die Meldungen in Ruhe zu überfliegen und mit steinerner Miene sah er dann hinüber zu Aren, der das offensichtliche aussprach. Agustin sah um sich, um sicherzustellen, dass ihnen wirklich niemand gefolgt war, ehe er seinen Verbündeten mit ernster Miene ansah

"Du täuscht Dich nicht. Es passiert gerade."

Keine Kontrolle zu haben, war für Agustin so ziemlich das Schlimmste, das ihm passieren konnte. Er war ein Machtmensch, der alle Zügel gerne selbst in der Hand hielt und es vorzog, jede Situation so detailliert wie möglich zu überblicken. Eine Angewohnheit, die ihn sein gesamtes Leben lang begleitet und in gewisser Weise dort hingebracht hat, wo er nun stand. Was zweifelsohne die Klimax darstellte.
Aren eröffnete das Wort wieder und sprach das aus, was beide wohl seit dem Piepen ihres Comlinks dort oben umgetrieben hat. Agustin durchforstete unterdessen sein Comlink nach Mittelungen seiner Verbündeten, doch nichts tat sich.
Darth Zion, Saphenus und wie sie alle hießen trennten in diesen Augenblicken Lichtjahre, doch jeder von ihnen stand just in diesem Moment zweifelsohne unter der selben Hochspannung.

"Der Zeitpunkt erwischt mich kalt, Aren. Ich vertraue in den Plan, jedoch sollten wir uns rein unserer Sicherheit wegen auf das schlimmste denkbare Szenario einstellen. Es ist eine Frage von Minuten oder bestenfalls Stunden, bis ganz Yaga Minor Bescheid weiß. Wenn Du mit Deiner Verlobten frühzeitig abreisen willst, solltest Du Dich nicht von mir aufhalten lassen. Wenn dieses Szenario tatsächlich eintritt, werden wir ein bestimmtes Zeitfenster des Chaos und der Aufruhr nutzen können, um uns abzusetzen und woanders in Sicherheit unsere nächsten Schritte zu planen. Oder..-"

Just in diesem Augenblick fuhr Agustin um sich. Er hatte die Schritte erst jetzt vernommen, die sich leise auf dem Kies angekündigt hatten. Die beiden Verwalter waren unbewaffnet und mit starrer Haltung sah Agustin in die Dunkelheit, aus der eine Gestalt hervortrat. Im Schein des Mondlichts entpuppte sich diese als Chuck Naugh. Der mittelgroße und etwas gedrungen gebaute Mann mit dem markanten Bart war hier!
Der Bastioner hatte keine Ahnung davon und sein Herz pochte noch ein wenig, ehe er sich allmählich beruhigte. Seine Aufregung legte sich langsam und wurde durch ein leises Gefühl der Erleichterung ersetzt, doch nicht mit dem ebenfalls unwissenden
Aren auf sich alleine gestellt zu sein. Naugh war einer der Mitverschwörer. Er hatte das Netzwerk im Myto-Sektor aufgebaut, um den Thronraub einzuleiten. Sie steckten mit ihm im selben Boot - wenn er kein Verräter war.

"Gentlemen, entschuldigen Sie mein plötzliches Aufkreuzen."

Der ehemalige Sector Ranger stellte sich vor Aren und Agustin, die nebeneinander warteten. Sein Gesicht war von Schweißperlen bedeckt und er trug sein schwarzes Sakko, dessen er sich entledigt hatte, mit sich.

"Sector Adjutant Vayliuar, schön Sie kennen zu lernen. Ich bin Chuck Naugh, vielleicht hat Agustin bereits von mir gesprochen. Wir verfolgen gewissermaßen gemeinsame Interessen."

Agustin schnippte seine abgebrannte Zigarette in den See und musterte den Verschwörer.

"Bevor ich Sie frage, weshalb Sie hier sind und wie Sie uns gefunden haben... was zur Hölle ist los? Haben wir es geschafft?"

Naugh rümpfte die Nase, während sein Blick zwischen Aren und Agustin wechselte.

"Ich kann nur eines sagen: Es sieht nicht schlecht aus. Als ich davon erfahren habe, dass wir mit einer kleinen...zeitlichen Abweichung konfrontiert werden, habe ich den Myto-Sektor verlassen, um mich schnellstmöglich auf den Weg zu Ihnen beiden zu machen."

Agustin nickte und setzte sofort nach:

"Das klingt danach, dass Sie über Dinge Bescheid wissen, die uns unbekannt sind. Warum haben Sie mir nicht Bescheid gegeben, bevor sie abgereist sind?"

Chuck trat einen weiteren Schritt auf die beiden zu und Agustin konnte erkennen, dass er im Holster über seinem Hemd mit Weste eine Waffe trug.

"Das wäre wohl kaum angemessen gewesen. Gewisse Dinge bespricht man nur von Angesicht zu Angesicht. Was ich Ihnen beiden jetzt in diesem Augenblick sagen kann ist, dass seine Hoheit Darth Allegious vor Tagen Bastion verlassen hat und nach Kast aufgebrochen ist. Als ich dies erfahren habe, habe ich mich auf den Weg gemacht. Von den Gardisten und Soldaten, die seine Hoheit umgeben haben, ist seit einer halben Stunde kein Signal mehr zu vernehmen. Eine Jedi-Rätin, die sich im Tempel der Sith in Gefangennahme befand, hat sich in der Zwischenzeit befreit und ist ihm wohl mit einer Gruppe von Mitstreitern nach Kast gefolgt."

Die grauen Augen des Bastioners weiteten sich und er ballte unmerklich hinter dem Rücken eine Faust. Seine Instinkte sagten ihm, dass es tatsächlich so aussah, als sei der Plan aufgegangen.

"Das stimmt mit den Ausführungen des Sith-Governors von Korriban Lord Saphenus überein, der ebenfalls involviert ist und mit dem ich über diese Gefangene gesprochen habe. Du kennst ihn von den Feierlichkeiten auf Bastion, wenn ich mich nicht täusche."

Sprach er in Richtung zu Aren. Sie hatten diese Jedi benutzt, um den Imperator aus dem Weg zu räumen. Deshalb hatten sie sie mühevoll und in Zeiten eines zerbrechlichen Friedens und einer militärischen und innenpolitischen Schwächephase des Imperiums auf die imperiale Thronwelt verschleppt - alles andere ergab keinen Sinn. Chuck nickte und machte einen weiteren Schritt auf Agustin zu. Er sah ihm einige Sekunden in die Augen und der Ansatz eines zufriedenen, verschwörerischen Lächelns zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab

"Des Weiteren kann ich Ihnen mitteilen, dass seine Exzellenz Moff Klaasen in diesen Momenten festgenommen wird. Wir haben stichfeste Beweise, dass er über einen längeren Zeitraum und mindestens seit dem Friedensvertrag von Umbara mit dem Feind konspiriert hat. Das ISB führt soeben eine Razzia auf seiner Raumstation durch. Wenn alles - wie vermutet - nach Plan verläuft, werden Sie bei Ihrer Rückkehr seinen Platz einnehmen."

Agustin sah sein Gegenüber mit versteinertem Gesicht an. Es kam nicht oft vor, dass es ihm die Sprache verschlug, doch nun war es so weit. Es traf ihn wie eine Wucht, als sich vor seinem inneren Auge langsam die verschiedensten Puzzleteile zusammensetzten und jenes schlüssiges Gesamtbild über all die Geschehnisse und Verstrickungen ergaben, die sich über die letzten beiden Jahre ergeben hatten. In starrer Haltung verharrte Agustin nur und wartete darauf, dass Aren sich zu Wort melden würde...


Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Seeufer- Agustin, Aren, Chuck Naugh
 
[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Seeufer] - Aren Vayliuar, Agustin Prada

Halb hatte Aren die illusorische Hoffnung gehegt, dass Agustin ihn auf irgendeinen Denkfehler hinweisen würde, dass nicht jetzt gerade, während sie so beschäftigt und gefragt waren wie selten, der große Umsturz passierte, den sie so lange geplant und vorbereitet hatten. Oder im deutlich fataleren Fall, dass gerade dieser Umsturz eben nicht passiert war. Doch diese Hoffnung wurde jäh enttäuscht, als Agustin ihm unumwunden zustimmte. Aren raufte sich die Haare, während er seine großen Befürchtungen aussprach und Agustin sein Comlink nach weiteren Informationen durchforstete. Er wollte handeln, irgendetwas tun, doch jetzt gerade sah er nicht, was das hätte sein können. Er sah nicht, was er jetzt anderes tun konnte, als sich mit einem Lächeln wieder auf die Terrasse zu stellen und zu hoffen, dass die Nachricht des Todes des Imperators in wenigen Stunden Alarmartig auf all ihren Comlinks erscheinen würde. Oder darauf zu waren, von Sicherheitsbeamten abgeführt zu werden.

Agustin neben ihm schien ähnliches durch den Kopf zu gehen, als er Aren Vorschläge für mögliche Handlungsschritte unterbreitete. Erst als Agustin es aussprach, fiel Aren siedend heiß ein, was er in der vergangenen Zeit und gerade jetzt weit in sein Unterbewusstsein verbannt hatte. Er hatte sich bewusst für dieses Risiko entschieden. Seine ganze Familie jedoch hatte diese Entscheidung nicht getroffen und würde trotzdem dafür gerade stehen müssen. Sein Blick zuckte zu der Terrasse des Yagarri-Conference-Center. Dort stand Adriana und würde im schlimmsten Fall verhaftetet werden, nur weil er alles auf eine Karte gesetzt hatte. Sie würde gar nicht wissen, was ihr geschah. Justus würde sich wahrscheinlich gerade auf Bastion aufhalten und ebenfalls verhaftet werden, genauso wie wahrscheinlich der Familienzweig seines Onkels Albert. Als Agustin ihm vorschlug, sich selbst in Sicherheit zu bringen, schüttelte Aren nur, beinahe leicht benebelt, den Kopf. Das war keine Option für ihn. Er wollte nicht ständig auf der Flucht sein. Entweder er gewann, oder er verlor alles. Eine Flucht würde es nicht besser machen, für seine Familie würde sie wohl eher alles verschlimmern. Aber diese Entscheidung wollte er nicht für Adriana treffen. Der Kontakt mit dem Rest seiner Familie war hoffentlich lang genug her, war hoffentlich zu unregelmäßig, sodass sie nach einigen Stunden der Befragung wieder frei gelassen würden. Doch Adriana und er hatten hier soviel Zeit gemeinsam verbracht, sie war seine Verlobte, sie würde nicht so schnell davon kommen. Sie musste flüchten, nach Uyter oder tief in den republikanischen Raum.

Seine wilden Gedankensprünge wurden jäh unterbrochen, als ein Mann plötzlich und unvermittelt zu ihnen ins Mondlicht trat. Aren kannte ihn nicht, doch seine Erfahrungen aus seiner Zeit in der Armee ließen ihn schnell erkennen, dass der leicht schwitzende Mann eine Waffe bei sich trug, wenn auch noch im Holster. Dieser Umstand, gepaart mit der Tatsache, dass seine Wache sich nicht bei ihm gemeldet hatte, ließ eigentlich nur einen Schluss zu. Es war vorbei. Aren wich nicht von der Stelle sondern blickte dem Mann mit stolzem Gesicht und hervorgestreckter Brust entgegen. Er würde nicht jammernd davon getragen werden. Den Gedanken, was gerade mit Adriana passieren würde, verdrängte er mit aller Kraft, als der Mann sich überraschend höfflich für sein plötzliches Auftreten entschuldigte. Diese Männer vom ISB hatten schon immer eine eigene Art gehabt, mit ihren Opfern umzugehen. Doch als der Mann sich als Chuck Naugh vorstellte, ein Name, der Aren irgendwoher bekannt vorkam, löste sich etwas von seiner zukunftsverachtenden Haltung. Die Reaktion von Agustin schien zu bestätigen, dass die beiden sich kannten ... und dass dieser Naugh wohl in gewisser Weise mit ihnen in einem Bott steckte. Plötzlich fiel Aren auch ein, wo er den Namen schonmal gehört hatte. Noch zu Beginn der Sicherheitskonferenz hatte Agustin ihm von diesem Mann erzählt, der mit zum Netzwerk gehörte, dass gegen Moff Klaasen und damit gegen den Imperator intrigiert hatte. Mit einem Mal war die Stimmung eine andere und in Aren, der beinahe bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, regte sich wieder das elektrisierende Feuer, dass ihn bei der Planung dieser Verschwörung immer wieder befallen hatte.

Fünf Worte waren es, die ihn wieder völlig aufrüttelten. Es sieht nicht schlecht aus. Noch nie hatte Arens Gemüt eine solche 180° Wendung erlebt. Naugh fuhr fort, erklärte, warum er persönlich gekommen war. Der Imperator war nicht mehr auf Bastion, die Wachen, die ihn begleitet hatten berichteten nicht mehr und die Jedi-Rätin, von der Agustin und Aren bereits wussten, war befreit und dem Imperator auf den Fersen. Oder bereits weit über diesen Schritt hinaus. Auf die Anmerkung von Agustin bezüglich Lords Saphenus nickte Aren nur, zu gespannt auf die weiteren Fortführungen des Sector Rangers, die immer mehr wie Fantastereien klangen. Klaasen war so gut wie verhaftet und der Thron des Moffs des Mytho-Sektors bereit dafür, von Agustin eingenommen zu werden. Das hieß im Umkehrschluss, dass auch die letzten Stündchen für Moff Sanec geschlagen hatten. Noch vor wenigen Stunden hatte er eine feierliche Rede zur Eröffnung der Sicherheitskonferenz gegeben und jetzt war er nur noch eine Haaresbreite vom Gefängnis entfernt. Sobald der Tod des Imperators und die Verhaftung Klaasens bekannt wäre, würde Aren die bereits seit langem geplanten Schritte in die Tat umsetzen und Sanec verhaften und seinen Platz einnehmen. Vor seinem geistigen Auge sah er sich bereits auf dem Thron des Moffs sitzen.

Agustin schien es nicht anders zu gehen. Starr blickte er auf Aren und schien eine Erwiderung zu erwarten. Doch Aren konnte in diesem Moment kein Wort herausbekommen. Er schloss Agustin in seine Arme, klopfte ihm brüderlich auf den Rücken und konnte sich eines völlig erleichterten Lachens nicht erwehren. Vielleicht war dies diesem großen Moment nicht angemessen, aber dieser Gefühlsausbruch war so plötzlich über Aren gekommen, dass er nichts mehr dagegen hatte tun können.


,,Agustin, wir haben es geschafft. Verdammt, wir haben es geschafft! Und ich habe vor meinem geistigen Auge bereits gesehen, wie das ISB Adriana und meine Familie verhört und sie der Mittäterschaft bezichtigt."

Er lachte erneut.

,,Agustin, es hat geklappt, es hat verdammt nochmal geklappt. Mister Naugh, ich glaube ich hatte in meinem Leben noch keine erste Begegnung, die mir so sehr gefallen hat, wie diese jetzt mit ihnen."

Er schüttelte Chuck Naugh mit einem Lächeln die Hand. Dann atmete er tief durch und fuhr sich durch die Haare, versuchte wieder zur Ruhe zu kommen.

,,Doch sollten wir den Tag nicht vor dem Abend loben. Die finale Bestätigung steht noch aus, richtig, Mister Naugh? Alle Fakten zusammengefasst kann es kaum anders sein, als das der Imperator tot ist. Doch das heißt noch lange nicht, dass die von uns unterstütze Nachfolgerin auf dem Thron sitzt, geschweige denn sicher dort sitzt."

Aren strich sich durch den Bart, von einem energischen Feuer erfüllt, wie er es nur selten gespürt hatte. Die Situation war bei weitem noch nicht so klar und sicher, wie er es sich vielleicht in seinem ersten Gefühlsausbruch gedacht hatte. Doch jetzt konnten sie handeln, sie konnten dafür sorgen, dass sie so sicher wurde.

,,Wir müssen wieder weitermachen, diese Sicherheitskonferenz ist in diesem Augenblick wichtiger geworden, als sie es jemals war. Dieser gewaltige Umbruch wird vieles verändern. Wir müssen den Umgang mit denjenigen planen, die dem alten Regime treu bleiben. Dass die Konzeption der Death Trooper bereits so erfolgreich verlief, hilft uns viel, aber es gibt noch einiges zu erledigen. Die Männer und Frauen hier vor Ort werden uns dabei hoffentlich hilfreich sein, oder anderenfalls identifizieren wir sofort einige Personen, für die in dieser neuen Zeit kein Platz mehr ist."

Aren blickte über den See in Richtung Horizont, dachte an all das, was jetzt in der Zukunft vor ihnen liegen würde.

,,Und wir müssen uns gemeinsam mit den anwesenden auf den Krieg vorbereiten, der jetzt unweigerlich vor uns liegt. Die Jedi haben die Spitze unseres Staates in Zeiten des Friedens getötet. Wir müssen es ihnen und der Republik doppelt und dreifach zurückzahlen."

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Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Seeufer- Agustin, Aren, Chuck Naugh

Agustins Miene zeigte keinerlei Regung, als er den ehemaligen Sector Ranger musterte. Es sah ganz so aus, als ob er gewonnen hatte. Sein Einsatz hatte sich bezahlt gemacht, all die Mühen und Opfer schienen sich gelohnt zu haben. Die Kämpfe, die Intrigen, die Kriege, die Risiken; Wenn man das Leben des Bastioners in all seinen verschiedenen Etappen betrachtete, war genau dieser Augenblick wohl die Klimax, in dem er gemeinsam mit seinem Verbündeten Aren - dem es zweifelsohne genauso ging - und Chuck Naugh am Ufer des Sees am Rande von Capital City auf Yaga Minor stand. Also die beiden Verwalter vor 10 Minuten noch im Dunkeln tappten und in wenigen Stunden vor einem Erschießungskommando hätten landen können, tauchte Naugh auf und wischte kurz und bündig nahezu sämtliche Zweifel hinweg. Das mächtigste Wesen der gesamten Galaxie, gegen das sie allesamt mit vereinten Kräften intrigiert hatten, war gefallen. Und an dessen Stelle sollte ein neuer Herrscher treten, dessen Dunstkreis sich vollkommen anders zusammensetzen würde, als es bislang der Fall war und in dem Agustin sich durch sein zielstrebiges Handeln einen Platz reserviert hatte. Wäre dies alles gewesen, hätte sich Agustin bereits mehr als zufrieden gezeigt.
Jedoch folgte selbst für den stets mit Kalkül und Finesse agierenden Verwalter, der das Geschehen immer kontrollierte und die Zügel niemals aus der Hand gab, die nächste vermeintlich triumphale Botschaft. Denn sein Nemesis war ebenfalls gefallen - wenn auch im übertragenen Sinn, denn anders als
Darth Allegious weilte Moff Klaasen noch unter den Lebenden. Und in dessen Position würde, genauso wie geplant, Agustin treten und den Thron des Moffs des Myto-Sektors erklimmen. Ein totaler Sieg, wenn es da nicht diesen einen Aspekt gegeben hätte, der den stattlichen Verwalter im Rang eines Sector Adjutanten stutzig machte.

Aren, zu dem sein Blick unlängst gewandert ist, konnte dies natürlich keineswegs erahnen. Und als Agustin die Erleichterung spürte, mit der Aren diese existentiellen Neuigkeiten aufnahm, verdrängte er diese Bedenken für einen Moment. Er hatte Aren damals zum ersten Mal als frischen Verwalter auf Dubrillion empfangen: einen jungen, ambitionierten und pflichtbewussten Mann aus gutem und wohlhabendem Hause. Auf den ersten Blick ein Treffen unter Hunderten, wenn er nicht etwas in Aren gesehen hätte, das ihm imponiert und davon überzeugt hatte, dass dieser Mann es weit bringen konnte - viel weiter als ohnehin schon. Nach und nach hatte er ihn in seine dunkle Welt geführt; eine Welt der Schattengeschäfte, Intrigen, Risiken, Kriege und des Mords und Totschlags. Eine kalte machiavellistische Welt, in der man ohne Gewissen und ohne Kompromisse bis ans Äußerste ging, um es bis nach ganz oben zu schaffen. Indem er sich den Verschwörern anschloss und Agustins Angebot annahm, hatte er nicht nur sich selbst, sondern seine gesamte Familie einem immensen Risiko ausgesetzt. Niemand außer Aren, der schon alles besaß, wonach sich die meisten Männer sehnten, wäre besagtes Risiko eingegangen, um letztlich siegreich emporzusteigen.
Agustin war stolz auf seinen
jüngeren Verbündeten. Ein fremdes Gefühl, das der kaltblütige Bastioner ansonsten nur bei Frank Clanton verspürte, einem Partner und Freund aus frühesten Jugendtagen.
Als Aren seine brüderliche Umarmung löste, legte ihm Agustin eine Hand auf die Schulter und nickte ihm stolz zu. Dann wandte sich Aren schon wieder an
Naugh, dankte diesem und kam wieder aufs Geschäftliche zu sprechen, was Agustin naturgemäß begrüßte. Nach und nach analysierte er die Situation und deckte ebenjene Gedanken ab, die auch Agustin durch den Kopf gingen.

"Ganz richtig, Mr. Vayliuar. Noch ist es zu früh, um die Korken knallen zu lassen. Ich bin guter Dinge, dass der Machtwechsel planmäßig verlaufen wird. Jedoch wird dies nunmehr deutlich früher geschehen, als ursprünglich geplant. Viele geplante Maßnahmen, die auf dieser Konferenz zu diesem Zeitpunkt längst beschlossene Sache sein müssten, liegen also noch vor Ihnen. Wie Sie bereits richtig erwähnt hatten, benötigen wir weitreichende Instrumente, die imperiale Ordnung sicherstellen und Unruhen im Keim ersticken werden. Loyalisten, die die Thronbesteigung in Frage stellen werden, sind auszumerzen. Allerdings können wir bei einigen von ihnen nicht warten, bis der Thron erst bestiegen ist. Bei diesen Personen ist schnelles und effizientes Handeln gefragt; sie müssen am Besten schon von der Bildfläche verschwunden sein, bevor der Tod unseres Imperators überhaupt abschließend publik gemacht wird."

Die Blicke des vorzüglich vernetzten Verschwörers wanderten zwischen den beiden Verwaltern, während er sie auf diese essentielle Phase ihrer Pläne einschwor. Agustin nickte kühl. Die Sicherheitskonferenz musste fortgesetzt und sämtliche Pläne umgesetzt werden. Nicht nur im Hinblick auf den Machtwechsel, sondern auch angesichts des bald wieder aufkeimenden Krieges, auf den auf Arens Anmerkung hin auch Chuck zu sprechen kam.

"Die Ära dieses schwachen Friedens ist in der Tat vorüber. Ich gehe von wenigen Tagen, maximal wenigen Wochen aus, bis der Republik der Krieg erklärt wird. Auch hierauf müssen wir uns vorbereiten und den Supersektor unserer Thronwelt schützen. Dies war schließlich auch der initiale Grund für die Gründung der Organisation, für die ich agiere. Diesbezüglich werde ich noch ein paar Worte mit Ihnen wechseln, Agustin."

Der gedrungene Mann deutete in Richtung des Ressorts, von wo aus noch immer die zahlreichen verschwommenen Gespräche und die Musik zu vernehmen waren.

"Ich denke aber, dass es für den Augenblick genügt. Sie sollten zu ihren Gästen zurückkehren, bevor sie noch Verdacht schöpfen. Gerne begleite ich Sie."

Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Seeufer- Agustin, Aren, Chuck Naugh
 
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Chuck Naugh stellte sich in ihrer äußerst intimen Runde schnell als die Stimme der Vernunft heraus, als er sofort Arens ernstere Worte aufgriff und sie daran erinnerte, dass selbst wenn alles für sie günstige verlaufen würde, der zeitlich Ablauf doch deutlich verfrüht war. Die Personalstruktur des Imperiums musste umgestaltet werden. Aren nickte zustimmend und ein kurzer Blick auf Agustin zeigte ihm, dass dieser wohl ähnlich dachte. Nicht nur im Großen Ganzen musste der Machtwechsel entsprechend sauber über die Bühne gebracht werden. Die kleinen Zahnräder, die sich in seinem Sektor bald unter ihm drehten, mussten gut geölt und alle gezielt laufen. Er konnte keine verrosteten oder widerspenstigen Teile in seiner Maschinerie dulden. Einige Namen wie Robert Kern, Gouverneur von Prefsbelt und dessen militärisches Anhängsel Oliver Moteferro flammten sofort in seinem Kopf auf. Er würde keine Proskriptionslisten aushängen, keine Säuberung des gesamten politischen Apparates anstreben. Das war seiner Meinung nach kaum Zielbringend. Die wesentlichen Teile in der imperialen Maschine mussten ausgetauscht werden, gleichzeitig, so dachte Aren, durfte der Machtwechsel aber auch nicht zu sehr wie ein Griff nach der Macht aussehen, weder bei dem Thron des Imperators noch bei dem Thron des Moffs des Prefsbelt-Sektors. Es musste organisch wirken, ein fließender Übergang sollte entstehen. Außerdem würden die Umstände, in denen sich sein Imperium bald wieder befand, nicht die Möglichkeit bieten, eine völlig neue Führungsriege einzuarbeiten.

Aber Aren musste sich auf das wesentliche für diesen Moment konzentrieren. Er konnte sich jetzt keinen Träumereien widmen, die nicht direkt unmittelbarer Natur waren. Naugh machte dies sehr eindrücklich deutlich, als auch er auf den Krieg zu sprechen kam. Die Aussicht, bereits in wenigen Tagen den Krieg wieder ausbrechen zu sehen überraschte Aren doch sehr. Er hatte nicht mit vielen Wochen gerechnet, aber das ein versierter Mann wie Naugh dem Ganzen eine nur so kurze Frist gab, überraschte, ja erschreckte ihn doch. Die Dinge mussten jetzt geschmiert laufen, alles musste passen. Ein Misserfolg hätte jetzt nicht mehr nur gravierende Folgen für ihn persönlich, sondern für das gesamte Galaktische Imperium.

Auf Chuck Naughs Vorschlag machten Sie sich zurück auf den Weg zum Ressort, dessen lichter am Seeufer immer noch von einer nach wie vor unbeschwerten Feier kündeten. Ganz so unbeteiligt konnte er nun jedoch nicht mehr auf den Ausgang der Dinge warten. Zwei Personen waren von entscheidender Bedeutung. Während Sie sich auf den Weg zurück zum Ressort machten, stieß Winston Haarway, der Kommandant seiner Garde, erneut zu ihnen. Aren schaute ihn kurz an, überlegte kurz, ob er ihn mit diesem Auftrag betrauen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Wie auch immer war Chuck Naugh an seiner Wache vorbeigekommen. Ob pure Unachtsamkeit, ein enormes Können von Seiten des ehemaligen Sektor-Rangers, oder ein verräterischer Vertrauensbruch dahintersteckten, konnte Aren in diesem Moment nicht entscheiden. Nichtdestoweniger hatte er ein komisches Gefühl dabei, ihn jetzt gerade in diese wichtigsten und engsten seiner Pläne einzuweihen. Die Klärung dieser Vorgänge würde später passieren. Auf der Terrasse des Ressorts angekommen sah er schnell jemand anderen, an den er sich wenden konnte. Julius Kyram unterhielt sich gerade mit Adriana. Er gab Chuck Naugh und Agustin ein kurzes Zeichen, dass sie sich nicht wundern sollten und schritt dann zu Adriana und Julius. Noch bevor seine Angetraute etwas sagen konnte, schnitt er ihr das Wort ab.


,,Adriana, entschuldige uns bitte nur noch einen Augenblick, ich bin sofort wieder bei dir."

Ohne eine Erwiderung abzuwarten, griff er Julius Schulter und führte ihn etwas abseits. Nicht so sehr, dass es auffällig wirkte, sondern ganz normal, wie ein Sector Adjutant, der während einer so planungsintensiven Veranstaltung noch etwas mit seinem Sekretär planen musste. Er beugte sich zu seinem wohl engsten Berater vor und sprach zu ihm so leise, dass niemand sie hören konnte.

,,Die großen Pläne nehmen deutlich schneller an Fahrt auf, als gedacht. Alles muss entsprechend vorbereitet werden, auch, oder gerade weil, Stand jetzt noch nichts in wirklich trockenen Tüchern ist. Leite an Colonel Olyn die Nachricht weiter, dass er sich auf absoluten Abruf halten soll. Keine Bewegungen oder ähnliches, die irgendeine unregelmäßige Aktivität erahnen ließen, aber er soll durchgängig erreichbar sein und sich mental auf alle nötigen Schritte und Befehle einstellen. Alles natürlich über die üblich diskreten Kanäle. Ich will auch Buster durchgängig erreichen können, er soll seine Schritte beschleunigen und seine Kontakte aktivieren und auf keinen Fall mehr die Hauptstadt verlassen, bis er anders lautende Befehle erhält. Und falls es möglich ist, soll Zoller hierher kommen und Bericht erstatten oder, falls er nichts weiß, sofort die Ohren spitzen."

In dem Duo, welches ein Aren treues Informationsnetzwerk am Hof des Moffs aufbauen sollte und diesen Stück für Stück unterwandern sollte, hatte Arnold Buster, der ehemalige Leiter des Boroskanischen Geheimdienstes, schnell die herausstechendere Rolle übernommen. Der Mann hatte ein außergewöhnliches Gespür dafür, welches das schwächste Kettenglied war, wo man wie ansetzten konnte, welche Worte man fallen lassen musste und wie viel man verraten konnte um genug zu sagen und gleichzeitig sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Seinem Gespür vertraute Aren beinahe vorbehaltslos, sodass er ihn jetzt in dieser kritischen Phase so walten ließ, wie er es für richtig hielt. Würde er es für notwendig halten, persönlich zu ihm zu kommen, würde er persönlich zu ihm kommen. Hielt er es für sinnvoller seine Ressourcen an anderer Stelle einzubringen, würde er dies tun. Johann Zoller, der zweite Mann in diesem Duo und Arens bester Netzwerker in Richtung der Geheimdienste, hatte sich mehr auf das Zuarbeiten von Buster fokussiert, auch wenn sie formal gleichgestellt waren. Sein Spezialgebiet war, dass er wusste, was in den geheimdienstlichen Kreisen, gerade hier regional vor sich ging und Aren war zu diesem Zeitpunkt mehr als nur angetan von der Idee, ganz genau auf dem Laufenden gehalten zu werden. Er wollte sich schon wieder abwenden, als ihm noch etwas einfiel.

,,Achja und laden Sie mir Gouverneur de Fresco ein. Ich würde mich sehr über seine Anwesenheit freuen. Formulieren Sie bitte umgehend eine Nachricht in meinem Namen an ihn, ruhig mit ein wenig Nachdruck ... auf nette Art und Weise versteht sich."

Julius nickte und entfernte sich sofort, um seinen Aufgaben nachzugehen. Den Gouverneur Yaga-Minors nun an seiner Seite zu haben, würde für den Fall der Fälle die Situation deutlich leichter machen und auch abseits davon konnte de Fresco bei den Gesprächen hier nur profitieren. Mit schnellen Schritten näherte er sich wieder Adriana, die sich mittlerweile im Gespräch mit Agustin befand. Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, ganz so, als wäre nicht gewesen.

,,So, da bin ich wieder Schatz. Ich hoffe doch, ich habe nichts verpasst? Ich musste lediglich ein, zwei Einladungen aussprechen und ein paar Instruktionen an Julius weitergeben."

Letzteres verstand Agustin wohl ohne Frage als die beruhigende Nachricht, als die sie gedacht war, dass er begann im Hintergrund einige Sicherheitsnetze spontan aufzuspannen und wichtige Hebel für die zukünftigen Bewegungen umgelegt hatte.

[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada, Adriana Figg
 
Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Seeufer- Agustin, Aren, Chuck Naugh

Die Gedanken des Bastioners brodelten und sein analytischer und kalter Verstand versuchten diese mit aller Kraft zu sortieren und in eine logische Reihenfolge zu bringen. Dies gestaltete sich schwieriger als bei all den großen Ereignissen und Paukenschlagen aus den letzten Jahren, ja, vielleicht sogar schwieriger als in der Anfangsphase seines Aufstiegs von einem unbedeutenden jungen Mann aus Bonetown auf der Akademie der imperialen Verwaltung zu einem beispiellos zielstrebig und effizient agierenden Strippenzieher innerhalb der imperialen Führung. Natürlich teilte er in erster Linie die adrenalingeschwängerte Freude seines Verbündeten Aren über ihren offensichtlich zugrunde liegenden Erfolg. In der Zeitspanne weniger Minuten hatten sie sich abwechselnd zunächst vor einem Erschießungskommando und nun an den absoluten Spitzen ihrer Domäne gesehen. Nicht nur hatte Agustin erfahren, dass der Imperator erfolgreich gestürzt werden konnte, sondern auch, dass sein Nemesis und Vorgesetzter Moff Klaasen am Ende war und er dessen Platz einnehmen würde. Und genau hier lag der springende Punkt, der ihm missfiel. Agustin hatte diesen Strang nicht initiiert, nicht kontrolliert. Es war mehr oder weniger ein Zufallsereignis, oder - und das war noch schlimmer - eine Intrige von Naugh und dessen Dunstkreis, die Agustin nur als Instrument betrachteten, um noch schneller ihre Pläne durchsetzen zu können. In jedem Fall fiel es dem Verwalter schwer, diesen Moment des Triumphes auszukosten, wobei er dennoch nicht seine Fassade fallen ließ. Mit einem zufriedenen und stolzen Nicken wandte er sich abermals Aren zu, als sie Naugh vom Seeufer aus zurück zum Ressort begleitet wurden. Die schillernden Lichter des Refugiums, die zusammen mit dem Sternenhimmel auf dem glatten Wasser reflektierten, spiegelten sich ebenso in den kalten Augen des designierten Moffs des Myto-Sektors wider. Für den Bruchteil eines Moments ließ er den Blick über die friedliche Kulisse schweifen. Es war der Anblick dieser reflektierenden Lichter, die dafür sorgten, dass das Gefühl des Triumphs trotz des Wehrmutstropfens langsam Überhand gewann. Der Sieg war jetzt nicht mehr nur ein Ausblick, sondern ein fest verankerter Bestandteil seiner Identität. Er würde die Zügel trotz aller Umstände fest in die Hände nehmen und zwar mit einer Entschlossenheit, die selbst die gewieftesten Intrigen nicht erschüttern konnten. Kein Schritt, keine Bewegung von Naugh oder seinen Komplizen würde ohne seine Zustimmung geschehen. Agustin wusste, dass er derjenige war, der die Richtung vorgeben musste, der die Kontrolle behalten musste. Niemand würde sich in seine Entscheidungen einmischen, nicht ohne die Konsequenzen zu tragen. Ein neuer Kampf brach an, und er war bereit, ihn zu führen. Und es schien genau diese Gewissheit zu sein, die das Adrenalin in ihm weckte.

Als die die Terrasse erreichten, entschuldigte sich
Aren für einen Augenblick und stieß zu seiner Ehefrau in spei. Sie hatte sich sicherlich gewundert, was es mit ihrem plötzlichen Verschwunden auf sich hatte. Der Bastioner nickte und verfolgte, wie sein Kollege seinen Partner und Freund Julius Kyram, den Agustin natürlich noch kannte, mit sich nahm. Aren schritt sofort zur Tat und zögerte nicht. Eine Eigenschaft, die Agustin besonders jetzt zu schätzen wusste. Mit keinem anderen Verbündeten an seiner Seite hätte er dies alles erreichen können.

Zusammen mit
Chuck, dessen Gesicht unter den Gästen wie ein völlig unbekanntes inmitten vertrauter Gesichter wirkte – zumindest auf den ersten Blick –, gesellte sich Agustin zu Adriana, die nun etwas einsam an der Seite stand. Chuck bestellte einen Kellner zu ihnen und gab der bezaubernden Dame aus dem Hause Figg seine Hand, während er sich charismatisch als Freund und Partner Agustins und nun auch Arens vorstellte. Agustin musterte ihn mit einem Seitenblick, während er mit Adriana anstieß und Smalltalk mit ihr einfädelte. Er fragte sie, ob die Sicherheitskonferenz ihr bis dahin gefallen hatte und ob sie sich inmitten dieses Haifischbeckens wohl fühlte.

"Abella wird gleich morgen eintreffen. Ich bin mir sicher, dass sie sich über Ihre Gesellschaft freuen wird."

Meinte Agustin schließlich, gerade als Aren zu ihnen zurück stieß. Er schmunzelte ihm glatt zu, während sein Blick zwischen ihm und Adriana wechselte. Sie konnte noch nicht ahnen, dass ihr künftiger Mann den gesamten prestigeträchtigen Prefsbelt-Sektor bereits in der Tasche hatte. Natürlich nahm er auch sofort dessen Worte auf, der sich wie gedacht bereits daran gemacht hat, Instruktionen aufzugeben und ihren Coup vorzubereiten.

"Sehr gut. Ich habe Adriana eben davon berichtet, dass Abella schon morgen zu uns stoßen wird. Auf uns warten noch einige... arbeitsreiche Tage, jedoch denke ich, dass wir ein gemeinsames Abenddinner ins Auge fassen könnten, um unsere immensen Fortschritte zu feiern."

Chuck schmunzelte unterdessen, während er ein weiteres Glas für Aren bestellte und abermals anstieß:

„Auf das Galaktische Imperium! Möge es in Stärke und Macht über alle Grenzen hinaus erblühen und noch mächtiger werden, als es je zuvor war. Und auf Sie, meine Herrschaften! Zum Wohl!“

Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Ressort - Agustin, Aren, Chuck Naugh, Adriana Figg, imperiale NPCs
 
[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada, Adriana Figg, Chuck Naugh, Albert de Fressco, imperiale VIPs

Auf Arens Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab, als er davon berichtete, dass Abella ihnen bereits ab morgen Gesellschaft leisten würde. Weder sie noch seine eigene Verlobte wussten, was Agustin und Aren erreicht hatten. Entweder würde das vorgeschlagene Abenddinner nur so vor feuriger Erwartung knistern, ohne, dass Abella und Adriana wussten weshalb, oder sie würden das Dinner auf der Privatterrasse des House of Reign, die dem Moff vorbehalten war. Vielleicht zu diesem Zeitpunkt Moff Aren Vayliuar. Es war ein lächerlicher Vergleich, aber er fühlte sich fast wie damals auf Bacrana am Tag vor seinem Geburtstag, wenn er die Geschenke bereits im Arbeitszimmer seiner Mutter gesehen hatte, sie aber noch nicht hatte öffnen dürfen. Er hatte nicht gedacht, dass solch kindliche Gefühle nochmal wiederkehren würden, doch anders konnte Aren diese Situation kaum beschreiben. Dieses Gefühl versetzte ihn wieder in die Hochstimmung, die ihn gerade am See überfallen hatte, bevor er wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde. Irgendwie sorgte der Blick in Adrianas Lächeln dafür, dass Aren gar nicht anders konnte, als sich gewiss zu sein, dass alles klappen würde. Mister Naugh reichte ihm, während er noch halb in Gedanken war, ein Glas entgegen. Ohne überhaupt zu schauen, was sich darin befand, erhob er mit den anderen das Glas und stieß an, stieß auf das Imperium, die Zukunft dieser mächtigsten Institution und auf sich selbst und Agustin an.

Die kleine Gruppe palaverte ein wenig über dieses und jenes, doch Aren war nur oberflächlich bei der Sache und strickte in seinem Kopf bereits Pläne, wie der Sektor unter ihm als Moff umgestaltet werden sollte. Bis Adriana sich zu seinem Ohr vorbeugte.


,,Aren du wirkst so abwesend. Was hatten Agustin und du denn zu besprechen, beschäftigt dich das?"

Aren lächelte ihr entgegen, doch als er einen Blick über ihre Schulter warf, erkannte er Johann Zoller, der abseits der größeren Menschenmengen in ein Gespräch mit Julius vertieft war. Für einen Moment wich sein Lächeln einem ernsteren, fragenden Blick, bis er sich dafür entschied wieder das Lächeln aufzusetzen. Am liebsten hätte er Adriana alles erzählt. Doch das konnte er nicht. Noch nicht.

,,Mach dir darüber keinen Kopf, Adriana. Es geht nur um diese Sicherheitskonferenz, weißt du. Alles ist so unglaublich Planungsintensiv und es freut mich gerade einfach, dass alles so gut aufgeht."

Adriana blickte ihm kurz in die Augen, schien nicht vollständig überzeugt, wandte sich dann aber wieder dem Gespräch zu, mit einem Lächeln, als wäre alles wie immer. Kurz überlegte er, ob er in Eigeninitiative Herrn Zoller ansteuern sollte, oder darauf warten sollte, bis oder ob er zu ihnen kommen würde. Er atmete in seinen Überlegung kurz durch. Julius würde wissen, was jetzt das Notwendige war. Wenn er Arens Anwesenheit brauchte, dann würde er sich melden. Doch Stand jetzt schien er erstmal mit Herrn Zoller beschäftigt zu sein. Und ohnehin wurde ihm auch die Entscheidung abgenommen, als ein anderer Mann sich mit selbstsicheren Schritten auf sie zubewegte.

,,Albert! Wie schön, dass du es geschafft hast!"

Mit einem freundschaftlichen Handschlag begrüßte er den Gouverneur Yaga-Minors. Jetzt, wo er da war, musste er bei der Gruppe bleiben, alleine um dem auf seine Einladung gekommenen Gast nicht vor den Kopf zu stoßen.

,,Meine Verlobte Adriana kennst du ja schon. Darf ich dir aber noch Mister Chuck Naugh und meinen sehr geschätzten Partner Agustin Prada, Sectoradjutant des Mytho-Sektors vorstellen? Agustin, Mr. Naugh, Albert de Fressco, der Gouverneur des wunderbaren Planeten, auf dem wir uns gerade befinden."

Mit einem Lächeln wurden Begrüßungsformalitäten ausgetauscht. Dann wandte sich der Gouverneur Yaga-Minors erneut an Aren.

,,Ich danke für die Einladung. Ich hatte tatsächlich schon die ein oder andere Veranstaltung der Sicherheitskonferenz besucht. Es ist Ihnen Beiden ja gelungen, wirklich die erlesensten Kreise imperialer Sicherheitspolitik hier zusammentreffen zu lassen. Meinen Respekt. Ich war noch zu einem kleinen Abendessen mit einigen Gouverneuren verabredet und auf dem Nachhauseweg erhielt ich die Einladung von Mister Kyram. Da ich ohnehin hier in der Nähe vorbeikam dachte ich, ein kurzer Abstecher kann ja nicht Schaden."

Er ließ sich von einem Kellner ein Glas Schampus bringen und prostete in die Runde.

,,Sind Sie den mit dem bisherigen Stand der Konferenz zufrieden, oder welche größeren Projekte sollen noch hier Niet und Nagelfest gemacht werden, Sectoradjutant Prada?"

[ Yaga-Minor | Capital City | Yagarri-See | Yagarri-Conference-Center | Terrasse ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada, Adriana Figg, Chuck Naugh, Albert de Fressco, imperiale VIPs
 
Yaga Minor - Capital City - Yagarri-See - Ressort - Agustin, Aren, Chuck Naugh, Adriana Figg, imperiale NPCs

Die Gläser klirrten, als die kleine Gruppe gemeinsam anstieß. Mit einem glatten Lächeln kippte Agustin den Wein herunter, den man in der Oberschicht als Crème d'Infame kannte, den vermutlich teuersten Alkohol, der sich auf herkömmliche Weise akquirieren ließ. Der Bastioner ließ den Wein dabei aussehen, als wäre es irgendein x-beliebiger Tropfen in einem billigen Glas. Damit war er jedoch nicht allein unter den vier Imperialen. Aren und auch Chuck, der sich zumindest länger auf das Szenario hatte einstellen können, schienen mit dem Kopf überall zu sein - nur nicht im Hier und Jetzt, inmitten des regen Treibens auf der mit allerhand imperialen Persönlichkeiten gespickten Terrasse des repräsentativen Ressorts am Yagarri-Ressorts. Die Verstande dieser drei Männer, die gemeinsam - so sah es aus - am Putsch des mächtigsten Wesens der Geschichte der Galaxie beteiligt waren, drehte sich schon längst nur noch um das, was vor ihnen lag. Aren malte sich sicherlich schon aus, wie im Zuge der anstehenden Säuberungswellen Moff Sanec aus dem Weg räumen würde und das vermutlich schnellstmöglich. Chucks Verstand hingegen war unlängst im anstehenden Krieg verwoben. Einem Krieg, der nicht nur auf den fernen Schlachtfeldern der Galaxis ausgetragen werden würde, sondern auch tief in ihren Domänen im Outer Rim, die sie schon bald gemeinsam in einem festen Würgegriff halten würden. Beim Bastioner hingegen war es eine Mischung aus all dem. Seine Gedanken drehten sich einzig und allein um die Zukunft. Schon jetzt dachte er fieberhaft nach, wie er sich Chuck und dessen Netzwerk so weit vom Hals halten konnte, dass sie ihm nicht in die Quere kämen. Chuck war ein Mann, dessen Kalkül und strategisches Denken scharf wie ein Messer waren, doch der Bastioner hatte das Gefühl, dass er dieses Spiel auf einem anderen Niveau spielen konnte, wenn er die richtigen Züge spielen würde. Der ehemalige Sector-Ranger war ihm gegenüber gewiss nicht feindlich gesinnt, aber er sah Agustin als Teil eines großen Ganzen, in dem er nur ein Zahnrädchen darstellte.
Einzig und alleine
Adriana, die Verlobte seines Verbündeten Aren, war voll und ganz in ihren Gedanken anwesend. Sie stand neben ihrem künftigen Ehemann in einer Haltung, die eine Mischung aus Neugier und Nachdenklichkeit verriet. Chuck machte sich schnell daran, ein wenig unverfänglichen Smalltalk zu initiieren, an dem sich Agustin und Aren beiläufig beteiligten.

Schon bald stieß ein neues Gesicht zu ihnen, das Agustin sofort erkannte.
Albert de Fressco, der Gouverneur Yaga-Minors hatte sich selbstsicher zu ihnen bewegt und wurde freundlich von seinem Partner begrüßt. Agustin musterte den älteren und etwas hageren Statthalter zunächst mit kühlem Blick, ehe er ihm in seiner stattlichen und Selbstbewusstsein, sowie Gravitas geradezu absondernden Körperhaltung zunickte, als Aren die Herrschaften untereinander vorstellte. Mit einem festen Händedruck schüttelte der Bastioner dem Gouverneur die Hand, der zum Fundament des Machtapparats gehörte, das Aren um sich herum aufbaute. Mit eleganten und wunderbar eingefädelten Worten stieg de Fressco in die Runde ein und erkundigte sich bei Agustin nach dessen Zufriedenheit mit dem Stand der Konferenz. Der Bastioner ließ seinen Blick zwischen Aren und dem Statthalter wechseln, ehe er gemeinsam anstieß.

"Durchaus, Governor de Fressco. Wir haben bereits entscheidende Fortschritte machen können, wie Sie sicherlich mitbekommen haben."

Ein Bediensteter hatte sich derweilen angeschickt, ihnen auf einem edel verzierten Tablett Zigarren anzubieten. Agustin, der das Angebot noch redend mit einer unmerklichen Bewegung der Hand entgegennahm, nickte ihm in stillem Dank unterkühlt zu, bevor er eine der erlesenen Zigarren nahm.


"Wir haben aber noch einiges vor uns. Besonders im Hinblick auf die Unterstützungen von Widerstandszellen durch die Republik sind wir gut damit beraten, jeden Prozess innerhalb unseres entstehenden gemeinsamen Sicherheitsnetzwerks zu optimieren, der auch nur den Ansatz einer Schwäche aufweist."

Der Bastioner paffte an der Zigarre und musterte den Governor. Sein Name und sein Äußeres deuteten stark darauf hin, dass er ebenso wie Agustin tapanische Wurzeln hatte. De Fressco hielt seinem prüfenden Blick stramm stand und augenblicklich verließ das Gespräch den Boden des eben noch beiläufigen Smalltalks. Agustin war der erste, der die Richtung änderte und machte sich daran, die Unterhaltung zu lenken. Etwa eine Stunde tauschten sie sich untereinander aus, wobei bisherige erarbeitete Konzepte nochmals aufgegriffen wurden, jedoch auch schon vertieft in die noch anstehenden Tagespunkte eingestiegen wurde. Mit jeder vergangenen Minute verdrängte Agustin die Gedanken über ihren Sieg und konzentrierte sich immer mehr auf die Details, die nun unter ihnen fielen.
Als sich der Abend schließlich dem Ende zuneigte, schritten die Männer zu den bereitstehenden Gleitern.
Chuck Naugh, der Yaga-Minor wieder verlassen würde - was nur Sinn ergab, angesichts der Arbeit, die quer im Outer Rim verteilt vor ihm lag - verabschiedete sich von Agustin, Aren und Lady Adriana. Als er verschwunden war, trennten sich auch Aren und Agustin mit einem lockeren, ja fast schon brüderlichen Handschlag, wonach Agustin in den Gleiter stieg und sich in sein Zimmer innerhalb des abgeriegelten Hotelkomplexes innerhalb des Hauptstadtviertels chauffieren ließ.

Sein Comlink hatte den gesamten Abend über verrückt gespielt und als Agustin eine Holonachricht der Supersektorverwaltung aktivierte, die zusätzlich entschlüsselt werden musste, wusste er, dass seine Zeit gekommen war. Er erkannte das Gesicht von
Grandmoff Jory Rimora, der mit mit nüchterner Stimme seine Botschaft vortrug. Agustin steckte sich eine Zigarette an und lehnte sich in seinem Sessel zurück, während seine kalten grauen Augen den Herrscher des achten Supersektors fixierten.

"Sector Adjutant Prada, ich grüße Sie. Meine Quellen haben mir soeben mitgeteilt, dass sie inzwischen über das aktuelle Geschehen im Myto-Sektor instruiert sind. Ich möchte angesichts der späten Stunde auf Yaga-Minor direkt zum Punkt kommen und Sie es als ersten erfahren lassen: Kraft meines Amtes als Grandmoff des achten Supersektors, ernenne ich Sie hiermit zum Moff des Myto-Sektors. Sie werden fortan den Sitz Moff Klaasens einnehmen, der sich den Folgen seines unverzeihlichen Verrats stellen wird. Ich gratuliere Ihnen.

Ich werde morgen früh auftragen, dass alles Erforderliche in die Wege geleitet wird, sodass Sie bei Ihrer Rückkehr direkt starten können. Die offizielle Mitteilung wird am morgigen Tag veröffentlicht. Halten Sie sich Nachmittags am Besten etwas Zeit frei, da mein Büro Sie kurz davor noch persönlich kontaktieren wird.

Heil dem Imperator."





Yaga Minor - Capital City - Hotelkomplex - Suite - Moff Agustin Prada
 
[ Yaga-Minor | Capital City | Zonji-District | Aren Penthouse ] - Aren Vayliuar, Adriana Figg

Als Aren den Anzug glattstrich, glitzerten gerade erst die ersten Sonnenstrahlen über die Wolkenkratzer der Capitay City hinweg. Er bedachte den frischen Morgen mit einem selbstsicheren und überaus zuversichtlichen Lächeln. Der gestrige Abend steckte ihm noch in allen Gliedern (nicht wegen des Alkohols, er war ohnehin viel zu enthusiastisch gewesen um viel trinken zu können), sondern wegen der Nachrichten die diesen Enthusiasmus ausgelöst hatten. Ihre im Nachhinein beinahe wahnwitzige Aktion war tatsächlich aufgegangen. Das mächtigste Wesen der Galaxis, aus politischer wie aus eigener Macht heraus, war gestürzt. Doch würde dieses Vakuum nicht lange unausgefüllt bleiben. Er und Aren und all die anderen geheimen Hintermänner, die diesen Umsturz vorbereitet hatten, standen bereits bereit, um in die erste Reihe vorzutreten, die Macht zu übernehmen und Ordnung und Sicherheit herzustellen. Es war ein unglaubliches Gefühl, welches Aren nicht nur immer noch nicht richtig realisiert hatte, sondern welches er auch in seiner eigenen Gedankenwelt noch nicht richtig in Worte fassen konnte. Plötzlich legte sich eine Hand von hinten an seine Hüfte und er blickte in Adrianas verschlafenes Gesicht.

,,Aren, warum bist du schon wach? Es ist doch noch früh am Morgen und meintest du nicht, dass die ersten Programmpunkte erst gegen 10 Uhr anfangen? Das sind noch ein paar Stunden ..."

Aren konnte sich immer noch nicht des Lächelns erwehren.

,,Heute ist ein arbeitsreicher Tag, ich konnte ohnehin nicht mehr schlafen. Aber leg dich ruhig nochmal hin, ich ..."

Er wurde jäh unterbrochen, als sein Comlink vibrierte. Aren aktivierte es und der diensthabende Wachmann seines Apartments meldete sich.

,,Sir, Sector Adjutant Prada steht vor der Tür. Er meint es wäre wichtig und er hofft, sie nicht geweckt zu haben."

Aren musste kurz auflachen. Es war doch amüsant wie sie beide, Agustin und Aren, die von außen so unterschiedlich wirkten, im Kern doch vom absolut durch und durch gleichen Schlag waren. Es wunderte Aren nicht eine Sekunde, dass Agustin auch schon auf den Beinen war und bereit war, mit voller Energie in diesen Tag zu starten.

,,Lassen Sie ihn sofort ein. Ich empfange ihn im Wohnzimmer. Und sagen Sie ihm, dass ich ohnehin schon wach bin, er muss sich also in keinerlei Weise sorgen."

Dann steckte Aren wieder den Comlink in die Hosentasche und gab Adriana einen Kuss auf die Wange.

,,Lass dich von Agustin und mir nicht stören, wir werden auch nicht laut sein und uns wohl eh recht schnell wieder auf den Weg machen. Leg dich einfach wieder hin und komm gerne um 10 Uhr dazu."

Mit einem Seufzen verließ Adriana ihn und ging zurück in Richtung Schlafzimmer. Aren selbst ging ins Wohnzimmer, von dem man einen fantastischen Ausblick über die Kapitole des Prefsbelt-Sektors hatte, und ließ sich auf der Couch nieder. Das Dienstpersonal schlief zu dieser frühen Stunde sogar auch noch und würde erst gleich wach werden und sich um ihn kümmern können. Einen Caf benötigte er aber ohnehin nicht, seine Energie hätte dafür gereicht, die nächsten paar Tage gänzlich ohne Schlaf auszukommen. Dann öffnete sich die Tür und Agustin trat in Begleitung einer Wache seiner Leibgarde ein, die Aren mit einem Handwink hinausschickte. Er brauchte keine Sekunde um zu bemerken, dass etwas anders war. Agustin glühte, nicht so wie gestern, sondern noch sicherer, noch selbstbewusster, strahlte eine ganz neue Gravitas aus. Fragend blickte Aren Agustin an, während er aufstand um Agustin zu begrüßen. Und doch wusste er ohnehin schon selbst, was sich verändert hatte, welche Nachrichten Agustin bekommen hatte.

,,Agustin, du bist doch nicht etwa schon ..."

Erneut wurde er jäh von seinem vibrierenden Comlink gestört. Aren wollte es schon ausschalten, als ihm angezeigt wurde, dass es eine Nachricht der Supersektorverwaltung war. Besonders verschlüsselt. Er blickte entschuldigend zu Agustin, der ihm lächelnd zu verstehen gab, dass er sich ruhig die Nachricht anschauen sollte, so, als wisse er schon längst, welche Nachricht sie erwarten würde. Mit dem Ausdruck von einer unbestimmbaren Vorfreude aktivierte er die Nachricht. Großmoff Jory Rimoras Gesicht erschien und seine nüchterne Stimme erklang auf dem einmal so stillen Wohnzimmer.

"Sector Adjutant Vayliuar, meinen Gruß zuvor. Der Prefsbelt-Sektor befindet sich in einer schwierigen Lage. Wie Ihnen mittlerweile bekannt sein wird, gab es einen bedeutenden Wechsel an der Spitze unseres Imperiums. Moff Sanec so wie wesentliche Mitglieder der Sektorverwaltung haben sich im Bezug darauf als überaus subversive Elemente herausgestellt, die bereits vor der offiziellen Verkündigung des Umstandes dieses bedeutenden Wechsels in höchsten Ebenen, das Imperium verrieten und gegen einen reibungslosen Übergang der Herrschaft unseres Imperiums arbeiteten. Sie verrieten das Andenken unseres geliebten Imperator, möge er ewig in der Macht überdauern, und planten den Umsturz und die Untergrabung unserer neuen Regierung bereits bevor sie überhaupt im Amt war. Ein solcher Makel muss schnellstmöglich beseitigt werden. Als Großmoff des achten Supersektors beauftrage ich sie hiermit mit der Festsetzung des Moffs und der Beseitigung seiner Komplizen aus den Rängen der Sektorverwaltung. Ich erwarte Ihre Rückmeldung, sobald der Moff verhaftet wurde. Da Moff Sanec selbstredend seines Amtes mit sofortiger Wirkung enthoben wurde, setze ich sie als Moff des Prefsbelt-Sektor ein. Sobald ihre Nachricht mich erreicht, dass der Moff festgesetzt wurde, wird diese Nachricht offiziell veröffentlicht. Meine Gratulation und alles Gute bei dem Umgang mit diesen subversiven Elementen."

Aren wusste kaum was er sagen sollte. Diese Nachricht war alles, was er sich erträumt hatte. Und dabei stellte die nun von höchster Stelle, in einem Nebensatz fallen gelassene, Bestätigung, dass der Imperator tot war, noch nicht mal die umwerfendsten Nachrichten dar. Er sollte Sanec verhaften. Er sollte die Machtübernahme in Prefsbelt dirigieren. Er war der neue Moff des Sektors, der die Orbitalwerften von Yaga-Minor, die Militärakademie von Prefsbelt, den Sitz des Geheimdienstes auf Borosk und so viel weiteres aufbieten konnte. Er war von diesen Nachrichten, die ihn, obwohl er ja fest damit gerechnet hatte, getroffen hatten wie ein Schlag, so überfordert, dass er weder einen klaren Gedanken fassen konnte noch in pure Freude ausbrechen konnte. Er wollte zu Adriana laufen und ihr es mitteilen, er wollte den Gouverneur kontaktieren, seine Kontakte im Militär benachrichtigen, dass es nun losging, er wollte Julius anrufen und ihn die nötigen Schritte in die Wege leiten lassen. Dann blickte er Agustin entgegen, der alles mit angehört hatte und immer noch lächelte.

,,Agustin, du auch ...?"

Doch die Antwort auf seine so unsicher gestellte Frage wusste er schon längst.

[ Yaga-Minor | Capital City | Zonji-District | Aren Penthouse | Wohnzimmer ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada
 
Yaga Minor - Capital City - Zonji-District - Agustin, Sicherheitskräfte


Nach dem Öffnen der Schwebetüren des gepanzerten Gleiters berührten die schwarzen Anzugschuhe des Moffs den hochwertigen Asphalt des Zonji-Districts. Es fühlte sich beinahe an, als würde der hochentwickelte Untergrund vibrieren und die Bedeutung seines Ankommens erkennen. Das edle Viertel in der Hauptstadt Yaga Minors war im gleißenden Sonnenlicht des Morgens getränkt, jedoch lag eine gespenstische Stille in der Luft, die nur von den zielstrebigen und von den Wänden widerhallenden Schritten des Bastioners gebrochen wurde. Hier war die höchste Sicherheitsstufe aufgrund der Sicherheitskonferenz angeordnet worden, deren Bedeutung die gesamte Hauptstadt und auch andere Teile der Werftwelt in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Ein nahezu unsichtbares Netz aus Überwachung und Kontrolle hatte das Viertel umschlungen, und nur wenige Auserwählte durften sich innerhalb dieser strikt bewachten Zone bewegen.
Agustin trug an diesem Morgen einen maßgeschneiderten und von den Schuhen bis zum Hemd komplett schwarzen Anzug. Es handelte sich dabei um sein Lieblingsstück, das ihm
Abella hatte anfertigen lassen, bevor er vor einigen Monaten zum ersten Mal nach Yaga Minor gereist war, um seine Allianz mit Aren zu besiegeln. Der schwarze Stoff war aus feinster Wolle und so geschmeidig, dass er sich wie ein zweites Haut über seine nach wie vor stattliche und athletische Statur legte. Die feinen Nähte schimmerten leicht im Morgenlicht und gaben dem abgesehen von seinem Preis, der im höheren fünfstelligen Bereich lag und für die meisten imperialen Bürger eine absolute Utopie darstellte, recht schlichten Outfit eine unverkennbare Eleganz.

Agustin hatte noch etwa drei Stunden geschlafen, nachdem er seinen Verstand für das geordnet hatte, was vor ihm lag. Schon in den letzten Wochen hatte er dieses Szenario einige Male durchgespielt, jedoch hatten sich neue Variablen herauskristallisiert, denen er Herr werden musste. Er wusste, dass das, was ihn seit der vergangenen Nacht erwartete, nicht mehr nur eine strategische Angelegenheit war. Es war ein Tanz auf einem Drahtseil, bei dem selbst der kleinste Fehler fatale Konsequenzen nach sich ziehen konnte. Zuvor hatte er sich immer mit den bekannten Fakten und potenziellen Gegnern auseinandergesetzt, doch jetzt, im Angesicht der neuen Herausforderungen, musste er flexibler, schneller, entschlossener und weitläufiger agieren als je zuvor. Und dabei selbstredend über die Grenzen des Myto-Sektors hinausdenken, da er sich nun in einer Position wiederfand, in der es innerhalb des Messerkampfs um Macht und Einfluss wirklich ans Eingemachte ging. Und seine erste und größte Herausforderung lautete
Chuck Naugh, der im gesamten Supersektor agierte und dort ein Netzwerk etablierte, das selbst vor einem Imperator nicht Halt machte.

Immer wieder durchliefen diese Gedanken seinen Verstand, während er sich dem Apartmentkomplex näherte und ohne Umschweife von der aufwendig uniformierten Leibgarde seines
Verbündeten Einlass gewährt bekam. Im Lift rückte er sich noch schnell sein Sakko zurecht, ehe er eine Minute später und flankiert von einem Gardisten in das stilvolle Apartment Arens trat. Aren musterte ihn mit einem erwartungsvollen Blick, beinahe so, als würde er es schon intuitiv erahnen. Der Bastioner konnte nicht anders, als glatt zu lächeln. Noch ehe er antworten konnte, vernahm er das Piepen des Comlinks seines Gegenübers. Zunächst einmal, dann erneut.

"Ich denke, dass du dir das anhören solltest"

Agustin deutete auf das kleine Gerät und nickte noch einmal bekräftigend. Er wusste, worum es ging. Die Würfel waren schließlich gefallen. Auch Aren schien seine Vorahnung von eben noch zu bekräftigen und mit einem erwartungsvollen Lächeln aktivierte er die Holo-Nachricht. Die grauen Augen des Bastioners funkelten, als er das vertraute Gesicht von Grandmoff Rimora aufflackern sah. Er lehnte sich über das aus erlesenem Leder gepolsterte Sofa und sog jedes einzelne seiner Worte auf. In den Stunden, die seit der Nachricht an ihn selbst vergangen waren, hatte Rimora wohl noch einiges an Klarheit erlangt. Seine Nachricht an Aren war ausführlicher und beinhaltete sogar die Bestätigung des nach wie vor inoffiziellen Todes des Imperators. Es war jedoch ein bestimmter Teil, der seine kalten Augen noch intensiver funkeln ließ. Aren wurde damit betraut, sich höchstpersönlich um Moff Sanec zu kümmern - eine Ehre, die dem Bastioner selbst verwehrt bleiben sollte, da Wilhuf Klaasen schon längst verhaftet war. Wort für Wort folgte, ehe das Gesicht des Herrschers ihres Supersektors wieder verblasste.

Agustin musterte
Aren und konnte genau erkennen, wie er gerade sämtliche Phasen des Hoheitsgefühls des Triumphs durchlief, das durch ihre Ungewissheit am gestrigen Abend noch vervielfacht wurde. Der charismatische Verwalter wirkte, als würde er sofort loslaufen und seinem innersten Zirkel davon berichten wollen. Dann fiel sein Blick wieder auf Agustin und er wiederholte die Frage, die er eben schon gestellt hatte.

Nun legte sich ein tatsächlich herzhaftes Lächeln - eines, wie er es zumindest in geschäftlichen Belangen niemals und auch im privaten äußerst selten offenbarte - auf die Lippen des Bastioners, der auf
Aren zutrat, um ihm einen brüderlichen Handschlag zu geben. Mit einem kräftigen Ruck zog er seinen Verbündeten und Freund zu sich und umarmte ihn. Es wirkte wie eine Umarmung zweier eng verbündeter Mafiabosse, die gerade den Coup ihres Lebens gelandet haben. Ein Moment des stillen Triumphs, des zweifellosen „Wir haben es geschafft“. Die Umarmung war fest, fast wie ein Versprechen – ein Band, das zwischen ihnen gewoben wurde und nun stärker denn je war.

Agustin trat wieder einen Schritt zurück.


"Ich hoffe, dass Du aufmerksam zugehört hast. Du hast die Möglichkeit, Dich eigenhändig um Sanec zu kümmern. Eine Ehre und Freude, die mir bei Klaasen verwehrt wurde."

Er wusste, dass Aren Sanec aus tiefster Seele verachtete und Dinge zwischen den beiden, die auch seine Verlobte Adriana betrafen, vorgefallen sind, die diese Gelegenheit absolut unbezahlbar machten.

"Machen wir diesen Schweinehund und seine Lakaien fertig. Von denen geht keiner mehr heim."



Yaga Minor - Capital City - Zonji-District - Arens Apartment - Agustin, Aren
 
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[ Yaga-Minor | Capital City | Zonji-District | Aren Penthouse | Wohnzimmer ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada

Dies war der Moment ihres großen Triumphes, der Moment auf den sie quasi ihre gesamte Amtszeit hingearbeitet hatten. Eine einzige, so kurze Holonachricht bildete den krönenden Abschluss all dieser Bemühungen, beförderte sie in die höchsten Ebenen der Imperialen Verwaltung, des Imperiums in seiner Ganzheit. Waren sie beide noch vor wenigen Stunden ,,nur" zuständig gewesen für Sicherheit, waren sie nun die Herrscher über Milliarden von Seelen, konnten Wirtschaftssysteme befehligen von unvorstellbaren Ausmaßen. Sie hatten es geschafft. Agustin lächelte ihm entgegen reichte ihm die Hand und umarmte ihn. Aren musste kurz auflachen. Sie hatten es geschafft. Das war nicht einfach nur ein Traum, ihr Kalkül war aufgegangen. All diese Gefühle des Triumphes entluden sich nun in dieser brüderlichen Umarmung. Aren hätte diesen Moment niemals ohne Agustin erleben können, genauso wenig wie Agustin ihn ohne Aren hätte erleben können. Sie hatten ihre Zukunft gemeinsam gewoben, erfolgreich. In dem herzhaften Lächeln der beiden, in der Umarmung zweier durchs Schicksal geschmiedeter Brüder, lag die Gewissheit, dass sie beide auch die weitere Zukunft gemeinsam schmieden würden. Nur war sich Aren sicher, und Agustin würde es nicht anders gehen, dass diese Zukunft immer weniger nur ihre persönliche Zukunft sein würden. Sie würden gemeinsam die Zukunft des Imperiums schmieden, Schritt für Schritt würden sie beide ihren Weg weitergehen. Sie beide waren keine Männer, die sich mit einem Triumph zufrieden geben und dann ruhen würden, selbst wenn dieser Triumph so süß wie dieser war.
Agustin löste sich aus der Umarmung und ergriff das Wort und kanalisierte all ihre Hochgefühle in seiner pragmatischen Sicht in einen Kanal in Richtung Ziel. Sanec würde in wenigen Stunden in Ketten liegen. Das Lächeln auf Arens Gesicht nahm einen beinahe bösen Ausdruck an, als die Erinnerungen an den Abend nach der Eröffnung des Sanec-Parkes in seinem Gedächtnis wieder aufstiegen. Dieser Mann hatte politisch so viele Chancen für den Prefsbelt-Sektor verschlafen, hatte nicht um den Status der Großwerft gekämpft, hatte es versäumt, Prefsbelt zu dem Einfallstor in den Chiss-Raum und in die Unbekannten Regionen auszubauen, hatte so viel Potential verschwendet. Doch all diese politische Verschlafenheit wurde völlig unwichtig, wenn er sich daran schmerzhaft selbst erinnern musste, was für ein abartiger Schweinehund dieser Mann persönlich war. Sein Lebenswerk würde heute brennen.


,,Gehen wir es an, Agustin."

Er strahlte nur so vor Tatkraft, als er zu seinem Comlink griff und Julius auf seinem privaten, verschlüsselten Kanal anrief. Sein engster Vertrauter in seinem Mitarbeiterstab ließ kaum eine Sekunde verstreichen, bis er sich meldete. Aren musste bei dem Gedanken lächeln, dass auch er wohl nur kaum geschlafen hatte, wusste er doch um die aktuelle Lage.

,,Julius, es ist soweit. Großmoff Rimora hat mir den Auftrag erteilt, Moff Sanec zu verhaften. Agustin und ich machen uns auf den Weg zu meinem Büro. Trommel alle entscheidenden Personen zusammen. Wir wollen sofort loslegen, wenn Agustin und ich dort eintreffen. Bau eine sichere Verbindung zu Colonel Olyn auf, er soll die Garnison in absolute Bereitschaft versetzen und sich zum ausrücken vorbereiten. Ich werde Gouverneur de Fressco auf der Fahrt zum Büro verständigen. Außer ihm und den Leuten die zu uns gehören, lässt du niemanden in die Zentrale der Inneren Sicherheit."

Als Julius antwortete, hörte man auch aus seiner Stimme den Triumph herausklingen. Ein Sieg für Aren war auch ein Sieg für ihn, dass wussten sie beide, so war es seit dem Moment gewesen, als sie sich kennengelernt hatten.

,,Ich veranlasse alles nötige, Sir. Meine Glückwünsche, Moff Vayliuar."

Die Verbindung wurde unterbrochen und Aren wandte sich erneut an Agustin, mit dem gierigen Blick eines Raubtiers auf dem Gesicht, welches kurz davor stand, seine Beute zu reißen.

,,Machen wir uns auf den Weg, du hast es ja gehört, wir werden quasi bereits erwartet. Wir nehmen meine Limousine und sollten so früh am morgen und mit meiner Sicherheitsfreigabe in wenigen Minuten bei meinem Büro sein. Von da aus ist das House of Reign in aller Kürze zur Fuß zu erreichen ..."

Bevor sie gingen fiel Aren noch siedend heiß seine Verlobte ein, die immer noch unwissend nebenan lag. Aren öffnete leise die Tür zum Schlafzimmer und sah, dass sie schlief. Vorsichtig schloss er die Tür wieder. Er würde mit ihr diesen Triumph auskosten, wenn sein Platz gesichert war. Auf dem Weg zu seiner Limousine wandte er sich an den Gardisten seiner Leibgarde, der vor der Tür Wache hielt.

,,Lassen Sie auf gar keinen Fall irgendjemanden hier herein. Unter gar keinen Umständen, bis ich nicht persönlich den Befehl dazu gebe. Und lassen Sie Lady Figg auch nicht heraus. Sagen Sie ihr, dass ich ihr alles erklären werde."

Mit diesen letzten Worten verschwanden Agustin und Aren im Lift. Die gepanzerte Limousine wartete bereits vor dem Eingang. Die beiden Männer ließen sich in dem Gleiter nieder und Aren suchte sofort das Gespräch mit dem Gouverneur. Dieser wirkte zwar etwas verschlafen, aber als er den dringenden und durchaus befehlenden Ton Arens registrierte, brauchte es keine weitere Gesprächszeit, dass der Herrscher Yaga-Minors im zusicherte, sich umgehend auf den Weg zu Arens Büro zu machen, auch wenn er nicht wisse, um was es sich handelte, was von solcher Dringlichkeit sei. Aren ging in seinem Kopf nochmals alles durch. Julius würde all die kleinen Räder, die in seinem Auftrag tätig gewesen waren zusammentrommeln. Colonel Olyn würde das Militär bereit stellen, um die Truppen der planetaren Sicherheit, die der Gouverneur befehligen würde, bei der Sicherung der Hauptstadt und der Ministerien zu unterstützen.

,,Wir werden alles weitere von meinem Büro aus planen. Auf Gouverneur des Fressco ist Verlass und mit ihm haben wir die Polizei und die Truppen der planetaren Sicherheit auf unserer Seite. Colonel Olyn befehligt die Garnison der Imperialen Armee in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt. Ich habe bereits vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass er ein treuer Unterstützer unserer Sache wird. Seine Garnison ist noch dazu voll mit vertrauenswürdigen Männern und Frauen aus meiner Zeit auf Borosk. Mit dieser Truppenstärke wird es kein Problem sein, die Ministerien zu sichern und weitere Unterstützer Sanecs zu verhaften. Wir haben Listen auf denen die Namen aller stehen, die wir in dieser Zeit sicherheitshalber in Gewahrsam nehmen sollten. Sehr praktisch, dass sich zudem wegen der Sicherheitskonferenz so viele Leute aus dem Sektor gerade in der Hauptstadt aufhalten. Das macht eine gründliche Säuberung deutlich einfacher. Zuletzt knacken wir dann gemeinsam das House of Reign.
Vor dem Mittagessen ist die gesamte Hauptstadt gesichert und alle Verräter liegen in Ketten."


Aren lächelte und überließ es nun Agustin, ob er noch weitere Ideen und Punkte hatte, die Aren in diesem Überschwang der Gefühle entfallen waren.

[ Yaga-Minor | Capital City | Zonji-District | Aren Penthouse | Wohnzimmer ] - Aren Vayliuar, Agustin Prada
 
Yaga Minor - Capital City - Zonji-District - Arens Apartment - Agustin, Aren

Agustin nahm wahr, wie sich auf dem Gesicht seines Verbündeten ein Lächeln ausbreitete, das nun einen unmissverständlichen und bedrohlichen Ausdruck annahm. Aren war ein charismatischer und faszinierender Anführer, der in gewisser Weise das perfekte Gegengewicht zu Agustin bildete – einem Mann, der vor allem für seine unerschütterliche Kälte und berechnende Präzision respektiert und gleichermaßen gefürchtet wurde. Doch in diesem Moment zeigte sich einmal mehr das, was Agustin schon lange wusste, seit er Aren als idealen Verbündeten ausgewählt hatte – noch bevor ihre Partnerschaft sich zu einer echten Freundschaft entwickelt hatte, die über das rein Geschäftliche hinausging. Der jüngere Verwalter besaß einen einzigartigen Killerinstinkt für Härte und Durchsetzungsvermögen, ebenso wie Agustin selbst. Ein Attribut, dass von zehntausend Führungspersönlichkeiten vielleicht eine einzige in dieser wahrhaftigen Form in sich trug. Sein unübersehbares Verlangen, die absolute Kontrolle über den Prefsbelt-Sektor zu erlangen und seinem Vorgesetzten alles zu entreißen, war nicht zu übersehen. Agustin hatte diese Ambition erwartet, kannte er Aren inzwischen doch zu gut. Doch in Momenten des Triumphes wie diesem, die alles Vorherige weit übertrafen, neigten viele Männer dazu, sich von dem berauschenden Gefühl des Sieges überwältigen zu lassen und sich in Selbstgefälligkeit zu verlieren. Ein Risiko, das Agustin selbst bei seinen engsten Verbündeten nie ausschloss. Viele mächtige Allianzen in dieser Galaxie waren schon gescheitert, weil ihre Mitglieder im entscheidenden Schlüsselmoment den Fokus und den Instinkt verloren hatten, die sie an die Spitze gebracht hatten. Aren jedoch zögerte nicht, augenblicklich das Notwendige zu tun und dies auch noch zu genießen.

Während er mit kaltem Blick vernahm, wie die Details schnell über Comlink geklärt wurden, kreisten seine eigenen Gedanken schon wieder um den Myto-Sektor. Die Dinge hatten dort abseits seiner Kontrolle unlängst ihren Lauf genommen.
Moff Klaasen war interniert. Doch wie sah es mit seinem Dunstkreis aus? Seinen loyalen Untergebenen? Den Speichelleckern innerhalb der dubrillianischen Konzerne, die die gesamte neu gewonnene Autarkie Dubrillions und des Sektors, die überdies den gesamten Supersektor betraf, schon wieder an die raffgierigen Banker der Hochfinanz im inneren Kern verkaufen wollten? Wie stand es um die Familie des gestürzten Moffs? Agustin würde noch an diesem Tag einiges zutun haben. Er würde die gesamte Delegation des Myto-Sektors auf Yaga Minor - abzüglich zweifelhafter Elemente - noch heute versammeln, um erste Befehle zu erteilen und eine Liste von zu verhaftenden Personen anordnen. Dazu kamen personelle Umstrukturierungen, über die er sich glücklicherweise schon ausführliche Gedanken gemacht hatte. Es war im Großen und Ganzen kein sonderliches Hexenwerk, da der Bastioner wusste, was zutun war. Die wahre Herausforderung würde viel eher darin liegen, seine Macht langfristig zu sichern und von äußeren Einflüssen unabhängig zu machen.

Mit entschlossenen Worten wandte sich Aren schließlich wieder an Agustin und wollte sofort loslegen. Agustin nickte mit einem eisigen Lächeln und begab sich schon mal zum Ausgang, während sich
Aren noch darum kümmerte, die Sicherheit seiner Verlobten zu gewährleisten. Ein kluger Zug, denn wer wusste schon, wozu in die Enge getriebene Tiere im Stande waren. Im Lift zog sich der Moff seine schwarze Anzugjacke zurecht, ehe sie unten ankamen und in den Panzergleiter stiegen. Wieder nahm Aren Kontakt zu Untergebenen auf, diesmal zu Gouverneur de Fressco. Er drückte sich dabei gezielt vage aus und ging auch hier präzise und kalkuliert vor, was Agustin einmal mehr ein respektierendes Nicken entlockte. Nach einer finalen Instruktion, die alle offenen Fragen klärte, waren sie fast am Ziel. Der scharfe Verstand des Bastioners arbeitete zu Gunsten seines Verbündeten auf Hochtouren. Er hatte Recht: die Konferenz in der Hauptstadt war eine optimale Gelegenheit für die Säuberung, da ihre Ziele auf vergleichsweise engem Raum konzentriert waren. Eine Gelegenheit, die sich auch für seine eigene Delegation anbot, in der ein paar einige Loyalisten und Lakaien des Moffs vertreten waren.

"Sehr gut. Wie ist es um die persönliche Garde Sanecs bestimmt? Werden sie die Waffen niederlegen, oder sollten wir eine gewisses Maß an Gegenwehr einkalkulieren? Wir haben die zahlenmäßige Überzahl, aber unsere Operation wird voraussichtlich auf engstem Raum stattfinden, wo sich diese nicht optimal ausspielen lässt."

Er strich sich über das Kinn und musterte Aren. Die Erfahrung sagte, dass immer irgendetwas passierte, das eine gewisse unvorhersehbare Eigendynamik mit sich zog.

„Das könnte unangenehme Szenen zur Folge haben. Du solltest in Erwägung ziehen, denjenigen, die sich kooperativ zeigen, eine Amnestie anzubieten.“

Auch Gardisten waren letztlich nur Soldaten, die sich zwar irgendwo im Dunstkreis des Moffs aufhielten, aber die man kaum als tatsächliche Mitverschwörer betrachten konnte.

„Anders verhält es sich natürlich bei seinem Sicherheitschef. Bei jemandem wie Sanec kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass er tief in die Machenschaften verstrickt ist. Aber das muss er ja nicht sofort wissen.“

Bei letzterem Satz schmunzelte Agustin zynisch, ehe der Gleiter zum Stillstand kam. Als die Türen sich öffneten, traten die beiden Moffs hinaus und auf die Ansammlung vor ihnen zu.

Yaga Minor - Capital City - Zonji-District - Arens Apartment - Agustin, Aren







 
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