garakvsneelix
loyaler Abgesandter
Nicht wirklich. Einen Film schreiben und drehen ist genauso ein Handwerk wie eine Kunst, und man kann durchaus einen objektiv qualitativ hochwertigen Film machen (keine handlungs- oder Logiklücken, konsistenter Ton, glaubwürdige Inszenierung und Special effects ect.). Es liegt nicht im Auge des Betrachters ob ein Film sich selbst parodiert oder logisch inkonsistent ist, es liegt nur im Auge des Betrachters ob er den Film trotzdem mag oder nicht.
Hast du eigentlich die bisherige Diskussion gelesen? (Rhetorische Frage, denn ich gehe erst einmal davon aus.) Du wiederholst nur Punkte, die schon längst genannt wurden. Soll ich jetzt meine Punkte dagegen auch noch einmal wiederholen? Aber gut, für dich dann noch mal am Beispiel "Glaubwürdigkeit der Handlung"...
Woran misst man denn "Glaubwürdigkeit"? An der Realität? Wenn ja, dann liegt dahinter schon ein ganz bestimmter Anspruch, dass nämlich die Realität möglichst gut abgebildet werden soll im Film. Ich habe diesen Anspruch nicht, stattdessen stehe ich voll auf Eskapismus. Mein Vater ist Maschinenbauingenieur, dem fallen Verstöße gegen die Gesetze der Physik immer recht schnell auf. Er nimmt die aber dann, wenn die Glaubwürdigkeit zugunsten anderer dramaturgischer Effekte aufgegeben wird, aber auch so hin. (Sein Lieblingsbeispiel: Ton im Weltall. Nimmt eigentlich jedem SF-Film, auch SW, jegliche naturwissenschaftliche Glaubwürdigkeit.) Und: Wie "glaubwürdig" ist "Glaubwürdigkeit"? Bei "Interstellar" gibt es ja beide Seiten: die, die darauf pochen, dass der Film vergleichsweise glaubwürdig ist und die, die das Gegenteil behaupten. Sehen tun beide dasselbe Objekt und ja, die eine Seite lässt sich die Argumente der anderen Seite erklären (und akzeptiert sie auch bei Richtigkeit, die hier ja mathematisch binär hergeleitet werden kann), aber die Qualitätszuschreibung ist eben doch eine andere.
Und noch etwas ist zu bedenken: Wie stark soll Glaubwürdigkeit denn dann in die Wertung einfließen? Wird auch von jedem anders gehandhabt. Kannst du mir da eine objektiv richtige Prozentzahl nennen?
Ich kann dir verraten was objektiv nicht sinnvoll ist. Filme mit Bildern und Büchern zu vergleichen.
Ist das wieder dieses Ammenmärchen, dass man Äpfel und Birnen nicht vergleichen sollte? Nix für ungut, aber der Vergleich ist sogar sehr wichtig, denn ansonsten könnte ich sie ja nicht voneinander unterscheiden und wüsste nie, ob ich gerade einen Apfel oder eine Birne vor mir habe. Und: Erst dadurch, dass ich beide in Relation zueinander setze, kann ich auch biologische Gemeinsamkeiten zwischen ihnen finden und sie z. B. beide dem Obst zuordnen. Dadurch kann ich dann aber erst allgemeine Aussagen über Obst treffen - ansonsten könnte ich das gar nicht und wüsste nicht, was Obst von Gemüse unterscheidet.
Denn genau wie das Filme machen ist Bücher schreiben eben auch irgendwo ein Handwerk, jemand der eine sehr schlechte Ausdrucksweise hat und sich nicht entscheiden kann ob er ein high fantasy epos oder romantische erotika schreiben will wird kein qualitativ hochwertiges Buch zustande bringen.
Oder aber er bringt ein völlig neues Genre hervor.
Das hat auch nichts mit popularität zu tun, ein Buch oder Film kann aus unterschiedlichsten Gründen populär sein und dass muss nicht unbedingt etwas über die qualität aussagen. Es gibt sicher unzählige qualitativ hochwertige Bücher die einfach zur falschen Zeit erschienen sind oder nicht die Aufmerksamkeit erhalten haben die sie verdient hätten, andererseits haben millionen von Menschen 50 Shades of Grey gelesen.
Jupp, da stimme ich zu. Auch das ist ein gutes Argument gegen die Idee, Popularität und Qualität hätten zwangsläufig etwas miteinander zu tun
TLJ wird so schnell nicht vergessen. Aber es werden sich mehr Menschen an TLJ als den Film der Star Wars für sie persönlich zerstört hat erinnern als diejenigen die sich an TLJ als den Star Wars Film der sich was neues getraut hat erinnern. Gnädiger wird das Urteil mit Sicherheit, irgendwann verblasst der Zorn und die Enttäuschung, dann bleibt nur noch ein mittelschlechter Film der sich viel getraut und noch mehr falsch gemacht hat.
Wo kann man eigentlich diese Glaskugeln kaufen, die ihr da alle habt?
@garakvsneelix
Wie genau eine umfassende objektive Bewertung aussieht, ist eine Frage für den Fall wo man eine umfassende Analyse und Bewertung vornimmt, quasi also für die sogenannten professionellen Kritiker.
Hmm. So etwas wie eine objektive Kritik kann ich mir in der Tat schon vorstellen. Für mich muss ein professioneller Kritiker folgendes leisten: Er muss sehen können, was anderen an einem Film, der ihm selbst sehr gefällt, nicht gefallen könnte - und andersrum muss er auch sehen, was anderen an einem Film, der ihm so gar nicht gefällt, doch gefallen könnte. (Am leichtesten hat er es, wenn er den Film so mittel findet, dann wird die Kritik von Anfang an beide Seiten beleuchten.)
Es ist niemandes Aufgabe Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, wenn er sagt ob etwas gut oder schlecht ist.
Aufgabe nicht - aber es ist ein unheimlich wichtiger Pfeiler einer jeden respektvollen Diskussion.