Bastion

[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh & Zion]
Zions mechanisch verzerrte Stimme durchbrach die Stille in seinen Gemächern. Die Luft schien plötzlich schwer zu werden und Sera war froh, dass ihr Meister die Frage augenscheinlich an Agatosh gerichtet hatte. Deshalb verschränkte sie sich darauf, auf die Innenseite ihrer Wange zu beißen und den Mund zu halten. Zion wollte Antworten und sie war sich ziemlich sicher, dass er in diesem Moment jedes Wort auf die Goldwaage legen würde.

Als einen Moment später die Tür zu seinem Domizil mit einem summenden Ton aufging, trat Sonea herein. Sie schien es eilig zu haben. Ihr gebeugter Gang zeugte jedoch davon, dass sie sich eher hierher geschleppt hatte. Irgendwas schien sie zu bedrücken. Was das war, erfuhren sie auch sogleich, denn die Sith kam ohne Umschweife direkt mit der ungeheuerlichen Information heraus, dass Apesa tot in der Krankenstation aufgefunden wurde. Sofort hatte Sera Kal’Lesu in Verdacht. Nun ging er die Verbündeten ihres Meisters an. Es passte. Seine Schüler hatte er geschickt, um Agatosh und Sera zu vernichten und er selbst schwächte den Kreis um Zion. Aber vergiftete Bacta-Behandlungen? Das klang so gar nicht nach dem Extinktoren-Zirkel. Die einzige Erklärung, die Sera dafür hätte, war Angst. Trotzdem wollte das in ihrem Kopf nicht ganz zusammenpassen.

Durch das Flackern in der Macht konnte sie spüren, dass auch Zion dies als Bedrohung wahrnahm, denn der Sith schien wütend und angespannt. Er wandte sich kurz ab und schien in Gedanken versunken. Sera sah sich fragend nach Agatosh um. Irgendetwas Größeres ging hier vor, das sie noch nicht erfasst hatte. Wusste ihr Trainingspartner mehr? Doch bevor sie ihm einen fragenden Blick zuwerfen konnte, traf es sie wie ein Schlag in die Magengrube.

Es war wie ein plötzlicher Blitzschlag durch die Macht, der in ihren Eingeweiden brannte. Ein Echo, das nicht hörbar war, sonder durch sie hindurch drang, sie durchbohrte - jede Zelle. Es war als hätte jemand von jetzt auf gleich die Organe in ihrem Inneren neu geordnet und alles auf den Kopf gestellt. Das Gleichgewicht war gestört und mutete an, sie umzuwerfen. Sera schloss unvermittelt die Augen, um sich zu konzentrieren, aber das machte alles nur noch schlimmer. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter, gefolgt von einem heißen Stechen im Magen. Sie schnappte nach Luft, würgte und konnte nicht verhindern, dass ein Strahl brauner Galle aus ihrem Hals hinausschoss, der sich in einer klumpigen Pfütze zu Agatosh’ Füßen sammelte.


“Was ist das?”, hörte sie sich selbst würgen. So eine kranke Schei**e hatte sie noch nie gespürt. Beinahe hätte sie die lumpigen Köche der Ordensküche verflucht, doch ihr fiel schnell ein, dass sie heute überhaupt noch nichts gegessen hatte. Was auch immer hier mit ihr geschah, die Macht sorgte dafür. Sie griff sich an den Brustkorb. Etwas in der Macht war zerbrochen, etwas Gewaltiges. Etwas, das so tief mit ihr verwurzelt war, dass es sie selbst erschütterte.

Sera öffnete die Augen und sah sich um. Das erste, was sie sah, war Zion. Sogleich begriff sie, dass er es auch gespürt hatte, auch wenn sich vor ihm keine Kotzlarche gebildet hatte.


“Meister …” Sie hielt inne, als sie seinen Blick sah. Er war düster, eisig und obwohl er sie nicht direkt ansah, wusste sie instinktiv, dass dies nicht der Moment für naive Fragen war. Sie biss sich die Zähne zusammen und schwieg.

Einen Blick zum massigen Chiss neben sich werfend, begriff sie immer deutlicher, dass jeder im Raum spürte, was sie gerade gespürt hatte. Sie wusste nicht, was es war - nur, dass es groß war.


“Das war … mal was anderes”, murmelte sie schließlich, immer noch außer Atem, und leise genug, dass sie nicht sicher war, ob jemand der anderen drei sie überhaupt gehört hatte. In ihrer Kehle brannte das Gefühl von Hinterlassenschaften herauf gewürgter Galle. Mit ihrer Stiefelsohle versuchte sie derweil die stückige Larche vor Agatosh’s Füßen behelfsmäßig zu verwischen, was nur noch größeres Unheil anrichtete. Ob Zion irgendwo einen Wischmop in seinen Räumlichkeiten aufbewahrte?

[Bastion - Sith-Tempel - Domäne der Oberen - Zions Privatgemächer - Sera, Agatosh, Sonea & Zion]
 
Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Oberen - Zions Domizil - Agatosh, Darth Zion, Sera

Agatosh war an der Seite seines Meister in den Krieg gezogen. Er hatte gegen die barbarischen Horden der Yevethaner gekämpft und Dutzende ihrer Brut mit dem Schwert und der Axt vernichtet. In den wilden, blutgetränkten Kämpfen hatte er stets den festen Rücken seines Meisters gespürt. Gemeinsam hatten sie das Chaos der Schlacht beherrscht wie zwei unaufhaltbare Naturgewalten. Doch heute, nachdem sie die Schlacht um Galantos schon seit Tagen hinter sich gelassen hatten, spürte Agatosh eine Anspannung im eigentlich sicheren Domizil des Hammers von Bastion, wie er sie nicht einmal im Vorfeld der Invasion und während der Kämpfe gespürt hatte. Etwas war anders und die Vorzeichen verdichteten sich, dass ein Sturm sie erwartete, dem das Potential innewohnte, sie alle - sogar den mächtigen Darth Zion - in den Abgrund zu reißen. Es wäre einfach gewesen, die Schuld seiner aufmüpfigen Mitschülerin zuzuschieben, die vor der Pyramide der Exinktoren einen Kleinkrieg angezettelt hatte. Das wäre aber zu kurz gegriffen gewesen, schließlich hatte die feindselige Konfrontation mit Kal'lesu und der Zirkelmeisterin schon vorher stattgefunden. Sera und Agatosh sind bloß mit den Nachwehen dieses Vorfalls, hinter dem offenkundig eine tiefere und düstere Bedeutung lag, konfrontiert worden und hatten getan, was sie tun mussten. Und dabei offenkundig versagt, da diese beiden Ratten immer noch unter den Lebenden weilten.

Während sein Verstand also fieberhaft grübelte, setzte sich der Zorn des Chiss allmählich. Auf die Frage seines
Meisters hin schwieg Agatosh zunächst, um seine Gedanken zu ordnen. Er wusste nicht, wer dieser Zabrak war. War er ebenfalls ein Schüler? Oder nur ein Handlanger? Seinen Kampffertigkeiten zu urteilen war seine Ausbildung mindestens so weit fortgeschritten wie die ihre.

Xaro, der Schüler von Kal'lesu, wurde von einem Zabrak unterstützt. Auch seine Fähigkeiten im Kampf waren auf dem Niveau eines Schülers des Sith-Ordens.“

Ertönte nun die mechanische Stimme des blauen Bergs in stoischem Tonfall, wobei er seinen
Herrn eindringlich fixierte. Dann öffnete sich die mechanische Tür, durch die ein altbekanntes Gesicht eintrat. Sonea. Agatosh hatte sie bereits auf Dubrillion getroffen, damals noch als Kampfgefährtin seines künftigen Meisters – ein Gesicht aus der Vergangenheit, das Erinnerungen an längst vergangene Zeiten weckte. Doch die Sonea, die nun vor ihm stand, war nicht die gleiche. Agatosh musterte die Sith mit steinerner Miene. Ihre Körpersprache bedeutete nichts Gutes. Als sie unumwunden ihre Stimme erhob und Bericht erstattete, konnte der Chiss förmlich spüren, wie sich die Stimmung in dem Raum noch einmal zusätzlich verdunkelte.

Darth Apesa war eine der Extinktoren, die gemeinsam an der Seite des Hammers von Bastion auf Galantos gekämpft hatte. Sie war die Meisterin von Neila, mit der Agatosh gemeinsam die verstreuten Reste des yevethanischen Widerstands um die Hauptstadt herum aufgerieben hatte. Doch nun war sie tot. Feige vergiftet, wie Sonea es vermutete. Agatosh ballte eine Faust hinter seinem Rücken, als sich das Gesamtbild vor seinem inneren Auge mit einem Schlag zusammenfügte. Die feige Tat gegen Apesa war keine Einzelaktion, sondern Teil eines größeren Plans. Darth Zion war nun für jeden von ihnen offensichtlich und endgültig erkennbar zur Zielscheibe geworden. Und mit ihm jeder Sith, der an seiner Seite gekämpft hatte.

Mit einem stürmischen Flackern seiner Aura, einem Riss in seiner stoischen Natur, fasste
Zion den Befehl, die anderen zu versammeln. Sonea nickte nur, verschwand und hinterließ die drei in düsterer Stille. Und wie ein weiterer Schlag in die Magengrube - einer von wahrhaftig zahlreichen in den letzten Stunden - verdüsterte sich die Stimmung zusätzlich. Agatosh konnte genau spüren, wie es Zion mit einem Mal traf. Wie seine felsenfeste Aura einmal mehr erzitterte und den Sith beinahe ins Taumeln geraten ließ. Der Chiss bemerkte, wie sein Meister nach Luft schnappte und wollte gerade einen Schritt auf ihn zumachen, ehe auch er selbst der Wucht dieses Moments erlag. Es war, als würde dieser Schock direkt von Darth Zion auf Agatosh und Sera übergehen – eine plötzliche, lähmende Energie, die dem Chiss das Blut in den Adern frieren ließ. Selbst während ihrer schmerzhaften Begegnung mit Darth Incubus, während der der Tod greifbar gewesen war, hatte der Chiss nicht das gespürt, was ihn nun erfasste.

Verschwommen vernahm er, wie auch
Sera diesem Schock erlag und ihren Mageninhalt auf dem Boden verteilte. Das Gefühl ließ nicht nach, und wankend stieß Agatosh mit dem Rücken gegen die Wand und ein Wandregal, dass samt Inhalt krachend und klirrend auf den Boden niederschmetterte. Die kalte Oberfläche bot kaum Halt und Agatosh presste sich eine Hand an die Schläfe, um dem quälenden Druck in seinem Kopf entgegenzuwirken und eine Hand gegen die Brust, um irgendwie seine gelähmte Atmung zu stimulieren.

Dann, mit einem ruckartigen Blitz, verschwand es wieder. Instabil raufte sich der Hüne zusammen und fixierte
Zion. Was auch immer es war, das ihn erfasst und auf seine beiden Schüler übergeschwappt war - es verhieß noch tausendfach weniger Gutes als die bedrückte Körpersprache und die Mitteilung von Sonea eben noch. Es war, als würde die Welt unter ihren Füßen allmählich auseinanderbröckeln. Auch Sera hatte es offensichtlich die Sprache verschlagen, sodass sie sich nicht einmal traute, das Offensichtliche zu hinterfragen.

"Was... was war das"

Agatoshs angestrengte Atmung war durch die Halbmaske deutlich hörbar. Er wusste, dass er sich jetzt keine Schwäche leisten konnte. Sie hatten den Punkt erreicht, an dem es kein zurück mehr gab. Sondern nur noch den existenziellen Kampf, der sie erwartete.


Bastion - Bastion Center - Sith Tempel - Domäne der Oberen - Zions Domizil - Agatosh, Darth Zion, Sera
 
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