Argai

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]

Je länger der gefesselte Imperiale bei Bewusstsein war, desto klarer wurde sein Blick wieder mit der Zeit. Mit jedem erneuten Blinzeln wurden für ihn nicht nur Konturen wieder schärfer, sondern auch das Wahrnehmen von Kontrasten und Farben kehrte zur gewohnten Stärke zurück. Obgleich es ihn noch immer allerhand Kraft kostete, seinen schmerzenden Kopf ein bisschen zu bewegen, nutzte er nach einer Weile sporadisch die Gelegenheit sich ein bisschen umzuschauen. Denn aufgrund seiner zeitweisen Bewusstlosigkeit und dem Umstand, dass er sich selbst erst seit knapp zehn oder zwölf Standardstunden auf diesem Planeten aufhielt, hatte er keinerlei Ahnung, wohin man ihn und seine ihm unbekannte Begleiterin (Stellar Demeter Kosh) verschleppt hatte. Weil er aber mit mindestens vier anwesenden Entführern – den beiden Chiss-Damen Lifera und Sinaesh, dem schweigsamen Gehörnten (Jevan Vassic) und dem würzig riechenden Schemen (Maalraas) – rechnen musste, ging der Bakuraner beim Umschauen lieber vorsichtig vor.

Zuerst wanderte sein Blick vorsichtig nach Links. Durch eine Scheibe, die mit der Zeit wohl etwas matt geworden war, konnte er vage klobige Gerätschaften ausmachen. An manchen Stellen ragte ein wirrer Kabelsalat heraus, während andere Stellen anscheinend rußschwarz – wie nach einem Brand – waren. Vereinzelt schienen sogar ganze Segmente zu fehlen. In dem spärlichen Licht, das von der gelegentlich flackernden Deckenbeleuchtung herab schien und diesen fensterlosen Raum momentan erhellte, wirbelten Myriaden klitzekleine Staubpartikel durch die trockene Luft. ‚Mit Sicherheit war hier schon länger keiner mehr‘, stellte Noak beiläufig fest, während er weiterhin überlegte, wozu man dieses Gebäude einst wohl genutzt haben mochte. Indem er dieses Rätsel nämlich löste, wollte er abschätzen, ob Diar’mon und die anderen ihn in den nächsten Stunden oder Tagen würden finden können und welchen Hintergrund seine Entführer eventuell hatten. Bedingt durch seine Ausbildung an der bakuranischen Militärakademie besaß er im Bezug auf Waffentechnik immerhin ausreichend Kenntnisse, um in diesem Moment abschätzen zu können, dass dieses Haus bislang nicht militärisch genutzt worden ist. ‚Bleiben noch Geheimdienste oder Kriminelle übrig…‘

Seine insgeheimen Überlegungen kamen augenblicklich ins Stocken als Lifera abermals das Wort an ihn richtete. Seinen provokant geäußerten Vorschlag ließ sie ins Leere gehen. Damit hatte er sie allenfalls amüsiert. Soweit es die Umstände bei ihm in diesem Moment überhaupt zuließen, setzte der Bakuraner eine säuerliche Miene auf als er sie wieder betrachtete. Doch der Höhenflug, den die heimtückische Chiss gerade erlebte, schien sie plötzlich etwas unvorsichtig werden zu lassen. Denn mit einem sehr zufriedenen Lächeln auf den Lippen legte sie die ersten Karten offen auf den Tisch – und ließ auf diese Weise durchblicken, dass ihre Begleiter und sie offensichtlich ebenfalls auf der Suche nach der Pourriture, Xims verschwundener Schatzbarke, waren. Kaum hörbar schnappte der Imperiale bei dieser unerwarteten Erkenntnis nach Luft. Da sich seine beiden Nasenflügel dabei unwillkürlich blähten, durchzuckten ihn mit einem Mal flüchtige Schmerzen. Er verzog das Gesicht noch ein bisschen mehr. Sein Blick taxierte die blauhäutige Frau als er zu einer Antwort ansetzte.


Schatzflotte?“, fragte er im verwunderten Tonfall nach. „Das ist aber eine sehr ungewöhnliche Bezeichnung für die cron’esische Handelsmarine, aber ich kann gerne mein Wissen dazu mit euch teilen. Bloß eine kleine Warnung vorweg: Das ist nicht mein Metier. Einen detaillierten Bericht solltet ihr darum an dieser Stelle lieber nicht von mir erwarten…“ Soweit es ihm durch die ihm angelegten Handschellen überhaupt möglich war, zuckte er mit den Schultern. „Zu Ohren kam mir bislang bloß, dass deren Handelsmarine wohl überwiegend auf Action IV-Frachter setzt, aber allmählich vermehrt auf Action VI umrüstet. Während kleinere Konvois, die nur kürzere Routen bedienen, hauptsächlich von hyperraumfähigen Sternjägern begleitet werden, sollen die größeren wohl oft ausgediente Korvetten oder Fregatten der neurepublikanischen Flotte als Geleitschutz dabei haben. Die Palette der zu transportierenden Waren reicht von einfachen Lebensmitteln über technische Geräte bis hin zu irgendwelchen Rohstoffen für die Produktion … schätze ich mal...“

Obwohl ihm seit der (für ihn ziemlich) schmerzlichen Offenbarung in der Sackgasse klar war, dass seine Entführer zweifelsohne nur sehr geringe moralische Standards besaßen, über allerhand interne Informationen dieser imperialen Geheimdienstoperation verfügten und ihn – ohne mit der Wimper zu zucken – töten konnten, improvisierte er in diesem Augenblick. Eiskalt tischte Noak ihnen eine glaubhafte Lüge auf. Denn nachdem sich Lifera gerade so freimütig ihm gegenüber geäußert hatte, war ihm schlagartig ein Licht aufgegangen: Momentan waren die Informationen, die er besaß, seine einzige Lebensversicherung. Seinem derzeitigen Eindruck nach, musste er nämlich von folgendem Szenario ausgehen: Sobald er sein im Museum erworbenes Wissen mit diesen vier Gaunern geteilt haben würde, würde Sinaesh sofort Gebrauch von ihrer Blasterpistole machen. Immerhin behielt die drahtige Frau, die zuvor als Beschützerin der anderen Chiss aufgetreten war, schon jetzt die Hand stets nahe ihrem Halfter. Wollte er also weiterhin leben, musste er weiter auf Zeit spielen – und auf Diar’mons eventuell vorhandene Fährtensucherkünste vertrauen.

Gerade als er mit seiner Lüge fortfahren wollte, stapfte plötzlich der übel gelaunte Schemen auf ihn und die andere Gefangene zu. Ein starker Tabakgeruch umgab den Kerl. Obwohl seine Nase durch die Kopfnuss der Chiss stark angeschwollen und von allerhand Blut verklebt war, krochen abermals Nuancen des würzigen Duftes tief genug in seine Nase, um sein wachsendes Verlangen nach einem Zigarettenzug weiter anzufeuern. Im ersten Moment überkam ihn ein kribbelnder Schauder. Durch die Verletzungen, die er sich in der Sackgasse jedoch zugezogen hatte, folgte fast auf den Fuße eine mächtige Welle an Schmerzen. Während er sich auf dem Stuhl vor Schmerzen ganz leicht krümmte, verzog er abermals schmerzerfüllt das Gesicht. Der Fremde baute sich in der Zwischenzeit vor den beiden Gefangenen auf und schien die wenigen Habseligkeiten, die man ihm abgenommen hatte, zu betrachten. Entsprechend seiner Tarnung hatte Noak bloß eine (gefälschte ID-Karte), ein einfaches Chronometer, ein kleinen Credit-Stick und die entwertete Eintrittskarte für das Freiluftmuseum am Mann gehabt. Höhnisch richtete der Kerl das Wort an den Bakuraner.


Was hast du denn erwartet, was ein Tourist so bei sich trägt?“, fragte Noak in einem trotzigen Tonfall in dessen Richtung. „Ihr habt doch schon selbst bemerkt, dass wir uns hier nicht auf Coruscant befinden, sondern auf einem staubigen Planeten im Äußeren Rand. Gerade in Sah Gostas Randbezirken dürften darüber hinaus bloß an wenigen Orten irgendwelche Millionen versteckt sein…“ Abermals zuckte er mit den Schultern. „Ich kann mich nur wiederholen: Es ist für alle Seiten besser, wenn sich unsere Wege einfach trennen. Selbstverständlich im Guten.“

Da er der Gefesselte war, der zum einen zahlenmäßig diesen vier Gaunern unterlegen war und zum anderen auch noch ohne irgendeine Waffe den imperialen Unterschlupf verlassen hatte, war seine Position zum Verhandeln weiterhin nicht die beste. Darüber hinaus musste er sich außerdem noch eingestehen, dass er seinen beiden größten Vorbildern – Commander Aaronson und Captain Selgorias – diesbezüglich nicht das Wasser reichen konnte. Beide wären mit Sicherheit auf jeweils ihre ganz eigene Art und Weise mit diesen Kriminellen fertig geworden. ‚Der Commander hätte die Falle schon auf ein Parsec Entfernung gerochen…‘, rügte er sich gedanklich, während er weiterhin eisern den höhnischen Blick des muskulösen Fremden erwiderte. ‚Und der Captain hätte diese zwei Chiss-Betrügerin spätestens in der Gasse auflaufen lassen.‘ Wäre seine Nase in diesem Augenblick nicht durch den zugezogenen Bruch geschwollen gewesen, hätte er sich wohl zu einem kurzen, aber ziemlich verächtlichen Schnauben hinreißen lassen. Der Impuls war jedenfalls da.

Seine Erwiderung schien den Gauner jedoch kaum zu tangieren. Der Kerl war sich seiner aktuellen Überlegenheit einfach zu sehr bewusst. Möglicherweise aus diesem Grund wandte er sich nun lieber der anderen Gefangenen zu. Da die beiden Rücken an Rücken saßen, hatte Noak bislang nur Fetzen mitbekommen. Hinsichtlich ihrer Stimme und ihrer Position regten sich zwar unheilvolle Gedanken in seinem Bewusstsein, aber noch rätselte er über deren Identität. Momentan hatte er bei ihr nur den Eindruck, dass sie alterstechnisch wohl seine Mutter sein könnte und allerhand Mumm besaß. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich von diesen Schurken noch nicht einschüchtern lassen. Würde er bei einem Fluchtversuch also auf sie zählen können? Eine vage Hoffnung war jedenfalls da. Der rechte Zeitpunkt schien jedoch noch nicht da zu sein. Noch waren sie an diese Stuhle gefesselt und befanden sich zudem in Gesellschaft vier „hungriger“ Krimineller. Demzufolge blieb ihm weiterhin nichts anderes übrig als weitere Zweifel zu säen.


Du kannst hier zwar weiter den großen Macker spielen, um deiner ‚Freundin‘ da drüben zu imponieren, Kumpel, aber ich bleibe dabei: Eure Aktion war selten dämlich...“, begann Noak wiederholt mit Sticheln. „Ich weiß ja nicht wie ‚blind‘ ihr durch dieses Sternensystem geflogen seit, aber da oben“ Er nickte mit dem Kopf in Richtung Decke. „Da oben kreist ein kolossales Dickschiff der Fischköpfe (Res Publica) um den Planeten. Keine Ahnung wie viele Soldaten das Ding zur Zeit an Bord hat, aber sobald deren Uniformträger bemerken, dass ihnen eine Politikerin abhanden gekommen ist, fordern die mit Sicherheit (militärische) Unterstützung an, riegeln das System ab und fangen mit dem Suchen an. Dann habt ihr mit einem Mal nicht nur etliche schießwütige Sicherheitskräfte an euren Hacken kleben, sondern darüber hinaus auch noch ein paar tausend ausgebildete Frontschweine.“ Der Bakuraner lächelte schief. „Einen Überfall auf die cron’esische Handelsmarine könnt ihr damit echt vergessen…“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Diese Situation war schon sehr eigen, denn Etara war mit einer solchen Lage eher in einer umgekehrten Konstellation vertraut: Sie als Gefangene, die Ärger mit dem Gesetz hatte – oder dem, was auf dem Schmugglermond und anderswo als „Gesetz“ durchging. Die junge Kriminelle hatte schon die ein oder andere Stunde in einem verqualmten Verhörzimmer verbracht und Däumchen gedreht, während Gesetzeshüter respektive jene, die so taten, als wären sie das, versucht hatten, sie zu einem Geständnis zu bewegen oder dazu zu bringen, ihre Kumpanen zu verpfeifen. Nicht ein einziges mal hatten diese Idioten damit Erfolg gehabt. Auf ihrer Heimatwelt war der planetare Sicherheitsdienst im Grunde nichts anderes als eine von den Hutten bezahlte Schlägerbande in mehr oder weniger schicken Uniformen, die dazu da war, die Interessen ihrer Meister zu wahren und dafür zu sorgen, dass die Lage für Touristen nicht zu unerfreulich wurde. Für ein paar Credits oder andere Gefälligkeiten schauten diese Leute nur zu gerne weg und ließen einen laufen. Beim Imperium und der Neuen Republik mochte das anderes aussehen, insbesondere die Sector Ranger genossen einen Ruf als kompetente und unerbittliche Verfolger, aber das hieß eigentlich nur, dass man diesen Leuten möglichst aus dem Weg ging und sich auf die weniger fähigen und deutlich korrupteren lokalen Behörden stützte. Die hielten auch gerne mal die Hand auf oder ließen sich einschüchtern, zum Helden taugten da nur die wenigsten. Aber hier auf Argai, in diesem staubigen, alten Büro, sah die Sache anders aus. Nun war die Chiss diejenige, die etwas aus Gefangenen heraus holen wollte, und das war gar nicht so einfach. Während diese Politikerin Stellar noch schwer einzuschätzen war, hatte der Imp (Noak) offenbar entschieden, sein Mütchen an der Verbrecherin zu kühlen und ihr die Sache schwer zu machen. Mit säuerlicher Miene und Überraschung in der Stimme setzte er zu einer Antwort an und tat gänzlich unwissend, was das Thema Schatzflotte anging. Statt auf Xims legendäre Barke zu sprechen zu kommen, versuchte der dunkelhaarige Mann, das Gespräch in Richtung der cron´esische Handelsmarine zu lenken, dazu rasselte er wohl aus dem Gedächtnis einige Informationen herunter.

Etara ließ den Imperialen reden, nahm einen langen, genüsslichen Zug von ihrer Zigarette und beugte sich etwas nach vorne, die Arme auf die Lehne gestützt taxierte sie den jungen Menschen aus roten Augen. Was er da erzählte, hatte durchaus Hand und Fuß und deckte sich mit dem, was ihr so über die Gegend bekannt war, seine Erzählung war glaubwürdig, Tonlage und Ausdruck passten. Und wenn die Chiss dank der Black Sun nicht so gute Quellen gehabt hätte, wäre sie vielleicht sogar geneigt gewesen, dem Typen zu glauben. Hut ab, er schlug sich wackerer als die meisten, die Hinweise, dass er ihr Unsinn verzapfte, waren gar nicht so leicht zu erkennen, selbst für eine abgehärtete Kriminelle wie sie. Die Blauhäutige legte den Kopf schief, wartete aber erst mal ab, als Maalraas in Aktion trat, höhnisch den Zeitmesser des Imperialen vor ihm baumeln ließ und trocken auf die materiell wohl sehr komfortable Lager der Senatorin hinter ihm verwies. Etara lachte rau und ihr Grinsen war alles andere als freundlich, es erinnerte an ein hungriges Nexu, das gerade ein wehrloses Bantha-Junges entdeckt hatte.


„Tja, was sagt man dazu. Wenn es um die Sicherung der eigenen Pfründe geht, halten die Großmächte eben zusammen. Habt ja sogar Frieden geschlossen. Wie läuft das eigentlich, nennt ihr euch jetzt „Freiheitskämpfer“ statt „Terroristen“ und „Beschützer“ statt „Unterdrücker“? Muss ganz schön anstrengend sein, sich selbst und anderen so viel Unsinn zu verzapfen. Apropos...“


Die rotäugige Nichtmenschin war insbesondere dem Imperialen einen unheilvollen Blick zu und ließ diese Aussage erst einmal im Raum stehen. Sie hatte keine förmliche Ausbildung, was solche Dinge anging, aber eine vage Drohung auszusprechen und der Fantasie des Opfers des Rest zu überlassen war nun wirklich ein klassischer Trick, und das aus guten Grund. Im Moment genoss sie erst einmal die Show, die Maalraas ihr bot, er lieferte sich ein knackiges Wortgefecht mit dem Imp und teilte dabei mindestens so gut aus, wie er einsteckte. Die beiden Jungs waren ja wirklich appetitlich, jeder auf seine Weise, und irgendwie war es schon schade, dass sie nicht Zeit und Gelegenheit hatte, sie etwas anders kennenzulernen. Als der Gefangene meinte, der Fastmensch würde versuchen, seiner „Freundin“ zu imponieren, schenkte Etara Maalraas einen koketten Augenaufschlag und fuhr sich kurz mit der Zunge über die Zähne, bevor sie mit einem Schulterzucken signalisierte, dass er dazu nun wirklich keine armen, wehrlosen Imperialen drangsalieren musste, wenn er nicht wollte. Besagter Imp nahm nun seinen ganzen Mut zusammen und verwies drohend auf das republikanische Kriegsschiff im Orbit, dessen Kontingent an Marineinfanteristen seiner Schilderung nach nur darauf wartete, hier die Türen einzutreten und die Senatorin zu retten.


„Uuuuuuuh. Wie einschüchternd.“


Entgegnete Etara staubtrocken und markierte mit den Fingern Anführungszeichen, um deutlich zu machen, dass sie sich deswegen mal so gar keine Sorgen machte. Jedenfalls keine, die sie gegenüber dem Imp zugeben würde. Es stimmte, das Kriegsschiff konnte sich zu einem Problem entwickeln, aber die Stadt war groß, sie zu durchsuchen würde Zeit erfordern, die die Gefangenen nicht hatten. Die Chiss drehte sich halb zu Stellar um und mokierte den Stil einer Holoreporterin, als sie die ältere Frau ansprach.


„Irgendeinen Kommentar zu der speziestischen Beleidigung der tapferen Männer und Frauen der republikanischen Streitkräfte, Senatorin? Ich meine, „Fischköpfe“ ist nun wirklich nicht sehr höflich. Aber so sind die Imps halt, hm? Ich fürchte, er überschätzt tatsächlich Ihre Leute. Die sind gut, ja, aber erst einmal müssen sie merken, dass was nicht stimmt. Dann brauchen sie die Erlaubnis, die Suche zu starten, und dann...was soll ich sagen, die Stadt ist ganz schön groß und wir haben gut aufgepasst. Bis die auch nur in die Nähe der Gegend hier kommen, sind wir mit euch fertig.“


Das letzte Wort hatte einen sehr unangenehmen Unterton und Etaras Miene war ausgesprochen eisig geworden, auch ihre Stimme hatte die Kälte angenommen, die man so gerne mit ihrer Spezies in Verbindung brachte. Es wurde Zeit, den Druck im Kessel ein bisschen zu erhöhen, so langsam fing die Chiss an, der Sache überdrüssig zu werden. Sie hielt hier die Karten in den Händen, das sollten diese Leute nicht vergessen. Mit der Zigarette in der Hand stand die junge Frau auf und begann, ihre Gefangenen zu umkreisen, erst die Senatorin, dann den Imperialen. Sie setzte auf den Urinstinkt, vor etwas Angst zu haben, das sich im Rücken befand, und legte schließlich dem jungen Menschen (Noak) eine Hand auf die Schulter, bevor sie sich zu ihm hinunter beugte und in sein Ohr flüsterte, ihr Atem ein dezenter Hauch auf seiner Haut.


„Du bist niedlich, Kleiner, aber nicht so niedlich, dass Du auch noch das Recht hättest, dämlich zu sein. Ich bin ja großzügig, wenn ich ein hübsches Gesicht sehe, aber auch mein Großmut hat seine...Grenzen.“


Ein wenig vertrauenerweckendes Geräusch folgte, als die hübsche Verbrecherin ein altmodisches Messer aus ihrer Tasche holte, es aufklappte und mit der Klinge über die Wangen des Imperialen strich, gerade noch sanft genug, dass kein Blut floß. Geschickt geführt strich die Waffe über seine Haut und seine Kleidung, den Brustkorb entlang und dann hinunter in die Nähe einer Gegend, bei der die Männer der meisten humanoiden Spezies sehr nervös wurden. Etara grinste ihren Gefangenen von der Seite an und wölbte eine Augenbraue, als sie hinunter blickte.


„Wenn ich will, dass mir jemand Scheiß erzählt, schaue ich HoloNews. Die cron´esische Handelsmarine interessiert mich einen Dreck, und Dich und Deine Chefs auch. Ihr seid hinter der Schatzflotte her. Warum sonst der Ausflug ins Museum, hm? Meinst Du, wir wären dämlich? Wir lesen Eure Berichte. Wir hören Eure Besprechungen. Und ich wette, Deine Vorgesetzten haben Dir auch erzählt, dass die Reps auch scharf auf die Schätze sind. Wie die Schnecken. Wie wir. Kannst es Dir jetzt aussuchen: Entweder rückst Du mit der Sprache raus und behältst die Körperteile, die das Leben lebenswert machen, oder ich nehme Dich Stück für Stück auseinander, bis Du mir die Schuhe küsst und mich anbettelst, reden zu dürfen.“


Unsanft packte Etara das Kinn des Imperialen und riss seinen Kopf in ihre Richtung, zwang ihn, in ihre roten Augen zu starren. Die Chiss lächelte manisch, bleckte die Zähne und drückte dem jungen Mann dann einen Kuss auf die Lippen, bei dem besagte Zähne ebenfalls nicht unbeteiligt blieben, sie ließ es sich nicht nehmen, das Blut vom Gesicht des Imperialen auf ihrem zu verteilen und es dann mit dem Handrücken abzuwischen. Kaum hatte sie sich von ihm gelöst, hob sie ihre Hand mit der Zigarette und dirigierte diese nach einem letzten Zug, bei dem sie dem Imp reichlich Rauch entgegen blies, langsam, aber beständig in die Nähe seines Gesicht
s.

„Hm...so hübsche Augen. Ich denke, mit denen fange ich an. Die brauchst Du schließlich nicht, um zu reden. Was soll es sein, links oder rechts? Oder werden wir uns doch noch irgendwie einig?“


Ein kleiner Teil von Etara hoffte ja doch, dass sich der Imp noch ein bisschen wehren würde. Die freiheitsliebende Chiss hatte nun wirklich keine große Sympathie für dieses unterdrückerische System und seine Handlanger. Die mal spüren zu lassen, dass sie nicht die größten Fische im Wasser waren, hatte seinen ganz eigenen Reiz. Aber mit etwas Glück würde sich der Imp jetzt als schlau genug herausstellen, klein beizugeben. Dann konnte vielleicht sogar eine Art begrenzte Kooperation folgen, denn die Infos der Imperialen mussten wirklich gut sein, aber auch die Black Sun hatte ihre speziellen Fähigkeiten anzubieten. Die man natürlich auch der Neuen Republik anbieten konnte – in dieser Hinsicht war die Senatorin ein echter Glücksgriff. Während die glühende Zigarettenspitze den Augen des jungen Mannes bedrohlich näher kam, sah sich Etara schon genüsslich in Xims Reichtümer wälzen. Alles eine Frage der Zeit...


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Es war eine sehr dunkle und drohende Atmosphäre die in diesem Büro vorherrschte. Verstärkt wurde dies natürlich dadurch dass die Senatorin an einen Stuhl gefesselt von ein paar Gesetzlosen - die etwas verrückt wenn nicht sogar psychisch gestört waren - umzingelt und mit dem Rücken zu einem Imperialen die Zeit verbrachte. Die Zeit verlief für sie langsam und zerrend, auch wenn noch nicht viel geschehen ist und sie von Glück reden konnte dass es ihr nicht so erging wie dem Imperialen, welchen sie zu ihrer Überraschung bedauerte und sogar ein wenig Mitgefühl verspürte, allerdings ließ es sie dennoch bis zu einem gewissen Grad kalt. Immerhin musste er doch irgendetwas wissen oder getan haben dass ihm so etwas zustößt. Sie beobachtete die verschiedenen Gesichter die sich ihr im Laufe des Sitzens und Wartens zeugten und sogar versuchten mit ihr zu reden. Das, so schätze Stellar dies zumindest ein, würde bedeuten sie wären mit ein wenig Verstand und Seele ausgestattet. Jedoch war die Gier nach Geld und Reichtum stärker als jeder Verstand in dieser Galaxie. Und das wusste die Senatorin nur zu gut aus ihrem beruflichen Umfeld. Abgeordnete und Senatoren die sich vor Kameras und dem Volk in hohen Reden und schlauen Reformen sonnen - doch sobald die Kameras aus sind und das Volk wieder ihrem Tagewerk nachgehen, wird Geld eingesackt, Reichtum eingeheimst und Macht ausgeübt wo immer man kann. Selbstredend traf dies nicht auf alle zu, und schon gar nicht auf die Mehrheit - aber die wenigen die es tun die werden es weiterhin tun. Stellar selbst hatte in ihrer gesamten politischen Laufbahn kein einziges Mal Geld unterschlagen oder das Volk der Republik belogen, doch eben jene die der Korruption verfallen sind, eben jene machen es den rechtschaffenen und ehrlichen Politikern schwer den Ruf abzulegen.

Es verstrich also wenig Zeit bis sich die vermeintliche Rudelführerin an den beiden Gefangenen zu schaffen machte und sie sehr genau absuchte. Für Stellar etwas zu genau - würde sie nicht wissen dass sie den letzten Schuss ihres Lebens abbekommen würde wäre Stellar nun eigentlich soweit gewesen einen ordentlichen Tritt in die Richtung der Tuchfühlerin abzufeuern. Aber bei dieser Version des Widerstands sah nichts raus. Weder ein gutes Ende noch eine Verhandlungsbasis in irgendeiner Form. Sie blieb also still, biss sich gelegentlich ganz leicht auf die Unterlippe und sah der Gaunerin einfach dabei zu wie sie sich so von Oben bis Unten durcharbeitete. Danach verfolgte sie die Worte des Imperialen. Fischköpfe? Sehr freundlich. Aber sie überhörte dies eigentlich denn es war viel interessanter zu wissen dass er weder Kleinbei geben würde noch in Anbetracht der Umstände sein Mundwerk verschlossen halten wollte. Sie merkte was da geschah. Der Imperiale versuchte unterbewussten Druck auf die Gauner einzuwirken - gleichzeitig gab er ihnen die Chance sich genau zu überlegen was sie als nächsten Schritt einplanen würden. Für Stellar war klar dass sie weder ohne Leistung noch ohne Druck aus dieser Lage kommen würde.
Die Verbrecher versuchten dann einen meist relativ gut funktionierenden Trick auf die beiden Gefangenen anzuwenden - gegenseitige Aufstachelung und das damit verbundene Verhindern von Zusammenarbeit. Allerdings hatte die Senatorin keine Lust auf bestimmte Spielchen oder ähnliches.

"Sie versuchen etwas das an mir scheitern wird, meine Teure. Sie versuchen mich gegen meinen Mitinsassen aufzustacheln. Nur muss ich Ihnen mitteilen dass Sie mich da leider etwas falsch einschätzen. Und außerdem bin ich keine Hoheit, feiere keine Orgien und "Zocke" wie Sie das so schön formuliert haben, keine Systeme oder Planeten ab."

Ihre Stimme war weiterhin ruhig und kühl, und der eiserne Unterton blieb ebenso vorhanden. Sie beobachtete weiter das Gespann an Leuten das sich in diesem Raum so befand. Der große und starke Mann der ihr vorhin diese Dinge an den Kopf geworfen hat kam ihr als der mit weitem schlauste Kopf in dieser Bande vor. Die Chiss war allerdings die unberechenbare was sie sehr gefährlich machte. Aber viel hatte sie vom bloßen starren und zuhören nicht, sie konnte nicht verstehen von was die Chiss und der Imperiale da sprachen. Schatzflotte? Hörte sich interessant an und würde bei Eventualität genug Credits einbringen um die finanzielle Lage der Republik etwas anzuheben. Sie hörte genau zu, versuchte dies allerdings unauffällig und schaute sich deshalb nebenbei ein wenig im Raum um.
Als die Chiss ihr die Optionen offenlegte welche die Senatorin wohl hat um dies hier zu überleben, schmunzelte die ältere Dame.

"Wenn es doch so einfach ist, dann können Sie mich doch gleich gehen lassen. Verstehen Sie mich nicht falsch ich bewundere schon fast mit welchem Eifer und welcher Sicherheit Sie hier die Fäden schwingen allerdings bin ich weder daran interessiert in etwas verwickelt zu werden was mich nichts angeht und ich habe kein Interesse mir Feinde zu schaffen wo sie nicht notwendig sind. Und ein Püppchen bin ich keines mehr diese Zeiten sind vorbei wo mich Männer wie der dort oder der hinter mir ausführten oder Interesse zeigten."

Sie war gespannt was die Gauner da wohl drauf sagen würde. Und Stellar verinnerlichte sich dass dies trotz allem fühlende Wesen waren welche aus irgendeinem Grund so wurden wie sie jetzt waren. Es hatte immer alles einen Grund und die Senatorin wusste dass sie ihnen weder helfen konnte noch dass sie das Schicksal ändern konnte für das sich die Leute verschrieben haben. Aber sie wusste sie konnte zum nachdenken anregen und das tat sie am besten indem sie ruhig und sachlich blieb.
Bei den Drohungen die die Chiss dem Imperialen zuflüsterte huschte ein kalter Schauer über den Rücken der Senatorin. Sie konnte nämlich nicht einschätzen ob diese Leute wirklich dazu in der Lage waren so etwas zu tun oder ob sie nur starkes Bluffen anwandten.


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- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh

Es gab keinen Grund, sich etwas vorzumachen; die vier Verbrecher spielten zweifelsohne mit dem Feuer und hielten sich an keinerlei im Vornherein gefassten Plan, als sie sich dazu entschieden hatten, diese beiden Vertreter von Großmächten als Geiseln zu nehmen und in das marode Bürogebäude zu verschleppen. Das Geschehen auf Argai hatte ähnlich wie auf Serenno eine unberechenbare Eigendynamik; zuerst die Schießerei auf den Straßen mit den Bandoleros, dann der gewaltige Sandsturm und nun das hier. Maalraas war, seit er denken konnte ein kriminelles Hirn; als Jugendlicher noch impulsiv und stürmisch, bis er schmerzhaft erfahren musste, worauf er sich überhaupt eingelassen hatte. Und später, im Zuge seines Rachefeldzuges gegen seine alten Komplizen und auch hinterher stets kalt berechnend und einem Plan folgend. Bei seinem Eintritt in das mächtigste Verbrechersyndikat der Galaxie hatte er diese Prinzipien ebenfalls erwartet. Innerhalb der Black Sun war jedoch Avlan Diaz, der Söldner in Mandalorianermontur, bisher der einzige gewesen, der diese Erwartungen erfüllt hatte. Die anderen Gesichter; Susa, Jevan, Etara, Spectre und wie sie alle hießen im Gegenzug dazu eher chaotisch und heißblütig. Wenn man mit diesen Leuten unterwegs war, wusste man nie, was geschehen würde. Und irgendwie liebte der Halbmensch es; er fühlte sich lebendiger und freier als zuvor, als er sich irgendwelche Eskapaden und Abweichungen nur in Form von brachialen Parties und Drogenkonsum gegönnt hat. Das war nun nicht mehr nötig, da Maalraas nun klar war, was die mächtigste Droge der Galaxie in Wahrheit war: Die Black Sun und den Rausch und die Freiheit, die sie verkörperte. Dinge, von denen der imperiale Gefangene allem Anschein nach nicht viel wusste.
Auf jede sarkastische Bemerkung des Hybriden hatte er direkt eine Antwort parat, die ihnen wohl demonstrieren sollte, dass er sich nicht unterkriegen lassen würde. Dass sich immer noch ihre Wege trennen konnten - im Guten! Natürlich... War er wirklich so naiv zu meinen, dass diese Nummer ihm irgendjemand hier abkaufte? Oder so verzweifelt, dass ihm nichts besseres mehr einfiel. Maalraas grinste bloß in Richtung des Devavorianers, den das Gerede des Imperialen wohl ähnlich amüsierte und hielt sich bedeckt.

Erst als der Kerl sich in die "Konversation" mit der Senatorin einmischte, schenkte ihm Maalraas wieder seine Beachtung. Der Hybrid machte ein paar Schritte zurück und beobachtete den Jungen, wie er sich förmlich in Rage redete und ihnen den Gefallen erwies, die ersten rassistischen Bemerkungen fallen zu lassen. Der Gauner erwiderte das Schulterzucken der Chiss beinahe schon enttäuscht. Ihr imponieren? Indem er sich ein Wortgefecht mit dem Jungchen lieferte, das sich von ihr eben noch hatte verprügeln lassen? Maalraas seufzte mit einer Spur falscher Enttäuschung und ließ sich schließlich nieder, um das Schauspiel in zurückgelehnter Haltung weiterzuverfolgen. Etara begann jetzt nämlich damit, die Senatorin zu bearbeiten und versuchte, diese über die Bemerkungen des Imperialen zu manipulieren. Sie sprach davon, dass die Republikaner nicht einmal rechtzeitig herausfinden würden, was überhaupt vor sich ging und ließ ein paar deutlich eisiger formulierte Drohungen mitschwingen. Die Dame gab sich ungeniert und erkannte ihr Vorhaben sofort, die beiden Gefangenen gegeneinander aufzubringen. Außerdem sei sie ja ganz anders als der Rest ihrer korrupten Politikerkollegen. Ihre Erfahrung war ihr anzumerken; es wirkte beinahe schon so, als ob es nicht das erste Mal für die Dame gewesen ist, von irgendwelchen Gaunern entführt worden zu sein. Mit einer ruhigen Schlagfertigkeit meinte sie noch, dass die Zeiten vorüber sein, in denen Männer wie Maalraas Sie einluden und ausführten.

"Natürlich"

Entgegnete er aus dem Hintergrund und fuhr nach einer kurzen Pause fort:

"Natürlich. Wir werden Euch sofort gehen lassen, Eure Hoheit. Lasst mich Euch schnell Eurer Fesseln entledigen und Euch hinausgeleiten. Gibt es sonst noch irgendetwas, womit wir Euch zu Diensten sein könnten? Nichts wäre mir eine größere Ehre, als unserer ehrlichen Senatorin jeden erdenklichen Wunsch zu erfüllen."


Der Hybrid lachte und erhob sich wieder, als Etara sich nun doch wieder dem männlichen Gefangenen zuwandte und bedrohte. Wie entfesselt hielt sie ihm ein Messer an die Wangen, offenbarte den wahren Grund ihrer Präsenz auf Argai und wurde noch eine Spur beängstigender als vorhin, als sie ankündigte, das Jungchen auszunehmen und ihn darum betteln lassen würde, sich ihnen zu öffnen. Maalraas hob dann doch etwas erstaunt von den Talenten seiner Komplizin eine Braue, als diese den armen Kerl auch noch küsste, die Blamage somit perfekt machte und nach ein paar weiteren Spielchen dessen Augen ins Visier nahm. Der Kerl begann ihm beinahe schon leid zutun, auch wenn er allem Anschein nach ein degenerierter rassistischer Handlanger des Imperiums war, der ihnen allen im rechten Moment das Messer in den Rücken gerammt hatte. Anbetracht dieser Gedanken tat er ihm schnell doch wieder nicht mehr leid.
Trotzdem legte Maalraas der Chiss eine Hand auf die Schulter und zog sie ein Stück weit von ihrem Opfer weg, um sich vor ihm hinzuknien und den Kerl eine Weile zu mustern. Erst weigerte er sich, den Blick zu erwidern. Wen sollte das auch nach dem Auftritt Etaras verwundern? Ein stolzer Imperialer war es gewiss nicht gewohnt, von einem weiblichen Nichtmenschen erst zusammengeschlagen und dann vor versammelter Mannschaft weiter gedemütigt zu werden. Maalraas haderte nicht länger und zog das Kinn des Kerls unsanft hoch, um dann doch gesittet von ihm abzulassen und dem Imperialen wie einem kleinem Schuljungen die Wangen zu tätscheln. Mit ruhiger Stimme öffnete er sich:

"Hör mir mal zu, Mano. So kompliziert und verzwickt, wie Du glaubst, ist Deine Lage doch gar nicht; Sag uns, was wir wissen wollen, dann wird dich meine reizende Freundin verschonen. Verarsch' uns noch einmal, und sie wird dich schön langsam filletieren. Das muss doch nicht sein, oder? Nein, stattdessen läuft es ganz einfach: Wir bekommen, was wir wollen. Du kannst Dich verpissen, zurück zu Mama rennen und alle sind glücklich und zufrieden. Wäre ich Du, würde ich es nicht riskieren, die falsche Entscheidung zu treffen. Du hast nämlich nichts zu verlieren, und alles zu gewinnen."

Vorhin konnte Maalraas beobachten, wie Etara ihm Tabakrauch mitten ins Gesicht hauchte und er nicht wie jemand zusammenzuckte, der den Geruch nicht gewohnt war. Nein, gewiss nicht. Also kramte er aus der Innentasche seiner als Tarnung fungierenden Pilotenjacke seine Zigaretten heraus, um sie dem Imperialen hinzuhalten.

"Du, Mano, bist unser potentieller Goldjunge. Verhalte dich vernünftig und ich gewähre Dir einen Sonderstatus in unserer netten kleinen Runde."


- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Jevan Vassic, Etara, Spectre, Noak, Stellar Demeter Kosh







 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]

Sein Puls schnellte mit einem Mal in die Höhe als der kriminelle Kopf seiner Entführung, die Chiss Lifera, mit einem glühenden Glimmstängel vor seinen Augen herumfuchtelte und ihm vollkommen unverhohlen drohte. Da er an einen Stuhl aus beinah unzerstörbaren Duraplastik gefesselt war, blieb ihm in diesem Moment nur eine Möglichkeit zum „Ausweichen“: Er musste seinen Kopf soweit wie möglich nach hinten lehnen. Ein unfreiwilliges Hindernis stellte dabei jedoch seine Mitgefangene, irgendeine Politikerin der Neuen Republik (Stellar Demeter Kosh), dar. Denn man hatte sie Rücken an Rücken zueinander gesetzt. Grundsätzlich hätte er sein Gesicht auch noch nach links oder rechts drehen können. Um aber nicht noch mehr den Eindruck entstehen zu lassen, dass diese Kriminellen mit ihrer momentanen Einschüchterungstaktik ganz gut fuhren, entschied er sich stattdessen dafür starr an dem brennenden Zigarettenende vorbei zu schauen. Jedoch blickte er so unwillkürlich in die rubinroten Augen seiner Entführerin – und diese hinterließen bei ihm genau in dieser Sekunde bloß einen einzigen Eindruck: Wahnsinn, puren Wahnsinn.

Ich… ich…“, stammelte er.

Ihr Handlanger (Maalraas), der in den letzten Minuten ständig zwischen der Politikerin und ihm wie ein hungriges Raubtier auf und ab getigert war, schien plötzlich einen gönnerhaften Augenblick zu erleben. Möglicherweise lag es an der unverhofften Machtfülle, die ihm (und seinen Kumpanen) auf einmal in den Schoß gefallen war. Oder er sah schon den großen Berg an imperialen Credits, der als potenzielles Lösegeld für einen imperialen Offizier möglich war. So oder so gab sich der Kriminelle mit einem Mal einen Ruck, fischte eine Zigarette aus seiner abgewetzten Pilotenjacke und bot dem Gefangenen einen Sonderstatus gegen allumfassende Kooperation an. Die offerierte Zigarette zog ihn augenblicklich in ihren Bann. Immerhin hatte das Nikotinpflaster, das er sich vor dem Flug nach Argai auf den linken Oberarm geklebt hatte, schon vor zwei, drei Standardstunden jegliche Wirkung verloren. Er war entsprechend versucht. ‚Ein paar kleine Informationen … was soll ihnen das schon bringen?‘, fragte er sich insgeheim und widerstand nur knapp dem Impuls sich beiläufig über die spröden Lippen zu lecken in Erwartung auf den Genuss einer ganzen Zigarette.


Ich… Ich…“, stammelte er abermals.

Ein geübter Verhörspezialist konnte ihm in diesem Moment sicher ansehen, dass er im Begriff war sich auf diesen Handel einzulassen. Im Gegensatz zu richtigen Geheimdienstmitarbeitern hatte man ihn, den imperialen Offizier, nie in solchen Dingen unterrichtet. Man hatte ihm nie gezeigt wie man unter physischen sowie psychischen Druck standhaft blieb. In Vorbereitung auf diesen Einsatz hatte man ihm bloß gezeigt wie er seine cygnische Tarnidentität als Rowan Karsteen aufrecht zu erhalten hatte. Des Weiteren hatte man ihm noch kurz ein paar kleinere Tricks und Kniffe gezeigt, um beim Besichtigen des ausgestellten Segments gezielter all jene Informationen aufzuschnappen, die später unter Umständen wichtig werden könnten. Warum zierte er sich also so? Warum leistete er gerade so großen Widerstand? Waren die Schmerzen, die man ihm zufügte, tatsächlich gerechtfertigt? Dem Grunde nach hätte er sich das doch alles ersparen können – oder etwa nicht? Noch immer war sein Blick auf die Zigarette in den Händen des Kriminellen gerichtet.


Ich… ich…“, hakte die altmodische Holo-Disc weiterhin.

Just in der Sekunde als sein Gestammel endlich zu ganzen, verständlichen Sätzen werden zu schien, erschien ihm vor seinem geistigen Auge mit einem Mal sein früherer Kommandant auf der Silver Bullet: Commander Gordon Aaronson. Eiskalt, missbilligend musterte ihn der ergraute Imperiale, der über Monate hinweg gewissermaßen eine Vaterfigur für ihn war. Sogleich schwirrten ihm einige schwerwiegende Fragen durch den Kopf: Was war ihm der Eid, den er dereinst feierlich auf Bakura geschworen hatte, eigentlich wert? Hatte er sich letztendlich nicht auch in dem Wissen verpflichtet, dass man auch in schwierigen Zeiten seine Pflicht zu erfüllen hatte? Und repräsentierte er in diesem düsteren Moloch nicht trotz allem die Imperiale Flotte mit all ihren hehren Idealen? Kurz schluckte er. Der Geschmack von Blut lag ihm sofort auf der Zunge. Doch als wäre ein imaginärer Ankläger nicht genug, gesellte sich bloß einen Wimpernschlag später auch noch Captain Manius Selgorias hinzu – dessen Gesicht wurde vom roten Licht der sterbenden Confidence angestrahlt. ‚Ich… ich… ich bin die Imperiale Flotte!‘ Trotzig spuckte der Imperiale etwas Blut aus, raffte erneut sein letztes Bisschen Mut zusammen und probierte einen erneuten Frontalangriff.


Ich bin nicht wie Sie … Mah-no“, brummte er mit giftigem Unterton. „Das haben Sie doch schon festgestellt. Sie sind ‚frei‘; ich habe meine Ideale. Denken Sie also wirklich, dass Sie mich mit einer billigen Zigarette kauf…“

Sehr viel weiter kam er mit seiner Erwiderung nicht. Denn kaum hatte sich für die vor ihm stehende Chiss abgezeichnet, dass er abermals im Trotz auf ihr Tun reagierte, stieß sie plötzlich einen äußerst zornigen Zischlaut aus, ließ den glühenden Glimmstängel sehr geschickt über ihre schlanken Finger wandern und rammte ihm das brennende Ende ohne jegliche Vorwarnung in den Hals – nahe der Halsschlagader! Eine gigantische Supernova an bislang nicht gekannten Schmerzen explodierte mit einem Mal in seinem Körper, breitete sich ungehindert in seinem gesamten Bewusstsein aus und fegte mühelos jeglichen mentalen Widerstand hinweg, sofern etwas in dieser Art in diesem Moment überhaupt bestanden hatte. Möglicherweise gab der Gefangene anfangs noch intuitiv einen lauten, fast schon animalischen Schrei von sich, fiel aber schon Nanosekunden später in tiefste, dunkelste Bewusstlosigkeit. Wieder. Er sackte zusammen. Wieder.

Ein höllisch brennender Schmerz, der sich von seiner linken Wange aus langsam über die gesamte Gesichtshälfte ausbreitete, sowie die Wucht, die im selben Augenblick seinen Kopf nach rechts riss, holte ihn nach einer Ewigkeit, die er nicht näher bestimmen konnte, ins Bewusstsein zurück. Erneut sah er im ersten Moment alles bloß verschwommen. Die Stimmen, die zu ihm sprachen, drangen ein weiteres Mal nur ganz dumpf an sein Ohr. Des Weiteren glaubte er abermals frisches Blut in seinem Mund zu schmecken. Waren jene Wunden, die der Nasenbruch verursacht hatte, durch diese äußerst unfreundliche „Weckmethode“ wieder aufgeplatzt? Während sein Bewusstsein versuchte die kurz zuvor hinweg gefegten Erinnerungen wieder zusammenzusetzen und sein Blick nochmals völlig orientierungslos durch den Raum schweifte, schmatzte er apathisch. Doch im Gegensatz zu vorher spürte er plötzlich einen festen Griff um sein Kinn. Seine Lippen spitzten sich dabei unfreiwillig zu einem idiotisch aussehenden Kussmund. Jemand drückte anschließend seinen Kopf – gegen seinen Willen – wieder nach links. Und mit einem Mal blickte er wieder in Liferas Gesicht. Doch mochte sie vorher noch irgendwie amüsiert gewirkt haben, schien nun nur noch Platz für kalten, rationalen Ernst zu sein.


In… in Ordnung...“, sagte er kraftlos und unter leichten Schmerzen beim Schlucken. „Ich kann euch die Informationen geben, die ich gesammelt habe.“ Seine dunkelbraunen Augen erwiderten den Blick ihrer rubinroten Augen. „Jedoch sind all diese Informationen höchstens dann wichtig, wenn man auf der Pourriture ist. Wo sich das Ding tatsächlich befinden, kann das Segment nicht verraten. Dafür bräuchtet ihr die Blackbox. … Bloß die hat man nicht mit ausgestellt, sondern zu Forschungszwecken an einen anderen Ort gebracht. In den Zwischenspeichern des Segments sind höchstens irgendwelche redundanten Datenreste. Ganz nett für eine dünne Slicer-Suppe; mehr aber auch nicht.“ Für einen kurzen Augenblick gestattete er sich ein mattes Lächeln. Seine „Karten“ waren bei genauerer Betrachtung doch besser als anfangs gedacht. „Hättest du tatsächlich zu allen Dingen zugriff, die diese Operation betreffen, wüsstest du das. … Und dann sind da noch die archaischen Sternenkarten. … Ich weiß nicht wie spät es ist, aber mein Team hat sich bestimmt schon Zugang zu den Originalen verschafft. Was glaubst du wohl, was sie euch und anderen neugierigen Nasen hinterlassen werden?“

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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Machte es mehr Spaß, wenn einem die Leute einfach gaben, was man von ihnen wollte, oder war es irgendwie doch befriedigender, wenn sie zumindest ein bisschen zappelten und sich wehrten? In dieser Frage wollte sich Etara kein endgültiges Urteil bilden, die abenteuerlustige Kriminelle war ohnehin der Ansicht, dass man flexibel sein sollte. Sich eindeutig festzulegen konnte so furchtbar langweilig sein. Viel besser war es doch, wenn man die Dinge nahm, sie kamen, und aus ihnen das Beste rausholte. Diese Einstellung hatte ihr bei ihrer Karriere in der Verbrecherwelt bis jetzt gute Dienste geleistet, also sah die Chiss keinen Anlass, etwas daran zu ändern. Was funktionierte, funktionierte eben. Und das wiederum führte direkt zu der Frage, wie die beiden Nüsse vor ihr am Besten zu knacken waren. Noch war sich Etara nicht sicher, wie die Gefangenen wirklich tickten, aber es gab genügend Mittel und Wege, das zu ändern, und die blauhäutige Frau freute sich darauf, sie auszuprobieren. Ja, man konnte durchaus sagen, dass sie Spaß daran hatte, ihre unfreiwilligen „Gäste“ ein wenig zu malträtieren – schließlich hatte sie hier das Sagen, da halfen weder imperiale Uniform noch diplomatischer Schutz. Diese Leute waren ihr und ihren Begleitern ausgeliefert und konnten rein gar nichts dagegen tun. So ein Pech aber auch für diejenigen, die es gewohnt waren, andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, beispielsweise eine gewisse Senatorin, auf die Etara erst einmal ihre Aufmerksamkeit richtete, nachdem Maalraas die ältere Frau und das System, das sie repräsentierte, mit scharfen und bitterbösen Worten kritisiert hatte. Klang für Etara so, als hätte der Fastmensch ein Hühnchen mit der Neuen Republik zu rupfen – war er so eine Art Revolutionär? Die waren zwar furchtbar romantisch, aber leider auch selten dämlich, und dumm wirkte ihr Helfer nun wirklich nicht. Gut für ihn, sie brauchte für diesen Job echtes Talent, das wurde immer klarer.

Als die so heftig attackierte Politikerin (Stellar) zu einer Gegenrede ansetzte, wölbte Etara neugierig eine Augenbraue und hörte erst einmal zu. Ganz offensichtlich war diese Senatorin bestrebt, ihre Würde und Autorität zu wahren, selbst unter diesen Umständen, energisch verkündete sie, dass sie sich weder gegen den Imp aufhetzen lassen würde noch zu den von Maalraas gescholtenen korrupten und dekadenten Entscheidungsträgern gehörte. Klang tatsächlich so, als würde das stimmen, oder zumindest schien diese Frau es selbst zu glauben. Etara grinste kurz in Richtung ihres Helfers und klatschte dann spöttisch Beifall.


„Schau an, schau an. Aufgepasst, aufgepasst! Wir sehen vor uns eine echte Rarität: Eine ehrliche Politikerin. Scheint, als müssten wir Dich eigentlich in ein Museum verfrachten und der staunenden Öffentlichkeit präsentieren.“


Die rotäugige Verbrecherin scherte sich herzlich wenig darum, ob diese Senatorin irgendwelche schwarzen Konten unterhielt oder in ihrer Freizeit gerne Gewürze von den Schenkeln billiger Twi´lek-Flittchen zog. Was Politik anging, war Etara dediziert unparteiisch, sie beurteilte Leute viel mehr danach, ob sie Vergnügen und Gewinn versprachen oder Ärger bedeuteten. Irgendwelche Deals waren jedenfalls gerade unwahrscheinlicher geworden, außer natürlich, Stellar spielte ihr meisterhaft etwas vor und lauerte nur eine günstige Gelegenheit, diskret ins Geschäft zu kommen. War vielleicht wie bei den Imps, die für die Öffentlichkeit gerne hinaus posaunten, wie sehr sie Nichtmenschen verabscheuten, deren Credits oder andere Gefälligkeiten aber liebend gerne annahmen, wenn keiner hinsah. Heuchelei war nun wirklich ein universelles Laster – und für ihr Metier sehr dienlich. Es stellte sich heraus, dass die Senatorin noch nicht fertig war, mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen fuhr sie nüchtern und ruhig fort und schlug eine aus ihrer Sicht gütliche und friedliche Lösung für die ganze Angelegenheit vor. Wirklich ganz die Politikerin, dachte sich Etara, und die Chiss pfiff kurz anerkennend. Diese Dame hatte Eiswasser getankt, biss mit ihrem Versuch allerdings auf Durabeton, wie die Reaktion von Maalraas rasch zeigte. Der Verbrecher ließ es sich nicht nehmen, den Vorschlag ebenso spitz wie vernichtend zu kommentieren, womit er Etara tatsächlich ein gutturales Lachen entlockte. Sinn für Humor hatte er, kein Zweifel, die Chiss reagierte mit einem trockenen Kopfschütteln in Richtung der Gefangenen. Als diese schließlich meinte, dass die Zeiten, in denen Männer wie er oder die Imp sie ausgeführt hatten, lange vorbei waren, warf Etara ihnen einen kurzen Blick zu, zuckte dann mit den Schultern und taxierte nun ihrerseits ausführlich und gründlich die Senatorin, ein kokettes Lächeln auf den Lippen und ein vielsagender Augenaufschlag folgten.


„Tja, Männer. Haben oft so ein eingeschränktes Beuteschema. Ihr Verlust, hm? Jedenfalls tut´s mir leid, aber mit dem fröhlichen heraus spazieren wird es so schnell für Dich nichts...Püppchen.“


Etaras Gesichtsausdruck wurde kühler und ernst, die spielerische Leichtigkeit legte sich deutlich. So unterhaltsam diese Sache auch war, sie war nicht hier, um diese zwei Bantha-Hirten zu belustigen. Es wurde Zeit, aufzudrehen und die Dinge etwas zu beschleunigen, und genau das tat die Chiss mit sichtbarem Gusto. Sie versuchte gar nicht erst, ihr Vergnügen zu verhehlen, als sie den Imp (Noak) traktierte, ihr Atem war etwas flacher, ihre Wangen leicht gefärbt und ihre roten Augen schienen regelrecht zu glühen. Irgendwo hatte sie mal aufgeschnappt, dass es eine Verhörmethode namens „Stolz und Ego zerschlagen“ gab, und genau das tat sie. Die Androhung und selbst das Zufügen von Schmerzen waren dabei nur ein Aspekt. Viel mehr ging es darum, den Gefangenen zu demütigen, ihm seine Hilflosigkeit vor Augen zu führen und ihm zu demonstrieren, dass er völlig ausgeliefert war. Etara konnte mit dem armen Kerl machen, was sie wollte, und auch ihr wilder Kuss diente einem höheren Zweck. Vielleicht ekelte sich der Bursche so als aufrechter Imperialer, von einer Chiss so berührt zu werden, vielleicht erregte es ihn auch trotzdem oder gerade deshalb, und das sollte ihn ganz schön verwirren und beschämen. In so einer Situation kam es darauf an, das Opfer emotional aus der Balance zu bringen, daher hatte Etara auch ihre Worte an die Senatorin entsprechend formuliert. Keine Ruhe gönnen, keine Sicherheit zulassen, das war der Trick. Noch mehr Druck? Es gab so viele wunderbare Möglichkeiten, und...Etara zischte beinah, als sie die Hand von Maalraas auf ihrer Schulter spürte, der Fastmensch zog sie ein Stück zurück, trennte sie von ihrem Spielzeug. Die hübsche Blauhäutige kniff die Augen zusammen und strich wie ein Nexu in der Nähe herum, als ihr Begleiter versuchte, einen Zugang zu dem jungen Kerl zu bekommen, mit cleveren Worten baute er dem Imp eine goldene Brücke, über die er gehen und so weitere Schmerzen und Scham vermeiden konnte. Etara verkniff sich ein anerkennendes Schulterklopfen, denn ganz natürlich und fließend war Maalraas in die Rolle des guten Bullen geschlüpft und übernahm diese mit Bravour. Schlauer Typ, der konnte es noch weit bringen.

Leider traf das wohl nicht auf den Imperialen zu, in selten dämlicher Heldenpose lehnte er nach eifrigem Stammeln und Stottern sowohl das Angebot der Kooperation als auch die als Goldstück dazu versprochene Zigarette energisch ab. Wohl ganz nach Lehrbuch verwies der junge Mann stolz auf seine „Ideale“ und schien ernsthaft geneigt, für die den Märtyrer zu machen. Etara wartete gar nicht erst ab, bis die „Für meine Überzeugungen werde ich alles geben“-Rede losgehen konnte, stattdessen ließ sie den Nacken knacken, überwand mit zwei schnellen Schritten die Entfernung zum Gefangenen und rammte mit einem zornigen Zischen die glühende Zigarette gegen den Hals des jungen Mannes. Ihre Bemühungen wurden mit einem kurzen, gellenden Schrei belohnt, dann sackte der dunkelhaarige Mensch schlaff in sich zusammen und schloss die Augen. Etara fluchte, packte mit der einen Hand sein Haar und holte mit der anderen aus, um ihm eine saftige Ohrfeige zu verpassen, die rote Streifen auf seiner Haut hinterließ.


„Sieh. Mich. An!“


Als sich ihr Opfer wieder regte und orientierungslos vor sich hin starre, schnappte sich die Chiss sein Kinn und drehte es unsanft in ihre Richtung. Der Anblick, der ihn erwartete, war furchteinflößend: Aus einem kalten, blauen Gesicht, dessen rechte Hälfte von Narben geziert war, bohrten sich zwei rote Augen wie Dolche in ihn, das Versprechen von Schmerz und Tod hing unausgesprochen und doch unmissverständlich in der Luft. Und nun, endlich, gab der Imperiale nach. Zögerlich, widerwillig, noch immer bemüht, seine Ehre und seine Kameraden zu schützen, aber er gab nach. Gerade noch rechtzeitig, denn Etaras Geduld war erschöpft. Umso neugieriger und konzentrierter hörte sie dem zu, was der Imp nun zu erzählen hatte, als Belohnung lockerte sie bei jedem Wort langsam ihren eisernen Griff um sein Gesicht. Was er wusste, war tatsächlich bemerkenswert, auch wenn vieles davon erst zum Tragen kommen würde, wenn sie die Schatzbarke des alten Xim, die „Pourriture“, gefunden hatten. Um das Schiff aufzuspüren, war eine Blackbox notwendig, und die war nicht hier. Erschwerend kam hinzu, dass die Imperialen offenbar eine heiße Spur im Bezug auf die Sternenkarten verfolgten, das Material vielleicht schon in ihrem Besitz hatten. Nein, Etara wusste leider wirklich nicht alles im Bezug auf die Aktionen der Imps, und darauf verwies ihr Gefangener nun durchaus mit Recht. Für einige Herzschläge kniff Etara die Augen zusammen und verstärkte ihren Griff, dann, endlich, ließ sie los, tätschelte die Wangen des Menschen und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, als sie sein Haar zurecht rückte. Ihre Stimme war kühl, aber nicht mehr so zornig und bedrohlich wie zuvor, ihr Akzent etwas weniger rau.


„Geht doch. Mumm hast Du ja, Kleiner, das muss ich Dir lassen. Aber Du hättest Dir auch eine Menge Schmerzen ersparen können, denn angesichts dieser Informationen glaube ich fast, dass wir ins Geschäft kommen könnten, ohne, dass einer von uns seine Prinzipien verraten muss. Hm-hm, klingt komisch, ist aber so. Schau mal, mein Hübscher, wir gehören nicht zu den Hutten. Zu den Reps erst recht nicht, und auch keiner der Lokalmächte. Sagen wir einfach, wir sind eine interessierte dritte Partei, und alles, was wir wollen, ist ein fairer Anteil an der Beute. Dafür sind wir durchaus bereit, unser Wissen, unsere Fähigkeiten, unsere Kontakte und unsere Ressourcen mit einzubringen. Mit vereinten Kräften wäre es deutlich leichter, die Schatzbarke zu orten, zu sichern und zu bergen, lange, bevor eine der anderen Gruppen das schaffen kann. Bin mir sicher, man findet eine Aufteilung der Schätze, mit der alle leben können. Stell es Dir vor, Du als der große Held des Reiches, der diesen Schatz gefunden hat! Wie Deine Vorgesetzten staunen würden. Hättest ausgesorgt. Aber wenn das Imperium unsere Hilfe nicht will oder braucht...nun, im Moment sind wir für alle Angebote offen.“


Etara lächelte, strich dem Gefangenen noch einmal kurz über den Kopf und drückte diesen kurz in Richtung ihrer Brust, bevor sie sich von ihm löste, sich wieder setzte und in aller Seelenruhe eine Zigarette hervor kramte, sie zwischen ihren Fingern hin und her wandern ließ und sich dann entspannt zurück lehnte. Vielleicht würde er ja jetzt diese Kippe annehmen. Oder jemand anderes...


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Der große Mann war schlagfertig und das auf eine schneidend sarkastische Art. Wenn man die Umstände wohl außer Acht ließe dann wäre er der Senatorin vermutlich sogar ein wenig sympathisch. Aber sie kannte Leute wie ihn. Falsch verstanden, traumatisiert durch etwas was einmal geschehen war oder gar noch immer gebunden an Dinge die einem widerfahren sind. Das sind meist die Leute die wahnsinnig selbstbewusst, sicher und standhaft wirkten, allerdings wirkten sie es nur. Mit richtigen Worten und Taten konnte man die Stabilität des äußeren Gehäuses zum wackeln bringen bis es langsam begann zu bröckeln. Dann kam meist Aggression, Wut, Angst und Zweifel zum Vorschein. Dies bewegte zu Taten bei denen man nie im Leben darüber nachgedacht hätte sie durchziehen zu können und dies machte die Sache dann interessant, es verschaffte einem Nervenkitzel und man war begierig auf mehr.
Oder die ältere Dame schätzte den Kontrahenten da falsch ein und er war einfach so wie er ist ohne trifftigen Grund. Immerhin waren Herkunft, Bildung und die Gesellschaft mit der man sich umgab ebenso ausschlaggebend wie eventuelle psychische Blockaden. Wie auch immer, sie wusste dass sie hier gegen eine dicke starke Wand ein Gesprächsduell führte also war es im Prinzip egal was sie sagte oder wie sie es sagte. Denn entweder sie verlangen Lösegeld oder würden sie abmurksen was beides für die Politikerin auf keinen Fall akzeptabel war.
Nachdem sie ihrem Kontrahenten also Gegenrede leistete, musste sich die unberechenbare Chiss einmischen und einen wirren und für die Politikerin nervigen Satz einwerfen - allerdings ließ sich Stellar nicht im geringsten etwas anmerken. Ihre Mimik bleibt unverändert und die Stimme weiterhin gefestigt und stabil. Die Dame war ein resoluter Brocken der nicht leicht zu knacken war und das war ihr eindeutig anzumerken.


"Ich kann nur erneut wiederholen dass ich keine Hoheit bin. Ich bin eine Senatorin und Gelehrte. Weder royal noch gesegnet. Und ja es gibt ehrliche Politiker. Natürlich sind schwer zu finden wenn man sich mit illegalen Tätigkeiten die Zeit vertreibt und sich auf unzivilisierten Welten aufhält wo die Republik keinen Einfluss auf diverse Syndikate und Banden hat, aber das wissen Sie als beständige Geißelnehmerin und berechenbare Folterin mit Sicherheit selbst."

Es begann sie zu nerven dass Miss Blue hier weiter einen auf Psychokiller machte. Es war anstrengend und ermüdend allerdings würde sie das natürlich nicht zugeben. Als sich also die netten Herrschaften wieder abwandten und sich wieder mit dem armen Jungen beschäftigten musste sie sehr wohl ein oder zweimal schlucken. Seine Haucher und Schreie die er von sich gab als sie ihn malträtierten und quälten waren kaum auszuhalten, noch dazu stieß er irgendwann seinen Kopf gegen den der Senatorin da er wohl versuchte sein Gesicht zu schützen. Was auch immer - sie sah ja nicht was da abging und was sie ihm genau zufügten. Sie hörte nur Drohungen - mehr oder minder leere Drohungen. Und die Gefahr die in der Stimme der Chiss mitschwingte war auch unüberhörbar. Nach einer Weile der stockenden Stille sprach der Imperiale dann aus was er an Geheimnissen in sich trug. Sehr interessant und tatsächlich wäre dies für die Republik eine Gelegenheit, allerdings musste die Organisation aus der diese Verbrecher kamen mächtig sein. Besser gesagt mussten sie dann wohl Optionen und Fähigkeiten haben um sich weder vor Imperium noch vor Republik fürchten zu müssen wenn sie diese Operation durchführten. Aber sie beteuerten dass sie nicht zu den Hutten gehörten was eine der größten Organisationen in der Welt der Verbrecher ausschloss..und eigentlich nur noch eine relativ bekannte Organisation übrigließ.

"Ich finde es interessant wie geschickt sich die Black Sun anstellt. Ich wäre allerdings sehr froh darüber wenn Sie dem Imperialen keinen weiteren Schaden zufügen. Sie sind doch wohl so gesittet?"

Sie legte einen unberechenbaren und spielenden Unterton mit in ihre Stimme als sie den Satz von ihren Lippen gleiten ließ. Noch waren sie zu der Senatorin nicht ungemütlich geworden. Dafür waren sie um so unhöflicher. Aber man konnte alles geschickt und mit Sprache erreichen, warum also weiter quälen? Der Imperiale würde sich dann um so schwerer von den psychischen Schäden erholen die dieser Angriff und diese Foltermethoden nach sich ziehen. Allerdings wäre das ja auch eine Sache die diese Bande berechnet haben. Vielleicht wollten sie ja dass er gar nicht im Stande war wieder den Dienst beim Imperium anzutreten? Vielleicht suchte die Chiss nach Spielzeug? Vielleicht würde er verkauft werden oder tatsächlich ermordet? Aber nein, er wurde als Goldjunge bezeichnet. Also wäre dies natürlich auch ein Plan - ihn ausnutzen und dann verschwinden lassen? Wäre Stellar nur ein paar JAhre jünger...dann hätte sie wahrscheinlich genauso wenig Chancen einen offenen Kampf zu gewinnen wie sie es jetzt hatte. Mit der Ausnahme dass sich die Bänder und Knochen in der Gegenwart weniger belasten lassen als wie in der Vergangenheit.

Stellar wartete als erst einmal die Reaktionen der Gesetzlosen ab. Anhand der Reaktionen konnte man dann ja feststellen ob sich die Senatorin zu weit bei ihren Kopfermittlungen hinauslehnte oder ob ihr Verdacht tatsächlich stimmte.
Es war schon interessant, man musste weder wissen mit wem man die Zeit verbrachte noch musste man sehen wo man war. Man musste nur zuhören und erkennen. Aussagen filtern und Emotionen wahrnehmen. Reaktionen und Aktionen einschätzen können. Wenn man wusste wie man soetwas anstellte dann konnte man viel hinter den Kulissen erkennen. Man konnte dadurch viel von denen erfahren die man doch eigentlich gar nicht kannte von denen man nichts wusste. Weder von deren Vergangenheiten noch von deren Motiven, Organisationen oder Leitbildern.
Abstruse Leute in einer abstrusen Situation mit einer noch abstruseren Atmosphäre.



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Die Strategie schien Früchte zu tragen; mit Etara als einschüchternden und unberechenbaren bösem Cop und Maalraas als vernünftigen guten Cop. Der Imperiale verlor sich in einem Gestammel, war nun längst nicht mehr so wortreich und großspurig wie eben noch und lieber Junge, hätte er seiner eigenen Mutter für eine der vor seinem geistigen Auge schwirrenden Zigaretten in den Rücken stechen müssen, er hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, so offenkundig zehrend war sein Verlangen danach. Der Mann war kurz vor dem Einknicken und mit einem zufriedenen Seitenblick in Richtung Etara machte sich der Gauner schon bereit, dem Jungen eine Zigarette an den Mund zu halten und ihn für sein kooperatives Verhalten zu belohnen. Doch der Kerl wollte nicht. Er wollte es einfach nicht wahrhaben. Wie eine kaputte Audiospur stammelte er abermals herum, woraufhin der Hybrid ihm mit einer antreibenden Handdrehung noch ein letztes Mal zum schnellen Einlenken bewegen wollte. Aber trotzdem entschied er sich doch noch um. Dummer Junge. Maalraas neigte sich noch einmal vor, um förmlich durch sein gefesseltes Gegenüber hindurchstarren zu können, als dieser letztlich im Zuge einer unintelligenten Trotzreaktion Blut spuckte und mit den folgenden Worten seine Chancen verspielte, hier unversehrt hinauszukommen. Mit einem bedauernden Nicken erhob sich der Bandit, um der Chiss den Vortritt zu gewähren und zu tun, was getan werden musste. Schneller als er schauen konnte, stand sie schon vor der Geisel, rammte ihm den glühenden Zigarettenstümmel in den Hals und verfrachtete den jungen Mann in eine Welt der Schmerzen, die ihm in dieser Dimension unbekannt sein musste. Der grelle Schmerzensschrei ging durch Mark und Bein, selbst Maalraas, der schon einiges gesehen hatte, zuckte ganz kurz zusammen und sah fast schon besorgt dabei zu, wie der Imperiale augenblicklich darauf die Benommenheit verlor. Die Glut war verdammt nah in Halsschlagadernähe gekommen. Dabei überhörte er sogar den überraschenden Apell der Politikerin, die dem Imperialen tatsächlich zur Hilfe kam. Etara aber wusste allem Anschein nach, was sie tut, wie die ganze Zeit schon, als sie in ihrer Rolle als Irre förmlich aufging und schellte schnell wieder ein wenig Benommenheit in den Imperialen. Maalraas verschränkte seine Arme und legte den Kopf schief, als sich der Gefangene endlich öffnete und mit den Informationen herausrückte. Nach und nach quollen wertvolle Informationen aus seinem demolierten Rachen, was der Hybrid mit einem zufriedenen Lächeln in die Runde quittierte.

Etara war genauso begnügt und antwortete deutlich gesitteter. Ihre Gruppierung seien weder den Hutten, noch den Republikanern zugehörig. Alles was sie wollen, sei fairer Anteil am Schatzfund, nicht mehr und nicht weniger. Und gemeinsam würden sie ihre Chancen steigern, an diesen heranzukommen.

"Betrachte uns als einfache Akquisitionsexperten, Mano. Wir greifen Dir bei der Beschaffung dieses sagenumwobenen Schatzes unter die Arme, zischen mit unserem Anteil ab und Du wirst nie wieder von uns hören. Daheim wird man Dir ein paar Orden umhängen und wer weiß...vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, Dir den ein oder anderen Klunker als kleine inoffizielle Spesenzahlung in den Hosenbund zu schmuggeln."

Der Hybrid klopfte dem Gefangenen erheitert auf die Schulter, beinahe so, als ob er vor nicht einmal 5 Minuten nicht vor Schmerzen in Ohnmacht gefallen wäre und sah zwischen ihm und Etara hin und her. Sein Blick blieb an der Tabakrolle in ihren filigranen Händen hängen:

"Ich denke, eine erste Belohnung hat er sich redlich verdient. Oder, was meint Ihr, Hoheit?"

Mit diesen Worten trat Maalraas hinüber auf die andere Seite der beiden gegenüber voneinander gefesselten Personen, um die Senatorin vorsichtig von ihren Fesseln zu lösen. Er half ihr, auf die Beine zu kommen, wobei sie noch lange nicht so wackelig war, wie ihr imperiales Pendant in der Runde. Dann aber spürte die Frau das kalte Metall seiner Westar unterhalb des Nackens, als er leise zu ihr sprach.

"Lassen wir unsere Freunde diese Angelegenheit im Detail doch in aller Ruhe aushandeln und uns einen ruhigeren Ort suchen, wo wir ungestört über Euren Beitrag zu unserer Sache sprechen können."

Damit geleitete er die Frau in ihren Vierzigern oder frühen Fünfzigern aus dem engen Raum hinaus in den Korridor der Etage, um ein paar Zimmer weiter zu gehen. "Nein, nicht gemütlich" "Hier lauschen für meinen Geschmack zu viele Ratten mit" "Bei diesem Geruch kann ich mich unmöglich konzentrieren" hieß es von seiner Seite aus, als sie einen Raum nach dem anderen abklapperten und schließlich auf einer Art überdachtem Balkon zum Stehen kamen. Dieser zielte direkt auf die Betonfassade des nächstgelegenen Hauses und war von allen Seiten abgeschirmt, jedoch auch mit zwei bequemen und halbwegs intakten Stühlen aus Korbgeflecht und einem gläsernen und verschmierten Tisch ausgestattet. Mit der Mündung seiner Westar-Pistole deutete der Hybrid auf einen der beiden freien Stühle und den ausgesuchten Sitzplatz der Politikerin. Gegenüber von ihr nahm er Platz, legte seinen rechten Fuß gemütlich auf den Tisch und seinen Blaster auf die Tischkante, genau auf die Senatorin gerichtet. Mit der anderen Hand kramte er zwei Zigaretten aus seiner Jackentasche, um ihr eine davon anzubieten. Dann sah er für ein paar Sekunden in den purpurblauen Nachthimmel und zündete sich den Stängel an.

"Du erweckst den Eindruck einer Person, die Spielchen nicht besonders mag und ob Du es glaubst oder nicht, aber mir geht es in dieser Hinsicht ähnlich. Also lassen wir die Spielchen vorerst dort drinnen und widmen uns in aller Seriosität dem Geschäftlichen."

Wie vorhin, bevor er die Frau mit beißendem Sarkastisch mit Hoheit und majestätischem Plural angesprochen hatte, kam er nun zum Du zurück, was die Senatorin hoffentlich erwidern würde. Nach einem tiefen Zug des glühenden Tabaks musterte er sein Gegenüber und kam schnell zum Punkt:

"Vielleicht sagst du die Wahrheit und bist eine Politikerin der ehrlichen Sorte. Vielleicht auch nicht. Aber für den Moment wird es genügen, wenn du bloß jetzt ehrlich und bei der Wahrheit bleibst und davon absiehst, tief in irgendeine Trickkiste zu greifen und zu versuchen, mich zu verarschen. Also: über wie viel Privatvermögen verfügst du? Ich spreche nicht bloß von Credits, sondern auch wertvollem Besitz; irgendwelche teuren Antiquitäten, edle Schmuckstücke, irgendwelche Anlagen, die sich schnell liquidisieren lassen."

Kurz pausierte der stilvolle Gauner und sah an der Senatorin vorbei in jene Richtung, aus der mehrere hundert Meter entfernt das Geräusch eines abgefeuerten Projektils ertönte. Diese Kloake von einer Stadt war schon ein Drecksloch der besonderen Art...

"So wie ich es nämlich sehe wäre es am Besten, wenn wir es so simpel wie möglich halten. Keine republikanischen Kontakte, keine Verbindungen. Wir bleiben unter dem Radar und Euch bleibt diese peinliche Story erspart. Bei unserem imperialen Jungchen dort drinnen hat es eine Weile gedauert, bis die Vernunftbegabung eingesetzt hat. Aber Du bist schlauer und weißt, dass dieser Weg für Dich das Beste ist. Es sei denn..."

Und damit nahm der Gauner seinen Fuß vom Tisch und verließ seine zurückgelehnte Haltung, um sich nach vorne zu beugen und der Frau deutlich direkter in die Augen zu schauen.

"...es sei denn, Du könntest uns eine Hilfe bei unserer kleinen Schatzsuche sein. Das könnte nämlich für dich bedeuten, ohne größere Verluste aus dieser Nummer herauszukommen. Weißt Du irgendetwas darüber?"



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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt), eine gefesselte Fremde (Senatorin Kosh), Lifera (Etara), Sinaesh (Spectre) und zwei fremde Ganuer (Jevan Vassic und Maalraas)]

Eigentlich hätte sich Noak besser fühlen müssen als er seinen Entführern Kooperationsbereitschaft signalisierte und ihnen endlich erste relevante Informationen gab. Immerhin musste er unter diesen Umständen nicht mit weiteren Schmerzen rechnen, die ihm andernfalls entweder die wahnsinnige Chiss oder deren gönnerhafter Freund (Maalraas) zufügen würden. Doch an die Stelle dieser Furcht trat sofort Scham. Indem er mit diesen vier Verbrechern zusammenarbeitete und sie möglicherweise zu einem legendären Schatz führte, verriet er schließlich nicht nur seinen einst auf das Galaktische Imperium geleisteten Treueeid, sondern beging zur gleichen Zeit auch den Fehler, den kein heldenhafter Spion in den Holo-Filmen seiner Kindheit beging. Emotional war er demzufolge vom Regen in der Traufe gelandet.

Folglich tröstete es ihn in diesem Augenblick nur bedingt, dass sich diese Schurken ihm gegenüber nun als Auftragnehmer verkaufen wollten. Trickreich versuchten sie ihm so ein bisschen Honig ums Maul zu schmieren, um sich seiner weiteren Zusammenarbeit zu versichern. Obwohl er noch immer mit den Nachwirkungen des schmerzhaften Angriffs auf seine Nase, der Brandverletzung an seinem Hals und der schallenden Ohrfeige parallel zu kämpfen hatte, reichten seine Analysefähigkeiten als erfahrener Waffenoffizier noch insoweit aus, um diesen gegnerischen Schachzug zu erkennen. Doch welche Möglichkeiten standen ihm unter diesen Umständen schon zur Verfügung? Lifera hatte ihm in der letzten Stunde(?) eindeutig bewiesen, dass sie bereit war sein Leben ohne mit der Wimper zu zucken zu beenden, sollte er keinen weiteren Nutzen mehr für sie haben.


Einen fairen Anteil?“, hakte der geschundene Bakuraner mit matter Stimme nach, nachdem sich die beiden kriminellen Wortführer nacheinander so deutlich dafür ausgesprochen hatten. „Was ist denn eurer Meinung nach ‚fair‘?“ Sein getrübter Blick wanderte dabei ganz langsam von Lifera zu deren „Freund“. „Über den schlussendlichen Wert hat man mich leider nicht informiert. Ich kann euch also leider keinen ‚verlockenden‘ Festbetrag nennen...“

Noak lenkte deren Verhör absichtlich auf dieses eine Thema. Denn damit konnte er mehrere Sachen bezwecken. Da er noch immer Zweifel daran hatte, dass sie letztlich doch für die Hutten arbeiteten, konnte er auf diese Weise bestenfalls ein paar Informationen über deren Hintermänner in Erfahrung bringen. Des Weiteren bot er seinen Entführern abermals eine Gelegenheit mit ihren Insider-Wissen zu glänzen. Unter Umständen halfen diese Fragmente dem Imperialen schon weiter, um das „Leck“ innerhalb der Operationsplanung ausfindig machen zu können. Außerdem konnte er durch dieses Thema herausfinden, ob Lifera sowie ihr Anhang schon Erkenntnisse aus anderen Quellen in ihren Besitz gebracht hatten. Möglicherweise war Argai nicht ihr erster Anlaufpunkt gewesen. ‚Der Tion-Cluster ist groß genug…‘ Und zuletzt schnitt er dieses Thema auch an, weil er sich so noch etwas mehr Zeit erkaufen zu können glaubte. Schließlich hatte er noch immer keine „elegante“ Lösung für eine erfolgreiche Flucht ausfindig machen können.

Mit kühler, beherrschter Stimme schaltete sich plötzlich die neurepublikanische Politikerin (Stellar Demeter Kosh) ein. Obwohl sie genauso in dieser misslichen Lage steckte wie er, schien sie deren Gefahren momentan deutlich besser zu umschiffen. Bislang hatten die Entführer ihr noch kein Haar gekrümmt. Höchstens ihre Verachtung für diesen „Berufsstand“ hatten sie mehrfach gezeigt, indem sie ihre Gefangene überzogen nachgeäfft hatten. Doch dieser Zustand der „Unantastbarkeit“ schien ebenfalls ein Ablaufdatum zu haben. Denn die Dame brachte mit einem Mal eine andere, nicht minder berüchtigte Organisation der interstellaren Unterwelt ins Spiel: die Black Sun. Bis auf einen Haufen abstruser Geschichten aus dem HoloNet über riesige Bandenkriege, blutige Raubüberfalle oder unheimliche Auftragsmorde und dem einen oder anderen geschnappten Piraten, der sich bei seiner Verhaftung auf diese ominöse „Gemeinschaft“ berief, hatte Noak in seinem bisherigen Leben noch keine Berührungspunkte mit diesem Schlag Krimineller gehabt. Ihm stockte dementsprechend einen Moment lang der Atem.

Die Politikerin schien mit ihrer Vermutung tatsächlich ins Schwarze getroffen zu haben. Denn kaum hatte sie ihren Verdacht laut geäußert, entschied sich Liferas „Freund“ urplötzlich dafür die beiden Gefangenen ab sofort getrennt voneinander zu befragen. Er sagte zwar nichts zu der wahnsinnigen Chiss, aber aus dem Augenwinkel konnte Noak beobachten wie er gemächlichen Schrittes zu den Stühlen trat, sich an ihren Handschellen zu schaffen machte und sie anschließend aufforderte ihm zu einem „ruhigeren“ Ort zu folgen. Erneut stockte dem Imperialen der Atem. Hatten sich die beiden Kriminellen etwa insgeheim entschieden? Zog sie den kürzeren? Oder schlug nun für ihn das letzte Stündlein? Abermals schlug das Herz in seiner linken Brust schneller. Blanke Panik mochte man in seinen Augen zwar noch nicht sehen, aber viel fehlte nicht mehr. Das Rascheln von Kleidung drang an sein Ohr als sich die Mitgefangene langsam von ihrem Stuhl erhob. Danach waren leise Schritte zu hören.

Nun war der „Moment der Wahrheit“ gekommen. Nun würde Noak endlich erfahren wem die ihm irgendwie bekannt vorkommende Stimme gehörte. Zwar war sein Sehvermögen noch immer etwas getrübt, aber er drehte den Kopf trotz allem leicht nach links als die Gestalt – begleitet von Liferas „Freund“ – langsamen Schrittes an ihm vorbei ging. Die Politikerin war hochgewachsen, schlank, dunkelhaarig und besaß eine helle Hautfarbe. Im Gegensatz zu ihm, der inzwischen nur noch nach Schweiß und Blut roch, umgab sie ein deutlich lieblicherer Duft. Ihre Kleidung sowie der Schmuck, den sie trug, war in der Tat von erlesenem Geschmack und für jemanden, der in den Außenbezirken dieser Stadt lebte, unbezahlbar. Sein Blick wanderte weiter. Und dann stockte ihm ein weiteres Mal der Atem. Denn sobald sein Blick das Gesicht erreichte, erkannte er sie. Seine Mitgefangene war Stellar Demeter Kosh, die Senatorin von Lerritor!

Auf Seiten der Neuen Republik hatte sie zu der Gesandtschaft gehört, die auf Chalacta, Bimmissari und Boonta die jeweiligen Mitgliedswelten hinsichtlich eines vom Cygnischen Sternenimperiums angestrebten Trutzbündnisses gegen die Hutten beraten hatten. In diesem Zusammenhang hatte sie den Bakuraner unter seiner cygnischen Tarnidentität kennengelernt: Als Rowan Karsteen, der Neffe des Kommandeurs der cygnischen Heimatflotte. In dutzenden Sitzungen hatten sie sich auf diesen drei Welten gegenüber gesessen. Das Risiko, das sie ihn genauso erkannte, war also da. Höchstens die schmerzhaften Verletzungen in seinem Gesicht, das zerzauste Haar und das Fehlen der grünen Dienstuniform mochte ihn in diesem Moment vor der Enttarnung retten. Ob sie ihn aber ebenfalls erkannte, konnte er nicht sagen. Denn kaum war er sich ihrer Person (wieder) bewusst geworden, hatte er den Kopf schnell zur anderen Seite gedreht.


In der Pyramide – genauer gesagt: im zentralen Repulsorbahnhof – gibt es einen als kleines Schließfach getarnten toten Briefkasten“, griff Noak die unterbrochene Unterhaltung wieder auf, sobald Senatorin und der Kriminelle den Raum verlassen hatte. Einen ordentlichen Fluchtplan hatte er noch immer nicht parat. Darum musste er das Spielchen weiterspielen: „Auf diese Weise könnt ihr euch an meine Leute wenden und euer Angebot unterbreiten. In der Stadt gibt es darüber hinaus noch den einen oder anderen sicheren Unterschlupf, der mit Sicherheit mehr Komfort als DAS hier bietet. Bestimmt kann euch solch eine Unterkunft zur Verfügung gestellt werden.“

[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt) und Lifera (Etara)]
 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Die gute alte Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche zeigte endlich Wirkung, die Zunge des niedlichen Imperialen lockerte sich und seine resignierte Körperhaltung sprach Bände. Dieser junge Mann wusste, dass ihm bei fortgesetzten Widerstand ein übles Schicksal blühte, und Etara ging von der Prämisse aus, dass auch nur die wenigsten Imps wirklich bereit waren, für ihr glorreiches Imperium zu sterben. Sicher, diese Leute spuckten gerne große Töne, wenn es um dieses Thema ging, und kaum ein billiges Holodrama kam ohne den pathetisch inszenierten Heldentod für die Sache aus, aber Realität und Fiktion und Anspruch und Wirklichkeit waren nun mal verschiedene Dinge. Schlussendlich war der Selbsterhaltungstrieb eben stark und der Drang, die eigene Haut zu retten, ebenso verständlich wie überzeugend. Vermutlich plagten das arme Kerlchen nun arge Gewissensbisse, aber das scherte die junge Chiss nun herzlich wenig. Wenn er anfangen wollte, wegen seiner „Schwäche“ zu jammern, konnte er das gerne tun, denn Etara war mit dem Erreichten sehr zufrieden, wohlig räkelte sich die hübsche Blauhäutige etwas, ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen. Manchmal war ein bisschen Druck eben genau das richtige, wobei natürlich der Anteil von Maalraas an dem Erfolg nicht zu unterschätzen war. Gekonnt hatte der Fastmensch ein freundliches Gesicht gezeigt, eine Alternative, und es war wohl diese Kombination, die schlussendlich den Unterschied gemacht hatte. Mit diesem Zeitgenossen konnte man gut zusammenarbeiten, eine Tatsache, die für den weiteren Verlauf dieser „Schatzsuche“ ein gutes Omen war. Etara musste sich auf ihre Leute verlassen können – die ganze Angelegenheit würde bestimmt nicht einfacher werden.

Im Moment aber konnte sich die Verbrecherin erst einmal ein bisschen entspannten, demonstrativ lockerte sie ihre Haltung und lehnte sich lässig zurück, während ihr Helfer noch etwas ermutigend und beruhigend auf den Imp (Noak) einredete, ihm kumpelhaft auf die Schulter klopfte und Belohnungen sowohl zeitnah als auch in der Zukunft in Aussicht stellte. Als der Fastmensch davon sprach, dass man ja vielleicht etwas in die Hosentasche des Gefangenen schmuggeln könnte, wölbte Etara trocken eine Augenbraue und warf einen pointierten Blick in besagte Richtung, ein raues Lachen konnte und wollte sie sich nicht verkneifen. Als Maalraas schließlich vorschlug, dem Imp eine Zigarette zu gönnen und sich derweil unter vier Augen mit der Senatorin zu unterhalten, nickte Etara nur knapp, sah den beiden kurz nach nach, als ihr Begleiter die Fesseln der dunkelhaarigen Frau löste und sie in einem Nebenraum führte, und spielte noch ein wenig mit der Zigarette zwischen ihren Fingern. Bewusst ließ sie etwas Zeit verstreichen und den Imperialen damit im Unklaren darüber, was nun geschehen würde. Gab es da nicht dieses philosophische Ding mit diesem Gefangenendilemma? Etara meinte, mal was in die Richtung gelesen zu haben. Zu sicher sollte sich dieser Imp jedenfalls nicht fühlen, und deswegen reagierte die rotäugige Frau zunächst auch gar nicht auf seine Worte im Bezug auf den Anteil am Schatz und dessen Wert, sondern betrachtete ihn lediglich, einen glatten, schwer zu deutenden Ausdruck auf dem Gesicht. Erst nach einer ganzen Weile beugte sie sich etwas nach vorne und taxierte ihren Gegenüber aus der Nähe, ihre Stimme etwas leiser, der Tonfall vertrauter, intimer.


„Ach, nach allem, was ich höre, ist der Schatz wertvoll genug, dass man sich schon irgendwie einig werden wird. Ich meine, für euch Imps ist es doch eigentlich eh wichtiger, dass er nicht in die...hm...falschen Hände gerät, oder? Besser wir als die Hutten. Oder die Reps. Betrachte das ganze also mehr als patriotisches Werk und weniger als schnöde Schatzsuche. Wobei...bisschen Goldfieber bekommen? Hey...Augen zu mir, Hübscher.“


Etara grinste und zwinkerte dem jungen Imperialen konspirativ zu, bevor sie vor seinem Gesicht mit den Fingern schnippte, sie glaubte, dass er vorhin ein wenig zu neugierig für ihren Geschmack in Richtung der Senatorin geschaut hatte. War wohl verständlich, wissen zu wollen, wer da zusammen mit ihm in der Patsche saß, aber es war besser, wenn die beiden Gefangenen möglichst wenig von einander wussten und mitbekamen. Immerhin plauderte der dunkelhaarige Mensch nun noch weitere interessante Dinge aus, er sprach von einem toten Briefkasten und wo dieser zu finden sei, dies wäre eine Möglichkeit, seine Vorgesetzten zu kontaktieren. Ebenso erzählte der Imp, dass es mehrere sichere Häuser in der Stadt gab, von denen eines bei einer Einigung sicher als besseres Versteck fungieren könnte. Etara warf einen kurzen Blick auf die wenig reizvolle Umgebung, dann legte sie den Kopf schief, rückte etwas näher an ihren Gefangenen heran und suchte Augenkontakt, während sie ihm eine Zigarette in den Mund drückte, sie ansteckte und sich dann ebenfalls dieses Vergnügen gönnte.


„Das geht alles so schnell. Kaum haben wir mal ein bisschen Privatsphäre und Gelegenheit, uns besser kennenzulernen, und schon fragst Du, ob es zu mir oder zu Dir geht und ob wir andere Leute treffen sollten. Nimm mal ein bisschen die Füße vom Pedal, Kleiner. Jetzt hast erst mal Du meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Plaudern wir doch ein wenig. Fangen wir mal mit den Grundlagen an. Kann Dich ja nicht die ganze Zeit mit Kosenamen bezeichnen – wie heißt Du wirklich? Hübsches Gesicht, hübscher Name, oder passt es nicht? Scheinst ein cleverer Zeitgenosse zu sein, wie landet jemand mit mehr als zwei Gehirnzellen beim Imperium? Niemand, der zu Hause auf Dich wartet? Oder mehr der Typ mit einer Liebschaft in jedem Raumhafen?“


Die attraktive Chiss lehnte sich noch mal etwas nach vorn, blies ihrem Gegenüber Rauch entgegen und strich mit den Fingerspitzen über seine Wange und seinen Hals entlang, bis kurz vor die durch die Zigarette verletzte Stelle. Dort zuzudrücken wäre jetzt bestimmt sehr unerfreulich, aber das sparte sich Etara für den Fall auf, dass dieser Zeitgenosse wirklich widerspenstig wurde. Je mehr sie über ihn wusste, desto besser, und so hatte auch Maalraas etwas Zeit, um mit der Senatorin zu reden. Wenn die ein besseres Angebot machte, würden eben die Reps die neuen Partner sein. Etara war nicht nur in dieser Hinsicht bemerkenswert flexibel. Musste man in ihrem Metier schließlich sein...


[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar
 
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Die Senatorin musste wohl einen Nerv getroffen haben, denn aus heiterem Himmel näherte sich der große und durchaus respekteinflößende Gesetzlose der nach wie vor gefesselten Politikerin. Er löste die Fesseln, half ihr sogar hoch und zum Abrunden des Bildes hielt er ihr dann eine Waffe ans Genick. Sie wurden also getrennt, was bedeutete dass entweder einer von den beiden Gefangenen nun ins ewige Licht ging oder dass die Gesetzlosen versuchten unterschiedliche Informationen zu beziehen die Republik und Imperium nicht voneinander wissen sollten. Reine Taktik um der Organisation der diese Leute dienten, strategisch in die positive Lage des unsichtbaren Agierens zu bringen. Doch Stellar ließ die Bedrohung kalt. Es war nicht das erste mal dass ihr eine Waffe an den Kopf gehalten wurde - und sollte dies das letzte mal sein dann war es nun einmal so. Sie hatte viel erreicht in ihrem Leben und zwar nicht nur für sich selbst sondern auch für ihre Partei, Wähler und die Republik.
Irgendetwas jedoch versprach ein positives Ende. Mehr oder minder. Denn obwohl diese Gruppe unberechenbar schien war es doch der vernünftigste der sich der Senatorin annahm. Sie dankte ihm mit einem freundlichen Kopfneigen dass er ihr aufhalf und versuchte sich ein Bild von den restlichen Personen im Raum zu machen. Der Blick kreuzte den des Imperialen. Kurz kam ihr das Gesicht bekannt vor, doch durch die Wunden und die vielleicht nicht unbedingt hübschen Ergänzungen im Gesicht des jungen Mannes konnte sie nicht erahnen wer es war. Hinzu kam der Fakt dass sie keine Leute aus dem imerialen Militär kannte die nicht Rang und Namen hatten - denn man kommt ja im Prinzip und im Glücksfall nicht mit ihnen zusammen.


Stellar folgte dann dem Weg denn der Unbekannte einschlug, und machte natürlich seine Suche nach einem perfekt abgeschirmten Raum mit.
Es dauerte eine Weile, der eine Raum war hellhörig und dort hatten offensichtlich die Wände Ohren und der andere Raum stank ganz fürchterlich. Also ging die Suche weiter und sie endete auf einem Balkon. Abgeschirmt und ruhig. Sie durfte sich setzen und das tat sie auch und nahm eine reservierte und distanzierte Haltung ein. Der Gauner nahm eine gemütliche und etwas unzivilisierte Position ein. Er legte seinen Blaster auf die Tischkante und begann sogleich mit dem Reden. Er fackelte nicht lange herum. Er machte das Angebot die Spielchen zu lassen und das erwiderte die Senatorin nur zu gern. Es war viel zu anstrengend um den Brei herumreden zu müssen und auf die Gefühle achten zu müssen die man jederzeit und ohne Absicht kränken konnte. Stellar wurde eine Zigarette angeboten und diese nahm sie an.
Sie raucht eigentlich schon sehr lange, es ist eine Art Etikette bei der Politikerin. Doch zumeist benutzt sie eine Verlängerungsstange um die Finger vor dem Duft des Rauches zu schützen.
Sie nahm dann noch die Flamme des Mannes in Anspruch und inhalierte den Rauch tief und genüsslich, ließ ihn dann sanft wieder hinausgleiten. Sie musterte den Mann, und er sah aus wie jemand mit dem man verhandeln konnte. Aber ob er nur so aussah oder ob dies eine Tatsache stellte würde sich noch herausstellen.
Er begann zu sprechen und Stellar lauschte genau seinen Worten und seiner Stimmlage in der er diese aussprach.


Besitz? Sie war dezent entrüstet und ihre Mimik ließ deutlich zu verstehen dass es da nicht viel zu besprechen gab, allerdings blieb sie still und hörte zu. Er machte ihr immerhin ein Angebot und ließ mit sich reden. Ohne Gewalt und ohne tatsächlich etwas anzustellen. Sie hatte Glück und sie musste wissen wie dieses Glück zu steuern war.
Er war vernünftig und intelligent was bedeutete dass die Politikerin nicht viel Möglichkeit hatte Fragen auszuweichen oder Antworten zu umschreiben, also nahm sie noch einen sehr tiefen Zug, ließ den Blick von ihrem Gesprächspartner ab und begutachtete den Glimmstängel in ihrer Hand. Sie überlegte und ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.
Er sprach das an was mit dem imperialen Jungspund drinnen passierte. Und in diesem Satz war eine unterschwellige Drohung verbaut. Würden sie der Senatorin tatsächlich solche Schmerzen zufügen? Sie hatte nichts dagegen wenn es schnell ging und ihr ins Hirn geschossen werden würde, aber lange ausharren unter enormen Schmerzen und ständigem Zufügen von weiteren Schäden - das wollte sie vermeiden und mit Sicherheit nicht durchleben.


"Nun denn, wenn es Ihnen passt, dann würde ich gerne Per Du mit Ihnen sein."


Sie wartete kurz ab und fuhr dann fort.


"Ich bin eine ehrliche Politikerin und deswegen bin ich jetzt einmal ganz offen mit dir. Ich habe nicht viel privates Kapital und das was ich an Schätzen und besonderen Gegenstände besitze sind Familienerbstücke und Kleidung. Ich kann dir auch nicht versichern dass diese Gegenstände liquidiert werden können, und Damenkleidung wird auch nicht deine bevorzugte Beute sein.. . Weißt du ich habe in den letzten Jahren sehr viel an die Republik gespendet da, wie du weißt, ja gewisse Probleme vorherrschen die die Stabilität gefährden. Und wenn du dir Hilfe von mir erwartest musst du formulieren was du willst und wie du dir das vorstellst. Und ich möchte wissen ob ich mit meinem Verdacht richtig gelegen habe.!"


Ihre Stimme war ruhig und gefasst, gleichzeitig schwang ein gewisser Hauch an Verständnis mit. Sie wartete ab und zog erneut an der Zigarette, beobachtetet dabei den Mann der nun auf das Angebot reagieren musste..




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Der Gauner hatte nicht erwartet, dass die Senatorin sein Angebot annehmen und zu einer Zigarette greifen würde. Es überraschte ihn geradezu, dass die Frau sich ohne Murren hinsetzte und die Sache bedacht anging, auch wenn der Effekt der Folter des Imperialen durch Etara mit Sicherheit ihren Teil dazu beitrug. Elitäres Gebaren jedweder Art schien ihr fremd zu sein und das alles ausgerechnet bei seiner ersten "Ehre", mit einem Senator der ihm verhassten Republik zu sprechen. Vielleicht hatte sie vorhin ja doch keinen Unsinn erzählt und besaß in der Tat so etwas wie Integrität. War das aber gut? Sollte das stimmen, würde Senatorin Kosh weniger besitzen, als ihre raffgierigen Kollegen und dementsprechend weniger zu holen sein. Gleichzeitig würde dies auch bedeuten, dass sie für ein geschäftliches Arrangement darüber hinaus eher nicht zu haben ist. Es war ein verdammt anstrengender Tag und der Hybrid war erschöpft, jedoch gab er noch nicht im Vorfeld klein bei und äußerte in aller Gelassenheit sein Angebot.
Zunächst erkundigte sich die Politikerin, ob sie die eher unförmliche Anrede erwidern dürfte. Der Gauner nahm einen tiefen Zug und zeigte sich einverstanden:

"Bitte"

Nun ging es tatsächlich ans Eingemachte und was Kosh sagte, gefiel Maalraas überhaupt nicht. Er runzelte seine Stirn, während er sich wieder ein Stück weit zurücklehnte und die Pistole langsam senkte. Entweder war sie eine verdammt gute Lügnerin, denn ihre Antwort machte einen wirklich glaubhaften Eindruck, oder es stimmte und sie war nicht gerade die profitabelste Geisel. In diesem Fall war es wohl schlussendlich enttäuschend, aber unvermeidbar:

"Nun, in diesem Fall müssten wir leider darauf bestehen, aus dem Vorhandenen zu schöpfen..."

Es war allemal besser, sich mit ein paar zehntausend Credits aus der Affäre zu ziehen, als zu versuchen, der Republik, die nicht unbedingt einen Ruf als schwacher Verhandlungspartner genoss, eine hohe Summe für die Senatorin abzunehmen. Vielleicht hätte es funktioniert, doch gewiss nicht in einer Situation wie dieser, in der ihr gesamtes Augenmerk woanders gebraucht war. Doch dann, als er die Worte seines Gegenübers noch einmal aus alter Gewohnheit überdachte, so wie er es meistens in solchen Gesprächen tat, ging ihm plötzlich das Licht auf. Aber ja! Wie hatte er dieses Detail auf Anhieb nur übersehen können? Der Gauner hob in diesen Augenblick der Offenbarung seine Hand und unterbrach seine Worte vorerst. Er musterte die Dame und merkte, wie die Spannung in ihr wuchs.

"Du hattest eben von Spenden gesprochen?"

Fragte er also noch einmal nach in der Absicht, ihr ein paar Details mehr entlocken zu können.

"Dann könnte sich der heutige Tag unter Umständen als Segen für Dich und Deine Sache erweisen. Du hilfst uns mit Deinem Wissen und Deinen Kontakten und erhältst im Gegenzug einen angemessenen Teil der Beute, den du für deine ehrbaren Zwecke verwenden kannst."

Maalraas' hatte nicht vor, als ein barmherziger Samariter an sie heranzutreten und ihr diese Chance einfach so zu schenken, weil er ein toller Kerl war und demnächst am Besten noch einen Welpen adoptieren würde. Erstens war es nicht so und zweitens sollte Senatorin Kosh auch gar nicht erste zu dieser Annahme kommen. Aber dennoch hatte es für ihn einen Hauch von Gerechtigkeit:

"So wie ich es sehe, jagen das Imperium und die Republik nach unserem Schatz, damit sich eine Handvoll mächtiger Männer daran bereichern kann. Bei den Hutten und dem ganzen anderen Gesindel sieht es nicht anders aus. Aber wenn wir uns geschickt anstellen, wird wenigstens ein Teil davon diejenigen erreichen, die davon tatsächlich etwas haben. Ein Hauch von Gerechtigkeit, anstelle von Credits für die Kriegskasse. Verstehen wir uns?"

Mit diesen Worten erhob sich der Halbmensch, um sich über das Geländer des Balkons zu beugen und ein paar Sekunden nach unten zu schauen. Ein Test für die angeblich ehrliche Politikerin; Seine Pistole lag auf dem Tisch, dem er den Rücken zugewandt hatte, doch was die Senatorin nicht wusste; entgegen seiner sonstigen Angewohnheit hatte er die zweite Westar seines Paars im Holster unter seiner Jacke stecken, jederzeit griffbereit und nicht zu sehen von außen. Würde sie es versuchen? Der Hybrid schnippte den Stängel seiner Zigarette hinunter und sah dem glühenden Filter noch ein paar Sekunden hinterher, ehe er in die Dunkelheit sprach:

"Das ist kein Geschenk. Kein Gefallen. Keine Wohltat von mir. Bloß ein Geschäft; wir bekommen, was wir wollen und Du kannst mit dem Geld tun, was Du willst. Du wirst wieder deine Freiheit genießen und wer weiß, Dich vielleicht eines Tages mit nostalgischer Sehnsucht an diese Zeit zurückerinnern. Aber Du wirst liefern müssen, Senatorin, und da wäre es am Besten, wenn Du gleich damit anfängst und mir sagst, was du über den Schatz und das Cygnische Imperium weißt."



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Derweil der imperiale Offizier und die neurepublikanische Politikerin von den Entführern in einem schäbigen, nicht mehr genutzten Gebäude „befragt“ wurden, hatte sich der Himmel über Sah Gosta erst langsam von einem kräftigen Rot in ein hübsch anzusehendes Violett gewandelt und kippte nun zunehmend in ein dunkles Purpur, bevor das nächtliche Schwarz folgte. Obwohl sowohl die riesige Pyramide im Zentrum der planetaren Kapitale als auch deren Außenbezirke allerhand Lichtquellen aufwiesen, die diese Finsternis zu vertreiben gedachten, funkelten mit der Zeit erste winzige Punkte am Firmament. Das Licht mancher Punkte hatte seinen Ursprung von den Sternen weit entfernter Systeme. Andere Punkte standen hingegen stellvertretend für die sich im hohen Orbit befindlichen Raumschiffe wie den Mon Calamari-Giganten Res Publicaoder die wesentlich kleinere Fregatte der besuchenden Cygnier Alièstra.

Hätte nicht wenige Stunden zuvor ein zerstörerischer Sandsturm die Stadt heimgesucht, kämen Sah Gostas äußere Viertel nun mit Sicherheit allmählich zur Ruhe. Doch da eine mächtige Naturgewalt über unzählige kaum geschützte Häuser hinweggefegt war und dabei allerhand Besitztümer mit sich genommen hatte, waren zu diesem Zeitpunkt noch etliche Bürger auf der Straße sowie eine Menge Drohnen in der Luft. In diesen Stunden war jedoch nicht nur lebloses Hab und Gut verschwunden, sondern mindestens zwei Gruppierungen vermissten insgeheim jeweils auch Etwas. Zum einen das Team des Imperialen Geheimdienstes, das man nach Argai geschickt hatte, um mögliche Details zur Lage einer legendären Schatzbarke zu beschaffen. Deren Offizier Noak Fremyn war ihnen streng genommen jedoch schon vor dem Sandsturm „abhanden“ gekommen. Zum anderen suchte der vom Senat der Neuen Republik beauftragte Sicherheitsservice nach der Senatorin Stellar Demeter Kosh, nachdem man sie nicht in ihrem Hotelzimmer aufgefunden hatte.

Die beiden vermissten Personen teilten sich zufälligerweise ein Schicksal: Schergen der Black Sun hatten sie – beinah zeitgleich – entführt. Doch während der drahtige Bakuraner innerhalb der letzten Stunde sozusagen durch alle neun corellianische Höllen zeitgleich geschleift worden war, hatte die grazile Dame von Leritor diese Tortur „bloß“ indirekt miterleben müssen. Zu allem Überfluss waren die Kriminellen – nach dem Brechen von Noaks anfänglichen Widerstand – sogar auf die clevere Idee gekommen, beide getrennt voneinander an die Brust zu nehmen. Liferas „Freund“ (Maalraas) hatte daraufhin kurzerhand die Politikerin von deren Fesseln erlöst, mit äußerst freundlichen Worten aus dem ziemlich abgenutzten Raum geführt und hierdurch die zweite Geisel zwangsläufig mit der „verrückten“ Chiss allein gelassen. Der Imperiale war ihrer wankelmütigen Willkür nun gänzlich ausgeliefert.

Bei dieser Erkenntnis schluckte Noak unweigerlich. Da seine Nase gebrochen war und das Blut, das inzwischen schon verkrustete, die Nasenhöhlen verklebte, fiel ihm das Atmen schwer. Ferner kroch durch die fest sitzenden Fesseln ganz langsam eine kribbelnde Taubheit seine Arme Zentimeter für Zentimeter hoch. Und nach solch einem Tag voller Strapazen machte sich darüber hinaus in diesem Moment in ihm auch noch eine erschöpfende Müdigkeit bemerkbar. Bestimmt hätten schon allein diese drei, vier Umstände ausgereicht, um ihn aus dem Rennen zu nehmen. Doch die größte Pein, die er gerade verspürte, kam aus einer ganz anderen Richtung: Obwohl er sich so bemüht hatte, war er seinen beiden Vorbildern – Commander Gordon Aaronson und Captain Manius Selgorias – nicht gerecht geworden. Obwohl er versucht hatte, deren Streben und Wirken, nachzuahmen, war er – im Gegensatz zu ihnen – kläglich gescheitert. Wie sollte er ihnen je wieder unter die Augen treten? Wie sollte er je wieder an deren Seite sein Vaterland beschützen? Sofern er diesen Einsatz überhaupt überlebte. Denn zur Zeit schenkte er Liferas Beteuerungen keinerlei Glauben.

Seinen Vorschlag, mit seinem Team über einen toten Briefkasten in Kontakt zu treten, schlug Lifera augenblicklich in den Wind. Offenbar wollte sie noch ein bisschen mit ihm „spielen“. Ihre Lust, ihn zu quälen, schien noch nicht ganz gestillt zu sein. Ihr Interesse galt mehr seiner Person und seinem Hintergrund. Durch ihre Nachfragen zeigte sie jedoch unwillkürlich ein weiteres Mal auf, dass sie – entgegen ihrer anfänglichen Behauptungen – über gar nicht so viele Informationen verfügte. War es am Ende doch bloß reiner Zufall gewesen, dass sich ihre Wege im Museum gekreuzt hatten? Hätte er diese Tortur, diese Schmerzen tatsächlich vermeiden können, wenn er den sicheren Unterschlupf erst am nächsten Morgen (idealerweise zusammen mit Lucv Dent und dem Slicer Spike) verlassen hätte? Noak musterte die blauhäutige Entführerin mit den roten Augen eingehend.


Du hast doch einen Namen… was ist an dem auszusetzen?“, fragte Noak und schob trotzig sein Kinn ein bisschen vor. „Und warum gehst du nicht mit gutem Beispiel voran? Du könntest ja deinen Namen sagen … um ein bisschen verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen…“ Er musterte sie weiter. „Also?“

Bei ihrer Wankelmütigkeit – und dem sichtlichen Hang zum Sadismus – rechnete sich der Imperiale natürlich keine allzu großen Chancen aus. Doch wollte sie tatsächlich den Eindruck einer redlichen „Auftragnehmerin“ bei ihm erwecken, würde sie nun Zugeständnisse machen müssen. Er war deren „Goldjunge“ – Das hatte ihr „Freund“ offen gesagt. Obwohl deren zweite Geisel sich sicherlich sehr gut verkaufen konnte, war er momentan ihre einzig heiße Spur zum Schatz. Würden sie ihn töten, mussten sie zwangsläufig von vorn anfangen. ‚Und Diar‘mon wird mit Sicherheit nicht so dämlich wie ich sein’, dachte der Bakuraner und versuchte sich den „Liebkosungen“ der Chiss – soweit es ihm überhaupt möglich war – zu entziehen. Just in dem Moment, als er ihr wieder einen trotzigen Blick an den Kopf werfen wollte, knurrte auf einmal sein Magen verräterisch. Während des Sturms hatte er zwar eine (scharfe) Kleinigkeit zu sich genommen, aber seine letzte richtige Mahlzeit, das iridorianische Gulasch, war inzwischen schon etliche Stunden her. Zudem sehnte er sich mehr und mehr nach einer richtigen Zigarette. Der blaue Dunst, den erst der drahtige „Freund“ und nun auch Lifera produzierten, nagte unaufhörlich an seinem Widerstand.

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[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai | Stadtrand | in einem verlassenen Gebäude | Büro | Etara alias Lifera, Spectre alias Sinaesh, Noak, Maalraas, Jevan, Stellar

Leicht machte es dieser niedliche Imperialen ihnen wirklich nicht, und Etara musste zugeben, dass der junge Mann mehr Schneid hatte, als sie angenommen hatte. In ihrer Erfahrung hatten viele Imps zwar eine große Klappe, wenn sie am Drücker waren, knickten aber auch recht flott ein, wenn jemand anderes ihr Leib und Leben bedrohte. Diese Leute waren es gewohnt, Macht über andere zu haben, ein Rollentausch schmeckte den meisten überhaupt nicht. Bei diesem hier (Noak) aber hatte die Chiss den Eindruck, dass er zäher, als er aussah, womöglich auch schlauer – bei den Uniformträgern zwar eine niedrige Messlatte, aber trotzdem war der Gefangene nicht zu unterschätzen. Ihn zu „knacken“ verlangte Fingerspitzengefühl, denn momentan war dieser junge Mann ihre beste Spur, was Xims Schatzflotte anging. Natürlich konnte man versuchen, die gewünschten Informationen aus ihm heraus zu prügeln, aber das funktioniere in der Regel weniger gut, als man oft annahm. Es war schwierig, zu verifizieren, ob dieser Imp ihnen die Wahrheit sagte, und unter Folter erzählten die Opfer schlicht das, was ihr Peiniger hören wollte, gleichgültig, ob das nun stimmte oder nicht. Nein, Etara sah größere Chancen darin, den Gefangenen erst etwas weichzuklopfen und ihm dann versöhnlich die Hand zu reichen. Maalraas hatte da einen sehr guten Beitrag geleistet, die Tatsache, dass er nun dafür sorgte, dass sich gewissermaßen eine Konkurrenzsituation zwischen dem Imp und der Senatorin entwickelt hatte, tat ihr übriges. Und außerdem konnte sich Etara nun noch ein bisschen mehr austoben, der dunkelhaarige Mensch vor ihr genoss nun ihre volle, ungeteilte Aufmerksamkeit, und Etara nahm sich Zeit, ihn noch mal in aller Seelenruhe zu mustern.

Der eigentlich so ansehnliche Zeitgenosse war von den Ereignissen der letzten Stunden sichtlich gezeichnet, sein Gesicht von getrocknetem Blut verschmiert, seine Nase unnatürlich schief, seine Augen teils leer und erschöpft. Obendrein fiel dem Menschen hörbar das Atmen schwer, wodurch er klanglich teilweise an einen Bösewicht aus einem beliebten Holodrama erinnerte. Ja, dem Imp ging es eindeutig nicht gut, und das würde auch nicht besser werden, eher im Gegenteil. Stundenlang gefesselt zu sein hatte seine ganz eigenen Auswirkungen auf den Körper, und die waren alles andere als angenehm. Aber das hatte sich der Typ nun wirklich selbst eingebrockt. Wer den Helden spielen wollte, kam eben auch in den Genuss eines Heldenleidens – und wenn er Pech hatte, auch eines Heldentodes. Wenn dieser Imperiale partout für sein Vaterland sterben wollte, dann würde Etara ihm diesen Gefallen tun, aber erst, nachdem sie das hatte, was sie wollte. Die ehrgeizige junge Kriminelle war nicht so weit gekommen, um sich jetzt aufhalten zu lassen, ob nun von einem Imp oder Zehntausend. Wer sich der Black Sun in den Weg stellte, würde dafür einen teuren Preis bezahlen. Die Frage war nur, wie viel dieser spezifische Imp noch gewillt war, zu opfern. Offenbar hatte er schon ein bisschen gehofft, dass die Blauhäutige auf sein Angebot mit dem toten Briefkasten eingehen würde, aber so schnell ließ sie sich nicht aus der Reserve locken. Der Gefangene wollte die Spielregeln ändern, sich aus der Position befreien, ihr ausgeliefert zu sein. Verständlich, aber leicht ließ sich Etara ihre Trümpfe nicht aus der Hand nehmen, und auch nicht ihr Spielzeug.

Besagtes Spielzeug versuchte sich weiter an Trotz und blockte die Frage nach seinem Namen energisch ab, rasch konterte er, dass doch die Chiss ihren verraten konnte. Angesichts der Wortwahl des Imps lachte die rotäugige junge Frau herzhaft und lehnte sich amüsiert zurück, mit einem schalkhaften Grinsen schüttelte sie den Kopf, so dass ihr schwarzes Haar sich hin und her bewegte und ihr ins Gesicht fiel.


„Kleiner, ich bin ja wirklich vieles, aber ganz bestimmt kein gutes Beispiel. Würde ich nicht mal sein wollen, wenn ich es sein könnte. Scheint mehr so Dein Ding zu sein. Diese Nummer mit dem standhaften Helden ist ja schon irgendwie beeindruckend. Ich mag Männer, die nicht gleich zusammenklappen, wenn man sie mal etwas...härter anfasst. Ist selten geworden.“


Mit einem vielsagenden Augenaufschlag beugte sich Etara etwas nach vorne, nahm einen Zug von ihrer Zigarette und strich sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht, wobei sie kurz die Narben berührte, die die Krallen des Yevethaners dort hinterlassen hatten. Es stimmte schon, in ihr Beuteschema passten Leute, die nicht leicht klein beigaben und hart im Nehmen waren, sehr gut. Mit Weicheiern und Jammerlappen konnte sie nun wirklich nichts anfangen. Die attraktive Nichtmenschin überlegte eine Weile, legte den Kopf schief und blies Rauch in die Luft, dann nahm sie die Zigarette aus dem Mund und nickte knapp, sie lockerte ihre Haltung etwas und suchte Augenkontakt.


„Ich mag Dich, Imp. Nicht so sehr, dass ich zögern würde, Dir einen Blasterbolzen in den Schädel zu jagen, aber Du hast Mumm. Bist ganz nett anzusehen. Und offenkundig auch nicht ganz blöd. Bin mir sicher, dass Dir klar ist, dass Du für uns durchaus wertvoll bist. Vertrauen also, hm? Vertrauen ist schwierig bei Leuten wie uns. Aber irgendwo muss man ja anfangen. Du kannst mich Etara nennen – meinen vollen Namen versuchst Du lieber erst gar nicht, sonst brichst Du Dir noch die Zunge, und das...nun, das wäre wirklich schade. So. Jetzt kennst Du meinen Namen. Gehen wir noch einen Schritt weiter und teilen uns eine Zigarette? Ich meine, ich sehe ja, wie Du sie anstarrst. Man könnte glatt eifersüchtig werden.“


Die Chiss lächelte charmant und durchaus keck, nahm noch einen letzten Zug, lehnte sich weit nach vorne, hauchte einen Kuss auf die glimmende Zigarette und reichte sie dann weiter, legte sie an den Mund des Imperialen, wobei ihr Daumen über seine Unterlippe strich. Etara baute bewusst Nähe und Intimität auf, reduzierte die Distanz auf ein sehr persönliches Niveau. Ihre Stimme war leiser geworden, glatter, so, als würde sie ein Geheimnis mit dem jungen Mann teilen, und sie verharrte in dieser Position, so nah, dass der Imp ihren Herzschlag hören und ihren Atem schwach auf seiner Haut fühlen konnte. Noch hatte sie ein bisschen Zeit, um zu...spielen.


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Sie blieben also auf persönlicher Ebene und erwiderten Beide das Per-Du welches sich in dieser Situation unter den gegebenen Umständen besser anhörte, und dennoch war es für die Dame ein komischer Klang in den Ohren zumal die meisten Leute in ihrer Nähe meist die ehrfürchtigsten Begriffe und Formulierungen benutzten und daran hatte sich die Senatorin gewohnt und das verlangt sie fast, immerhin macht es einen anderen Eindruck auf Konkurrenten und auf das Volk der Republik – was kein Nachteil war denn trotz all der Nähe und der Pflichten die Stellar zum Volk verspürte musste gezeigt werden dass sie etwas bewirken konnte und dass sie da im Senat sitzt um das Leben für jeden besser zu machen.

Natürlich hatte Stellar Rücklagen, diese stammen allerdings von ihren Eltern und sind auf Leritor angelegt, das bedeutet weder die Republik noch das Imperium wissen davon und das müssen, besser gesagt dürfen sie auch gar nicht da dieses Geld erarbeitet wurde bevor die Familie Kosh ein gewichtiger Teil des Senates und somit der Republik wurde – also ist es legitim und legal. Außerdem hat die Senatorin schon einmal daraus gefischt um ein rentables System für mobile Sanitäts- und Verpflegungsdienste ins Leben zu rufen welches sich auf den Kernplaneten gut umsetzen und durchsetzen ließ.


„Ja ich sprach von Spenden. An Organisationen und ein paar Unternehmen die sich hauptsächlich als sozialpolitische Umsetzungen kristallisierten“

Sie horchte auf das was Malraas ihr sagte, viele Gedanken konnte sie sich dazu nicht machen immerhin war es schon gefährlich nur daran zu denken Geld durch irgendwelche Hintertüren zu erhalten, Korruption schrie heutzutage jeder Journalist, der gerade einmal mit seiner Ausbildung fertig war und den jungen Leuten vorschreiben wollte wen man wählen sollte und wen man am besten zusammenschachteln und in das nächst beste Planetensystem schicken sollte. Auf der einen Seite war das Angebot verlockend – nicht um Stellars Willen, sondern um den Willen der Organisationen und Institutionen von denen die Senatorin Schirmherrin oder Komitee-Mitglied war. Sie konnte mit eventuell erhaltenem Geld gewisse Dienstleistungen und Projekte vorantreiben, verbessern oder gar fixieren. Sie war also interessiert an seinem Angebot und hörte nun genau zu, notierte sich im Kopf mit was er sagte und wie er sagte, sie war trotz allem eine Geißel auch wenn man ihr im Moment das Gefühl vermitteln oder vorgaukeln wollte dass sie eine Geschäftspartnerin war. Sie dämpfte die Zigarette am Boden aus beobachtete den gut gebauten Mann und stand ebenso auf. Ihr Blick fiel natürlich auf die Pistole die verlockend und mit Absicht am Tisch gelassen wurde, das durchschaute die Senatorin natürlich – auch sie war nicht auf den Kopf gefallen. Genauso wenig wie er oder einer der im Büro Verbliebenen. Sie nahm sie und ging auf ihn zu pfeifte kurz und prägnant auf und hielt ihm die Pistole – den Griff voran – vors Gesicht.

„Man sollte seine Waffe nicht liegen lassen – weder mit Absicht noch Unabsichtlich“


In Ihrer Stimme ertönte ein Unterton der eine eiserne Überzeugung und eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein in sich trug.


„Ich bin mir bewusst dass das ein Geschäft ist, und ich werde in dieses meine Zeit und meine Toleranz investieren. Ich werde euch helfen und ich werde gleichzeitig der Republik damit helfen. Aber trotz allem spreche ich dir eine Warnung aus, sollte jemals jemand erfahren dass ich mit euch Geschäfte gemacht habe dann sei dir und deinen Kollegen versichert dass ich mich persönlich um euch kümmern werde. Und um diesen Standpunkt noch klarer zu machen – ich erzähle dir alles Schritt für Schritt und Akt für Akt. Ich muss mich immerhin selbst bis zum Schluss versichern können dass ich nicht bei der nächsten Gelegenheit ins All geschossen werde – du verstehst das doch mit Sicherheit“

So kam es dass die gute Dame doch einiges an Option und Verhandlungsbasis raushauen konnte - sie war ja immerhin Diplomatin und das ganz schön eingefleischt.


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- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Stellar Demeter Kosh

Wäre Jevan bei diesem interessanten Gespräch dabei gewesen, hätte es bestimmt noch den ein oder anderen guten Anstoß für die Geisel gegeben. Wenn es um diese Schatzkarte ging, war der Captain als Pirat deutlich besser informiert als Maalraas, jedoch ließ der sich nicht beirren und versuchte - ähnlich wie vorhin mit dem Imperialen - das Gespräch auf eine vertraulichere und ruhigere Basis zu bringen. Das fiel ihm nicht schwer, weil die Senatorin scheinbar jemand vernunftbegabtes war, der mit sich reden ließ. Oder eben eine verdammt gute Schauspielerin. Jedenfalls dauerte es nicht einmal ansatzweise so lange, wie erwartet, um sie zu überzeugen und ins Boot zu holen. Als der Gauner der Dame ins Gesicht sah, die ihm die bewusst offen platzierte Waffe hinhielt, jedoch mit dem Griff voran, beinahe als würde sie den Pakt besiegeln, in dem sie ihm schon einmal sein Werkzeug für ihre gemeinsame Arbeit reichte, zeichnete sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein ehrliches Lächeln auf seinen Lippen ab. Der Hybrid war normalerweise ein sehr undurchschaubarer und ruhiger Typ, der sich mit seinen Emotionen stets bedeckt hielt, doch nun konnte er es sich nicht verkneifen.

"Das stimmt. Ein ungeschickter Fehler, in den ich mich von der Ablenkung dieser überraschend ertragreichen Unterhaltung habe hineinlenken lassen. Oder?"

Mit diesen Worten und kurz zwinkernd nahm er die Waffe, um sie wieder in gewohnter Gangstermanier in seinen hinteren Hosenbund zu stecken. Die Politikerin war schlau genug zu begreifen, dass die Gruppe aus Verbrechern es ernst meinte, demnach war die Drohkulisse durch auf sie gerichtete Waffen spätestens jetzt nicht mehr allzu notwendig. Ebenso schwang in ihren Worten nun eine einfach als solche zu verstehende Drohung mit. Maalraas nickte bloß und verstand sofort, worauf sie hinauswollte: Informationen würden immer stückweise fließen. So stellte sie sicher, nicht bei der erstbesten Gelegenheit übergangen und verraten zu werden. Die Frau wusste, was sie wollte und wie sie es bekommen würde, das stand fest. Und alleine die Tatsache, dass sie dieser Zusammenarbeit zustimmte, zeigte, dass sie es mit ihrer Sache anscheinend ernst meinte und gerade deshalb wohl paradoxerweise eine halbwegs ehrliche Politikerin sein musste. Ob sie sich dafür jetzt mit Gangstern wie ihm einließ, oder aber Verbrechern aus der Wirtschaftslobby... es machte keinen Unterschied.

"In Ordnung. Dies hier ist vermutlich ein ehrlicherer und sicherer Deal, wie Du ihn jemals mit deinen Kollegen auf Mon Calamari abschließen könntest. Die Ehre steht bei uns nämlich hoch im Kurs; sie ist nicht nur irgendein daher gesprochener Kodex, sondern gleichzeitig unser Geschäftsmodell."

Der Bandit musterte die Frau und holte nun etwas tiefer Luft:

"Ich muss Dir wohl nicht mehr erklären, dass auch wir deshalb darauf bestehen werden, dass dieser Deal unter allen Umständen eingehalten wird. Wenn sich eine Gelegenheit dazu ergeben sollte, wäre ich Dir verbunden, wenn Du dies unserem imperialen Freund auch noch einmal vermitteln könntest. Denn so wie ich meine Freunde dort drinnen kenne, wird er wohl allmählich davon überzeugt sein, dass es für ihn keine Alternativen gibt, lebendig aus dieser Sache herauszukommen. Aber anders als bei Dir..."

Kurz seufzte er auf, ehe er fortfuhr...

"...erkenne ich bei ihm Tendenzen, die mich etwas beunruhigen. Wenn der Kerl uns bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fällt, um seinen idiotischen Heldenmut unter Beweis zu stellen, wirst auch Du mit den daraus resultierenden Folgen leben müssen. Also achten wir doch gemeinsam darauf, dass jedes Glied in unserer Kette spurt und den großen Plan nicht in Gefahr bringt. Haben wir einen Deal?"


- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Stellar Demeter Kosh







 
[Äußerer Rand | Cronese-Mandat | Argai-System | Argai || Sah Gosta | Stadtrand | irgendwo | verwahrlostes Gebäude || Lieutenant Noak Fremyn (gefesselt) und Lifera (Etara)]

Nachdem ihm die sehr wankelmütige Kriminelle innerhalb einer oder zwei Standardstunden erst die Nase gebrochen, dann eine noch brennende Zigarette an seinem Hals ausgedrückt und ihm zu guter Letzt auch noch eine schallende Ohrfeige verpasst hatte, überkam ihm – schon beinah instinktiv – ein Schauder, sobald in ihrer ruhigen Stimme ein giftiger Unterton mitschwang. Je länger die beiden allein in diesem Raum waren und sich miteinander „unterhielten“, desto mehr meinte der weiterhin mit Handschellen gefesselte Imperiale, dass seine widerborstige Art ihr insgeheim nicht gefiel. Mit ihrem frivolen Auftreten, ihn als ihr „Spielzeug“ zu behandeln, schien sie dieses Detail zwar mehr schlecht als recht überspielen zu wollen. Doch dass er allmählich einen Nerv bei ihr getroffen hatte, da war er sich sicher.

Diese Erkenntnis nagte irgendwie an ihm. Doch im selben Moment fragte er sich grübelnd: ‚Was soll ich damit nur anfangen?‘ Im Gegensatz zu professionellen Geheimdienstlern, die sicherlich in solchen Dingen irgendwann ausgebildet werden, hatte der junge Bakuraner keinerlei Ahnung davon wie man Vertreter anderer Spezies richtig analysierte. Sah man einmal von dieser überaus bizarren Begegnung ab, hatte er bloß ein einziges Mal (indirekt) mit einer Chiss zu tun gehabt: Damals hatte er als Sub Lieutenant noch seinen Dienst als auf der Silver Bullet verrichtet. Das corellianische Kanonenboot war kurz nach der Sechsten Schlacht von Corellia gemeinsam mit einem brandneuen Jagdkreuzer der Enforcer-Klasse (Azmodan) und einer älteren Lancer-Fregatte (Aurora) auf Piratenjagd im Rendili-System unterwegs gewesen. Und das Kommando über die Fregatte hatte – seiner Erinnerung nach – tatsächlich eine Chiss (Halic’arl’ajkartia) inne gehabt. ‚Hat Commander Aaronson damals im Umgang mit dieser Offizierin irgendeinen besonderen Kniff angewendet?‘

Die Chiss redete weiterhin säuselnd auf ihn ein. Abschätzig verzog er das Gesicht als sie abermals erwähnte welchen „Wert“ er für sie habe. ‚Für diesen Abschaum zählt einzig und allein der schnelle Credit‘, rief er sich mahnend ins Gedächtnis. ‚Diese falsche Schlange kann man ganz und gar nicht mit einer Offizierin der Imperialen Flotte gleichsetzen.‘ Er musste also weiter nach einem Vorgehen suchen, dass ihn zwar einerseits in einem Stück (und im besten Fall zudem noch lebendig!) aus der Sache brachte, aber anderseits nicht all seine Ideale mit einem Mal verraten ließ. Dieser Verrückten sowie deren Handlanger würde er mit Sicherheit nicht in die zwielichtige Unterwelt folgen! Nein, er wollte seine Uniform auch in Zukunft noch mit Stolz tragen! Der Trotz, den er anfangs noch gezeigt hatte, mochte inzwischen zwar mit Erfolg gebrochen worden sein. Aber irgendwo tief in seinem Inneren schlummerte immer noch ein kleiner Rest – und diesen Splitter bewahrte er sich.

Obwohl die Kriminelle ihm jede einzelne Sekunde lang spüren ließ, das sie momentan zweifelsohne am längeren Hebel saß, schien sie ihre Taktik inzwischen genauso geändert zu haben. Anstatt erneut mit roher Gewalt gegen ihn vorzugehen, ging sie offensichtlich in Vorleistung. Natürlich regte sich bei dem Imperialen zuerst der sträubende Zweifel. Warum sollte die Frau, die ihn zuvor schon ohne jegliche Scham belogen hatte, nun plötzlich die Wahrheit sprechen? Die innere Skepsis machte sich bei ihm bemerkbar als er unweigerlich die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff. Im ersten Moment klang „Etara“ schließlich genauso abwegig, exotisch wie „Lifera“. ‚Doch da war etwas in ihrer Stimme.‘ Hatte er kurzzeitig Stolz herausgehört? Oder hatte es sich vielleicht um Genugtuung gehandelt? Oder hatte an dieser Stelle bloß der giftige Unterton gefehlt? Den Finger konnte er nicht so genau auf das tatsächliche Detail legen. Doch nachdem er diese Kleinigkeit bemerkt hatte, verlor sein Blick – jedenfalls für den Moment – ein bisschen von seiner trotzigen Härte.


Vertrauen also…“, brummte der Imperiale dennoch zähneknirschend. „Nun denn. Man soll mir später nicht nachsagen können, dass ich gekniffen habe.“ Weil ihm dieser Schritt wirklich nicht gerade leicht fiel, atmete er noch einmal tief durch. Der kalte Tabakrauch, der mittlerweile in der Luft hing, kratzte dabei in seinem trockenen, von Blut verklebten Rachen. „Mein Name ist Noak Fremyn, Lieutenant der Imperialen Flotte. Ich bin Erster Offizier an Bord der Alièstra. In den letzten Wochen war ich aber – bedingt durch meinen primären Auftrag – viel mehr als Rowan Karsteen tätig; der Neffe des Lord Admirals der cygnischen Heimatflotte und militärischer Berater der cygnischen Delegation zur Schaffung eines Bündnisses gegen die Hutten. Die Politikerin, die ihr ‚mitgenommen‘ habt und die seitdem mein Schicksal gewissermaßen teilt, kennt mich unter diesem zweiten Namen.

Nach diesem „Geständnis“ atmete der Bakuraner abermals aus, um der inneren Spannung ein wenig Platz zu verschaffen. Obwohl dieser Schritt zweifellos notwendig war, um ihm für die nächsten paar Stunden vorm Tod zu bewahren, fühlte er sich bei dieser Offenheit nicht gerade wohl. Schließlich hatte die Chiss mit seinem tatsächlichen Namen nun einen echten Pfand in der Hand. Sollte er nicht nach ihrem Sinne spuren, konnten ihre Handlanger und sie ihn ohne allzu großen Aufwand an die hiesigen Behörden abgeben – und so unter Umständen einen neuen Krieg vom Zaun brechen. Hatte er diese Dimension im Vorfeld wirklich ausreichend gewürdigt? „Ehre“ schienen diese Kriminellen nicht zu besitzen. Sie waren Opportunisten durch und durch. In dem einen Moment waren sie ganz freundlich; im nächsten schlugen sie einen in einer dunklen Sackgasse zusammen. Während Etara abermals mit der Zigarette vor seiner Nase herumfuchtelte und ihm wieder etwas blauen Dunst ins Gesicht pustete, widerstand er eisern dem an ihm nagenden Verlangen nach einem Glimmstängel.

Das Angebot ist zwar äußerst freundlich … Etara, begann er nach ein bisschen Bedenkzeit mit langsamer, bedächtiger Stimme zu erwidern. „Doch bis wir an diesem intimen Punkt tatsächlich angelangt sind, kommen bestimmt noch ein paar Schritte.“ Ein paar Sekunden lang sah er ihr direkt in ihre roten Augen. „Beispielsweise wäre das Lösen dieser Handschellen eine passende Geste, um zu zeigen, dass man an einem wirklich zivilisierten Gespräch interessiert ist…“ Er lächelte schief. „Keine Sorge. Sämtliche Flausen sind mir ausgetrieben…“

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Was Spielzeuge anging, war dieser niedliche Imp wirklich überraschend tauglich. Er sah appetitlich genug aus, war clever, ohne zu klug zu sein, und gerade widerspenstig genug, um die Sache interessant zu machen. Entsprechend viel Spaß hatte Etara am Umgang mit ihm, wahrscheinlich hätte sie sich noch Tage mit dem jungen Menschen beschäftigen können, bevor ihr schließlich langweilig geworden worden wäre. Aber zum einen war die Chiss ja nicht bloß zum persönlichen Vergnügen hier, und zum anderen war sie sich nicht ganz sicher, ob der Charme dieses Mannes tatsächlich so lange halten würde. Ihrer Erfahrung nach konnte sich der Unterhaltungsfaktor recht schnell erledigen, besonders, wenn das Gejammer losging oder sich der Widerstand verfestigte. Bei diesem Zeitgenossen hier war letzteres wohl eher der Fall, Etara musste zugeben, dass sie nicht unbedingt damit gerechnet hatte, dass so ein Frischling sich als derart zäh erweisen würde. Ein wenig nagte das an ihr, auch wenn die blauhäutige Kriminelle versuchte, sich nichts davon anmerken zu lasen. In diesem Bursche steckte mehr, und er hatte noch nicht aufgegeben, so viel wurde aus den finsteren Blicken, die er immer mal wieder wagte, deutlich. Mumm hatte der dunkelhaarige Mensch, das gestand Etara ihm zu, und das machte auch einen Teil seiner Anziehungskraft aus. Wer auf dem Schmugglermond groß geworden war, hatte nun mal keinen Respekt für Feiglinge und Weicheier. Schade, dass der Imp auf der falschen Seite stand – aber vielleicht konnte man das ja noch ändern?


Für den Moment aber begnügte sich Etara damit, statt auf die zuvor reichlich verwendete Peitsche mehr auf Zuckerbrot zu setzen, und so nannte sie tatsächlich ihren echten Namen. Selbstredend nur die abgekürzte Kernversion, die sie im Grunde auch vorzog. Komplizierte Dinge lagen der abenteuerlustigen jungen Frau nicht, und so lustig es auch war, zu beobachten, wie ihre Gesprächspartner sich die Zunge verrenkten, irgendwann hatte sich dieser Scherz dann auch totgelaufen. Also blieb es kurz, bündig und direkt, die Chiss sprach ihren Namen durchaus mit einem gewissen Stolz aus. Sie war eine aufstrebende Nerra der Black Sun, hatte sich vom Dreck des Schmugglermonds einen Weg hin zu einer führenden Position im wohl mächtigsten Syndikat der Galaxis erkämpft. Unter ihrem Kommando stand nichts geringeres als ein (wenn auch veraltetes) Kriegsschiff und abgebrühte Verbrecher hörten auf ihren Befehl. Es gab einiges, auf das sie mit Genugtuung blicken konnte, und dieser Imp durfte ruhig merken, dass er es nicht mit irgendeinem kleinen Licht zu tun hatte. Etara sah, wie in seinen Augen nach und nach die Skepsis wich, und sie schenkte dem Menschen ein zufriedenes Lächeln, während sie ihm durch das Haar strich. Die hübsche Kriminelle hatte ihren Teil der Abmachung erfüllt, jetzt war er am Zug, und nachdem er seinen Widerwillen endlich überwunden hatte, packte der Imp aus. Angesichts dessen, was er da erzählte, wölbte Etara eine Augenbraue, argwöhnisch achtete sie auf irgendein Zeichen, dass ihr gerade ein Bantha aufgebunden wurde. Aber nein, der Imp schien tatsächlich die Wahrheit zu sagen, er hieß Noak Fremyn und bekleidete den Rang eines Lieutenants, aber in letzter Zeit hatte er nicht irgendwelchen hohen Tieren Datapads gereicht und Berichte getippt, sondern war undercover unterwegs gewesen, als ein „Rowan Karsteen“, der tief in die Bemühungen von Cygnus verstrickt war, eine Allianz gegen die Hutten zu formen. Etara taxierte diesen Noak aus roten Augen, da war gerade eben eine Bombe geplatzt. Und zu allem Überfluss kannte die Senatorin, mit der sich Maalraas im Nebenzimmer amüsierte, diesen Mann auch noch von einer Konferenz.

Angesichts dieser neuen Informationen rasten Etaras Gedanken. Die Black Sun war gut im Bilde, was die Lage anging, aber offenbar nicht gut genug. Vor ihr saß gerade veritabler Sprengstoff, sollte den richtigen Leuten bekannt werden, was sie gerade erfahren hatte, konnte das Verwerfungen weit über diese Region der Galaxis hinaus auslösen. Die Chiss spielte mit dem Gedanken, diesen Noak einfach los zu werden, sie konnten ihn hier und jetzt umlegen, vergraben und die ganze Sache vergessen. Oder einen imperialen Spion den hiesigen Behörden aushändigen, besser noch: Der Senatorin als Geschenk mitgeben und sich so das Wohlwollen der Neuen Republik sichern. Aber dann würde auch das Wissen und die Kontakte des Imps verloren sein, die Suche nach der Schatzflotte deutlich erschwert werden. Etara fuhr sich nachdenklich übers Kinn, dann traf sie eine vorläufige Entscheidung und nickte dem Gefangenen knapp, aber durchaus wohlwollend zu.

„Es war eine gute Entscheidung, mir das zu erzählen, Noak. Hätten wir das später herausgefunden, dann wäre Dir das nicht gut bekommen. Überhaupt nicht gut. So aber bist Du gerade noch einmal deutlich...interessanter geworden.“


Ohne große Umschweife nahm Etara auf dem Schoß des gefesselten Imperialen Platz, hielt sich ein wenig an ihm fest und streckte sich wie ein zufriedenes Nexu, als sie eine Hand auf Noaks Brust legte, den Kopf zur Seite neigte und den jungen Menschen anlächelte. Dieses Geständnis hatte ihn geradezu körperliche Überwindung gekostet, das war nicht nur an seinem Atem zu spüren. Etara ließ einige Sekunden verstreichen, damit sich ihr Gesprächspartner beruhigen konnte, nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette und blies blauen Rauch in die Luft. Was sollte sie nur mit diesem Goldjungen tun? So viele Möglichkeiten, so viele Chancen – und so viele Risiken. Auch Noak hatte offenkundig über seine Optionen nachgedacht, vorsichtig setzte der Imperiale dazu an, die Unterhaltung fortzuführen. Die angebotene Zigarette schlug er eisern aus und er starrte ihr ohne erkennbare Furcht in die Augen, als er vorschlug, doch seine Fesseln zu lösen und so die Grundlagen für ein weniger einseitiges Gespräch zu schaffen, wobei er nachdrücklich versicherte, keinen Unsinn anstellen zu wollen. Die auf ihm sitzende Chiss überlegte eine Weile, strich sich eine Strähne ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht und verlagerte ein wenig ihre Position, um es bequemer zu haben, mit einem koketten Lächeln legte sie ihre Arme auf die Schultern des Imperialen und rückte so nah an ihn heran, dass er schwach ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte.


„Ich ziehe es vor, nicht den ganzen weiten Weg zu gehen, sondern ein paar Schritte zu überspringen. Das Leben ist zu kurz, um es im Schneckentempo zu verbringen, weißt Du? Hm...das hier ist jedenfalls ungewöhnlich. Normalerweise freuen sich die Leute, wenn ich ihnen Fesseln anlege. Einige betteln sogar darum, dass ich sie fester anziehe. Aber ihr Imperialen seid ja doch eher die brave Sorte, nicht wahr? Bisschen steif, bisschen...langweilig. Schade, eigentlich. Nun denn, Rowan Kasteen. Da Du offenkundig schlau genug bist, keine Tricks zu versuchen, werde ich Deinen Wunsch erfüllen. Wenn Du Dich weiter clever anstellst, folgen vielleicht noch ein paar mehr.“


Etara schenkte dem Imperialen einen neckischen Augenaufschlag und wählte dann bewusst eine etwas umständliche Methode, um seine seine Handschellen zu entfernen, sie blieb genau dort sitzen, wo sie war, tastete sich nach unten vor und nestelte dann länger als nötig an den Fesseln, so dass der Gefangene in den Genuss von reichlich Tuchfühlung kam. Mit einem Klicken öffneten sich schließlich die Handschellen und Etara zog sie von den Handgelenken des jungen Mannes, hob sie kurz demonstrativ hoch und ließ sie dann beiläufig auf den Boden fallen. Ein paar Augenblicke verharrte sie noch an Ort und Stelle und sah dem Imperialen in die Augen, dann tätschelte sie seine Wange und kletterte geschickt von ihm herunter, stellte sich so ihm gegenüber, dass man im Fall des Falles freies Schussfeld hatte und der Imp erst eine gewisse Distanz überwinden musste, um an sie heranzukommen. Etara zückte ihr Komlink, tippte einige Sekunden darauf , dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und nickte schließlich, ihr Tonfall etwas nüchterner und geschäftsmäßiger als zuvor.


„Wir haben einen Deal. Solange Du und Deine Leute kooperieren, halten wir dicht, was Deine Identität angeht. Und da Vertrauen gut ist, Kontrolle aber besser, habe ich meine Untergebenen über die Lage informiert. Wenn ich den Befehl gebe oder mich nicht regelmäßig melde, lassen sie die ganze schöne Tarnung hochgehen. Es gibt also eine Menge Anreize, mitzuspielen. So...bisschen Zeit haben wir wohl noch, bis mein Freund mit der Senatorin durch ist. Wir können uns bis dahin gerne anstarren und in der Gegend rumstehen, aber ich bin für Alternativen offen.“


Die Chiss präsentierte ein staubtrockenes Grinsen, schnippte ihre Zigarette weg und steckte sich dann ohne große Umschweife eine neue an. Vielleicht würde der Imperiale nun in die Stimmung kommen, noch ein bisschen zu plaudern, vielleicht auch nicht, das konnte ihr vorerst egal sein. Wenn er in Laune für etwas anderes war – froh, dass sein Leben erst mal weiterging – sahen die Wände hier noch ganz stabil aus. Und für den Fall, dass nichts davon eintraf, hatte sie immer noch eine gute Zigarette. Das Leben war ganz in Ordnung...und es konnte noch besser werden.


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Stellar schmunzelte bei den Worten die Maalraas von sich gab als er seine Waffe wieder nahm und verstaute. Er dachte doch nicht wirklich dass die Senatorin so verweicht und naiv wäre dass sie sich ziellos in eine Situation begeben würde. Nein Stellar war eine durchdachte und kalkulierende Strategin was ihr, und auch einigen anderen Personen, schon öfter die Haut gerettet hat.
Die Galaxie war voll mit verschiedenen, kontroversen und traditionellen Religionen, Kulturen und Brauchtümern und es war teilwiese gar nicht einmal so schwer diese zu beleidigen.
Oftmals durch die kleinsten und einfachsten Gesten welche man im Alltag einfach so macht ohne großartig darüber nachzudenken.
Und es war nun einmal so dass die meisten Spezies‘ im bekannten Raum stolz darauf waren was die vorhergehenden Generationen erschaffen und über unzählige Rotationen hinweg geschützt und behütet haben – das war verständlich und so ging es Stellar auch mit ihrer Heimat und Herkunft – sie würde nur niemanden ermorden der sich damit nicht auskannte versteht sich.

„Ich denke nicht dass du, oder einer deiner Partner da drinnen, auf Fehler setzt. Ich denke außerdem dass ihr es alle zu verhindern wisst diese zu begehen.“

Konterte die Senatorin dem Mann der ihr gegenüber stand.
Sie wusste noch nicht so recht wie sie mit ihm und den Leuten umgehen sollte denn ganz durch- und einschätzbar war er nicht.
Die Senatorin erkannte freilich schon dass er wohl der kühle und intelligentere Kopf war mit dem man vorerst alles bereden, aber genauso vernünftig wie er sich gab und schien schätzte Stellar ihn skrupellos ein.
Er würde nicht zögern ein schnelles Ende zu machen – selbst wenn er beteuerte das die Ehre bei ihnen das höchste war.
Doch dies beteuerten gewisse Politiker und Abgeordnete der Republik und des Imperiums ebenso und da kam es alles andere als selten vor dass da jemand gegen diese Worte verstieß.
Sie hörte ihm interessiert zu und lächelte dann seicht.
Ihre streng geformten Lippen sahen hinterhältig aus wenn sich vom Rest des Gesichts nichts mit bewegte und so strich sie sich eine aus ihrem Dutt gefallene Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr und setzte zum sprechen an.

„Ich möchte wissen wer denn dieser imperiale Kerl überhaupt ist – ich hätte schwören könne dass er mir bekannt vorgekommen ist allerdings konnte ich keinen genauen Blick erhaschen als du mich so liebevoll auf diesen romantischen Balkon mitgenommen hast – also wäre es schon einmal ein Punkt den du mir erfüllen könntest und dann kann ich dir zu hundert Prozent versichern dass ich nie Pazifistin war und nicht zögere ihn kalt zu machen sollte er euch, mir oder dieser Unternehmung Schaden zufügen zu wollen.“

Stellar wusste wie man spielt und das zeichnete sich exzellent in ihrer Mimik aus welche keinen Einblick in ihre emotionale Lage verriet.

„Dann können wir den Deal besiegeln“

Stellar wusste zwar nicht alles über diese Schatzflotte – sie hatte aber schon Bekanntschaft geschlossen mit ein paar der höchsten Leute der Cygnier und sie konnte dabei eventuell ein paar Infos weitergeben – denn allzu viel wusste selbstredend auch eine hochangesehene Politikerin der Republik nicht.
Außerdem wusste Stellar auch dass es um keine Kleinbeträge ging sondern sicherlich um ein paar ordentliche Summen an Verwertbarem und genau das war es was die Republik im Moment brauchte, denn im Moment war es prinzipiell schon schwer genug die Systeme und Regierungen in der Republik zu behalten und sie zu überreden dass sie bleiben und wenn man ehrlich ist, dafür sollte es keine Überredungsarbeit brauchen.
Doch leider dauert es bis die ruhigen und zufriedenen Zeiten wieder beginnen - dafür sind derzeit einfach zu viele Probleme verstreut.
Außerdem könnte das zusätzliche Geld unterstützend zu einem neuen Antrag den Stellar mittlerweile ausgearbeitet hat, beitragen - was zudem die Fraktionsstärke ins positive drehen könnte und eventuell in wenigen Jahren Stellar aufs Kanzlerpodest stellen könnte.
Als Kanzlerin könnte sie tatsächlich noch mehr gutes tun und aktiv mitwirken die Republik zu einer Oase der Freiheit und der Möglichkeiten zu bilden, auch wenn ihr bewusst war dass dem politische sowie gesellschaftliche Grenzen gesetzt waren.
Es ging ihr derzeit viel durch den Kopf da konnte es doch wohl unmöglich schaden ein kleines Abenteuer zu bestreiten, und viel Auswahlmöglichkeit hat sie ja wohl nicht, sie musste nur an die verrückte Chiss denken oder die Statur von Maalraas begutachten dann wusste sie genau woran sie war.
Und auf diesem Abenteuer konnte die Senatorin sicherlich auch herausfinden welche Ziele die Black-Sun zurzeit verfolgt und warum diese Gruppierung an so viel Geld interessiert ist, wo sich doch anscheinend das Imperium ja dezidiert daran laben will…Fragen über Fragen welche Stellar gelöst haben wollte – aber alles mit Zeit, Rat und Tat.


.::. Äußerer Rand .:. Cronese-Mandat .:. Argai-System .:. Argai .:. Stadtrand .:. in einem verlassenen Gebäude .:. abgeschotteter Balkon .:. Maalraas und Stellar
 
- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Stellar Demeter Kosh

In aller Seelenruhe lehnte der Bandit am Balkon und fasste sich kurz ans Ohr, um das irgendein Insekt der kargen Welt schwirrte. Die Senatorin entgegnete seine Aussage damit, dass seine Freunde dort drinnen und er wohl nicht auf Fehler setzten und zudem wussten, diese zu umgehen. Das entlockte Maalraas ein gefährliches Lächeln. Fehler hatten sie wohl alle irgendwann in ihrem Leben gemacht, wie sonst wären sie hierher gekommen? Die Karriere als Gesetzloser war nichts für mustergültige Biedermänner, die von klein auf beigebracht bekommen, bloß keinen Fehler und immer alles richtig zu machen. Leute, die wahrscheinlich vergleichbar mit der Senatorin waren. Nein, Männer wie Maalraas, Jevan, Etara oder Spectre waren auf den ersten Blick undurchschaubar und wirkten wie geboren für die Rolle als Ausgestoßene und Feinde der zivilisierten Gesellschaft. Aber irgendwo, tief begraben in ihrer Vergangenheit, schlummerte die Wahrheit von jedem von ihnen. Maalraas hatte seine inzwischen verdrängt, was wohl die gesündeste Option war, aber er wusste immer noch zu gut, wie schwerwiegend die Fehler waren, die ihn hierher geführt hatten. Dass die Politikerin allem Anschein nach eine etwas simplere Sicht auf die Dinge hatte, war jedoch letzten Endes ein Segen; wenn sie tatsächlich diese vierköpfige Gruppe von bunt gemischten Gaunern betrachtete und die Schlussfolgerung zog, dass das die Krone der Schöpfung der kriminellen Halbwelt und damit verlässliche Geschäftspartner sein würden, dann würde das einiges erleichtern.

"Wir geben unser Bestes"

Antwortete er also letztlich und blieb nach wie vor vage. Wenn es eines gab, wonach ihm jetzt nicht war, dann war es eine pseudo-philosophische Unterhaltung mit einem republikanischen Politiker über die Bedeutung von Fehlern in ihrer Existenz. Wonach ihm hingegen viel eher war, war die Besiegelung ihres Deals. Bezogen auf den Imperialen, der von Etara verhört wurde, äußerte auch die Senatorin ihr Interesse, ihn unter Kontrolle zu bekommen. Sie meinte, ihn von irgendwoher zu kennen und dass Maalraas sie hierher gezogen hatte, bevor sie einen Blick erhaschen konnte. Maalraas nickte und kniff etwas die Augen zusammen, als die Kosh davon sprach, nie Pazifistin gewesen zu sein und den Kerl ohne Skrupel kalt zu machen, falls er ihrer Operation in die Quere kommen sollte.

"So fällt die Maske also pünktlich zum Schlussakkord. Da ja nun feststeht, dass Dich in dieser Hinsicht nichts von mir und meinen Freunden unterscheidet, können wir umso beruhigter sein. Unsere Methoden sind identisch: wer der Operation in die Quere kommt, der schläft bei den Fischen. Damit wäre alles geklärt."

Es war die letzte, finale Drohung, die in seinen Worten mitschwang. Falls Kosh es nicht schon längst begriffen hatte, dass auch sie unter Beobachtung stand und sich besser keinen folgeschweren Fehler leisten würde. Doch was viel wichtiger war: sie alle würden vor allem den Imperialen im Visier haben und mit Argusaugen beobachten, um ihren Coup zu schützen. Der Deal war also besiegelt und mit einem zufriedenen Ausdruck wies der Hybrid in Richtung Balkontür:

"Ich schlage vor, dass Du den Imperialen jetzt gleich unter die Lupe nimmst. Nach Dir."

Ähnlich wie vorhin, mit dem kleinen Unterschied, dass Maalraas nun nicht mehr seine Waffe auf die Frau richtete, führte sie ihr Weg zurück in das Kämmerchen, in dem Etara und der Gefangene steckten und hoffentlich und zur Vermeidung von Peinlichkeiten nicht in der Zwischenzeit schon der Gefangene in ihr. Der Bandit legte der Politikerin eine Hand auf die Schulter und schob sie mit etwas Nachdruck in den dunklen Raum.
Allem Anschein nach war Etara fertig mit ihm: Die beiden schwiegen und die Chiss stand gegenüber des Imperialen, der von seinen Fesseln gelöst worden war. Maalraas brauchte nur eins und eins zusammenzählen und wusste, dass sie es geschafft hatte. Daher warf er der Chiss ein anerkennendes Nicken zu und stellte sich gemeinsam mit der Politikerin direkt vor den Imperialen. Nun würde sich zeigen, ob sie recht hatte und ihn kannte. Kurz darauf drehte er sich um und trat neben Etara, wobei er es ihr gleichtat und sich eine Zigarette anzündete - wieder einmal. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung Flur, wo sie schließlich an der Wand lehnend unter sich waren. Leise begann er:

"Die Senatorin wird uns unterstützen. Zwar nicht umsonst, aber das war ohnehin nicht zu erwarten. Sie hat ihre Gründe, sich auf das Spielchen einzulassen und weiß, was Ihr blüht, wenn Sie uns verrät. Wenn Du deine kleine Einlage von eben nicht bei Ihr wiederholen willst, um die Fixkosten ein wenig zu senken, schlage ich vor, dass wir uns an die Arbeit machen. Das Jungchen hast Du ja zum Spuren gebracht, wie ich sehe."


- Argai - Sah Gosta - Randviertel - Abgelegenes Bürogebäude - Maalraas, Etara

 
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