[Rückzugspunkt Aurek – außerhalb des Corellia-Systems – CRV Gladius] CDR Manius Selgorias, LCDR Vintar Ionesk MAJ Hal McArther und VA Elysa Nerethin, diverse Eskorte
Manius Selgorias traf unvermittelt einen wunden Punkt, ob bewusst oder unbewusst, vermochte Elysa nicht zu sagen. Ihre Mimik und Gestik war beherrscht und gaben kein Unbehagen preis, nur ihr Stolz veranlasste die Flaggoffizierin mehr Einsicht zu gewähren, als sie wollte.
„Ich bin nicht bedingt durch den Willen des Imperators hier, sondern weil der Erhalt der imperialen Ordnung es diktiert. Corellias Schicksal steht seit Wochen fest, die Zeit dieses Debakel abzuwenden verging ungenutzt. Es war schlicht abzusehen. Seit dem Wiederaufflammen des Konflikts führt die Flotte des Feindes einen Feldzug der taktisch und strategisch solide inszeniert ist. Die imperiale Flotte findet ihre Balance nicht, weil niemand in der entsprechenden Position willens ist etwas zu riskieren. Aber wir werden das ändern, Commander. Das Geschwader hat bereits ein Zeichen gesetzt, mit Corellia unterstreichen wir unsere Entschlossenheit und Befähigung.“
Es lag eine subtile Schärfe in ihrer Betonung, Kritik an der Admiralität im Kontext und Verbitterung die Elysa nicht zu verbergen vermochte. Aber eben auch ein unbezähmbarer Wille und die Überzeugung, dass die imperiale Flotte, vielmehr die Männer und Frauen welche die Flotte ausmachte, dazu in der Lage waren und mehr noch.
„Die Courage imperialer Soldaten wird bei solchen Niederlagen hart geprüft, man könnte empfinden, dass die Flottenelemente bei Corellia die Ehre der imperialen Flotte beschmutzt haben.“
Die Worte hingen seltsam bedrohlich zwischen den beiden Offizieren, obwohl sie nicht als solches ausgesprochen wurden. Die Interpretation war jedoch möglich, zumindest solange bis die Admiral ihre Aussage vervollständigte.
„Wer so empfindet, hat keinen Einblick mit welcher Unermüdlichkeit, Härte und Mut die Verteidiger kämpften und würde ihre Opfer entehren. Und dennoch wird es Stimmen geben die eben solches zu verkünden gedenken.“
Oder scherte sich schlicht einen Dreck darum, was die Opfer der Schlacht, im Dienste des Imperiums erbrachten und würde es als Gelegenheit für das eigene Vorankommen zu sehen. Man würde sich wie Geier auf den verbliebenen Admiral der Verteidiger stürzen und ihm die Schuld an der Niederlage anhängen. Sprich man würde die vermeintliche Inkompetenz Rear Admiral Thornes als Grund nutzen um ihn aus der Bildfläche verschwinden zu lassen, dass die Schlacht nicht mit den gegebenen Mitteln zu gewinnen war, würde man verschweigen. Stattdessen würde man wieder einmal Gefolgsleute von Darth Allegious belohnen, indem man ihnen die freigewordenen Posten überantwortete. Somit hätte der Imperator also auch die dritte Flotte unabdingbar an sich gebunden. Auch wenn dies wohl nur ein nutzbringender Nebeneffekt war, nicht die Intention. Allegious war kein Narr, Corellias Verlust würde auch am Rest des Imperiums nicht spurlos vorbeigehen.
„Wir müssen also retten, was zu retten ist, um das Andenken der Gefallenen zu wahren.“
Keine angenehme noch gerechte Perspektive. Elysas Worte stimmten sie selbst schweigsam. Wie es eben manchmal geschah, wenn man einfach frei aus dem Herzen spricht, vielleicht rau und ungeschönt, doch wahr und offenbarend. Nichts was sie so zu sagen gedachte, und doch befreiend. Was daraus erwachsen könnte, wog das Risiko kaum auf, warum hatte die Corellianerines also getan? War es der ungewollte Protest, sich unbedingt von Darth Allegious distanzieren zu wollen oder fasste sie Vertrauen, wider entsprechende Fakten und Belege, sondern wieder ihrer Eingebung folgend? Und war sie nicht genau wegen Tatsachen an Bord der Gladius gekommen?
„Keine Einwände, es ist ihr Schiff, die Bedürfnisse der Gladius haben Vorrang.“
Im gleichen Moment wollten Zuversicht und Misstrauen in ihr ringen. Zuversicht, dass Manius Selgorias ein Rückgrat hatte und die Mission nicht hinten anstellte, Misstrauen, für den Fall dass er exakt in dieser Sektion doch etwas verbergen wollte. Denn Treuebruch konnte sie nicht ausschließen, dafür wusste sie zu diesem Zeitpunkt zu wenig. Mehr noch, Elysa Nerethin hatte mehr von sich offenbart, als sie bewusst vom Kommandanten der Gladius wahrnahm.
Dass sie keine Einwände gegen seinen Vorschlag hegte, hatte sie bereits signalisierte.
Beherrschte, zielstrebige und furchtlose Schritte. Ein weiteres Puzzlestück, das ihr gegeben wurde und das schließlich zu einem ganzen Bildnis des Anaxi führen sollte. Vorerst führte er sie durch sein Reich, hin zum Mannschaftsdeck, wo ein voller Zug Flottensoldaten in Reih und Glied angetreten war.
Die Gladius hatte bereits Verluste erlebt und würde erneut in die Hitze der Schlacht zurückkehren, womöglich ein unrühmliches Ende im Anflug auf Corellia finden, sollte Elysa Nerethin sich verkalkulieren. Es gab erschreckend wenig was diese Soldaten tun konnten, bis sie zum Einsatz kamen, mussten hoffen, dass die Besatzung und Offiziere der Korvette wussten was sie taten. Doch verzweifelte man hier nicht, sondern schien den Moment endlich selbst tätig werden zu können herbeizusehnen. Man war mit Zuversicht erfüllt, und das war definitiv ein positiver Umstand. Was auch immer den Kommandanten der Gladius ausmachte, seine Besatzung vertraute auf ihn und das obwohl er den Befehl über den Aufklärer erst mehrere Wochen innehatte. Viel bedeutender für Elysa war, dass sie kein Anzeichen von Treuebruch bei den angetretenen Soldaten ausmachen konnte. Viel mehr das Gegenteil schien der Fall zu sein.
Die blauen, aufmerksamen Augen der Admiral wanderten bedächtig über die Gesichter der Männer, immer wieder einmal Augenkontakt herstellend, niemand wandte den Blick ab oder verriet etwas von Unsicherheit, weder physisch noch in der Macht, nur ihr Tatendrang stach hervor. Anerkennung, Zuversicht und Stolz lag in Elysas Blick, die Corellianerin war sich sehr wohl bewusst, dass jenes sachte Nicken an Manius Selgorias gerichtet, ebenso von den Soldaten auch wahrgenommen wurde. Hier fand alles ihre Zustimmung und das sollten sie ruhig wissen.
Der Herr über die Gladius nahm es auch als Aufforderung fortzufahren, der Weg zur Krankenstation folgte, niemand sprach ein Wort und Elysa nutzte die Zeit, um sich weitere Fakten über die Korvette ins Gedächtnis zu rufen, sie hatte die Dienstakte so lange wie möglich begutachtet, was sich im Anbetracht der Zeit weiterhin nur als ‚überflogen‘ beschreiben ließ, sich Eckdaten gemerkt. Insbesondere Abweichungen von der Norm, die größte war die Anwesenheit von Jahanna Tebelon. Eine Konsularagentin auf einem Kriegsschiff, in einer Gefechtszone. Durchaus ungewöhnlich, aber es gab zusätzliche Ressourcen her, die Selgorias auf Corellia verwenden konnte, womöglich bot sich die Gelegenheit auch mit ihr zu sprechen. Von ihr einen Eindruck über die Gladius zu erhalten, die diplomatische Gesandte war unzweifelhaft darin geübt Körpersprache zu deuten und Lügenkonstrukte zu durchschauen. Auf der anderen Seite stand die Frage, wessen Wort Elysa höher einschätzte, Selgorias oder ihres und ob sie überhaupt vertrauenswürdig war.
Wenn man einmal Verrat ahnte, fühlte man sich versucht ihn überall zu wähnen, die Flaggoffizierin nahm mental Abstand von der Geisteshaltung. Selgorias war zu frisch im Dienst als Kommandant, die Führungsoffiziere zu frisch zusammengestellt als dass das gesamte Schiff sich einfach hinter ihm einreihen würde, um zu desertieren oder überzulaufen. Zumindest lag die Vermutung nahe. Der Umstand, dass Elysa sich der Aversion des ersten Offiziers immer bewusster wurde war auch geschuldet, dass sie sich besann, was sie über ihn wusste. Vintar Ionesk war jünger als Selgorias, hatte eine klassische Offiziersausbildung auf Corulag genossen – wie einst Needa, jung für seinen Rang und dennoch älter als sie, gute Beurteilungen und wenn sie es richtig deutete, wäre die Gladius seine letzte Station vor einem eigenen Kommando. Aber wie lange war er schon auf der Gladius, konnte er sich von der Admiralität um sein Kommando über den Aufklärer betrogen fühlen und projizierte er diese negativen Gefühle nun auf sie, oder war es schlicht die übliche Mischung aus Abneigung, weil sie so verdammt jung, eine Frau und noch dazu eine Sith war? Zumindest zwei dieser drei Punkte könnte sie durchaus nachvollziehen. Zu ausufernden Gedanken kam sie nicht, denn man hatte die Krankenstation erreicht.
Die Moral war den Umständen entsprechend hervorragend, der Schiffsarzt rau, womöglich herzlich oder durch eine lange Karriere verbittert – so für sie nicht abschätzbar. Aber auch nicht das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit.
„Avenger wird sich gut um sie kümmern.“
Bestätigte Elysa nicht nur Commander Selgorias, sondern auch den Männern. Gerne hätte sie sich die Zeit genommen mehr über sie zu erfahren, einige aufmunternde Worte an sie zu richten, aber so lief die Zeit davon und ihre gute Intention, als auch das medizinische Personal der ihres Flaggschiffs mussten die Worte ersetzen.
Was sie im Kommandanten der Gladius vernahm bestätigte eine weitere Vermutung, er würde keine Leben einfach wegwerfen, schreckte aber nicht davor zurück imperiale Leben aufzuwenden, um Missionsziele und taktische Vorteile zu erlangen. Sich der Last der Verantwortung bewusst, aber nicht davon erdrückt. Elysa wollte nicht, dass Manius Selgorias sich als Verräter herausstellte, viel zu sehr entsprach er den Erwartungen, welche sie an ihre Schiffskommandanten stellte. Und jedes Puzzlestück, das sie aufnahm sollte ihn entlasten, und doch waren da noch immer die Stimmen des Zweifels. Noch war sie nicht zufrieden. Weder damit, dass ihre Entscheidung ausstand, noch der Umstand, dass sie hier nichts für die Soldaten tun könnte.
Ihr Blick hing insbesondere nachdenklich auf dem Bewusstlosen, dessen Brustkorb sich gleichmäßig anhob und absenkte. Von ihm ging eine Leere aus, die ungewohnt wirkte. Am Leben, aber nicht lebendig. Der Tod war noch nicht hier, sie spürte ihn nicht, aber er glitt langsam davon, vielleicht unaufhaltsam. Wie ein Ertrinkender den es in die Tiefe zog, der sich selbst nicht retten konnte.
Manius Selgorias Worte riefen sie ins hier und jetzt zurück, ein Wimpernschlag und die Realität hatte sie wieder. Nur die letzten Worte hatte sie vernommen. ‚Wesentlichen‘ reichte aber vollkommen aus um zu wissen was er meinte.
„Meine Herren, ich sehe sie dann auf der Avenger.“
Für die Verwundeten zu salutieren wäre aufgesetzt gewesen und sie hätten es als eben solches durchschaut. Elysa begnügte sich mit einem ehrlichen, anerkennenden Nicken.
Dieses Mal sollte der Weg nicht von Schweigen durchbrochen sein, man hatte nur wenige Schritte aus der Krankenstation heraus getan, bevor ihre klare Stimme die Stille - von dem Klacken der Kampfstiefel abgesehen - durchbrach.
„Commander, ich komme nicht umher mich zu fragen, was in ihren Augen einen guten Anführer ausmacht und was für sie die Verantwortung eines Schiffskommandanten bedeutet?“
Fragen, die Elysa Nerethin lieber in einem förmlicheren Rahmen, vielleicht bei einem Admiralsdinner, erörtert hätte, aber den Luxus von Zeit hatte sie schlicht nicht.
Dass sie mit dem bisher Gezeigten durchaus zufrieden war, musste offensichtlich sein. Besatzung und Schiff schien in guten Händen. Strenge zwar, aber keine übermäßige Härte. Ein Offizier der sich den Respekt seiner Untergebenen verdiente, er bekam Loyalität nicht geschenkt, dafür fehlte Selgorias das Charisma, er wirkte beinahe wortkarg. Er forderte und förderte. Verlangte von seinen Leuten das Beste und gab ihnen dafür sein Bestes. Er verdiente Respekt, auch ihren. Das waren seine Vorzüge, aber da lauerte auch etwas in ihm, was er beherrschen musste, wenn er nicht beherrscht werden wollte.
[Rückzugspunkt Aurek – außerhalb des Corellia-Systems – CRV Gladius] CDR Manius Selgorias, LCDR Vintar Ionesk MAJ Hal McArther und VA Elysa Nerethin, diverse Eskorte