Alderaan, Delaya (Alderaan-System)

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Der Jedi mit adeligen Wurzeln ging sofort auf Kates Aussage ein, auch wenn er offenbar von irgendetwas abgelenkt wurde. Kate bemerkte den suchenden Blick und dass dieser bei Tenia hängen geblieben war. Ein Jammer, dass sie ihn wohl von wichtigerem ablenkte. Freundlich, aber bestimmt, was sie als eine wunderbare Kombination empfand und amüsiert schmunzelte, während sie nicht ihn, sondern die essbaren Auslagen betrachtete.

"Ich bin mir sicher, dass dem so ist."

Oder auch nicht. Wer wusste schon, was im Kopf des Grafen vor sich ging? Er würde in jedem Fall nicht riskieren, sein Ansehen bei dem alderaanischen Adel zu verlieren. Trotzdem musste er auch sicherstellen, dass er seinem Rang im Orden gerecht wurde und dass ihn nicht alle Sith für einen ihresgleichen hielten, war Kate bereits aufgefallen. Die Jünger waren leicht zu manipulieren, doch die anderen Exekutoren... Es war fraglich, ob sie seine Methoden befürworteten oder für unangemessen hielten. Wenn sie an Zions Haltung dachte, als sie sich auf Empress Teta gesehen hatten und dabei hatte er nicht einmal etwas sagen müssen. Seine Körpersprache, seine Ausstrahlung hatten genügt um zu vermitteln, dass er ein ganz anderes Kaliber war, als Janus Sturn. Er war groß und besaß eine natürliche Autorität, wie kaum jemand, den sie bisher kennenlernen durfte. Aber bevor ihre Gedanken komplett abdrifteten in Schwärmereien über einen Mann, den sie so gar nicht kannte, riss sie sich doch lieber wieder zusammen.
Crant bot ihr ein Glas Wein an, das sie auch entgegen nahm, obwohl sie vorher am Verhandlungstisch abgelehnt hatte. Sie wollte ihm nicht vor den Kopf stoßen. Noch nicht!

"Ich beobachte lieber, als zu viel zu reden. Beim Sabbacc hilft einem dieses Verhalten ungemein!"

Mittlerweile hatte sie sich ihm komplett zugewandt und sah ihn direkt von unten her an. Sie war relativ klein und doch zeigte ihre Haltung, dass sie über diesem unglücklichen Umstand stand und es ihr nichts ausmachte, zu einem Mann aufzusehen. Steven brachte die Sprache schnell auf ihren Namen und die damit verbundene Herkunft. Er behauptete, dass der Name in der Galaxis bekannt wäre und besonders bei den Jedi große Erwartungen schüre. Dem konnte sie guten Gewissens widersprechen, auch wenn sie derselben Meinung war wie er. Sie war an diesem Tisch eines besseren belehrt worden.

"Scheinbar nicht mehr bei vielen Jedi. Ich habe den Eindruck, dass vielerlei der eigenen Geschichte nicht mehr gelehrt wird. Auch Traditionen und Verhaltensregeln verkümmern offenbar, sieht man sich die jungen Kollegen an."

Sie sprach absichtlich von Kollegen, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie selbst zur Ritterin ausgebildet worden war und das von niemand geringerem als ihrem Vater selbst.

"Zu meiner Zeit wurde der Kodex noch geachtet, Ritter Crant."

Der Kodex, von dem sie nie viel gehalten hatte. Kate war die Heucheleien des Ordens schon damals Leid gewesen. Sie hatte die Freiheiten als Schmugglerin vermisst und war zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurückgekehrt, auch wenn dies laut ihrer Erinnerung (die ohne ihr eigenes Wissen von den Krath verändert worden war) bei vielen Jedi auf Unmut gestoßen war.
Sie wandte sich wieder dem Buffet zu und nahm sich eines der Häppchen.

"Ich bedaure den Verfall des Jedi-Ordens. Umso mehr sehe ich, dass die Strukturen und Ordnung innerhalb des Imperiums zu Ergebnissen führen, die wir auch heute anstreben sollten."


Die Talusianerin lächelte und biss von dem leckeren Gebäck ab. Sie war gespannt, was er ihr entgegenzusetzen hatte.


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Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna

Es hätte Brianna weitaus mehr Genugtuung bereitet, die beiden von Janus' doofen Jüngern, die vor seiner doofen Tür standen, einfach platt zu machen und voilá, schon gäbe es zwei potentielle Sith weniger in der Galaxis. Aber das hätte ihr sicher diplomatischen Ärger eingebrockt, so wie man in diesem doofen Schloss sowieso nichts durfte außer sich vollzufressen, sich zu betrinken und doofe Phrasen zu dreschen, dessen Aussagekraft bei näherer Betrachtung zu einem ganz kleinem Punkt des Radiuses null zusammenschrumpfte. In der Art, wie sich die Begegnung mit den Jüngern ausgespielt tatsächlich hatte, hatte sie kein bisschen zu Briannas Beruhigung beigetragen, eher im Gegenteil. Große Genugtuung hatte es nicht bereitet, die beiden Luschen in Angst und Schrecken zu versetzen, dafür ärgerte sie sich darüber, dass diese hier mit ihren Lichtschwertern (wenn es nicht bloße zeremonielle Attrappen waren) herumfuchtelten, während die Jedi sämtliche Waffen auf der ‚llum‘ zugelassen hatten, und das keineswegs freiwillig. Morgen verlangte man von ihr womöglich noch, dass sie ihre Fäuste in riesige Wattebäuschchen steckte, und zugleich jedes andere Körperteil, welches sie als Waffe zu benutzen vermochte, also praktisch den gesamten Körper – und selbst damit hätte sie die zwei Nasen noch umgehauen. Wenn so ein Wattebausch erst einmal Fahrt aufgenommen hatte…

Also näherte sie sich, ohne dass jemand einen ernstzunehmenden Versuch unternommen hätte, sie daran zu hindern, Janus, der sowohl Stein des Anstoßes war als auch einer der Gründe, die Mission nicht einfach hinzuschmeißen und abzuhauen. Er wirkte keineswegs überrascht, sie zu sehen. Sicher hatte er sie schon von weitem kommen gespürt. Zudem wirkte er kein bisschen nervös. Brianna hätte sich sehr viel besser gefühlt, wenn sie wenigstens ein bisschen Unruhe gespürt hätte. Aber das… die Aura der überlegenen Gleichgültigkeit, die der Sith an den Tag legte, war Wasser auf die Mühlen des geschätzten Drittels der Echani, das ihm am Liebsten den Kopf abgerissen hätte. Das amüsierte Lob für ihre Fähigkeiten schmeichelte ihr daher kein bisschen.


„Pflanzen sind auch Lebewesen, damit du es weißt! Davon abgesehen hast du wirklich gar keine Ahnung von Killiks, oder?“


Entgegnete Brianna scharf. Killiks nahmen sich nicht als Individuen wahr, wusste sie, sondern nur als Kollektiv. Deshalb gab es dort auch keine romantischen Beziehungen und die einzige Art, wie Prinzessin Eila den Killiks ihrer Ansicht nach deutlich näher kommen würde, wäre als Verbundene. Der erste Lichtblick in der ganzen Unterhaltung war Janus' Missbilligung der Blumenspende an die Meditationsgärten, darüber freute sie sich diebisch. Oh ja, seine schönen Blumen, welche die Silberhaarige zugegebenermaßen wirklich mochte, gehörten jetzt zum Inventar des Tempels und halfen Jedi, zu meditieren. Aber es würde sicher niemand ein Schild anbringen, auf dem stand: ‚gespendet von Graf Janus Sturn‘. Viel Versöhnliches konnte Brianna sonst auch nicht entdecken. Ja, alle zogen auf Alderaan an einem Strang oder wie?


„Thuls und Organas, Sith und Jedi wollen jeweils nur eine Eskalation auf Alderaan verhindern. Wenn alle dasselbe wollen, warum müssen dann so lange darüber diskutieren?“


Meinte sie sarkastisch, dabei wusste sie ganz genau, dass dem nicht so war. Janus wollte wahrscheinlich als Diplomat glänzen und die Situation auf Alderaan friedlich in den Griff bekommen, als Sith konnte er sicher auch mit einer Eskalation leben. Die Republik dagegen musste an der Wahrung des Status Quo, der offen bekundeten Unzufriedenheit mit dem Imperium, gelegen sein. Alderaan als Unruheherd, dessen innenpolitische Spannungen womöglich auf andere imperiale Kernwelten abfärbten. Demnach müsste sie auch eher mit einer Eskalation als mit einer Beruhigung der Lage leben können. Das war auch der einzige Reim, den sie sich auf die seltsame Nachricht machen konnte, die sie auf dem Gang per Kom erhalten hatte.

Janus näherte sich Brianna und senkte seine Stimme, was der ganzen Situation etwas Intimes, Persönliches verlieh. In trauter Zweisamkeit auf einem Balkon in einem Palast auf Alderaan, oder sowas in der Art. Eigentlich war sie diejenige, die die ganze Angelegenheit immer wieder auf die persönliche Ebene brachte, dabei wollte sie das letzten Endes gar nicht. Sie wollte nicht von ihm verletzt werden, hatte aber ein Nuna mit ihm zu rupfen. Dabei hätte sie es eigentlich besser wissen können und müssen – und es passierte wieder.


Für ihn war das also alles ein Spiel, ein Spiel, nur zwischen ihnen beiden, schon seit jeher. Aber Brianna war diejenige, die auf Korriban um ihr Leben hatte kämpfen müssen, deren Karriere durch das Fiasko auf Taris einen Knick bekommen hatte, die hier auf Alderaan bloßgestellt wurde. Für sie war das alles bitterer Ernst. Sie spielte keine Spiele. Janus dagegen machte anscheinend nichts anderes.

Er kam noch einen Schritt näher, so nahe, dass die Silberhaarige ihn hätte küssen können – oder erwürgen, wonach ihr wesentlich eher war. Seine Augen konnte sie nun noch besser sehen: diese sonderbaren Augen, ein Opfer auf dem Weg zu größerer Macht? Seine normalen, grünen Augen nur eine Eitelkeit? Brianna wusste ganz gut, dass manche Sith gelbe Augen bekamen. Bei Ranik war es so gewesen, bei Kira noch nicht. Aber Janus konnte die Intensität des Gelbs verändern, so etwas hatte die Echani noch nie gesehen. Eine Übergangsphase? Wohl kaum. Es war ihr ganz ehrlich ein wenig unheimlich. Angst machte er ihr keine. Sie hatte nie vor etwas Angst.


Im Gegensatz dazu war Brianna nicht so vermessen, sich als ‚selbstlos‘ zu sehen. Sie wusste ganz genau, dass das nicht der Fall war, und sie machte sich etwas aus Rängen und Titeln. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie da jemandem egal sein konnte und glaubte, dass es bei den meisten auch nicht stimmte. Janus war ein Vollstrecker, immerhin nur das, der Rang von Ranik, kein ‚echter‘ Lord, und ein Inquisitor, das passte wenigstens zu ihm. Genauso wie sein nächster Dejarikzug, auf ihrer Rangungleichheit herumzureiten. Ich bin Vollstrecker, du aber noch keine Meisterin, ätschibätsch. Das sah ihm ähnlich! Salz auf die Wunde! Sie müsste längst eine Meisterin sein und selbst Janus wusste es! Es ließ die Demütigung vor dem Rat wieder lebendig werden, wo sie die Beförderung eingefordert, aber nicht bekommen hatte. Sie spürte die Wut aufs Neue, und vergaß wieder, dass ihr anschließender Ausbruch sie nur noch tiefer in den Schlamassel geritten hatte. Er erinnerte sie daran, wie er ihre Beziehung mit einem Spiel gleichsetzte. Brianna hatte ihm viel Zeit gegeben, sich zu erklären, seine Reden zu schwingen, war nun aber kurz davor, zu platzen. Hitzig schimpfte sie sich den Frust von der Seele:

„Ein Spiel?! Das alles ist nur Spiel für dich?! Für mich war es kein Spiel, auf Korriban um ein Haar in der Sonne geröstet und anschließend beinahe von Ranik getötet zu werden! Für die Alderaaner, für die ihre Zukunft und die ihrer Welt auf dem Spiel steht, auch nicht, oder die Caamasi, am Rande des Aussterbens! Deine eigene Heimatwelt gleich mehrere Schritte voranzubringen auf dem Weg, bald nur noch die Heimat für Rakghoule zu sein, lustiges Spiel, haha. Was ist es, das ich an mir habe, dass jeder so gern Spiele mit mir spielt?! Du, der mich nicht ernst nimmt? Der Rat, der mir den mir zustehenden Rang vorenthält und mich stattdessen als Diplomatin durch die Galaxis schickt? Die Alderaaner, die permanent versuchen, mir ein Glas ihres tollen Alkohols in die Hand zu drücken? Die Echani! Ich bin es leid! Leid, zu allen nett zu sein, um hinterher verarscht zu werden! Aber nicht mit mir! Ich werde euch allen lehren, was es heißt, eure Spielchen mit mir zu spielen!“


Erst jetzt merkte sie, dass sie ihre Finger irgendwie in das Mauerwerk des Palastes am Durchgang zum Balkon geschlagen hatte. Da waren plötzlich fünf Löcher im Permabeton, der zudem bröckelte, als sie ihre Hand zurückzog, die Finger grau von Betonstaub. Wie sie das geschafft hatte, noch dazu ohne es überhaupt zu bemerken, war ihr ein Rätsel.


Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna
 
~ Alderaan - Schloss Organa - großer Verhandlungssaal - NPCs; Janus, Jarael und Kate; Senator Fensa, Agent Fontaine, Tenia, Akani, Bailee, Brianna und Steven ~

Der Baron von Cirrus nippte an seinem Glas alderaanischen Rotwein. Das edle Getränk musste man in kleinen Schlücken genießen, den Moment des trockenen aber dennoch köstlich süßen Weins der sein Aroma gänzlich erst im Mund des Genießers entfaltete, durfte schließlich nicht achtlos nebenbei erlebt werden. Ähnlich war es mit unterhaltsamen oder lehrreichen Unterhaltungen. Gespräche konnten nicht nur reine Informationen überbringen, sondern auch Gefühle, Emotionen und Beziehungen zwischen verschiedenen Individuen beinhalten, wenn man nur ganz genau hinhörte.
So ließ auch die Antwort von Kate Manice wohl ein wenig auf ihr Verhältnis zu ihrem Meister Janus Sturn schließen. Diese Antwort kam nämlich, so schätzte Steven es ein, nicht aus tiefster Überzeugung und nur gänzlich beiläufig. Die Schülerin des Sith widmete sich dann doch lieber dem Buffet als ihrem Gesprächspartner.

Sturn war also auch der Meinung die Debatte müsste friedlich ablaufen? Das war vielleicht nicht mal gelogen, denn hinter den Kulissen und auf den Schlachtfeldern wurden keine Debatten geführt. Die Worte eines Sith waren im Verhandlungsraum eines, doch vor den Türen oft gänzlich anders.

Manice offenbarte dem Jedi, dass sie sich lieber in einer beobachtenden Position sah und dort auch wohl fühlte. Sie verglich die Verhandlungen mit dem Glücksspiel Sabacc. Ob sie dann hier wohl auch bluffte und einen hohen Einsatz setzen würde? Steven musste sich zurückhalten um nicht die Nase zu rümpfen. Sabacc kannte er nur als Spiel von Halunken, Söldnern und dreckigen Cantina-Besuchern.

"Schön und gut, doch wie sollte das Spiel enden, wenn Ihr nur beobachten würdet?"

fragte der Baron herausfordernd. und biss von einem der kleinen Häppchen ab.


"Ich teile Eure Vorliebe für Glücksspiel, wobei ich eher Schach oder Dejarek bevorzuge. Ich hoffe jedoch Ihr teilt ebenso wie die republikanische Delegation die Meinung, dass dies hier keineswegs ein Glücksspiel für uns alle ist!"
Natürlich war es das für die Imperialen. Zumindest für Janus dürfte dies alles hier ein großes Spiel um Intrigen und Gefühle sein. Besonders Brianna dürfte er da besonders ins Visier genommen haben, wenn man die Spannung zwischen den beiden bemerkt hatte.

"Auch wenn es der Rat sicher nicht gerne hört: Ich für meinen Teil betrachte den Kodex als moralischen Kompass und weniger als enges Reglement."

Steven war hierbei wirklich Ehrlich. Was brachte es den Kodex nach engsten Vorgaben zu befolgen, wenn die Macht anders entscheiden würde. Sie waren Jedi und musste auf ihre Gefühle vertrauen. Dennoch war der Kodex in dem Sinne wichtig, dass er einem Machtnutzer Orientierung gab.

"Die lebendige Macht führt uns und sie ist alles andere als geordnet so wie es das Imperium gerne hätte."
würde es nach dem Kodex gehen, würde er nicht ein aufrichtiges Gespräch mit einer Sith oder der Schülerin einer Sith führen. Die Macht war es, welche alle Delegierten hier zusammenbrachte, welche Tenia und Steven wieder zusammenführte und ebenso Janus und Brianna. Es geschah aus einem Grund, vielleicht nicht immer eindeutig, aber dennoch steckte ein tieferer Sinn in den Entscheidung der Macht.

"Ihr sprecht von Ordnung und Strukturen. Doch um welchen Preis? Ihr müsst mir verzeihen, ich widerstrebe nicht generell diesem Gedanken, doch das Imperium schafft Ordnung durch Kontrolle, durch Unterdrückung. Welche Möglichkeiten haben die Völker, welche eine andere Ordnung anstreben, als Euer Imperator? Er wird keinen Planeten in Ordnung einen können ohne Kontrolle und Zwang einzusetzen. Ordnung und Chaos müssen im Gleichgewicht sein, nur so kann sich ein Individuum entfalten."
Steven sprach nicht davon, dass die Neue Republik perfekt war. Auch sie hatte ihre Probleme, Skandale, hatte korrupte Politiker und unfähige Anführer, doch die Bürger waren frei, nur eingegrenzt und reguliert durch sich selbst als Volk.

"Miss Manice, die Macht selbst ist das reinste Chaos. Der Versuch des Imperators das Leben in Ordnung und Struktur zu zwingen ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen."
Steven lächelte die Sith-Schülerin freundlich an. Es war fast schon ein bedauerndes Lächeln. War sie doch nicht viel mehr als eine Gefangene ihrer eigenen Gedanken, der Sith und des Imperiums. Ihre Aura war ebenso anders als die von Janus oder den anderen Sith, welche Steven begegnet sind. Sie war so viel komplexer, unbeschreiblicher. Kate Manice machte nicht den Eindruck einer blutrünstigen, machthungrigen Sith.. sie war vielmehr eine verblendete Reisende auf der Suche nach ihrem Platz in der Galaxis.
Steven musste seinen faszinierten Blick abwenden, er wollte die Imperiale nicht so lange angucken, dass es ihr unheimlich wurde. Vielmehr widmete er sich wieder seinem Rotwein und ließ sich noch einen Schluck einschenken.


~ Alderaan - Schloss Organa - großer Verhandlungssaal - NPCs; Janus, Jarael und Kate; Senator Fensa, Agent Fontaine, Tenia, Akani, Bailee, Brianna und Steven ~
 
Alderaan - Apalisküste – Schloss Organa - Großer Saal – Bailee, Brianna, Jarael, Kate, Tenia, Fensa, Fontaine, Janus, Steven, Akani und NPCs


Brianna war offensichtlich nicht mehr angetan von den Worten des Sith als Akani, allerdings deutlich erregter darüber und auch bereit, ihrem Unmut Äußerung zu verschaffen. Als ihr der Kragen platzte, ging sie zu einem äußerst direkten Gegenangriff auf Janus über.
Zunächst führte sie irgendeine Rakghoul-Seuche an, an deren Freisetzung auf Taris Janus wohl konkret mitgearbeitet hatte. Sie erwähnte einige weitere Welten, die unter dem Imperium leiden mussten, und wandte sich kurz darauf den Punkten zu, die Jarael etwas früher angesprochen hatte. In Akanis Augen ziemlich treffen erkundigte sie sich danach, wieso die Vahla plötzlich einen so großen Stellenwert auf Alderaan hatten und inwiefern Ereignisse, die Jahrhunderte her waren, in der aktuellen Lage von Bedeutung waren. Außerdem kritisierte die Echani Janus‘ Darstellung ihres Heimatplaneten und seine Schlussfolgerung für Alderaan.
Janus wiederum schien an einer äußerst kurzen Halbzeit seiner Erinnerungen zu leiden, hatte er doch bereits seine theatralische Machtdemonstration von eben vergessen und stattdessen entschieden, Brianna zur Mäßigung aufzurufen. Fast wollte Akani lachen, bevor ihm einfiel, dass es dazu keinen Grund gab…


Der Chiss konnte nicht verhindern, ein wenig abzudriften, als das gegenseitige Steinewerfen weiterging. Er verstand nun erstmals, wie weit entfernt diese Verhandlungen von denen seines Vaters mit Geschäftspartnern waren. Damals hatten beide Seiten in den allermeisten Fällen ein gemeinsames Interesse gehabt – obwohl sicherlich dennoch jede Seite ihr eigenes Interesse deutlich höher geschätzt hatte -; hier dagegen fühlte sich Akani an einen Spielplatz erinnert, auf dem zwei Kinder miteinander um ein Spielzeug stritten und partout nicht zu einer Einigung kommen wollten.
Tenia sprach leise Akanis – nicht völlig ernst gemeinten – Punkt an.

„Etwas über Thyferra zu sagen, würde nicht helfen. Wir würden uns auf die gleiche Stufe begeben wie er, aufwiegen und schlimmer noch, er würde lügen.“
Akani schnaubte leise.
„Ich glaube, das wäre nicht das erste Mal…“

Die Nullianerin ergriff vor der Gruppe das Wort.

„Es wird sich zeigen, wer von uns in relevante Gruppen unterteilt und unangenehme Themen ausklammert. Ausklammerung beginnt schließlich damit, von ‚ihr‘ statt ‚uns‘ zu sprechen oder in ‚ihr‘ und ‚wir‘ zu unterteilen.“
Anschließend sprach sie auch schon direkt das weitere Vorgehen an, ohne weiter auf den Sith einzugehen.
Holt Organa tat in dieser Situation zugegebenermaßen das einzige richtige und nahm eine mehr oder minder neutrale Position zwischen beiden Fronten ein, obwohl er Janus dennoch eine abschließende Portion Honig ums Maul schmierte, bevor dieser endlich den Raum verließ. Akani spielte mit dem Gedanken, ihm noch eine Kojanuss an den Hinterkopf zu werfen; dies würde vielleicht sogar seinem Gedächtnis guttun…
Auch eine der Begleiterinnen des Sith verschwand, und die drückende Aura hob sich merklich.


Brianna besprach noch kurz etwas mit ihrer Schülerin, bevor sie ebenfalls aus dem Saal eilte. Steven unterhielt sich anscheinend überaus angeregt mit Kate; Fensa hatte der Chiss aus den Augen verloren.
Prinzessin Eila wiederum gestikulierte Tenia, Bailee und Akani eifrig aus dem Raum, während sie bereits einen Vorschlag bezüglich Tenias Anmerkung einer Geste guten Willens anbrachte.


Akani konnte nicht umhin, die Frau erstaunt anzusehen.
„Verzeiht, Prinzessin, aber haltet Ihr es für eine gute Idee, Euren Cousin gegen den Willen Eures Vaters zu befreien und dann auch noch zu den Killik zu bringen? Versteht mich bitte nicht falsch, ich vertrete keineswegs die Ansicht, Ihr müsstet Lord Organa um Erlaubnis bitten, wenn Ihr das Schloss verlassen wollt, aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass Euer Vater diesen Punkt anders sieht. Es bedurfte einiger Überredung, seine Zustimmung zu unserem Plan zu bekommen, und er wird sicher nicht begeistert sein, wenn ein weiterer Angehöriger seines Hauses sich den Killik anschließt…“
Dabei erwähnte Akani nicht, dass ihm die Meinung von Holt Organa eigentlich völlig egal war. Er wollte nur nicht, dass der Mann die Schuld dann plötzlich auf die Jedi schob und sich nochmehr an den Sith heranschmiss, als er das bereits tat.


Alderaan - Apalisküste – Schloss Organa - Großer Saal – Bailee, Tenia, Akani und NPC
 
Alderaan- Apalisküste-Schloss Organa-Grosser Verhandlungsraum- mit Akani,Steven, Fensa, Tenia, Jarael und Kate- auf dem Balkon: Janus und Brianna

Brianna war frustriert. Das der Rat sie nicht zum Meister befördert hatte, würde ihr wohl noch lange die Laune verderben. Wenn Bailee Pech hatte, änderte sich das erst, wenn die Echani ihr Ziel erreicht hatte. Je nach dem wie nachtragend die Jedi sein konnte, würde sie sogar danach noch ein wenig grummelig sein. Leider schien der Sith zu wissen, das Brianna kein Meister war und Brianna tat ihr gleich noch mehr leid. Ob es das war, was Brianna dem Sith dann unter vier Augen unter die Nase reiben wollte? Auf der einen Seite würde Bailee ja nur zu gern wissen, was die beiden zu bereden hatten. Aber sie achtete auch die Privatssphäre ihrer Meisterin und sah deshalb seuftzend zu der kleinen Jedi, an die sie sich jetzt halten sollte. Ausgerechnet die, die sie am wenigsten leiden konnte. Warum ihre Meisterin so sehr etwas gegen das hatte, was der Ritter Crant gesagt hatte, verstand Bailee eigentlich nicht. Sie hatte nicht das Gefühl, das persönliche Ansichten der Grund für seine Aussage waren. Viel mehr erschien es Bailee so, als wollte er der Vahla damit den Wind aus den Segeln nehmen und die Neue Republik und den Jedi-Orden ins richtige Licht rücken. Die Jedi waren sicher nicht die Bösen und wenn die Vahla von ihrem Heimatplaneten vertrieben wurden....tja, was könnte das für einen Grund gehabt haben? Leider war Bailee jetzt genauso schlau wie vorher und von dieser Tenia würde sie garantiert keine Antworten diesbezüglich erhalten. Und genaugenommen wollte sie sie von ihr auch garnicht haben. Halt dich an Tenia. Vielen Dank auch. Bailee widmete sich noch einmal einer Häppchen-Platte und schlenderte dann viel zu langsam zu der kleinen Jedi. Alles in ihr sträubte sich eigentlich dagegen, aber vielleicht konnte sie ja doch noch was Brauchbares aufschnappen.Die kleine Jedi schien den Ausflug zu den Killiks zu planen und den Aufbruch vorrantreiben zu wollen. Sollte sie da mitgehen, falls Brianna bis dahin mit ihrem Gespräch noch nicht durch war? Wollte sie das überhaupt? Die Nautolanerin atmete tief durch und versuchte sich zusammenzureissen. Sie hatte den Schulhof schliesslich schon längst hinter sich gelassen und sollte das vielleicht auch zeigen. Zumindest halbwegs.

"Hallo. Brianna meinte eben, ich solle mich an euch halten und euch ein wenig über die Schulter gucken."


begrüsste sie die kleine Frau also noch einmal und lächelte. Auch ihrem Padawan schenkte sie ein Lächeln und hoffte, dass sie die anfänglichen Startschwierigkeiten überwinden konnten.

Alderaan- Apalisküste-Schloss Organa-Grosser Verhandlungsraum- mit Akani,Steven, Fensa, Tenia, Jarael und Kate- auf dem Balkon: Janus und Brianna
 
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna

Auf eine Gelegenheit wie diese hatte Janus schon lange gewartet, ja gehofft. Der ehrgeizige Sith war Opportunist im besten Sinne, wann immer sich Chancen und Möglichkeiten boten, griff er zu und nutzte sie. Das Geheimnis seines kometenhaften Aufstiegs lag sicherlich zum einen in langfristigen, sorgfältig ausgearbeiteten Plänen, aber nicht minder an eben dieser Fähigkeit, im richtigen Moment seine Vorstellungen anzupassen. Als er erfahren hatte, dass niemand anderes als Brianna Teil der republikanischen Delegation auf Alderaan war, hatte der schlanke Halb-Echani sofort Überlegungen angestellt, wie er sich diesen Umstand zunutze machen konnte. Die silberhaarige Jedi und ihn einte eine ganz besonderes Band, und über dieses Band wusste Janus von ihren Schwächen und den Eigenschaften, die für ihn von Vorteil sein konnten. Auch wenn Brianna bedauerlicherweise immer wieder die Plattitüden der Jedi verkündete und wie während der Verhandlungen eindrücklich demonstriert bestenfalls naiven Vorstellungen von der Gleichheit aller Lebewesen anhing, waren da doch Lücken in dieser hellen Fassade, dunkle Flecken. Anflüge von Erkenntnis, dass die Dunkle Seite stärker war, dass sie die Wahrheit der Galaxis abbildete und denjenigen, die den Mut und den Willen besaßen, sie zu nutzen, zu wahrer Macht und Freiheit verhelfen konnte. Die Jedi verweigerten sich dieser Einsicht, versteckten sich hinter ihren nervtötenden Idealen und ihren lächerlichen Moralvorstellungen, predigten Zurückhaltung, Demut und Bescheidenheit, ja geradezu Emotionslosigkeit, kaum besser als Droiden. Marionetten des Rates, nichts weiter, dachte sich Janus und für einen kurzen Moment fühlte er beinah so etwas wie einen Anflug von Miteid für diese blinden Narren, die ihr Potential verschleuderten. Es war ein Jammer, eine wahre Verschwendung, und umso mehr sah es Janus als seine Aufgabe an, den wenigen Jedi, die tatsächlich einen Funken von Verstand besaßen und den Aufwand wert waren, den Weg zu weisen. Und Brianna...nun, sie war den Aufwand ohne Zweifel wert. Die Echani war stolz und temperamentvoll, eine starke Kriegerin und eine betörend schöne Frau, und wenn ihr Zorn aufflammte, konnte Janus ein Abbild von dem erhaschen, was sie sein könnte. Ohne Zweifel, sie hatte Potential, aber noch haderte sie damit, noch klammerte sie sich an die Lehren der Jedi. Glücklicherweise verhielt es sich mit der Dunklen Seite wie mit Schwerkraft – alles, was es brauchte, war ein kleiner Schubs. Angesichts des Zorns, den Brianna ausstrahlte und der seine Leibwächter in die Flucht geschlagen hatte, gestattete sich Janus ein schmales Lächeln. Ja, sie war auf dem richtigen Weg. Nur noch ein wenig mehr...

Briannas energische Belehrungen bezüglich Flora und Fauna im allgemeinen und der Killiks im speziellen quittierte der blasse Aristokrat mit einem gerade provozierend nonchalanten Lächeln, ein mimisches Schulterzucken, das verriet, dass Janus sehr wohl über die Natur der Insektoiden im Bilde war, sich aber auf ihre Kosten und die der silberhaarigen Jedi gerade köstlich amüsierte.


„Sagen wir es so, ich bin ihnen nicht so verbunden wie die geschätzte Prinzessin es wohl gerne wäre. Verzeih mir das Wortspiel, das muss an den Verhandlungen liegen.“


Janus präsentierte ein Lächeln, das einem hungrigen Nexu gut zu Gesicht gestanden hätte, und neigte leicht den Kopf, während er geduldig auf Briannas nächste Worte wartete. Die Echani ließ es sich ihrerseits nicht nehmen, ihm Sarkasmus an den Kopf zu schleudern. Angesichts der Tatsache, dass sie ihm stattdessen auch die Tür entgegenwerfen hätte können, wohl die mildere Variante, auch wenn ihre beißende Frage nach dem Sinn der endlosen Diskussionen, wenn doch angeblich alle das selbe wollten, ihm ein amüsiertes Lächeln entlockten, gespielt mahnend hob er einen Zeigefinger und straffte seine Haltung etwas, die Stimme des Grafen hatte den betont ruhig-belehrenden Charakter, den man Jedi in der Regel zuschrieb, ganz besonders hochrangigen Jedi, die der Ansicht waren, die Weisheit für sich gepachtet zu haben.


„Geduld, junge Jedi, Geduld. Ist es nicht das, was eure Meister euch stets predigen? Dass man stets alle Standpunkte in Ruhe anhören muss, dass jede Stimme es verdient hat, ihre Ansichten zu äußern? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du dieser endlosen, fruchtlosen Gespräche überdrüssig bist, ich hatte meine ganze Verhandlungsstrategie darauf eingestellt. Die Macht verhüte, dass wir zu einem konkreten Ergebnis kommen.“


Mit überzeichnetem Schrecken im Gesicht holte Janus Luft, bevor er sich ein leises Lachen gönnte und dann wieder ernster wurde, ruhiger, seine grünen Augen glommen – wenn auch schwächer – in goldenem Glanz, dem verräterischen Funkeln der Dunklen Seite, die ihn nährte und stärkte, und auch wenn Brianna keinerlei Angst zeigte oder zurückwich, bemerkte er doch eine gewisse Anspannung bei ihr, Unsicherheit ob dieses Anblicks. Der Vollstrecker ließ sein Lächeln etwas weicher werden, nachdenklicher und vertrauter, als er langsam näher kam, den Abstand zwischen ihnen verringerte und so eine andere, intimere Atmosphäre schuf. Es gab nur sie beide auf diesem Balkon, sie waren dem Rest der Ereignisse entrückt, all die Adligen und Gesandten schienen plötzlich sehr weit weg zu sein. Jetzt, da er nah genug war, konnte er Briannas Ärger nicht mehr bloß fühlen, sondern ihn sehen, konnte erkennen, wie ihre Augen schmaler wurden, wie sie die Lippen verzog und ihre Züge sich verhärteten. Seine Bemerkungen hatte eine offene Wunde getroffen. Ja, Brianna war stolz, und es wurmte sie, dass man ihr nicht den Respekt erwies, den sie ihrer Meinung nach verdient hatte, dass man sie behandelte wie ein kleines Kind. Ihr Zorn kochte hoch, eine düsteres Kräuseln in der Macht, Vorboten eines Ausbruchs, und Janus hielt inne, wartete genüsslich und voller Vorfreude auf den großen Knall. Er wurde nicht enttäuscht. Briannas Wut steigerte sich und steigerte sich, schwoll an und brach dann förmlich aus ihr heraus, empört, zornentbrannt und voller tief empfundener Frustration schimpfte sich die Jedi alles von der Seele. Sie verlangte Auskunft, Antworten, war verärgert darüber, dass Janus die Angelegenheit für ein Spiel zu halten schien, und sie brachte alles vor. Korriban, wo sie beinah gestorben wäre, Alderaan und das Schicksal seiner Bewohner, die Konfrontation auf Taris und ihre Folgen. Dass niemand sie ernst nahm, dass jeder versuchte, sie zu manipulieren, die hinter ihrem Rücken über sie lachten, er, der Rat, die Alderaaner, die Echani, einfach alle. Sie war es leid, so leid, und würde es nicht länger dulden. Janus lauschte fasziniert und tatsächlich ein wenig beunruhigt, denn der Zorn der silberhaarigen Frau schraubte sich immer mehr in die Höhe, sie glich einem ausbrechenden Vulkan, und ähnlich wie dieser sorgte sie für Verwüstungen, mit einem Donnern schlug sie gegen den Durchgang und der Durabeton gab nach, bröckelte und zitterte, als die Jedi ihre Hand zurückzog. Janus ertappte sich dabei, wie er für einen Moment den Atem angehalten hatte, er schwieg andächtig und lächelte dann. Nicht spöttisch, nicht höhnisch, nicht einmal triumphierend, sondern...verstehend. Als er sprach, war seine Stimme leise, bedeutungsschwer und ehrfürchtig.


„Solcher Zorn. Solche Stärke. Solche Kraft! Sieh nur, was du ohne es zu bemerken und mit bloßen Händen tun kannst. Das ist es, wovor die Jedi Angst haben. Was sie fürchten. Das ist der Grund, warum sie versuchen, dich klein zuhalten, dich zu gängeln, dich in ein Korsett aus Regeln und Vorschriften zu zwängen. Sie haben Angst vor dir, Brianna. Vor dem, was du bist...und noch mehr vor dem, was du sein könntest. Sie sehen den Potential und sie zittern, diese blinden alten Narren.“


Der Sith sprach eindringlich, aber nicht drängend, sprach mit der Gewissheit eines Mannes, der tatsächlich das sagte, was er dachte, und er zeigte keine Furcht, als er demonstrativ einen letzten Schritt vortrat und Brianna in die Augen sah. Er wich nicht aus, wich nicht zurück, verurteilte oder maßregelte nicht, sondern war voller Anerkennung und Bewunderung, Janus warf einen kurzen Blick auf den bröckelnden Beton.


Ich zittere nicht. Ich sehe, was du bist, und ich bin voller...Zuneigung. Bewunderung. Stolz. Seit wir uns zum ersten Mal gesehen haben, wusste ich, dass du besonders bist, Brianna. Für großes bestimmt. Für ein Leben mit Sinn, mit Bedeutung, nach deinen eigenen Regeln, nicht denen der Jedi. Noch verleugnest du deinen Zorn, deine Emotionen...Lügen! Es sind Lügen der Jedi, um dich zu schwächen, um dich zu kontrollieren. Sieh nur, was für eine Stärke du entfesseln kannst. Wie kann das falsch sein? Wie kann Macht falsch sein? Mit dieser Stärke könntest du all diese lächerlichen Aristokraten und Gesandten hier auf Alderaan dazu zwingen, dir zuzuhören. Niemand könnte dich mehr ignorieren. Niemand.“


Das Funkeln in den Augen des Sith wurde stärker, intensiver, und seine Stimme nahm einen versonnenen Klang an, beinah träumerisch entrückt, kaum mehr als ein leises Flüstern, nur für Briannas Ohren bestimmt. Sie war so nah dran, ihr Potential zu erkennen, ihre Stärke, sie musste nur zugreifen. Akzeptieren, wer sie wirklich war, den Schleier der Lügen abstreifen. Janus machte eine Pause, hielt einen Moment inne und streckte dann langsam eine Hand aus, nicht ängstlich, aber mit dem gebührenden Respekt.


Brianna...als ich sagte, dass wir beide ein Spiel miteinander spielen, war das keine Geringschätzung. Dieses Spiel ist das einzige, das der Beschäftigung lohnt, das einzige, das einen tieferen Sinn hat. Es ist bitterernst, denn nichts geringeres als die Zukunft ist der Siegespreis. Eine Zukunft in Freiheit, in Stärke. Eine Zukunft, die wir beide bestimmen, und nur wir beide. Jeder Kampf, jede Provokation, jede Auseinandersetzung, all das hat uns hierher geführt, genau hierher, genau jetzt. All das hat einzig und allein dem Zweck gedient, uns zusammenzuführen, damit wir die Wahrheit sehen können. Siehst du sie, Brianna? Siehst du sie, nach all den Jahren? Hab keine Angst. Niemand außer mir wird deine Antwort hören oder jemals erfahren. Du kannst vollkommen ehrlich sein. Sag mir...was siehst du?“


Der Moment war gekommen. Hier und jetzt, auf dieser Welt am Rande des Bürgerkriegs, war der Zeitpunkt gekommen, die Masken abzunehmen. Janus richtete sich ein wenig auf, die Sonne Alderaans im Rücken, seine Miene war feierlich und zugleich nahbar, gleichzeitig weit weg und sehr nah.


[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna
 
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"Oh, ich würde nicht sagen, dass Sabbacc oder Eure bevorzugten Spiele reine Glücksspiele sind."

Es ging dabei um viel mehr. Es ging dabei um Strategien, gute Beobachtungsgabe, gutes Bluffen und die Entlarvung anderer, wenn sie selbst blufften. Der Vergleich dieser Debatte, dieser Diskussion, war viel mehr mit jenen Spielen zu vergleichen, als er dachte. Kate war eine Spielerin, aber nicht nur. Sie hatte Jahrzehnte Erfahrung in zwielichtigen Kreisen. Erst als reine Schmugglerin und später als die rechte Hand des Commodore der Black Sun. Sie war nicht in den Rang einer Ner'ra, mehr noch einer Rin'na aufgestiegen, indem sie alles dem Zufall oder dem Glück überlassen hatte. Kate war gewieft, auch wenn sie nicht die besten Manieren vorweisen konnte, wie der alderaanische Adel, Graf Sturn oder Baron Crant. Die ehemalige Jedi aß das angebissene Häppchen auf, tupfte sich mit der Serviette über den Mund und warf sie in einen dafür vorgesehenen Behälter.

Der Jedi-Ritter hörte sich scheinbar selbst gerne reden, denn es folgte eine Wort-Tirade von höchstem Niveau. Sie hörte zu, auch wenn sie eher gelangweilt lächelte. Er sprach davon, den Kodex nur als moralischen Kompass zu sehen, was sie für eine Information hielt, die es wert war im Hinterkopf zu behalten. Dann redete er von der lebendigen Macht und dass sie alles andere sei, als geordnet. Er brachte dies als Übergang zum Willen des Imperiums und ging damit auf ihre eigene Aussage ein, die die Strukturen und Ordnung des Imperiums eigentlich als lobenswert dargestellt hatte. Crant brachte zum Ausdruck, dass die Macht selbst das reinste Chaos war und widersprach sich damit irgendwie selbst, denn noch kurz zuvor hatte er gemeint, Ordnung und Chaos müssten im Gleichgewicht gehalten werden.

"Ihr meint also, Ordnung und Chaos müssten im Gleichgewicht sein. Die Macht sei ein Chaos und das Imperium bringt Ordnung."

, wiederholte sie das Gehörte in eigenen Worten und lächelte den Jedi amüsiert an. Sie hatte so etwas noch nie von jemandem wie ihm gehört. Er hatte sich da in etwas hineinmanövriert, das sie gerne gegen ihn verwendete.

"Ordnung und Chaos müssen im Gleichgewicht sein!"

, wiederholte sie erneut und nickte.

"Ich bin derselben Meinung. Gäbe es also kein imperiales Regime, wer würde dann für ein Gleichgewicht sorgen? Die Republik? Die Jedi, die sich als Hüter des Friedens betiteln?"

Kate legte den Kopf leicht schief und verengte die Augen. Der Bengel wusste doch gar nicht, wie sich so mancher Planet ohne die äußerlich geschaffene Ordnung selbst zerstören würde. Er hatte keine Ahnung, wie das Leben in manchen Gegenden spielte und wie sich die Gruppen gegenseitig ausrotteten, wenn sich niemand darum kümmerte.

"Ritter Crant, ich habe schon vieles gesehen und einiges erlebt oder eher überlebt. Frieden ist eine schöne Umschreibung für eine heile Welt, die zwar in so manchen Köpfen der Höhergestellten existieren mag, aber nicht im wahren Leben und nicht in Individuen mit freiem Willen. Es wird immer Personen geben, über die man richten muss, weil sie sonst immer wieder tun würden, was der Gemeinschaft am Ende schadet."

Sie trat näher an Crant heran, überwand damit die persönliche Intimszone und sprach etwas leiser weiter.

"Manchmal ist es die Schwäche einer regierenden Partei, den Schaden nicht begrenzen zu können. Wo die Republik und die Jedi leere Phrasen sprechen, werden das Imperium und die Sith tätig und sorgen für Veränderung. Wir sorgen für Gleichgewicht, wo ihr nicht dazu fähig seid, weil es vielleicht gegen eure moralischen Vorstellungen verstößt."

Sie wich wieder ein Stück zurück, suchte seinen Blick und begegnete diesem selbstsicher. Er war jung und er war ein Jedi. Er würde ihr mit Sicherheit widersprechen, aber sie hatte weder die Lust, noch die Zeit, sich länger damit zu beschäftigen. Sie hatte, was sie wollte und zwar die Gewissheit, dass die republikanische Delegation nicht dieselbe Sprache sprach. Sie waren alle unterschiedlicher Ansichten, die zwar irgendwie alle gegen das Imperium schossen, aber irgendwie doch auseinander drifteten. Außerdem hatte sie wahrgenommen, dass irgendetwas zwischen Tenia und ihm stand und in diese Wunde wollte sie noch ein bisschen hineinbohren, um auch hier Gewissheit zu bekommen, also wechselte sie das Thema, sah und nickte zu der Nullianerin hinüber:

"Es scheinen nicht nur Brianna und Janus eine gemeinsame Vergangenheit zu haben."

Die Empathin spürte da etwas, das sie nicht näher benennen wollte und doch wollte sie es aus ihm herauskitzeln. Natürlich würde er nicht darauf eingehen, außer er war von der redseligen Sorte, was sie nicht vermutete. Aber er musste auch gar nichts dazu sagen. Kate würde seine Mimik lesen und die aufwallenden Emotionen, die kaum ein Machtbegabter komplett verschleiern konnte, würden der Empathin genügen, um sich sicher zu sein.

"Vielleicht solltet Ihr ihr folgen, um auf sie aufzupassen."

Kates kalt-blaue Augen wurden von kleinen Lachfältchen umspielt, als sie den eher zweideutigen Satz nachschob. Ein kleines Grüppchen, darunter auch Tenia, schien gerade mit der Prinzessin den Saal verlassen zu wollen.
Erst jetzt stellte die junge Manice das Glas, das er ihr zuvor gereicht hatte, ohne ein einziges Mal davon getrunken zu haben, auf das Tablet eines gerade vorbeilaufenden Hausdieners. Sie war nun selbst im Begriff zu gehen. Der Gedanke mit den Vahl hatte sich in ihrem Kopf manifestiert und musste genauer durchleuchtet werden.


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Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna

Wenn er wollte, konnte Janus geradewegs wie ein alterwürdiger, ergrauter Jedi-Meister klingen. Brianna hasste es, wenn er das tat. Sie hasste auch, wenn jemand sie zur Geduld ermahnte, wenn sie sich fragte, wie viel länger sie es noch in diesem Absonderlichkeitenkabinett von einem Palast aushielt, wo sich ihrem Eindruck nach nahezu jede für etwas Besseres hielt als sie, Akani und Bailee einmal ausgenommen. Sollten doch jene Meister sich die Hintern plattsitzen und sich in endlosem Palaver zu verlieren, Brianna wusste etwas besseres mit ihrem Leben anzufangen! Für ein ‚es wurde zwar bereits alles gesagt, aber noch nicht von allen‘ hatte sie keinen Nerv. Dass das Janus' Strategie zu sein schien, machte die Aussichten nicht besser. Anscheinend konnte das Imperium ganz damit leben, wenn die Prinzen und Prinzesschen debattierten, während sich am Status Quo nichts änderte. Oder, vielleicht behauptete der Sith das auch einfach nur. Darauf vertrauen, dass er ihr seine wahre Strategie auf die Nase band, konnte sie nicht. Vielleicht wollte er sie das einfach nur glauben machen und wenn die ermüdenden Verhandlungen Brianna erst einmal in den Schlaf getrieben hätten, wäre auf einmal ganz schnell eine Lösung ohne die Republik da. Andererseits konnte Janus genauso gut ehrlich gewesen sein, davon ausgehend, dass sie sich auf seine Unehrlichkeit verließ. Aber die Echani hatte keinen Kopf für solche Spielchen und gab es auf, diese Gedanken zu Ende zu führen.

Was hängen blieb war, dass ihr dunkles Gegenüber ihr vorhielt, eine schlechte Jedi zu sein und der Gedanke, dass er damit recht haben könnte, schmerzte. Aber, bei allen Sternen in der Galaxis, sich zu bemühen, eine gute Jedi zu sein, hatte ihr auch nichts eingebracht. Stattdessen fand sie sich hier als Ritterin auf Alderaan und nicht etwa als Meisterin auf Coruscant, wo sie etwas bewirken konnte. Wer hatte sie bitteschön gefragt, ob sie als Heilerin abgelöst werden wollte? Oder was sie für den schnellsten Weg hielt, sich zu erholen? Wie fähig sie auf diesem Gebiet war, konnte nun ja niemand mehr bestreiten. Nein, stattdessen hatte man sie einfach hierher geschickt, was auch immer sie ihr sollte. Dafür schickte man ihr dann noch komische Nachrichten auf's Kom. Sie hatte es satt, der Spielball anderer Leute zu sein!

Die Stimmung schaukelte sich auf, bis sie in einem Ausbruch kulminierte, der Brianna staunend innehalten ließ. Sie hatte in ihrer Wutrede ein Loch in den Durabeton des Palastes geschlagen, aus kürzester Distanz, ohne es überhaupt zu bemerken. Man sah ihren den Abdruck ihrer Handfläche im Durchgang, zum Glück kein Pfeiler, aber eigentlich war gar nicht möglich, was sie getan hatte. Konnte die Echani einen kraftvollen Schlag aus so kurzer Entfernung abgeben? Definitiv – es war ein Mittel, um im Nahkampf aus der Bedrängnis zu kommen. Brianna konnte keineswegs immer damit rechnen, den Platz zu haben, um ihre furchteinflößenden Fußtritte zum Einsatz zu bringen. Konnte sie ein Loch in Durabeton schlagen? Wahrscheinlich, aber nicht sicher. Mithilfe von Machtgeschwindigkeit sicher, aber ihr war nichts dergleichen bewusst gewesen. Beides zusammen? Hmm, möglicherweise, mit der Jeditechnik jedenfalls. Nur… sie hatte mit der offenen Hand zugeschlagen. Der Handballen war nicht das Problem, das traute sie sich zu, der war weitaus stärker, als die Leute gemeinhin dachten. Aber sie hätte sich die Finger brechen müssen – stattdessen blutete sie nur ein kleines bisschen, eine Lappalie, die bald ohne großes Zutun verschwinden würde. Selbst stabile Echaniknochen waren dem aber eigentlich nicht gewachsen und Machtgeschwindigkeit konnte daran auch nichts ändern.

Der Ausbruch hatte Briannas Wutanfall abklingen lassen, aber wirklich besser fühlte sie sich trotzdem noch nicht. Sie war mit der Gesamtsituation unzufrieden, sehr sogar. Man behandelte sie nicht mit dem Respekt, den sie verdiente. Man wusste ihre Fähigkeiten nicht zu schätzen. Wenn auch nur eine dieser beiden Annahmen unzutreffend gewesen wäre, wäre sie nicht hier auf Alderaan. Entsprechend bescheiden verlief die Mission auch. Die nächste Standpauke war ihr bei ihrer Rückkehr gewiss, so wie nach Taris. Den Kredit, den sie sich auf Coruscant aufgebaut hatte, war dann wohl endgültig wieder verspielt. Gab es wirklich Jedi, die solche Aussichten kalt ließen, die trotzdem ruhig und gelassen bleiben konnten? Selbst wenn, die Echani gehörte keinesfalls dazu.

Natürlich war die Silberhaarige zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um Janus' Reaktion auf ihre Tat mitzubekommen. Doch als er sprach, nicht ohne Bewunderung in der Stimme, hatte sie nicht mehr den Eindruck, dass er mit ihr spielte. Brianna hatte das Gefühl, dass er glaubte, was er sagte. Sie glaubte ihm nicht so ganz. Angst vor ihrer Stärke? Das konnte sie sich nun schwerlich vorstellen. Aber gängelte man sie? Zwang man sie in ein Korsett aus Regeln und Vorschriften, wie der Sith es formulierte? Ja! – und Brianna hätte in dem Moment jedem energisch widersprochen, der das Gegenteil behauptete. Unbestreitbar stand fest, dass ihr keine Jedi geholfen hatte, diese Kraft zu entfesseln, die sie gerade demonstriert hatte. Natürlich hatte sie nicht oft den Bedarf dafür, mit der Hand Löcher in Durabetonwände zu schlagen. Aber die Fähigkeit dazu besitzen wollte sie selbstverständlich. Kira kam ihr plötzlich in den Sinn. Das war exakt das, was die Sith ihr damals während dem Kampf auf Loronar, bei ihrer Gefangennahme, angetan hatte! Wie unerreichbar mächtig und ehrfurchteinflößend war es ihr noch lange danach vorgekommen, zu einem Ausmaß, dass es ihr sinnlos erschienen hatte, dagegen anzukämpfen. Aber sie konnte dasselbe, eigentlich mehr, nur hatten die Jedi ihr es nie gelehrt.

Noch immer hatte sie den Eindruck, dass Janus glaubte, was er sagte. Er hielt sie für etwas Besonderes, keine Frage. Sonst würde er sie nicht quer durch die Galaxis stalken, ihr von Taris bis Alderaan nachstellen. Er hatte gewusst, dass sie nur Ritterin war, ein Detail, das sie auf Spacebook und Hologram nicht gerade betonte, um es vorsichtig zu formulieren. Er kannte also die Berichtserstattung über sie im HoloNet. Waren Emotionen schlecht, wie die Jedi sie lehrten? Die dunkle Seite… Brianna fürchtete die dunkle Seite (obwohl sie es nie zugeben würde) seit ihren Anfängen in der Macht auf Gamorr. Den Ausbruch an Trauer und Schmerz, die Visionen von dem, was sie verloren hatte – all das, was sie damals empfunden hatte, als sie unter Dar Nimthirs Anleitung zum ersten Mal die Dunkle Seite erlebt hatte, wollte sie nie wieder durchmachen. Deshalb war ihr die Lehre der Jedi plausibel vorgekommen. Hüte dich vor starken Emotionen, wenn du dich nicht wieder so fühlen willst, und bei den Jedi war es auch nicht passiert. Nur… jetzt eben auch nicht. Keine eisige, schmerzende Kälte. Keine Visionen von Trauer und Unglück. Nichts, nur das Gefühl, etwas vollbracht zu haben, wozu sie dachte, nicht imstande zu sein.


„Was wir tun ist wichtig – nicht, wie wir es tun,“


Sprach Brianna ihre Gedanken leise aus, ohne sich dessen bewusst zu sein.

„Diese Hochwohlgeborenen würden aufhören, mich von oben herab zu behandeln, wenn sie das hier gesehen hätten. Nur ein winziger Bruchteil der galaktischen Bevölkerung ist machtsensitiv. Noch viel weniger lernen, die Macht zu benutzen. Diese Adeligen haben dagegen nichts vorzuweisen außer ihr Elternhaus. Ich bin es leid, meine Zeit mit ihnen zu verschwenden!“


Janus' Stimme und Habitus, auch seine Augen, veränderten sich nun wieder in die vorherige Richtung. Er sprach leise und doch durchdringend, sanft und doch mächtig. Unwillkürlich und sachte ergriff Brianna seine ausgestreckte Hand. Der Halbechani bemühte sich nun, die Wogen der Entrüstung zu glätten, die sein Spiel-Vergleich aufgewühlt hatte. Ein Spiel um die Zukunft also – ihre gemeinsame, versteht sich. Ein Spiel um die Freiheit. Brianna hätte lügen müssen um zu sagen, dass es ihr fehlte, ganz ihre eigene Herrin zu sein, so wie einst auf den Ebenen von Nar Shaddaa. Wo sie selbst entschied, was sie tat, und wie sie es tat. Aber würde sie diese Freiheit mit Janus bekommen, der hier auf Alderaan als Abgesandter des Imperators auftrat, der Teil eines Ordens mit vergleichbaren Rangstrukturen wie die Jedi und Mitglied eines ominösen Zirkels war. Der zwei Schülerinnen bei Laune zu halten hatte und jemand anderes' Vorstellung von Recht und Ordnung in der Galaxis umzusetzen hatte? Nein. Nur zu gerne wollte die Silberhaarige ihr ganzes Potential erforschen, aber was sie nicht wollte war, nur die Farbe ihrer Fesseln zu tauschen.

„Ganz ehrlich: ich will diese Kraft haben. Ich will die gefährlichste Frau der Galaxis ohne Waffen sein, und gerne auch mit einem Lichtschwert. Ich will die Freiheit haben, meine Fähigkeiten zu vollkommnen, ohne dass mir jemand sagt, was ich heute zu tun habe.“

Wieso jetzt noch mit der Meinung hinter dem Berg halten? Inzwischen durfte es wahrhaftig egal sein. Briannas Stimme hatte nichts von dem träumerischen Flüstern, zu welchem Janus' geworden war. Die Echani wirkte auch keineswegs euphorisch, sondern eher wie ein Nexu, welches sich der gebotenen Vorsicht dem Köder näherte, dem man ihm ausgelegt hatte. Dies war keine Mach-Brianna-Glücklich-Mission, weder von seiten der Republik, noch war es die oberste Priorität des Sith, der ihr gegenüberstand. Sie hätte weder das Straßenleben auf Nar Shaddaa noch die ständigen Scharmützel auf Gamorr ohne ein gesundes Misstrauen überstanden. War es denn im Grunde nicht offensichtlich, worauf Janus hinauswollte? Seine Versprechungen waren ihr wohlbekannt.

„Ich kenne den Sith-Kodex, Janus, und ich streite nicht ab, dass manches darin der Wahrheit entsprechen mag. Das Entscheidende ist aber, was er nicht sagt: die Freiheit, die er verspricht, hat jeweils nur die eine Sith an der Spitze inne – alle anderen sind nicht frei. Sie kämpfen immer noch darum, ihre Ketten zu zerbrechen. Denkst du denn, mir gefällt es besser, einem Noghri mit mehr mechanischen als biologischen Teile hörig zu sein als dem Rat? Oder deinen Oberen bei den Inquisitoren? Oder dir? Diese Freiheit zu erringen würde ein Leben lang dauern, aber ich will sie jetzt, nicht irgendwann! Ich fliege nicht durch die Galaxis, um die Vorstellungen von jemand anderer umzusetzen, wie diese bitteschön zu sein habe. Ich will tun, was ich für richtig halte! Nicht, mich einfach nur in einem anderen Orden auf meinem Platz einzuordnen! Ich bestimme selbst, wo mein Platz ist!“

Erklärte Brianna. Im Verlauf war ihre Tirade immer hitziger geworden und ihre Hand hatte sie inzwischen auch von Janus' gelöst. Nun stand sie mit verschränkten Armen vor ihm und sah ihn vorwurfsvoll an.


„Zu guter Letzt bist du hier mit der Tochter des ach so wichtigen Jedi Manice und der angeblichen Göttin der Vahla hier aufgekreuzt? Wenn unsere gemeinsame Vergangenheit nur dazu gedient hat, uns an diesen Punkt zu bringen, was machen dann sie beide hier? Willst du mir etwa sagen, du hättest ihnen nicht genau dasselbe versprochen wie mir?!“

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna
 
(Prinzessin Eila)

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, großer Versammlungsraum – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)


Die Gelegenheit war günstig. Alle Organas von Rang und Namen waren hier versammelt, die meisten Anwesenden waren damit beschäftigt, ihren sozialen Verpflichtungen nachzukommen. Auf einer Welt, wo eine Platte nautolanischer Kaviarhäppchen schon einmal eine Krise zwischen zwei Adelshäusern auslösen konnte, würde niemand bemerken, wenn eine Organa und ein paar Jedi fehlten. Ganz zu schweigen davon, dass niemand einen Gedanken an den armen Cousin Telto verschwendete, der mehr als halb vergessen in seinem Turmkämmerchen vor sich hin verrottete. Aber wenn sie sich unbemerkt davonstehlen wollten, musste sie es jetzt tun, bevor zum Beispiel irgendein Thul auf die Idee kam, sich für einen Höflichkeitsbesuch von vor fünf Jahren zu bedanken.

Eila hätte erwartet, dass die Jedi sofort Feuer und Flamme wären, wenn es darum ging, jemanden aus der Gefangenschaft zu befreien, konnte aber verstehen, dass sie bemüht waren, nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen, nachdem sie gerade einen weniger als glanzvollen Auftritt hingelegt hatten. Ihr passte die Zaghaftigkeit jedoch so überhaupt nicht in's Konzept.


»Wenn ich es nicht für eine gute Idee hielte, würde ich euch nicht darum bitten, oder?«

Erwiderte die Prinzessin Akani in einer Mischung aus diplomatischer Freundlichkeit und überlegen wirkender Ironie.

»Aber ich verstehe natürlich, worauf Ihr hinauswollt, junger Chiss. Vater hat Cousin Telto einsperren lassen, wenn wir ihn befreien, wird er wütend sein. Aber er ist vor allen Dingen Politiker. Wenn wir erfolgreich zurückkehren, mit gesprächsbereiten Killiks im Schlepptau, wird alles vergessen sein. Er wird sagen: ›Gut gemacht.‹. Umso mehr, wenn wir im besten Fall meine Schwester Heira aus freien Stücken dabei haben, die er ja erfolglos mit Gewalt von den Killiks zurückholen wollte.«

Eila spekulierte darauf, Telto gegen Heira austauschen zu können. Den Killiks war es vielleicht sogar egal, welcher der Verbundenen im Nest verblieb, für Vater würde es dagegen alles in der Galaxis ausmachen. Fast schon flehentlich sah sie nun die Jedi an:

»Kommt schon, ich kann das nicht alleine tun! Wir werden weit weg sein, bevor irgendwer Telto vermisst. Sollte etwas schief gehen, wird er auf mich sauer sein, nicht auf euch. Wir stecken euch in Organa-Tracht, niemand wird euch erkennen oder irgendeinen Verdacht schöpfen. Wir haben welche mit großen Kapuzen,«

Dabei sah sie Akani an, der mit seiner Gesichtsfarbe und vor allen den rotglühenden Augen nicht so als typischer Organa durchging. Aber problematischer war eigentlich noch die Nautolanerin mit den Fischrezepten, die zu ihnen gestoßen war.

»Ihr könntet allerdings ein Problem werden. Aber das können wir unterwegs lösen. Kommt jetzt!«

Forderte Eila die Jedi mit Dringlichkeit in der Stimme auf und verließ den Raum durch die kleine Seitentüre, in der Erwartung, dass die anderen ihr folgten.


Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, großer Versammlungsraum – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)
 
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna

Janus war ein Sith, ein von der Dunklen Seite korrumpiertes – oder erleuchtetes – Lebewesen und als solcher bewegte sich der blasse Aristokrat in einer Welt aus Lügen, Täuschung und Verrat. Kein Anhänger des Ordens traute einem anderen wirklich und uneingeschränkt über den Weg, ständig war man auf der Hut und beäugte auch die eigenen Verbündeten misstrauisch und vorsichtig. Ein Sith zu sein bedeutete, dass man sich in einem ständigen Kampf befand, einer ständigen Prüfung, die es zu bestehen galt. Wem dies gelang, den erwartete ungeheure Macht, weit jenseits von dem, was sich die meisten Lebewesen auch nur vorstellen konnte. Wer jedoch versagte, starb oder wurde zu Marionetten anderer, weiserer und stärkerer Sith. Auf diese Weise erneuerte sich der Orden ständig, sortierte diejenigen aus, die einer hohen Position oder der fortgesetzten Existenz nicht würdig waren. In einer solchen Umgebung war die Wahrheit – oder das, was ihr am nächsten kam – ein ausgesprochen wertvolles Gut, selten und begehrt, doch nur den wenigsten gewährt. Janus war in seine Stellung als Vollstrecker und Inquisitor nicht durch Ehrlichkeit gelangt, sondern durch Skrupellosigkeit, Intelligenz und Flexibilität, und umso bedeutender war es dementsprechend, wenn der Halb-Echani tatsächlich das sagte, was er dachte und fühlte. So wie jetzt. Darin bestand die elegante Schönheit seines Gesprächs mit Brianna: Er musste nicht lügen, um zu erreichen, was er wollte. Nein, er musste lediglich mit offenen Augen sehen, was die silberhaarige Jedi tat, mit der Macht fühlen, was sie empfand, all die Antworten, nach denen er suchte, lagen dort, offen wie ein Buch. Ein schmales, gefährliches Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, verschwand aber so rasch, wie es gekommen war. Hier, allein auf diesem Balkon, geschützt vor neugierigen Augen und Ohren, konnten er und Brianna die Masken abnehmen, zeigen, wer sie wirklich waren. Zwar tat die wütende Echani das deutlich rabiater als Janus, aber Grundgedanke war der selbe. So günstig war die Gelegenheit, dass der Sith nicht viel mehr brauchte als ein paar wohlüberlegte Worte, er musste Brianna die Dinge nicht auf die Nase binden. Im Gegenteil, je mehr sie aus seinen Andeutungen ihre eigenen Schlüsse zog, desto besser. Nichts war verheerender als die Kraft der Vorstellung, als das, was man sich ausmalte und glaubte, dass andere es von einem glaubten. Janus hatte nicht vor, seine Gesprächspartnerin mit verbalen Hammerschlägen zu brechen, solch grobschlächtige Methoden waren eines Mannes seiner Herkunft und Position unwürdig. Was er tat, war mehr das Lockern einer Schraube, ein dezenter, geradezu vorsichtiger Vorgang, jedoch mit spektakulärem Ergebnis.

Selbstzweifel, Frustration, verletzter Stolz, Ungeduld und Ärger, das war eine explosive Mischung und sie strahlte von Brianna in der Macht aus wie eine düstere Wolke, die die Echani zu umhüllen schien und in der Blitze zuckten. Ein Knall stand unmittelbar vor, all diese aufgestauten Emotionen verlangten danach – schrien danach – entfesselt zu werden, an die Oberfläche zu gelangen. Ein Grund mehr, warum Janus den Kodex der Jedi gleichzeitig verachtete und schätzte. Verachtete, weil er die absurde Forderung enthielt, allen Stolz, alle Genugtuung, alle Wünsche, dass andere sich nach einem richten sollten und nicht umgekehrt, verdammte und von den Dienern der Hellen Seite verlangte, ihre Gefühle zu unterdrücken. Schätzte, weil in genau dieser unnatürlichen Haltung der Schlüssel lag, um den Jedi die Augen für die Wahrheit zu öffnen. Die Wahrheit der Dunklen Seite, des Pfads zu Freiheit und Macht. In gewisser Weise sah sich Janus durchaus als Wohltäter, denn war es nicht eine Gnade, gar ein Segen, einen Jedi aus den lächerlichen, das Potential hemmenden und erstickenden Fesseln zu befreien? Nur zu gerne leistete der Vollstrecker seinen Beitrag dazu. Jeder Jedi, der die Wahrheit erkannte, war ein williger Konvertit, seine Augen geöffnet für das, was ihm angetan worden war, würde sein Hass auf die alten Narren des Rates nur umso heller brennen. Janus konnte spüren, dass auch Brianna nach dieser Gelegenheit lechzte, mochte sie auch noch so sehr versuchen, es zu verbergen. Großer Zorn und große Kraft schlummerten in ihr, bereit, entfesselt zu werden, und als sie es tat und mit bloßen Händen den Durabeton nahe der Tür zum Bersten brachte, konnte sich Janus ein stolzes Lächeln nicht verwehren. Das war Brianna, wie sie sein konnte, unerschütterlich, unaufhaltsam, eine Botin von Tod und Zerstörung, die alles und jeden in ihrem Weg vernichtete. Eine Kriegerin, vor der selbst die Schlächter im Zirkel der Extinktoren zittern würde. Der Zorn war da, die Kraft, die schiere rohe Energie, aber noch...ungeschliffen. Ohne Fokus, noch gefangen in den Fäden der Hellen Seite und den Vorschriften des Rates. Aber sie rüttelte an ihrem Käfig, wollte ausbrechen. Alles, was es jetzt brauchte, war ein kleiner Schubs in die richtige Richtung, um die letzten Hemmungen zu überwinden. Es fehlte nicht mehr viel. Brianna hatte gerade von der Macht – der wahren Macht – gekostet und die Dunkle Seite war wie Salzwasser, je mehr man davon trank, desto durstiger wurde man.

Leise murmelte die silberhaarige Frau etwas, abwesend, nachdenklich. Ein Teil von ihr war fasziniert von dem, was sie gerade getan hatte, ein anderer fürchte sich davor, der Konflikt stand ihr ins Gesicht geschrieben. Wieder machte sich Brianna Luft, sprach davon, dass keiner der arroganten Aristokraten auf Alderaan es auch nur wagen würde, sie scheel anzusehen, wenn sie diese Demonstration ihrer Stärke mitbekommen hätten. Die Jedi fühlte sich von ihnen ihrer wertvollen Zeit beraubt, und das ohne guten Grund, die Herren Alderaans hatten nicht ihre Gabe vorzuweisen, ihre Stärke. Ihre Macht. Janus lächelte und neigte zustimmend den Kopf, während er kurz in die Ferne sah und pointiert zu den Bannern der Organas blickte, die ihr Schloss zierten.


„Sie würden zittern vor Angst und Ehrfurcht. Ich kenne diese Leute, Brianna, ich bin als einer der ihren aufgewachsen. War einer von ihnen. Aber nicht mehr. Der Macht und denjenigen, die sie beherrschen, bedeuten Herkunft, Spezies und Geschlecht nichts. Nur eines zählt: Stärke und der Wille, diese Stärke zu gebrauchen. Glaube mir, würden wir beide unsere wahre Macht enthüllen und sie ohne Rücksicht anwenden, dieser ganze lächerliche...Konflikt wäre binnen weniger Stunden beendet.“


Die grünen Augen des Grafen schimmerten in goldenem Glanz und in seine Stimme mischte sich Verachtung und Geringschätzung für die Alderaaner, subtiles Gift in seinen sonst so glatten Worten. Es stimmte wohl, die örtlichen Potentaten waren kaum seiner Aufmerksamkeit wert, geschweige denn seiner Anerkennung. Die Thuls waren nicht in der Lage, ohne das Imperium für Ordnung zu sorgen, und die Organas wagten ohne die Neue Republik keinen Schritt. Sie waren abhängig, kaum mehr als Vasallen, führten sich aber dennoch auf wie Herrscher, wie Gleichrangige. Die Verachtung des Vollstreckers drang in der Macht nach oben, doch sie verschwand, als Brianna seine ausgestreckte Hand ergriff, beinah mehr ein Reflex als eine bewusste Handlung. Und dennoch, die sanfte Berührung ließ Janus lächeln, ein dünnes, warmes Lächeln, und das Schimmern in seinen Augen wurde schwächer. Nicht mehr infernalisch lodernd, sondern hell wie eine schützende Sonne, einladend. Nachdem diese körperliche Barriere überwunden worden war, fielen auch die verbalen Hemmungen, Brianna äußerte nun ehrlich und gestand ganz offen ihren Wunsch, die gefährlichste Frau der Galaxis zu werden, ihre naturgegebenen Talente ohne Einmischung zu perfektionieren, ihre eigene Herrin zu sein. Frei und unabhängig, ein Wirbelsturm, den es nicht scherte, was andere dachten. Noch war die Jedi vorsichtig, noch ohne alles über den Haufen werfende Euphorie, aber der Grundstock war da. Janus schwieg einen Moment und suchte ernst Briannas Blick und er nickte, langsam und bedächtig, mit ernster, feierlicher Stimme.

„Und das wirst du sein. Die Kraft, die du gerade entfesselt hast...Niemand wird sie auf ewig bändigen können. Nicht die Jedi. Nicht die Sith. Nicht einmal ich, wenn ich das denn wollte. Macht findet immer einen Weg, ihre Fesseln zu sprengen, das habe ich gelernt. Umso ferner liegt es mir, dir Ketten anlegen zu wollen. Anders als die alten Narren im Rat habe ich keine Angst vor deinem Potential. Im Gegenteil. Ich bewundere es. Ich bewundere dich, Brianna. Warum sonst hätte ich jeden deiner Schritte so eifrig verfolgen sollen? Ich hatte damit gerechnet, dass du seit unserer letzten Begegnung gewachsen sein würdest, aber du hast all meine Erwartungen übertroffen. Wieder einmal.“

Brianna mochte frustriert sein, dass er einen höheren Rang bekleidete als sie, dass man ihr den Respekt verweigerte, der ihm offensichtlich zuteil wurde, aber auch die Echani war seit Taris stärker geworden, hatte der Macht neue Kraft und neues Wissen abgerungen. Das war es, was Janus so beeindruckte, wenn die silberhaarige Frau Widerstand vorfand, dann zog sie sich nicht zurück, sondern bahnte sich ihren Weg. Gewiss, oft etwas brachial und mit einem Mangel an Subtilität und Eleganz, den der Graf – im Stillen – doch etwas missbilligte, aber möglicherweise war es gerade dieser Gegensatz, der ihn faszinierte. Janus war ein Dolch, eine leise und tödliche Waffe, mit einem kalten Lächeln zwischen die Rippen eines nichtsahnenden Opfers gestoßen. Brianna hingegen war ein Hammer, stolz und offen in den Kampf geführt und dazu bestimmt, den Feind zu zermalmen. Zusammen konnten sie großes erreichen, doch noch sträubte sich die schöne Echani, sie wittere Täuschung und äußerte ihren Argwohn ganz konkret und immer hitziger, während sie sich von Janus löste. Zwar gestand die Jedi ein, dass im Kodex der Sith manche Wahrheit steckte – eine Blasphemie gegen den Rat, die den Grafen schmunzeln ließ – doch sie sah in dieser Lehre keinen Weg zu der von ihr begehrten Freiheit. Nur ein einziger Sith hatte diese Freiheit erlangt, alle anderen hingen noch – mehr oder weniger – in Ketten und mussten diese erreichen. Jetzt verstand Janus, worum es Brianna ging. Sie wollte mehr als einen bloßen Tapetenwechsel, mehr als alten Wein in neuen Schläuchen. Sie wollte genuine, unverfälschte Freiheit, keine Hierarchien, keine Regeln, keine Befehle, keine Kodizes, und all dies jetzt, sofort. Ihr leidenschaftlich vorgetragenes Plädoyer hatte etwas einnehmendes, aber Janus blieb bei aller Zuneigung skeptisch. Wovon die Echani träumte, war nahezu unmöglich, gab es doch schließlich irgendwann immer jemanden oder etwas, dem man sich unterwerfen musste. Selbst der Imperator starb schließlich, musste sich dem Zahn der Zeit und des Verfalls beugen. Jedenfalls noch. Im Gegensatz zu Briannas naiven und kurzfristigen Träumereien hegte Janus weitaus größere Pläne. Er würde in dem System arbeiten, mehr und mehr Macht anhäufen, sich unentbehrlich machen und dann...dann würde er die wahre Kraft hinter dem Thron werden und der Macht selbst ihre letzten Geheimnisse entreißen, um Unsterblichkeit zu erlangen. Was spielte es für eine Rolle, welche Marionette auf dem Thron saß, solange er für alle Ewigkeit die Fäden in der Hand hielt? Solche Pläne erforderten Weitsicht, Geduld, Weisheit und die Einsicht, wann man sich unterwerfen musste und wann man diese Fesseln abschütteln konnte. Zu gerne hätte Janus seine Ambitionen mit Brianna geteilt, aber schlussendlich konnte es nur einen. Doch das hieß nicht, dass die Echani nicht eine ebenso angenehme wie nützliche Gefährtin werden konnte. Immer vorausgesetzt, er konnte sie überzeugen, natürlich. Janus schwieg einen Moment und strich sich übers Kinn, während er Brianna fixierte. Seine Antwort fiel ruhig aus und er legte eine gewisse Nachdenklichkeit darin, nahm ihre Worte ernst.


„Deine Augen sind geöffnet und du siehst klarer, als ich zunächst dachte. Es ist wahr: Selbst ein Sith in meiner Position ist nicht wirklich frei. Ich genieße größere Freiheiten als andere, das stimmt, mein Pfad ist breiter und meine Mittel weniger eingeschränkt. Und doch bin ich hier im Auftrag des Imperators und des Zirkels. Würde ich diesen Auftrag gänzlich nach meinen Vorstellungen gestalten und das von ihnen gewünschte Ergebnis nicht erreichen...nun, ich bin mächtig genug, um diesen Rückschlag zu überstehen, aber die Arbeit vieler Jahre wäre verloren. Trotz alledem...würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass mein Endziel und deines das selbe sind? Auch ich strebe nach der Unabhängigkeit, der Freiheit, von der du sprichst, aber ich habe einen anderen Weg gewählt. Zumindest für den Moment bin ich nur ein Rädchen im Getriebe, geduldig und gehorsam streife ich eine Kette nach der anderen ab, bis keine mehr übrig ist. Bis niemand mehr stark genug ist, mir Befehle zu erteilen.“


Janus machte eine Pause, seine Stimme klang energischer, entschlossener, und das verräterische Funkeln des Hungers nach Macht glomm wieder heller in seinen Augen. Der Graf hatte sich ein wenig aufgerichtet und breitete in einer dramatischen Geste die Hände aus. Winzige Entladungen von Energie zuckten auf seinen Handflächen, bläuliche Blitze, die Energie der Dunklen Seite. Ihr Knistern verlieh den nächsten Worten des Sith etwas erhabenes und zugleich einschüchterndes.


„Niemand kann frei sein, der nicht mächtig ist. Niemand kann mächtig sein, der nicht weise ist. Wer die Fesseln seiner beschränkten Existenz wirklich sprengen will, braucht mehr als rohe Kraft. Er muss wissen, wie er diese bändigen und kanalisieren kann. Wie er so stark werden kann, dass er nicht anderen dienen muss, sondern sie ihm dienen. Die Sith haben dies zumindest zum Teil verstanden. In der Dunklen Seite liegt der Schlüssel. In ihrer Kraft, in ihrer Macht, in dem Wissen der alten Sith und längst vergessenen Ritualen. Wer sich für die Dunkle Seite öffnet – für die Wahrheit öffnet – kann stark genug werden, seinen eigenen Weg zu beschreiten. Es ist wahr, auch unser Orden hat Hierarchien und Regeln, aber diese kann man aushebeln und sich zu Nutze machen, und tatsächlich sollen wir das sogar! Jede Regel ist dazu da, um gebrochen zu werden. Wer es geschickt genug anstellt, kommt nicht bloß davon, sondern wird sogar belohnt. Die Jedi hingegen...ihr Orden ist ein Gefängnis, dessen Insassen glauben, zu ihrem eigenen besten eingesperrt zu sein. Ich frage dich: Wie will man daraus entkommen?“


Der Vollstrecker schloss halb die Augen, konzentrierte sich und öffnete sich für die Dunkle Seite, für seine Gier nach Macht, für seinen Zorn, seine Arroganz, für jede Emotion, die andere für schlecht halten mochten, und er wurde belohnt. Die zuckenden Blitze knisterten lauter und wurden mehr, breiteten sich aus und tanzten als tödliche Entladungen über seine Haut, bis Janus der Ansicht war, sein Argument ausreichend demonstriert zu haben. Ruhig öffnete der schlanke Fastmensch seine Augen wieder und senkte die Hände, die Blitze wurden schwächer und verschwanden schließlich. Wenn es Brianna mit ihrem Wunsch nach Freiheit ernst war, dann würde sie verstehen, würde begreifen, dass sie dieses Ziel bei den Jedi niemals erreichen konnte. Sie brauchte die Macht der Dunklen Seite, nur sie konnte ihr genügend Stärke verleihen, um ihren eigenen Weg zu gehen. Das Zündholz, um ihren aufflammenden Zorn in einen Feuersturm zu verwandeln, war ohne Zweifel da, mit hörbarer und sichtbarer Missbilligung – wenn nicht gar Eifersucht – fragte die Echani nach Janus´ Schülerinnen und ob er ihnen nicht das selbe versprochen hatte. Janus ließ die Unterstellung völlig an sich abperlen, er lächelte bloß dünn, seine Stimme glatt und kühl, aber nicht feindselig, nicht lockend oder täuschend, sondern...verheißungsvoll.


„Meine Schülerinnen, ja...ich hatte schon erwartet, dass du nach ihnen fragen würdest. Sie sind Mittel zum Zweck, Werkzeuge, um meine Pläne durchzusetzen und Alderaan in die Richtung zu lenken, die ich vorgesehen habe. Bis jetzt haben sie diese Aufgabe mit Bravur erfüllt. Denke nach, Brianna: Die Tochter von Led Manice, einer der wohl bedeutsamsten Jedi aller Zeiten, und die „Prophetin“ der Vahla, die auch auf dieser Welt leben. Sie sind nicht bei mir wegen dem, was sie sind, sondern wegen dem, was sie repräsentieren. Ihre Namen haben Gewicht, und darin liegt ihr Wert. Natürlich habe ich ihnen Macht versprochen – Macht im Orden der Sith und als meine Diener, als Instrumente meines Willens. Nicht das selbe, was ich ich dir verspreche, Brianna. Dir verspreche ich etwas anderes: Nicht die Freiheit, die du suchst – denn die kannst nur du allein erlangen – sondern den Weg, das Wissen und die Mittel, um sie zu erreichen. Stell dich an meine Seite, nicht als meiner Dienerin, sondern als Gleichrangige, und ich werde dir zeigen, wie du deine Kraft wirklich entfesseln und nutzen kannst. Es gibt so vieles, das die Jedi dir vorenthalten, aber ich...ich würde die Geheimnisse der Dunklen Seite mit dir teilen. Dich lehren, wie du dir die Macht untertan machen kannst. Nicht als Sith. Nicht als Teil des Ordens. Sondern als meine...Gefährtin.“


Das Lächeln des Vollstreckers wurde ein wenig breiter und er trat ohne erkennbare Furcht vor Repressalien einen Schritt vor, seine golden schimmernden Augen fest auf Brianna gerichtet betrachtete er die Jedi und nickte dann, mehr zu sich selbst als zu jemand anderem, bevor er die restliche Distanz zwischen ihnen überwand und nun direkt vor ihr stand. Die Dunkle Seite tanzte um den Sith, verlieh ihm Stärke und Autorität, die Würde der Macht und eine düstere Herrlichkeit. Der elegant gekleidete Graf, hoch aufgerichtet, von vornehmer Blässe, strahlte die weise Erhabenheit eines wahrhaft mächtigen Lebewesens aus. Keine Tricks, keine Illusionen, nur Wissen und Stärke, die Verkörperung dessen, was er versprach.


[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna
 
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Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, großer Versammlungsraum – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)

Akani
war zum Glück auch nicht entgangen was für ein Lügner Janus war. Am Ende konnte dieser ätzende Sith vielleicht diejenigen überzeugen, die einen schwachen geist hatten und sich von seinen Kräften beirren ließen. Tenia aber wusste es besser, genau wie ihr Schüler. Die Gruppe trennte sich und Tenia war unsicher, ob sie all dem trauen sollte. Wo war diese Vahla? Was hatte Lady Manice im Sinn? Hoffentlich warf Steven ein Auge auf sie und die rothaarige Dramahexe, am Ende sabotierten sie die ganze Mission. Tenias Misstrauen war längst erweckt, aber ihre Aufgabe war eine andere. Und scheinbar hatte Brianna ihre Schülerin kurzerhand ausgesetzt. Nicht anders war zu erklären, warum Bailee plötzlich auftauchte. "Hoffentlich lässt sich deine Meisterin von diesem Blender nicht becircen. Mir gefällt es nicht, dass wir alle aufgeteilt sind und niemand ein Auge auf Manice und die Vahla hat. Ich traue dieser ganzen Sache nicht." Nein, sie traute dem ganzen gar nicht und Tenia hielt es für angebracht, genau das zu sagen. Wenn sie damit jemandem auf die Füße trat, war dem so. Auch Akani hielt sich nicht zurück, als er die Prinzessin direkt ansprach und am liebsten hätte sie den Chiss geboxt und gleichzeitig umarmt, denn sein Einwand war nicht dumm, verzögerte aber alles. "Sollen wir wissen, weshalb euer Cousin ein Gefangener ist?", wandte sich Tenia also Eila. "Sollte etwas schief gehen, wird das vielleicht die Wut Eures Vaters auf euch ziehen. Aber wenn dieser entfernte Cousin sich etwas zu Schulden hat kommen lassen, schaden wir mit Befreiungsaktionen womöglich mehr als einer Person." Schließlich hatten sie keine Ahnung, was dieser Telto getan hatte. Am Ende war er ein Mörder oder dergleichen. Die Dringlichkeit mit der Eila den anderen befreien wollte, tat ihr übriges dazu, besonders misstrauisch zu sein und Tenia wollte Dramen nicht nur umgehen, sondern sie vermeiden. Ein lebendes Geschenk war kein Geschenk. So viel sollte jedem klar sein, der mit Sklaverei nichts am Hut hatte. Gefolgt waren sie Eila und wenn sie selbst eien Antwort folgen ließ, konnte Tenia noch immer entscheiden, ob sie diesen Telto befreiten, oder nicht.

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, großer Versammlungsraum – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)
Sorry, aber mehr ist grad nicht drin.
 
Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna

Alderaan war ein wundervoller Ort: hohe Berge, weite Seen und Meere, wundervolle Natur. Das Problem waren die Leute, die da lebten – die paar Caamasi mal ausgenommen. Mit Insekten war es so eine Sache, was die Vahla jedoch anging, würden aller Wahrscheinlichkeit nach sogar die lieber sein als die arroganten Adeligen. Gut, andersrum sah das womöglich nicht so aus, zumindest ein Teil von ihnen dürfte wirklich so denken, wie Jarael, die gefühlte Göttin mit der großen Klappe es behauptet hatte. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde, wenn sie konnte, wie sie wollte – weder was die Vahla dachten noch was diese eine im Speziellen sagte. Oder wie sehr sich die Alderaaner zierten, die angeblich alle dasselbe wollten und dann doch wieder nicht. Brianna war mehr die ‚ansehen, abwägen, ausführen‘-Sorte. Sie wollte entscheiden und durchsetzen, anstatt irgendwelche vermeintlich wichtigen Leute mit Engelszungen zu bezirzen, wollte sie diejenigen zu ihrem Glück zwingen. Janus bestärkte sie in dem freilich von ihm ausgehenden Gedanken, dass dies so einfach möglich wäre. Sie würde Alderaan aufräumen, noch ein wenig Urlaub hier machen und nach Lianna gehen. Seit der Eshan-Enttäuschung brannte sie darauf, herausfinden wer Tante Yuulon war, die sich endlich einmal gemeldet hatte just bevor man sie hierher geschickt hatte. Der Gedanke ließ die Echani breit grinsen. Was der Sith propagierte war genau das, was sie jetzt wollte.

Freilich hatte sich die erste heißglühende Wut ein wenig abgekühlt und der Teil von Brianna, der Dinge hinterfragte, meldete sich wieder zu Wort. Das Problem war ‚wenn sie beide‘. Janus und sie wollten aber nicht dasselbe für Alderaan. Er wollte die Killiks und alle, die für Demokratie und gleiche Rechte protestierten, in die Schranken weisen, die imperiale Ordnung wiederherstellen. Sie wollte den Alderaanern, allen Alderaanern, dagegen dieselbe Freiheit geben, die sie für sich ebenfalls beanspruchte.

Und doch gab es dieses Versprechen. Die Silberhaarige konnte nicht verleugnen, welche Macht, welche Autorität Janus, einst vor Kira buckelnder Diener, heute ausstrahlte. Die hell leuchtenden Augen waren nur der für Nicht-Machtbegabte erkennbare Teil dessen, was Brianna in ihm wahrnahm. Zweifellos hatte er es weit schneller zu Macht und Einfluss gebracht als sie seit Korriban, wo die Echani eher seine Meisterin als ihre direkte Kontrahentin empfunden hatte als ihn, den bloßen Schüler. Doch würde nicht mehr gelten, wenn sie erst die Stärke gezielt zu entfesseln vermochte, die sie als Folge ihrer Frustration an der Palastwand ausgelebt hatte. Nicht viele konnten mit ihren körperlichen Fähigkeiten konkurrieren – aber sie konnten mithilfe der Macht kompensiert werden. Das würde ein für alle Mal aufhören. Wie Janus sagte: niemand würde sie noch bändigen können. Sie würde sich die Freiheit, zu tun und zu lassen was sie wollte, einfach nehmen. Sie glaubte dem Halbechani auch, dass er sie für das bewunderte, was in ihr steckte. Seit Korriban war nie eine wirklich lange Zeit vergangen, ohne dass er in der einen oder anderen Form auf sich aufmerksam gemacht hatte. Er schien stets über sie informiert und hatte auch gewusst, dass sie hierher nach Alderaan kommen würde. Zweifellos kümmerte sie ihn mehr als zumindest Teile des Rates. Brianna fixierte seine strahlenden Augen, lächelte geschmeichelt und zeigte, dass sie weder Angst vor ihm noch vor dem Rat hatte.


„Danke dafür, an mich zu glauben. Ich wusste selbst nicht einmal, wozu ich fähig bin. Aber denk' nicht einmal daran, der zu sein, der mir neue Fesseln anlegen kann. Dieser Tag ändert alles. Ich habe gesehen, welche Kraft in mir steckt und ich werde sie einsetzen, um sie abzustreifen. Ich werde kämpfen bis ich entweder tot bin oder frei.“


Die Änderung des Tonfalls während sie sprach kam stärker, als Brianna es beabsichtigt hatte. Auch die Erwägung eines möglichen eigenen Todes war geradezu unerhört für sie. Unter all den Eigenschaften, die man Sith im Allgemeinen und Janus im Speziellen zuschreiben konnte befand sich indes definitiv keine Selbstlosigkeit. Früher einmal hatte sie an das Gute in ihm geglaubt, doch das war vorbei. Er mochte nicht offen brutal sein wie andere seines Standes, aber er tat sicherlich nichts aus reinem Altruismus. Es ging ihm nicht darum, ihr das selbstbestimmte Leben zu geben, das sie wollte. Ihr zu helfen, ihr wahres Potential zu entfesseln, sicherlich nicht ohne Hintergedanken. Im besten Fall sah er in ihr eine Partnerin auf Augenhöhe, für eine gemeinsame Nachkommin womöglich. Manchmal haben Männer… Die gegenseitige Anziehung war unzweifelhaft vorhanden und die Dunkelheit schreckte sie nicht länger. Wer war sie denn, um Angst vorm Dunkeln zu haben? Mindestens so wahrscheinlich war, dass er im besten Fall eine Verbündete, vielleicht aber auch nur ein hübsches Werkzeug im Kampf um größere Macht sah. Aber war das umgekehrt nicht genauso? Die Silberhaarige teilte seine Ansichten, wie die Galaxis und ihre Bewohnerinnen zu sein hatten nicht. Ihre Ziele stimmten nur so weit überein, als es darum ging, sie zur besten Kämpferin besagter Galaxis zu machen. Sie würde sich nicht mit ihm verbünden, um das Imperium wieder großartig zu machen. Sie wollte nur keine Marionette mehr sein.

Man hätte erwarten können, dass Janus Briannas Vorhaltung, Sith wären auch nicht freier als Jedi, in Abrede stellte. Dass er dies nicht tat, imponierte ihr. Wenn man die Wahrheit nicht auf seiner Seite hatte, log man eben – das wusste die SIlberhaarige, der Lügen für eine Jedi viel zu leicht über die Lippen gingen, ganz genau. Der hellblonde Nahmensch vermittelte ihr jedoch nicht den Eindruck. Nein, er war nicht wirklich frei, nur freier. Gewissermaßen sagte er, dass er die Wahl hatte, diesem Mecha-Noghri zu folgen oder es nicht zu tun und den Rückschlag in Kauf zu nehmen. Was der Rat mit Brianna gemacht hätte, wenn sie sich geweigert hätte, nach Alderaan zu gehen, konnte sie nur mutmaßen, aber es wäre mehr als ein bloßer Rückschlag. Man würde sie womöglich aus dem Orden werfen oder es zumindest androhen. Janus genoss eindeutig ein Mehr an Handlungsfreiheit. Nichtsdestotrotz tickten er und die Echani unterschiedlich. Wo der Sith sich mit der Aussicht auf Freiheit zufrieden gab, wollte sie sich nicht auf ein ‚Irgendwann‘ vertrösten lassen.


„Dennoch kannst du den Willen deines hochwohlgeborenen Imperators, deiner Oberinquisitoren nicht lange ignorieren, ohne die Konsequenzen zu spüren. Dir mag ein Käfig mit Aussicht auf größere Freiheit genügen. Ich hingegen bin nicht bereit, hinter Gittern zu bleiben bis Gewohnheit und lange Zeit sich damit abfinden, und alle Aussichten auf wahre Freiheit unwiderruflich dahin sind,“


Betonte die Jediritterin. Sie musste aber zugeben, dass Janus' Geste, als er die Blitzlein an seinen Händen nahelegte, dass er auf dem Weg zu individueller Macht, und somit Freiheit, weiter vorangeschritten war als sie. Gebannt klebte sie an den Lippen des Sith, der nunmehr ehrfurchtgebietender wirkte als je zuvor. Brianna war weise genug um zu erkennen, dass sie nicht zu den Weisesten gehörte. Noch ignorierte die Echani den kleinen Teil von ihr, der ihm widersprach: Brianna war keineswegs mächtig gewesen als Straßenkind auf Nar Shaddaa, und doch hatte sie jene Freiheit genossen, die sie als Rädchen im Jedi-Orden schmerzlich vermisste. Ihre Unfreiheit hatte erst begonnen, als sie den Versprechungen der Dunklen Seite gefolgt war. Die Dunkle Seite… ohne jeden Zweifel konnte sie von ihr lernen. Aber sich ihr ganz und gar hinzugeben? Die Echani schwankte zwischen dem Wunsch, ihre Fähigkeiten zum Maximum zu steigern und der Abneigung, sich noch mehr Ketten aufzuerlegen in der Hoffnung, eines Tages alle von ihnen zum Bersten bringen zu können. Einerseits schien sie weit entfernt von der Macht, die ihr erster Meister Dar Nimthir auf Gamorr besessen hatte. Andererseits war sie niemals unfreier gewesen als dort. Einerseits wirkte Janus heute schlauer und weiser als der Mann es gewesen war. Andererseits fragte sie sich, wieso sie dachte, dass dies gut für sie sei. Einerseits konnte und sollte man die Regeln des Sith-Ordens brechen, wenn man geschickt vorging. Andererseits, wer sagte, dass dies bei den Jedi unmöglich war? Brianna, weniger aufgewühlt und erregt als noch vor Minuten, reagierte verunsichert, unschlüssig, ob sie Janus glauben sollte oder nicht, ob ihre Ziele weit genug übereinstimmten, das Risiko zu rechtfertigen. Wenn sie ihm folgte, gab es womöglich kein Zurück mehr. Die immer stärker werdenden Entladungen an Janus' Händen taten ihr Übriges.

„Ich… ich weiß nicht. Auf dem selben Weg wie bei den Sith wahrscheinlich? Die Regeln umgehen. Clever sein. Ich habe bei den Jedi nicht mal Zugang zu einem Kraftraum, der meinen Bedürfnissen genügt. Dafür ist mir zu Ohren gekommen, dass eine Padawan auf Coruscant einen eigenen Swimmingpool besitzt und das nur, weil sie die Schülerin eines Ratsmitglieds ist! Sie veranstalten Poolpartys! Inwiefern hilft ihr das dabei, eine Jedi zu werden? Also ist es auch bei den Jedi möglich, wenn man es nur geschickt genug anstellt, denkst du nicht?“

Wieso sie erwartete, von Janus hierfür eine Bestätigung zu bekommen, wusste die silberhaarige Jedi selbst nicht. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich mit jemand zu unterhalten, der sie vertraute. Nicht über Kom, manche DInge konnte man nur persönlich preisgeben. Aber innerhalb der ganzen republikanischen Delegation auf Alderaan gab es niemand. Tenia und Steven könnte sie nie davon erzählen, bei keiner von beiden könnte sie von Vertrauen reden. Bailee kannte sie beileibe nicht lange genug, und ihr fehlte bei weitem die Erfahrung in Machtdingen, Brianna zu verstehen. Ein Holoanruf? Jemand sagen, dass sie nicht mehr wusste, ob sie bei den Jedi noch richtig aufgehoben war, die sie ja offenkundig nicht schätzten? Oder ob es stattdessen wert war, mit Janus ihr Glück zu versuchen? Jede die ihr einfiel würde sie für verrückt erklären, aber das half ihr nicht weiter in ihrem Dilemma. Nein, sie konnte sich niemand anvertrauen. Genausogut hätte sie diese Manice oder Jarael fragen können, wie zufrieden sie mit ihm als Meister waren. Der Halbechani erklärte Brianna, wieso sie anders war als diese beiden, und es klang plausibel. Nur sie alleine konnte die Freiheit erlangen, die sie wollte – auch das machte Sinn. Der Sith versprach ihr, sie zu lehren, ihre Kraft zu entfesseln – genau was sie wollte. Keine Sith, sondern Janus' Gefährtin sein, ein Teil von ihr hatte das immer gewollt. Aber konnte sie ihm vertrauen, dass er seine Versprechen einhielt?


„Ja, ich bin anders als deine Schülerinnen. Was sie erlangt haben, haben sie nicht durch eigene Leistung erlangt, sondern aufgrund ihrer Vorfahren, oder durch Zufall. Mir wurde nichts mitgegeben, außer meine Gene. Was ich bin, habe ich mir selbst erarbeitet, nicht wie sie. Ich werde nie eine Sith-Schülerin sein wie sie. Ich verdiene Besseres als das. Deine Gefährtin hingegen…“


Zum ersten Mal in dieser Unterhaltung machte die Echani einen Schritt zurück, als ihr gegenüber einen nach vorn tat. Es fühlte sich für Brianna an, als wollte er sie vereinnahmen, am liebsten hier und gleich. Geheuer war er ihr gerade nicht. Der einfache, sichere Weg war, erst einmal nein zu sagen. Janus würde sein Angebot so oder so aufrecht erhalten, so wie er seit jeher versuchte, sie auf die Dunkle Seite zu ziehen. Dennoch sagte ein diffuses Gefühl ihr, dass sie aufpassen musste, keinen verhängnisvollen Fehler zu machen. Sie wusste nicht, woher dieses plötzliche Gefühl kam – es konnte sogar die Macht sein. Zudem war sie keineswegs überzeugt davon, dass ein Ja dieser Fehler sein würde. Ja oder nein, und Brianna wusste die Antwort nicht, die ihr umso schwerwiegender vorkam, je länger sie zögerte. Zugleich wurde das diffuse Gefühl der Dringlichkeit immer stärker. Sie musste Zeit gewinnen und nur mühevoll brachte sie die Antwort hervor:

„Ich… ich denke darüber nach, in Ordnung?“


Dabei realisierte Brianna nicht, dass keine Entscheidung manchmal auch eine Entscheidung war.

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna
 
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna

Was die Manipulation anderer anging, besaß Janus ohne Zweifel ein Faible für Subtilität. Der blasse Graf hielt wenig von dem brachialen, offenen Vorgehen, das so viele seiner Ordensbrüder und -schwestern bevorzugten. Selbst wenn sie nicht auf offene Gewalt zurückgriffen, drohten sie, schüchterten ein und versuchten mit der Feinsinnigkeit eines Hammers, ihre Ziele zu erreichen. Derart plumpes Vorgehen war des Vollstreckers Sache nicht. Wo andere stießen und schubsten, zog er es vor, einen kleinen Stups in die richtige, von ihm gewünschte Richtung zu geben, statt direkter Befehle hatte er es lieber, wenn seine Opfer den Eindruck hatten, von selbst auf einen Gedanken gekommen zu sein. Auch bei Lügen war der hochrangige Sith erstaunlich sparsam, denn warum sollte er täuschen und betrügen, wenn die Wahrheit – oder etwas, das ihr sehr nah kam – seinen Zielen weitaus dienlicher war? Vermutlich war es für den eleganten Halb-Echani von Vorteil, dass er in der Schlangengrube seiner Heimatwelt Taris und ihrer (adligen) Oberschicht rasch gelernt hatte, dass man einen Dolch am Besten hinter einem Lächeln verbarg. Damals hatte Janus auch Geschmack an Intrigen und Verrat gefunden, hatte mit Begeisterung das Spiel um Macht und Einfluss gespielt. Alderaan erinnerte ihn in dieser Hinsicht an seine Heimat, die miteinander verfeindeten Adelshäuser und ihre externen Unterstützer waren Figuren auf einem denkbar großen Schachbrett. Ja, es war ein Spiel mit hohem Einsatz und einem verlockenden Siegespreis, und das machte es für Janus interessant, war der Grund, warum er hierhergekommen war. Nun, genauer gesagt, einer der Gründe. Der andere stand in diesem Moment vor ihm und das Spiel, das er mit Brianna spielte, war nicht minder spannend, wenn auch weitaus intimer. Im Umgang mit der temperamentvollen Jedi musste jeder Zug, jedes Wort und jede Geste wohlüberlegt sein, gleichzeitig hatte Janus nicht viel Zeit, sich anzupassen, wenn ihr Gespräch natürlich und – soweit möglich – ehrlich wirken sollte. Eine Herausforderung, ohne Zweifel, aber eine, die der Graf genoss. So ein Balanceakt erforderte Intelligenz, Flexibilität und eine gute Menschenkenntnis, alles Eigenschaften, die er für sich reklamierte und die er nun zu gerne unter Beweis stellte. Brianna hatte das Potential, sein Meisterwerk zu werden, das Ausrufezeichen seines Aufstiegs. Eine Jedi, die sich aus freien Stücken entschied, die Seiten zu wechseln, das war ein Triumph ohne gleiche, insbesondere, weil die schöne Echani durch ihre Aktivitäten auf Coruscant ein Aushängeschild des Ordens geworden war. Es war eine verlockende Vorstellung, aber noch zügelte Janus seine Ambitionen. Gier würde seine sorgfältig überlegten Pläne nur zerstören, wenn seine Gegenüber das Gefühl bekam, er würde sie zu etwas drängen, würde sie instinktiv mit Widerstand reagieren. Also ging Janus geduldig weiter in kleinen Schritten vor, säte Zweifel und Unsicherheit und ließ Brianna ihre eigenen Schlüsse ziehen.

Die silberhaarige Jedi fühlte sich von seiner Aufmerksamkeit und seiner Anerkennung geschmeichelt, ganz besonders, weil diese in so starkem Gegensatz zu ihrer – echten oder eingebildeten – Geringschätzung durch den Rat standen. Janus hatte es sich zur Gewohnheit, jeden genau im Auge zu behalten, der ihm nützlich werden konnte – oder zu einer Bedrohung werden konnte. Mit der Geduld und Sorgfalt einer Spinne hatte der ehrgeizige Inquisitor ein Netzwerk geknüpft, und diese Bemühungen zahlten sich jetzt aus. Brianna suchte seinen Blick und lächelte, eine ebenso charmante wie stolze Geste, die Furchtlosigkeit signalisierte, und ein respektvolles Schmunzeln zupfte an den Mundwinkeln des Sith. Die Jedi dankte ihm für sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten und ihre Entschlossenheit und demonstrierte letztere prompt, energisch und unmissverständlich verkündete Brianna, dass sie keine Absicht hegte, sich von ihm oder irgendjemanden sonst ihre Freiheit nehmen zu lassen, sie würde lieber sterben als in Knechtschaft leben. Die leidenschaftlich vorgebrachten Worte hatten etwas faszinierendes, auch wenn der nüchtern-rationale Teil des Grafen den Eindruck hatte, seine Gegenüber müsste sich auch etwas Mut einreden, um verborgene Ängste und Sorgen weiter klein zu halten. Nun, umso besser für den Sith, der höflich den Kopf neigte, eine respektvolle Geste von einem Krieger zum anderen.


„Dir Fesseln anlegen? Meine liebe Brianna, ich bevorzuge Aufgaben, die lösbar sind. Es wäre leichter, ein tobenden Orkan zu bändigen als dich zähmen zu wollen. Ganz besonders jetzt, nachdem du dein Potential erkannt hast. Ich sehe es in deinen Augen...dich wird niemand aufhalten können. Niemand.“


Das amüsierte Lächeln des Grafen verschwand und machte einer ernsten, beinah feierlichen Miene Platz, als er in die blauen Augen seiner Gegenüber blickte und dort tatsächlich eine so unglaubliche Stärke sah, dass er unwillkürlich ein wenig fröstelte. Brianna war stark, selbst jetzt, noch gefesselt an die Regeln und Moral der Jedi. Wie mächtig würde sie werden, wenn sie diese Ketten wirklich sprengte? Janus hatte kein Interesse daran, eine Rivalin heraufzubeschwören, die ihn vernichten konnte, denn wer wusste schon, ob die Echani nicht vielleicht zu viel Geschmack an der Dunklen Seite finden würde. Für einen Moment hatte der Vollstrecker ein Bild vor Augen, Brianna auf einem Thron von Schädeln, so schön wie schrecklich, die absolute Herrin über Leben und Tod und niemandem Rechenschaft schuldig außer sich selbst. Ein beunruhigender Gedanke, schließlich hegte Janus langfristig nicht die Absicht, irgendjemanden zu dienen. So faszinierend die Echani auch war, schlussendlich konnte es nur einen geben, der wirklich herrschen durfte. Herrschaft war das Stichwort und es überraschte ihn nun auch nicht, dass Brianna das Thema noch einmal ansprach und daran erinnerte, dass Janus sich – allen Freiheiten zum Trotz – schlussendlich eben doch den Weisungen des Imperatos und der Inquisitoren gebeugt hatte, weil ihm die Konsequenzen einer Weigerung zu drastisch gewesen wären. Ausgesprochen bildlich sprechend verglich die silberhaarige Jedi diesen Zustand mit einem Dasein im Käfig, ein Dasein, das sie für sich kategorisch ausschloss. Brianna wollte ihre Freiheit, und sie wollte sie bald. Janus kam nicht umhin, ihren eisernen Willen anzuerkennen, aber ihr Mangel an Geduld und Weitsicht war beklagenswert. Beklagenswert, aber etwas, das ihm nutzte, denn wenn sie so begierig darauf war, ihre Ketten zu sprengen, war eine Abkürzung umso verlockender, gerade nachdem der mächtige Sith seine Kräfte demonstriert hatte. Er genoss die Faszination in Briannas Augen und ließ schlussendlich die Blitze mit einem letzten Knistern wieder verschwinden, um ihr zu antworten.


„Wohl wahr. Mein Handlungsspielraum ist größer als je zuvor, aber es gibt Grenzen, deren Überschreitung einen hohen Preis fordern würden. Widerstand gegen den Imperator beispielsweise würde mich nicht bloß meine Reputation oder Einfluss kosten, sondern wortwörtlich den Kopf. Außer natürlich, ich könnte selbigen mit rhetorischen Geschick und sehr viel Glück aus der Schlinge ziehen. Nicht zwingend etwas, das ich in nächster Zeit versuchen möchte.“


Gab er trocken, aber mit einer Portion Ernst zurück und für einen kurzen Moment huschte so etwas wie Bitterkeit über sein Gesicht, ein Anflug von Melancholie, als er sich vorstellte, wie es wohl wäre, tatsächlich so frei zu sein wie Brianna es sein wollte, aber ohne die Sith, ohne irgendeinen Orden. Ein schöner Traum, gewiss, aber bloß ein Traum. Seine Gegenüber schien ebenfalls Zweifel zu haben, wirkte unsicherer als zu vor. Laut dachte die Echani darüber nach, ob und wie sie bei den Jedi größere Freiheit erlangen konnte, bevor sie sich darüber beklagte, dass man ihr nicht das zugestand, was andere aufgrund von Verbindungen zum Rat erhielten. Neid und Eifersucht sowie das Gefühl, dass man ungerecht behandelt wurde, eine potente Mischung und Nährboden für die Dunkle Seite, und er vermied ein triumphierendes Lächeln, als Brianna ausgerechnet ihn um seine Meinung fragte, ob es auch bei den Jedi möglich war, die Regeln zu dehnen. Der Graf schwieg einen Moment und blickte nachdenklich in die Ferne, als er antwortete, tat er es nicht aus der arroganten Position des allwissenden Meisters, der eine dumme Schülerin belehrte, sondern auf Augenhöhe, ein weltgewandter Gentleman, der mit seinesgleichen seine Gedanken teilte.


„Jede Organisation, die groß genug ist, bietet Schlupflöcher und andere Möglichkeiten, ihre Regeln und Vorschriften zu dehnen oder sogar zu brechen, ohne dafür bestraft zu werden. Ich muss gestehen, ein wenig irritiert es mich doch, dass selbst der Jedi-Orden in dieser Hinsicht keine Ausnahme ist. Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme, Begünstigung...versteh mich nicht falsch, Brianna, ich habe den Orden und insbesondere den Rat immer für Heuchler gehalten, aber dass ihre Doppelmoral so offensichtlich ist, hätte ich nicht erwartet. Sie müssen glauben, dass sie damit davonkommen können, wie sie auch zu glauben scheinen, dass sie sich mit solchen Nadelstichen klein halten können. Die Verweigerung von Ressourcen und deiner Beförderung...es sind fast schon kindische Taktiken dieser weisen Männer und Frauen.“


Janus legte gedämpfte Empörung und Missbilligung in seine Stimme, verbunden mit Bestätigung, dass er recht gehabt hatte, was die Jedi anging. Tatsächlich war es ihm mehr oder weniger gleichgültig, ob die Mitglieder des Ordens wirklich an ihre naiven Lehren glaubten oder diese bloß als Vorwand benutzten. Schlussendlich würden alle fallen, die sich ihm in den Weg stellen, wahre Gläubige und Idealisten wie Heuchler und Zyniker. Auch wenn er zugeben musste, dass letztere zumindest unterhaltsamer waren als die blinden Narren, die brav jedes Wort des Kodex nachplapperten, so wie diese unausstehliche Tenia. Der Graf vermutete, dass man die Nullianerin problemlos durch einen Protokolldroiden hätte ersetzen können, der wieder und wieder die selben Jedi-Plattitüden ergänzt durch die Worte "Bäume" und "Liebe" abspielte – niemand würde einen Unterschied bemerken. Der Macht sei Dank war Brianna nicht so, sie besaß tatsächlich so etwas wie einen eigenen Kopf und benutzte ihn sogar. Sie war besonders, das war wahr, und in diesem Glauben bestärkte Janus die Echani umso mehr, offenbar mit Erfolg. Brianna stimmte ihm zu, dass sie in der Tat anders war als seine Schülerinnen, nicht Erbin eines großes Namens oder eines klangvollen Titels, sondern Produkt ihrer eigenen Stärke und Entschlossenheit. Janus lächelte dünn, das erfreute Lächeln von jemanden, dessen Gesprächspartner gerade den Kern seiner Aussagen erkannt hatte. Die silberhaarige Jedi wollte sich nicht damit begnügen, eine Schülerin zu sein, die Gefährtin des Grafen hingegen, eine Position auf Augenhöhe, entfaltete einen erkennbaren Reiz auf sie. Das Lächeln des Sith wurde ein wenig breiter, wärmer und freundlicher, seine grünen Augen schimmerten, doch er sagte nichts und ließ Brianna den Satz in Gedanken selbst vollenden, während er auf sie zutrat. Sie wich zurück – nicht ängstlich oder gar panisch, aber unsicher, und Janus blieb stehen. Er hatte nicht die Absicht, sie zu drängen oder zu versuchen, sie zu zwingen. Zwang führte zu Widerstand, wenn jemand den Eindruck hatte, er müsse sich gegen seinen Willen beugen, löste das bei den meisten Lebewesen Abwehrreflexe aus. Glaubte hingegen jemand, dem Willen eines anderen zu folgen wäre tatsächlich sein genuin eigener Wunsch, gab es keinen Widerstand, sondern Kooperation. Brianna sollte glauben, dass all das ihre eigenen Ambitionen waren, ihre eigenen geheimen Wünsche und Sehnsüchte, dass sie nicht manipuliert wurde, sondern von selbst zu diesem Schluss gekommen war. Mit der Geduld eines Nexu, das seine Beute genau dort hatte, wo es sie haben wollte, und ohne irgendein Zeichen von Triumph wartete Janus ab, bis Brianna sich zu einer Antwort durchrang.

Ein anderer Sith hätte sich mit ihrem zögerlichen Versprechen, über sein Angebot nachzudenken, nicht begnügt, hätte lauthals nach Unterwerfung verlangt, hier und jetzt. Und selbst subtilere Mitglieder des Dunklen Ordens hätten vielleicht triumphierend gegrinst und ihrem Gegenüber unter die Nase gerieben, dass sie genau das tun würden, was von ihnen verlangt wurde, früher oder später. Janus hingegen...Janus verneigte sich langsam, ein freundliches, offenes, erleichtertes Lächeln auf den Lippen, seine Gesichtszüge wirkten weicher als zuvor, als wäre ihm eine schwere Last von den Schultern gefallen.


„Das ist alles, worauf ich all die Zeit gehofft habe: Dass du über meine Worte nachdenkst, frei von den Vorgaben, die andere Jedi dir machen. Nicht mehr und nicht weniger: Du sollst eines wissen: Auch wenn du dich schlussendlich gegen mein Angebot entscheiden solltest, bin ich glücklich darüber, dass du es zumindest nicht sofort verworfen hast. Für einen kurzen Moment waren wir beide uns sehr nah, und das ist eine Erinnerung, die ich nicht vergessen werde.“


Der Graf richtete sich wieder auf und warf einen kurzen Blick in Richtung der Tür. So angenehm – und produktiv – diese Unterhaltung auch gewesen war, er war leider nicht zum Vergnügen auf Alderaan, und beinah entschuldigend schmunzelte der Halb-Echani, seine Stimme nun weniger emotional bewegt und erleichtert, sondern wieder etwas höflich-distanziert.


„Ich fürchte, die Pflicht ruft – die deine und die meine. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, unter vier Augen eine tragfähige Lösung für Alderaan auszuhandeln, glaube nicht, dass die Adligen hier und Imperium und Neue Republik uns das gestatten werden. Die Gitterstäbe, die du erwähnt hast, sind auf einmal wieder sehr deutlich sichtbar, fürchte ich. Und dennoch...es war gut, dass wir miteinander gesprochen haben, gleichgültig, was nun folgen mag. Ein Vorschlag: Einigen wir uns für Außenstehende darauf, dass die Mauer neben der Tür gar fürchterlich brüchig gewesen sein muss und deshalb einfach einbrach, als sich jemand sanft dagegen lehnte. Nicht, dass der geschätzte Herzog dich noch zu Schadensersatz verpflichtet.“


Janus gestattete sich ein leises Lachen, warf einen vielsagenden Blick auf die Bruchstelle und senkte dann leicht den Kopf. Er hatte gesagt, was zu sagen war, und nun würde er tun, was zu tun war. Der Sith war nicht sentimental geworden, im Gegenteil, seine Entschlossenheit, Alderaan zu halten oder möglichst teuer an die Neue Republik zu verkaufen, war nur gewachsen. Es würde eine eindrucksvolle Demonstration seiner Macht und seiner Fähigkeit, selbst in schwierigsten Situationen zu gewinnen oder zumindest nicht zu verlieren. Diese Welt war ein riesiges Pulverfass, ein einziger Funke würde genügen, um ein Inferno zu entfachen. Und, und bei diesem Gedanken zupfte ein winziges, gefährliches Lächeln an den Lippen des Vollstreckers, war den Vahla Feuer nicht heilig?


[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna
 
Alderaan - Apalisküste – Schloss Organa - Großer Saal – Bailee, Tenia, Akani und NPC


„Wenn ich es nicht für eine gute Idee hielte, würde ich euch nicht darum bitten, oder?“,
gab Eila etwas von oben herab zurück. Akani hob die Augenbrauen.
Naja, die Frage ist, für wen das eine gute Idee ist, dachte er, hielt sich aber zurück.
Die Prinzessin ließ dies aber nicht so stehen, sondern schob noch eine kurze Erklärung hinterher und zeigte sich zuversichtlich, dass ein erfolgreicher Abschluss ihrer Rettungsmission Holt davon überzeugen würde, dass das alles super war und so…Der Chiss war sich nur nicht sicher, ob er Eilas Zuversicht teilte…


Diese war jedoch bereits ganz im Planen und redete etwas von Kapuzen daher. Akani hoffte, dass seine Augen nicht aus seiner Kapuze herausglühen würden, da stieß auch schon Bailee zu ihnen.
„Hallo. Brianna meinte eben, ich solle mich an euch halten und euch ein wenig über die Schulter gucken“, meinte sie und lächelte Tenia und Akani an.

„Klar doch. Du kommst gerade richtig, wir tun gleich etwas so richtig aufregendes und befreien einen Adeligen, den Lord Organa eingesperrt hat“, meinte Akani ironisch, verzog jedoch die Lippen zu einem leichten Lächeln, damit Bailee merkte, dass dies nicht gegen sie gerichtet war. Er ließ ihr den Vortritt, als sie an eine kleine Tür kamen, während Tenia das Wort ergriff. Sie erwähnte zunächst Brianna und Janus und drückte anschließend ihre Beunruhigung über dessen Begleitung aus, die wer-wusste-schon-was planten. Akani musste ihr zustimmen, aber es gab momentan nichts, was sie dagegen tun konnten.

Anschließend hakte auch die Nullianerin nochmals bezüglich ihres aktuellen Vorhabens nach, während Akani Bailee kurz erzählte, was geplant war.


Alderaan - Apalisküste – Schloss Organa - Seitengan – Bailee, Tenia, Akani und NPC
 
Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Balkon – Janus und Brianna

Eine Sache, die Janus von allen höherrangigen Jedi unterschied, persönliche Freundinnen einmal ausgenommen, war, dass er ihr das Gefühl vermittelte, sie und ihre Fähigkeiten zu schätzen. Bei den Jedi hörte man Dinge wie ‚Dich für diese Mission ausgewählt wir haben‘, ‚Das ist ein guter Test, deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen/weiterzuentwickeln‘ oder – Briannas persönlicher Favorit – ‚Es ist der Wille der Macht‘. Welche von den drei Varianten der Grund war, dass sie auf Alderaan gelandet hat, war der Silberhaarigen dabei völlig unklar. Janus hingegen sprach von ihrem Potential, ihren nicht zu bändigenden Kraft, er verglich sie mit tosenden Orkan. Selbst falls der dabei etwas dick aufgetragen haben sollte, waren diese Worte doch eine wohltuende Abwechslung. Sie vermittelten ihr das Gefühl, wert geschätzt zu werden, was ihr bis vor kurzem auf Coruscant zwar von Kolleginnen, Patientinnen und der interessierten Öffentlichkeit entgegengebracht wurde, nicht aber vom Rat und jenen Meisterinnen, die für ihn die Drecksarbeit zu erledigen pflegten. Sprich, von keiner, die im Orden wirklich was zu sagen hatte. Janus' wahren Einfluss bei den Sith fiel ihr schwer einzuschätzen. Natürlich sagte er, er war auf dem Weg nach oben – welcher Sith täte das nicht? Im Fall des Tarisianers konnte es allerdings stimmen, wenn ihre Instinkte sie nicht im Stich ließen. Seine Körperhaltung und Gestik verrieten der Echani eine ganze Menge.

So gut, wie Janus' Versprechen klingen mochten, sie bezogen sich – selbst wenn sie alles täte, was er von ihr erhoffte, was ihr nach all der Undankbarkeit, den Nackenschlägen des Rates nicht mehr abwegig vorkam – auf eine ferne Zukunft. Brianna würde unaufhaltsam sein, sich ihre ersehnte Freiheit einfach nehmen können, aber nicht morgen, auch nicht übermorgen. Auch der Sith-Vollstrecker selbst (das wusste sie mitterweile ja), konnte es sich nicht leisten, sich dem Imperator zu widersetzen. Statt vom Rat von einer Mischung aus Noghri und Handelsföderations-Kampfdroiden auf Diplomatiemission zu irgendwelchen Schnöselbaronen geschickt zu werden war keine Verbesserung. Aber unterhalb davon hatte er Handlungsfreiheit, kein Schicht-von-acht-bis-acht-Korsett wie im Jedi-Orden mit einem
‚Bitte melde dich morgen beim Rat, aber bitte in deiner Freizeit. Wir möchten dir mit einem warmen Händedruck danken, jede sichtbare Form der Anerkennung jedoch vermeiden. Wir bitten um dein Verständnis, auch dafür, dass wir dich morgen zum Spaß zum Aristokratensitten nach Prinzenhausen schicken.‘ Der Sith-Weg war: ‚Du kannst es tun, oder du kannst es lassen. Du musst aber die Konsequenzen deines Handelns tragen.‘ Diese Variante war ihr wesentlich sympathischer, auf jeden Fall war sie ehrlicher. Übersetzt für Briannas Fall bedeutete das, laut ausgesprochen:

„Ich müsste also gehorchen, bis ich stark genug bin, dass ich es mir leisten kann, mich zu widersetzen. Wenn es stimmt, was du mir verspricht, ist es früher oder später soweit. Ich könnte das eine Weile durchhalten, vorausgesetzt, es ist eine kurze Weile.“


Lang war Briannas Geduldsfaden nicht mehr. Es wäre ihr dritter Neubeginn in Machtdingen und jedes Mal war sie weniger gewillt, Kredit einzuräumen. Als dunkle Jedi, wenn das die passende Einordnung war, hatte sie sich jahrelang damit begnügt, ihrem Meister willens zu sein, ohne – aus heutiger Sicht – eine angemessene Gegenleistung zu haben. Auch bei den Jedi hatte sie Zeiten erduldet bei einem Meister, der zwar gerne eine schöne Padawan haben wollte, sonst aber lieber seine persönliche Agenda verfolgte, anstatt einen Gedanken an ihre Ausbildung zu verschwenden. Bei Janus war sie nicht mehr bereit, wieder in Vorleistung zu treten. Sie wollte endlich sehen, was ihr schon zweimal versprochen worden war. Schließlich gäbe sie eine Menge auf für ihn: eine Reputation, die sie sich erarbeitet hatte, vielleicht nicht unbedingt in den höheren Ordensrängen, doch außerhalb davon auf jeden Fall, das gute Gefühl, eine Kämpferin für Frieden und Freiheit zu sein (es wäre gelogen gewesen zu behaupten, dass Brianna als Jedi aus purem Altruismus handelte und nicht vor allem deswegen, weil sie einfach wahnsinnig gern diejenige war, die den Tag rettete und dafür gepriesen wurde [oder nicht, s.o.]), und ihre Freundinnen. Das war eigentlich das größte Problem, nicht eine imaginäre Bindung an einen überbewerteten Kodex, der doch nur Richtlinien enthielt, denn feste Regeln. Die persönlichen Bindungen, die sie im Laufe der Zeit aufgebaut hatte. Sie müsste geradezu hoffen, einer Kestrel, einer Talery, selbst einer Bailee nie mehr zu begegnen, weil es besser wäre als die Alternative. Gegen ihre alte Meisterin oder Schülerin kämpfen? Undenkbar! Bevor sie diese aufgab, wollte sie sich sehr sicher sein, dass Janus' Weg hielt, was er versprach.

Warum also nicht einen Balanceakt versuchen? Sie könnte eine Menge von den Sith lernen, auch die Jedi allgemein. Wer das trotz der verschiedenen, sich eigentlich aufdrängenden Hinweise abstritt, war genau so verblendet wie die Anhänger der dunklen Seite nicht müde wurden zu behaupten. Nur ein Beispiel: Brianna hatte das C-Virus lange genug bekämpft, um zweifelsfrei zu wissen, dass es sich um ein Werk der dunklen Seite handelte. Sie brauchte kein schriftliches Geständnis des Imperators dafür, um sicher zu sein. Aber besiegen konnte sie es nicht, genauso wenig wie irgendeine andere Jedi. Mit dem Rakghoul-Virus war es dasselbe. Der Orden hatte schlicht keine Karten in dem Spiel. Da konnte er so gut bluffen wie er wollte, gewinnen konnte er es nicht. Sollte heißen: die Jedi hatten von einem ganzen Anwendungsgebiet der Macht nicht die geringste Ahnung. Falls es das Wissen überhaupt in einer Ordensbibliothek gab, dann war es so gut weggesperrt, dass keine Jedi auch nur wusste, dass man es wusste. Natürlich war es schrecklich böse, widerwärtig und gemein und am schlimmsten von allem, gegen den Kodex, lernen zu wollen, wie man Krankheiten mit der Macht erschuf. Aber man konnte kein Raumschiff reparieren wenn man nicht wusste, wie man Raumschiffe baut. Genauso wenig konnte man das C-Virus besiegen ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wie man eine solche Abscheulichkeit erschuf. Doch niemand im Orden schien diese simple Logik zu verstehen – verbohrt eben.

Genau dasselbe war es in vielen Dingen, und was spräche also wirklich dagegen, wenn Brianna den Orden genauso schlecht behandeln würde wie er sie? Wenn sie für den Rat nur ein Werkzeug war, meistens nützlich, manchmal störrisch, wieso sollte sie dann dem Orden dann eine Loyalität entgegenbringen, die dieser nicht erwiderte? Dann war dieser eben auch nur ein Vehikel zur Erlangung von größerer Freiheit, zur Selbstverwirklichung. Tun, was man von ihr verlangte, aber jedes Schlupfloch nutzen, das sich ihr bot, anstatt sehenden Auges daran vorbeizuwandeln. Oder eher blinden Auges? Sie würde von den Sith und den Jedi lernen, nach Logik und Vernunft entscheiden, nicht nach Dogmen, bis sie mächtig genug war, ihren eigenen Weg zu gehen. Wahrscheinlich immer noch dasselbe tun wie zuvor, nur eben ohne die Vorschriften. Eine Menge Jedi hatten dem Orden den Rücken gekehrt, man sprach nur nicht so gerne davon. Allen voran Dhemya, die einst eine Jedi aus ihr gemacht hatte, eine Rätin. Warum es ihr nicht gleichtun? Es war derselbe Gedankengang wie zuvor bei den Sith, aber in der weiß gewaschenen Version, und Janus bestärkte sie grundsätzlich sogar darin. Der Orden der Jedi wäre nicht anders als jede andere große Organisation – dass er nur zu recht darin hatte, hatte sie selbst leidvoll erfahren müssen.


„Das Problem ist, dass der Rat von Männern dominiert ist, von Chauvinisten, die es nicht ertragen können, wenn eine Frau sich hervortut, zu Macht und Einfluss gelangt. Deshalb haben sie mich nicht befördert, und deshalb sehen sie meine Holopräsenz mit Argwohn. Zwar gibt es ähnlich viele Frauen in den Gremien, aber das sind nicht diejenigen, die die Entscheidungen fällen. Es sind männliche Eitelkeiten, deklariert als ‚Wille der Macht‘ oder was weiß ich,“


Beklagte sich Brianna und sagte dabei fast dasselbe wie auf Coruscant beim Nunabrater im Tempel, wo sie Bailee ihr Leid geklagt und all den Frust über die Nichtbeförderung von der Seele gerdet hatte. Janus rannte bei ihr nur zu offene Türen ein, was die Führung des Ordens anging. Dass mit zweierlei Maß gemessen wurde, die Doppelmoral als Hüter des Kodex einerseits und Wächter der persönlichen Eitelkeiten andererseits, glaubte sie sowieso. Dass man ganz konkret versuchte, sie kleinzuhalten sowieso. Man beförderte sie nicht für ihre Verdienste, sondern schickte sie statt in den Urlaub zurück, den sie der Viruskrise willen abgebrochen hatte, lieber auf eine Mission auf Alderaan, auf dessen ungewohnten Parketten nahezu garantiert war, dass sie nicht brillierte. Sie hatten natürlich gewusst, dass an der Echani keine Diplomatin verloren gegangen war, und soweit recht behalten.


„Warum senden sie überhaupt mich nach Alderaan? Außer, um dich zu treffen, aber das ist sicher nicht, was sie beabsichtigt hatten…“


Aber Janus war nicht Bailee und nicht hier, um Brianna über ihren verletzten Stolz hinwegzutrösten. Je mehr ihre Wut abflaute, desto bedrohlicher empfand sie seine offensichtlich gesteigerte Macht. Da half es auch nichts, sich darüber zu beklagen, dass der Rat sie zurückgehalten hatte, dass sie nun wusste, über dieselbe Macht verfügen zu können, momentan waren die Kräfteverhältnisse nicht so. Da waren ein Vollstrecker und eine Ritterin, so kam es ihr auch im Augenschein vor, und Janus strebte auf eine Entscheidung zu. Obwohl er sie nicht offensichtlich unter Druck setzte, fühlte es sich doch so an, irgendwie. War denn die Idee, sich auch bei den Jedi größere Freiheit ermogeln zu können, denn nicht bloßes Wunschdenken? Janus' gleichberechtigte Partnerin sein zu können erschien ihr im Vergleich wie ein gutes Angebot. Eine Gelegenheit, die sie zu diesen Bedingungen vielleicht nicht wieder bekommen würde. Der Halbechani lächelte sie freundlich, bestätigend an als sie sich rhetorisch langsam der Entscheidung zusteuerte, aber dieser Druck, sich entscheiden zu müssen, dieses merkwürdige Gefühl, war das auch er? Briannas Wahrnehmung nach schien es nicht von außen zu kommen, was aber genauso gut bedeuten konnte, dass er bereit so stark geworden war, um ihre Sinne derart hinters Licht zu führen. Irgendwie hatte sie aber doch den Eindruck, es hatte mit ihm zu tun. All das verunsicherte die Echani auf ungewohnte Weise. Janus' Offerte erschien ihr eindeutig die realistischere Option zu sein, denn sie war keine Trickserin, die sich um Käfige und Fesseln herumlavierte, sie war eine Kämpferin. Wenn sie eines Tages entscheiden sollte, ihn wieder zu verlassen, konnte er sie wirklich daran hindern? Aber sicher war die Silberhaarige sich bei keiner dieser Fragen, so dass sie mit Verlaub erleichtert war, als Janus auf ihre Bitte um mehr Zeit positiv reagierte. Auch das sonderbare Gefühl, das auf ihr gelastet hatte, war schlagartig verschwunden. Hieß das, dass es doch von dem Sith vor ihr ausgegangen war?

„Diese gemeinsamen Augenblicke, hier auf dem Balkon, werden mir definitiv in Erinnerung bleiben,“


Echote Brianna, immer noch kleinlaut, sinngemäß. Zu mehr war sie gerade auch nicht in der Lage, so dass sie es ganz und gar Janus überließ, die Richtung vorzugeben. Die Pflicht ruft… die Jediritterin hatte gerade so gar keine Ahnung, was sie jetzt als nächstes tun sollte, aber gut. Zu Verhandlungen fühlte sie sich gerade überhaupt nicht in der Lage, weder unter vier noch unter mehr Augen. Das Loch in der Mauer: ja, was immer Janus sagte. Hauptsache sie kam hier aus dieser Situation raus und fand irgendwo ein wenig Raum für sich selbst und ihre Gedanken, die sie ausbreiten musste.

„Da hast du allerdings recht, wie wahr. Vielleicht bin ich gestolpert und habe mich daran abgestützt. Dieser Palast ist sicher schon Jahrtausende alt, von daher… Vielleicht fragt auch niemand, das wäre mir das liebste. Jedenfalls… wir sehen uns. Bis dann.“


Mit diesen Worten verabschiedete sich die Echani und sah zu, dass sie wegkam. Draußen vor der Türe wurde sie Tatsache von zwei neuen Jüngern aufgehalten, die sie am Passieren hindern wollten. Ernsthaft?! Aber Brianna hatte nicht einmal mehr Lust, sie umzuhauen. Das bedeutete deshalb aber nicht, dass sie abbremste und über 70 Kilo pure Echanimuskeln stellte man sich besser nicht in den Weg, ganz gleich, in welcher psychischen Verfassung diese gerade waren.

Als Brianna zurück in den großen Versammlungsraum kam, war da keine Bailee mehr, und auch keine Tenia oder Akani. Die Prinzessin war genauso weg wie der Caamasi Wo waren all die Leute abgeblieben? Falls sie sich zu den Killiks aufgemacht hatten, in welche Richtung? Also tat sie zunächst einmal, was die meisten der noch Anwesenden taten: sie leerte die Teller mit den Häppchen und übrigen Leckereien aus. Darüber hinaus schrieb sie ihrer Padawan eine Nachricht:


*** Kom-Nachricht von Brianna Kae an Bailee Troisi, Dringlichkeit hoch ***

Hey Bailee,


wo zum Tiefkern steckt ihr?

Brianna


*** Kom-Nachricht Ende ***

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Versammlungsraum – Allein in der restlichen Menge: Brianna
 
Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Gänge der Bediensteten – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)

Die kleine Seitentüre führte in ein Netz aus kleinen, engen und schmucklosen Gängen, die früher dazu gedient hatten, dass Diener der Organas ihrer Geschäfte nachgehen konnten, ohne dabei Adeligen über den Weg zu laufen. Früher hatte man auf Alderaan die Ansicht vertreten, dass es sich als Angehörige eines der besseren Häuser nicht geziemte, mit Gewöhnlichen zu verkehren, doch Vater hatte diese Praxis als antiquiert abgeschafft. Davon abgesehen besaß nach vielen Millennia an Aristokratie fast jeder menschliche Alderaaner eine verwandtschaftliche oder schwägerliche Beziehung zu zumindest einem der kleineren der unzähligen Adelshäuser, ergo war das ganze Standesdenken müßig, aber das war nur Eilas persönliche Meinung. In der Praxis der Alderaaner bedeutete es dagegen, dass es bessere und schlechtere Adelige gab, aber wenigstens keine, die die kleinen, engen Gänge benutzen mussten, jedenfalls nicht bei den Organas.

Diese zu benutzen hatte zwei große Vorteile: erstens traf man dort eh niemanden außer vielleicht verirrte Droiden, zweitens waren das Gangsystem der Diener darauf ausgelegt, all die Orte zu erreichen, die die höheren Organas nicht sehen sollten oder vielmehr wollten: zum Beispiel die Kleiderkammer, zu der sie unterwegs waren, und zu Cousin Teltos ›Gefängnis‹ in einem der weniger hohen Türme. Der Nachteil war, dass hier alles ziemlich staubig war und das war etwas, was Eila überhaupt nicht leiden konnte. Derweil war die nautolanische Padawan (Bailee) eingetroffen und die Prinzessin verfolgte die Jedi-internen Gespräche mit einiger Verwunderung. Sehr zu vertrauen schienen sich die Jedi ja nicht, fand sie. Der Chiss-Padawan (Akani) erklärte derweil der Hinzugekommenen kurz, was Sache war.

»Zu Unrecht eingesperrt, wie ich hinzufügen muss.«

Nachdem sie sich überwunden hatte durch die staubigen Korridore zu marschieren und eine Richtung eingeschlagen hatte, fragte die Jedi Tenia, weshalb Telto überhaupt ein Gefangener war.


»Weil Vater denkt, dass die Isolation ihn von seiner Bindung zu den Killiks trennt. Aber es funktioniert nicht und ist die reinste Folter. Es wäre ja schlimm genug für Euch und mich, tagein, tagaus alleine in einen Raum gesperrt zu sein. Für einen Verbundenen aber, der im Nest niemals allein ist und kein ›Ich‹ mehr kennt, muss es die pure Hölle sein. Er hat jedenfalls nichts verbrochen, falls Ihr das dachtet,«

Erklärte Eila mit hörbarer Missbilligung in der Stimme. Dass sie den Zorn ihres Vaters riskierte, war ihr dabei wohl bewusst. Die Prinzessin konnte sich nicht vorstellen, dass Telto etwas anstellen würde, war aber nicht bereit, notfalls ihren Kopf dafür hinzuhalten.

»Ihr seit Jedi – ihr werdet ihn als Jedi doch wohl sicherlich während der Mission im Auge behalten können?«

Eila ließ durchschimmern, dass sie das für das Normalste von der Welt hielt.

»Telto wird nichts anstellen und könnte das bestimmt auch gar nicht, bis wir in die Nähe des Nests kommen. Er ist einsam und verwirrt, man bekommt keinen klaren Satz aus ihm raus und ich bin mir nicht sicher, ob er zu klaren Gedanken fähig ist. Davon abgesehen könnt ihr es doch wohl sicherlich so aussehen lassen, als wäre Telto von selbst entkommen. Ich lenke die Wache an der Tür ab, und ihr schafft ihn derweil durch's Fenster raus oder so,«

Schlug sie vor. Über eine enge Wendeltreppe erreichten sie eine der Kleiderkammern. Die junge Organa öffnete einen der Schränke, die ein Sortiment an Organa-Roben in allen Variationen enthielt und präsentierte sie denn Jedi. Derweil suchte sie nach Requisiten, die die Merkmale der Nichtmenschen verdecken sollten, und fand sie auch.

»Hier, setzt die auf,«

Meinte sie zu Akani und reichte ihm eine Sonnenbrille. Für Bailee fand sie eine passende Perücke mit gewelltem dunkelbraunen Haar. Für Cousin Telto und sich selbst nahm sie ebenfalls Bedienstetenroben mit, mit der sie sich unauffälliger aus dem Palast entfernen können würden.

»Mit der Kapuze übergezogen sollte das reichen, um Eure Lekku oder wie sie heißen zu verdecken.«

Anschließend wandte sie sich an alle:

»Alles klar? Ich lenke sie ab, ihr holt ihn raus – oder wie geht ihr Jedi so Dinge für gewöhnlich an?«

Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Kleiderkammer der Bediensteten – diverse Leute, Tenia, Akani, Bailee und Eila (NPC)
 
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Brianna

Janus war ein Opportunist erster Güte, eine Titulierung, an der der ehrgeizige Sith nichts anrüchiges fand. Für ihn bedeutete es lediglich, dass er jede Gelegenheit, die sich ihm bot, optimal nutzte und sich so den größtmöglichen Vorteil zu verschaffen. Manchmal waren die Umstände günstig, so dass der Graf diese Gelegenheiten selbst erzeugen konnte, aber er störte sich auch nicht daran, wenn andere es für ihn taten. In diesem Fall war es niemand geringeres als der Rat der Jedi, der ihm den Gefallen getan hatte, ausgerechnet Brianna auf eine diplomatische Mission nach Alderaan zu schicken. Was sich die Führung des Ordens dabei gedacht hatte und sich von diesem Schachzug erhoffte, blieb dem blassen Aristokraten zwar vorerst ein Rätsel, war aber im Moment nicht weiter von Belang. Die Motive der Jedi mochten durchaus interessant sein, vielleicht waren sie aber auch einfach mit Blindheit geschlagen und es handelte sich um eine Prüfung oder eine Art Strafe für die silberhaarige Jedi. So oder so, Janus hatte seine Gelegenheit und würde sie nicht verstreichen lassen. Er kannte Brianna – kannte sie beinah so gut wie sie sich selbst, und manchmal sogar besser. Er wusste, was er wann und wie zu sagen hatte und wann es besser, die Echani ihre eigenen Schlüsse ziehen zu lassen. Geduld war eine Tugend, die unter Sith rar gesät war, dabei war sie so eine nützliche Eigenschaft. Janus genoss es, wenn seine Pläne sich langsam entfalten konnten, Stück für Stück ihre Wirkung den gewünschten Effekt erzielte. Die fehlende Wertschätzung dafür irritierte ihn, war aber schlussendlich nicht sein Problem. Wenn sich seine Brüder und Schwestern selbst sabotieren wollten, würde er ihnen dabei nicht im Weg stehen. Ein schmales Lächeln zupfte an den Mundwinkeln des drahtigen Fastmenschen und er konzentrierte sich wieder auf Brianna. Die Jedi sprach ihre Gedanken offen aus, ihr Verstand arbeitete rasch und – was weitaus wichtiger war – allein schon die Tatsache, dass sie in diese Richtung überlegte und dies sogar sagte, war für den Sith ein Triumph. Ein Triumph, den er sorgfältig verbarg. Dies war nicht der Moment, um der Jedi ihre Zweifel unter die Nase zu reiben. Also nickte der Graf bedächtig, im Habitus eines intelligenten Zeitgenossen, dessen nicht minder intelligenter Gesprächspartner gerade den Kern der Sache erkannt hatte, seine Stimme glatt und ruhig.

„Exakt. Die Jünger haben ein treffendes, wenn auch etwas vereinfachendes Sprichwort dafür: Nach oben buckeln, nach unten treten. Nur würde dieses Prinzip bei Dir nicht verfangen. Ich suche keine weiteren Diener. Ich suche nach jemanden, der mit mir auf Augenhöhe die Geheimnisse der Macht ergründen kann. Und das rasch und ohne Rücksicht auf antiquierte Vorstellungen und sinnlose Regeln...“


Janus ließ seine Worte verhallen, verzichtete darauf, noch mehr zu sagen. Unausgesprochen schwang mit, dass er Brianna im Gegensatz zu den Jedi nicht mit trivialen Ablenkungen und ungeliebten Aufgaben von ihrem Ziel abhalten würde. Das gehörte zu den Dingen, die er nicht noch einmal gesondert hervorheben musste. Seine Gesprächspartnerin war intelligent genug, um selbst darauf zu kommen, und stolz genug, es für ihre eigene Schlussfolgerung zu halten und nicht für eine Einflüsterung des Grafen. Tatsächlich war es überhaupt nicht notwendig, dass Janus noch viel mehr Öl ins Feuer goss, einmal in Fahrt gekommen, übernahm das Brianna wunderbar selbst. Bitter beklagte die Echani, deren Kultur – stark vereinfacht gesagt – nicht von Männern dominiert wurde, dass eben diese Männer im Rat der Jedi alle Entscheidungen trafen und sie behinderten. Inwiefern das den Tatsachen entsprach und ob die Führung des Ordens wirklich alle egalitären Grundsätze mi Füßen trat, konnte Janus nicht beurteilen, aber das war auch nicht nötig. Es genügte vollkommen, dass Brianna den Eindruck hatte, ungerecht behandelt zu werden. Janus neigte leicht den Kopf, um Zustimmung zu signalisieren, beließ es aber dabei. Der intrigante Vollstrecker hatte bereits zuvor verkündet, dass seiner Meinung nach die Jedi Angst vor Briannas Potential und Stärke hatten, und das reichte aus. Laut dachte die silberhaarige Frau darüber nach, warum der Rat sie überhaupt nach Alderaan entsandt hatte, und Janus reagierte mit einem amüsierten Lachen.


„Nein, ich glaube nicht, dass der Rat so viel Weitsicht besitzt, ein solches Zusammentreffen zu arrangieren. Vermutlich würden seine Mitglieder allen hehren Beteuerungen des Kodex zum Trotz in nackte Panik verfallen, wenn sie uns so offen reden hören könnten. Was der Rat nicht kontrollieren kann, macht ihm Angst.“


Kommentierte der blasse Aristokrat und wurde wieder ernst. Da war es wieder, diese Vorstellung, dass die Jedi Brianna einengten und sie fürchteten, eine Vorstellung, die ihr gleichzeitig Unbehagen bereitete und ihrem Ego schmeichelte. Janus kannte seine Gesprächspartnerin gut, er wusste, wo, wann und wie er Hebel ansetzen musste. Dezent, geradezu beiläufig, verstärkte er seine Worte und ihre Wirkung mit der Macht. Es war kein brachiales Brechen eines Geists, das Janus hier betrieb, kein mentaler Vorschlaghammer, vielmehr nutzte er die Macht, um seinen rhetorisch geschickt gewählten Aussagen eine gewisse Honigsüße zu verleihen, diesen kleinen Touch besonderer Verlockung. Eine kleine, beinah triviale Optimierung, aber verbunden mit seinem Auftreten sorgte es dafür, dass Brianna – kleinen Schritt für kleinen Schritt – sich in die Richtung bewegte, die er für sie vorgesehen hatte. Und selbstverständlich gewährte Janus der Jedi ihre Bitte um Aufschub. Jetzt zu drängen hätte all seine mühevolle Arbeit zunichte gemacht. Er würde Brianna nicht zwingen, zu ihm zu kommen. Früher oder später würde sie es selbst tun, aus freiem Entschluss, und er würde auf sie warten, geduldig wie eine Spinne in ihrem Netz. Ein wehmütig-versonnenes Lächeln zupfte an den Lippen des mächtigen Sith und in seine Stimme schlich sich ein Hauch Melancholie, als Brianna davon sprach, dass sie diesen gemeinsamen Moment nicht vergessen würde. Janus schwieg einen Moment, zögerte seine Antwort hinaus, als wäre er kurz überwältigt und müsse sich sammeln.


„Wie auch mir...“


Seine Antwort war leise, kaum mehr als ein Flüstern, bevor sich Janus einen mentalen Ruck zu geben schien und seine Haltung straffte, nun wieder nüchtern und professionell. Sein Vorschlag, die Zerstörung des Wandabschnitts elegant zu vertuschen fand Briannas Zustimmung, und darin lag ein weiterer Erfolg für ihn. Für sich genommen war die Angelegenheit banal, aber die Tatsache, dass die Jedi ihm nicht widersprach und bereit war, seine Lüge zu akzeptieren und mitzutragen, sprach Bände. Janus verbarg erneut sorgfältig jeden Triumph und nickte lediglich verständnisvoll, als Brianna sich sichtlich verwirrt verabschiedete und davon eilte. Erst, als die Echani schon weit entfernt war und die beiden von ihr aus dem Weg gestoßenen Jüngern sich wieder aufgerappelt hatten, gestattete sich der Graf ein schmales, zufriedenes Lächeln, seine grünen Augen funkelten.


„In der Tat, wir sehen uns bald wieder, Brianna. Mit neuen Augen.“


Murmelte der Sith und genoss seinen Erfolg. So wie ein guter Wein erst reifen musste, so mussten auch die Zweifel, Ängste, Ambitionen und Wut der Jedi erst reifen, mussten sich noch mehr verstärken. Die anstrengenden, komplizierten und langwierigen Verhandlungen auf Alderaan waren dafür der ideale Nährboden, und der scharfe Verstand des Grafen formulierte bereits einen Plan, wie er zwei Ziele mit nur einem Schlag erreichen konnte. Es wurde Zeit, alle Hoffnungen auf Frieden in Feuer und Blut zu ersticken und Chaos zu schaffen. Ein Chaos, in dem man nach der imperialen Ordnung schreien, ja, um sie betteln würde. Alderaan war ein einziges riesiges Pulverfass...und er würde den Funken an die Lunte legen. Nun, nicht er persönlich, natürlich. Wofür gab es schließlich seine Diener? Janus lachte leise, drehte sich wieder um und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, als er die Augen schloss und sich in der Macht versenkte, um nach seinen Schülerinnen Ausschau zu halten. Er konnte ihre Präsenzen spüren, konnte fühlen, wo sie waren, und verborgen in den Schatten seiner Abschirmung konzentrierte sich der Vollstrecker auf die Aura von Kate Manice und berührte ihren Geist, sandte eine einfache Botschaft. Kommt zu mir, flüsterte die Stimme des Grafen in ihrem Kopf. Nachdem er sicher war, dass seine Anweisung angekommen war, öffnete Janus seine Augen wieder und wartete geduldig ab, bis die Krath eintraf, seine Jünger hatten Anweisung, sie passieren zu lassen. Als sie den Balkon betrat, drehte Janus kaum merklich den Kopf, um zu signalisieren, dass sie an seine Seite treten durfte, er warf ihr einen kurzen Blick zu und als er sprach, war seine Stimme glatt und kühl.


„Willkommen, Lady Manice. Interessante Verhandlungen, findet Ihr nicht auch? Sagt mir, was haltet Ihr von den Beteiligten und ihren Positionen?“


Der Vollstrecker wahrte zwar seine Autorität, sprach aber weniger von oben herab als mit anderen und klang genuin an der Meinung seiner Schülerin interessiert. Ihr Urteil war in der Tat von Wert, denn auch wenn Janus sich – selbstredend – für das klügste Lebewesen der Galaxis hielt, konnte es nicht schaden, auch die Perspektiven anderer in seine Kalkulationen mit einzubeziehen. Ton und Haltung des Grafen machten deutlich, dass er eine ehrliche Antwort wünschte und Kate keine Repressalien zu fürchten hatte. Es war ein Privileg, dass ihr gewiss schmeicheln würde, insbesondere, weil er es in diesem Moment nur ihr gewährte und nicht ihrer Mitschülerin. Nach einer kurzen Pause, den Blick auf die Bergkette von ihm gerichtet und ein feines Lächeln auf den Lippen fuhr Janus fort.


„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass nun ein günstiger Moment ist, um zu...aggressiveren Methoden zu wechseln. Die Spannungen zwischen den verschiedenen Spezies auf Alderaan sind eine Ressource, die wir nicht ungenutzt lassen können. Vereint mögen die Alderaaner und ihre republikanischen Verbündeten in der Lage sein, sich dem Imperium zu widersetzen, aber wenn wir sie spalten und idealerweise gegeneinander aufhetzen, können wir den Kurs der Verhandlungen bestimmen und man wird uns sogar dafür danken, die Ordnung wiederhergestellt zu haben. Aber dafür benötige ich jemanden, der ebenso diskret wie entschlossen vorgehen kann und an dessen Loyalität keine Zweifel bestehen.“


Bewusst sprach Janus von „wir“ und bezog seine Schülerin damit in die Pläne ein, vermittelte ihr – auch subtil von der Macht unterstützt – das Gefühl, an den geheimen Gedanken und Ambitionen ihres Meisters teilhaben zu dürfen und eine wichtige Rolle darin zu spielen. Der Vollstrecker machte eine Kunstpause und schenkte Kate dann ein Lächeln von der Seite, während er zurückhaltend mit der Macht hinausgriff und ihren Stolz und Ehrgeiz anfachte.


„Ich habe eine besondere Aufgabe für Euch. Eine Aufgabe, die nur Ihr erfüllen könnt und deren Erfolg von entscheidender Bedeutung ist. Mir ist bekannt, dass Ihr einst über gute Verbindungen zu der kriminellen Unterwelt verfügt haben sollt. Verbindungen, über die man arrangieren könnte, dass die Vahla auf Alderaan einem ebenso feigen wie bedauerlichen Angriff xenophobischer Elemente zum Opfer fallen. Eine furchtbare Tragödie, gewiss, die unmissverständlich demonstriert, dass eine starke Autorität auf dieser Welt notwendig ist, um den Frieden zu bewahren. Ja, angesichts der scharfen Rhetorik von zuvor könnten misstrauische Gemüter sogar annehmen, dass dieser...Angriff durch das Auftauchen der Jedi provoziert wurde oder – die Macht behüte – gar von ihnen unterstützt wurde. Die Implikationen eines solchen Verdacht...nun, das könnt Ihr Euch gewiss vorstellen.“


Das Lächeln des Grafen nahm einen bösartigen Zug an und für einen Moment blitzte die Grausamkeit hinter der glatten, kultivierten Fassade auf, bevor sie wieder verschwand. Janus wandte den Kopf zu Kate und blickte sie eindringlich an.


„Gebt mir Trümmer und Leichen, und wir werden Alderaan im Imperium halten. Aus den Ruinen und Gräbern wird der Ruf nach Rache und Vergeltung aus tausend Kehlen erklingen und unsere Herrschaft über diese Welt zementieren. Werdet Ihr das für mich tun, Lady Manice? Werdet Ihr mir den Sieg geben, den ich brauche, um als Triumphator nach Bastion zurückzukehren?“


Unnötig zu erwähnen, dass die Krath im Windschatten dieses Erfolg ebenfalls aufsteigen und erheblich profitieren würde. Aber das, und das hatte sie mit Brianna gemeinsam, musste er ihr ja nicht auf die Nase binden. Sie würde von selbst darauf kommen. Sie kamen alle von selbst darauf. Janus befehligte andere Lebewesen nicht in eine bestimmte Richtung, er zwang ihnen nichts auf. Im Gegenteil, er öffnete ihnen lediglich die Augen für das, was sie wirklich wollten. Mit dieser Wahrheit verhielt es sich wie mit der Schwerkraft. Alles, was es brauchte, war ein kleiner...Schubs.


[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Kate Manice
 
Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Versammlungsraum – Allein in der restlichen Menge: Brianna

Janus' Worte hallten noch in Briannas Verstand nach: nicht auf der Suche nach weiteren Dienerinnen. Keine bloßen Mittel zum Zweck wie Jarael oder Kate, sondern eine Partnerin auf Augenhöhe. Natürlich war sie nicht so naiv anzunehmen, dass er sich nicht ganz konkrete, handfeste Vorteile für sich selbst erhoffte. Doch auch andersrum kannte er sie sicherlich gut genug um zu wissen, dass sie es ernst damit meinte, sich nie wieder in ein Über-/Unterordnungsverhältnis pressen zu lassen. Wie ein Vertrag zwischen dem Halbechani und der Reinblütigen, frei von von außen auferlegten Regeln. Sie half ihm, seine Ziele zu erreichen und er gab ihr, was sie wollte, so einfach war das. Nur sie beide…

Für's erste hatte sie ihn hingehalten, sich Bedenkzeit erbeten. Doch die Silberhaarige konnte nicht verleugnen, dass Janus' Versprechen so viel besser klangen als die Realität im Jedi-Orden. Sie wollte nicht permanent vom Rat kontrollieren lassen. Kein
‚Brianna geh' dahin‘, ‚Brianna mach' das‘, als wäre sie ein kleines Kind. Was der Rat nicht kontrollieren konnte, machte ihm Angst. Ja, das glaubte sie sofort. Die Entscheidungen des Rates in Bezug auf sie wirkten von Angst gesteuert. Angst, dass sie zu selbstständig wurde, wenn man sie in der Hierarchie aufsteigen ließ. Angst, nicht kontrollieren zu können, was sie den Medien oder im Holonet sagte. Angst, dass sie ihren eigenen Kopf benutzte.

Auch von der Chemie her stimmte es einfach viel besser als mit vielen Jedi. Janus verstand ihre Bedürfnisse und auch, darauf einzugehen. Die Atmosphäre war angenehm gewesen, wenn man von dieser einschüchternden Aura der Stärke absah, die Janus mittlerweile umgab. Die stetige Erinnerung daran, dass Brianna sich bei den Jedi zwischenzeitlich längst nicht so schnell weiterentwickelt hatte. Trotzdem hatte sie das Gefühl gehabt, offener mit dem Sith reden zu können als mit vielen Jedi, ganz zu schweigen von ihren Verbündeten auf Alderaan. Im Vergleich dazu fühlte sie sich nun, zurück im Versammlungssaal, unter vielen Organas und anderen der Republik nahestehenden Personen, alleine und mit Argwohn beobachtet. Schließlich hatte sie deren Sache vorhin nicht unbedingt weitergebracht.

Schließlich, nachdem Brianna eine Weile wie alle anderen Leckereien in sich hinein gestopft hatte, sprach sie eine junge Organa an:


„Meisterin Jedi! Prinz Leilo lässt höflichst fragen, ob Ihr noch an Eure Verabredung denkt?“


Ach ja richtig, da war ja was. Inzwischen schien ihr der Termin gar nicht mehr so unangenehm wie zunächst. Ja, sie hoffte sogar ein wenig, dass der Prinz mit ihr anzubandeln versuchte, wie er nach außen hin vorgab. Es wäre zumindest eine Abwechslung zu all der Scheinheiligkeit auf dieser Mission. Infolgedessen ließ sie sich bereitwillig von der jungen Dame in seine Gemächer bringen.

Die Räumlichkeiten Prinz Leilos waren riesig und noch ein wenig prunkvoller als der Rest vom Schloss. In der Mitte des Raumes standen zwei sehr bequem aussehende Sessel und ein kleiner Tisch (für Brianna eine riesige Platzverschwendung, da man da sonst toll trainieren könnte). Auf dem Tisch standen zwei Weinflaschen und -gläser und in einem der Sessel saß der Prinz, der sich jedoch sofort erhob, als die Ritterin den Raum betrat, und einen Höflichkeitsknicks vor ihr machte.


„Ritterin Kae, wie schön, dass Ihr kommen konntet! Setzt Euch doch bitte. Darf ich Euch ein Glas Wein anbieten?“

Brianna erwiderte den Knicks und sagte – innerlich genervt – zum gefühlt tausendsten Mal auf Alderaan:


„Ich trinke nicht.“

„Ich dachte mir bereits sowas, weshalb ich uns eine Flasche unseres erlesenen Traubensaftes habe bringen lassen, die Grundlage unserer preisgekrönten Organa-Weine und Weinbrände.“

Hier ließ sich die Echani nicht lange bitten und machte es sich bequem, während Leilo beide Gläser mit dem tiefroten Saft befüllte.

„Ihr wisst, warum ich Euch hierhergebeten habe?“

Fragte er und Brianna kannte zwei mögliche Antworten auf die Frage.

„Weil ich die bestaussehendste Frau hier bin – und weil Ihr in Wirklichkeit zum Widerstand gehört und die Hilfe der Jedi benötigt. Habe ich recht?“

„Zu einhundert Prozent richtig! Und die Anschlussfrage: werdet Ihr uns auch helfen?“

Brianna zögerte einen Augenblick.

„Ehrlich gesagt habe ich Eurem Vater bereits versprochen, auf Eure Schwester und auf den Caamasi It'Kla bei ihrer Killik-Mission aufzupassen, wie ihr wisst.“

„Aber der Widerstand braucht Euch jetzt. Seit Ihr wenigstens bereit, uns anzuhören?“

„In Ordnung.“


Eigentlich sollte sie ja ihre vorhin gegebenen Versprechen einhalten, aber ‚Widerstand‘, das versprach ‚keine Diplomatie‘, kein falsches Getue, das ihr auf die Nerven ging und kein Grund, ihr heißes Blut zu kühlen. Es versprach Action, keine weiteren Verhandlungen, dieses Mal mit überdimensionalen, telepathisch veranlagten, intelligenten Küchenschaben. Sie müsste sich nicht zusammenreißen, um keinen der ganzen Hochwohlgeborenen die Köpfe zusammenzuschlagen. Vielleicht durfte sie sogar etwas tun, was sie tatsächlich konnte. Davon abgesehen, dass sie glaubte, Janus zu benötigen um die Person zu werden, die sie sein wollte hieß nicht, dass sie seine politischen Ansichten teilte. Seine Gefährtin zu werden klang überaus attraktiv, aber sie würde keine Sith werden, keine Imperiale. Sie würde weiterhin das richtige tun und auch die Lehren der Sith dafür einsetzen, so paradox es auch klingen mochte. Doch sie würde beweisen, dass es kein Paradoxon war. Sie würde es verstehen, zwischen dem Wissen der Sith über die Macht und ihrer Skrupellosigkeit zu unterscheiden – sowie zwischen den Idealen der Jedi und ihren Eitelkeiten.

„Ich bin froh, das zu hören.“


Zwei Seitentüren öffneten sich und heraus strömten eine Anzahl weiterer Adeliger beiderlei Geschlechter: drei weitere Organas, aber auch zwei Thuls und diverse weitere, deren Farben Brianna nicht bestimmten Häusern zuordnen konnte. Mehrere von ihnen hatte sie bereits auf der Versammlung gesehen.


„Wir alle sind der Ansicht, dass die Zeit reif dafür ist, dass Alderaan seine Freiheit wiedererlangt! WIr glauben nicht daran, dass das Imperium sie uns aus freien Stücken zurückgibt! Wir sind der Widerstand!“


Hoffentlich nicht der ganze Widerstand, dachte die Echani im Stillen, aber das Prinzip war lobenswert.


„Ebenfalls zu einhundertprozent richtig, aber was konkret wollt ihr von mir?“


Eine Thul trat vor, platzierte einen portablen Holoprojektor auf den Tisch und schaltete ihn ein. Das Gesicht einer Frau mittleren Alters erschien.

„Das ist Oswana Alde, Wortführerin des Widerstands im Parlament, oder zumindest war sie das.“


„Sie wurde jüngst zusammen mit einigen unserer Mitstreiter und weiteren Personen festgenommen, die wir der Zelle des NRGD auf Alderaan zurechnen,“

Ergänzte Leilo.


„Unsere Quellen besagen, dass Moff Dafonar plant, Oswana und die anderen heute Nacht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion außer Landes zu schaffen. Wir denken, dass er versucht, mit weniger zivilisierten Methoden Informationen aus ihnen herauszubekommen und auf Alderaan ist Folter bekanntermaßen verboten.“


„Wieso sollten sie sich die Imperialen darum scheren?“

Fragte Brianna und hoffte, dass das nicht wieder ein Fauxpas war. Für sie war klar, dass die Imperialen sich nicht wirklich an lokale Gesetze gebunden fühlten, wie die Jünger vor Janus' Zimmer zum Beispiel, denen das aber auch nicht viel geholfen hatte. Aber sahen die alderaanischen Aristokraten das auch so?


„Mitwisserschaft. Es gibt zu viele Alderaaner im Gouverneurspalast. Es würde sicherlich nicht geheim bleiben, wenn das Imperium Alderaaner vor der Nase anderer Alderaaner foltern ließe und der öffentliche Aufschrei wäre gewaltig, da bin ich mir sicher. Dafonar wird sich hüten, noch weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Aber er erhofft sich, Informationen über unsere Bewegung mit Gewalt herauszupressen und wenn er hat was er wissen will, wird er sicherlich ein Exempel statuieren lassen.“

„…Was wir keinesfalls zulassen können!“


„Jedenfalls,“


Fuhr die Thul fort,


„Werden die Imperialen Oswana, und nicht nur sie, heute Nacht vom Gouverneurspalast zum Raumhafen bringen lassen. Wir rechnen nicht mit starker Bewachung, da Geheimhaltung im Vordergrund steht. Die Leute sollen nicht erfahren, dass Dafonar Leute vom Planeten schaffen lässt. Der Macht sei dank haben wir trotzdem davon erfahren. Die Gelegenheit ist günstig, aber wenn wir jetzt nicht zuschlagen, ist es zu spät.“


Leilo appellierte an Brianna:


„Jedi-Hilfe wäre dabei unermesslich wertvoll für uns. Können wir auf Euch zählen, Ritterin Kae?“

Die Echanijedi seufzte, dachte an Holt Organa, der sie inzwischen bestimmt eh auf dem Kieker hatte, und auf die Caamasi, die Gefahr liefen, bei einer Eskalation der Gewalt unter die Räder zu kommen. Aber dafür heute Nacht den Widerstand versetzen? Diese Befreiungsaktion war das erste auf Alderaan, wo sie das Gefühl hatte, etwas Nützliches beitragen zu können.


„Ja, das könnt ihr.“


Alderaan, Apalisküste – Schloss Organa, Prinz Leilos Gemächer – Vertreter des Widerstands (NPCs) und Brianna
 
.:: Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Gänge | allein ::.


Kate zog sich aus dem Saal zurück. Sie hatte Steven sich selbst überlassen und spazierte durch die Gänge des Palastes. In den Händen hielt sie ein Datapad, mit dem sie versuchte jemanden ausfindig zu machen, der eine Idee umsetzen konnte, ohne die Aufmerksamkeit auf die imperiale Delegation vor Ort zu lenken. Sie hatte viele Jahre ihres Lebens damit verbracht, sich ein eigenes Netzwerk zu spinnen. Die Verbrecherorganisation Black Sun war zu ihrer Familie geworden. Der einzigen Familie, die sie noch kannte. Die Krath gaben zwar vor, für sie da zu sein, aber Kate war nicht dumm. Sie war nur Mittel zum Zweck und nach dem heutigen Tag, der seltsamen Unterredung mit der republikanischen Delegation war Janus vielleicht aufgefallen, dass ihr Name in der Galaxis doch nicht mehr so viel wert war, wie sie alle gedacht hatten. Wenn die Jedi ihre eigene Geschichte nicht mehr kannten, wie konnten dann andere noch Wert auf Legenden geben, die offenbar nicht mehr erzählt wurden? Die Legende von Iceman, ihrem Vater, dem großen Led Manice, schien nichts mehr zu bedeuten. Er war tot und sein Name verblasste. Die Idee die Tochter des großen Led Manice für ihre Zwecke zu nutzen, war fehlgeschlagen. Fehlgeschlagen in dem Moment, als sie an diesem Tag in fragende Gesichter geblickt hatten. Einzig Baron Crant hatte sich erinnert, doch die Projektion von diesen paar Jedi auf einen kompletten Orden war nicht gerade vielversprechend.
Kate musste sich auf eine andere Weise einbringen, bevor ihr dies zum Verhängnis wurde. Sie musste sich auf andere Art unersetzlich machen, denn sie wusste, dass sie mit einem Fingerschnippen des Grafen von der Bildfläche verschwinden konnte und wenn sie den Krath nichts mehr nützte, würden die sie auch nicht davor bewahren. Also suchte die Rin'na der Black Sun nach Bekannten Attentätern und Söldnern, die sich derzeit auf Alderaan oder in der Nähe des Planeten aufhielten. Sie suchte nach jemandem, der den Plan umsetzen konnte, der sich während des Gesprächs in ihrem Kopf manifestiert hatte. Die Völker gegeneinander aufzubringen! Sie und Janus hatten einander einen kurzen Blick zugeworfen. Kate war sich sicher, er hatte denselben Gedanken und sie würde vorbereitet sein, würde er ihn unter vier Augen aufgreifen. Sie würde ihn beeindrucken, indem sie sofort handeln konnte, wenn er es wünschte. Und wenn er nicht von selbst darauf zu sprechen kam, dann würde sie ihm die Idee unterbreiten. Doch sie war sich sicher, er war bereits selbst darauf gekommen, denn der Graf war klug. Er war ein Stratege, ein Intrigant. Er verstand sich darauf Parteien gegeneinander auszuspielen. Wie wunderbar ihm das bereits bei den Jedi und Adeligen gelungen war!

Die Talusianerin nahm schließlich in einer Fensternische Platz, um sich besser konzentrieren zu können, was sie da zu lesen bekam. Es gab da einen Bounty. Er war ein Mitglied der Black Sun, der jedoch von selbiger gesucht wurde und das seit ein paar Jahren. Der Anschlag auf den Rat der Vigo... Kate hatte es damals mitbekommen. Sie waren alle entsetzt gewesen, doch es war absehbar gewesen und Kate wusste auch, wer dahinter gesteckt hatte. Malor Gale. Natürlich! Er war im Anschluss daran zum obersten Kopf des Verbrechersyndikats aufgestiegen. Er hatte es geplant und dann auf einen Bounty-Hunter geschoben, der nur seinen Auftrag erfüllt hatte. Aber genau deswegen war genau dieser Kopfgeldjäger perfekt. The Hunter war bekannt dafür jeden Auftrag auszuführen, der gut bezahlt wurde. Und wenn von der gegnerischen Seite ein besserer Verdienst versprochen wurde, wechselte er die Seiten. Ihm war egal, worum es ging. Moralische Vorstellungen hatte er nicht. Er war Agamarianer. Rauh, ungehobelt, aber furchtlos und präzise in seiner Arbeit. Die ehemalige Jedi-Ritterin lächelte.

"Perfekt!"

, murmelte sie. In diesem Augenblick wurde sie von der Macht berührt. Sie spürte es klar und deutlich. Janus. Komm zu mir! Es war nur ein Flüstern in ihrem Kopf und doch erfasste sie eine leise Ehrfurcht vor seinen Fähigkeiten. Die Schülerin des Sith-Executors deaktivierte das Display des Datapads und ließ es wieder in einer kleinen, schwarz ledernen Seitentasche ihres Gürtels verschwinden, ehe sie sich auf den Weg zu ihrem Meister machte. Er hatte ihr den Weg gedeutet und so war er schnell auf einem nahen Balkon aufgesucht. Der Durchgang dazu wurde von seinen Jüngern streng bewacht, doch hatten sie den Befehl erhalten, Kate zu ihm durch zu lassen, wodurch sie keine Probleme mit ihnen bekam.
„Willkommen, Lady Manice. Interessante Verhandlungen, findet Ihr nicht auch? Sagt mir, was haltet Ihr von den Beteiligten und ihren Positionen?“, grüßte Graf Sturn und stellte auf direktem Weg die Frage des Augenblicks. Kate folgte seinem Nicken und gesellte sich neben ihn an die Brüstung des Balkons. Der Ausblick war atemberaubend, wenn man Wert auf so etwas legte. Kate tat es nicht.

"Die Gruppe der Jedi scheint wahllos zusammengewürfelt zu sein. Der Rat legt scheinbar keinen großen Wert darauf, Alderaan für die Republik zu gewinnen."

, lautete ihre Ersteinschätzung, ehe sie ins Detail ging.

"Wenn ich offen sprechen darf..."

, begann sie vorsichtig und bedacht. Kate bewegte sich auf dünnem Eis und das wusste sie. Es gab da etwas zwischen dem Grafen und der gleich genannten Person. Etwas, was sie nicht näher benennen konnte, bevor sie nicht die Gefühle des Grafen ergründen konnte und dieser schirmte sich perfekt zu seiner Umgebung ab. Beim Gegenpart hatte sie es allerdings sehr deutlich spüren können. Die Blasse hatte sich nicht einmal bemüht, ihre komplizierten Gefühle zu Sturn zu verbergen. Sie war eifersüchtig gewesen, unbeherrscht, raufsüchtig. Unpassend!

"...passt Ritterin Kae nicht in das übliche Bild des Ordens. Warum sollte der Rat riskieren, gerade sie auf eine diplomatische Mission zu schicken?"

Kate presste kurz die Lippen aufeinander, ehe sie den Blick Janus zuwandte. Sie hoffte, er nahm ihr den indirekten Angriff auf jene Frau nicht übel.

"Andererseits spielt uns das sehr gut in die Karten. Ihr habt jederzeit die passende Antwort geben können. Die imperiale Delegation ist in der Gunst der Adeligen gestiegen. Man konnte es deutlich spüren."

Nicht man. Sie! Kate war Empathin. Sie hatte den Unterschied vom Beginn bis zum Ende der Diskussion in der Atmosphäre des Raumes fühlen können.
Janus erläuterte schließlich seinen eigenen Standpunkt und den Entschluss aggressivere Methoden anzuwenden. Die Talusianerin hob das Kinn und straffte sie Schultern. Sie ahnte, nein sie wusste, was nun kommen würde. "Ich habe eine besondere Aufgabe für Euch." Sie sahen beide geradeaus auf die Stadt, die vor dem Palast lag. Kate hörte ihrem Meister aufmerksam zu. Es ging tatsächlich um die Vahla, die fremdenfeindlichen Anwandlungen der Bürger Alderaans, einen Anschlag und dass man insbesondere nach der vergangenen Besprechung Rückschlüsse auf die Anwesenheit der Jedi ziehen könne. Als der Sith sich ihr zuwandte, begegnete sie selbstbewusst seinem Blick. Er fragte sie, ob sie ihm den Sieg geben konnte, den er brauchte und ihre Antwort war eindeutig, als sie das Datapad wieder zur Hand nahm, die Displaysperre auflöste und es ihm reichte:

"Jonah Soltren. Man nennt ihn 'The Hunter'. Er war einer der Besten, bevor Malor Gale einen Sündenbock brauchte. Jetzt wird er von der Black Sun gesucht und nimmt derzeit vermutlich jeden Auftrag an, der ihn über Wasser hält."


, lautete die kurze Zusammenfassung des ausgewählten Söldners. Die BSlerin gab Janus einen Moment, um das Datenblatt zu überfliegen. Dann nickte sie.

"Euer Einverständnis genügt und ich werde sofort alles veranlassen."



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[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Kate Manice

Macht, so hatte es Janus einst gelernt, bestand in der Fähigkeit, zu handeln, in der Stärke, seine Umgebung nach seinen Vorstellungen zu formen und den eigenen Willen durchzusetzen. Dieses Prinzip war in primitiven Gesellschaften nicht anders als in jenen, die sich als Hochkultur ansahen. Bei ersterem mochte Macht darin bestehen, den Stammesältesten mit einem Stein zu erschlagen und so seinen Platz einzunehmen, bei zweiterem hingegen in einer subtilen Intrige, mit der man ein Misstrauensvotum gegen den amtierenden Kanzler anstieß, um so einen passenden Kandidaten in Position zu bringen. Doch ob man nun offen vorging oder heimlich, grobschlächtig oder subtil, schlussendlich kam es darauf an, Gelegenheiten zu erkennen und sie zu nutzen. Es war ein Instinkt, denn jeder Sith früher oder später entwickeln musste, wenn er überleben und aufsteigen wollte, der Orden verzieh weder Schwäche noch Dummheit. In dieser tödlichen Umgebung hatte der Graf nicht nur überdauert, sondern sich tatsächlich nach oben vorgearbeitet, in eine Stellung, die ihn deutlich von den meisten anderen Anhängern der Dunklen Seite abhob. Und doch konnte all das sehr schnell wieder verloren gehen, all seine Errungenschaften, Titel und Kontakte nicht mehr als Staub im Wind, falls er einen Fehler zu viel machen oder im falschen Moment nicht aufpassen würde. Das war seine Prüfung, jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick musste sich ehrgeizige Aristokrat behaupten und seine Ansprüche verteidigen. So sollte es sein, denn im Gegensatz zu den Jedi, die ihre Brüder und Schwestern verhätschelten und sich damit selbst schwächten, indem sie sich der Last der Schwachen aufbürdeten, konnten nur die stärksten, klügsten und anpassungsfähigsten Sith ihre Existenz sichern und neue Höhen erklimmen. Alderaan war keine Ausnahme, auch diese Prüfung würde Janus bestehen und das nicht zuletzt dank der Kurzsichtigkeit seiner Gegenspieler. Sie waren blind für die Chancen, die er sah, zu eingeschränkt durch ihre lächerliche Moral und ihre Skrupel. Der Vollstrecker kannte solche Hemmungen nicht – wenn nötig würde er den ganzen Planeten niederbrennen, um König der Asche zu sein. Nun, wenn nötig. Sollten seine Pläne Erfolg haben, würden so drastische Maßnahmen nicht notwendig sein.

Erfolg oder Scheitern hingegen dabei natürlich nicht nur von ihm selbst ab, sondern auch von seinen Helfern und Verbündeten, im konkreten nächsten Schritt von seiner Schülerin Kate. Der intelligenten jungen Frau hatte Janus eine ganz besondere Rolle in diesem Spiel um die Macht zugedacht, und auch wenn er davon ausging, dass diese mit Bravour erfüllen würde, schadete es nicht, sich abzusichern. Was der blasse Fastmensch vorhatte, war ein gewagter Zug, würde herauskommen, dass er hinter dem Anschlag auf die Vahla steckte, war alles verloren – nicht zuletzt die Loyalität der Prophetin Jarael. Alderaan würde sich geschlossen gegen ihn wenden, vereint statt gespalten, und er würde in Schande nach Bastion zurückkehren und sich dort den...unangenehmen Fragen der Inquisition stellen müssen. Ein Gedanke, der wenig verheißungsvoll war, und so zog der Graf es vor, mit der nötigen Vorsicht und Subtilität zu arbeiten. Falls nötig konnte er die Verantwortung für den Angriff auf Kate abwälzen oder – noch besser – sie fand über ihre Kontakte im kriminellen Milieu jemanden, der keine Fragen stellte und nichts verraten konnte, weil er schlicht nichts wusste. Gewiss, man würde Janus immer noch verdächtigen, aber noch irgendwelche handfesten Beweise war der Sith auf der sicheren Seite. Ja, es war das Risiko wert. Es wurde Zeit, alles in die Wege zu leiten und Alderaan daran zu erinnern, wieso man das Imperium brauchte. Zufrieden registrierte Janus, dass seine Schülerin den mentalen Kontakt sofort bemerkt und sich auf den Weg gemacht hatte, die Präsenz der Krath kam rasch näher und ohne Umschweife ließen die wieder auf ihre Posten gegangenen Jünger Kate passieren.

Kate Manice. Tochter einer Legende, Erbin eines großen Namens – der offenbar von nicht wenigen vergessen worden war. Und doch so viel mehr als das. Es gab noch einiges, das Janus nicht über seine Schülerin wusste, was sie gleichzeitig interessant und gefährlich machte. Was man nicht wusste, war in der Regel das, was einen umbrachte. Allein schon die Frage ihrer Loyalität war vielschichtig – galt sie ihrem Meister, den Krath, nur sich selbst, und in welcher Reihenfolge? Ein dünnes Lächeln zupfte an den Mundwinkeln des schlanken Halb-Echani. Er würde es herausfinden, noch früh genug. Für den Moment reichte es aus, dass Kate seinen Anweisungen folgte. Die brünette Menschin erwiderte sein Nicken knapp und stellte sich neben ihn auf den Balkon, wobei sie die atemberaubende Aussicht kalt zu lassen schien. Vermutlich teilte sie auch die Begeisterung ihres Meisters für alderaanische Landschaftsmalerei des vorherigen Jahrhunderts nicht, weshalb eine Unterhaltung darüber wohl recht einseitig ausfallen würde und Janus ergo darauf verzichtete. Sie hatten andere gemeinsame Interessen, die nun zur Sprache kamen. Der Vollstrecker war genuin daran interessiert, was Kate von der republikanischen Delegation hielt, ihre Perspektive war anders als seine und zudem besaß die ehemalige Jedi nützliche empathische Fähigkeiten. Gut möglich, dass sie etwas bemerkt hatte, was ihm so nicht aufgefallen war, oder sie ihn durch ihren Blickwinkel dazu brachte, Ideen zu erörtern, die ihm selbst nicht gekommen waren. Janus war arrogant, aber nicht dumm – auch seine Diener konnten manchmal von größerem Nutzen sein als zunächst gedacht, und der Graf hörte aufmerksam und geduldig zu, seine Miene neutral. Bei der Einschätzung der Jedi-Delegation als Ganzes waren sich Meister und Schülerin jedenfalls einig und Janus nickte zustimmend, einen nachdenklichen Ausdruck in den Augen.


„Dass die Delegation nicht immer mit einer Stimme sprechen würde, war zu erwarten – nicht aber, dass die Diskrepanzen so offen zu Tage treten würden. Es waren deutlich Konflikte zu spüren, teilweise sogar persönlich gefärbt. Aber ich glaube nicht, dass dem Rat tatsächlich so wenig an der Gewinnung Alderaans liegt. Diese Welt besitzt einen hohen symbolischen Wert. Nein...dieser Schachzug wirkt überhastet, als hätte die Republik in Eile handeln müssen. Vielleicht haben sie auch geglaubt, die Mission würde deutlich einfacher werden. Ich will unsere Rolle nicht überschätzen, aber andere Sith hätten wohl mehr Angriffsfläche geboten und den Jedi so die Verhandlungen leichter gemacht.“


Die Worte des eleganten Aristokraten fielen nüchtern und sachlich aus, eine gerade zu klinisch kühl-distanzierte Perspektive auf das Geschehen. Selbstredend sprach Janus erneut in der Wir-Form, denn seine Schülerinnen hatten sich in der Tat glänzend geschlagen. Kate als ehemalige Jedi und Tochter einer Legende ebenso wie Jarael, die das Verbrechen an den Vahla angeprangert hatte. Ein vielversprechender Anfang, aber kein Grund, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Als die Krath zögerte und um Erlaubnis bat, offen zu sprechen, signalisierte Janus mit einem höflichen Lächeln, dass sie diese Erlaubnis hatte. Was sie zu sagen hatte, war offenbar wichtig, aber auch heikel, und Janus verkniff sich ein amüsiertes Schmunzeln, als er hörte, um was es ging. Brianna. Ja, sie war in der Tat unpassend. In weitaus größerem Maß, als irgendjemand hier auch nur ahnen konnte. Janus verbarg seine Gedanken zu diesem Thema sorgfältig, sein Blick war ruhig und unbewegt, als er sich Kate zuwandte.


„Eine ausgezeichnete Frage, meine Schülerin. Offenbar hat der Rat das Ausmaß ihrer...Frustration unterschätzt und gleichzeitig gehofft, ihre Bekanntheit durch ihre Tätigkeit als Heilerin im Kampf gegen den C-Virus nutzen zu können. Durchaus ein nachvollziehbarer Gedanke, humanitäres Engagement hat auf Alderaan eine lange Tradition. So oder so, Ritterin Kae wird ihre Rolle spielen, so gut, als würden wir selbst die Fäden ziehen. Manchmal ist die beste Strategie, dem Gegner gerade genügend Spielraum zu geben, damit er sich selbst ins Aus manövrieren kann.“


Ein goldener Schimmer erhellte die gründen Augen des Vollstreckers und verlieh seinen Worten eine gefährliche Note. Kate war ähnlicher Meinung und verwies darauf, dass das ungestüme Gebaren der Jedi dafür gesorgt hatte, dass die Sith umso besser dagestanden hatten und in der Gunst des Adels deutlich gestiegen waren. Janus schenkte seiner Schülerin ein sehr seltenes, weil ehrliches Lächeln und legte leicht den Kopf schief, als er sie prüfend betrachtete.


„Ihr konntet es fühlen, nicht wahr? Wie sich die Stimmung mit jedem Wort veränderte, wie sich die Waage zu unseren Gunsten neigte. Haltet Eure Augen weiterhin offen, Lady Manice. Dieses Spiel ist noch lange nicht vorbei und ich gedenke, unsere günstige Ausgangsposition nicht zu vergeuden. Dies ist Eure Stunde, meine Schülerin.“

Nun würde sich zeigen, ob die Krath dem in sie gesetzten Vertrauen auch gerecht werden würde. Jarael fiel für einen Anschlag auf ihr eigenes Volk selbstverständlich aus, doch hätte Janus auch einen seiner Diener mit dem Auftrag betrauen können. Aber das tat er nicht. Stattdessen legte er diese wichtige Aktion in Kates Hände – immer vorausgesetzt, sie erwies sich dieser Herausforderung auch als würdig. Janus musterte sie in der Macht und mit seinen Augen und war zufrieden mit dem, was er sah und fühlte. An Selbstbewusstsein, Entschlossenheit und Cleverness mangelt es der ehemaligen Jedi nicht, und sie kannte auch keine Skrupel, ohne Furcht hielt sie seinem Blick stand. Ja. Ja, sie war die Richtige. Ohne Federlesen reichte Kate ihrem Meister das Datapad in ihren Händen und erläutere knapp, was sie plante. Janus lauschte konzentriert, während er die Informationen auf dem Display studierte. Jonah Soltren, ein ehemaliges Mitglied der Black Sun, nun auf jeden Auftrag angewiesen, den er bekommen konnte. Der Graf war zufrieden und gab Kate das Datenpad zurück, bevor die Arme hinter dem Rücken verschränkte, einen Moment lang die Stadt betrachtete und langsam nickte

Ausgezeichnet. Sorgt dafür, dass alles nach Plan verläuft, und zu dem Privileg, offen mit mir sprechen zu dürfen, werden noch viele weitere hinzukommen. Ich sehe eine große Zukunft für Euch, Lady Manice...nun geht. Geht und legt den Funken, der dieses Pulverfass zur Explosion bringen wird.“

Das Lächeln des Sith ließ seine weißen Zähne unheilvoll aufblitzen und nach einem letzten Blick seiner golden schimmernden Augen wandte er sich von Kate ab und gänzlich der Stadt zu. Vom Balkon des Schlosses der Organas sah er Feuer...er sah Tod. Chaos, Zerstörung und Schmerz, und aus Schmerz würde Wut werden, aus tausend Kehlen würde der Ruf nach Gerechtigkeit erklingen. Und er würde den Vahla die Gerechtigkeit geben, die sie verdient hatten. Schließlich war ein...großzügiger Mann. Janus gestattete sich ein leises Lachen, bevor er seine Vorfreude sorgfältig in den Untiefen seines Verstands verbarg und in der Macht nach der Präsenz von Jarael suchte. Sie hatte sich achtbar geschlagen und ebenfalls Aufmerksamkeit verdient, Aufmerksamkeit, die er ihr mit Vergnügen schenken würde. Es dauerte nicht lange, bis er die Vahla gefunden und ihr die mentale Botschaft, zu ihm zu kommen, übermittelt hatte. Weniger ein Befehl als eine Einladung, und als die junge Frau mit dem feuerroten Haar schließlich den Balkon betrat, drehte sich Janus um, lächelte charmant und deutete eine leichte Verbeugung an.

„Willkommen, Prophetin. Bitte, tretet an meine Seite. Wir haben viel zu besprechen.“


Worte, Stimme und Haltung des Grafen waren von ausgesuchter Höflichkeit, respektvoll, aber weder kriecherisch noch aufdringlich. Es handelte sich um einen Appell an das Ego der Vahla und gleichzeitig mehr als das. Als Stimme der Göttin ihres Volkes war es Jarael gewohnt, dass man sie mit Ehrfurcht behandelte, mit der gebührenden Anerkennung und Wertschätzung. Der grobe Umgang mit Tempel der Sith, als man sie wie andere, gewöhnliche Jünger angesehen hatte, musste ein Schock gewesen sein, wie, als würde man sie in kaltes Wasser werfen. Umso wohltuender hob sich da doch der Vollstrecker ab, der ihren Wert und ihre besondere Stellung erkannte und sie deshalb nicht wie eine Sklavin oder Dienerin behandelte, sondern als jemanden auf Augenhöhe – jedenfalls war das der Eindruck, den Janus vermitteln wollte.


„Eine faszinierende Welt, Alderaan. Von außergewöhnlicher Schönheit bietet sie ihren Bewohnern geradezu paradiesische Zustände. Sauberes Trinkwasser, klare Luft, milde Jahreszeiten...die Alderaaner können sich glücklich schätzen. Nicht jedem ist eine solche Heimat vergönnt – etwas, das Ihr nur zu gut wisst. Ihr habt souverän auf die Provokationen und die Ignoranz der Jedi reagiert, meine Schülerin. Ruhiger, als ich es angesichts der Ungeheuerlichkeit ihres Verbrechens und der Dreistigkeit, wie sie darüber hinweg gingen, erwartet hatte.“


Kein einziges dieser Worte und nichts an der Art, wie sie ausgesprochen wurden, war Zufall. Indem er die Schönheit und Bewohnbarkeit Alderaans hervorhob, nährte Janus die Flammen des Neids und der Empörung. Was hatten die Alderaaner schließlich schon getan, dass sie so ein Paradies verdient hatten, während die Vahla auf kargen Raumschiffen und in Slums ein kümmerliches Dasein fristen mussten? Es war ungerecht, ganz besonders aus Sicht der Vahla natürlich – Janus ließ die Angelegenheit hingegen recht kalt. Jaraels Zorn auf die Alderaaner und die Jedi, die für diese Situation verantwortlich zu schüren, war eine gute Vorbereitung auf das, was schon bald geschehen würde. In Janus´ Worten hatte kein Mitleid im klassischen Sinn mitgeschwungen, das wäre eines Sith unwürdig und für die stolze Prophetin demütigend. Nein, vielmehr ließ der Vollstrecker Sympathie anklingen, schwang die Andeutung mit, dass er als von seiner Heimat Taris Vertriebener nachempfinden konnte, was Jarael und ihr Volk fühlten. Und natürlich schmeichelte Janus ihr, indem er ihre Reaktion lobte – allerdings nicht, ohne zuvor einen kleinen Stick zu setzen und anzudeuten, dass er mit weniger beherrschten Verhalten gerechnet hatte. Emotionales Ungleichgewicht war ein nützlicher Zustand, wer gelobt und kritisiert wurde, entwickelte mehr Ehrgeiz als jemand, der nur gelobt oder nur kritisiert wurde. Janus machte eine bedeutungsschwere Pause und strich sich nachdenklich übers Kinn.


„Mich interessiert Eure Meinung, Jarael. Was haltet Ihr von der Situation und den Akteuren dieser Verhandlungen? Es ist gewiss nicht leicht, den erbitterten Feinden Eures Volkes Auge in Auge gegenüber zu sitzen und zu sehen, wie sie für die Rechte der Alderaaner eintreten, während sie einst die Rechte der Vahla mit Füßen traten. Macht Euch das zornig, Prophetin? Es wäre nachvollziehbar...aber bedenkt, dass wir die Beherrschung waren müssen, wenn wir Erfolg haben müssen.“


Wieder Sympathie und Anerkennung gemischt mit Warnung und Vorsicht. Es würde interessant sein zu sehen, wie Jarael reagierte. So oder so würde Janus mehr über seine Schülerin in Erfahrung bringen und seine nächsten Züge besser planen können. Den Feind zu kennen und sich selbst, das war ohne Zweifel wichtig, aber die eigenen Verbündeten zu kennen nicht minder.


[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Jarael
 
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