[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Jarael
Wer im Haifischbecken des Sith-Ordens nicht bloß überleben, sondern auch aufsteigen wollte, lernte rasch, sich zu verstellen und andere reden zu lassen, während man selbst aufmerksam zuhörte. Es war eine Fähigkeit, die Janus gründlich kultiviert hatte, der elegant gekleidete Graf achtete sorgfältig darauf, welchen Eindruck er vermittelte und wie wiederum andere auf ihn wirkten. Im Fall des Vollstreckers gehörte dazu ein gewisses dramatisches Element, Janus sprach nicht selten im Brustton der Überzeugung und mit dem Habitus eines Mannes, der genau wusste, wie die Galaxis funktionierte, kleidete seine wahren Absichten in schwungvolle vorgetragene Gewänder und ließ seine Gesprächspartner darüber im unklaren, was er denn wirklich dachte. Die Galaxis war eine Bühne, und der blasse Halb-Echani spielte seine Rolle mit Gusto, übertrieb im passenden Moment auch gerne mal, nur um kurz darauf nüchtern und sachlich wie ein Chirurg das Problem auseinanderzunehmen. Ihm kam entgegen, dass die Kunst der Verstellung zu den Dingen gehörte, die jemand seines Standes von klein auf erlernte. Man wahrte Haltung, man trug seine Maske, und selbst den verhasstesten Rivalen präsentierte man ein Lächeln und behandelte sie mit Höflichkeit. Schlussendlich kam es nicht darauf an, was wahr war, sondern darauf, wie etwas aussah, und das mochte man zynisch nennen, der ehrgeizige Graf hingegen hielt es schlicht für realistisch. Und nicht zuletzt bereitete es ihm eine diebische Freude, seine Gegenüber zu Antworten zu verlocken, die ihm so viel über sie verrieten, während er selbst hinter einem Schleier aus Phrasen und wohlklingenden Sätzen, in die jeder das interpretieren konnte, was er oder sie hören wollte, verborgen blieb. Es war alles Teil des Spiel, des einzigen Spiels, das zählte: Das um die Macht. In diesem Spiel hatte jeder seinen Platz, ob er es wusste oder nicht, ein kluger Spieler aber handelte so, dass seine Figuren glaubten, die ihnen zugewiesenen Züge aus eigenem Entschluss auszuführen. Wenn man wollte, dass jemand etwas tat, war es umso eleganter und effektiver, diesen Weg zu wählen statt Befehle oder Drohungen auszusprechen. Motivation, so fand der hochrangige Sith, war eine ganz wunderbare Sache, und so hielt er es auch mit seinen Schülerinnen. Sie hatten ihre eigenen Ambitionen, Prioritäten und Ambitionen, und er konnte entweder versuchen, sie durch Zwang mit seinen in Einklang zu bringen – ein ebenso wenig eleganter wie praktischer Weg – oder er konnte sie soweit möglich in Harmonie mit seinen Bestrebungen bringen. Dazu musste Janus allerdings erst einmal herausfinden, wie seine Schülerinnen dachten und fühlten und sich daran anpassen, ohne viel über sich selbst zu verraten. Nicht umsonst war er vage geblieben, was die Vahla und ihr Volk anging – er wusste schlicht nicht genug, um eine präzise Aussage zu treffen.
Durchaus leichter gesagt als getan, denn auch wenn seine Schülerinnen nicht mal im Ansatz so mächtig waren wie er, waren sie doch intelligent, ehrgeizig und skrupellos – sonst hätte er sie nicht ausgewählt. Entsprechend war Vorsicht geboten und durfte er sie nicht unterschätzen, und entsprechend feinfühlig ging Janus auch in seinem Gespräch mit Jarael zu Werke. So angenehm der Umgang mit der attraktiven Vahla sein mochte und so begierig und lächelnd sie seine Worte auch aufzusaugen schien, schlussendlich zweifelte der Vollstrecker nicht daran, dass auch sie in erster Linie ihre eigenen Ziele verfolgte. Wer tat das nicht? Diejenigen, die etwas anderes behaupteten, waren lediglich besser darin, ihrem Ehrgeiz eine altruistische Fassade zu verleihen, so wie die Jedi es taten. Jarael fasste dies auch sehr prägnant zusammen, die selbsternannten „Hüter der Gerechtigkeit“ strebten schlussendlich danach, anderen ihre absurden moralischen Vorschriften aufzuzwingen oder subtil unterzuschieben und dadurch Kontrolle über sie auszuüben. Janus schwieg bedächtig und nickte dann, während er Jarael einen Seitenblick zuwarf, seine Stimme klang ernst und feierlich.
„Ihr seht die Dinge klar, Prophetin. Unterschätzt unsere Widersacher niemals. Auch wenn sie sich in den Mantel von vermeintlicher Nächstenliebe und Friedfertigkeit hüllen, so sind ihre wahren Ambitionen doch zu erkennen und ihre Entschlossenheit ungebrochen. Sie sind Rancoren, die sich als Banthas gebärden, solange es opportun ist, aber im Umgang mit denen, die sich ihnen in den Weg stellen – so wie Euer Volk – wird deutlich, dass die Jedi vor nichts zurückschrecken.“
Auch nicht vor einem verheerenden Anschlag auf die ungeliebten Vahla auf Alderaan, fügte der schlanke Sith in Gedanken hinzu und verkniff sich ein schmales Lächeln. Wenn die Jedi nicht selbst die Masken abnehmen wollten, dann würde er sie ihnen eben abreißen. Wenn erst einmal die Siedlung der Vahla in Trümmern lag, würde kaum noch jemand daran zweifeln, dass die hellen Machtnutzer – direkt oder indirekt – dafür verantwortlich und keinen Deut besser als die Sith und das Imperium waren. Wirklich eine vergnügliche Aussicht und Janus musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen, und konzentrierte sich wieder ganz auf Jarael. Die rothaarige Frau schien sich geschmeichelt zu fühlen, aber ihr Meister ging nicht davon aus, dass das genügte, damit sie alle Vorsicht fahren ließ. Nein, die Prophetin war zu klug und ohne Zweifel dachte sie nicht bloß daran, wie sie für Janus nützlich sein konnte, sondern auch daran, wie er für sie und die Vahla von Nutzen sein konnte. Das war ihr nicht zu verübeln, die Frage war bloß: Was genau trieb Jarael an? Gab es noch mehr außer der Sorge um das Wohlergehen ihres Volkes? Jedes Lebewesen hatte seine Geheimnisse, seine Träume und Ängste, die es mit niemanden teilte. Und Janus war ausgesprochen gut darin, diese Geheimnisse zu lüften – eine nützliche Fähigkeit für jedermann, besonders aber für einen Sith.
Und tatsächlich wurden seine Bemühungen mit einer Reaktion belohnt, einer Reaktion, die weitaus beeindruckender ausfiel, als er geahnt hatte. Vor seinen Augen schien Jarael zu wachsen, ihre Haltung straffte sich, das schüchtern-demütige Lächeln verschwand. Die Macht verdichtete sich, wurde gebündelt an einem einzigen Ort, in einer einzigen Person, genau hier und jetzt. Nein, nicht die Macht – die Dunkle Seite. Mit glatter Miene und doch voller Erstaunen verfolgte Janus, wie seine Schülerin förmlich zu glühen schien, ihre roten Haare Flammen gleich und ihre Augen erfüllt von einem ungeheuer intensivem Schimmer. Vor ihm stand nun kein gewöhnliches Lebewesen mehr, auch keine Sith am Anfang eines Weges, sondern die Verkörperung von etwas Größerem. Andächtig lauschte Janus den Worten seiner Gegenüber, deren Stimme ein wenig tiefer klang und majestätische Autorität ausstrahlte, eine Selbstsicherheit, die sich mit seiner messen konnte. Geboren im Hyperraum, umschlungen von der Macht Vahls, die Prophetin, die Auserwählte, die Verkörperung der Gottheit, mit ihr untrennbar verbunden. Jarael war Vahl und Vahl war Jarael, so verkündete es die junge Frau zumindest, und die Wünsche der einen waren die Wünsche der anderen, sie verlangten Gerechtigkeit und Stärke für ihr Volk und Janus blieb die Spitze gegen alle Nicht-Vahla nicht verborgen, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Dann, so plötzlich, wie es begonnen hatte, war es vorbei, und Jarael sackte ein wenig zusammen. Janus kam nicht umhin, sich zu wundern, und streckte vorsichtig seine Machtsinne aus. Seine Schülerin wirkte wieder ganz normal, aber da war etwas gewesen, etwas, das er nicht genau benennen konnte. Für einen Moment hatte er geglaubt, zwei Präsenzen fühlen zu können, so eng miteinander verwoben, dass man sie kaum voneinander unterscheiden konnte. Was, wenn...Er musste dieser Sache auf den Grund gehen, später. Vorerst beließ es der elegante Graf bei einer respektvollen Verneigung, in seiner Stimme schwang eine gewisse Ehrfurcht mit. Nicht die abergläubische Verehrung, die Jarael zuteil wurde, sondern Achtung vor tatsächlicher, greifbarer Macht.
„Beeindruckend. Höchst beeindruckend. Ich kann sehen, warum Euer Volk Euch als die Auserwählte betrachtet. Selbst mir, dem die Wege der Vahla nicht vertraut sind, wird die Kraft und Entschlossenheit deutlich, die in Euch wohnt. Ich werde Euch lehren, diese Stärken einzusetzen, um all das zu erlangen, was Ihr begehrt. Denn noch habt Ihr viel zu lernen, Jarael, und seid verwundbar. Auch wenn ich keinen Zweifel daran habe, dass Ihr Euch hervorragend verteidigen könnt, wäre es mir wohler, wenn Ihr nicht allein mit den Jedi seid. Ihre Verdorbenheit kennt keine Grenzen und wenn sie glauben, mit einem Angriff auf Euch ungeschoren davonkommen zu können, dann werden sie es tun. Ihr habt selbst gesehen, wie groß der Zorn dieser Echani war...Sollte Euch etwas geschehen, würde dies Euer Volk seiner rechtmäßigen Anführerin berauben. Ich fände das...betrüblich.“
Janus legte eine eine sorgfältig abgewogene Portion Unbehagen in seine Stimme, die man als echte Sorge um das Wohlergehen Jaraels als Person verstehen konnte – oder als nüchternen Hinweis darauf, dass sie tot ihrem Meister nicht so viel nutzen würde wie lebendig. Wobei das nicht zwingend stimmte, eine gefallene Märtyrerin hatte ebenfalls ihren Wert. Aber nicht heute. Der Graf lächelte dünn und betrachtete Jarael, bevor er nach einer kurzen Pause fortfuhr und auf die wunderschöne Landschaft zu ihren Füßen deutete.
„Sollten unsere Bemühungen hier Früchte tragen, hege ich die Absicht, mich für die verstärkte Ansiedlung von Vahla auf Alderaan einzusetzen. Wenn mich die letzten Stunden eines gelernt haben, dann, dass diese Welt dringend mehr Bewohner nötig hat, die loyal zum Imperium stehen. Wohin man auch blickt, überall regt sich der Ungeist von Rebellion und Widerstand und die Bereitschaft, sich der rechtmäßigen Autorität zu beugen, lässt schwer zu wünschen übrig. Das wird sich ändern.“
Der Vollstrecker ließ einen Hauch genuine Missbilligung und Abscheu aufblitzen, bevor sich seine Züge glätteten und einem Lächeln Platz machten, dem Lächeln eines Mannes, der große Pläne verfolgte und zuversichtlich war, dass er diese auch würde umsetzen können.
„Wo wir gerade davon sprechen: Erlaubt mir, Euch in ein kleines Geheimnis einzuweihen, Jarael. Während die Verhandlungen hier laufen, sind im Hintergrund Kräfte am Werk, die mir in nicht allzu ferner Zukunft den Titel eines planetaren Gouverneurs verschaffen sollen. Die Sith regieren über einige wenige Welten im Imperium direkt, Welten, die für uns von großer kultureller Bedeutung sind. Korriban, der Geburtsort unseres Ordens, Ziost, und weitere Planeten. Nun muss man sagen, dass diese Welten lange vernachlässigt wurden, bedauerlich, aber auch eine Chance, sich etwas aufzubauen, so wie es beispielsweise Darth Saphenus auf Korriban versucht. Sollte der Zeitpunkt kommen, würde ich es begrüßen, meine neue Position auch zu Gunsten der Vahla einzusetzen. Dass Ihr und Euer Volk dies verdient haben, ist für mich...eindeutig.“
Und konnte sich ganz schnell ändern, falls die Prophetin oder die Vahla Anstalten machten, ihn zu hintergehen oder seine Bemühungen anderweitig zu sabotieren, aber das durfte Jarael auch klar sein, ohne, dass er es aussprach, und indem er sie einweihte, schmeichelte er zugleich ihrem Ego und schraubte die Anforderungen an sie in die Höhe. Loyale Untertanen auf seiner neuen Welt waren ohnehin etwas von großem Wert. Vielleicht konnte er sogar einige Bewohner von Sernpidal umsiedeln, jener Welt, auf der einen so positiven Eindruck hinterlassen hatte. Es hatte ohne Zweifel seine Vorteile, verehrt und geliebt zu werden...
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Jarael
Wer im Haifischbecken des Sith-Ordens nicht bloß überleben, sondern auch aufsteigen wollte, lernte rasch, sich zu verstellen und andere reden zu lassen, während man selbst aufmerksam zuhörte. Es war eine Fähigkeit, die Janus gründlich kultiviert hatte, der elegant gekleidete Graf achtete sorgfältig darauf, welchen Eindruck er vermittelte und wie wiederum andere auf ihn wirkten. Im Fall des Vollstreckers gehörte dazu ein gewisses dramatisches Element, Janus sprach nicht selten im Brustton der Überzeugung und mit dem Habitus eines Mannes, der genau wusste, wie die Galaxis funktionierte, kleidete seine wahren Absichten in schwungvolle vorgetragene Gewänder und ließ seine Gesprächspartner darüber im unklaren, was er denn wirklich dachte. Die Galaxis war eine Bühne, und der blasse Halb-Echani spielte seine Rolle mit Gusto, übertrieb im passenden Moment auch gerne mal, nur um kurz darauf nüchtern und sachlich wie ein Chirurg das Problem auseinanderzunehmen. Ihm kam entgegen, dass die Kunst der Verstellung zu den Dingen gehörte, die jemand seines Standes von klein auf erlernte. Man wahrte Haltung, man trug seine Maske, und selbst den verhasstesten Rivalen präsentierte man ein Lächeln und behandelte sie mit Höflichkeit. Schlussendlich kam es nicht darauf an, was wahr war, sondern darauf, wie etwas aussah, und das mochte man zynisch nennen, der ehrgeizige Graf hingegen hielt es schlicht für realistisch. Und nicht zuletzt bereitete es ihm eine diebische Freude, seine Gegenüber zu Antworten zu verlocken, die ihm so viel über sie verrieten, während er selbst hinter einem Schleier aus Phrasen und wohlklingenden Sätzen, in die jeder das interpretieren konnte, was er oder sie hören wollte, verborgen blieb. Es war alles Teil des Spiel, des einzigen Spiels, das zählte: Das um die Macht. In diesem Spiel hatte jeder seinen Platz, ob er es wusste oder nicht, ein kluger Spieler aber handelte so, dass seine Figuren glaubten, die ihnen zugewiesenen Züge aus eigenem Entschluss auszuführen. Wenn man wollte, dass jemand etwas tat, war es umso eleganter und effektiver, diesen Weg zu wählen statt Befehle oder Drohungen auszusprechen. Motivation, so fand der hochrangige Sith, war eine ganz wunderbare Sache, und so hielt er es auch mit seinen Schülerinnen. Sie hatten ihre eigenen Ambitionen, Prioritäten und Ambitionen, und er konnte entweder versuchen, sie durch Zwang mit seinen in Einklang zu bringen – ein ebenso wenig eleganter wie praktischer Weg – oder er konnte sie soweit möglich in Harmonie mit seinen Bestrebungen bringen. Dazu musste Janus allerdings erst einmal herausfinden, wie seine Schülerinnen dachten und fühlten und sich daran anpassen, ohne viel über sich selbst zu verraten. Nicht umsonst war er vage geblieben, was die Vahla und ihr Volk anging – er wusste schlicht nicht genug, um eine präzise Aussage zu treffen.
Durchaus leichter gesagt als getan, denn auch wenn seine Schülerinnen nicht mal im Ansatz so mächtig waren wie er, waren sie doch intelligent, ehrgeizig und skrupellos – sonst hätte er sie nicht ausgewählt. Entsprechend war Vorsicht geboten und durfte er sie nicht unterschätzen, und entsprechend feinfühlig ging Janus auch in seinem Gespräch mit Jarael zu Werke. So angenehm der Umgang mit der attraktiven Vahla sein mochte und so begierig und lächelnd sie seine Worte auch aufzusaugen schien, schlussendlich zweifelte der Vollstrecker nicht daran, dass auch sie in erster Linie ihre eigenen Ziele verfolgte. Wer tat das nicht? Diejenigen, die etwas anderes behaupteten, waren lediglich besser darin, ihrem Ehrgeiz eine altruistische Fassade zu verleihen, so wie die Jedi es taten. Jarael fasste dies auch sehr prägnant zusammen, die selbsternannten „Hüter der Gerechtigkeit“ strebten schlussendlich danach, anderen ihre absurden moralischen Vorschriften aufzuzwingen oder subtil unterzuschieben und dadurch Kontrolle über sie auszuüben. Janus schwieg bedächtig und nickte dann, während er Jarael einen Seitenblick zuwarf, seine Stimme klang ernst und feierlich.
„Ihr seht die Dinge klar, Prophetin. Unterschätzt unsere Widersacher niemals. Auch wenn sie sich in den Mantel von vermeintlicher Nächstenliebe und Friedfertigkeit hüllen, so sind ihre wahren Ambitionen doch zu erkennen und ihre Entschlossenheit ungebrochen. Sie sind Rancoren, die sich als Banthas gebärden, solange es opportun ist, aber im Umgang mit denen, die sich ihnen in den Weg stellen – so wie Euer Volk – wird deutlich, dass die Jedi vor nichts zurückschrecken.“
Auch nicht vor einem verheerenden Anschlag auf die ungeliebten Vahla auf Alderaan, fügte der schlanke Sith in Gedanken hinzu und verkniff sich ein schmales Lächeln. Wenn die Jedi nicht selbst die Masken abnehmen wollten, dann würde er sie ihnen eben abreißen. Wenn erst einmal die Siedlung der Vahla in Trümmern lag, würde kaum noch jemand daran zweifeln, dass die hellen Machtnutzer – direkt oder indirekt – dafür verantwortlich und keinen Deut besser als die Sith und das Imperium waren. Wirklich eine vergnügliche Aussicht und Janus musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen, und konzentrierte sich wieder ganz auf Jarael. Die rothaarige Frau schien sich geschmeichelt zu fühlen, aber ihr Meister ging nicht davon aus, dass das genügte, damit sie alle Vorsicht fahren ließ. Nein, die Prophetin war zu klug und ohne Zweifel dachte sie nicht bloß daran, wie sie für Janus nützlich sein konnte, sondern auch daran, wie er für sie und die Vahla von Nutzen sein konnte. Das war ihr nicht zu verübeln, die Frage war bloß: Was genau trieb Jarael an? Gab es noch mehr außer der Sorge um das Wohlergehen ihres Volkes? Jedes Lebewesen hatte seine Geheimnisse, seine Träume und Ängste, die es mit niemanden teilte. Und Janus war ausgesprochen gut darin, diese Geheimnisse zu lüften – eine nützliche Fähigkeit für jedermann, besonders aber für einen Sith.
Und tatsächlich wurden seine Bemühungen mit einer Reaktion belohnt, einer Reaktion, die weitaus beeindruckender ausfiel, als er geahnt hatte. Vor seinen Augen schien Jarael zu wachsen, ihre Haltung straffte sich, das schüchtern-demütige Lächeln verschwand. Die Macht verdichtete sich, wurde gebündelt an einem einzigen Ort, in einer einzigen Person, genau hier und jetzt. Nein, nicht die Macht – die Dunkle Seite. Mit glatter Miene und doch voller Erstaunen verfolgte Janus, wie seine Schülerin förmlich zu glühen schien, ihre roten Haare Flammen gleich und ihre Augen erfüllt von einem ungeheuer intensivem Schimmer. Vor ihm stand nun kein gewöhnliches Lebewesen mehr, auch keine Sith am Anfang eines Weges, sondern die Verkörperung von etwas Größerem. Andächtig lauschte Janus den Worten seiner Gegenüber, deren Stimme ein wenig tiefer klang und majestätische Autorität ausstrahlte, eine Selbstsicherheit, die sich mit seiner messen konnte. Geboren im Hyperraum, umschlungen von der Macht Vahls, die Prophetin, die Auserwählte, die Verkörperung der Gottheit, mit ihr untrennbar verbunden. Jarael war Vahl und Vahl war Jarael, so verkündete es die junge Frau zumindest, und die Wünsche der einen waren die Wünsche der anderen, sie verlangten Gerechtigkeit und Stärke für ihr Volk und Janus blieb die Spitze gegen alle Nicht-Vahla nicht verborgen, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Dann, so plötzlich, wie es begonnen hatte, war es vorbei, und Jarael sackte ein wenig zusammen. Janus kam nicht umhin, sich zu wundern, und streckte vorsichtig seine Machtsinne aus. Seine Schülerin wirkte wieder ganz normal, aber da war etwas gewesen, etwas, das er nicht genau benennen konnte. Für einen Moment hatte er geglaubt, zwei Präsenzen fühlen zu können, so eng miteinander verwoben, dass man sie kaum voneinander unterscheiden konnte. Was, wenn...Er musste dieser Sache auf den Grund gehen, später. Vorerst beließ es der elegante Graf bei einer respektvollen Verneigung, in seiner Stimme schwang eine gewisse Ehrfurcht mit. Nicht die abergläubische Verehrung, die Jarael zuteil wurde, sondern Achtung vor tatsächlicher, greifbarer Macht.
„Beeindruckend. Höchst beeindruckend. Ich kann sehen, warum Euer Volk Euch als die Auserwählte betrachtet. Selbst mir, dem die Wege der Vahla nicht vertraut sind, wird die Kraft und Entschlossenheit deutlich, die in Euch wohnt. Ich werde Euch lehren, diese Stärken einzusetzen, um all das zu erlangen, was Ihr begehrt. Denn noch habt Ihr viel zu lernen, Jarael, und seid verwundbar. Auch wenn ich keinen Zweifel daran habe, dass Ihr Euch hervorragend verteidigen könnt, wäre es mir wohler, wenn Ihr nicht allein mit den Jedi seid. Ihre Verdorbenheit kennt keine Grenzen und wenn sie glauben, mit einem Angriff auf Euch ungeschoren davonkommen zu können, dann werden sie es tun. Ihr habt selbst gesehen, wie groß der Zorn dieser Echani war...Sollte Euch etwas geschehen, würde dies Euer Volk seiner rechtmäßigen Anführerin berauben. Ich fände das...betrüblich.“
Janus legte eine eine sorgfältig abgewogene Portion Unbehagen in seine Stimme, die man als echte Sorge um das Wohlergehen Jaraels als Person verstehen konnte – oder als nüchternen Hinweis darauf, dass sie tot ihrem Meister nicht so viel nutzen würde wie lebendig. Wobei das nicht zwingend stimmte, eine gefallene Märtyrerin hatte ebenfalls ihren Wert. Aber nicht heute. Der Graf lächelte dünn und betrachtete Jarael, bevor er nach einer kurzen Pause fortfuhr und auf die wunderschöne Landschaft zu ihren Füßen deutete.
„Sollten unsere Bemühungen hier Früchte tragen, hege ich die Absicht, mich für die verstärkte Ansiedlung von Vahla auf Alderaan einzusetzen. Wenn mich die letzten Stunden eines gelernt haben, dann, dass diese Welt dringend mehr Bewohner nötig hat, die loyal zum Imperium stehen. Wohin man auch blickt, überall regt sich der Ungeist von Rebellion und Widerstand und die Bereitschaft, sich der rechtmäßigen Autorität zu beugen, lässt schwer zu wünschen übrig. Das wird sich ändern.“
Der Vollstrecker ließ einen Hauch genuine Missbilligung und Abscheu aufblitzen, bevor sich seine Züge glätteten und einem Lächeln Platz machten, dem Lächeln eines Mannes, der große Pläne verfolgte und zuversichtlich war, dass er diese auch würde umsetzen können.
„Wo wir gerade davon sprechen: Erlaubt mir, Euch in ein kleines Geheimnis einzuweihen, Jarael. Während die Verhandlungen hier laufen, sind im Hintergrund Kräfte am Werk, die mir in nicht allzu ferner Zukunft den Titel eines planetaren Gouverneurs verschaffen sollen. Die Sith regieren über einige wenige Welten im Imperium direkt, Welten, die für uns von großer kultureller Bedeutung sind. Korriban, der Geburtsort unseres Ordens, Ziost, und weitere Planeten. Nun muss man sagen, dass diese Welten lange vernachlässigt wurden, bedauerlich, aber auch eine Chance, sich etwas aufzubauen, so wie es beispielsweise Darth Saphenus auf Korriban versucht. Sollte der Zeitpunkt kommen, würde ich es begrüßen, meine neue Position auch zu Gunsten der Vahla einzusetzen. Dass Ihr und Euer Volk dies verdient haben, ist für mich...eindeutig.“
Und konnte sich ganz schnell ändern, falls die Prophetin oder die Vahla Anstalten machten, ihn zu hintergehen oder seine Bemühungen anderweitig zu sabotieren, aber das durfte Jarael auch klar sein, ohne, dass er es aussprach, und indem er sie einweihte, schmeichelte er zugleich ihrem Ego und schraubte die Anforderungen an sie in die Höhe. Loyale Untertanen auf seiner neuen Welt waren ohnehin etwas von großem Wert. Vielleicht konnte er sogar einige Bewohner von Sernpidal umsiedeln, jener Welt, auf der einen so positiven Eindruck hinterlassen hatte. Es hatte ohne Zweifel seine Vorteile, verehrt und geliebt zu werden...
[Alderaan | Apalisküste | Schloss der Organas | Balkon] Janus, Jarael