Argai

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Nein, aus Etara würde in diesem Leben keine große Freundin der Institution Museum werden, aber das hieß für die junge Chiss nicht, dass sie an diesem Ort keinen Spaß haben konnte. Darum ging es schließlich in dieser teils so furchtbar öden Galaxis: Sich die Räume und Möglichkeiten zu schaffen, um mal so richtig auf die Pauke zu hauen. Das konnte man mit genügend Kreativität und Verve schließlich nahezu überall. Ein schelmisches Lächeln huschte kurz über das Gesicht der blauhäutigen Nichtmenschin, als sie sich daran erinnerte, wie viel man aus der Kombination einer kaputten Energiezelle, eines Seils, eines Schreibtischs, eines niedlichen imperialen Zollbeamten und eines Fenster im vierten Stock herausholen konnte, wenn man nur wollte. Wille, das war das Stichwort, und hier und jetzt wollte Etara vor allem dafür sorgen, dass ihre Ambitionen nicht im Sande verliefen. Immerhin hatte das Treffen mit Captain Vassic und seinem Begleiter Maalraas – dessen Verkleidung ihm ein anerkennendes, wenn auch dezentes Nicken der Chiss einbrachte – ganz gut angefangen, niemand lief schreiend und mit dem Finger auf sie deutend an den Exponaten vorbei und versuchte, sich hinters Mamas Rockzipfel oder einem der Wächterdroiden zu verstecken, um den bösen, bösen Kriminellen zu entgehen. Das kam vielleicht noch, für den Moment aber war eine ruhige Kugel angesagt, und entsprechend verhielt sich Etara, gekonnt und mit Gusto mimte die Piratin weiter die nicht sonderlich helle, aber immerhin gut mit Credits und anderen Vorzügen bestückte Tochter aus gutem Hause, mit einer Mischung aus Aha-Lauten, verwirrten Nachfragen und teils aufflackernder Begeisterung begleitete sie den weiteren Gesprächsverlauf. Dieser steuerte vom Geplänkel und Tarnung langsam aber sicher in konkretere Fahrwasser, Etara suchte – ganz uneigennützig – die Nähe der beiden Männer und ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern.


„Schön, dass ihr es geschafft habt, Jungs. Kurz und bündig: Wir suchen eine der Schatzflotten des ollem Xim, der vor...äh, einigen Tausend Jahren der örtliche Potentat war. Hier im Museum gibt es wohl einige Informationen dazu, also Augen und Ohren auf, die haben tatsächlich Exemplare von diesen Pötten vor Ort und sie untersucht. Ich hab noch ein paar weitere Details auf meinem Datapad, lasst mich mal kurz einhaken...da. Was besonders interessant für uns ist: Deckpläne, Antrieb, technische Daten, und so weiter. Alles, was uns hilft, die Routen dieser Frachter besser zu verstehen und einzugrenzen, wo sie verloren gegangen sein könnten. Soweit klar?“


Geschickt tarnte die Kriminelle den Austausch der Informationen als charmantes Schäkern und ließ es so aussehen, als würden Kom-Nummern gewechselt, als sie ihr Datapad einsetzte. Damit waren die beiden Männer nun auch im Bilde und konnten sich nützlich machen. Etara nickte zufrieden – und mit einem extra breiten Grinsen und mädchenhaftem Kichern – und machte sich daran, sich an die Lippen des holographischen Museumsführers zu heften, mit einem gewissen Abstand, denn die Gruppe Gossam, die ihn umlagerte, sorgten für einigen Trubel. Insbesondere der Nachwuchs schien außer Rand und Band zu sein, was angesichts der eindrucksvollen Demonstrationen ja auch irgendwie nachvollziehbar war. Im Gegensatz dazu hielt sich die Chiss etwas im Hintergrund, hörte zu und lauschte den Ausführungen zu den Kampfdroiden, die einst Xims Schätze bewacht hatten – und es vielleicht immer noch taten. Der spannende Teil ließ zum Glück nicht so lange auf sich warten, der holographische Museumsführer lenkte dezent in Richtung der großen Attraktion: Das Schwesterschiff der Schatzbarke „Pourriture“, vor einigen Monaten in der Nähe von Jabiim geborgen. Etara verkniff sich eine leisen Pfiff, als sie das Exponat betrachtete und den Ausführungen dazu lauschte. Große, dicke Pötte, voll mit Kampfroiden und wertvoller Fracht, Code-Karten, die den Zugang regelten, Etara prägte sich alles so gut wie möglich ein. Angesichts einiger Bestandteile des Schiff lagen ihr Fragen auf der Zunge – Fragen, die auch jemand anderen antrieben, dieser schnuckelig-niedliche dunkelhaarige Mann (Noak), der ihr vorhin aufgefallen war, meldete sich neugierig zu Wort. Die Ablenkung nutzte die Chiss, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen, und in ihrem Hinterkopf regte sich etwas. Sein Aussehen, das Auftreten – das passte zu den Informationen, die der Dockmeister ihr hatte zukommen lassen. Konnte es sein? Etara suchte die Nähe der anderen Kriminellen, ihre melodische Stimme war kaum mehr als ein Hauchen.


„Sieh an, sieh an. Das sollte ich noch erwähnen: Es gibt Konkurrenz von Seiten des Imperiums. Dieses Schnuckelchen da drüben, der neugierige Mann mit den dunklen Haaren, der so interessante Fragen stellt? Ist vielleicht einer von denen. Hört mal hin...klingt irgendwie ein bisschen hinterwäldlerisch, hm? Wie frisch von der Ernte...“


Die Piratin ließ ihre Worte verklingen, ihre roten Augen waren für einige Momente kühl und kalkulierend geworden, bevor sie wieder scheinbar ausdruckslos gerade aus blickten. Gerade setzte der Imperiale – es passte einfach zu gut, um Zufall zu sein – zu einer weiteren Frage an, als eine Sturmwarnung verkündet wurde. Offenbar meldete sich das örtliche Wetterphänomen gerade jetzt stark zu Wort, was das Aufsuchen eines Schutzraums notwendig machte. Ein halbwegs isolierter Ort, an dem Leute erst einmal froh waren, nicht von Sand zerrieben zu werden. Das war ja fast schon zu einfach. Etara warf ihren Begleitern einen kurzen verschwörerischen Blick zu und ein Lächeln zupfte an ihren Mundwinkeln, das ebenso keck wie unheilvoll. Unauffällig hängte sie sich an die Gruppe, zu der der Imperiale gehörte, folgte in seinem Schatten...und freute sich darauf, diesen Besuch endlich ein wenig aufpeppen zu können.


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Spectre verfolgte das Gespräch zwischen den Kriminellen nur am Rande und hatte eher ein wachsames Auge auf die Umgebung. Auch Ihr fielen die Datenzugänge auf und sie machte sich eine Randnotiz. Ein Einbruch in das Museum sollte möglich sein. Die Sicherheit, die sie bisher gesehen hatte, war eher mau und automatisiert.

Die Frage des Menschen (Noak) ließ sie aufhorchen. Keine künstliche Schwerkraft war für heutige Verhältnisse unglaublich. Und Spectre hatte keine Raumausbildung. Nicht gut, wenn man die Größe und die Klasse der vermutlich vor Ort aktiven Kampfroboter bedachte. Aber darüber sollte sich die hübsche Chiss an Ihrer Seite Gedanken machen und die Attentäterin machte sich lediglich einen kleinen Vermerk auf dem Datapad in Ihren Händen.

Sie wollte gerade auch eine Frage stellen, als sich der Lautsprecher wegen dem Sturm meldete.



„Hat jemand von Euch beiden versteckte Slicer-Qualitäten?“


flüsterte Sie in die Runde der Kriminellen, aber diese verneinten.

Dann blieb es an Ihr. Glücklicherweise hatte Sie ihr Datenpad dabei. Mehr brauchte Sie im Grunde nicht.
Sie sah Maalraas an und deutete auf Etara.



„Sorgt für eine Ablenkung, wir setzen uns ab und bleiben hier.“


Sie hoffte, dass in dem aufkommenden Chaos keiner die kurze Absprache bemerkt hatte. Unauffällig lies sie sich zurückfallen bis sie kurz vor dem Droiden war, der sich darum bemühte alle zügig wegzuführen.

Dann wartete Sie auf die Ablenkung.

Der Plan war recht einfach. Während des Sturmes würde Sie versuchen den Schiffsspeicher zu hacken und einige interessante Informationen zu erhalten.

Jevan sollte Schmiere stehen, außerdem war es nicht schlecht noch ein paar Augen mehr zu haben. Immerhin hatte dieser ein Schiff, sofern sich die Ex-Imperiale recht erinnerte.

Sie hoffte nur, dass alle schnell genug schalten würden.





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Outer Rim Territiries / Tion Cluster / Cronese Mandate / Argai System / Argai /Museum /Jevan Vassic & Maalraas, Etara & Spectre, irgendwo Noak​


Die beiden Ganoven taten so als ob sie die Exponate studierten und der Devaronianer war erstaunt das Maalraas trotz der dünnen Luft sich eine ansteckte. Kurz darauf erschien auch schon ein Droide der gewohnt höflich darauf hinwies das es ein stricktes Rauchverbot herrsche. Der Komplize trieb sein Spielchen mit dem Blecheimer indem er behauptete er würde nicht rauchen, was den Droiden zu verwirren schien. Dieser entschuldigte sich und stakste davon. In diesem Moment öffnete sich mit einem Ohrenbetäubenden scheppern eine der Ausgestellten Landekapseln und ein fast Drei Meter großes Droidenungetüm kam heraus. Die Gruppe Echsenartiger Touristen drum herum begann nach dem ersten Schrecken sofort Bilder des Droidenungetüms zu machen. Jevan zog eine Augenbraue hoch bevor er zu Maalraas sagte:

“Das hast du jetzt davon, jetzt holt er seinen Kollegen und der sieht nicht so aus als würde er deine Ausrede gut finden.“

Das schelmische Grinsen spielte ein wenig über das mulmige Gefühl hinweg das der Teufel des Balor-Nebels empfand als er diese Kampfmaschine sah.

Bald nach diesem Schrecken gesellten sich die beiden braunhäutigen Damen zu ihnen herüber, wobei die schweigsamer von Beiden (Spectre) etwas von Verschlüsselung, Codes und Kommunikation in Konflikten faselte. Jevan in seiner Verkleidung als Colonel Rosario sah zu ihr herüber und murmelte:


“Minmin ne scia Aliha Calle Bey parol chircaye. (Ich weiß nicht wovon du sprichst.) Mit genügend Sprachen braucht man keine Codes.“

Kurz darauf mischte sich Captain Etara in das „Gespräch“ ein, leise und geflüstert aber dennoch bestimmt, gab sie zu verstehen, das es um eine Schatzflotte gehen sollte. Und zwar die Legendäre Schatzflotte des Piratenkönigs Xim des Despoten. Der Devaronianer traute seinen spitzen Ohren kaum. Es sollte wirklich um das einzige interessante gehen was der Tion Cluster zu bieten hatte. Xims verschwundene Schiffe.

Nachdem die Chiss mit ihrem Vortrag geendet hatte, nickte der Teufel des Balor-Nebels fast unmerklich und lächelte die beiden Frauen an.

Man verteilte sich wieder etwas nachdem die essenziellen Fragen geklärt waren und folgte dann der größten und lautesten Touristengruppe zur Hauptartaktion des Museums, eine Stück des Schwesternschiffes der ‚Poirriture‘. Ein Mensch stellte interessante Fragen, im Geiste machte sich der Devaronianer einen Vermerk das sie Magnetstiefel und Seilwerfer benötigen würden. Kleine Raketenrucksäcke wäre sicherlich nicht in kürzester Zeit aufzutreiben. Keine Atmosphäre während eines Alarms, also hätte ein Notfall kurz vorm Sprung dafür gesorgt das man nur mit dem Auskommen musste was die Raumanzüge an Sauerstoff bereitstellten… Ein weiterer Punkt auf der Liste, Raumanzüge mit genügend Reserve Sauerstoff.

Nach einiger Zeit, als sich die Touristen die Kanonier Station besahen, fanden sich die Gauner in Verkleidung wieder zusammen und Etara hauchte mehr als das sie es sagte, sie habe vergessen das es wohl Konkurrenz aus Reihen des Imperiums gäbe. Hierbei leuchteten die Augen des Devaronianers kurz angriffslustig auf und er entblößte bei einem Grinsen eine Reihe Nadel-spitzer Zähne. Dann wies sie auf einen Mann (Noak), von dem sie vermutete das er derjenige welcher sein könnte. Mit einer Bemerkung er würde Hinterwäldlerisch klinge, Jevan lauschte den Fragen etwas genauer und entgegnete fast ohne die Lippen zu bewegen.


“Nicht täuschen lassen, wenn er unsere Konkurrenz ist, ist das bloß Tarnung oder er ist ein Lockvogel. Also obacht.“

Die Lautsprecher des Museuem knackten und dann erscholl eine Durchsage, das sich ein Sturm der Kategorie 5 nähern würde und die Besucher doch zu ihrer eigenen Sicherheit die Schutzräume aufsuchen mögen. Das wiederum nutzte die andere Chiss um nachzufragen wie es um die Slicer Qualitäten der einzeln bestellt war. Jevan wollte gerade seinen Droiden anmerken, entschied sich aber dagegen, denn was wollte sie hier slicen? Verdammt das war ein Stück das nicht mal ein fünftel des Gesamten Schiffes ausmachte. Weder Computerkern noch irgendwelche Flugschreiber waren ausgestellt. Als sie dann auch noch anwies das Maalraas und Etara für Ablenkung sorgen sollten und er schmieren stehen sollte, platze es aus ihm heraus.

“K’avim. (Bullshit).“

Nutzer er seine Fähigkeit auf fast jeder Sprache der Galaxie zu Fluchen und zu Flirten indem er auf Cheunh ein Wort ausstieß.

“Das schaffen wir nie bevor der Sturm hier ist und die Wand die da kommt sieht nicht so aus als könnten wir in einem der Exponate Zuflucht suchen wenn Erstmal alles über uns ist. Lass das wann anders und in Ruhe machen, du kennst die Technik nicht, es hieß sie haben ihre Hyperraumtechnologie von einem anderen Imperium adaptiert. Was wenn ihre Computer ähnlich Rätselhaft für uns sind? Oder es gar keine Verbindung mehr zu einem Computerkern gibt?“

Um sie herum zog ein Strom aus Touristen zu den Schutzräumen, die Echsenartigen kleinen Wesen gingen ihnen nur bis zur Hüfte und über dessen Köpfen funkelte Jevan fast angriffslustig die blauhäutige Frau an. Während sich am Horizont eine dunkle von Blitze durchzuckte Staubwand näherte. Ein unterschwelliges Grollen wurde von dem hellen kreischen von Sirenen aus der Stadt selbst über tönt.


Outer Rim Territiries / Tion Cluster / Cronese Mandate / Argai System / Rand des Systems / 'Rusting Giant' /Jevan Vassic & Maalraaas, Etara & Spectre, Noak und Gossams​
 
- Argai - Sah Gosta - Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie - Maalraas, Jevan Vassic (inkognito), weiter entfernt: Etara und Spectre (inkognito) und Noak Fremyn

Für einen Augenblick erschreckte sich Maalraas tatsächlich, als diese gewaltige Kampfmaschine mit donnernden Getöse und aufwirbelnden Sand und Staub aus der Tür des keilförmigen Flugkörpers trat und Jevan nur meinte, dass sie das nun von seinen Scherzen hatten. Hätte dieser Kampfdroide tatsächlich auf den Regelverstoß Maalraas reagiert und die beiden Ganoven angegriffen, wäre die Reaktion des Captains gewiss nicht großartig anders ausgefallen. Nicht einmal im Angesicht des Imperators persönlich hätte der Devavorianer vermutlich den Ernst der Lage erkannt und seine Scherze eingestellt. Hier und jetzt aber sollte sich der kurze Schock als keine wirkliche Gefahr herausstellen und merklich beruhigt nahm der Bandit seine rechte Hand vom Holster, als er sah, wie die Menge um sie herum begann das Monstrum zu fotografieren. Es war also nur eine Schaueinlage und nichts weiter. Kein Grund, die Nerven zu verlieren.
Vor allem nicht, da sich ihre Partner nun endlich deutlich genähert haben. Durch die getönten Gläser erkannte Maalraas die beiden Chiss, wobei er das Nicken Etaras knapp erwiderte. Die beiden Frauen waren ebenfalls inkognito vor Ort und bespähten die Ausstellung mit einer glaubhaften Tarnung, die den Eindruck von zwei reichen Töchtern mit reichlich Geld, reichlich Langeweile und reichlich Dummheit erweckte. Geduldig wartete Maalraas ab und verfolgte, wie Etara immer wieder aktiv an der Museumsführung teilnahm. Mit einer gehobenen Braue warf der Hybrid Vassic einen Seitenblick zu und so warteten sie, bis es schließlich Captain Etara - so ziemlich jeder in dieser Gruppe nannte sich anscheinend Captain, bis auf Maalraas selbst - unauffällig neben sie trat und sie mit Flüsterstimme begrüßte. Etwas zu direkt für seinen Geschmack berichtete die Captain von ihrem Ziel, einer verloren gegangenen Schatzflotte eines ehemaligen Herrschers hier auf Argai, was in jedem Fall nach einer großen Sache klang. Noch einmal profitabler und vielversprechender als der Güterzug, den Maalraas sich auf Serenno gemeinsam mit Vassic ausgesucht hatte. Dieses Museum war nicht der erste Ort eines bevorstehenden Heists, den der talentierte Räuber ausgespäht hatte und besaß auf den ersten Blick keine besonders nennenswerten Sicherheitsmaßnahmen. Doch war der Schein womöglich trügerisch, zumal es nur möglichen Standorte dieses Schatzes waren, nach denen sie hier suchten - nicht nach dem Jackpot selbst.

Mit den durch Etara weitergeleiteten Daten im Hinterkopf entfernte sich Maalraas wieder ein Stück weit von der Gruppe. Captain Vassic, der eben noch mit Etaras Begleiterin über irgendwelche Slicer-Jobs und Verschlüsselungen gefachsimpelt hat, lief in eine andere Richtung als der Hybrid, der sich stattdessen an einem Getränkeautomaten bediente. Nach einem warmen Cafe war ihm bei dieser Hitze und unter der prallen Sonne Argais beim besten Willen nicht, doch einen Automat weiter gab es tatsächlich Sixpacks von Mooganischen Eistee, gefüllt angenehm kühlen Dosen. Maalraas kramte aus der Seitentasche seiner Bomberjacke die nötigen Creditchips und stieß wieder zurück zu Jevan, dem er eine der grünen Dosen direkt in die Hand warf. Seinerseits den kühlen Tee genießend, lehnte sich der Gauner an die felsige Wand weit hinter dem Rest der Besucher, die sich vor dem großen Exponat versammelt hatten, und suchte in der Menge unauffällig nach den beiden Grazien. Er wurde nicht fündig, stattdessen aber die Chiss-Captain, die plötzlich wieder neben Maalraas und Vassic stand und von einem "Schnuckelchen unter den Zuschauern" sprach, das angeblich dem Imperium angehörte. Der Gauner warf einen Blick in Richtung des jungen Mannes, dessen Stimme tatsächlich immer öfters zu hören war. Seine Fragen machten einen neugierigeren Eindruck, als es bei anderen Leuten hier der Fall war, doch abgesehen davon sah nichts an diesem Mann nach einem imperialen Spitzel aus.

Jevan sprach ihm aus der Seele, als er zu Vorsicht aufrief, aber die Möglichkeit in den Raum stellte, dass es sich bei diesem Mann auch nur um eine Art Lockvogel handeln konnte. Maalraas wiederum grübelte mehr darüber, ob es tatsächlich allzu wahrscheinlich war, dass ausgerechnet das Imperium auf republikanischem Gebiet nach einem Schatz jagte. Wirklich aussichtsreich konnte diese ominöse Schatzjagd nämlich nur sein, wenn sich die Flotte irgendwo auf neutralem oder gar imperialem Gebiet versteckt befand. Ein schrilles Warnsignal riss ihn aus den Gedanken, ehe eine weibliche Stimme einen heranziehenden Sturm ankündigte und die Besucher aufforderte, unverzüglich die Schutzräumlichkeiten des Museums zu betreten. Etara war bereits dabei, die Chance am Schopfe zu packen und sich an die Gruppe zu hängen, zu der der "Imperiale" angehörte, doch die andere Chiss, hatte offenbar einen alternativen Plan im Sinn.

Mit einem ungläubigen Ausdruck nahm Maalraas seine Sonnenbrille vom Gesicht, um gen Horizont zu starren, in der die unheimliche Sturmwand aufzog. Das, was dort vorne auf sie zuraste, war der Tod und diese Frau vollkommen verrückt, wenn sie meinte in diesem Chaos noch die notwendige Zeit zu finden, um sich in das Terminal dieses antiquierten Schiffs hacken zu können, ehe sie von diesem Tsunami verschlungen werden. Vassic stellte sich dem Vorhaben des Nichtmenschen entgegen und Maalraas, der zwischen ihnen stand, fand unter der Menge Etara und konnte den Schutzraum identifizieren, in dem sie sich einfand. Der Macht sei Dank war ihre Haut blau und ihr Aussehen auffälliger, als es beim Rest der Besucher hier der Fall war.

Im Aufruhr, der von den kreischenden Sirenen, die aus der Stadt tönten, noch zusätzlich angetrieben wurde, musste eine schnelle Lösung her. Mit einem bezeichnenden Blick musterte der Räuber die beiden anderen Kriminellen und seufzte.

"Also gut...ich sorge für Ablenkung. Der Sturm sollte das Museum in maximal drei Minuten erreichen, also vamos!"

Er warf Vassic einen teils entschuldigenden, teils schadenfrohen Blick zu, ehe er mit eiligen Schritten zur Gruppe Etaras aufschloss, die von den Droiden in Richtung der Bunker gelotst und geführt wurden.

"Aus dem Weg! Platz da!"

Tönte es laut und aus voller Kehle, während Maalraas sich im Vollsprint nun den Besuchern näherte und unterdessen sein Ziel suchte. Alles, was er benötigte, war eine größere Masse von Personen, die eng beieinander lief - wie die Gruppe neugieriger Gossam-Touristen, die sich förmlich anbot! Der agile Hybrid nahm die etwa zehn Nichtmenschen, samt Nachwuchs ins Visier, fasste sich kurz noch ans Herz und schoss dann aus dem Vollsprint mit der Schulter voran in den links gehenden Gossam, der mit einem lauten Schrei vom Boden stieg und in Freunde und Familie krachte, die in Folge der Kettenreaktion übereinander fielen und letztlich allesamt benommen und erschrocken am Boden lagen. Maalraas, den der künstlich herbeigeführte Zusammenprall nicht komplett von den Beinen riss, bemerkte, wie sich nun die gesamte Aufmerksamkeit ihm zuwandte. Beschwichtigend hob er die Hände:

"Ich bin Adjutant..."

Rasch wühlte der mehr oder weniger aufwendig getarnte Bandit in seinen Taschen, ehe er die gefälschte ID schließlich ertastete. Um ein Haar hätte er sich als Adjutant Putzi vorgestellt, wenn er nicht doch noch einen Blick auf die ID geworfen hätte, um sich doch noch zu vergewissern, dass es sich bei Vassic und seine Crew um keinen Haufen sadistischer Schweinehunde handelte. Die Droiden schritten auf den Banditen zu, der einmal mehr die Hände hob und seinen Fake-Ausweis vorhielt:

"...ich bin Adjutant Baron Galor und stehe unter dem Befehl von Colonel Braxis Rosario. Wir sind als Sicherheitsberater auf Argai zu Gast und genießen eine erhöhte Sicherheitsstufe! Also wagt es nicht, mir im Weg zu stehen, sondern helft mir stattdessen, zu den verfluchten Räumen zu gelangen"

Aus dem Seitenwinkel konnte Maalraas beobachteten, wie sich die verstörten Gussam wieder aufrappelten und unruhig umher murmelten. Die Droiden waren unlängst wieder dabei, sich um die anderen Besucher zu kommen, durch die sich der vermeintliche Militär mit grimmiger Miene seinen Weg bahnte, ehe er schließlich den Schutzraum erreichte und im Inneren die Captain erblickte...



- Argai - Sah Gosta - Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie - Schutzraum 2 - Maalraas, Etara, Noak, weitere Besucher









 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || „Cormil Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie“ | Freifläche || Lieutenant Noak Fremyn, etliche andere Besucher]

Je näher der Sandsturm kam, der in seinen gewaltigen Ausmaßen bis in den Himmel hinauf reichte, desto mehr verfinsterte sich allmählich der blutrote Himmel. Das tiefe, bedrohliche Grollen, das am Anfang nicht viel mehr als ein dumpfes Hintergrundgeräusch gewesen war, wurde im Zuge dessen natürlich lauter, immer lauter. Grelle Blitze zuckten über der Stadt. Manche krachten geräuschvoll in die kolossale Pyramide in Sah Gostas Zentrum, sprengten Felsbrocken aus dem grob gehauenen Stein und hinterließen anschließend dunkle Flecken. Andere gingen hingegen über dem ärmlichen „Speckgürtel – vor allem über den klobigen Wohnkomplexen – nieder. Jene Windböen, die der sich nähernden Sturmfront vorauseilten, peitschten währenddessen auf dem Museumsareal Staub, Sand und kleinste Steine auf, zerrten mit zunehmender Heftigkeit an der Kleidung der Anwesenden und heulten ferner mit jeder weiteren Minute etwas schriller in deren Ohren. Schon nach kürzester Zeit musste man sich mit vollem Körpereinsatz gegen diese Naturgewalt stemmen, um nicht plötzlich umgeworfen zu werden.

Bei den über das Areal pfeifenden Windböen, die hauptsächlich von der Seite kamen, musste Noak schon ein paar körperliche Anstrengungen aufwenden, um nicht mit einem Mal mehrere Meter über die Freifläche geweht zu werden. Während ein heftiger Adrenalinschub seinen drahtigen Körper zu überfluten schien, biss er die Zähne zusammen, hielt sich die rechte Hand schützend vor die längst leicht zugekniffenen Augen und setzte trotzig einen Fuß vor den anderen. Obwohl sein Sichtfeld in diesem Moment stark eingeschränkt war und allerhand kleine Echsenwesen aufgeregt um ihn herum wuselten, konnte er sehen wie mehrere Museumsmitarbeiter in leichter Schutzkleidung – unterstützt von Droiden – begannen die ausgestellten Exponate der Reihe nach „sturmsicher“ zu machen. Bis zu dem Eingangsgebäude mit der gläsernen Kuppel waren es nur noch ein paar hundert Meter. Noak trotzte weiter den peitschenden Böen, nachdem er kurz innegehalten hatte.

Die reptilienartigen Nichtmenschen, die ihn noch immer – zusammen mit ihren Jungtieren – in ihrer Mitte hielten, wurden mit einem Mal aufgescheucht als ein hochgewachsener, breitschultriger Kerl (Maalraas) regelrecht durch ihre Reihen „pflügte“ und dabei mehrere mühelos umstieß. Mit lauten „Platz da!“-Rufen hatte er sich im Vorfeld zwar mehrfach bemerkbar zu machen versucht, war aber damit anscheinend nicht gegen gegen das aufgeregte Geplapper der Gruppe angekommen. Während im Hintergrund weiterhin das tiefe Grollen der gewaltigen Sturmfront zu vernehmen war, wurde auf der Freifläche auf einmal wütendes Gezeter laut – und Noak, der gewissermaßen „mittendrin“ war, war für einen Augenblick vollkommen perplex. ‚Verlieren hier gerade alle den Verstand?‘, fragte er sich und half derweil einem schuppigen Großmütterchen, das offensichtlich eine Menge Fluchworte kannte, sowie deren heulendem Enkel auf die Beine.

Gegenüber der aufgescheuchten Meute hob der unvorsichtige Rüpel die Hände. Und als sich kurz darauf ein paar Wachdroiden dem zweifelsohne zur Unzeit entstandenen Tumult annahm, zeigte der Kerl ihnen bereitwillig seine ID-Karte und faselte außerdem etwas von „Adjutant Baron Galor“, „Colonel Braxis Rosario“ sowie „Sicherheitsberater“. Der junge Bakuraner, der in der Zwischenzeit seine Paralyse überwunden und einigen Echsen um sich herum wieder auf die Beine geholfen hatte, musterte den fahlen Fremden eingehend. Hatte er ihn nicht vorhin irgendwo gesehen? Derweil die über die Freifläche peitschenden Böen weiterhin an seiner Kleidung zerrten und sich die plappernde Touristengruppe langsam wieder in Bewegung setzte, um die letzten Meter bis zu dem Gebäude mit der Kuppel zu überwinden, grübelte er. Seine Gedanken wanderten allmählich bis zum Betreten des Museums zurück. Und plötzlich landete er einen Treffer.


Der rote Gehörnte (Jevan Vassic) und die beiden Chiss (Etara und Spectre)“, murmelte er mehr zu sich selbst.

Als sich die Führung, an der er teilgenommen hatte, dem momentanen „Highlight“ der Ausstellung genähert hatte, war ihm das recht ungewöhnliche Vierer-Gespann aufgefallen. Auf den ersten Blick hatte es sicherlich nach einer zufälligen Begegnung unbedarfter Besucher ausgesehen. Immerhin erweckte eine der beiden Chiss-Damen (Etara) den Eindruck als handele es sich bei ihr um ein sehr, sehr reiches Kernwelten-Gör wie man sie aus allerhand Boulevardmedien kannte. Doch da ihm seit einer ganzen Weile – genauer: seit die Alièstra das Chalacta-System verlassen hatte – huttische Spione wie der katzenartige Amateur (Arguss) in der Repulsorbahn hierher zu verfolgen schienen, glaubte der Imperiale einen geübten Blick für solche Dinge zu haben. ‚Ich weiß noch nicht wie sie mit dem anderen Kerl unter einer Decke stecken‘, überlegte Noak beim Betreten des Gebäudes mit dem Kuppeldach, ‚aber ich werde sie besser im Auge behalten. Sollten wir tatsächlich Konkurrenz haben, sollten Diar‘mon und die anderen schnellstmöglich davon erfahren.‘


Jene Damen, die zuvor noch die Ticketschalter betreut hatten, wiesen die Besucher mit freundlichen Worten in den hinteren Teil des Gebäudes, wo eine breite Treppe in das unterkellerte Untergeschoss zu führen schien. Weil sich die Sturmfront inzwischen auf zwei, drei Kilometer den Außenbezirken der Metropole genähert hatte und somit zwangsläufig die ganze Umgebung überschattete, sprangen bei der zunehmenden Dunkelheit nacheinander einige flimmernde Lichter zur besseren Orientierung an. Die plappernden Echsenwesen, die sich noch immer nicht richtig beruhigt hatten, folgten dem rüpelhaften Menschen in den unter dem Museum liegenden Schutzraum. Noak folgte ihnen. Dabei stieg ihn ein muffiger Geruch in die Nase. ‚Genau wie auf einem Raumschiff. Offensichtlich filtert man hier die Atemluft während über einem ein Sturm wütet.‘ Schlicht und ergreifend aus einem eher banalen Reflex heraus kniff sich der Bakuraner bei diesem Gedanken in die Nasenwurzel.

Unter dem Museum befanden sich mehrere Räumlichkeiten. Bei manchen handelte es sich um ganz einfache Lagerräume für kleinere Exponate, Reparaturmaterialien oder Souvenirs. Ein paar andere Räumlichkeiten dienten dem Museum wiederum als Werkstätten oder Orte zum Forschen. Doch den meisten Platz nahm ohne Zweifel der Schutzraum ein. Immerhin sollte hier bei einem Sturm nicht nur das Personal Zuflucht finden, sondern auch die Besucher. Eine Handvoll langer Sofas sowie ein paar klobige Sessel – alle nur mit ziemlich billig anmutenden Synth-Leder bezogen – stellten neben einer kleinen Souvenirecke, einer Bar für Erfrischungen und einem alten Holoprojektor die gesamte hiesige Raumausstattung dar. Darüber hinaus schien das Museum noch über einen Medi-Droiden zu verfügen. Als die sehr aufgebrachte Touristengruppe den Schutzraum betrat, stand dieser regungslos neben der Bar. Und hätten dessen quadratische Photorezeptoren nicht von Zeit zu Zeit (von allein) geflimmert, hätte man wohl annehmen können, dass das Ding noch deaktiviert war.

Mehrere Echsenwesen, die der menschliche Rüpel unbedacht umgerannt hatte, gingen auf der Stelle zu dem Medi-Droiden, um sich von diesem ganz kurz in Augenschein nehmen zu lassen, während der Rest der Gruppe – weiterhin mit Noak in dessen Mitte – eine Sitzecke aufsuchte. Seufzend ließ sich der Imperiale auf dem Sofa nieder. Unter seinem Gewicht knarzte das künstliche Leder. Etwas erschöpft schloss er für einen Moment die Augen. Langsam, ganz langsam ebbte das Adrenalin ab, das sein Körper zwischenzeitlich ausgestoßen hatte. Sein Puls normalisierte sich also wieder. Doch je ruhiger er wurde, desto mehr juckte plötzlich die Stelle auf seinem linken Oberarm, wo er vor ein paar Stunden – an Bord des Shuttles - das Nikotinpflaster angebracht hatte. War dessen Effekt etwa inzwischen verfolgen? Hatte sein Körper tatsächlich jegliches Nikotin aufgesaugt? Unwillkürlich verzog der Bakuraner das Gesicht zu einer ziemlich säuerlichen Grimasse. Denn sein „Appetit“ auf eine Zigarette war mit einem Mal wieder da. Insbesondere nach der ganzen Aufregung, die er gerade erlebt hatte.

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Es kam tatsächlich Bewegung in den Besuch beim Museum, und Etara musste zugeben, dass ihr diese zusätzliche Würze in der Situation durchaus gelegen kam. Auch wenn sie vernünftig sein konnte, trieb die junge Frau doch der Wunsch nach interessanten Erfahrungen an, nach Abenteuern, Gefahr und Nervenkitzel – alles Dinge, die eine wilde Schatzsuche versprach, eine Führung durch ein Museum hingegen eher weniger. Entsprechend gut gelaunt war die Blauhäutige, ihre roten Augen funkelten ein wenig heller und ein keckes Grinsen zupfte an ihren Mundwinkeln, als sie sich noch einmal unauffällig umsah und sich einen Überblick über die Situation verschaffte. Die Gelegenheit war in der Tat günstig, der heraufziehende Sturm sorgte für rege Geschäftigkeit und würde insbesondere die Touristen und anderen Ortsfremden erst einmal ablenken. Immerhin handelte es sich um ein gewaltiges und nicht ungefährliches Naturphänomen, und so etwas weckte bei den meisten Lebewesen den Wunsch, erst einmal in Deckung zu gehen und das Problem auszusitzen. Ziemlich langweilig, fand Etara, aber eben auch vernünftig. Mit einem ausgewachsenen Sandsturm und all seinen Begleiterscheinungen war nicht zu spaßen, ganz besonders nicht im Freien. Daher war die Piratin doch etwas überrascht, als sich Spectre bei den anderen beiden Kriminellen erkundigte, ob sie ein Terminal slicen konnten, und als diese verneinten, schlug die ehemalige Imperiale wagemutig vor, es doch einfach selbst zu tun und den Sturm – und eine weitere Ablenkung – als Deckung zu nutzen. Etara wölbte eine Augenbraue und musterte ihre Freundin kurz, sie schien drauf und dran, das wirklich durchziehen zu wollen. Mumm hatte die andere Chiss ohne Zweifel und Etara musste zugeben, dass ihr diese verwegene Seite an ihr in diesem Augenblick wirklich gut gefiel, aber ob es eine kluge Idee war, stand auf einem anderen Blatt.

Offenbar stand sie mit dieser Skepsis nicht alleine da, auch der selbstbewusste Captain Vassic, der keine Herausforderung zu scheuen schien, meldete kurz und bündig in ihrer Muttersprache Bedenken an und erklärte dann rasch, was aus seiner Sicht gegen dieses Vorgehen sprach. Er führte dabei durchaus überzeugende Argumente ins Feld: Die Zeit war verdammt knapp, die Technik unbekannt und die sich bedrohlich aufbauende und dumpf grollende Sturmwand, die wie ein gewaltiges Leichentuch auf die Stadt zurollte, wirkte nun wirklich alles andere als einladend. Rasch wog Etara Chancen und Risiken ab, blickte dann zu ihrer Freundin und schüttelte den Kopf, sie sprach gerade laut genug, um sich über das Heulen der Sirenen, das aufgeregte Geschnatter der Richtung Schutzräume strömenden Touristen und das lauter werdende Brausen des Sturms Gehör zu verschaffen.


„Ich bin sonst für jeden Spaß zu haben und ich weiß, wie gut Du bist, aber selbst Du kannst Dich nicht mit einem Sturm anlegen, Süße. Wir nehmen uns die Terminals ein anderes Mal vor, in Ruhe. Und jetzt ab in Deckung, vielleicht erwischen wir das Landei noch.“


Mit einem knappen Nicken signalisierte sie sowohl Jevan als auch seinem Begleiter Maalraas, dass sie mit ihren Vorschlägen einverstanden war, dann stupste sie mit dem Ellbogen die Frau an ihrer Seite kurz an und neigte den Kopf Richtung Schutzräume. Es wurde Zeit, sich unter die Menge zu mischen, glücklicherweise war die Chiss nun doch ein ordentliches Stück größer als die nervösen Gossam und konnte so die Lage ganz gut im Blick behalten – und den Imperialen, der auch von hinten einen ganz netten Anblick bot. Etara schmunzelte kurz und beschleunigte dann ihr Tempo, als Maalraas seine Ablenkung startete, wie ein hyperaktiver Gungang auf Glitzerstim sprintete der junge Mann los und knallte dann mit Getöse und Geschrei in die Gruppe Gossam-Touristen, die teils wie Spielzeuge durch die Gegend flogen, aufgeregt riefen und schnatterten und versuchten, wieder aufzustehen. Etara erlaubte sich ein leises Lachen, dieser Maalraas wusste, wie man eine gute Show abzog, das stellte er auch mit seiner bühnenreifen Imitation eines „Sicherheitsbeauftragten“ eindrucksvoll unter Beweis. Der sollte wirklich an eine Zweitkarriere in Holodramen denken, fand Etara, die Piratin konzentrierte sich aber rasch wieder auf ihren Part und versuchte, durch das Chaos zum Schutzraum zu gelangen. Leichter gesagt als getan, die Vorboten des Sturms in Form von Sand und kleinen Steinen prasselten bereits auf die Freifläche des Museums ein und ein heftiger Wind ließ Etaras knappes schwarzes Kleid flattern, manches Mal hatte die schlanke Nichtmenschin das Gefühl, gleich von den Füßen gerissen zu werden. Ärgerlich kommentierte sie das Geschehen mit einem leisen, aber deftigen Fluch auf Huttisch und eilte weiter, während sie ihre Augen mit dem Arm vor dem Wind schützte. Endlich erreichte sie den rettenden Schutzraum und konnte durchatmen, unwirsch schüttelte die hübsche Kriminelle ihr schwarzes Haar und blickte missmutig drein, als ihr Staub und Sand entgegen fiel. Ihr suchender Blick fand jedoch auch ihr Ziel: Der Imperiale (Noak), umringt von Gossam und in einer Sitzecke. Der junge Mann wirkte zugleich aufgeregt und erschöpft, verständlich angesichts der Hektik, und Etara gewährte sich selbst eine kleine Pause, als sie neben Spectre trat, sich ein wenig an sie schmiegte und ihren Kopf auf der Schulter der anderen Chiss abstützte. Dass ihre Lippen dabei ganz kurz über den Hals und das Ohr ihrer Freundin streifen – nun, man musste sich ja auch mal etwas gönnen, oder?


„Aufregend, huh? Aber jetzt haben wir ihn genau dort, wo wir ihn haben wollen. Was meinst Du...hm...die sanfte Tour...oder die harte Tour?“


Die Piratin lächelte, als sie scheinbar süße Nichtigkeiten in das Ohr der anderen Blauhäutigen flüsterte und die Gelegenheit nutzte, um auch ihre Worte zu unterstreichen und kurz an Spectres Ohr zu knabbern – ein wenig fester, als man es gemeinhin tat. Als sie sich wieder etwas von der Scharfschützin löste, strich Etara ihr Haar glatt und blickte Richtung von Captain Vassic und Maalraas, bevor sie aus ihrer Handtasche eine Zigarette kramte, sie sich in den Mund steckte und erwartungsvoll abwartete, ob einer der Herren so höflich sein würde, sie anzuzünden. Sie mussten sich was einfallen lassen, um an das Landei ran zu kommen, im Idealfall so, dass es keine Aufmerksamkeit erregte. Immerhin saßen sie durch den Sturm nun ein ganzes Weilchen hier fest.


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OP: Wenn sich Spectre entscheidet, es doch zu versuchen, ist Raum da - Etara mischt sich unter die Leute, Spectre versucht ihr Glück und kommt dann nach. Schien mir nur schlüssig, dass nicht mehr wirklich viel Zeit da ist, um das in aller Ruhe zu tun.
 
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Spectre schluckte einen Fluch herunter, den Sie sich sicher von Etara abgehört hatte, die schließlich einen regelrecht unerschöpflichen Vorrat an Schimpftiraden auf Lager hatte. Sie folgte den anderen Besuchern an der Seite Ihrer Freundin und Vorgesetzten in die Schutzräume. Wenn der gehörnte Jevan nicht die Weitsicht hatte zu erkennen, dass kein Museum seine wertvollsten Stücke ohne Schutz einem solchen Sturm aussetzen würde. Aber gut, vielleicht irrte Sie sich auch. Alleine und ohne Aufpasser machte es jedoch keinen Sinn.

Etara schlug schließlich in dieselbe Kerbe.


Im Schutzraum angekommen folgten Sie den Anweisungen des Personals. Spectres Blick suchte direkt nach den Sicherheitskameras und anderen Vorrichtungen. Dann spürte sie Etara neben sich, wie sie sich zu ihr beugte… Ihre sanften Lippen…

…alle Alarmglocken schrillten in der Chiss… Ihre Tarnung!!!

Was hatte Etara gerade gemurmelt??

Panik begann nach Ihr zu greifen. Ruhe bewahren… Ruhe… RUHE…

Der Schmerz an Ihrem Ohr ließ fast Ihr Herz aussetzen und sie musste schlucken um nicht laut aufzustöhnen.

Bei allem was Heilig war… WAS tat die Schmugglerin da?

Doch dann löste Sie sich von der Attentäterin, die wie eine Salzsäule dastand und kaum merklich zitterte, während die Gedanken rasten.


Wenn Ihre Tarnung aufflog, wie sollten Sie dann noch an die Barke kommen? Ein Einbruch? Jemand anderen anheuern? Beobachten und einer anderen Partei die Ergebnisse rauben?

Es überschlug sich und jedes Mal an diesem Punkt. Ob es überhaupt bemerkt worden war?


Rolle… Sie musste wieder in die Rolle… die Tarnung.

Ein kleiner Ruck ging durch die Chiss, Ihre Augen fixierten Lifera/Etara, sie holte kurz aus und verpasste Ihr eine Ohrfeige ehe Sie loslegte:


„Lifera! Ich verbitte mir das. Mir sind Ihre Neigungen zur Genüge bekannt und Ihr Vater hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dies von Ihm nicht erwünscht ist.“


Ihren eigentlichen Plan, die Sicherheit und den seltsamen Menschen zu beobachten, daran dachte die hübsche Ex-Imperiale nicht mehr.



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Was wäre das Leben schon ohne ein bisschen Spaß? Auf jeden Fall verdammt langweilig, und langweilig war nun wirklich kein Wort, das Etara gerne im Zusammenhang mit sich hören wollte. Um genau zu sein, wollte die hübsche den Begriff überhaupt nicht in irgendeiner Form und Kontext hören. Die Galaxis steckte voller Möglichkeiten, voller Herausforderungen und Gefahren, und nur wer mutig anpackte und bereit war, sich mitten ins Getümmel zu stürzen, konnte was erleben und etwas erreichen. Und etwas erreichen wolle Etara, sie war auf den Geschmack gekommen, was die Macht und den Einfluss anging, die die Black Sun ihr bot. Das Syndikat war ein Leiter, und Etara war fest entschlossen, auf ihr ganz nach oben zu klettern. Also galt es, diese Schatzsuche nicht in den Sand zu setzen, sondern ein echtes Ruhmesblatt ihrer Geschichte daraus zu machen. Was ja nicht hieß, dass sich die Piratin nicht auch ein wenig amüsieren konnte, zu verlockend war die Aussicht, Spectre mal wieder ein bisschen aus dem Konzept zu bringen. Es bereitete Etara schlicht und ergreifend Lust, ihre Freundin mit einer bloßen Berührung so beeinflussen zu können, zu sehen und zu spüren, was für eine Wirkung sie auf die andere Chiss hatte, war sehr befriedigend. Etara grinste, als ihre Lippen über die blaue Haut der ehemaligen Imperialen huschten und deren Herzschlag erst beinah aussetzte und dann umso schneller schlug. Sie konnte fühlen, wie Spectres Gedanken rasten, sich ihr Atem beschleunigte, ihre Haltung sich anspannte, und zufrieden mit ihrem Werk löste sich Etara mit spielerischer Leichtigkeit von der kaum merklich zitternden Scharfschützin, sie verschränkte die Arme vor der Brust und ihre roten Augen schienen ein wenig heller zu funkeln.

Blieb Spec ruhig? Ließ sie sich...Aua! Die Ohrfeige kam aus heiteren Himmel, selbst Etaras geschulte Straßenkampfreflexe sahen die Attacke die berühmte Sekunde zu spät. Ihre Wange brannte, als der Schlag einen Abdruck auf ihrer Wange hinterließ, und ungewollt ächzte die junge Frau und fletschte in einer instinkthaften Geste die Zähne, als sie einen Schritt auf Spectre zumachte. Was erlaubte sie sich eigentlich, das war...oh. Oh, das war gut. Das war wirklich gut. Etara lachte innerlich durchaus stolz, als sie hörte, wie Spectre die Aktion in ihre Tarnung einbaute, und prompt sprang sie darauf an, mit verschnupfter Miene und dem Gebaren einer rebellischen Tochter aus gutem Haus schüttelte die Piratin heftig ihr schwarzes Haar, stampfte mit dem Fuß auf und ließ sich dann theatralisch auf die Sitzgelegenheit neben dem knuffigen Imperialen (Noak) fallen, in einer überzeichneten Geste hob sie die Hände als Zeichen der Kapitulation und ließ ihre Stimme halb widerspenstig und halb verängstigt klingen, die Chiss schraubte ihre Tonlage in die Höhe der „Maid in Nöten“, wie man es aus schlechten Holodramen kannte.


„Ist ja gut, ist ja gut! Entschuldigung, dass ich Angst vor einem gewaltigen Sandsturm habe und mich davor fürchte, mit einer Gruppe wildfremder Leute in einem Schutzraum eingepfercht zu sein wie Banthas vor der Schlachtung. Was, wenn die Sicherheitsmaßnahmen versagen? Sooooo stabil sieht diese Tür jetzt auch nicht wieder aus...oh weh, oh weh! Da ist es doch wohl verständlich, dass man Schutz und Nähe sucht, Geborgenheit, jawohl! Aber davon wissen Sie so wenig wie Papa, dieser kalte, stets abwesende Tyrann, dem sein Geld wichtiger ist als seine einzige Tochter...“


Ganz oder gar nicht, dachte sich Etara, und da die Kombination von gutem Aussehen, Notlage, Beschützerinstinkt und Vaterkomplexen in der Regel ganz ordentlich zog, ergänzte sie das Drama noch durch fleißiges Schluchzen und taktisch geschickt platzierte Tränen, die ihre Schminke auf dem Gesicht verteilten und ihren Hals hinunter rannen. Wie es sich in so einer Situation gehörte, suchte Frau in einer solchen Situation natürlich erst einmal die starken Arme des nächstgelegenen männlichen Wesens, in diesem Fall der niedliche Imp, zu dem Etara subtil aufrückte, ihn beiläufig berührte und zwischen den vor das Gesicht gehaltenen Händen mitleiderregende Blicke zuwarf. Der Trick war zwar mindestens so alt wie intelligentes Leben, aber wenn es funktionierte, funktionierte es eben. Und wenn nicht, kam sie so zumindest nah genug an den jungen Mann heran, um im Fall der Fälle etwas ruppigere Methoden anzuwenden. Die funktionieren nämlich auch gut...und machten fast noch mehr Spaß.


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Derweil der mächtige Sandsturm inzwischen längst die ausgefranste Stadtgrenze erreicht haben und demnach schon über die erste Häuserreihe hinweg gefegt sein müsste, lotste das Personal routiniert die letzten Nachzügler in den gut gefüllten Schutzraum. Noch völlig unter „Strom“ stehend suchten sich die Gäste – aufgeregt quasselnd – einen freien Platz auf den im Raum verteilten Sofas, um dort langsam wieder zur Ruhe zu kommen, holten sich an der mit einem Servodroiden besetzten Bar eine (kostenlose) Erfrischung, um den eingeatmeten roten Sand herunterzuspülen, oder informierten sich an dem mittlerweile laufenden Holoprojektor kurz über den Ernst der Lage. Ein kleiner Teil der Anwesenden machten aus der Not aber auch eine Tugend: Sie nutzten die Gelegenheit und statteten der Souvenierecke einen Besuch ab.

Obwohl sich Noak Fremyn auf ein Sofa nahe der Panzertür gesetzt hatte – und somit ziemlich weit von der Ecke saß -, konnte er trotz des gestiegenen Geräuschpegels das von Zeit zu Zeit erklingende „Katsching“ hören. Während das durch seinen Körper strömende Adrenalin langsam abflaute und er an dessen Stelle nun allmählich den immer größer werdenden Drang nach einer Zigarette verspürte, lehnte er sich vor Erschöpfung seufzend zurück und schloss dabei die Augen. Die dünne Luft, die auf diesem roten Planeten herrschte, war er wirklich nicht gewöhnt. Zudem fiel ihm erst jetzt auf, dass seine Stimme ein wenig rau klang. Hatte er auf dem Weg von dem gewaltigen Exponat zu den Schutzräumen etwa ein kleines Bisschen zu viel aufgewirbelten Staub eingeatmet? Auf alle Fälle fühlte sich seine Kehle gerade ungewöhnlich „kratzig“ an. Bloß zum (erneuten) Aufstehen war er in diesem Augenblick einfach zu erschöpft. ‚Vielleicht in fünf Minuten…‘, dachte er sich und versuchte das Krabbeln auf der Haut, das vor allem nahe dem Pflaster besonders stark war, zu ignorieren.

Eine Zigarette – oder wenigstens noch so ein Pflaster. Ja, warum hatte er sich vor dem Verlassen des geheimdienstlichen Unterschlupfs nicht ausreichend mit solchen Dingen ausgestattet? In der Eile, der dortigen Untätigkeit endlich entfliehen zu können, hatte er wirklich keinen einzigen Gedanken an „Kleinigkeiten“ dieser Art verschwendet! Und nun – bloß wenige Stunden später – ärgerte er sich insgeheim über sein überstürztes Handeln. ‚Ein bisschen mehr Vorbereitung wäre gewiss nicht falsch gewesen‘, schalt Noak sich selbst in Gedanken. Indem er – ziemlich leichtfertig – solch einen „Anfängerfehler“ begangen hatte, konnte er sich weiterhin nicht sicher sein, ob Diar’mon und die anderen Teammitglieder ihm nun die Anerkennung entgegen brachten, die ihm als ranghöchsten Offizier der Geheimmission eigentlich zustand. ‚Viel mehr kann ich nach dieser Aktion wohl davon ausgehen, dass mir Dent – sozusagen als meine persönliche Babysitterin – bis zur Rückkehr nach Cygnus erhalten bleibt. Und mit etwas Glück speist man mich mit einem einfachen Händeschütteln ab, während Diar‘mon die Lorbeeren einheimst.‘

Just in dem Moment, als er sich gerade in seine Selbstzweifel hineinzusteigern gedachte, stupste ihn irgendjemand an. Langsam öffnete der junge Bakuraner die Augen – und sah auf einmal das kleine, schuppige Großmütterchen von vorhin vor sich. Mit ihrem überaus breiten Maul versuchte sie wohl eine Art „Lächeln“ zu imitieren als sie ihm plötzlich eine Dose unter die Nase hielt. Ihr Gebrabbel, das überwiegend aus Pfeif- und Zischlauten bestand, verstand er zwar immer noch nicht, aber ihre Geste konnte er trotz dieser Verständigungsprobleme – und seiner leichten Erschöpfung – mühelos deuten. Noak schmunzelte, fuhr sich verlegen durch das pechschwarze Haar, nickte ihr dankend zu und nahm dann den zylinderförmigen Trinkbehälter entgegen. Obgleich die Dose auch noch zu war, konnte man trotzdem aus dem Inneren das dumpfe Glucksen hören. Weil er sich aber vor Kurzem schon einmal den Mund „verbrannt“ hatte, als ihm eine der freundlichen, quasselnden Echsen ein Getränk gereicht hatte, sah er sich erst das Etikette an.

Eine recht farbenfrohe Frucht, die eher Süße als Schärfe implizierte, sprang ihm sogleich ins Auge und ließ ihn innerlich aufatmen. Klackend öffnete er den handlichen Trinkbehälter, setzte ihn rasch an seine Lippen und nahm – als ihm mit einem Mal ein süßer, künstlicher Geruch in die Nase stieg – einen eher zaghaften Schluck. Das Lächeln, das er bis zu diesem Moment noch im Gesicht gehabt hatte, wurde plötzlich ein kleines Bisschen schwächer. Liebevoll tätschelte ihn das Großmütterchen den Unterarm, nachdem sie neben ihm auf dem Sofa Platz genommen hatte. Dass ihm das Getränk nicht allzu sehr mundete, schien die nichtmenschliche Greisin nicht zu bemerken. Denn inzwischen galt ihre Aufmerksamkeit viel mehr den spielenden Enkeln. Hier und da richtete sie zwar weiter ein paar Worte an ihren bakuranischen Begleiter, aber die Sprachbarriere blieb bestehen. Obwohl seine Geschmacksnerven sich mit aller Macht zur Wehr setzten, nahm Noak nach ein paar Minuten einen weiteren Schluck zu sich. Der Zucker schien nämlich seinen sich nach Nikotin verzehrenden Körper ein klein wenig zu beruhigen.

Sein Blick schweifte gerade in Richtung flimmernden Hologramms als auf einmal die beiden Chiss-Damen (Etara und Spectre), die er kurz vor dem Sturm nahe dem kolossalen Schatzbarken-Exponat gesehen hatte, jegliche Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie stritten lautstark – zumindest eine der beiden gab mit ihrer Stimme zwischendurch immer wieder allerhand schrille Töne von sich. Dabei fühlte sich Noak unwillkürlich an ein prominentes Holo-Sternchen, das von den Kernwelten kam, erinnert. Obwohl Myriaden Parsec seine Heimatwelt vom galaktischen Zentrum, lag ihm der Name tatsächlich auf der Zunge. ‚Fondoria? Alderia? Corella?‘ Grübelnd verzog der junge Imperiale das Gesicht, nippte abermals an dem klebrig süßen Getränk und beobachte die beiden Exotinnen weiter mit einer gewissen „Sensationslust“. ‚Spira? Sara-pin? Stassia? … Nein. Nein. Das ging wirklich eher in Richtung Corella…‘ Ja, in diesem Moment konnte er fühlen wie sich seine Gedanken ganz langsam der richtigen Antwort näherten. ‚Die hatte doch angeblich eine heimliche Affäre mit einem dieser Politiker von Coruscant gehabt…‘ Plötzlich riss er die Augen weit auf. Denn mit einem Mal war ihm der Name eingefallen: Corusca Yacoubain! ‚Und irgendwer mit Nachnamen Kraym war ihr Geliebter gewesen.‘


Die Freude, sich an dieses Kleinod des imperialen Boulevardjournalismus erinnert zu haben, währte schlussendlich nicht besonders lang. Denn kaum war sein Bewusstsein wieder bereit dem vor sich abspielenden Drama mit vollem Interesse zu folgen, da realisierte er auch schon, dass die attraktive Fremde sich plötzlich – und ohne jegliche Zweifel – seinem Sofa näherte. Und obgleich in ihren rubinroten Augen keinerlei Pupillen zu erkennen waren, konnte er trotz allem ihren Blick auf sich ruhend spüren. Unwillkürlich schluckte der Imperiale, nahm noch einen flüchtigen Schluck zu sich und hoffte mit einer Art „Telepathie“ sie zur Umkehr bewegen zu können. Vergeblich. Begleitet von einem lauten, theatralischen Seufzer ließ sie sich direkt(!) neben Noak nieder und richtete lautstark ihre verbale Kapitulation an die andere blauhäutige Dame. Überrascht blinzelte der Bakuraner. Wie war er bloß in diese plötzlich auftauchende Vorstellung geraten?

Ich schätze, dieser Sturm hat uns alle verunsichert“, brachte Noak – leicht haspelnd – hervor, bevor der Streit durch die streng dreinblickende Chiss (Spectre) in die zweite Runde gehen konnte. „Wir sollten uns also alle ein wenig beruhigen…“ Da er kaum Erfahrung besaß wie er sich in so einer Situation am besten zu verhalten hatte, bot er – aus der Not heraus – der neben ihm sitzenden Dame (Etara) sein Getränk an. Er versuchte das Gespräch in etwas ruhigere Bahnen zu lenken, indem er sagte: „Soweit ich vorhin mitbekommen habe, hat offensichtlich die argai’ische Wetterkontrolle versagt. Zum Glück hat dieses Museum einen Schutzraum parat gehabt … sonst hätten wir wohl ein Problem gehabt, was?“ Sein fragender Blick wanderte unsicher von der einen Chiss zur anderen.

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Dramatische Auftritte lagen Etara schlicht und ergreifend, daran gab es nichts zu schütteln. Böse Zungen mochten vielleicht sogar von melodramatischen Szenen berichten, aber wenn es funktionierte – und obendrein noch Spaß machte – dann ließ diese Kritik die abenteuerlustige Chiss in etwa so kalt wie Geschwindigkeitsbegrenzungen und Gesetze zur Kontrolle von Rauschmitteln. Das Leben war dazu da, um genossen zu werden, und was dabei störte, musste man eben umgehen oder aus dem Weg räumen. Diese Philosophie hatte Etara bis jetzt gute Dienste erwiesen, auch wenn sie angesichts der diebischen Freude, die sie über ihre Show empfand, doch ein wenig ins Grübeln kam, ob eine Zweitkarriere als glamouröses Holosternchen nicht doch eine Option wäre. Später vielleicht, im Moment hatte sie nun wirklich keine Zeit, den Blaster an den Nagel zu hängen und sich auf ihre „alten Tage“ in irgendeine Villa zurückzuziehen und Gewürze die Nase hochzuziehen – letzteres klappte schließlich ebenso gut vor einer wilden Schießerei in einer schmutzigen Seitengasse. Ob es hier auf Argai noch zu einem Feuergefecht kommen würde, vermochte die blauhäutige Kriminelle nicht zu sagen. Bis jetzt hatte alles recht gut geklappt und war ruhig über die Bühne gegangen. Fast ein bisschen zu ruhig. Aber nun saß da dieser schnuckelige Typ (Noak), der so furchtbar zu den Informationen und Aufnahmen passte, die dieser gierige Dockmeister ihr gezeigt hatte. Eigentlich passte er besser in eine schnulzige Boyband als in irgendeine imperiale Truppe, aber vielleicht war genau das der Gedanke. Zu niedlich, um verdächtig zu sein sein, den Trick kannte Etara durchaus. Wenn man wusste, wie man Kulleraugen richtig einsetze, konnte man mit so einigem davonkommen.

So oder so, der Sache musste auf den Grund gegangen werden, und so hatte sie sich ganz in ihrer Rolle als verängstigt-penetrante Göre aus gutem Hause mit größter Selbstverständlich ganz in der Nähe des Menschen auf die Sitzgelegenheit fallen lassen und schon mal subtil damit angefangen, ein wenig auf Tuchfühlung zu gehen. Ein wenig nervös wirkte dieser junge Mann schon – vielleicht war er auch einfach nur schüchtern? Prompt fuhr die Chiss ihr Arsenal auf. Ein charmant-besorgtes Lächeln, das förmlich danach schrie, den Beschützerinstinkt zu wecken, ein etwas längerer, als man noch als zufällig bezeichnend konnte, Blick, natürlich flankiert von einem hinreißenden Augenaufschlag, und ganz natürlich sorgte sie dafür, dass sie ihren Nebenmann mal flüchtig streifte, eine winzige Berührung, die ein angenehmes Kribbeln über ihre blaue Haut jagte. Wie es sich gehörte, strich die Chiss natürlich eine ins Gesicht gefallene Strähne ihres schwarzen Haars wieder an ihren Platz zurück, und als der sichtlich und hörbar überraschte Imp zu einer Antwort ansetzte, hing Etara selbstverständlich an seinen Lippen und sekundierte seine Worte mit einem schnippischen „Ich hab es dir doch gesagt“-Nicken in Richtung von Spectre, ihre Tonlage war etwas weniger schrill als zuvor, aber immer noch mit künstlicher Sorge gewürzt.


„Siehst Du, so beruhigt man jemanden, der furchtbare Angst hat. Einfach mal ein bisschen einfühlsam sein, ja, ja, aber das kennen die Leute nicht mehr...sind alle so rücksichtslos geworden...“


Um ihre Klage zu untermalen, schniefte Etara und wischte sich Tränen von der Wange, und als ihr Sitznachbar ihr tatsächlich sein Getränk reichte, nahm die junge Frau es dankbar an, ihr Gesicht hellte sich auf und ihre weißen Zähne blitzten in einem dankbaren Lächeln auf. Sie ließ es sich nicht nehmen, kurz die Hand des jungen Mannes zu berühren, als er den Becher rüber reichte, und unter Betonung des Größenunterschieds sah sie voller Erleichterung und Bewunderung zu ihm auf, als er zu einer Erklärung ansetzte.


„Oooooh, die Wetterkontrolle! Das macht schon Sinn, hm-hm, müssen gucken, dass es nicht die ganze Zeit so stürmt. Aber die sollte doch nicht einfach so ausfallen, da muss doch einer aufpassen...feuern sollte man den Idioten, der da schludrig war, das geht so wirklich nicht! Sinaesh, ich will, dass Sie eine Beschwerde an die Museumsleistung vorbereiten, ich bin regelrecht traumatisiert worden durch das hier. Papas Anwälte können da sicher eine Klage einreichen...“


Etara ließ die Worte verhallen und warf einen bösen Blick in Richtung der Tür, bevor sie scheinbar der Tatsache gewahr wurde, dass sie ein Getränk gereicht bekommen hatte. Vorsichtig setzte die Chiss es an die Lippen und nippte daran, sie täuschte ein leichtes Hüsteln ob des exotischen Geschmacks vor, bevor sie es abstellte und sich ihrem Retter in der Not zuwandte.


„Vielen, vielen Dank. Da geht es einem gleich besser, wenn man etwas trinken kann, nicht wahr? Und wenn man weiß, was los ist. Sie haben das wirklich gut erklärt, das mit der Wetterkontrolle. Wusste ich gar nicht, dass das hier so wichtig ist, normalerweise kann mal als Tourist ja wohl erwarten, dass die Dinge einfach funktionieren und man sich keine Gedanken...oh, Entschuldigung. Die Aufregung lässt mich plappern. Ich bin Lifera. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Sie scheinen sich ganz gut auszukennen, aber Sie gehören nicht zum Personal – Sie sind auch Tourist?“


Mit einem gewinnenden Lächeln streckte Etara dem jungen Mann ihre rechte Hand entgegen und tätschelte mit der anderen voller Erleichterung seine Schulter, als sie – soweit noch möglich – den verbliebenen Abstand zwischen ihnen verringerte und nun fast auf seinem Schoß saß. Eine gute Position für allerhand Dinge, im Moment vor allem dafür, sein Gesicht genauer in Augenschein zu nehmen und für den Fall der Fälle seinen Hals in Griffweite zu haben...


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Obwohl der geräumige Schutzraum mehrere Meter unter der Planetenoberfläche lag und eine recht dicke Decke aus unverputztem Durabeton besaß, konnte man dumpf ein anhaltendes, bedrohliches Grollen hören als der Sturm über das Museumsgebäude hinweg fegte. Einen Moment lang flackerte sogar die grelle Deckenbeleuchtung. Einige Besucher – insbesondere die plappernden Echsenwesen – rücktten daraufhin noch mehr zusammen, während die anwesenden Mitarbeiter sofort versuchten die aufkeimende Panik mit allerhand Zusprache sowie kleineren Geschenken wieder zu vertreiben und ein wenig Ruhe in den Raum zu bringen. Ein Holoprojektor, der offenbar für solche Momente in diesem Raum installiert worden war, zeigte derweil das hiesige Notfallprogramm – kürzere oder längere Texteinblendungen über die aktuelle Lage.

Bevor die beiden Chiss-Damen auf seine Frage antworteten, schnappte Noak beiläufig auf wie einer der Mitarbeiter schlecht gelaunt zu seiner Kollegin raunte:
„Verdammt! Das ist nun schon allein das fünfte oder sechste Mal in diesem Jahr, dass die Pyramide uns Dreck fressen lässt.“

„Ich zähle schon gar nicht mehr mit…“
, entgegnete die Mitarbeiterin, die nur wenige Stunden zuvor noch Eintrittskarten am Schalter verkauft hatte. Sie blickte ähnlich säuerlich drein wie ihr Kollege. „Diese Sesselfurzer, die in der Spitze wohnen, interessieren sich nicht für uns kleinen Leute – solange es nicht um einen gewaltigen Credit-Betrag geht, den man mit uns verdienen kann.“

Ihr Kollege stimmte brummend zu und hob grollend zu einer weiteren Tirade an. Eine Gesellschaft, die vor weit mehr als fünfundzwanzig Jahrtausenden von Piraten, Räubern und Sklavenhändlern begründet und eine halbe Ewigkeit auch geführt wurde, schien ihrem korrupten, kriminellen Erbe allem Anschein nach nur schwer entfliehen zu können. ‚Und diese Neue Republik scheint – genauso wie ihre vermeintliche Vorgängerin – solche Strukturen auch noch zu fördern!‘, dachte der verdeckt operierende Imperiale beim Betrachten dieser Szenerie. Seine vor Jahren getroffene Entscheidung, sich beim Galaktischen Imperium militärisch zu verpflichten, um Ordnung, Rechtschaffenheit und Sicherheit in die Galaxie zu tragen, fühlte sich auf einen Schlag besonders „richtig“ an. Sofern er je Zweifel daran gehabt hatte, mit seinem Militärdienst etwas „Gutes“ zu tun, waren sie nun weit, weit weg. Die Galaxie brauchte das Imperium! So viel war ihm nun klar.

Bevor seine Gedanken aber weiter solchen Überlegungen folgen und das Galaktische Imperium in sämtlichen Dingen lobpreisen konnten, holte ihn das Gespräch der beiden Chiss-Damen ins Hier und Jetzt zurück. Denn mit einem Mal echauffierte sich die hübsch anzusehende Dame (Etara), die gleich neben ihm Platz genommen hatte, über das unprofessionelle Verhalten der Wetterkontrolle – und stieß damit in ein ähnliches Horn wie die beiden vom Museumspersonal. In ihrer Ergriffenheit forderte sie ihre deutlich schweigsamere Begleiterin Sinaesh (Spectre) – ein mehr gezischter als gesprochener Name – auf Beschwerde bei der Museumsleitung einzulegen. Noak, der allenfalls bei Commodore Kratas solch ein forsches Auftreten erlebt hatte, schluckte bei dieser Anweisung hörbar und wünschte sich plötzlich mindestens zwei, drei Sofas entfernt von dieser blauhäutigen Fremden zu sitzen. Einzig und allein die anerzogene Höflichkeit ließ ihn in diesem Moment bleiben wo er war.

Kaum hatte sich das scheinbare Holosternchen Luft bei ihrer Begleiterin gemacht – und dabei auch den einen oder anderen neugierigen Blick auf sich gezogen –, nahm sie einen Schluck, hüstelte kurz darauf in ähnlicher Weise wie er selbst und wandte sich ihm anschließend zu. Ein sehr charmantes Lächeln zierte ihr Gesicht, während der Blick ihrer rubinroten, pupillenlosen Augen ihn förmlich zu durchbohren schien. Obwohl ihre Stimme liebevoll säuselte als sie das Wort an ihn richtete, lief ihm kurzzeitig ein kalter Schauder über den Rücken. Irgendwie waren ihm die Chiss, die immerhin aus den Unbekannten Regionen stammten, nicht ganz geheuer. Möglicherweise lag das unter anderem auch daran, dass sich ein Teil von ihnen, das Chiss-Imperium, vor wenigen Jahren unter der Führung deren damaligen Overlords Janem Menari gegen den rechtmäßigen Imperator aufgelehnt hatten. Ausschließlich aufgrund sehr mutiger KOMENOR-Reporter waren damals einige üble Schauergeschichten aufgedeckt worden. Trotz ihrer charmanten Art, ihrer säuselnden Stimme und ihrem attraktiven Äußeren blieb so ein kleiner Teil in Noak bestehen, der infolge dieser Vorurteile widerborstig blieb. Mit einem Lächeln auf den Lippen stellte sich die Chiss schlussendlich als Lifera vor und reichte ihm die Hand.


Ich … ich bin … Rak Tannor, stellte sich Noak – etwas stockend, aber trotz allem überraschend geistesgegenwärtig unter seinem geheimdienstlichen Alias vor und erwiderte den Handschlag. „Ich bin ein Tourist. Händler auf Durchreise; quasi. Der Vorfall, der sich gestern in diesem System ereignet hat, hat meine Frachtercrew und mich hier für längere Zeit wohl stranden lassen. Momentan kommt man nicht so wirklich rein und raus...“ Er erwiderte ihr Lächeln unsicher. Ihr Tätscheln brachte ihn irgendwie aus dem Konzept. „Und gehen Sie nach diesem Erlebnis bitte nicht allzu hart mit Argai ins Gericht. Die Welten des Äußeren Randes sind doch bekannt dafür, dass sie von dem einen oder anderen Problem geplagt werden. In diesem Zusammenhang könnte ich Ihnen allerhand ‚Schauergeschichten‘ über meine Heimatwelt Bak…“ Für den Bruchteil einer Hundertstel kam er auf einmal ins Stocken. Mit einem gekünstelten Räuspern überspielte er seinen Fehler, griff zur Dose, wobei er Lifera ungewollt nah kam, und nahm einen Schluck von dem süßen Getränk. Danach fuhr er fort: „Bacanar … Bacanar erzählen. Da würden Ihnen sicherlich die Ohren schlackern. Und? Was machen Sie hier?“

***

Der gewaltige Sandsturm brauchte zwei volle Standardstunden bis er vollständig über das riesige Sah Gosta hinweg gezogen war. Um die im Schutzraum befindlichen Besucher in dieser langen Zeit bei Laune zu halten und deren grummelnden Unmut über die argai’sche Regierung ein klein wenig abzumildern, hatte das anwesende Museumspersonal nicht nur sämtliche Getränke und Speisen für umsonst zur Verfügung gestellt, sondern darüber hinaus auch jedem Gast einen Gutschein für einen erneuten Besuch ausgestellt. Vor allem bei der großen reptiloiden Echsengruppe, die seit dem Sturm Noak gewissermaßen in ihrer Sippe aufgenommen hatte, schien das für allerhand Diskussionsstoff zu sorgen. Die Kleinen, die förmlich an den Rockzipfeln ihrer Eltern hingen, quengelten lautstark, während sich die Älteren plappernd unterhielten. Nur die ganz alten Echsen, die seelenruhig auf den Sofas saßen, schienen das Ganze mit einem amüsierten Lächeln zu beobachten. Manche naschten dabei beiläufig von den feurig scharfen Süßigkeiten der Kleinen.

Nach leichten Startschwierigkeiten, die sich hauptsächlich auf seine Schüchternheit zurückzuführen ließen, hatten die beiden Chiss-Damen Lifera und Sinaesh in der Tat ein kurzweiliges Gespräch mit dem jungen Bakuraner, der sich als Rak Tannor von Bacanar vorgestellt hatte, zum Laufen bringen können. Selbst als das eine oder andere Echsenkind beim Spielen – ohne jegliche Skrupel – über sie hinweg geklettert war, hatten sie ihre Unterhaltung nicht unterbrochen. Die beiden Damen waren in ihrem Tun sogar so gut gewesen, dass Noak im Laufe dieser zwei Stunden nicht bemerkt hatte wie sich deren insgeheime Begleiter, der grinsende Teufel (Jevan Vassic) und der „tollpatschige“ Mensch (Maalraass), langsam in Stellung gebracht hatten. Hätten die Chiss ihnen zu irgendeinem Zeitpunkt ein unauffälliges Handzeichen gegeben, wären sie am Ende innerhalb von Sekunden bei dem Sofa gewesen. Der unaufmerksame Imperiale saß schlussendlich also in einer unsichtbaren Falle!

Bei dem Essen, das man während des Sandsturms an die Besucher ausgeschenkt hatte, handelte es sich um einfache hiesige Hausmannskost: ein pikanter Fleischeintopf. Dementsprechend kam Noak, der an diesem Tag schon genug scharfe Sachen zu sich genommen hatte, allmählich vom Regen in die Traufe. Um seinen grummelnden Magen zu beruhigen, hatte er anfangs zwar zögerlich ein paar Löffel zu sich genommen, was sein Magen mit noch lauterem Grummeln quittierte, aber sobald sich ihm kurz darauf irgendwie die Möglichkeit bot, den kaum angetasteten Teller an eine der kleinen Echsen loszuwerden, nutzte er diese. Im Nachhinein war er demnach ganz froh darüber, dass er vor dem Aufbrechen ins Museum noch eine Portion iridorianisches Gulasch zu sich genommen hatte. Er würde also innerhalb der nächsten Stunden nicht an einem grausamen Hungertod sterben müssen.


Sehen Sie nur, Lifera, der Sturm scheint wohl endlich vorüber zu sein“, bemerkte Noak eher beiläufig und deutete mit einer knappen Kinnbewegung in Richtung der schweren Panzertür, wo ein Mitarbeiter gerade die analogen Sperrmechanismen löste.

Kurz darauf war – ausgehend vom Inneren der dicken Tür – ein recht lautes Krachen zu hören und nachdem ein zweiter Mitarbeiter schnell zu Hilfe geeilt war, wurde das Hindernis unter beiläufigen Quietschen zur Seite geschoben. Die beiden Männer ächzten hörbar. Sobald der Spalt zwischen Tür und Rahmen groß genug war, schlüpfte sogleich ein erster Schwall frischer Luft in den Schutzraum und brachte eine gehörige Portion Sand mit sich. Klitzekleine Partikel funkelten mit einem Mal im künstlichen Licht der Deckenbeleuchtung, während sie durch die Gegend wirbelten. Bewegung kam in die träge Masse der Besucher. Während ein Teil der Leute noch dabei war Teller und Dosen zur Seite zu stellen, erhoben sich andere schon schwerfällig, um anschließend gen Ausgang zu strömen – wie bakuranische Motten in lauen Sommernächten stets von irgendwelchen Lichtquellen magisch angezogen wurden.

Ganz der Kavalier, zu dem ihm sowohl seine Mutter als auch die bakuranische Militärakademie im Laufe seiner Jugend erzogen hatten, reichte er – nach kurzem Blick in Sinaeshs Richtung, um deren stillschweigende Billigung einzuholen – Lifera eine Hand als sie mit einem Mal Anstalten machte sich von dem Sofa erheben zu wollen und geleitete sie anschließend zur Treppe. Dabei unterhielt man sich weiterhin seicht über das Cron-Mandat im Allgemeinen und Argai im Besonderen. Dass der cronesische Prinz demnächst auch diesem Planeten einen längeren Besuch abstatten und dabei die erst kürzlich angereisten Cygnier treffen würde, war dabei genauso ein Thema der Unterhaltung wie auch der aufgedeckte Einschleußungsversuch huttischer Spione. Oder waren etwas Imperiale gewesen? Insbesondere die Chiss-Dame, die gerade von Noak zu der Treppe geführt wurde, schien jedoch eher in Sachen Klatsch und Tratsch bewandert zu sein als ihn interstellarer Politik. Dort hatte allem Anschein nach eher deren ebenso blauhäutige Anstandsdame ihr Steckenpferd zu haben.

Obgleich die argai’sche Bevölkerung im Laufe der viele Jahrtausende gelernt hatte wie sie mit den hiesigen Naturgewalten zu leben hatte, schien man für Sah Gostas Außenbezirke allenfalls einfache Notbehelfe zur Hand zu haben. Denn der Kuppelbau hatte im Ganzen dem Sturm zwar erfolgreich getrotzt, aber manche Fenster waren den Kräften, denen sie in den letzten zwei Stunden ausgesetzt waren, dennoch zum Opfer gefallen. Ein paar Reinigungsdroiden kümmerten sich inzwischen zwar schon um das Beseitigen des eingedrungenen Sandes, aber Teile der Eingangshalle zeigten trotzdem noch ausreichend Verwüstung auf, um sich mühelos ein Bild über die wahren Zustände zu machen, die bis vor Kurzem hier geherrscht hatten. Bloß die Exponate, die man draußen unter anderem mit ordentlichen Sicherheitsseilen festgezurrt hatte, schienen sich keinen einzigen Millimeter bewegt zu haben.

Behutsam führte Noak seine Begleiterin an der einen oder anderen verwüsteten Stelle vorbei. ‚Zum Glück hat dieses Museum einen Schutzraum‘, dachte er zu sich selbst. ‚Bei diesem Sturm wäre ich nur äußerst ungern da draußen unterwegs gewesen…‘ Ein leises Aufatmen war von seiner Seite aus zu hören. Selbst den Umstand, dass er seit gut zwei Stunden keine Zigarette geraucht hatte, war ob dieser Bilder für einen kurzen Moment aus seinem Bewusstsein getilgt. Im gleichen Maße bekam er aber auch nicht mit, dass der Gehörnte und dessen Freund ihm – in einem gewissen Abstand – auf Schritt und Tritt folgten. Eine Mitarbeiterin, die am Ausgang Posten bezogen hatte, verabschiedete sich im Namen des Museums von ihnen. Natürlich sprach sie im selben Atemzug noch den Wunsch aus, dass man sich bald – unter besseren Umständen – wiedersehen werde. Noak, der eigentlich das erledigt hatte, weshalb er überhaupt hierher gekommen war, lächelte infolgedessen zum Abschied nur freundlich. Im Groben konnte er aus dem Gedächtnis den Aufbau der Schatzbarke sowie deren Besonderheiten wiedergeben. Mehr brauchten die Imperialen an dieser Stelle nicht.


Nun, Lifera … und Sinaesh, richtete er abermals das Wort an die beiden Chiss, nachdem sie das Museum verlassen hatten. „An dieser Stelle trennen sich wohl unsere Wege. Ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Aufenthalt auf Argai...“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || vor dem „Cormil Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie“ || Lieutenant Noak Fremyn, Lifera (Etara) und Sinaesh (Spectre); im Hintergrund Jevan Vassic und Maalraas]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie | Schutzraum | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, weitere Besucher

Angesichts der aufregenden Umstände war Etara geneigt, diesen Besuch im Museum als ihren bisher interessantesten Aufenthalt in einer solchen Institution zu bewerten. Was spektakulärer klang, als es war, die abenteuerlustige junge Chiss zählte nun nicht gerade zum klassischen bildungsbürgerlichen Klientel oder den Familienschwärmen, die sich mit Gusto die Nasen an irgendwelchen Glasvitrinen plattdrückten und entzückte Laute ob des Wissensgewinns oder der Aussicht auf Mitbringsel von sich gaben. Sie bevorzugte andere Arten der Unterhaltung, aber immerhin konnte das Cormil Sanpass Museum mit einem Thema locken, das sie tatsächlich reizte: Raumschiffe. Vermutlich hätte man sie sogar überzeugen können, auch ohne ihren Auftrag hier ein paar Stunden zu verbringen und sich die Exponate anzuschauen. Wäre es möglich, ohne Ärger mit den Wachdroiden an den Vehikeln herumzubasteln, würde sich die technikaffine Verbrecherin – mit ein bisschen Schützenhilfe durch Alkohol und Gewürze – sogar vergnügt daran machen, ihren Hydrospanner zu schwingen. Daran hatte sie immerhin fast so viel Spaß wie an dem, was sie gerne als „kreative Zerstörung“ betrachtete. Aber leider sahen die Regeln hier nun mal anders aus und angesichts der Tatsache, dass sie undercover unterwegs war, musste sie wohl oder übel ein bisschen zurückstecken und brav sein. Jedenfalls so brav, wie es bei Etara möglich war, denn umso energischer ging sie in ihrer Rolle als verwöhnte Göre auf und machte sich vergnügt über diesen niedlichen Menschen (Noak) her, der jetzt, bei näherer Betrachtung, den Aufnahmen, die der schmierige Dockmeister zur Verfügung gestellt hatte, verdammt ähnlich sah. So putzig, und doch so imperial – vermutlich machte er in Uniform auch einen ganz feschen Eindruck. Für einen Sekundenbruchteil huschte ein beinah raubtierhaftes Grinsen über das hübsche Gesicht der Blauhäutigen, als sie entschied, das Spielchen noch ein bisschen weiter zu treiben. Beflissen ignorierte sie das leise meckernde Museumspersonal und den schnatternden Touristen-Familienverband, blendete auch Spectre erst einmal aus und konzentrierte sich ganz auf ihren aparten Sitznachbarn.

Der Reigen, der nun einsetzte, war vermutlich so alt wie das Balzverhalten mehr oder weniger intelligenter Lebewesen, aber das schmälerte das Vergnügen nicht. Etara zog mit Wonne alle Register, suchte die Nähe des Menschen, flocht hier und da eine flüchtige, scheinbar zufällige Berührung ein, lächelte offenherzig und hing mit ihren roten Augen an seinen Lippen, als würde er die klügsten Sätze von sich geben, die sie jemals gehört hatte. Natürlich sah die Chiss auch bewundernd zu ihrem etwas größeren Nachbarn auf, legte ein wenig ihren Kopf schief, damit man ihren Hals sehen konnte, strich sich eine verirrte Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht und streckte grazil ihre langen Beine. Kurzum, sie fuhr alles Charme und Sexappeal auf, was ihr zur Verfügung stand, fühlte sich dabei wie ein Nexu, das um ein junges Bantha strich, und amüsierte sich königlich. Als sich der dunkelhaarige Mensch schließlich als Rak Tannor vorstellte und ihr die Hand reichte, strahlte Etara über das ganze Gesicht und ließ es sich nicht nehmen, mit dem kleinen Finger über seinen Handrücken zu streichen und die Lippen zu schürzen, als sie ihn anstrahlte. Nachdem er mit seiner Vorstellung und seiner Erläuterung, was er hier machte, zum Ende gekommen war, nickte die Chiss ihm anerkennend zu und setzte nach kurzem Nachdenken - natürlich begleitet vom Tippen ihres Zeigefingers gegen ihr Kinn, als wäre der Vorgang mit einiger Anstrengung verbunden. Selbstredend war ihre Stimme säuselnd und ein wenig höher als sonst, wenn sie schon so ein Dummerchen spielte, dann auch konsequent.


„Oh, ein Händler! Dann tut es mir sehr leid, dass Sie hier feststecken, Rak – ich darf Sie doch Rak nennen, oder? Mein Vater pflegt zu sagen, dass jede Stunde, die man als Geschäftsmann nicht in Bewegung ist, eine verlorene Stunde ist. Ich hoffe, die Verluste halten sich in Grenzen...aber, ach, lassen Sie uns doch lieber nicht übers Credits reden. Es mag ein wenig selbstsüchtig sein, aber eigentlich ist es ein ganz wunderbarer Zufall, dass Sie hier sind. So habe ich trotz dieses schrecklichen, schrecklichen Sturms viel weniger Angst. Bei Ihnen fühle ich mich gleich viel sicherer.“


Etara machte eine Kunstpause, biss sich leicht auf die Unterlippe und schenke dem jungen Menschen ihren besten „Oooooh, Du großer, starker Mann“-Augenaufschlag, bevor sie auf den Rest seiner Worte einging. Während sie so tat, als würde zwischen ihren Ohren genügend Platz sein, um einen Supersternzerstörer bequem unterzubringen, achtete sie in Wahrheit sehr genau auf jedes einzelne Wort. Schlecht war ihr Gegenüber wirklich nicht, zeitweise war sie versucht, ihm seine Worte zu glauben, aber da war manchmal so ein Zögern, so eine Unsicherheit, diese kleinen Makel, die sich ergaben, wenn man eine Tarngeschichte erzählte. Für sich genommen war das alles unschuldig und konnte eine ganz harmlose Erklärung haben, aber in Kombination mit den Informationen der Black Sun und des Dockmeisters war die Chiss ganz besonders auf der Hut und fühlte sich mehr und mehr in ihrem Gefühl bestätigt. Als es schließlich um die Welten des Äußeren Randes und die Heimat dieses Rak ging, nickte Etara halb zustimmend und machte ohne große Worte deutlich, dass sie ihren Dünkel nicht wirklich ablegen würde, und sie grinste keck, als ihr der Mann beim Griff nach der Dose deutlich näher kam, prompt suchte sie Augenkontakt und zog den Moment in die Länge, bevor sie schließlich generös mit einer Hand wedelte.


„Ja, ja, diese Welten versuchen wahrscheinlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste, da haben Sie wohl recht. Aber wenn man wie ich auf der Suche nach außergewöhnlichen Objekten ist und bereit ist, einige Credits in die hiesige Wirtschaft zu stecken, dann darf man doch wohl erwarten...nun, ja. Also, das mache ich. Ich bin Kunstsammlerin. Und ja, das ist ein Beruf. Ein richtiger Beruf, der viel Aufwand und Intelligenz erfordert. Und ein Auge für Details.“


Die blauhäutige Frau warf einen betont giftigen Blick in Richtung Spectre, ganz so, als würde sie ihrer Anstandsdame unter die Nase reiben wollen, dass sie natürlich nicht bloß von Papas Credits lebte und diese für ein teures Hobby verschleuderte. Mit weiterem Geplauder und Geplänkel verging die Zeit und Etara gab sich alle Mühe, so charmant und unterhaltsam zu sein, dass alles andere – zum Beispiel ihre Begleiter – in den Hintergrund trat. Unter anderem nutzte sie die von den Gossams großzügig angebotenen Speisen – offenbar hatte die Familie diesen Rak irgendwie ins Herz geschlossen – um etwas zu naschen, bis ihr Gesprächspartner sie darauf aufmerksam machte, dass der Sturm wohl sein Ende gefunden hatte. Etara machte ein verwundertes Gesicht, räkelte sich etwas und klatschte dann zufrieden in die Hände.


„Hach, wie wunderbar! Und dank Ihrer charmanten Unterhaltung hatte ich weder Angst noch war mir langweilig. Sie sollten vielleicht über einen Berufswechsel nachdenken, mein lieber Rak. Das Zeug zum Fremdenführer haben Sie allemal.“


Als Rak ihr galant aufhalf, ließ sich die Chiss auch diese Gelegenheit nicht nehmen, um noch einmal ein bisschen auf Tuchfühlung zu gehen, und als sie sich etwas auf der Schulter des Mannes abstützte, zwinkerte sie ihren Begleitern kurz zu, um zu signalisieren, dass gleich der richtige Moment kommen würde. Hand in Hand mit Rak verließ sie schließlich den Schutzraum, beäugte mit einem kurzen erschrockenen Japsen die „furchtbaren“ Schäden und schien froh zu sein, im Gehen durch Klatsch und Tratsch abgelenkt zu werden. Beim Thema Politik setzte die junge Frau auf eine Mischung von Ignoranz, Halbwissen und Desinteresse, dafür ließ sich lang und breit über eine Affäre aus, die dem cronesischen Prinzen angedichtet wurde – oder war es irgendeine Prinzessin? Jedenfalls war die ganze Angelegenheit definitiv nicht standesgemäß. Es dauerte nicht lange, bis sie schließlich den Ausgang erreichten, höflich wurde die kleine Gruppe von einer Mitarbeiterin verabschiedet und außergewöhnlich großzügig entschied Etara, es nur bei einer kleinen Beschwere zu belassen, bevor sie schwungvoll kehrt machte, ihr Haar zurückwarf und diskret ihren Begleiter ein wenig zur Seite bugsierte – dorthin, wo es ein wenig dunkler und schwieriger einsehbar war und man ein paar Augenblicke warten konnte, bis sich die anderen Touristen verzogen hatten. Als es endlich so weit war und Rak gerade zu einer Verabschiedung ansetzte, lächelte Etara ihn strahlend an, legte eine Hand auf seine Schulter und sah ihm in die Augen, während sie mit ihrer freien Hand ein Zeichen gab und unauffällig eine kleine, aber gemeine und in guter alter Verbrechertradition sehr, sehr scharfe Nagelfeile aus ihrer Handtasche beförderte und mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen an eine sehr empfindliche Stelle des menschlichen Körpers drückte.


Rak, Rak, mein Hübscher, bei Dir muss man als Frau offenbar sehr deutlich werden: Ich will, dass Du mitkommst. Und bevor Du überlegst, nein zu sagen, denk mal scharf drüber nach, wie wenig Spaß man im Leben haben kann, wenn bestimmte Körperteile fehlen. Und wie schnell man verbluten kann, wenn so ein Messerchen die richtige Stelle trifft. Und...oh, dass wir viele sind und Du wohl ganz allein. Also, suchen wir uns doch ein nettes Plätzchen und unterhalten uns ein wenig...Imp.“


Etaras Grinsen nahm einen unheilvollen Zug an und sie beugte sich etwas nach vorne, um am Ohr des Menschen zu knabbern, während sie ihm diese süßen Nichtigkeiten in selbiges flüsterte. Ihre Begleiter, in Stellung und bereit, machten sich daran, den Imperialen einzukreisen und ein Transportmittel zu organisieren. Es wurde Zeit für einen kleinen Ausflug, und wenn der Imperiale so klug wie niedlich war, würde er keinen Ärger machen – und vielleicht sogar überleben.


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | vor dem Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie | Ausgang | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || vor dem „Cormil Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie“ || Lieutenant Noak Fremyn, Lifera (Etara) und Sinaesh (Spectre); im Hintergrund Jevan Vassic und Maalraas]

Kaum hatten der junge Bakuraner und seine beiden neuen Bekanntschaften (Lifera und Sinaesh) das große Eingangsgebäude zum „Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie“ verlassen, ereilten ihn zwei Überraschungen. Zum Einen musste der Imperiale mit Erstaunen feststellen, dass der gewaltige Sandsturm, der in den letzten zwei Standardstunden über Sah Gosta gewütet hatte, gar nicht so viele Schäden angerichtet hatte wie er – der Laie – erwartetet hatte. Bis auf die Gleiter, die nicht mehr dort standen, wo man sie abgestellt hatte, mehreren eingeschlagenen Schaufenstern und aufgerissenen Fassaden an manchen Stellen sowie einer gehörigen Portion rostbraunem Sand, der nun scheinbar überall war, war die (im Nachhinein sehr robust wirkende) Nachbarschaft im Großen und Ganzen eigentlich ziemlich intakt geblieben. Hier und da trauten sich mittlerweile schon wieder die ersten Bürger auf die Straße, um kurz die angerichteten Schäden zu begutachten, aufzuräumen und mit den Nachbarn zu quatschen. Darüber hinaus verließen just in diesem Moment eine Menge Drohnen die im Stadtzentrum befindliche Pyramide.

Gänzlich anderer Natur war hingegen die andere Überraschung. Noak war nach dem Verlassen des Freiluftmuseums bloß noch ein paar Schritte an Liferas Seite in Richtung Parkplatz gegangen und hatte sich dann überaus höflich von ihr sowie deren Aufpasserin Sinaesh verabschiedet, da spürte er mit einem Mal ganz deutlich wie plötzlich eine Blastermündung – eher unsanft! – in seinen Rücken gedrückt wurde. Gleichzeitig schien sich auch das gesamte Wesen sowie die Körperhaltung seiner „Begleiterin“ jäh zu ändern. Schlagartig hatte die blauhäutige Schönheit mit den rubinroten Augen nicht mehr den verträumten Gesichtsausdruck eines verzogenen Holosternchens aufgesetzt, sondern funkelte ihn mit einem raubtierhaften Grinsen auf den vollen Lippen an. Ein eiskalter Schauder lief ihm unwillkürlich über den Rücken als sie drohend das Wort an ihn richtete.

Höchstwahrscheinlich lag es an seiner militärischen Ausbildung zum Waffenoffizier und der einen oder anderen tatsächlichen Gefechtserfahrung, dass der junge Imperiale in diesem Augenblick nicht mit einem Mal zu einer Salzsäule erstarrte. Ganz im Gegenteil. Noch während die Chiss Lifera ihre Drohung in sein Ohr flüsterte, nahm sein geschulter Geist schon die Arbeit auf, um auf die Schnelle einen möglichen Ausweg zu finden. So suchte beispielsweise sein Blick sprunghaft die Umgebung nach passenden Optionen ab, während sein restliches Bewusstsein in der Zwischenzeit versuchte einzuschätzen wie sportlich seine beiden Kontrahentinnen waren. Des Weiteren musste er noch eine Möglichkeit finden, um schnell (und sicher!) Diar’mon zu informieren. Selbst wenn er den beiden Chiss in diesem Moment tatsächlich entkommen würde, hatte er gerade kein Kom-Gerät zur Hand, um kurzerhand im Unterschlupf anzurufen und Hilfe anzufordern.

Hat die Repulsorbahn ihren Fahrbetrieb schon wieder aufgenommen?‘, fragte sich Noak, während ihn Sinaesh, die offensichtlich den Blaster besaß, in eine nahe, schattige Seitengasse lotste. ‚Sollten die Züge wieder fahren, müsste ich nur zur Station flüchten.‘ Derweil er in Gedanken nach jedem noch so kurzen Strohhalm griff, um seine Chancen zu erhöhen, tatsächlich lebend aus dieser heiklen Situation zu kommen, knirschte er grimmig mit den Zähnen. Das Herz in seiner linken Brust schlug trotz militärischer Vorbildung ungewöhnlich laut. Sein Körper schüttete mehr und mehr Adrenalin aus. Jegliche Freundlichkeit, die er zuvor noch zur Schau gestellt hatte, war darüber hinaus längst verschwunden. Weil man den Imperialen bislang nur unzulänglich geschult hatte, wie ein Feldagent in diversen Situationen vorzugehen hatte, scherte er sich in diesem Moment überhaupt nicht darum seine Tarnidentität irgendwie aufrecht zu erhalten. Der Lebenserhaltungsinstinkt stellte gerade alles andere in den Schatten.

Die schattige Seitengasse, in die man den Bakuraner nun geführt hatte, war nicht nur relativ schmal und darüber hinaus ganz schön verdreckt, sondern war in Wahrheit eine Sackgasse. Eine drei Meter hohe Mauer ohne jegliche Klettermöglichkeiten schloss die Kluft zwischen den beiden Gebäuden ab. Innerlich fluchte Noak bei dieser Erkenntnis. Denn die bakuranische Militärakademie hatte ihm zwar während seiner Kadettenzeit die Grundzüge der Selbstverteidigung beigebracht, aber seitdem er auf Kriegsschiffen diente, hatten sich sämtliche Lektionen in diese Richtung einzig und allein auf das Thema „Bewaffneter Enterkampf“ bezogen. Ein Vibromesser oder gar eine Blasterpistole hatte er jedoch nicht am Mann! Doch sollte sein Leben allen Ernstes in dieser dreckigen Gasse ein Ende finden? Noch lauter, noch schneller schlug das Herz in seiner Brust. Immer deutlicher hörte er das Pochen in seinem Körper. ‚Wenn ich jetzt nicht handle...‘

Mehr einem vagen Impuls als einer konkreten Idee folgend, trat er Lifera plötzlich mit dem rechten Fuß – mit voller Kraft! – auf die Fußspitze, während er den rechter Ellenbogen kurz darauf bloß mit einem harten Ruck in ihre Richtung vorschnellen ließ. Danach duckte er sich rasch, wandte sich am schlanken Körper der Chiss in einer fixen Drehung vorbei und versuchte mit einem schnellen Blick deren bewaffnete Partnerin Sinaesh auszumachen. Da der Überraschungsmoment in dieser Sekunde längst verflogen war, täuschte er nur einen ungezielten Faustschlag an. Sein eigentliches Ziel war es die beiden Damen hinter sich zu lassen, die paar Meter zur Hauptstraße zurück zu sprinten und dann rasch in Richtung Repulsorbahnstation zu flüchten. Doch kaum hatte er die ersten Schritte gemacht – und entsprechend Geschwindigkeit aufgenommen –, da versperrten ihm plötzlich zwei Gestalten (Jevan Vasic und Maalraas) den Fluchtweg. ‚Verdammt! Die hatte ich ganz vergessen.‘ Obwohl er das Katzenwesen (Arguss) schon länger nicht mehr gesehen hatte, bereitete er sich mental schon darauf vor, dass diese Person gleich – dem Oberbösewicht in einem klassischen Holodrama nicht unähnlich – die Bühne betreten würde.


Ihr seid gerade im Begriff einen wirklich großen Fehler zu machen … Freunde“, brach Noak nun sein Schweigen als er zwischen den vier Fremden in der Falle saß. Zu seinem Glück war just in diesem Moment das leise Surren einer Drohne zu hören. „Ich verfüge über Verbündete, die euren huttischen Herren mühelos in den Arsch treten können. Deren letzter Handlanger ist am Ende in einem Rebellengefängnis gelandet und schmorrt dort tatenlos vor sich hin. Ihr habt also die Wahl: Lasst mich jetzt gehen … und wir vergessen dieses ganze ‚Missverständnis‘ einfach.“ Trotz seines „diplomatischen“ Angebots nahm er zur gleichen Zeit eine defensive Kampfhaltung ein, indem er die Fäuste abwehrend hoch nahm. Dass es sich bei ihm aber allenfalls um einen Amateurboxer handelte, konnte man auf den ersten Blick sehen.

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | Wohnbezirk || nahe dem „Cormil Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie“ | dreckige Seitengasse || Lieutenant Noak Fremyn, Lifera (Etara) und Sinaesh (Spectre) auf der einen Seite, zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas) auf der anderen Seite]
 
.:Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .::. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Wohnbezirk .::. nahe dem "Cormill Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie" .:. eine der helleren und breiteren Gassen .::. Senatorin Kosh .:. Passanten:.


Nach der langen und eher still verlaufenden Reise von Chalacta nach Argai hatte sich die Senatorin erst einmal umgezogen. Es war heiß und unangenehm und um ehrlich zu sein war das der Senatorin ein klein bisschen zuwider. Sie hat sich also in eine elegante Nachmittagsrobe gekleidet die aus eher luftigerem Stoff genäht war, hat sich ihre Haare natürlich streng zu einem klassischen Dutt zusammengebunden und nahm noch einen Schluck Wasser bevor sie ihren Aufenthaltsort verließ um sich die Stadt anzusehen. Sie hatte so gut wie keinen realen Bezug zu Argai und kam mit diesem Planeten noch nie in Kontakt. Sie wusste also nur vom Hören-Sagen was sie wohl erwarten würde. Eigentlich wollte sie sofort losgehen allerdings kam da ein Sandsturm dazwischen, weshalb sich ihr Aufbruch etwas verzögerte. Also wartete sie und führte ein paar oberflächliche Gespräche mit anderen Wartenden. Was es nicht alles für Leute gab, war einer der vielen Gedanken die ihr bei den Gesprächen mit den verschiedensten Leuten durch den Kopf gingen. Aber man musste immer Positives aus Negativem ziehen und das machte die ehrenwerte Senatorin der galaktischen Republik natürlich auch.

Endlich. Nachdem der Sandsturm vorbeigezogen war verabschiedete sich Stellar höflichst von ihrem derzeitigen Gesprächspartner und zog endlich hinaus in die Stadt.
Sie wusste dass es irgendwo ein Museum geben musste. Zugegeben Luftfahrt war nicht ihr bevorzugtes Fachgebiet und oder Interessensgebiet, aber es war wohl besser davon etwas zu lernen als sich sinnlos bei schlechter Gesellschaft und starkem Alkohol die Zeit zu vetreiben. Sie zog also durch die Gassen und Straßen, bei einem Markt vorbei. Der Markt konnte die Senatorin etwas länger in den Bann ziehen. Verschiedene Gewürze, lustige Leute und interessante Kleiderwahlen. Sie schaute sich ein paar der kleineren Feinheiten an wie zum Beispiel Glasfigürchen, Universaluhren und Schmuck. Allerdings war sie nicht gewählt etwas zu kaufen. Sie würde sich dann vermutlich ein Souvenir aus dem Museum besorgen, denn sie hatte die Angewohnheit sich immer ein Andenken von Museen oder Veranstaltungen mitzunehmen oder aufzuheben. Ja, das galt auch für Eintrittskarten oder Flyer.

Nachdem die Senatorin den Markt verließ war sie, ohne dass sie sich das je eingestehen würde, einmal falsch abgebogen und kam nach ein paar Momenten in einer etwas weniger freudigen Gegend an. Die Umgebung war weder glänzend noch nahm man an dass sie ein besonders schönes Leben bieten würden. Waren diese Menschen die hier leben ebenso vergessen worden? Stellar war sich bewusst dass die Republik viele Bürger vergessen hatte. Viele hatte sie niocht nur vergessen viele wollte sie auch vergessen. Das war immer schon so gewesen und dies wird auch immer so sein, allerdings war Kosh immer eine Fürstreiterin des neutralen und mittigen Weges gewesen. Manche nannten sie konservativ, andere wiederum parteilos. Und laut Stellars Meinung waren das immer die Leute die selbst keine Ahnung hatten wie man Politik zielführend und sinnhaftig unternehmen konnte.

Sie war ein wenig in Gedanken, sah sich um und hatte Herzklopfen. Natürlich war sie nicht gewillt sich das anzeigen zu lassen und sie hatte auch einen kleinen Blaster bei sich, zur reinen Selbstverteidigung. Allerdings wäre es ihr lieber wenn sie den nicht bräuchte oder benutzen müsste. Sie wusste nicht dass dieser Weg auch zum Museum führte und dass dieses gar nicht so weit weg war. Sie wusste auch nicht dass sie sich ganz in der Nähe von Noak Fremyn sowie Lifera (Etara) und Sinaesh (Spectre) befand.


.:Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .::. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. Wohnbezirk .::. nahe dem "Cormill Sanpass Museeum für Raumfahrt und Technologie" .:. eine der helleren und breiteren Gassen .::. Senatorin Kosh .:. in der Nähe Noak Fremyn, Lifera (Etara) und Sinaesh (Spectre):.
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | vor dem Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie | Ausgang | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan

Das muntere kleine Schauspiel machte Etara Spaß. Eine Menge Spaß. Die abenteuerlustige junge Chiss hatte nicht damit gerechnet, dass ein Ausflug in das hiesige Museum so interessant werden würde, aber das war das Schöne an der Art Leben, das sie führte: Man konnte nie wirklich wissen, was passieren würde. Von der einen Sekunde auf die andere konnte sich eine völlig neue Situation ergeben, konnte aus einer harmlosen Plauderei wildes Geballer und eine spektakuläre Flucht durch die Straßen entstehen und in einer amüsanten Rangelei im Hotelzimmer enden. Alles schon vorgekommen, und Etara wollte diese adrenalingeladenen Aspekte ihres Gaunerlebens unter keinen Umständen missen. Sie war nicht für ruhige Zeiten gemacht, nicht für einen 9-5-Bürojob oder ein Dasein als braves Heimchen am Herd. Da war so eine aufregende Schatzsuche schon eher nach ihrem Geschmack, und als Appetithappen gab es auch noch einen süßen kleinen Imp (Noak) obendrauf. Noch wusste die Blauhäutige nicht wirklich, wie sie den jungen Mann einschätzen sollte. Er schien ihren Annäherungsversuchen im Schutzraum nicht gänzlich abgeneigt gewesen zu sein, war aber darauf nicht angesprungen wie ein hungriges Nexu – was ihn schon mal interessanter machte. Wenn er wirklich in Spion des Imperiums war, dann war er wohl auch nicht hohl im Kopf und würde hoffentlich clever genug sein, keinen Ärger zu machen. Ein Teil von Etara hoffte allerdings, dass das Schnuckelchen etwas versuchen und für noch mehr Aufregung sorgen würde. Auch wenn es wohl schade wäre, ihm ihre Nagelfeile dorthin rammen zu müssen, wo es wirklich weh tat. Kampf, Flucht oder Aufgabe, viel mehr Optionen hatte ihr neuer Gefangener in dieser verdreckten Sackgasse nicht wirklich – außer, er konnte in einem Satz Mauern überwinden. Um Hilfe schreien würde ihm wohl nicht viel bringen, nach dem Sturm hatten sich noch nicht wirklich viele Leute aus ihren Verstecken getraut. Etara schmunzelte süffisant und legte den Kopf schief, als sie den Imperialen musterte. Wirklich ein hübsches Gesicht, es wäre ein Jammer...

Aua! Scharfer Schmerz zuckte wie ein Blitz durch den Körper der hübschen Kriminellen, als ihre kurze Unaufmerksamkeit Konsequenzen hatte, wohl mit dem Mut der Verzweiflung hatte sich der Imp für Flucht entschieden, und das setzte voraus, dass er sich erst einmal den Weg frei kämpfte. Zu dem unangenehmen Gefühl aus dem Fuß gesellte sich ein dumpfer Schmerz in ihrer Magengrube, als ein Ellbogen hinein gerammt wurde, und instinktiv krümmte sich die Chiss zusammen und wich etwas zur Seite aus, bevor sie mehr auf gut Glück als gezielt mit ihrer Nagelfeile zustach und leider nur ein Stück Stoff und vielleicht ein bisschen Haut erwischte, als der Spion los stürmte und an ihr vorbei rannte. Etara stieß einen deftigen Flucht aus, der mehr einem Zischen als einem Wort glich, und wirbelte herum. Zu ihrer großen Zufriedenheit war ihr Gegner nicht weit gekommen, drohend hatten sich Maalraas und Jevan vor ihm aufgebaut und versperrten ihm die Flucht aus der Sackgasse, und aus Richtung seines Rückens war ein kompakter Blaster auf ihn gerichtet. Angesichts seiner misslichen Lage schaltete der Imp recht flott und versuchte, Verhandlungen zu beginnen. Das Vorgehen dabei war klassisch, aber nicht übel. Erst mal eine Drohung raus hauen, die negativen Folgen aufzeigen, sich vielleicht etwas wichtiger machen, als man war, und dann eine Lösung vorschlagen, die diese Folgen vermied und allen Parteien irgendwie erlaubte, das Gesicht zu wahren. Ein wenig sehr nach Handbuch, der zweite Teil, und interessant war, dass der Imp offenbar glaubte, es mit Handlangern der Hutten zu tun zu haben. Um seine Entschlossenheit zu verdeutlichen, hob der Spion seine Hände, und es war ziemlich deutlich, dass er das wohl nicht so oft machte. Solide, aber definitiv kein Profi.

Etara ließ die Worte des Imperialen erst einmal verhallen und nahm sich Zeit, um sich in aller Ruhe ganz zu ihm umzudrehen, wobei ihre schwarzen Haare einen Teil ihres Gesichts verdeckten. Die Chiss ließ ihren Nacken knacken und pustete die Strähnen weg, damit die vernarbte Hälfte ihres Antlitzes auch ja schön zu sehen war, ihre roten Augen bohrten sich unheilvoll und drohend in den Menschen und sie grinste auf eine Art und Weise, die an ein verspieltes Nexu erinnerte. Als sie sprach, war der spielerisch-naive Tonfall gänzlich aus ihrer Stimme verschwunden, auch ihr Basic klang rauer und härter, wenn auch nicht frei von dem melodischen Klang ihrer Muttersprache.


„Bist flink für einen Imp, Sleemo. Aber nicht so furchtbar hell, huh? Wir halten hier alle Karten in der Hand – man kann nur verhandeln, wenn die andere Seite mitmacht. Hier also mein Gegenangebot...“


Mit geübter Leichtigkeit warf Etara ihre Nagelfeile in die Luft, während sie locker und mit wiegendem Gang auf den jungen Mann zuschritt, und als sie die Position erreicht hatte, die optimal für ihren Plan war, passierte alles sehr, sehr schnell. Nahtlos ging die blauhäutige Kriminelle für die letzten zwei, drei Schritte in einen Spurt über, lenkte mit der Nagelfeile ab, brüllte und rammte dem überraschten Imp, der noch versuchte, die Attacke abzuwehren, die knochige, harte Fläche der Oberseite ihrer Stirn direkt gegen den empfindlichen Nasenrücken. Noch während ihre Bemühungen mit einem ordentlichen Knacken belohnt wurden, packte sie den Hinterkopf ihres Gegners, wobei sie ihm Haare ausriss, und hob in einer zackigen Bewegung ihr Knie, um es dort zu platzieren, wo es weh tat. Der Imp wehrte sich, gar nicht mal übel für einen Anfänger, landete aber schließlich mit dem Rücken auf dem schmutzigen Boden und Etaras Schuh fest auf seiner Brust. Zufrieden grinste die Chiss auf ihn herab, wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht und spuckte ein bisschen Blut – nicht ihr eigenes – auf den Boden.


„Lauscher auf und gut zuhören, es läuft so: Wir nehmen Dich jetzt mit und dann reden wir in aller Ruhe. Fluchtversuch? Wir machen Dich kalt. Kampf? Wir machen Dich kalt. Um Hilfe schreien? Wir machen Dich kalt. Denn schau mal, Süßer: Vor Deinen Freunden haben wir in etwa so viel Angst wie vor Dir. Das Imperium ist hier draußen nicht der Chef. Wir sind es. Und jetzt schön brav sein, sonst fange ich noch an, Dir wirklich weh zu tun, und das wollen wir doch nicht, oder? Schnappt ihn euch, Jungs, wir sind raus hier.“


Mit einem leisen Lachen verstärkte Etara den Druck auf den Oberkörper ihres Kontrahenten und winkte den anderen zu, damit man sich in die Gänge setzen konnte. Ihr war dieses Surren nicht entgangen, dass eine Drohne ankündigte, es wurde Zeit, zu verschwinden. Im Zweifel konnten sie einfach eines der geparkten Fahrzeuge hier aufbrechen und den Imp in den Kofferraum werfen – das funktionierte auf dem Schmugglermond schließlich auch. Während ihre Begleiter dem Imperialen unsanft aufhalfen und ihn in ihre Mitte nahmen, marschierte Etara voran und spähte um die Ecke. Im Augenblick schien die Straße noch soweit frei zu sein, aber diese Drohne machte ihr Sorgen. Sicher, diese Dinger machten sich erst einmal ein Bild von den Schäden, aber wenn man auf dem falschen Holo auftauchte, konnte das einige Probleme mit sich bringen. Die Chiss murmelte einen leisen Fluch, blickte noch einmal um die Ecke und signalisierte dann den anderen, dass der Weg frei war. Rasch ging es los und die hübsche Kriminelle entdeckte einen halbwegs intakt aussehenden Speeder, neben dem sie in die Hocke ging und sich am Schloss zu schaffen machte. Wer auf dem Schmugglermond aufwuchs und keine Verriegelung überwinden konnte, war eindeutig auf der falschen Welt geboren worden. Konzentriert öffnete Etara mit Hilfe ihrer Feile schließlich die Tür und widmete sich dann mit Gusto den Kabeln, die das Gefährt in Betrieb setzen würde. Ein Röhren erklang, als der Antrieb aktiviert wurde, und Etara grinste zufrieden und hob einen Daumen...nur um unangenehm überrascht zu werden: Gerade war eine schlanke, hochgewachsene Menschenfrau (Stellar) in feiner Kleidung um die Ecke gebogen und starrte verwundert in ihre Richtung. Etara blinzelte, die Frau blinzelte...und dann ging alles sehr schnell.


„Ach, komm schon! Holt sie euch, keine Zeugen!“


Rief die junge Blauhäutige, riss den gefangenen Imp an sich und schubste ihn unsanft in den Kofferraum, bevor sie hinter das Steuer sprang und den Motor aufheulen ließ. Ihre Begleiter waren gut, die würden mit so einem einsamen Püppchen schon fertig werden und mit ihr genau das gleiche tun. Würde eng werden da hinten, aber das war Etara gerade herzlich egal, und kaum hatte sich die Klappe geschlossen und waren alle dort, wo sie hingehörten, beschleunigte sie und lenkte das Gefährt in hohem Tempo weg vom Ort des Geschehens, sie brachte einigen Abstand zwischen sich und das Museum und fuhr tiefer hinein in die weniger ansprechenden Gegenden der Stadt, bis sie ein altes, verfallenes Gebäude entdeckte, das genau richtig war. Eindeutig nicht mehr in Betrieb, genügend Platz, die Wände noch stabil genug. Diskret verstaute sie den Speeder und half den anderen dabei, ihre „Gäste“ auszuladen, in einem Raum zusammenzutreiben und an Stühle zu binden. Sah nach einem Büro aus, jedenfalls etwas in die Richtung, und ganz selbstverständlich setzte sich Etara auf einen der Stühle, die Lehne vor sich, und grinste ihre neuen Freunde dann unheilvoll an, während sie sie aus roten Augen taxierte. Wäre vermutlich am einfachsten, diese Frau (Stellar) einfach umzulegen, aber sie sah recht wohlhabend aus – vielleicht konnte man sie als Geisel verwenden und ein hübsches Lösegeld erpressen. Beiläufig zückte Etara ihre Nagelfeile und widmete sich damit ihren Fingernägeln, sie ließ die bedrohliche Atmosphäre und ihre Begleiter erst einmal ein bisschen wirken. Mit etwas Glück würden die beiden Vögelchen vor ihr aus lauter Panik gleich anfangen, munter zu singen...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar
 
- Argai - Sah Gosta - Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie 2 - - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak

Erstaunlicherweise verging die Zeit wie im Flug, nachdem sie im Schutzbunker zusammengepfercht nach Schutz gesucht hatten. Das Gaunerduo bestehend aus Maalras und dem Piraten Jevan Vassic überbrückte die Zeit, um in ihrer Tarnung aufzugehen und innerhalb irgendwelcher Fantasiegeschichten ihr Dasein als Sicherheitsberater beredeten. Der Bandit merkte schnell, dass sein neu gewonnener Partner und auch Kumpel ein ähnliches Talent für Improvisation hatte, wie er selbst. Für jemanden wie ihn, der sein halbes Leben auf der Flucht und die andere Hälfte in den verschiedensten Schattengeschäften zugebracht hatte, war es jedenfalls eine lebenswichtige Gabe. Amüsante Lügengeschichten über Operationen im Outer Rim halfen Maalraas dabei, seinen Unmut über die Tatsache auszugleichen, dass er sich eben noch vollkommen umsonst zum Affen gemacht hatte und sein Ablenkungsmanöver vollkommen vergebens war. Stümperhafte Arbeit wie diese kannte er aus seiner Vergangenheit und einigen heiklen Rauben und der Gauner wusste, dass es meistens ein schlechtes Zeichen war, wenn ein Coup schon in der Vorbereitungsphase von solchen vermeidbaren Missverständnissen geprägt war. Unter anderem wegen solchen Fehlern hatte er bereits sechs falsche Identitäten annehmen müssen. Im Augenwinkel achteten die beiden ständig auf Zeichen der beiden Chiss, die bereits einen jungen Mann ins Visier genommen hatten und diesen die gesamte Zeit über bearbeiteten. Und als sich ihr Aufenthalt im Schutzraum dem Ende neigte, hang sich Etara förmlich an den Burschen und führte ihn nach draußen.
Der Bandit nickte seinem Partner bloß stumm zu, ehe sie dem Trio unauffällig auf etwa zwanzig Meter folgten, leise und klammheimlich.

Unlängst war über der staubigen Wüste von Sah Gosta ein violetttöniger Nachthimmel eingebrochen und die Temperaturen merklich gesunken. Maalraas zog sich seine Bomberjacke zurecht, war eben dabei sich eine Zigarette anzuzünden, ehe er plötzlich die Hand Jevans an seiner Schulter spürte und dieser ihn zum Stehen brachte. Etara war dem Fremden auf die Pelle gerückt und dabei, ihn zu bedrohen. Ruhig nahm der als Sicherheitsberater getarnte Gauner seine ohnehin nutzlose Sonnenbrille ab und verfolgte das Schauspiel aus sicherer Distanz, aber jederzeit dazu bereit, einzugreifen.

"Hol besser schon mal den Gleiter, den wir vorhin dort drüben geparkt haben. Ich warte hier."

Raunte er hinüber zum Gehörnten, der nickend bestätigte und in der Dunkelheit des staubigen Nachtwindes verschwand. Und ehe er sich versah, stieß die von ihrer Geisel übermannte Chiss einen lauten Fluch aus und machte sich an die Verfolgung ihres fliehenden Ziels. Maalraas schnippte eilig seinen Glühstängel gen Boden und setzte ebenso wie seine beiden Partnerinnen zu einem Verfolgungssprint an. Der Kerl floh schnurstracks in eine Gasse, dicht verfolgt von den beiden Frauen, was prinzipiell nicht dumm war, aber in letzter Konsequenz seine Aussichten verschlechtern sollte. Der Gauner atmete hektisch ein und aus und nahm eine Abschneidung, die in eine parallele Gasse führte. Der athletische Hybrid hatte vor, den Fliehenden in die Falle zu locken und auf der anderen Seite abzufangen. Dann hörte er das Donnern eines heranzischenden Motors und sah im Vollspring kurz zurück; es war Jevan am Steuer ihres vorhin gestohlenen Gefährts, der dieses direkt neben ihn steuerte und Maalraas auf die Einstiegsleiste auf Beifahrerseite springen ließ. Der Gehörnte beschleunigte und bog mit Karacho scharf rechts ab, wo sie das Gefährt deaktiviert stehen ließen und sich direkt vor den Fluchtweg des Typen stellten und das mit geradezu kinoreifem Timing.
Langsam näherten sich die beidem dem umzingelten Fremden und Imperialen, der seine ausweglose Situation einsehen musste, die Flucht also aufgab und ein paar Drohungen ausstieß, die aber ihre Wirkung verfehlten und Jevan und Maalraas sich nur gegenseitig angrinsen ließen. Der Flüchtige hob seine beiden Fäuste und nahm eine Kampfhaltung ein, die keine Spur von einer professionellen Auslage erkennen ließ, aber ebenfalls bedeuteten, dass er sich nicht kampflos ergeben würde.

Maalraas war noch dabei, ein paar Schritte auf ihn zuzumachen, um diesem Schauspiel ein schnelles Ende zu bereiten, als jedoch die Chiss Etara die Initiative ergriff, direkt und wie eine Besessene auf den Mann zulief und ihn in Windeseile, aber unter Gegenwehr übermannte. So...ging es auch, auch wenn das aus der Nase ihres Ziels auf den Boden tropfende Blut nicht unbedingt von Vorteil war. Den Kerl gen Boden gedrückt, stieß Etara noch ein paar Drohungen aus und winkte den beiden Gaunern zu, die den Mann rau auf die Beine zerrten und im altbekannten, aber immer noch ungeschlagen effektiven Polizeigriff festhielten. Er gab sich nicht geschlagen und wehrte sich noch immer etwas; das musste Maalraas ihm lassen. Aus der Luft näherte sich jedoch schon ein alarmierendes Surren und hektisch verschwand Etara, um sich an einem der geparktem fahrbaren Untersätze zu schaffen zu machen. In dem zweisitzigen Schlitten, den Jevan und er vorhin ergattern konnten, hatten sie schließlich schon ohne Geisel keinen Platz. Die gewiefte Chiss hatte recht schnell Erfolg und mit einem nicht unbedingt gesund klingenden Ton startete ihr Fluchtvehikel. Mit ihrer Geisel fest im Hebelgriff stießen sie zu ihr, als sich urplötzlich eine unbekannte Person der Szenerie näherte.

Der Gauner stieß einen leisen Fluch aus und fuhr sich gereizt übers Kinn. Auch das noch! Unsanft schubste er den Imperialen direkt in die Arme der kräftigen Piratin und zückte seine silberne Westar, mit der er vorhin noch die Straßengängs der Stadt aufgemischt hatte. Viele Optionen blieben ihnen nicht: entweder würden sie die Fremde auf der Stelle kaltmachen, oder sie kurzerhand mitnehmen. Mit wachsamen Blick musterte der Hybrid die etwas ältere Dame, die nicht in diese raue Gegend gehörte; fein gekleidet, sogar ganz nach seinem Stil und mit einem Äußeren, dass nicht gerade für eine Zugehörigkeit der Unter- oder Mittelschicht deutete. Nein, sie zu töten und hier zurückzulassen würde noch mehr Staub in dieser Stadt aufwirbeln als der gigantische Sandsturm vorhin. Das erkannte auch Etara, die die Anweisung gab, den unglücklichen Menschen zu fassen. Mit einer deutlich sanfteren Bewegung packte Maalraas sie am Oberarm, um sie zwar halbwegs ruhig, aber dennoch bestimmt zum gestohlenen Gefährt zu führen, während er ihr noch schnell den kleinen Blaster abnahm und in seinen Hosenbund steckte. Captain Vassic, der schon vor einer Minute erkannt hatte, dass ihnen die Zeit davonlief, hatte unterdessen das Triebwerk ihres Speeders gestartet und war leise und ohne aktivierte Scheinwerfer herangefahren.

"Verzeihen Sie mir, aber die Umstände gebieten es, Madame."

Mit diesen Worten drückte Maalraas sie in den Kofferraum, direkt neben den wie ein abgestochenes Banta blutenden Imperialen, knallte die Klappe zu und sah zu, wie die Chiss augenblicklich beschleunigte und davonschoss. Mit eiligen Schritten sprang der Bandit auf den Beifahrersitz neben Jevan, der ebenfalls mit voller Kraft ins Eisen stieg und dem anderen Gefährt mit rasantem Tempo durch die stockdüsteren Straßen zu folgen. Maalraas beugte sich über seine Tür in den staubigen Nachtwind und versuchte zu erkennen, ob sie verfolgt worden und in der Tat; es sah sogar ganz gut aus. Mit finsterer Miene ob der sich überschlagenden und nicht gerade beruhigenden Ereignisse legte er seinen Arm auf die Fensterlehne und sprang augenblicklich aus dem Speeder, als sie in irgendeinem noch abgelegeneren Randbezirk schließlich zum Stehen kamen, die beiden Gefährte unauffällig unter einem Port hinterhalbs des Gebäudes abstellte und sich sofort daran machten, ihre Geiseln ins Innere zu verschleppen. Mit dem Imperialen fest im Griff und der wildfremden Frau in den Händen der beiden Chiss betraten sie das Innere des verfallenen und düsteren Gebäudes. Maalraas sah um sich; mehrere Tische, Bürostühle und ein marodes Mischpult. War es womöglich eine verlassene Radiostation inmitten dieser Favelas? Ihr Weg führte sie in einen Nebenraum, wo die Geiseln mit Kabeln an zwei Stühle gebunden wurden und dann vorerst eine aus deren Sicht bedrohliche Stille herrschte.
Mit einer Zigarette im Mund, von denen er den anderen dreien ebenfalls eine angeboten hatte, ging er langsam auf die gefangene Dame los und tastete sie nach ihrer ID ab. Und in der Tat wurde er fündig. Der Bandit hielt das Dokument unter das durch das zersprungene Fenster hineinscheinenden Mondlicht und lachte ungläubig auf:

"Ein diplomatischer Ausweis, Madame Stellar Demeter Kosh?"

Sich von den anderen nicht aus der Ruhe bringen lassend las er weiter, ehe sich seine Miene versteinerte und er ungläubig in die Runde blickte.

"...Senatorin von Leritor!"

Der Bandit sah Jevan mit unruhigem Blick an, dann die beiden Blauhäutigen. Sie saßen also hier, mitten in irgendeinem argaischen Favela mit einem Imperialen und einer republikanischen Politikerin hohen Ranges als Geiseln.

"Shit"

Flüsterte Maalraas nur noch leise, während er den Raum verließ und begann, sich genauer umzusehen...


- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh








 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]

Als Noak Fremyn noch ein Kind gewesen war und bei seiner Mutter in einer klitzekleinen Wohnung in einem ärmlichen Randbezirk von Gresco City aufgewachsen war, hatte er sich oft vorgestellt wie ein Leben als Spion im Dienste der Galaktischen Republik wohl wäre. Mit großen Augen und offenem Mund hatte er damals die spannenden Holo-Filme angeschaut und dabei hatte er sich jedes Mal ausgemalt wie wohlhabend solche Leute lebend mussten. Vollkommen problemlos konnten sie – beinah von heute auf morgen – von einem Planeten, der in den reichen Kernwelten lag, zu einem anderen reisen, der irgendwo in der bewohnten Galaxie zu finden war. Und während sie ihre Pflicht erfüllten, Schaden von der Galaktischen Republik abzuwenden, erlebten sie große Abenteuer. In der zeichnete sie am Ende sogar ein Politiker irgendeinen Orden an die vor Stolz geschwellte Brust und gemeinsam mit der schönsten Frau, die es in der gesamten Galaxie zu geben schien, verbrachten sie anschließend glücklich ihren wohlverdienten Lebensabend. Ja, solch ein Leben hätte Noak, der die bakuranischen Sommer meist als Erntehelfer auf der Farm seiner Verwandten verbracht hatte, gerne gehabt.

Leider stellte sich die Realität als sehr viel weniger romantisch heraus. Spätestens als ihm die Chiss Lifera ihren Kopf mit voller Wucht gegen die Nase gerammt hatte – und er außer einem flüchtigen Knirschen, jeder Menge Schmerzen und einer Vielzahl an blitzenden Sternen für längere Zeit nichts mehr mitbekommen hatte –, hatten sich sämtliche Träume, die er irgendwann einmal bezüglich des Spion-Daseins gehabt haben mochte, mit einem Mal in Rauch aufgelöst. Der Unterschied zwischen Film und Realität war gewaltig; fast schon kolossal. Und obwohl er es als imperialer Flottenoffizier eigentlich gewohnt war, dass der Tod irgendwie zu seinem beruflichen Leben gehörte, fühlte er sich in diesem Moment deutlich näher an als in jeder Feuergefecht, das der junge Bakuraner in seinem bisherigen Leben jemals geschlagen hatte. Hier stand er nicht auf der Gefechtsbrücke eines großen Kriegsschiffs. Hier schützten ihn keine mächtigen Deflektorschilde, die bei feindlichem Beschuss kurzzeitig in einem bläulichen Licht aufflackerten. Hier sorgten keine riesigen Turbolasergeschütze mit ihren giftgrünen Geschossen dafür, dass Dutzende oder gar Hunderte Feinde auf einen Schlag ins Jenseits geschickt wurden. Nein, hier auf Argai war Noak ganz und gar auf sich allein gestellt.

Durch das zähflüssige Blut, das ihm ungehindert über die Nase in die Mundhöhle lief, musste er für einen kurzen Augenblick leise prusten als er langsam wieder zu Bewusstsein kam. Da die erhaltene Abreibung bei ihm noch immer nachwirkte und er aus diesem Grund nur sehr verschwommen seine direkte Umgebung wahrnehmen konnte, brauchte er tatsächlich drei, vier Sekunden bis er folgende Begebenheiten registrierte: Erstens – Er hielt sich nicht mehr in der Sackgasse nahe dem Museum auf. Zweitens – Man hatte ihn an einen Stuhl gefesselt. Drittens – Irgendjemand (Stellar Demeter Kosh) saß auf dem Stuhl neben ihm. Viertens – Der Gehörnte (Jevan Vassic) und der tolpatschige Kerl (Maalraas) gehörten in der Tat zu den beiden Chiss-Damen. Indem er mehr Kraft aufbringen musste, als er eigentlich gewohnt war, hob er weiter den Kopf. Sein eigener, rasselnder Atem klang ziemlich ungesund. Beim Luftholen durch die Nase durchzuckten ihn sogar jedes Mal von Neuem flüchtige, höllische Schmerzen. Brummend richtete er seinen diffusen Blick auf die vier Entführer.

Eine drahtige Gestalt (Maalraas) kam scheinbar auf ihn zu. Noak, der noch immer etwas benommen war, zuckte leicht zurück. Jedoch war nicht er das Ziel des fremden Schemen, sondern jene Person, die neben ihm saß. Der Bakuraner blinzelte. Langsam, ganz langsam kehrten seine Sinneseindrücke zurück. Selbst der Geruchssinn schien zwischen all dem Blut, das seine Nase verklebte, einen ganz leichten Hauch von würzigem Tabak wahrzunehmen. Unwillkürlich verspürte er ein bloß flüchtiges Kribbeln auf seiner Haut. Sogleich kam ihm eine einzelne, einsame Frage in den Sinn: Wann hatte er zuletzt eine Zigarette genossen? ‚Noch an Bord der Aliéstra, dachte er ein wenig wehmütig – und hätte beinah ein verräterisches Seufzen zugelassen! Brummendes Gemurmel – wahrscheinlich die Stimme des Schemen – drang an sein Ohr. Er neigte leicht den Kopf. Ein paar Silben drangen an sein Ohr: Sie, Umstände, Madame. Viel konnte er daraus nicht entnehmen. Der Schemen entfernte sich wieder ein paar Schritte von ihm … und seiner unfreiwilligen Begleiterin.

Da ihm das Atem durch die Nase nicht gerade leicht fiel, zog er unbedacht die Nase hoch. Dadurch sollte sie eigentlich – wenigstens für den Augenblick– „frei“ werden. Jedoch sorgte er damit nur für weitere Schmerzen. Kleinere Tränen zeichneten sich daraufhin langsam an seinen beiden inneren Augenwinkeln ab. Mit Blinzeln versuchte er sie zu vertreiben. Leider hatte er nur leidlichen Erfolg bei diesem Unterfangen. Abermals war das brummende Gemurmel zu vernehmen. Diplomatischer, Stellar, Senatorin, Shit – Dieses Mal erreichten ihn dieses klitzekleine Bündel zusammenhangslosen Wortfetzen. Noak, der mental noch immer nicht auf der Höhe war, konnte trotzdem die Bruchstücke soweit zusammensetzen, die vor ihm lagen, dass er plötzlich zu lachen begann bis ihn das Blut, das in seinem Rachen klebte, wiederholt prusten ließ.


Oh, Mann. Ihr seid ja solche Amateure…“, brummte der Imperiale matt, setzte kurz darauf ein schiefes Grinsen auf und richtete – abermals unter Mühen – den Blick auf Lifera. „Jetzt weiß ich, weshalb ihr euch nur im Äußeren Rand herumtreibt. Gewöhnliche Gauner, die meinten einen Glücksgriff zu landen – mehr seid ihr nicht…“ Er lachte abermals provokant bis er ein wenig Blut hustete. „Lassen wir dieses dämliche Spielchen doch einfach sein… Andernfalls wird euch der Tod erwarten.“

Obwohl er noch immer leicht benebelt war und die Schmerzen, die er im Gesicht verspürte, darüber hinaus ihr übriges taten, versuchte sein Verstand schon längst wieder seine Chancen einzuschätzen, Schwachstellen zu finden und potenzielle Lösungen auszumachen. Natürlich standen seine Karten in diesem Augenblick schlechter als in der Sackgasse vorhin. Aber sich einfach seinem Schicksal zu ergeben, war für ihn keine Option. Er war ein Offizier der Imperialen Flotte! Er war ein Absolvent der Sektorakademie zu Bakura! Er war ein Sohn Bakuras! Grimmig lächelte Noak. Diese huttischen Handlanger hatten sich wahrlich den Falschen ausgesucht. Momentan mochte ihm zwar das Wasser bis zum Hals stehen. Jedoch lauerte irgendwo in Sah Gostas Außenbezirken sein Team. Diar’mon, Dent und die anderen würden ihn aufspüren und hier herausholen! Damit rechnete er. Denn welcher Soldat ließ schon einen verletzten Kameraden auf dem Schlachtfeld zurück?

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]
 
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.:Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-Systen .:. Argai .::. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. In der Nähe des Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie 2 .::. Lt. Noak Fremyn .:. Lifera .:. Sinaesh .:. Jevan Vassic .:. Maalraas:.

Die Senatorin hatte nicht einmal den leisesten Schimmer was jetzt eigentlich los war. Zuerst sah sie nur eine Fremde die den Blick erwiderte. Dann hörte sie ein Kommando, dann spürte sie eine starke Hand die sich mit Kraft über den Oberarm der Republikanerin zu eigen machte. Stellar schwieg zunächst. Sah die Beteiligten allerdings verbissen an und merkte dann erst als sie langsam aber mit Sicherheit von dem Kerl zu dem Speeder gezogen und in dessen Kofferraum gedrängt wurde. Neben, oder auch unter ihr, befand sich ein Mann. Nicht sehr ansehnlich und im Gesicht blutverschmiert. Sie konnte ihn leider nicht näher betrachten denn die Klappe des Kofferraums wurde zugedonnert und dann wars dunkel. Das einzige was die Senatorin wahrnehmen konnte war das leichte rumpeln des sich fortbewegenden Speeders und das zähe atmen des Mitinsassen. Sie spürte wie das Blut des anderen auf ihren Unterarm tropfte und versuchte diesen zu bewegen um das zu unterbinden allerdings ließ sich das nicht wirklich machen und statt den Arm anders zu platzieren verschmierte sie das bereits abgetropfte Blut auf Haut und Kleidung.

Nach einer ganzen Weile merkte sie wie der Speeder langsamer wurde, bis er schließlich still stand. Der Kofferraum öffnete sich und sie durfte heraussteigen, wurde aber dennoch wieder festgehalten und abgeführt sodass sie nicht beobachten konnte was mit dem anderen armen Gefangenen noch weiter geschah. Sie wurde in ein altes verlassenes Gebäude gebracht. Was die frühere Aufgabe des maroden und heruntergekommenen Gebäudes war, erkannte die Senatorin nicht. Sie merkte nur dass es wohl ziemlich weit vom Stadtzentrum entfernt sein musste da in dieser Umgebung kein Haus oder Gebäude war wo sich die Republikanerin ansatzweise sicher fühlen würde. Ohnehin war es fürs erste wohl schlauer dem Willen der Söldnerbande nachzugeben. Immerhin wurde ihr der Blaster gestohlen und eine Chance hätte sie wahrscheinlich auch nur dann wenn der Zweite mitmachen würde, allerdings selbst dann wären die Gewinnchancen weiters gering.

Im Gebäude angekommen schlenderte die Gruppe straff durch die Räume ehe sich die vermeintliche Anführerin einen Platz suchte. Dann wurde die Senatorin auf einen Stuhl gesetzt und festgebunden, darauf folgend der andere Gefangene welcher noch nicht bei Bewusstsein zu sein schien. Sie beobachtete die Leute. Es waren, zumindest schien es Stellar so, die meisten relativ planlos. Zumindest schien kein Schema hinter dieser Geiselnahme zu stecken. Gesetzlose allerdings waren selten für ihre Berechenbarkeit bekannt, und viel seltener auf freiem Fuß. Der stärkere Mann kam auf sie zu und durchsuchte sie, da war das erste Mal dass die ältere Dame ihre Stimme erhob.
„Es wäre mir Recht wenn Sie Ihre Grabscher dort ließen wo sie besser aufgehoben sind. Weit weg von mir!“
In ihrer Stimme war ein eiserner Willen und eine ordentliche Portion Sturheit und Selbstbewusstsein zu hören, auch wenn sie wusste dass dies natürlich keinen Effekt erzielen würde. Er war sogar noch schneller an ihren Ausweis gelangt als sie damit rechnete. Und da sah sie ihn an, bemerkte wie ihm irgendwie unbeabsichtigt die Härte aus der Mine und der Statur entweichte. Sie hörte ein „Shit“ und verfolgte das Spektakel dass er den Raum verließ. Währenddessen hörte man vom Nebenstuhl Lebenszeichen und ganz schön provokante Worte - fast schon zu mutig wenn man die Lage bedenkt in welcher sich die Beiden Gefangenen befanden.

.:Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-Systen .:. Argai .::. Sah Gosta .:. Stadtrand .:. In der Nähe des Cormil Sanpass Museum für Raumfahrt und Technologie 2 .::. Lt. Noak Fremyn .:. Lifera .:. Sinaesh .:. Jevan Vassic .:. Maalraas:.
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Da hatten sie aber wirklich Glücksgriffe gelandet! Etara konnte sich ein verwundertes Blinzeln nicht verkneifen, als Maalraas, der sich als hilfreich und aufmerksam herausgestellt hatte, doch glatt verkündete, dass sie niemand geringeren als eine Senatorin der Neuen Republik gefangen hatten. Stellar Demeter Kosh nannte sich die feine Dame, und sie repräsentierte die Welt Leritor in der Schwatzbude, die als höchste Institution dieses Staates diente. Ein dicker Fisch, kein Zweifel, und im Kopf der Blauhäutigen fing es an, zu rattern, während sie Zeit schindete, indem sie ihren beiden Gefangenen genüsslich Rauch aus der Zigarette entgegen blies, die ihr Helfer freundlicherweise angeboten hatte. Etara ließ ihn mit einem dankbaren Nicken wissen, dass er gute Arbeit geleistet hatte - wobei ihr Blick ein wenig länger als nötig auf ihm verweilte und ihr Lächeln durchaus kokette Züge hatte, bevor sie sich wieder den Geiseln widmete. Vermutlich fingen die feinen Pinsel gleich an, zu husten, besonders diese dunkelhaarige Menschenfrau war in einer Umgebung wie der hier so was von deplatziert. Was bei den schwarzen Knochen des Imperators wollte die eigentlich in der Ecke? Möglich, dass sie das Museum hatte besuchen wollen, vielleicht war es auch irgendein Slum-Spaziergang gewesen, den Politiker so gerne unternahmen. War dieser Ausweis vielleicht auch bloß eine Fälschung, die ganze Sache ein Trick? Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich Spione als Diplomaten tarnten. Ein ganz schönes Durcheinander, aber daran konnte man jetzt nichts ändern, also galt es, ruhig zu bleiben und zu versuchen, die Situation aufzuschlüsseln, dann würde sich schon irgendwie was finden lassen. Improvisieren war eine Gabe, die jeder Kriminelle beherrschen musste, und auch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit. Also grinste Etara, als sie den ungläubigen Blick von Maalraas auf sich spürte, nahm noch mal einen genüsslichen Zug von ihrer Zigarette und zuckte dann beiläufig mit den Schultern. Ihr Basic war rau und gewürzt mit einem leichten huttesischen Zungenschlag, sie blickte kurz zu ihrer Geisel und dann zu ihrem Helfer, als sie sprach.


„Tja, so kann´s gehen. Den Ausweis kannst Du erst mal behalten, als Souvenir. Keine Sorge, Euer Hoheit, wenn alles glatt läuft, kriegt Ihr den schon wieder. So...“


Die Chiss machte eine bedeutungsschwere Pause und musterte ihre Gefangenen aus roten Augen, versuchte, ein Gefühl für sie zu bekommen, sie einzuschätzen. Dadurch, dass es gleich zwei waren, war die Sache natürlich komplizierter geworden, aber Etara hatte nicht vor, sich davon aus dem Konzept bringen zu lassen. Sollte die Sache aus dem Ruder laufen, konnten sie die Menschen immer noch umlegen, die Leichen entsorgen und verschwinden, um sich wieder ihrem eigentlichen Ziel zu widmen. War ja nicht so, dass die hübsche Kriminelle damit ein Problem hätte. Aber mit etwas Glück ließ sich aus diesen Geiseln noch etwas herauspressen. Ein imperialer Spion wusste bestimmt das ein oder andere, und eine republikanische Senatorin war zumindest ein hübsches Sümmchen wert. Ihre Reaktionen auf diese unschöne Lage würden verraten, wie mit ihnen verfahren werden musste, und so achtete Etara sehr genau auf Haltung, Gestik und Mimik. Es war tatsächlich die Senatorin, die als Erste reagierte, empört wies sie Maalraas an, gefälligst die Hände von ihr zu lassen, ganz die indignierte Madame von Welt, die es kaum fassten konnte, dass der Pöbel so etwas wagte. Mumm schien diese Menschenfrau zu haben, wohl mehr Rückgrat, als man erwartet hätte, aber das konnte sich auch als eine Menge heißer Luft entpuppen. Noch während sich die Politikerin Luft machte, regte sich neben ihr auch der Imp (Noak), der Kopfstoß, den sie ihm verpasst hatte, zeichnete ihn sichtlich, und Etara warf ihm einen spöttischen Handkuss zu, als sie hörte und sah, wie er das Blut in seiner Nase hochzog und tapfer ein paar Tränen weg blinzelte. Was für ein niedliches Kerlchen er doch war, und Schneid hatte er noch dazu, wie es sich herausstellte. Unterbrochen von einem prustenden Lachen verkündete der Spion, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hätten und keine Ahnung hätten, mit was sie es zu tun hatten. Etara ließ ihn geduldig ausreden, gewährte ihm seine heroischen zwei Minuten und begleitete die Rede mit eindeutigen Bewegungen ihrer Hand, bevor sie sich mit schief gelegtem Kopf dem Mann zuwandte und ihn musterte.


„Fein, fein, den imperialen Standard-Monolog für Notfälle können wir also abhaken. Mal unter uns: Gut einstudiert, aber teils ein bisschen dick aufgetragen. So, dann mal Klartext, ihr zwei: Niemand wird kommen, um euch zu helfen. Eurer Hoheit hier war offenkundig ohne Leibwächter unterwegs, sonst hätten die gleich eingegriffen, und bei Dir, Imp, sah es auch nicht so aus, als hättest Du Freunde – jedenfalls keine, die für Dich den Arsch in Bewegung setzen würden. Bist nicht wichtig genug, kann das sein? Awww...nicht persönlich nehmen. Für das Imperium ist das Fußvolk immer entbehrlich. Nachteil von monolithischen Organisationen, hab ich gehört. Habt ihr mit den fetten Schnecken gemeinsam.“


Mit einer Mischung aus Mitleid und trockener Überheblichkeit sah Etara zu ihrem Gegenüber und achtete dabei besonders darauf, Augenkontakt zu wahren. Sie machte eine weitere Kunstpause in Form eines langen, genüsslichen Zugs von ihrer Zigarette, und lehnte sich etwas zurück, betonte den Kontrast zwischen ihrer angenehmen, entspannten Situation und der misslichen Lage ihrer Gefangenen. Die junge Frau ließ etwas Zeit vergehen und klatschte dann unvermittelt in die Hände, das scharfe, plötzliche Geräusch dazu bestimmt, die beiden Menschen zu verunsichern.


„Es läuft folgendermaßen. Für Dich, Püppchen, ist es ganz simpel. Wenn Du schön brav und stumm in der Ecke sitzt und immer nickst, wenn wir was Sagen, tauschen wir Dich einfach bei Gelegenheit gegen einen fetten Batzen Credits. Du gehst unversehrt nach Hause, wir werden reicher, und das bisschen Steuergeld tut keinem weh – alle sind glücklich. Bei Dir, Imp, sieht es ein bisschen anders aus. Wir wissen, wer Du bist. Wir wissen, was Du bist. Und wir haben eine ziemlich gute Vorstellung davon, was Du im Museum wolltest. Für Dich kriegen wir kein Lösegeld, also ist der einzige Wert, den Du für uns hast, Deine Informationen. Infos über...ach, ich weiß nicht. Eine gewisse Schatzflotte vielleicht? Wenn Du bereit bist, die freiwillig mit uns zu teilen, kann es für Dich ähnlich glimpflich ausgehen wie für die Senatorin. Wer weiß, vielleicht können wir uns sogar gegenseitig helfen. Versuchst Du hingegen, den Helden für ein Reich zu spielen, dem Du scheißegal bist...na ja, ich sag´s mal so: Wir kriegen trotzdem, was wir wollen. Aber es wird für Dich sehr, sehr unerfreulich, und ehrlich gesägt wäre es schade um Dein hübsches Gesicht. Alle im klaren darüber, wie die Dinge stehen? Hervorragend!“


Zufrieden lächelte die rotäugige Nichtmenschin und tätschelte ein wenig die Wange des Imperialen, bevor sie in ihrer Tasche wühlte, eine Packung Zigaretten hervorkramte und sich einen weiteren Glimmstängel ansteckte. Die Karten lagen auf dem Tisch, die Optionen waren klar, jetzt mussten die beiden Gefangenen entscheiden, ob sie die Sache auf die sanfte oder auf die harte Tour angehen wollten. Etara war im Zweifel beides recht, auch wenn sie es bevorzugen würde, die Sache schnell und ohne großen Ärger zu klären. Je mehr Zeit verging, desto wahrscheinlicher war es, dass jemand sie aufspürte...aber für die Geiseln stieg auch das Risiko, aus Sorge vor eben jenem Ereignis hingerichtet zu werden. Das hier war ein klassisches Spiel: Wer blinzelte zuerst? Etara sorgte noch rasch dafür, dass den beiden Menschen auch die restlichen persönlichen Gegenstände abgenommen wurden, insbesondere Chronos, und sie durchsuchte sie auch noch mal eigenhändig. Sicher war sicher. Dass sie dabei ein bisschen sehr auf Tuchfühlung mit Imp und Senatorin ging...nun, man konnte ja auch ein bisschen Spaß haben, oder?


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar
 
- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh

Kaum aus dem Büroraum heraußen lehnte sich der Gauner mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen an die Wand und atmete tief durch, während er hektisch an seiner Zigarette zog und sich erschöpft den Kopf zerbrach. Sie saßen hier fest, in irgendeiner Senkgrube inmitten der Favelas Argais, mit zwei Gefangenen der beiden großen galaktischen Supermächte, eine davon zum allem Überfluss eine Politikerin von Rang und Namen. Die Worte des zusammengeschlagenen Kerls, den sie vor nicht einmal einer halben Stunde überwältigt und entführt hatten, hallten immer wieder in seinem Kopf wieder, genauso wie die fast schon klischeehafte Arroganz der alten Senatorin. Arrogante Narren. Wo Maalraas eben noch zumindest für die unbeteiligte Frau Mitleid verspürt hatte, erwachte zusehend sein innerer Zorn gegen die Regierung und das politische System, ähnlich wie zu Anfangs auf Serenno. Vielleicht war es verrückt, diese beiden Personen gefangen zu nehmen, aber Mist; irgendwie fühlte es sich verdammt gut an für den freiheitsliebenden Gesetzlosen. Seine Bedenken schwanden zusehends und stattdessen begann des Maalraas nun zu beschäftigen, wie er die kommende Zeit überstehen sollte, ohne einem der beiden oder gleich beiden einen Blasterbolzen ins Hirn zu jagen, wenn sie weiterhin so frech blieben.
Nach wenigen Minuten kehrte er also zurück zu seinen drei Partnern und konnte gerade noch live miterleben, wie sich Etara an den beiden Gefangenen vergriff und sie gleichzeitig ihrer Wertsachen erledigte. Diese Frau war vollkommen verrückt, aber auf amüsante Art und Weise.
Maalraas nahm das Chronometer des Imperialen, dass die Chiss anschließend auf einem staubigem Caftisch aus Kunststoff ablegte und seufzte spöttisch in Richtung des jungen Imperialen:

"Soll das alles sein, was Du Dir durch die Dienste an Deinem Imperium leisten kannst, Junge?"

Der blasse Hybrid beugte sich vor den Gefangenen und ließ das schmucklose Stück vor seinen Augen hin und her baumeln. Er sah ihm in die trüben Augen und lächelte spöttisch, ehe er sich wieder abwandte und den Chronographen im Vorbeigehen wie wertlosen Abfall auf die Ablage warf. Am Ende war es noch irgendein Geschenk seiner Großmutter und er würde gleich vollkommen ausrasten. Anders sah es allerdings bei der Senatorin aus, aber wen sollte es verwundern?

"Na sieh sich das mal einer an. Mir war neu, dass Senatoren der Neuen Republik ein Gehalt beziehen, dass solche...Anschaffungen ermöglicht. Also, was hast Du auf Argai verloren? Solltest Du zu dieser Stunde nicht auf Mon Calamari sein, dort wo Deinesgleichen hingehört, Gelder veruntreuen und Orgien feiern?"

Es musste sehr schlimm für diese beiden Herrschaften sein, hier zu sitzen und der Gnade dieses niederen Abschaums ausgesetzt zu sein. An die drei anderen gerichtet meinte er also schließlich:

"Seht Euch die beiden nur an; ihr ganzes erwachsenes Leben besteht darin, sich gegenseitig zu bekämpfen aber kaum tauchen ein paar freie Leute wie wir auf, gehen sie sich schon nicht mehr gegenseitig an die Gurgel. Das lässt ganz schön tief blicken."

Aus seiner Sicht gab es keinen Unterschied zwischen Imperium und Republik; hinter beiden steckten Regierungen, die für sich beanspruchten, über das Leben der Wesen dieser Galaxie zu bestimmen und sie wie Vieh zu halten. Aber dennoch hassten sich diese beiden Fraktionen und genau das konnte ihnen noch hilfreich sein. Maalraas hatte bereits öfters in ähnlichen Situationen gesteckt. Wenn man mehrere Geiseln gefangen hielt, war es erfahrungsgemäß nie verkehrt, einen Keil zwischen sie zu treiben und zu verhindern, dass sie auf welche Art auch immer ihre Kräfte bündeln. Ganz verhindern ließ es sich meistens nicht, doch war Zeit der entscheidende Faktor und diese zu gewinnen.

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