- Coruscant - City - Hotel "Vista" - Mit Julen -
Mit 15 Jahren war Julen noch sehr jung und er erinnerte Chesara erneut an Adrian. Letzterer war 14 gewesen, als sie ihn begonnen hatte auszubilden. Wo mochte er heute nur sein?
Dann bist du noch jung genug um vieles zu lernen.
Erwiderte Chesara augenzwinkernd.
Da Leben als Jedi bringt viel Verantwortung mit sich. Aber in diese Aufgaben wirst du hinein wachsen. Eine Voraussetzung ist jedoch unabdingbar: Disziplin! Erfahrungsgemäß wird es Dinge geben, die zu lernen dir Freude bereiten und es wird Dinge geben, die du nicht schnell genug hinter dich bringen kannst. Aber ich erwarte, dass du dich allem Neuen gegenüber aufgeschlossen verhälst und nicht sofort aufgibts, wenn du etwas nichts schaffst. Rückschläge gehören zum Leben dazu und auch Jedi sind nicht unfehlbar. Sei fleißig, ergeizig und diszipliniert und du wirst vieles erreichen.
Sie waren mit dem Lift in die Etage gefahren, in der ihre Zimmer lagen. Nun waren sie den Gang entlang gekommen und standen vor Chesaras Zimmer. Julens lag ein paar Türen weiter.
Ich kann dir nicht sagen, wie lange wir noch auf Coruscant bleiben werden. Lass es einfach auf dich zukommen. Der Augenblick zählt. Das soll deine erste Lektion sein. Versuche dich mit deiner Umgebung vertraut zu machen und sie zu fühlen. Morgen früh werde ich ein paar Dinge zu erledigen haben, gegen Mittag komme ich ins Hotel zurück. Bis dahin möchte ich, dass du dir über die folgenden Fragen Gedanken machst: Warum willst du ein Jedi-Ritter werden und was möchtest du in der Galaxis gezielt verändern?
Chesara öffnete die Tür zu ihrem Zimmer und wandte sich noch einmal um.
Ich ich lasse keine halbherzigen Antworten gelten.
Fügte sie mit dem Anflug eines Lächelns hinzu, bevor sie sich zur Nachtruhe verabschiedete.
Als sie alleine war, zog sie sich aus und verbannte die aufwühlenden Gedanken dieses Tages in den Wasserdampf einer heißen Dusche. Die Entspannung tat ihr gut, wenn sie sie auch nicht von dem heutigen Geschehen ablenkte. Pierre les Gray blieb allgegenwärtig, selbst in ihren Träumen.
Am nächsten Morgen stand Chesara relativ früh auf, kleidete sich an und nahm ihr Frühstück ein, ehe sie das Hotel verließ. Sie hatte ein Ziel vor Augen, das ausnahmsweise einmal nichts mit dem geheimnisumwitternden Mann zu tun hatte, mit dem sie gestern noch im Manarai gespeist hatte. Mit Hilfe einer Stadtkarte bahnte sie sich ihren Weg durch das überfüllte Coruscant, bis hin zu einem hohen, unscheinbaren Bürogebäude. Die Tafel am Eingang wies unzählige Verwaltungsfirmen und private Kanzleien auf. Doch nichts davon war ihr Ziel. Ganz unten las sie schließlich, wonach sie suchte: Boreal-Stiftung. Diese Einrichtung war vor gut fünfzehn Jahren von Marx Boreal zur Hilfe für unverschuldet in Armut geratene Bürger ins Leben gerufen worden, doch mittlerweile schien sie ihre Aktivitäten weitläufig eingestellt zu haben. Chesara hoffte inständig, überhaupt jemanden in dem Büro anzutreffen. Sie nahm den Lift nach oben, irrte durch ein Labyrinth von Gängen und fand sich schließlich vor der richtigen Tür - ein Schild bestätigte dies - wieder. Nach kurzem Anklopfen öffnete ein Droide.
"Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?"
Fragte die mechanische Stimme.
Ich möchte den Verantwortlichen der Boreal-Stiftung über ein neues Projekt informieren.
Antwortete Chesara.
"Einen Moment."
Der Droide verschwand und ließ Chesara auf dem Gang warten. Es dauerte jedoch nicht lange, bis schließlich eine junge Frau - geschätzte mitte zwanzig - aus dem Büro an Chesara heran trat.
"Guten Morgen... kann ich Ihnen helfen?"
Geduldig wiederholte Chesara ihren Text. Die junge Frau machte ein betrübtes Gesicht.
"Das ist schade, aber die Boreal-Stiftung existiert so gut wie nicht mehr."
Das klang schlimmer als Chesara befürchtet hatte.
"Aber kommen Sie doch erstmal herein."
Die junge Frau bat Chesara Platz zu nehmen und der Droide brachte sogar ein Getränk. Das Büro sah ziemlich leer aus und auf den ersten Blick erkannte man, dass es hier nicht mehr all zu viel zu tun gab: nirgendwo waren aufgeschlagene Order, Datenträger oder sonstiges zu sehen, was auf ein reges Arbeitspensum schließen ließ. Alles wirkte ordentlich aufgeräumt und irgendwie... ja, leer gefegt.
"Mein Name ist Alice Boreal, mein Vater hat die Stiftung vor vielen Jahren gegründet. Aber zur Zeit sieht es sehr schlecht aus."
Warum?
Wollte Chesara wissen. Die junge Miss Boreal zuckte mit den Schultern.
"Wir sind auf Spendengelder angewiesen, doch die bleiben aus."
Hat das einen bestimmten Grund?
In Alice' Stimme hatte etwas vorsichtiges gelegen, so als wollte sie nicht alles sagen, was sie dachte.
"Nunja, hier auf Coruscant hat sich alles geändert, seit dem Regierungswechsel."
Also seit der Übernahme Coruscants durch das Imperium. Chesara nickte.
Sie können ruhig offen mit mir sprechen. Miss Boreal. Ich bin sicherlich keine Spionin des Imperiums, die sie auf Ihre Loyalität prüft.
Einen kurzen Moment zögerte Chesara, ehe sie fortfuhr:
Mein Name ist Cheasra Gareel. Ich habe die Armut in den unteren Ebenen Coruscants gesehen und war erschüttert über die Zustände dort. Schlimm war es schon immer, aber früher hat die Allgemeinheit mehr getan um zu helfen. So wie jetzt muss es da unten nicht aussehen.
Absichtlich hatte Chesara Ards Nachnamen zu dem ihren gemacht. Ihr Vorname war bedeutungslos. Es war reiner Zufall, dass sie so hieß wie eine Jedi - falls überhaupt irgendjemand auf die Idee kommen sollte, eine solche Verbindung herzustellen. Alice Boreal wirkte jedenfalls erleichtert, dass Chesara keine Imperiale zu sein schien.
"Ich weiß, Ma'am."
Erwiderte sie nun aufrichtig und wirkte dabei erleichtert. Chesara war es ebenfalls.
Nennen Sie mich Chesara.
Sagte sie.
"In Ordnung. Dann sagen Sie Alice zu mir. Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich bin seit einiger Zeit nicht mehr in den unteren Ebenen gewesen, weil es zu gefährlich ist... die Kriminalität dort wächst stetig. Aber ich bin im Bilde, was die Lebensbedingungen dort angeht. Es ist eine Katastrophe. Trotzdem weiß ich nicht, was wir tun können. Uns fehlen einfach die Gelder."
Sie erwähnten das Imperium.
Erinnerte Chesara sie.
"Ja, das ist richtig. Die Republik hat Stiftungen wie die unsrige immer unterstützt und forderte auch Coruscants Bürger immer auf, zu speden und zu helfen. Doch heute ist das anders. Das Imperium interessiert sich nicht für solche Dinge und singt auch keine Lobeyhymmnen auf die Menschen, die sich in dieser Richtung engagieren. Dadurch ist die Spendenfreudigkeit auf Coruscant gesunken. Die Leute kratzen ihr Geld zusammen, sind froh, wenn sie ihre Steuern bezahlen können. Und die, die genug Geld haben, geben es für imperiale Zwecke aus, um nicht in Ungnade zu fallen oder um ein Stück von dem großen Kuchen abzubekommen."
Mittlerweile klang Alice' Stimme verächtlich. Chesara hatte stumm zugehört.
"Fragen Sie bei anderen Einrichtungen nach, Chesara. Es sieht nirgendwo besser aus als bei uns."
Ja, ich verstehe.
Chesara war erschüttert, aber sie verstand die Kette der Ereignisse.
Wie können wir etwas daran ändern? Haben Sie eine Idee, wie man die Menschen wieder zu mehr Wohltätigkeit motivieren kann?
Alice Boreal schnaubte.
"Darüber habe ich schon so oft nachgedacht. Es müsste jemanden geben, der dem Rest des Volkes ein Vorbild ist, jemand, nach dem sich viele richten würden."
Nachdenklich schürzte Chesara die Lippen.
Sie meinen einen Vorreiter, an dem sich andere ein Beispiel nehmen?
"Ja. Eine Person, die reich und mächtig ist. Aber vergessen Sie's, von diesem Format finden Sie auf Coruscant zwar einige, aber niemanden, der bereit wäre, sich mit unseren Projekten auseinander zu setzen."
Das war es. Chesara hatte eine Eingebung.
Vielleicht doch.
Erwiderte sie und erntete Alice' ungläubigen Blick.
Haben Sie eine Karte der Stadt da?
"Aber sicher."
Alice erhob sich, verdunkelte den Raum und aktivierte den Kartenzeiger, der innerhalb der nächsten Sekunde einen Grundriss Coruscants in den Raum malte. Chesara sah sich um, um sich zurecht zu finden.
"Wir sind jetzt hier."
Erklärte Alice hilfsbereit.
Ah, danke.
Chesara ging durch den Raum, um die Stelle der unteren Ebenen zu suchen, wo sie nun schon seit einigen Tagen die Bewohner mit Nahrung versorgte.
Es geht mir um diesen Teil der Slums.
Sagte sie.
Ich möchte, dass Baumaßnahmen getroffen und die Lebensqualität der Bewohner verbessert wird. Die armen Seelen dort unten werden nie eine zweite Chance erhalten, wenn man ihnen nicht hilft. Die hygienischen Umstände müssen verbessert werden und die Leute brauchen Arbeit. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dieses Projekt zu beginnen.
"Das ist ja schön und gut, aber wie um Himmels Willen wollen Sie das finanzieren?"
Alice Boeral war mehr als skeptisch. Auf Chesaras Gesicht erschien ein Lächeln.
Sie werden es finanzieren, mit Ihrer Stifung. Wir machen ein Geschäft: Sie planen und betreuen dieses Projekt. Ich besorge Ihnen einen großzügigen Spender.
"Und wer soll das sein?"
Fragte Alice ungeduldig.
Sagt Ihnen der Name Pierre les Gray etwas?
Offentsichtlich war das der Fall, denn Alice war zu verblüfft um zu antworten.
"Das schaffen Sie niemals!"
Prophezeite sie. Chesara blieb gelassen.
Doch, das werde ich. Ich verspreche es Ihnen sogar.
- Coruscant - City - Bürogebäude - Verwaltungsbüro "Boreal Stiftung" - Mit Alice Boreal -