[Weltraum - Orbit Bastion – "Silver Spear" - Cockpit - Torryn(Tier), Iouna, Chiffith, Nath’sin (NPC)]
Es war Torryns Nähe, seine Präsenz, der vertraute Geruch seines Körpers, die alle Zweifel, alle ihre Ängste vertrieben, und eine große, leere Stelle hinterließen. Ein hungriger, unendlich tiefer Brunnen, in den das süße Gefühl der Hingabe floss, über den Rand trat, und mitten in ihren Brustkorb heruntertropfte. Still und immer noch voller Verlangen betrachtete sie seinen Körper, der immer noch nicht ganz hier zu sein schien, noch nicht bei ihr, noch abwesend in seiner Euphorie und leicht zitternd. Im Augenwinkel erhaschte sie sein Gesicht, den extatischen Ausdruck darin, und es wurde ihr bewusst, sie wusste es ganz sicher, dass sie jetzt, in diesem Moment auch glücklich war. Gleich aber öffnete er die Augen und blickte zu ihr herunter. Er sah sie an. Er war da.
Nun erhob er sich vom Sitz und wirkte so groß auf einmal. Gerade in seinen Armen, in dessen engsten Umarmung fühlte sie sich klein, winzig klein, ein Zwerg. Auch wenn er es offensichtlich eilig hatte, küsste er sie noch innig und lang, und sein Atem glühte vor Gier wie im Fieber, und sie begriff, dass er ihre Nähe genoss, wirklich genoss. Vielleicht liebte er sie sogar so sehr, wie sie ihn. Wie konnte sie nur so schnell glauben, dass der Band zwischen ihnen, dieses Etwas, was sie früher als unzerstörbar angesehen hatte, als eine Art unerschütterlicher Stabilität verstand, abreißen konnte. Warum hatte sie, die Verräterin, gezweifelt. Aber er strich sie am Nacken zärtlich und geduldig, beinahe so als ob er sie verstanden und besänftigen wollte, so lange strich er, bis sie sich entspannte und ihre Wangen glühten. Dann lachte er kurz auf und verkündete, sei sie jetzt seine Schülerin. Nun dürfe er sie offiziell unterrichten. Die Prüfung, die Ian für ihn vorbereitet hatte, hatte er bestanden. Wo denn Ian jetzt sei? Gehe es ihm gut?
EsNine übernahm die Flugkontrolle als sie das Cockpit verließen. Bis zur Landung blieb nicht viel Zeit und Torryn brauchte dringend eine Dusche und frische Kleidung. Solange würde Iouna in der Schleuse bleiben. Verwundert stellte sie fest, dass Nath’sin immer noch in der Ecke saß. Genau in der gleichen Ecke, in der sie ihn zuletzt gesehen hatte.
„Hast du die Kojen nicht gefunden? Wolltest du nicht dringend schlafen?“ sagte sie gereizt. Der Twi’lek begann sie zu stören.
„Warum denn so unfreundlich? Was habe ich nur falsch gemacht?“ Nath’sin erhob den Kopf und ein breites Grinsen verzerrte sein Gesicht. Mit einem Sprung stand er auf und ging rasch auf sie zu.
„Ich habe versucht zu schlafen, konnte aber nicht, so habe ich mich doch hier hingesetzt. Iouna…“ er senkte die Stimme, die auf einmal einen eindringlichen Klang annahm. „Mir geht es nicht gut. Ich will ehrlich sein. Mir ist ganz schlecht. Kotzübel. Ich leide an einer Reisekrankheit.“
Prüfend musterte sie sein Gesicht. Zwar war er nicht abgeschirmt und sie konnte tatsächlich etwas Übles spüren, vor allem diese unerträgliche, ansteckende Angst, die er in sich trug, aber da war noch etwas anderes. Dunkles, Beunruhigendes. Gefährliches. Dieses Etwas entglitt ihr jedes Mal, als sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, es zu erfassen, es war ein aalglattes Ding. Warum nur hatte sie gegen Nath’sins Mitnahme nicht schon vor dem Flug protestiert.
„Du sagst nicht die Wahrheit.“ stellte sie irritiert fest. „Was willst du wirklich?“
Schon im nächsten Moment hörte sie, dass das Wasser in der Nasszelle aufhörte zu rauschen. Bald würde Torryn bei ihr sein. Am Besten würde sie ihn sofort darum bitten, den unerwünschten Gast baldigst abzusetzen.
Schweigend und tief in seinen Gedanken versunken verharrte der Twi’lek vor ihr. Hilflos bemühte er sich, sich vor Iouna abzuschirmen. Sie schmunzelte, er war nicht zu retten. Aber als sie versuchte an ihm vorbei ging, - zu ihrem Spind wollte sie gehen, um nachzusehen, ob ihre Waffen noch da waren, ob alles noch da war, ihrem komischen Gefühl folgend, ob ihr Comlink, das Vibroschwert, alles andere, was sie besaß, da waren - da stellte er sich ihr im Weg.
„Warte!“ Nath’sins schlanke, makellose Hand berührte zaghaft ihr Handgelenk, dann wanderte sie langsam, klebrig und rauh wie eine Vogelspinne zu ihrem Oberarm hoch. Dann schloss sie sich fest um ihn, der Zeigefingernagel hinterließ eine brennende Spur auf der Haut.
„Ich habe es mir doch anders überlegt. Ich muss dringend zurück. Ich habe vergessen, dass ich auf Korriban noch etwas erledigen wollte.“
Iouna riss den Arm aus seinem verkrampften Griff.
„Reiß dich zusammen. Das hättest du dir schon früher überlegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Das weißt du ganz genau.“
Nath’sin Gesicht veränderte sich im Nu, er sah auf einmal erbärmlich aus. Eingefallen, krank. Der undurchschaubare, düstere Glanz in seinen Augen verhieß jedoch nichts Gutes. Iouna entschloss sich auf ihre Intuition zu vertrauen. Auf diesen harten kalten Angstknoten, der sich in ihrem Bauch unweigerlich bildete, wenn sich der Twi’lek in ihrer Nähe befand.
„Wir landen gleich. Hörst du?“ sie hielt den Atem an, horchend starrte zur Decke, konzentriert auf das Summen der Turbinen, das eine beruhigende Wirkung auf sie hatte.
Nun betrat Torryn die Schleuse. Sofort reichte er ihr das Vibroschwert, auch sie durfte jetzt im Orden ihre Waffen tragen, sie war seine Schülerin und stand in seinem Schutz. Nicht nur die Anwesenheit von Torryn, sondern auch die angenehme Kühle der Vibroschwertklinge, die sich an ihr Bein schmiegte, versetzte sie in gute Laune. Beschwingt näherten dich die Drei dem Eingangsbereich des Ordens. Torryn erinnerte Iouna daran, sich abzuschirmen. Am liebsten würde sie ihn küssen, das tat sie doch längst, wusste er noch nicht, dass das Abschirmen bereits zu einer Selbstverständlichkeit für sie geworden war.
Im Eingangsbereich zeigte sich ein Bild der Verwüstung. Es stank nach Rauch, als ob hier eine Explosion stattgefunden hätte. Alarmiert lief Torryn zu einer Gruppe von Menschen, die sich inmitten der Ruine versammelt hatten. Sie blieb bei Nath’sin einige Schritte zurück. Und als ob er nur darauf gewartet hätte, trat der Twi’lek ihr so nahe, dass sich ihre Schulter berührten. Knurrend blieb sie stehen, drehte sich zu ihm und sah ihm fordernd in die Augen. Er solle endlich Abstand von ihr nehmen. Ferner, solle er sich sofort abschirmen und froh sein, hier überhaupt sein zu dürfen. Erneut huschte dieses seltsame Grinsen über sein Gesicht und plötzlich bohrte sich die tödliche Kälte eines Blasterlaufs in ihren Bauch. Noch bevor sie den Lauf von sich stoßen konnte, griff er sie um die Schulter, schob von sich und drückte mit dem Körpergewicht an die Wand.
„Bist du jetzt ruhig, oder ich erschieße dich.“
„Was zum….?“
„Ich will zum Schiff.“ Fiel er ihr hastig ins Wort. „Du kennst den Code. Verrate ihn, oder du stirbst.“
„Wenn du abdrückst, erfährst du den Code nie.“ Tränen schossen ihr in die Augen, der scharfe druck der Waffe schmerzte, bald glaubte sie ihre Rippe brach. Durch den Tränenschleier suchte sie Torryn, aber er stand zu weit, um sie wahrzunehmen. Sofort schickte sie ihm eine mentale Nachricht, aber sie prallte von ihm ab. Er war abgeschirmt und zu sehr auf die vor ihm versammelten Personen konzentriert. Mit nur einem Ruck schaffte Nath’sin sie aus dem Sichtfeld der anderen zu schieben und forderte immer wieder, immer wieder, zum Schiff, zum Schiff. Den Lauf drückte er immer fester in ihren Bauch, sie bekam kaum noch Luft. Aber Nath’sin wurde fahriger. Es lief wohl nicht so, wie er sich das vorstellte. Sie schwieg. Sie wartete. Geduldig, geduldig, regungslos, konzentriert bis an ihre Grenzen, auf einen Fehler seinerseits wartend. Einen Fehler, den einen Moment seiner Unaufmerksamkeit.
Plötzlich ertönte ein schrilles, ein furchtbares Lachen in der Ferne, dem ein grelles Knistern folgte und markerschütternde Schreie eines Mannes. Nath’sin zuckte unwillkürlich, auch ihn hatte die finstere Ausdünstung der geballten Macht erreicht. Ein Geruch des verbrannten Fleisches. Das war der Moment, auf den sie wartete. Blitzartig schlug sie mit der Faust gegen Nath’sins Waffe, in der gleichen Sekunde schoss sie die Machtfühler durch seine dünne Haut, griff nach den Eingeweiden und zog sie fest zu. Er schrie auf und von unsäglichen Schmerzen durchdrungen, ging zu Boden. Das Dunkel pulsierte in ihren Schläfen als sie in das sehnige, schleimige Gewebe die Spitzen der Fühler hineinbohrte, bis zum Bersten schlug das Dunkle in ihrer Brust als sie fühlte, wie sich der Bauchraum mit Blut langsam füllte. Wie im Trancezustand bewegte sie sie, suchte planlos nach einer Erlösung in der Macht, aber die Fühler schienen sich immer mehr zu verselbständigen, sich ihrem Willen zu entziehen. Nath’sins Augen bewegten sich rasch, panisch, nach links suchend, nach rechts, aber sein Blick sagte nichts, und wenn er doch etwas sagte, was es kein Satz, nur eine Frage, auf die es keine Antworten geben würde. Zwei Fragezeichen in seinen erloschenen Gesichtzügen, denn er verstand nichts mehr, die Aussicht zu sterben beschäftigte ihn. Aber sie wollte doch nicht, dass er stirbt, er nicht, sie würde keinen Schwächeren töten wollen. Sie wandte den Kopf von ihm ab, von dem Twi’lek, dessen Namen sie schnell vergessen würde. Dann zog sie ihre Machtfühler aus ihm heraus. Sei still, sei endlich still. Stirb nicht. Hör auf zu schreien. Die Machtfühler schrumpften, verkümmerten, verschwanden. Nath’sins Körper erschlaffte. Seine Augen erstarrten. Noch eine Weile betrachtete sie seine winzigen, erloschenen Pupillen, den schmerzlich verzerrten Mund. Er lebte nicht mehr. Sie wollte das alles doch nicht! Wach auf, Nath’sin, wach auf, du verdammtes Arsch.loch! Wimmernd erhob sie sich, wischte mit dem Ärmel die Tränen ab, die gegen ihren Willen liefen. Es war nur Abwehr. Nur Abwehr, mehr nicht! Sie drehte sich um und rannte weg, lief um die Kurve, stolperte durch den ganzen Eingangsbereich, da am Ende stand Torryn. Atemlos stellte sie sich hinter seinem Rücken und wagte einen Blick über seine Schulter. Vor ihm befand sich eine Kreatur (Chiffith), die ihr irgendwie bekannt vorkam, aber diesmal hatte sie keine Angst.
[Bastion – Orden der Sith – Eingangsbereich – Torryn(Tier), Iouna, Chiffith]