Ist es nicht. Man muss nicht selbst töten oder auch nur einen Schuss abfeuern, um mit dem Gewissen in Konflikt zu kommen. Es geht hier auch um Symbole.
Du hast aber schon den Text weiter gelesen, als diesen einen Satz, den du zitiert hast?
Sprich dir ist schon klar, dass in unserer Gesellschaft die Wehrpflicht nur noch deswegen existiert, damit auch der Sozialdienst weiterhin existiert?
Mit diesem Hintergrund sind (größtenteils vorgegaukelte) Gewissensgründe überflüssig geworden. Da kann man auch schon ehrlicher sein, und zugeben, dass man schlicht keinen Bock drauf hat, tägliche Sportübungen oder Geländemärsche zu machen, oder man lieber Zuhause schlafen möchte usw. Was auch immer.
Ein Pazifist oder durch und durch religiöser Mensch, der Wehrdienst leistet, das geht einfach nicht. Das wäre kein echter Pazifist, sondern nur ein Heuchler. Der braucht gar Niemanden zu töten um dadurch Verräter an seinen eigenen Prinzipien zu werden.
Da kann ja gleich ein Kommunist einer arbeiterausbeutenden Organisation Geld spenden. Er beutet dadurch selbst auch nicht aus, macht sich aber unglaubwürdig und verrät seine "höheren" Ideale.
Zum einen kommt es bei dem religiösen Menschen darauf an, wie er seinen Glauben auslegt. Vergessen wir mal nicht, dass im Namen der Religion ja auch schon getötet und gefoltert und ja auch Kriege geführt wurden. Ich wüsste auch keinen Staat, und sei das Volk noch so religiös, wo es keine Streitkräfte zur Landesverteidigung gibt, oder welcher keine Bündnisse für den Verteidigungsfall mit stärkeren Ländern abgeschlossen hat.
Und zu dem Pazifisten den du hier beschreibst; dies ist ein klischeehafter totalitärer Pazifist. Jemanden der Gewalt so sehr ablehnt, dass er auch kaum PC-Spiele wie CS spielen würde (oder mit deutlich weniger Gewaltinhalten), oder der eher zusehen würde, wie jemanden seine Frau/Freundin vergewaltigt anstelle dass er eingreift.
Diesem Typus will ich nun nicht seine Existenz absprechen, doch kaum werden alle die beim KWEA Gewissensgründe vorgeben dem entsprechen. Der moderatere Pazifist ist dem Gedanken der Selbstverteidigung, Nothilfe oder der Gewalt durch andere (Polizei rufen beispielsweise) nicht abgeneigt. Er lehnt es nur ab, persönlich die Agressionen zu beginnen. Und das ist kein Widerspruch dazu Wehrdienst zu leisten.
Das würde aber nur Sinn machen, wenn die Auswahl der Wehr- und Zivildienstleistenen gerecht wäre, was sie eindeutig nicht ist (selbst wenn man mal die Frauen außen vor lässt).
Derzeitig wäre ein von dir geschildertes Verfahren eine ziemliche Frechheit, die man nicht tolerieren sollte.
Ich muss gestehen, auch mir kam der Gedanke an Heinleins Starshiptroopers als ich Moes Argumentation über finanzielle Beiträge gelesen habe.
Natürlich ist die Version wie in ST nicht zu 100% übertragbar; das Buch ist ja auch eine Politsatire. Dinge wie die Gebärlizenz z.B. sind wohl kaum ernstzunehmen, solange wir keine Bevölkerungsdichte wie China haben.
Natürlich müssten alle die Gelegenheit haben, sich zum Dienst (egal ob Sozial- oder Wehrdienst) zu melden und ihn abzuleisten. Die Frage nach der Tauglichkeit würde nur sofern relevant werden, wenn man denn eben den Wehrdienst leisten will, für jeden anderen, ausgenommen der klischeehafte sabbernde Idot (der aber eh entmündigt wäre, und damit für die Diskussion unerheblich) lassen sich sicherlich Plätze einrichten. Der Rollstuhlfahrer wird wohl in der Lage sein in einer Funkzentrale zu sitzen.
1€ Jobs die als Gemeinnützig gelten (auch wenn da einiges auf den Prüfstand gehört) könnten hier ebenfalls zusätzliche Stellen bieten. Das Soziale Jahr, welches es ja schon gibt, wäre ebenfalls eine Alternative.
Für Plätze zu sorgen, wäre an sich wohl kein Problem. Vor allem wenn es sich um zeitlich begrenzte Stellen handelt.
Damit stünde jedem, Mann wie Frau ungeachtet von irgendwelchen Gebrechen, die möglichkeit einen Dienst am Staat zu leisten. Die Belohnung wären die vollen Bürgerrechte.
Wer auch immer sich durch solche Dienste beruflich zurückgeworfen sieht, dem steht es natürlich frei, diese Dienste nicht zu leisten und darf (sofern er einige Bürgerrechte genießen möchte) dafür eben mehr Steuern zahlen.
Wäre schon eine faire Sache. Für Umsetzbar halte ich dies schon. Nur habe ich so meine Zweifel, dass man so etwas zu meinen Lebzeiten einführen würde.
Da käme auch die Frage auf, wie man es denn mit den älteren Generationen anpackt, welche keinen Dienst leisten mussten. Von der Mehrheit der Frauenwelt ganz zu schweigen. Ja, einzig der Übergang ist es, welcher mir hier ziemliche Bauchschmerzen bereitet.