"Prisoners" und "Sicario" von Regisseur Denis Villeneuve
Ich habe nun die beiden hochgelobten Thriller von Denis Villeneuve angeschaut und bin weiterhin überzeugt von diesem Regisseur.
In "Prisoners" endet ein fröhlicher Thanksgivingtag für die Familien von Keller Dover (Hugh Jackman) und Franklin Birch (Terrence Howard) in einer Katastrophe als die beiden Töchter spurlos
verschwinden. Die Polizei, vor allem durch Detective Loki (Jake Gyllenhaal) vertreten, nehmen rasch einen Verdächtigen fest, müssen diesen aus Mangel an Beweisen jedoch nach kurzer Zeit aus der Untersuchungshaft entlassen. Keller - ein Anhänger des "Survivalism" und damit jederzeit auf Notfälle und notwendige Selbsthilfe vorbereitet - kann dies nicht akzeptieren. Überzeugt, durch den freigelassenen Verdächtigen seine Tochter zu finden, nimmt er die Sache selbst in die Hand. Es entspinnt sich ein heftiger und in sich verwickelter Psychothriller, in dem Keller und Detective Loki jeder auf seine eigene Art versuchen, die verlorenen Töchter zu finden, während sie gleichzeitig immer wieder aufeinanderprallen, sich aus dem Weg gehen und Verdächte gegeneinander hegen. (Der Film ist ein ziemlich harter Tobak...)
"Sicario" wiederum spielt in Mitten des Drogenkriegs an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Die FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt), Mitglied eines Anti-Terror- und Geiselbefreiungsteams,
findet bei einem ihrer Einsätze mehrere Dutzend Leichen, Opfer der Drogenkartelle. Unter der Vorstellung, dadurch das Übel an der Wurzel zu packen, schließt sie sich einer Spezialeinheit des CIA
unter Leitung von Matt Graver (Josh Brolin) an, welches gegen die Kartelle vorgeht. Ein weiteres Miglied des Führungsteams ist Alejandro (Benicio del Toro), dessen unklaren Motive, Vergangenheit und Loyalitäten zunächst eines der Hauptmysterien des Films sind. Macer gerät rasch in einen Strudel aus von offizieller Seite gebilligter Gewalt, der ihren Vorstellungen von Recht und Ordnung widersprechen, dem sie sich aber auch nicht entziehen kann.
Man kann Geschichten ja bekanntermaßen auf unterschiedliche Art und Weisen erzählen. An Denis Villeneuve gefällt mir sehr gut, dass er seine Geschichten auf einer sehr persönlichen und emotionalen Ebene erzählt. Ich hatte mir überlegt, wie wohl meine Hitliste der Filme "Prisoners", "Sicario" und "Arrival" aussehen würde, finde es aber schwer, die Filme zu vergleichen. Vor allem "Arrival" ist ja ein ganz anderes Genre. Aber mir fiel auf, dass alle Filme mich gerade dadurch gepackt haben, weil sie in gewisserweise durch die Augen der Protagonisten erzählt werden. Man ist als Zuschauer immer dicht dran und mitten dabei. Das erscheint bei "Prisoners", das sich ja in kleinem Rahmen hauptsächlich zwischen Keller und Loki abspielt, noch fast selbstverständlich. Gerade bei "Sicario", das auch eher "beobachtend" hätte erzählt werden können, war ich beeindruckt davon, wie die Geschichte auf die Sicht von Kate Macer heruntergebrochen wurde und sich die - für mich als Zuschauer auf dem heimischen Sofa ja doch sehr entfernten - Kriegsszenarien plötzlich realistisch nah anfühlten. Das ist eine tolle Mischung aus Regiearbeit, sehr guten Schauspielern und hervorragender Kameraarbeit (Roger Deakins), die diese packenden Szenarien heraufbeschwören kann. Solche Filme sind dann nicht nur Action und Thriller, sondern regen trotz der actiongeladenen Handlung auch zum Nachdenken über das Gesehene an und wecken Interesse an der gezeigten Problematik. Zumindest bei mir funktioniert das gut durch solch einen "persönlichen" Erzählerblick. Alle drei genannten Filme, so unterschiedlich sie auch sind, behandeln doch im Grunde die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit. Wie weit sind wir bereit zu gehen, wenn unsere Welt aus den Fugen gerät? Gerade "Sicario" als actionlastigster Thriller in der Runde, warf doch durchaus solche existenziellen Fragen auf. Was tun, wenn der Rechtsstaat nicht weiterkommt?
Was mir auch sehr gut gefällt, ist der Soundtrack von Jóhann Jóhannson. Er komponiert keine Filmmusik im eigentlich Sinne, die ich mir kaufen und dann zu Hause hoch und runter hören würde, wie das beispielsweise bei Star Wars der Fall ist. Er kreiert viel mehr ein Klanggebäude, dass die Szenen manchmal so passend ergänzt, dass man die Musik gar nicht bemerkt. Das trägt ebenfalls zur emotionalen Erzählweise von Denis Villeneuve bei und gefällt mir sehr gut.
Ich bin Fan.