[Alderaan | Aldera | Außerhalb der Verwüstung am Pallista-Raumhafen] Janus, Jarael, Raveen und Leibwächter (NSC), Brianna
Ein Sith zu sein hieß, dass man nicht passiv auf Gelegenheiten wartete, die eine gleichgültige Galaxis gewährte oder auch nicht gewährte. Im Gegenteil, mit Verstand, Entschlossenheit und Skrupellosigkeit trotzte man dem, was gewöhnliche Lebewesen als Schicksal empfanden, man schuf seine eigenen Chancen und nutzte sie. Das war es, was den Orden stark machte und das war auch der Grund, warum die Jedi die Anhänger der Dunklen Seite niemals würden auslöschen können. Die Sith waren mehr als eine Organisation, sie waren eine Philosophie, eine Idee, und Ideen konnte man nicht töten. Dieser Gedanke ließ ein schmales, kühles Lächeln über das blasse, markante Gesicht von Janus wandern. Er wusste, wer er war und was er wollte, und er war bereit, alles dafür zu tun. Diese Gewissheit verlieh man die Macht, sie über andere zu erheben und ihren Pfad zu bestimmen. So war der Lauf der Dinge, ein begabtes Individuum erhob sich und die Schwachen und Mittelmäßigen folgten. Im Grunde konnten sie zufrieden sein, dass ihre kümmerlichen Existenzen somit einem höheren Zweck dienten, dachte sich der Vollstrecker, als er innerlich mitleidlos die Trümmer der Vahla-Siedlung betrachtete. Ihr Opfer ermöglichten seinen Triumph auf Alderaan, und noch viel mehr als das – sobald die Zeit dafür reif war.
Im Moment jedenfalls sah sich der ambitionierte Fastmensch mit einer für ihn günstigen Lage konfrontiert und er gedachte, das Beste daraus zu machen. Noch wusste er nicht, was genau Brianna dazu bewegt hatte, ihm mit ihrer Anwesenheit und ihren Taten hier eine solche Trumpfkarte zuzuspielen. Die silberhaarige Jedi mochte impulsiv sein und politisch wie moralisch naiv, aber keineswegs war sie tumb oder blind. Es musste einen Grund für ihr Handeln geben und Janus würde diesen Grund in Erfahrung bringen. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, die Echani zu einem Angriff zu provozieren, verwarf diese Überlegung aber wieder. Ja, momentan strahlte die junge Frau Wut und Frustration aus, sie war verletzt und in Gefahr und Janus wusste, wie er sie manipulieren konnte, aber das Risiko, dass diese Aktion ihm schlussendlich schaden würde, war zu groß. Erst einmal musste er mehr wissen, und so schritt der Graf hoch erhoben und demonstrativ gelassen und furchtlos auf Brianna zu. Für den Fall der Fälle hatte er die Sturmtruppen und seine Leibgarde in der Hinterhand – für eine wütende Echani-Jedi kaum mehr als Prügelknaben, aber jede so erkaufte Sekunde war wertvoll.
Nachdenklich wanderten die leicht golden schimmernden grünen Augen des Vollstreckers über seine Gegenüber, versuchten, die Situation in ihrer Gesamtheit zu erfassen, während er sorgfältig die Umgebung mit seinen Machtsinnen abtastete. Die Echani schien tatsächlich allein hier zu sein, falls noch andere Jedi in der Umgebung lauerten, waren sie ausgesprochen gut verborgen. Nein, Janus glaubte nicht, dass diese Aktion abgesprochen und koordiniert war, er kannte Brianna und ihre Starrköpfigkeit gut. Wenn sie etwas wollte, dann tat sie es auch, eine der Qualitäten, die er an der Silberhaarigen zu schätzen wusste. Dennoch, Janus blieb vorsichtig und wachsam und verhielt sich zunächst ganz seiner Rolle als Diplomat und Beschützer der Vahla entsprechend. Anspannung lag in der Luft, als Brianna sich hinter ihrer Deckung hervorwagte, der Vollstrecker konnte deutlich spüren, wie die Anwesenden – insbesondere die Sicherheitskräfte, die im Zweifelsfall ihren Zorn fühlen würden – den Atem anhielten. Janus wartete ebenfalls, geduldiger und entspannter, aber nicht weniger bereit für einen Kampf. Aber eine gewaltsame Konfrontation schien Brianna nicht im Sinn zu haben, im Gegenteil, die Jedi wirkte ob seines Erscheinens ausgesprochen zufrieden, was den eleganten Vollstrecker ein wenig den Kopf schief legen ließ. War das hier vielleicht doch eine Falle, ein Versuch, ihn vor den Augen ganz Alderaans zu diskreditieren oder ganz schlicht und brachial in Grund und Boden zu prügeln? Janus blieb ruhig und hörte aufmerksam zu, als die Jedi schließlich tatsächlich verkündete, dass diese Scharade beenden und sich ergeben wollte. Bei diesen Worten wölbte der schlanke Aristokrat eine Augenbraue, „ergeben“ war nicht unbedingt ein Wort, das er mit Brianna in Verbindung brachte. Als er antwortete, war seine Stimme ruhig und glatt, er sprach einem vertrauten Tonfall auf Augenhöhe, aber nicht ohne eine gewisse Skepsis.
„Eine sehr vernünftige Entscheidung, die weiteres Chaos vermeiden wird. Auch wenn wir natürlich beide wissen, dass Du niemals unbewaffnet bist.“
Und dabei stahl sich auch auf das Gesicht des Sith ein schmales Grinsen, ihm war Briannas Scherz nicht entgangen. Die starke und geschickte Echani benötigte keine Waffe – sie war eine Waffe. Aber aus ihren Worten und ihrer Aura sprach keine Hinterlist und keine Täuschung, und so musste Janus zugeben, dass er neugierig war, welche Strategie seine Gegenüber verfolgte. Wollte sie versuchen, den PR-Schaden nun zu minimieren? Oder doch einen Angriff wagen? Aber ein hinterhältiger Angriff aus der Deckung einer weißen Flagge heraus und vor den Augen der Öffentlichkeit, das passte nicht zu ihr. Janus verschränkte demonstrativ die Arme hinter dem Rücken und präsentierte ein verbindliches Lächeln, in seiner ganzen Haltung war er stolz und ohne erkennbare Furcht oder Unsicherheit. Ein famoses Bild für die Zuschauer und Holokameras – sofern noch intakt -, aber die Botschaft war nicht nur für sie, sondern auch für Brianna bestimmt. Schritt für Schritt kam die Jedi näher, so schön wie unerbittlich, eine Verkörperung perfekter Beherrschung von Körper und – mit gewissen korrigierbaren Abstrichen – Geist.
Es kam nicht oft vor, dass Janus überrascht wurde. Er war ein ehrgeiziger Mann, der sorgfältig plante und stets versuchte, die Züge der anderen zu erahnen und vorbereitet zu sein. Aber als Brianna ganz freimütig darum bat, ja geradezu flehte, dass er sie mitnehmen und ausbilden solle, war doch ein Ausdruck der Verblüffung auf dem Gesicht des Halb-Echani zu erkennen. Und noch bevor er reagieren konnte, setzte Brianna der Angelegenheit die Krone auf, indem sie sich nach vorne beugte und ihn küsste. In diesem Moment passierten sehr viele Dinge gleichzeitig. Es wäre eine glatte Lüge gewesen, wenn Janus behauptet hätte, dass das Gefühl von Briannas Lippen auf seinen nicht berauschend wäre, eine intensive, leidenschaftliche und zutiefst eindrückliche Berührung. Und so war der erste Reflex – trotz oder vielleicht gerade wegen der Überraschung – den Kuss zu erwidern, sich darauf einzulassen und die Erfahrung zu genießen, sie wie einen lang gereiften Wein in vollen Zügen zu erleben, zu schmecken und zu kosten. Es schien in diesem Moment vollkommen folgerichtig, seinerseits die Arme um die Echani zu legen, sie an sich zu drücken und die Nähe noch zu verstärken. Das war der körperliche Aspekt, doch nicht minder wichtig war der emotionale Teil, der durch ihre Machtsensivität besonders intensiv war. Zu sagen, dass der machthungrige Sith in der Lage war, jemanden zu lieben – jemanden wirklich aufrichtig, selbstlos und vollkommen zu lieben – verkannte seine Natur völlig. Für Janus Sturn drehte sich in letzter Konsequenz alles um Janus Sturn, um seine Ambitionen, seine Wünsche, seine Neigungen. Andere Lebewesen hatten durchaus ihren Platz in dieser Konstellation, wie Planeten, die um eine Sonne kreisten. Wenn sie die ihnen zugedachten Aufgaben erwiesen, wenn sie für den Grafen von Wert und Nutzen waren und ihn erfreuten, konnten diese Lebewesen durchaus eine gewisse Wertschätzung erfahren, die man angesichts seines Charismas für echte Zuneigung halten konnte. Aber das war sie nicht. Verloren andere ihren Wert für ihn, so hatte der elegante Fastmensch nicht das geringste Problem, sie fallen zu lassen. Ein Hauch von Bedauern, sicher, wie beim Verlust eines erfreulichen Spielzeugs, aber kaum mehr als das.
Und dennoch, mit ihrer eigenen ganz speziellen Art, ihren Widersprüchen, ihrer Wildheit, ihrer Stärke und Schönheit übte Brianna zweifellos eine Faszination auf ihn aus. Er wollte sie haben, ganz besonders, weil sie sich so lange gesträubt hatte. Die Echani war interessant, war unberechenbar, forderte ihn und seine Fähigkeiten heraus – bei einem Rivalen gefährliche, für eine Verbünde wertvolle Eigenschaften – und so konnte man wohl sagen, dass Janus, soweit es ihm möglich war, die Silberhaarige...mochte. Nicht genug, um für sie das eigene Wohlergehen oder Leben zu opfern, so sehr mochte er niemanden außer sich selbst. Aber genug, um sie in die Richtung zu lenken, die auch für sie das Beste war. Bei den Jedi war ihr Potential vergeudet, ihre Macht verschwendet, ihre Intelligenz nutzlos. Wie viel stärker und erfüllter konnte sie sein, wenn sie sich ihm und der Dunklen Seite anschloss, einen wichtigen Platz in seinen Plänen einnahm und an seiner Seite stand? Genau diese lang gehegte Ambition schien sich just hier und jetzt zu erfüllen. Konnte es dafür einen dramatischeren, einen passenderen Moment und Ort geben als hier, auf einer Welt am Abgrund, in Mitten von Trümmern und Tod und vor den Augen der Öffentlichkeit? Wohl kaum. Es war perfekt. Brianna gehörte ihm – und er ihr, wie die junge Echani leise hinzufügte. Ein abwegiger Gedanke, dass er jemals jemand anderem gehören könnte, aber warum eine betörende Illusion zerstören, die so angenehme Folgen hatten.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Janus sich dazu aufraffte, die zärtliche und gleichermaßen ungestüme Berührung zu lockern und schlussendlich – atemlos und mit funkelnden Augen – zu lösen. Einen Moment stand der Vollstrecker bloß da, blickte Brianna in die Augen und lächelte dünn, seine Stimme bloß laut genug, dass sie ihn hören konnte, und ein Hauch von...ja, von was eigentlich, schwang in seinen Worten mit. Glück? Zufriedenheit? Stolz? Janus ergriff Briannas Hände, Hände, die ihm in der Vergangenheit hauptsächlich Schmerz bereitet hatten, und er strich über ihre alabasterfarbene Haut.
„Ich habe von diesem Moment geträumt. Von dem einen Augenblick, in dem wir unsere Masken abnehmen können und wir beide sehen, wer wir wirklich sind. Was wir sind. Du und ich, Brianna – wir sind eins. Aus dem selben Holz geschnitzt, durch künstliche Grenzen getrennt. Aber jetzt...“
Der Graf machte eine Pause, bevor er sich nach vorne lehnte und die Silberhaarige küsste, sanfter als zuvor, ein geradezu feierlicher Moment. Kurz schloss er die Augen, versenkte sich in der Macht und öffnete sich für die Emotionen in der Luft. Ja, war Ehrlichkeit, da war Entschlossenheit. Das war keine Täuschung – und wenn doch, dann war sie so gut, dass sie über kurz über lang zur Wahrheit werden würde. Vorsichtig löste sich Janus wieder von seiner Gegenüber, strich eine Strähne ihres Haars aus ihrem Gesicht, während er sie eindringlich betrachtete.
„Dir ist klar, was das bedeutet, das fühle ich. Du sprichst nicht leichtfertig – das hast Du nie getan. Du kennst die Konsequenzen Deines Handelns und Du bist bereit, sie zu tragen. Solcher Mut...ich wusste, eines Tages würdest Du Deine Fesseln ablegen und zu mir kommen. Lass uns gehen, Brianna. Lass uns diese Welt und ihre kleinlichen Probleme hinter uns lassen. Wir werden nach Bastion reisen, zusammen, und dort werden wir Dein wahres Potential freisetzen. Alles, was Du Dir je gewünscht hast, wird Dein sein – so wie ich.“
Demonstrativ legte Janus eine Hand auf Briannas Schulter und richtete sich ein wenig auf, als er zuließ, dass die bei ihm stets präsente Dunkle Seite sich ausdehnte wie eine schwarze Wolke, sie einhüllte und vom Rest der Galaxis zu trennen schien. Hier, in diesem finsteren Vortex, gab es es nur sie beide und umso stärker strahlte die Macht des Vollstreckers, seine Stärke, seine Majestät. Brianna würde niemanden folgen, der schwach war, der an sich zweifelte oder unentschlossen war, und in diesem Augenblick demonstrierte Janus, dass er der Mann war, der sie – und den Rest der Galaxis – an den ihnen bestimmten Platz führen konnte. Golden schimmerten die grünen Augen des Sith und ein düsterer Lorbeerkranz schien sich um sein Haupt zu bilden, doch in all der Herrlichkeit und Autorität blitzte gegenüber Brianna auch das auf, was die Jedi ihr nicht geben konnten und nicht geben wollten. Respekt. Anerkennung. Wertschätzung. Verständnis für ihre Wünsche und Gefühle. Anerkennung für die Person, die sie war, und die Chance, zu der Person zu werden, die sein konnte. Mächtig. Stark. Frei. Eine Maschine purer Energie, frei von allen lächerlichen moralischen Fesseln und Beschränkungen eines armseligen Kodex. Das war, was Janus anbot – Freiheit. Alles, was Brianna tun musste, war zuzugreifen...
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