Noak Fremyn
"Prince Charming" in Spe
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]
Je länger der gefesselte Imperiale bei Bewusstsein war, desto klarer wurde sein Blick wieder mit der Zeit. Mit jedem erneuten Blinzeln wurden für ihn nicht nur Konturen wieder schärfer, sondern auch das Wahrnehmen von Kontrasten und Farben kehrte zur gewohnten Stärke zurück. Obgleich es ihn noch immer allerhand Kraft kostete, seinen schmerzenden Kopf ein bisschen zu bewegen, nutzte er nach einer Weile sporadisch die Gelegenheit sich ein bisschen umzuschauen. Denn aufgrund seiner zeitweisen Bewusstlosigkeit und dem Umstand, dass er sich selbst erst seit knapp zehn oder zwölf Standardstunden auf diesem Planeten aufhielt, hatte er keinerlei Ahnung, wohin man ihn und seine ihm unbekannte Begleiterin (Stellar Demeter Kosh) verschleppt hatte. Weil er aber mit mindestens vier anwesenden Entführern – den beiden Chiss-Damen Lifera und Sinaesh, dem schweigsamen Gehörnten (Jevan Vassic) und dem würzig riechenden Schemen (Maalraas) – rechnen musste, ging der Bakuraner beim Umschauen lieber vorsichtig vor.
Zuerst wanderte sein Blick vorsichtig nach Links. Durch eine Scheibe, die mit der Zeit wohl etwas matt geworden war, konnte er vage klobige Gerätschaften ausmachen. An manchen Stellen ragte ein wirrer Kabelsalat heraus, während andere Stellen anscheinend rußschwarz – wie nach einem Brand – waren. Vereinzelt schienen sogar ganze Segmente zu fehlen. In dem spärlichen Licht, das von der gelegentlich flackernden Deckenbeleuchtung herab schien und diesen fensterlosen Raum momentan erhellte, wirbelten Myriaden klitzekleine Staubpartikel durch die trockene Luft. ‚Mit Sicherheit war hier schon länger keiner mehr‘, stellte Noak beiläufig fest, während er weiterhin überlegte, wozu man dieses Gebäude einst wohl genutzt haben mochte. Indem er dieses Rätsel nämlich löste, wollte er abschätzen, ob Diar’mon und die anderen ihn in den nächsten Stunden oder Tagen würden finden können und welchen Hintergrund seine Entführer eventuell hatten. Bedingt durch seine Ausbildung an der bakuranischen Militärakademie besaß er im Bezug auf Waffentechnik immerhin ausreichend Kenntnisse, um in diesem Moment abschätzen zu können, dass dieses Haus bislang nicht militärisch genutzt worden ist. ‚Bleiben noch Geheimdienste oder Kriminelle übrig…‘
Seine insgeheimen Überlegungen kamen augenblicklich ins Stocken als Lifera abermals das Wort an ihn richtete. Seinen provokant geäußerten Vorschlag ließ sie ins Leere gehen. Damit hatte er sie allenfalls amüsiert. Soweit es die Umstände bei ihm in diesem Moment überhaupt zuließen, setzte der Bakuraner eine säuerliche Miene auf als er sie wieder betrachtete. Doch der Höhenflug, den die heimtückische Chiss gerade erlebte, schien sie plötzlich etwas unvorsichtig werden zu lassen. Denn mit einem sehr zufriedenen Lächeln auf den Lippen legte sie die ersten Karten offen auf den Tisch – und ließ auf diese Weise durchblicken, dass ihre Begleiter und sie offensichtlich ebenfalls auf der Suche nach der „Pourriture“, Xims verschwundener Schatzbarke, waren. Kaum hörbar schnappte der Imperiale bei dieser unerwarteten Erkenntnis nach Luft. Da sich seine beiden Nasenflügel dabei unwillkürlich blähten, durchzuckten ihn mit einem Mal flüchtige Schmerzen. Er verzog das Gesicht noch ein bisschen mehr. Sein Blick taxierte die blauhäutige Frau als er zu einer Antwort ansetzte.
„Schatzflotte?“, fragte er im verwunderten Tonfall nach. „Das ist aber eine sehr ungewöhnliche Bezeichnung für die cron’esische Handelsmarine, aber ich kann gerne mein Wissen dazu mit euch teilen. Bloß eine kleine Warnung vorweg: Das ist nicht mein Metier. Einen detaillierten Bericht solltet ihr darum an dieser Stelle lieber nicht von mir erwarten…“ Soweit es ihm durch die ihm angelegten Handschellen überhaupt möglich war, zuckte er mit den Schultern. „Zu Ohren kam mir bislang bloß, dass deren Handelsmarine wohl überwiegend auf Action IV-Frachter setzt, aber allmählich vermehrt auf Action VI umrüstet. Während kleinere Konvois, die nur kürzere Routen bedienen, hauptsächlich von hyperraumfähigen Sternjägern begleitet werden, sollen die größeren wohl oft ausgediente Korvetten oder Fregatten der neurepublikanischen Flotte als Geleitschutz dabei haben. Die Palette der zu transportierenden Waren reicht von einfachen Lebensmitteln über technische Geräte bis hin zu irgendwelchen Rohstoffen für die Produktion … schätze ich mal...“
Obwohl ihm seit der (für ihn ziemlich) schmerzlichen Offenbarung in der Sackgasse klar war, dass seine Entführer zweifelsohne nur sehr geringe moralische Standards besaßen, über allerhand interne Informationen dieser imperialen Geheimdienstoperation verfügten und ihn – ohne mit der Wimper zu zucken – töten konnten, improvisierte er in diesem Augenblick. Eiskalt tischte Noak ihnen eine glaubhafte Lüge auf. Denn nachdem sich Lifera gerade so freimütig ihm gegenüber geäußert hatte, war ihm schlagartig ein Licht aufgegangen: Momentan waren die Informationen, die er besaß, seine einzige Lebensversicherung. Seinem derzeitigen Eindruck nach, musste er nämlich von folgendem Szenario ausgehen: Sobald er sein im Museum erworbenes Wissen mit diesen vier Gaunern geteilt haben würde, würde Sinaesh sofort Gebrauch von ihrer Blasterpistole machen. Immerhin behielt die drahtige Frau, die zuvor als Beschützerin der anderen Chiss aufgetreten war, schon jetzt die Hand stets nahe ihrem Halfter. Wollte er also weiterhin leben, musste er weiter auf Zeit spielen – und auf Diar’mons eventuell vorhandene Fährtensucherkünste vertrauen.
Gerade als er mit seiner Lüge fortfahren wollte, stapfte plötzlich der übel gelaunte Schemen auf ihn und die andere Gefangene zu. Ein starker Tabakgeruch umgab den Kerl. Obwohl seine Nase durch die Kopfnuss der Chiss stark angeschwollen und von allerhand Blut verklebt war, krochen abermals Nuancen des würzigen Duftes tief genug in seine Nase, um sein wachsendes Verlangen nach einem Zigarettenzug weiter anzufeuern. Im ersten Moment überkam ihn ein kribbelnder Schauder. Durch die Verletzungen, die er sich in der Sackgasse jedoch zugezogen hatte, folgte fast auf den Fuße eine mächtige Welle an Schmerzen. Während er sich auf dem Stuhl vor Schmerzen ganz leicht krümmte, verzog er abermals schmerzerfüllt das Gesicht. Der Fremde baute sich in der Zwischenzeit vor den beiden Gefangenen auf und schien die wenigen Habseligkeiten, die man ihm abgenommen hatte, zu betrachten. Entsprechend seiner Tarnung hatte Noak bloß eine (gefälschte ID-Karte), ein einfaches Chronometer, ein kleinen Credit-Stick und die entwertete Eintrittskarte für das Freiluftmuseum am Mann gehabt. Höhnisch richtete der Kerl das Wort an den Bakuraner.
„Was hast du denn erwartet, was ein Tourist so bei sich trägt?“, fragte Noak in einem trotzigen Tonfall in dessen Richtung. „Ihr habt doch schon selbst bemerkt, dass wir uns hier nicht auf Coruscant befinden, sondern auf einem staubigen Planeten im Äußeren Rand. Gerade in Sah Gostas Randbezirken dürften darüber hinaus bloß an wenigen Orten irgendwelche Millionen versteckt sein…“ Abermals zuckte er mit den Schultern. „Ich kann mich nur wiederholen: Es ist für alle Seiten besser, wenn sich unsere Wege einfach trennen. Selbstverständlich im Guten.“
Da er der Gefesselte war, der zum einen zahlenmäßig diesen vier Gaunern unterlegen war und zum anderen auch noch ohne irgendeine Waffe den imperialen Unterschlupf verlassen hatte, war seine Position zum Verhandeln weiterhin nicht die beste. Darüber hinaus musste er sich außerdem noch eingestehen, dass er seinen beiden größten Vorbildern – Commander Aaronson und Captain Selgorias – diesbezüglich nicht das Wasser reichen konnte. Beide wären mit Sicherheit auf jeweils ihre ganz eigene Art und Weise mit diesen Kriminellen fertig geworden. ‚Der Commander hätte die Falle schon auf ein Parsec Entfernung gerochen…‘, rügte er sich gedanklich, während er weiterhin eisern den höhnischen Blick des muskulösen Fremden erwiderte. ‚Und der Captain hätte diese zwei Chiss-Betrügerin spätestens in der Gasse auflaufen lassen.‘ Wäre seine Nase in diesem Augenblick nicht durch den zugezogenen Bruch geschwollen gewesen, hätte er sich wohl zu einem kurzen, aber ziemlich verächtlichen Schnauben hinreißen lassen. Der Impuls war jedenfalls da.
Seine Erwiderung schien den Gauner jedoch kaum zu tangieren. Der Kerl war sich seiner aktuellen Überlegenheit einfach zu sehr bewusst. Möglicherweise aus diesem Grund wandte er sich nun lieber der anderen Gefangenen zu. Da die beiden Rücken an Rücken saßen, hatte Noak bislang nur Fetzen mitbekommen. Hinsichtlich ihrer Stimme und ihrer Position regten sich zwar unheilvolle Gedanken in seinem Bewusstsein, aber noch rätselte er über deren Identität. Momentan hatte er bei ihr nur den Eindruck, dass sie alterstechnisch wohl seine Mutter sein könnte und allerhand Mumm besaß. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich von diesen Schurken noch nicht einschüchtern lassen. Würde er bei einem Fluchtversuch also auf sie zählen können? Eine vage Hoffnung war jedenfalls da. Der rechte Zeitpunkt schien jedoch noch nicht da zu sein. Noch waren sie an diese Stuhle gefesselt und befanden sich zudem in Gesellschaft vier „hungriger“ Krimineller. Demzufolge blieb ihm weiterhin nichts anderes übrig als weitere Zweifel zu säen.
„Du kannst hier zwar weiter den großen Macker spielen, um deiner ‚Freundin‘ da drüben zu imponieren, Kumpel, aber ich bleibe dabei: Eure Aktion war selten dämlich...“, begann Noak wiederholt mit Sticheln. „Ich weiß ja nicht wie ‚blind‘ ihr durch dieses Sternensystem geflogen seit, aber da oben“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung Decke. „Da oben kreist ein kolossales Dickschiff der Fischköpfe (‚Res Publica‘) um den Planeten. Keine Ahnung wie viele Soldaten das Ding zur Zeit an Bord hat, aber sobald deren Uniformträger bemerken, dass ihnen eine Politikerin abhanden gekommen ist, fordern die mit Sicherheit (militärische) Unterstützung an, riegeln das System ab und fangen mit dem Suchen an. Dann habt ihr mit einem Mal nicht nur etliche schießwütige Sicherheitskräfte an euren Hacken kleben, sondern darüber hinaus auch noch ein paar tausend ausgebildete Frontschweine.“ Der Bakuraner lächelte schief. „Einen Überfall auf die cron’esische Handelsmarine könnt ihr damit echt vergessen…“
Je länger der gefesselte Imperiale bei Bewusstsein war, desto klarer wurde sein Blick wieder mit der Zeit. Mit jedem erneuten Blinzeln wurden für ihn nicht nur Konturen wieder schärfer, sondern auch das Wahrnehmen von Kontrasten und Farben kehrte zur gewohnten Stärke zurück. Obgleich es ihn noch immer allerhand Kraft kostete, seinen schmerzenden Kopf ein bisschen zu bewegen, nutzte er nach einer Weile sporadisch die Gelegenheit sich ein bisschen umzuschauen. Denn aufgrund seiner zeitweisen Bewusstlosigkeit und dem Umstand, dass er sich selbst erst seit knapp zehn oder zwölf Standardstunden auf diesem Planeten aufhielt, hatte er keinerlei Ahnung, wohin man ihn und seine ihm unbekannte Begleiterin (Stellar Demeter Kosh) verschleppt hatte. Weil er aber mit mindestens vier anwesenden Entführern – den beiden Chiss-Damen Lifera und Sinaesh, dem schweigsamen Gehörnten (Jevan Vassic) und dem würzig riechenden Schemen (Maalraas) – rechnen musste, ging der Bakuraner beim Umschauen lieber vorsichtig vor.
Zuerst wanderte sein Blick vorsichtig nach Links. Durch eine Scheibe, die mit der Zeit wohl etwas matt geworden war, konnte er vage klobige Gerätschaften ausmachen. An manchen Stellen ragte ein wirrer Kabelsalat heraus, während andere Stellen anscheinend rußschwarz – wie nach einem Brand – waren. Vereinzelt schienen sogar ganze Segmente zu fehlen. In dem spärlichen Licht, das von der gelegentlich flackernden Deckenbeleuchtung herab schien und diesen fensterlosen Raum momentan erhellte, wirbelten Myriaden klitzekleine Staubpartikel durch die trockene Luft. ‚Mit Sicherheit war hier schon länger keiner mehr‘, stellte Noak beiläufig fest, während er weiterhin überlegte, wozu man dieses Gebäude einst wohl genutzt haben mochte. Indem er dieses Rätsel nämlich löste, wollte er abschätzen, ob Diar’mon und die anderen ihn in den nächsten Stunden oder Tagen würden finden können und welchen Hintergrund seine Entführer eventuell hatten. Bedingt durch seine Ausbildung an der bakuranischen Militärakademie besaß er im Bezug auf Waffentechnik immerhin ausreichend Kenntnisse, um in diesem Moment abschätzen zu können, dass dieses Haus bislang nicht militärisch genutzt worden ist. ‚Bleiben noch Geheimdienste oder Kriminelle übrig…‘
Seine insgeheimen Überlegungen kamen augenblicklich ins Stocken als Lifera abermals das Wort an ihn richtete. Seinen provokant geäußerten Vorschlag ließ sie ins Leere gehen. Damit hatte er sie allenfalls amüsiert. Soweit es die Umstände bei ihm in diesem Moment überhaupt zuließen, setzte der Bakuraner eine säuerliche Miene auf als er sie wieder betrachtete. Doch der Höhenflug, den die heimtückische Chiss gerade erlebte, schien sie plötzlich etwas unvorsichtig werden zu lassen. Denn mit einem sehr zufriedenen Lächeln auf den Lippen legte sie die ersten Karten offen auf den Tisch – und ließ auf diese Weise durchblicken, dass ihre Begleiter und sie offensichtlich ebenfalls auf der Suche nach der „Pourriture“, Xims verschwundener Schatzbarke, waren. Kaum hörbar schnappte der Imperiale bei dieser unerwarteten Erkenntnis nach Luft. Da sich seine beiden Nasenflügel dabei unwillkürlich blähten, durchzuckten ihn mit einem Mal flüchtige Schmerzen. Er verzog das Gesicht noch ein bisschen mehr. Sein Blick taxierte die blauhäutige Frau als er zu einer Antwort ansetzte.
„Schatzflotte?“, fragte er im verwunderten Tonfall nach. „Das ist aber eine sehr ungewöhnliche Bezeichnung für die cron’esische Handelsmarine, aber ich kann gerne mein Wissen dazu mit euch teilen. Bloß eine kleine Warnung vorweg: Das ist nicht mein Metier. Einen detaillierten Bericht solltet ihr darum an dieser Stelle lieber nicht von mir erwarten…“ Soweit es ihm durch die ihm angelegten Handschellen überhaupt möglich war, zuckte er mit den Schultern. „Zu Ohren kam mir bislang bloß, dass deren Handelsmarine wohl überwiegend auf Action IV-Frachter setzt, aber allmählich vermehrt auf Action VI umrüstet. Während kleinere Konvois, die nur kürzere Routen bedienen, hauptsächlich von hyperraumfähigen Sternjägern begleitet werden, sollen die größeren wohl oft ausgediente Korvetten oder Fregatten der neurepublikanischen Flotte als Geleitschutz dabei haben. Die Palette der zu transportierenden Waren reicht von einfachen Lebensmitteln über technische Geräte bis hin zu irgendwelchen Rohstoffen für die Produktion … schätze ich mal...“
Obwohl ihm seit der (für ihn ziemlich) schmerzlichen Offenbarung in der Sackgasse klar war, dass seine Entführer zweifelsohne nur sehr geringe moralische Standards besaßen, über allerhand interne Informationen dieser imperialen Geheimdienstoperation verfügten und ihn – ohne mit der Wimper zu zucken – töten konnten, improvisierte er in diesem Augenblick. Eiskalt tischte Noak ihnen eine glaubhafte Lüge auf. Denn nachdem sich Lifera gerade so freimütig ihm gegenüber geäußert hatte, war ihm schlagartig ein Licht aufgegangen: Momentan waren die Informationen, die er besaß, seine einzige Lebensversicherung. Seinem derzeitigen Eindruck nach, musste er nämlich von folgendem Szenario ausgehen: Sobald er sein im Museum erworbenes Wissen mit diesen vier Gaunern geteilt haben würde, würde Sinaesh sofort Gebrauch von ihrer Blasterpistole machen. Immerhin behielt die drahtige Frau, die zuvor als Beschützerin der anderen Chiss aufgetreten war, schon jetzt die Hand stets nahe ihrem Halfter. Wollte er also weiterhin leben, musste er weiter auf Zeit spielen – und auf Diar’mons eventuell vorhandene Fährtensucherkünste vertrauen.
Gerade als er mit seiner Lüge fortfahren wollte, stapfte plötzlich der übel gelaunte Schemen auf ihn und die andere Gefangene zu. Ein starker Tabakgeruch umgab den Kerl. Obwohl seine Nase durch die Kopfnuss der Chiss stark angeschwollen und von allerhand Blut verklebt war, krochen abermals Nuancen des würzigen Duftes tief genug in seine Nase, um sein wachsendes Verlangen nach einem Zigarettenzug weiter anzufeuern. Im ersten Moment überkam ihn ein kribbelnder Schauder. Durch die Verletzungen, die er sich in der Sackgasse jedoch zugezogen hatte, folgte fast auf den Fuße eine mächtige Welle an Schmerzen. Während er sich auf dem Stuhl vor Schmerzen ganz leicht krümmte, verzog er abermals schmerzerfüllt das Gesicht. Der Fremde baute sich in der Zwischenzeit vor den beiden Gefangenen auf und schien die wenigen Habseligkeiten, die man ihm abgenommen hatte, zu betrachten. Entsprechend seiner Tarnung hatte Noak bloß eine (gefälschte ID-Karte), ein einfaches Chronometer, ein kleinen Credit-Stick und die entwertete Eintrittskarte für das Freiluftmuseum am Mann gehabt. Höhnisch richtete der Kerl das Wort an den Bakuraner.
„Was hast du denn erwartet, was ein Tourist so bei sich trägt?“, fragte Noak in einem trotzigen Tonfall in dessen Richtung. „Ihr habt doch schon selbst bemerkt, dass wir uns hier nicht auf Coruscant befinden, sondern auf einem staubigen Planeten im Äußeren Rand. Gerade in Sah Gostas Randbezirken dürften darüber hinaus bloß an wenigen Orten irgendwelche Millionen versteckt sein…“ Abermals zuckte er mit den Schultern. „Ich kann mich nur wiederholen: Es ist für alle Seiten besser, wenn sich unsere Wege einfach trennen. Selbstverständlich im Guten.“
Da er der Gefesselte war, der zum einen zahlenmäßig diesen vier Gaunern unterlegen war und zum anderen auch noch ohne irgendeine Waffe den imperialen Unterschlupf verlassen hatte, war seine Position zum Verhandeln weiterhin nicht die beste. Darüber hinaus musste er sich außerdem noch eingestehen, dass er seinen beiden größten Vorbildern – Commander Aaronson und Captain Selgorias – diesbezüglich nicht das Wasser reichen konnte. Beide wären mit Sicherheit auf jeweils ihre ganz eigene Art und Weise mit diesen Kriminellen fertig geworden. ‚Der Commander hätte die Falle schon auf ein Parsec Entfernung gerochen…‘, rügte er sich gedanklich, während er weiterhin eisern den höhnischen Blick des muskulösen Fremden erwiderte. ‚Und der Captain hätte diese zwei Chiss-Betrügerin spätestens in der Gasse auflaufen lassen.‘ Wäre seine Nase in diesem Augenblick nicht durch den zugezogenen Bruch geschwollen gewesen, hätte er sich wohl zu einem kurzen, aber ziemlich verächtlichen Schnauben hinreißen lassen. Der Impuls war jedenfalls da.
Seine Erwiderung schien den Gauner jedoch kaum zu tangieren. Der Kerl war sich seiner aktuellen Überlegenheit einfach zu sehr bewusst. Möglicherweise aus diesem Grund wandte er sich nun lieber der anderen Gefangenen zu. Da die beiden Rücken an Rücken saßen, hatte Noak bislang nur Fetzen mitbekommen. Hinsichtlich ihrer Stimme und ihrer Position regten sich zwar unheilvolle Gedanken in seinem Bewusstsein, aber noch rätselte er über deren Identität. Momentan hatte er bei ihr nur den Eindruck, dass sie alterstechnisch wohl seine Mutter sein könnte und allerhand Mumm besaß. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich von diesen Schurken noch nicht einschüchtern lassen. Würde er bei einem Fluchtversuch also auf sie zählen können? Eine vage Hoffnung war jedenfalls da. Der rechte Zeitpunkt schien jedoch noch nicht da zu sein. Noch waren sie an diese Stuhle gefesselt und befanden sich zudem in Gesellschaft vier „hungriger“ Krimineller. Demzufolge blieb ihm weiterhin nichts anderes übrig als weitere Zweifel zu säen.
„Du kannst hier zwar weiter den großen Macker spielen, um deiner ‚Freundin‘ da drüben zu imponieren, Kumpel, aber ich bleibe dabei: Eure Aktion war selten dämlich...“, begann Noak wiederholt mit Sticheln. „Ich weiß ja nicht wie ‚blind‘ ihr durch dieses Sternensystem geflogen seit, aber da oben“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung Decke. „Da oben kreist ein kolossales Dickschiff der Fischköpfe (‚Res Publica‘) um den Planeten. Keine Ahnung wie viele Soldaten das Ding zur Zeit an Bord hat, aber sobald deren Uniformträger bemerken, dass ihnen eine Politikerin abhanden gekommen ist, fordern die mit Sicherheit (militärische) Unterstützung an, riegeln das System ab und fangen mit dem Suchen an. Dann habt ihr mit einem Mal nicht nur etliche schießwütige Sicherheitskräfte an euren Hacken kleben, sondern darüber hinaus auch noch ein paar tausend ausgebildete Frontschweine.“ Der Bakuraner lächelte schief. „Einen Überfall auf die cron’esische Handelsmarine könnt ihr damit echt vergessen…“
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]