Selina Foress
bittersweet symphony
|| Coruscant ▫ Imperial City ▫ irgendwo auf den Straßen || ▫ Selina
Padawane konnten schon eine seltsame Sache sein. Angelina hatte sie einfach stehen gelassen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Sollte dies in Zukunft auch so weitergehen? Wenn das Mädchen doch eine Firma leitete, wie viel Zeit blieb dann noch für eine Jedi - Ausbildung? Dies war keine lustige, spaßige Nebenbeschäftigung. Jedi zu sein war eine Berufung. Sie würden sicher noch darüber sprechen, wenn das Mädchen genug Zeit hatte. Jedenfalls hatten sie ihr Appartement wieder verlassen, da es für sie dort auch nichts weiter gab. Selina hatte darauf bestanden endlich eigene, neue Kleidung zu kaufen, ständig von anderen etwas auszuleihen war nicht gerade erstrebenswert. So waren sie durch die Straßen und über die Boulevards Coruscants marschiert und hatten einen Laden nach dem anderen abgeklappert. Für Ulic nicht gerade eine besonders spannende Sache, doch sie konnte sich mal wieder so richtig austoben, zumindest innerhalb ihres Geldrahmens.
Anfangs machten die beiden Mädchen noch mit, denn dies war nun mal etwas wofür sich Mädchen begeistern konnten, doch irgendwann hatten diese wohl genug. Sie hatten nicht den Nachholbedarf, den Selina nun befriedigen musste. Und überhaupt hatte die Meisterin das Gefühl Alana wäre irgendwie ? unsicher. Vielleicht hatte sie sich doch zu schnell ? zu voreilig entschieden? Da es der Schwester auch nicht so gut ging, entschieden sich die Zuradas noch einmal ins Krankenhaus zu gehen. Die blauhäutige Twi?lek konnte dies nur gutheißen und gab ihnen ihre Nummer für den Fall mit, dass sie sich bei ihr melden wollten. Als die Blondinen gingen, war sie sich gar nicht mal so sehr sicher sie wieder zu sehen. Die Macht war schon eine seltsame Sache. Sie brachte zwei Machtsensitive zusammen und führte sie kurz darauf auch wieder auseinander.
Aber vielleicht halluzinierte sie nur und morgen schon würden die beiden wieder vor ihrer Tür stehen und begierig nach Lehrstunden fragen. Nach weiteren zwei Stunden waren sie mit ihrer Einkaufstour fertig und sie bezahlten. Ulic schien froh zu sein, da er sich verständlicherweise langweilte, trotz kleiner ansprechender Vorführeinlagen seitens der kleinen Twi?lek. Sie marschierten weiter durch die Unendlichkeit der Stadt Coruscant. Selina war heilfroh ihre Gabe heute unter Kontrolle zu haben; damals hätte sie sich hier nicht aufhalten können, sie wäre vermutlich durchgedreht oder überall und ständig ohnmächtig geworden. Soviel Gefühle, soviel Leben und Tod. Ein wie verrückt rasendes Tier, das einen fraß wenn man nicht wachsam war. Nach der stundenlangen Aktion hatten sie nun ordentlichen Hunger woraufhin Ulic sie zum Essen einlud. Sie machten es sich in einem annehmbaren aber doch günstigen Schuppen gemütlich und entspannten ein wenig.
Sie unterhielten sich über das ein oder andere, jedoch stets darauf bedacht nichts Falsches, bzw. Verdächtiges zu erwähnen. Die weibliche Katarn bestellte sich Traladon - Rippchen, da sie mal wieder Appetit auf etwas Vernünftiges Kalorienreiches hatte. Es tat gut nach all der Zeit der Gefangenschaft, der Folter einfach nur in einem Restaurant zu sitzen und eine wohlschmeckende Mahlzeit zu sich zu nehmen. Musste man erst solche Qual erleben um die Vorzüge zu erkennen, die sie alle besaßen. Nun, diese Erfahrung ließ sie erneut die einfachen Dinge wie ein großes Geschenk wirken. Wie viele hatten nicht einmal so etwas, wie dieses Essen hier? Für wie viele war das, was sie in der Obhut der Sith erlebt hatte, quasi Alltag? Diese Reise, die der Findung ihrer Vergangenheit dienen sollte, hatte sich als etwas sehr viel Größeres entpuppt. Sie war heute nicht mehr dieselbe wie zu dem Zeitpunkt, als sie Ulic nach der Hochzeitsnacht verlassen hatte.
In gewisser Weise konnte man sich beschweren. Warum nur wurde ihrer Liebe ein Stolperstein nach dem anderen in den Weg gelegt? Möglicherweise hatte man deshalb früher gegen Jedi - Beziehungen gestanden. Es war fast unmöglich eine glückliche Partnerschaft zu führen. Zu viele Hindernisse standen dem im Weg, was andere als normal und alltäglich betrachteten. Als Jedi musste man wohl einfach sehen wo man blieb, wenn man ebenfalls solche Sachen wollte. Doch bei all den Schwierigkeiten waren sie bis hierhin gekommen und würden auch so schnell nicht aufgeben. Vielleicht würde dieser Tag kommen, doch nicht heute. Heute würde nicht mehr viel geschehen, denn es wurde bereits Abend. Selina fühle sich so frei. Keine direkte Bedrohung durch einen Sith oder sonstigen Imperialen. Keiner der sie umbringen oder sie quälen wollte. Sie konnte es fast nicht glauben. Man ehrte eben auch kleine Dinge.
Selina dachte einen Moment darüber nach. Sie sollten dies viel mehr tun. Doch da sie schon einmal hier waren und nicht direkt im Zwange irgendeines Befehls oder einer Mission standen konnten sie doch einmal ein wenig Spaß haben, oder? Selina schlug Ulic vor noch ein wenig auszugehen, doch bedauerlicherweise ließ er sich dafür nicht begeistern. Er gab ihr zu verstehen dass er Schmerzen hatte und sich ausruhen gehen würde. Sein Gesicht tat mal wieder weh. Als seine Frau wollte ihn nicht allein lassen, doch er war der Meinung sie sollte ihren Spaß haben und ruhig noch ausgehen wenn sie wollte. Nun, eigentlich wollte sie schon ? doch ohne ihn? Erstaunlicherweise schien sich Ulic von seiner Meinung nicht abzubringen zu lassen und munterte sie sogar noch auf sich zu amüsieren. Warum sagte er das? Nun, sie würde noch ein wenig Zeit verbringen, aber es trotzdem nicht übertreiben. Dies war ein praktikabler Kompromiss, mit dem sie sich beiden anfreunden konnten. Sie gab ihm einen Abschiedskuss, während sie ihm die Einkaufstüten übergab:
Ich liebe Dich! Wir sehen uns nachher oder morgen früh Schatz!
Zusammen verließen sie das Lokal und erst draußen trennten sich ihre Wege. Während ihr Mann nach rechts in die Straße einbog, musste die Jedi - Meisterin erst einmal überlegen wo sie jetzt hingehen wollte. Worauf hatte sie denn Lust? Am Liebsten wäre es ihr gewesen mit ihrem Gatten tanzen zu gehen, irgendwohin wo langsame Musik gespielt wurde und man eng umschlungen sich drehen konnte. Doch nun musste sie etwas anderes finden. Sollte sie es trotzdem versuchen? Aber da sie keinen anderen Mann als Partner haben wollte, konnte sie das wohl abhaken. Was blieb also? Irgendeinen Film anschauen? Auch eher eine einfallslose Variante seine Zeit zu verbringen. Konnte es denn wahr sein? Sie musste doch fähig sein ihren Spaß auch ohne ihren Mann zu haben. Vielleicht war es das Beste einfach loszumarschieren. Oftmals kam vollkommen unerwartet eine Möglichkeit auf einen zu und man musste spontan eine Entscheidung treffen.
Sie würde es einfach auf sich zukommen lassen. So trottete sie los und tauchte ein in die Nachtwelt der niemals schlafenden Stadt. Was für ein Moloch. Wie schnell konnte man sich in diesem Ungeheuer verlieren und niemals wieder auftauchen. Dies würde ihr jedoch nicht passieren, denn sie hatte Ulic als Ankerpunkt. Sie konnte ihn von überall spüren, sie waren einfach zu fest miteinander verbunden. Und wenn sie nicht zu ihm kam, dann würde es eben anders herum geschehen. So passierte die attraktive Jedi die verschiedenen Straßenzüge, Lokalitäten und Einrichtungen, während sie sich in ihren Gedanken verlor. Jetzt, an diesem Ort, allein in der Dunkelheit, kam all das hoch, was sie tapfer vor ihrem Mann und den anderen Jedi verborgen hatte. Die schrecklichen Erlebnisse drängten an die Oberfläche und ließen den Horror nach und nach wieder hochkommen. Vereinzelte Bilder fanden den Weg ans Licht und wurden beleuchtet.
Ysim. Ihr Peiniger wurde wieder zu Fleisch und Blut. Seine Krallenpeitsche schlug wieder auf sie ein und riss ihr die Haut vom Körper. Sie sah das Monster, in dessen Augen etwas Wahnsinniges glühte. Sie hatte versucht die Sith zu verstehen, doch sie hatte einsehen müssen, dass dies nicht möglich war. Sie waren einfach zu unterschiedlich in ihren Ansichten. Vielleicht mochte es vereinzelte Ausnahmen geben, doch der Großteil dieser Fanatiker war abgrundtief böse. Man konnte natürlich wieder anfangen zu diskutieren ob Lebensbedingungen und die Umwelt ein Wesen auf diesen Pfad führte, doch Selina glaubte daran nicht mehr. Früher hätte sie dem zugestimmt, denn ein Kind konnte doch nicht von Natur aus böse sein. Dies war auch kaum möglich, doch irgendetwas wurde einem jeden Wesen mit in die Wiege gelegt. Vermutlich so eine Art Kompass, oder die Veranlagung Böses und Schlechtes leichter oder schwerer anzunehmen.
Und erst dann kam das Argument der äußeren Beeinflussung dazu. Ein von sich aus für das Böse empfängliche Kind würde dies dennoch nicht werden, wenn es solchem nicht ausgesetzt wurde. Andererseits war es naiv zu glauben man könne jemanden komplett von der Realität isolieren. Dies war einfach nicht möglich. Jedenfalls hatte sie es aufgegeben in jedem Lebewesen etwas Gutes sehen zu wollen. Nicht seitdem sie Ysim begegnet war. Er hatte auch ihren Glauben daran zerstört, dass man Sith erlösen oder befreien konnte. Sie waren verdammt und es gab nichts, was man dagegen tun konnte. Jeder hatte die Wahl, und diese war frei. Unter dem Gedanken ließ sich vielleicht auch der Tod Horox? ertragen. Er hatte sich entschieden sie zu retten unter Einsatz seines Lebens. Er war durch und durch edel gewesen, eine gute Seele von Grund auf. Warum wurde so jemand getötet, während die Schlechten und Verdorbenen überlebten?
Das Problem war: Man suchte nach einem Grund, wo keiner war. Es gab keine Erklärung warum jemand starb und warum jemand anders überlebte. Dies würde nur eine Suche nach einer uralten Frage werden, die man niemals beantworten konnte oder die Tausende von Antworten hatte. Auch wenn der Verstand erkannte, dass sie an dem was geschehen war nichts mehr ändern konnte tat es doch verdammt weh. Es hätte anders herum sein sollen; sie hätte sterben müssen. Doch solche Aufopferungsgedanken würden ihn auch nicht wiederbringen. Man sagte immer man musste loslassen können, doch sie wusste nicht wie. Das Dahinscheiden ihres Padawan hinterließ ein klaffendes Loch, das sich so schnell nicht schließen würde. Sie brauchte noch Zeit. Wenn sie noch weiter darüber nachdachte, würde sie noch durchdrehen. Sie brauchte unbedingt eine Ablenkung.
Die trübsinnige Jedi ? Meisterin schaute hoch und suchte nach einer passenden Gelegenheit. Es gab so viele Lokale, Bars, Clubs und andere Etablissements dass man sprichwörtlich von der Qual der Wahl sprechen konnte. Selina pustete kräftig aus. Wie sollte man sich da entscheiden? Sie würde es weiterhin auf sich zukommen lassen und einfach ihrem Gefühl vertrauen. Sich auf die Straßenseite stellend, schloss die kleine Nichtmenschin die Augen und fühlte in sich hinein, ob sie eine Eingebung hatte oder ähnliches. Und tatsächlich deutete ihr ein leichtes Kribbeln einen Weg. Die Macht? Überrascht öffneten sich die braunen Augen. Sie spürte erneut eine überdurchschnittlich begabte Präsenz. Dabei hatte sie heute doch schon zwei Kandidatinnen ausgemacht. Doch wenn man sich mal vor Augen führte dass auf Coruscant so viele Wesen wohnten, wie in anderen Teilen der Galaxis in fünf Systemen zusammengenommen, dann mochte dies durchaus nicht so außergewöhnlich sein. War das die Eingebung auf die sie gewartet hatte? Sollte sie dem nachgehen? Hm ?
Welche andere Wahl hatte sie schon? Sie hatte keinen wirklichen Anhaltspunkt und auf Vergnügen war sie nun auch nicht mehr aus. Ihren Gedanken waren schwermütig gewesen und drückten nun auf ihre Stimmung. Warum eigentlich nicht? Vielleicht würde der Abend ja noch andere Überraschungen für sie bereithalten. So setzte die Blauhäutige also ihren Weg fort und machte sich auf die Suche nach der Präsenz, die sich nicht weit entfernt ein Stückchen die Straße hinunter befinden musste.
|| Coruscant ▫ Imperial City ▫ Straßen (in der Nähe des Honey House) || ▫ Selina