Zuletzt gekaufter/gesehener Film - Allgemeiner Filmthread

Lola rennt (1998)

von Tom Tykwer. Der Film ist nun seit Jahresbeginn auf Netflix verfügbar und da habe ich die Chance mal genutzt um diesen modernen Klassiker des deutschen Films nachzuholen. Leider hat dieser aber nicht bei mir zünden wollen. Der Stil und die Erzählweise sind durchaus interessant aber irgendwie war da für mich nicht mehr drin. Die Handlung(en) empfand ich nun nicht so spannend. Immer ein wenig schade wenn ein Film an den persönlichen Erwartungen scheitert.

Ich vergebe 5 von 10 Telefonkarten
 
The Wild Bunch (1969)
1913 ist der wilde Westen dabei, seinen Schwanengesang aufzuführen. Elektrizität, Telegraph und Eisenbahn haben die USA von Küste zu Küste fest miteinander verdrahtet, unberührtes Land gibt es keines mehr zu erschließen -- die Ära der Outlaws neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Pike Bishop (William Holden) und seine Bande (u.a. Ernest Borgnine, Warren Oates) haben die Zeichen der Zeit erkannt und möchten nach einem letzten lukrativen Überfall auf die Auszahlstelle einer Eisenbahngesellschaft getrennte Wege gehen. Trotz sie erwartender Gesetzeshüter und Kopfgeldjäger - letztere führt Bishops unter Strafandrohung stehender Ex-Partner Deke Thornton (Robert Ryan) ins Gefecht - gelingt der Plan inmitten einer chaotischen Schießerei, die zahlreiche Tote auf allen Seiten zurücklässt. Wieder im Versteck, müssen Bishop und seine Getreuen feststellen, dass die vermeintlichen Goldsäcke mit wertlosen Attrappen gefüllt sind. Auf der Suche nach Ruhe vor Thorntons Verfolgung setzt die Truppe daher nach Mexiko über; dort herrschen seit Ausbruch der Revolution anarchische Zustände -- und damit verbunden vielleicht neue Chancen auf Reichtum...

Sam Peckinpah lieferte mit The Wild Bunch eine für amerikanische Western denkbar unromantische Verabschiedung des Mythos 'American Old West', wiewohl sie nicht an die Qualität der zu Recht gerühmten italienischen Produktionen heranreichen mag. Die Länge von knapp über 2 1/2 Stunden kann man ankreiden, auch die leider eher limitierte Rolle des charismatischen Thornton oder den etwas ausufernden finalen Showdown. Für US-Verhältnisse, in denen Eindimensionalität und (moralische) "Sauberkeit" sehr lange den Ton angaben, ein solider Film und guter Einstieg in mein Filmjahr 2024.

8/10 klischeehaft ordnungsversessenen deutschen Militärberatern in der Fremde
 
Das Lehrerzimmer (2023) - Ersteindruck

Ich mache es kurz:

Der Film hat mir auf mehreren Ebenen nochmal gezeigt, weshalb ich inzwischen froh bin nur ein Semester an der pädagogischen Hochschule verbracht zu haben.

Entweder habe ich dieselben Probleme in geringerem Ausmass selber erlebt, oder habe gesehen wie andere Lehrkräfte damit konfrontiert waren.

Da ich aus einem anderen Thread weiss, dass mehrere User im Forum hier deutlich mehr Erfahrung im Lehramt gesammelt haben als ich, wäre ich sehr interessiert daran zu erfahren, wie ihr den Film wahrgenommen habt.
 
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Ich habe neulich „Saltburn“ auf Amazon Prime gesehen. Mir gefiel der Film recht gut, die Wendung war für mich so auch nicht vorhersehbar. Bisschen albern nur die Aufregung die wegen dem Film in den sozialen Medien gemacht wird, nur weil man mal ein bisschen mehr nackte Haut sieht und Themen wie Masturbation etwas expliziter gezeigt werden.
 
Das Lehrerzimmer (2023) - Ersteindruck

Ich mache es kurz:

Der Film hat mir auf mehreren Ebenen nochmal gezeigt, weshalb ich inzwischen froh bin nur ein Semester an der pädagogischen Hochschule verbracht zu haben.

Entweder habe ich dieselben Probleme in geringerem Ausmass selber erlebt, oder habe gesehen wie andere Lehrkräfte damit konfrontiert waren.

Da ich aus einem anderen Thread weiss, dass mehrere User im Forum hier deutlich mehr Erfahrung im Lehramt gesammelt haben als ich, wäre ich sehr interessiert daran zu erfahren, wie ihr den Film wahrgenommen habt.
Ich kenne "Das Lehrerzimmer" noch nicht. Grundsätzlich kann ich mich mit Lehrerzimmerszenen in Filmen nicht identifizieren. Oft handelt es sich um reine Kunstfiguren, die sehr förmlich agieren. Nun werden sich Lehrerzimmer ebenso unterscheiden wie Klassen, die auch völlig unterschiedlich sind. Und wie ein Schüler nur seine Klasse kennt, kennen Lehrer auch nur ihr Lehrerzimmer. Selbst ein Lehrer (ich) kann also nicht beurteilen, wie es in einem "typischen" Lehrerzimmer zugeht. Man kennt nur sein eigenes.

In meinem Kollegium geht es sehr familiär, freundschaftlich zu. Es gibt kein Einzelkämpfertum. Wir tauschen Materialien aus, erstellen gemeinsam Materialien, helfen uns gegenseitig. Die Atmosphäre ist sehr locker, es wird viel gelacht, wir machen privat eine Menge zusammen.

Seit 10 Jahren haben wir eine sehr große Fluktuation im Kollegium, bedingt durch zahlreiche Familiengründungen, damit verbundenen Elternzeiten und Fortzügen. Die Mehrheit des Kollegiums wohnt in anderen Städten, teilweise über 50 Kilometer entfernt. Wir haben daher seit über ein Jahrzehnt konstant ein relativ junges Kollegium. Wer neu ins Kollegium kommt, insbesondere auch Vertretungskräfte, hat sofort Zugriff auf alle erstellten Materialien, wird sofort integriert.
 
Ich bin zwar kein Lehrer und hab den Film noch nicht gesehen, aber wieso sollte es unter Lehrern anders laufen als bei anderen Berufen? Schwierige Chefs und Kollegen gibt’s ja überall. Meine Schwester und mein Kumpel (beide Lehrer) haben da auch schon von schwierigen Persönlichkeiten erzählt.
 
Elvis (2022)

Ich habe mich vorher gar nicht über den Film informiert und war daher anfangs etwas irritiert über die achterbahnartigen Kamerafahrten, Comic-Schnipsel und verrückte Songvermischungen. Ein Blick ins Internet verriet mir, dass Baz Luhrmann der Regisseur ist.
Mit diesem Wissen fiel es mir leichter, mich auf den Film einzulassen.

Denn "Elvis" ist kein gemächliches Bio-Pic, sondern ein wilder Schnelldurchgang durch das Leben und Wirken des King. Im Vordergrund steht zum Einen die ausbeuterische Geschäftsbeziehung zu Elvis' Manager Tom Parker.
Außerdem wird Presley als eine Art weißer Jesus porträtiert, der sich gegen alle Konventionen auflehnt, sich gegen Rassismus einsetzt und nach den Attentaten aud die Kennedy-Brüder die aufgelöste Nation mit seinen Songs heilt.

Seine Zeit in Deutschland, die Filme in den 60ern und seine Beziehung zu Priscilla werden hingegen nur sehr kurz und oberflächlich abgehandelt.

Durch die ganze Hektik und maniristischen Einfälle gerät die eigentliche Faszination, die bis heute von Elvis ausgeht, leider ziemlich in den Hintergrund. Diese unverkennbare Stimme, die Hingabe seine Fans, die Kraft, die er aus seiner Musik schöpfte.... das wird erst im letzten Drittel des Films verdeutlicht.
Dafür ist dieser Teil dann allerdings auch wirklich sehr eindrücklich gelungen und lässt einen bewegt und berührt zurück.

Der Elvis-Darsteller Austin Butler macht seine Sache sehr gut, kann aber den Charme des Originals nicht rüberbringen. Tom Hanks als dubioser Manager ist wie gewohnt auf der Höhe.

Alles in allem bewerte ich den Film mit 8 von 10 Punkten.
 
Collateral (2004)

Los Angeles ist vermutlich kein Ort, an dem man es nicht mit schrägen Vögeln zu tun bekommt -- vor allem als Taxifahrer. Schicht um Schicht kommt der sympathische Max (Jamie Foxx) hier seinem Traum, mit erspartem Geld einen eigenen Limousinenservice zu gründen, näher. Eines Abends sitzt Staatsanwältin Annie Farell (Jada Pinkett Smith) auf der Rückbank, und zwischen den beiden herrscht fast sofort eine handfeste Chemie, sodass sie ihm am Ende der Fahrt ihre Visitenkarte gibt. In Gedanken noch völlig bei ihr, braucht Max einige Sekunden, um sich dem nächsten Fahrgast zu widmen: ein mysteriöser Mann namens Vincent (Tom Cruise) ist nur für eine Nacht in der Stadt und muss fünf Adressen abklappern, wofür er Max mit einer Stange Geld ködert. Gleich, nachdem Vincent am ersten Zwischenstopp ausgestiegen ist, kracht auch schon eine Leiche auf das Dach des Taxis. Dorthin befördert hat sie Vincent, der seinem geschockten Fahrer ohne Umschweife mitteilt, dass er Auftragskiller ist und noch vier weitere Ziele ausschalten muss.....

Michael Mann führt durch eine Nacht, in der ein unschuldiger Arbeiter gleich mehrfach in Lebensgefahr gerät. Der Film baut nach dem dritten Mord etwas ab (und es gibt mit Sicherheit mehr als ein plot hole), Wackelkamera-Momente sind am Anfang sowie gegen Ende etwas störend (weil sie mir einen Amateur-/Billigfilm-Look vermitteln), aber das Protagonistenduo Foxx-Cruise spielt großartig, Action ist zuhauf vorhanden, und langweilig wurde es nie.

9/10 U-Bahn fahrenden Leichen
 
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John Wick 4 (2023)

Das war irgendwie einfach nur doof, aber trotzdem unterhaltsam. Ich konnte keinen Sinn in der Handlung ausmachen und musste über manche Dialoge (sofern es welche gab) schmunzeln.

Aber Donnie Yen ist immer sehenswert (warum ist der Mann bitte schon 60 Jahre alt?) und die Choreographie war wie immer sehr unterhaltsam.

Man hätte ca. 30 Minuten kürzen können; z.B. der kurze Einschub in Berlin reichlich überflüssig.

Bill Skarsgård gibt routiniert den arroganten Bösewicht und Keanu Reeves ist....John Wick eben.

Ich gebe dem Film 7 von 10 Punkten, weil ich die Reihe einfach mag.
 
King of New York (1990)
Nach Jahren der Haft ist Bandenchef Frank White (Christopher Walken), spezialisiert auf Drogenhandel, auf freiem Fuß und lässt es auch gleich wieder krachen: als Erstes erwischt es rivalisierende Kolumbianer, die in seiner Abwesenheit an Macht gewonnen hatten. Mithilfe loyaler Untergebener (u.a. Lawrence Fishburne, Giancarlo Esposito, Steve Buscemi) hat sich der wenig geläuterte White das ambitionierte Ziel gesetzt, die New Yorker Unterwelt zu beherrschen. Weil er, abgeschirmt von Killern und erstklassiger Rechtsberatung, unangreifbar scheint, liebäugeln die Detectives Denis Gilley (David Caruso) und Tommy Flanagan (Wesley Snipes) immer mehr mit extralegalen Mitteln, um ihn zu Fall zu bringen..

Positiv fällt auf, dass Regisseur Abel Ferraras Film ein bisschen mit Erwartungen spielt: das Klischée vom Ex-Häftling, der Besserung gelobt und wider Willen zurück im "Business" landet, hat hier keinen Platz. Frank White weiß von Anfang an, dass er genau dort weitermachen wird, wo er aufgehört hat und geht denkbar brutal gegen Mitbewerber vor. Sein Motiv ist dabei altbekannt, pseudoaltruistisch und heuchlerisch (was, um einen Quervergleich zu ziehen, zB bei Vincent D'Onofrios Wilson Fisk, der ebenfalls vorgab, für "the greater good" zu handeln, überzeugender rüberkam). Das "neue", noch aber genauso wie in den 80ern kaputte NY wird großartig dargestellt und zieht den Zuschauer sofort hinein. Der Streifen hat sicher seine Schwächen - Walkens leichtes Overacting oder cartooneske Gewaltorgien - aber mir hat er auf eine gewisse Art, die vll sogar in Richtung guilty pleasure geht, gefallen. Der Kultstatus in der Hip Hop-Community (nicht zuletzt durch Referenzen des Notorious B.I.G.) ist nachvollziehbar.

8/10 während einer Party massakrierten Gangmitgliedern
 
Bring Me the Head of Alfredo Garcia (1975)
Der nur als "El Jefe" bekannte Patriarch und Oberhaupt einer Verbrecherbande (Emilio Fernández) ist am Schäumen: ein Unbekannter hat seine Tochter geschwängert und ist nirgendwo aufzufinden. So lässt er dem Mädchen vor versammeltem "Hofstaat" seiner Hacienda Gewalt antun, bis sie den Namen ihres Verführers preisgibt: Alfredo Garcia. Auf dessen Kopf setzt der Alte eine hübsche Summe aus, die alle möglichen verrufenen Gestalten zur Jagd einlädt. Zwei Amerikaner unter ihnen landen im Zuge ihrer Suche in einer Bar, in der sich ihr Landsmann Bennie (Warren Oates) als Musiker verdingt. Den Ahnungslosen spielend, wendet er sich an seine Geliebte Elita (Isela Vega), von der er weiß, dass sie Garcia kennt. Elita ist es auch, die ihm das Problem an der Sache mitteilt: Alfredo Garcia ist kürzlich bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt und damit längst außer Reichweite jeglicher Verfolger. Trotzdem beschließt Bennie, El Jefe wortwörtlich den Kopf Garcias zu bringen, um das von ihm dringend benötigte Geld einzukassieren....

Sam Peckinpah, der mir immer mehr vorkommt wie ein Vorläufer Tarantinos, hat hier leider eine totale Gurke abgeliefert. Der Film ist vor allem eines: langweilig. 2/3 der Laufzeit vergehen mit einem Protagonisten, der mit Alkohol in der Hand und seiner Geliebten im Arm - die praktisch nichts zu tun hat, außer oben ohne dazustehen und geschockt in die Kamera zu blicken - quer durch Mexiko zu irren (Tiefpunkt war wohl die abstruse "Vergewaltigung"sszene). Erst im letzten Drittel kommt so etwas wie Spannung oder Tempo auf, aber das ist letztlich zu wenig und zu spät, um den bis dahin quälenden Ablauf vergessen zu machen. Kann man getrost auslassen!

4/10 in Säcken transportierten Köpfen
 
Massive Talent (2022)

Ein herrlich schräger Metafilm mit tatsächlich zwei massiv talentierten Schauspielern.
Nicolas Cage und Pedro Pascal sind mit sichtlich viel Spaß an der Sache dabei.
Ich habe mich schon lange nicht mehr so sehr während eines Films amüsiert.

Ich bewerte den Film mit 9 von 10 nicht-haltgebenden Wildlederslippern.
 
Mein letzter Film war „Skinamarink“. Sehr merkwürdiger Film. Er besticht vor allem durch seine exzentrischen Kameraperspektiven und Blickwinkel, spielt aber leider gefühlt zu 90% in absoluter Dunkelheit sodass man nichts erkennt. Es passiert auch nicht viel, und aus dem wenigen gesagten wurde ich nicht wirklich schlau. Folgerichtig wäre ich zur Hälfte hin beinahe eingeschlafen, um dann vom einzigen Jumpscare des Filmes (bewusst deswegen dort platziert?) wachgerüttelt zu werden. Alles in allem sehr schwere Kost, und irgendwie bin ich mir noch unschlüssig ob ich den Film als interessantes Experiment oder als einfach nur ziemlich mies abtun soll.
 
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The Creator (2023)

Hab den Film gestern gesehen und irgendwie hat mich die ganze Zeit ein seltsames Gefühl beschlichen, als würde ich den Film schon kennen. Das fängt mit dem Hauptcharakter von zweifelhafter Moralität an, geht mit einem ziemlich imperialistisch und skrupellos agierenden Feind weiter und hört mit viel Getöse und einem Pärchen-Heldentod auf. Nicht wirklich schlecht, aber der Film ist halt einfach redundant. Und ja, nachdem ich dann gesehen hab, wer der Regisseur war, ist es dann auch deutlich gewesen: Im Prinzip ist das alles nochmal Rogue One, nur in "deutlich weniger gut". Eine protzige Hommage an den Todesstern darf mit NOMAD folgerichtig natürlich auch nicht fehlen.

5/10
 
Ich habe heute zum ersten Mal „Das Omen“ gesehen. Alte Klassiker fair zu bewerten fällt mir immer etwas schwer weil sich oft Tropes die damals noch ganz neu waren mittlerweile abgenutzt haben. Was auf alle Fälle hier aber positiv im Gedächtnis bleiben wird ist der Soundtrack: Hammer stark und hauptsächlich mit verantwortlich für die durchgängig packende Athmosphäre des Films.
 
The Killing of a Chinese Bookie (1976)

In Los Angeles betreibt Cosmo Vitelli (Ben Gazzara) einen heruntergekommenen Stripclub, dem er mit Musicalnummern halbwegs so etwas wie einen künstlerischen Anspruch verpassen möchte, der aber vom Publikum, das lieber die Körper der jungen Tänzerinnen begafft, nicht immer goutiert wird. Den Vorzügen des Nachtlebens ist der Chef selbst nicht abgeneigt; und als er nach einer leichtfertig begonnenen Pokerrunde plötzlich mit 23.000$ in der Kreide steht, übernehmen seine mafiösen Gläubiger den Club. Allerdings bieten sie Vitelli in scheinbarem Großmut einen Ausweg des Schuldenerlasses, sollte ihm gelingen, was sie selbst nicht geschafft haben: den einflussreichen Buchmacher Benny Wu (Soro Joe Hugh) zu töten...

Mein erster Film der Regielegende John Cassavetes. Leider eine ziemliche Enttäuschung, weil er für diesen mageren Inhalt viel zu lang geraten ist (ich habe die ursprüngliche Fassung von knapp über zwei Stunden gesehen, die kurz nach Erscheinen entstandene 108-Minuten-Version stelle ich mir deutlich besser vor). Zu viele überflüssige Nachtclubszenen mit schlechten und daher nervigen Musikeinlagen sorgen dafür, dass die Handlung erst nach fast einer Stunde in die Gänge kommt (habe daraufhin, was ich sonst wirklich nie mache, mehrmals ein wenig vorgespult). Was der Titel verspricht, wird dann als "Höhepunkt" in knapp 10 Minuten abgehandelt. Schwere Kost, nicht zur Nachahmung empfohlen.

4/12 zur Ablenkung von Wachhunden gedachten Hamburgern in braunen Papiertüten
 
Phantom Thread (2017)
Im Großbritannien der 1950er ist der Name des Modedesigners Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) Qualitätsgarant. Seine Kunden sind ausschließlich Angehörige der gesellschaftlichen Elite, gehören teilweise sogar Königshäusern an. Privat ist dieser Meister seines Fachs ein exzentrischer Kontrollfreak; Schwester Cyril (Lesley Manville) hilft ihm zuverlässig dabei, Ablenkungen - das heißt Frauen, derer er überdrüssig wurde - sofort wieder loszuwerden. Als Woodcock beim Mittagessen der jungen Kellnerin Alma (Vicky Krieps) begegnet und um sie wirbt, scheint zunächst nur eine weitere flüchtige Episode nach Schema F anzustehen. Doch Alma ist hartnäckig, lässt sich auch von Reynolds' emotionalen Talfahrten nicht wegekeln und inspiriert ihn zu neuen Höchstleistungen...

Nach dem gelungenen There Will Be Blood (2007) war ich sehr auf diesen Film von Paul Thomas Anderson gespannt. Die eher unspektakuläre Geschichte lässt den ausgezeichneten Leistungen der Hauptdarsteller den Vortritt -- Day-Lewis (als traumatisiertes Genie, das sich immer wieder wie das reinste Arschloch verhält) ist sowieso immer eine Bank, auch Krieps und Manville leisten ihren Anteil. Einzig die Halluzinationssequenz mit der verstorbenen Mutter fand ich in dieser Form unnötig. Ich hätte an sich aber noch stundenlang den intensiven Auseinandersetzungen eines Mannes, der Besserung will und als Gefangener seiner Gewohnheiten (bzw. persönlicher Dogmen) nicht anders kann, zuschauen können.

9/10 ins Essen verarbeiteten Giftpilzen
 
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