- Coruscant - Untere Ebenen - irgendwo in den Straßen-
Nylia war seit einigen Stunden unterwegs, wie sie dank einem Chronometer über dem Eingang eines nicht gerade vertrauenserweckenden Ladens erfuhr, bevor ihr Comlink eingehende Anrufe meldete. Sie fand eine halbwegs ruhige Ecke, in der sie nicht so stark wie sonst die ganze Zeit das Gefühl hatte, als würden sie alle Wesen auf der Straße anstarren. Dort schaute sie auf das Display. Jibrielle versuchte sie zu erreichen. Nylia hob nicht ab, auch wenn sich sofort ihr schlechtes Gewissen meldete. Die Padawan würde sie sicherlich davon überzeugen wollen, sofort umzukehren. Nylias Zweifel waren so schon groß genug und sie wollte nicht riskieren, dass sie klein beigeben würde. Jibrielle war aber hartnäckig und schickte schließlich eine Nachricht, als sie erkannte, dass Nylia sie ignorierte.
~~~~~Verschlüsselte Com-Nachricht an Nylia Zairee ~~~~~
Liebe Nylia,
wieso bist du bloß alleine los! Bitte sag uns wo du bist und wir kommen zu dir! Bitte, melde dich. Du solltest wirklich nicht alleine nach ihm suchen!
Liebe Grüße,
Deine Jibrielle
~~~Ende der Nachricht~~~
Nylia zögerte, dann antwortete sie aber. Wenigstens das sollte sie tun und das war sie den anderen schuldig.
Verschlüsselte Com-Nachricht an Jibrielle Dari:
Hallo Jibrielle!
Ich bin alleine los, weil Tylaars Nachrichten sagten, dass ihr herausgehalten werden sollt. Es soll keine Verbindung zu euch zu finden sein. Mir geht es gut. Ich weiß nicht, wo ich gerade bin, aber ich schaffe es, macht euch keine Sorgen. Ich bin immer alleine durchgekommen, mich kriegt nichts unter. Ich weiß, wie ich zurechtkomme, auch hier unten. Ich finde ihn, irgendwie. Ich weiß einfach, dass ich ihn suchen muss. Ich muss es tun. Macht euch keine Sorgen, bitte. Das will ich nicht. Verzeiht mir bitte, wenn ihr euch wegen mir den Kopf zerbrecht. Das müsst ihr nicht. Ich melde mich wieder.
Liebe Grüße
Nylia
Ach, was ich die ganze Zeit schon einmal wollte: Danke für alles am ersten Tag. Danke auch an Chesara. Und Grüß Adrian bitte von mir. Sag ihm, dass er sich nicht unterkriegen lassen soll. Er weiß, was ich meine.
Ende der Nachricht
Nylia atmete tief durch, nachdem sie die Nachricht abgeschickt hatte und machte sich dann daran, gründlich alle Spuren aus ihrem Comlink zu löschen, die mit Tylaar oder den Jedi in Verbindung gebracht werden könnten. Bisher hatte sie nicht daran gedacht, aber bevor sie ihre Suche fortsetzen würde, wollte sie das schleunigst nachholen. Sie änderte danach noch die Kontakteinträge. Tylaars Namen ersetzte sie durch einen anderen und bei den anderen löschte sie die Nachnamen. So würde man hoffentlich keine für sie nachteiligen Schlüsse ziehen, sollte es doch Probleme geben und wenn man ihr das Comlink abnehmen sollte. Sobald das erledigt war, ging Lia weiter. Sie war schon ein gutes Stück in den unteren Ebenen vorangekommen. An für sich hatte sie sich hoffnungslos verirrt, wenn sie ehrlich zu sich selbst war. Trotzdem sagte ihr ein untrügliches Gefühl, dass sie noch auf dem richtigen Weg war. War es das, was Tylaar gemeint hatte? Die Macht? Er hatte sie bei ihrem Weg zum Hauptquartier des Widerstands aufgefordert, die Augen zu schließen und schon da hatte Nylia gemerkt, dass sie ihren Weg eigentlich nicht nur mit ihren normalen Sinnen wahrnahm. Sie hatte es selbst nie gemerkt, aber da war etwas, das sie leitete. Auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie diese Tatsache ausnutzen konnte oder wie das funktionierte, Nylia vertraute jetzt auf dieses Gefühl und hoffte, dass sie sich damit nicht um Kopf und Kragen brachte. Bisher schien sie aber Glück zu haben. Sie hatte bereits einige Leute getroffen, die Tylaar anhand ihrer mehr als wagen Beschreibung von ihm - um nicht zu sehr aufzufallen und die Aufmerksamkeit hier unten nicht erst recht auf ihn zu lenken- wiederzuerkennen glaubten. Wahrscheinlich gab es in den unteren Ebenen hunderte von brünetten Menschenmännern, schlank, trainiert und wortkarg. Eine bessere Spur hatte Nylia aber nicht und so folgte sie den Hinweisen, auch wenn ihr die Blicke von manchen der Kerle, die sie angesprochen hatte, ganz und gar nicht gefielen. Ihre Hand befand sich daher auch die meiste Zeit in ihrer Tasche und umklammerte den Blaster. Nylia versuchte ruhig zu bleiben. Natürlich musste sie auf der Hut sein, denn in den unteren Ebenen lungerte die Verbrecherwelt Coruscants herum, aber wenn sie sich verrückt machte, würde sie wahrscheinlich einen Fehler begehen, der sie erst in Schwierigkeiten brachte.
Nylia war noch eine ganze Zeit unterwegs, bevor sie sich Gedanken darüber machte, wie es weiter gehen sollte. Unschlüssig schaute sie sich um. Natürlich hatte sie immer noch keine Ahnung, wo sie eigentlich war, aber die Gegend wirkte noch abgelegener und düsterer als die Viertel, durch die sie in den letzten Stunden gewandert war. Wenn Tylaar hier gewesen war, dann würde das jedenfalls passen. Wenn er untertauchen wollte, dann war so eine Gegend gut dafür geeignet. Wenigstens für einen Moment wollte sie sich hinsetzen und entschied daher, sich in einer der Kneipen ungesehen irgendwo in einer Ecke einen Platz zu suchen. Auf offener Straße wollte Nylia jedenfalls nicht herumsitzen. Sie fühlte sich sicherer, wenn sie in Bewegung war. Sie suchte sich die Bar aus, die von außen am vertrauenerweckendsten erschien. Es war dennoch ein Laden, den sie sonst nie betreten hätte, aber sie konnte jetzt nicht wählerisch sein. Nylias Plan funktionierte nur leider nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Es war nur noch Plätze direkt am Tresen frei. Umkehren und die Bar verlassen wäre aber auch blöd, da sich sofort alle Augen im Raum auf die junge blonde Frau richteten. Nylia straffte daher ihre Schultern und ging ohne darauf zu achten nach vorne und setzte sich auf einen der Hocker. Es dauerte nicht lange und der Barkeeper, ein Menschenmann mittleren Alters, lehnte sich zu ihr herüber.
„Und, Schätzchen, was kann ich für dich tun?“
„Noch nichts, danke.“
„Okay, aber wenn du deine Meinung änderst, bin ich sofort nur für dich da.“
Nylia verfluchte innerlich ausgiebig, dass sie nicht einen Credit hatte und auch nicht auf die Idee gekommen war, sich Proviant im „Honey House“ zu organisieren. Sie hatte höllischen Durst und bekam langsam Hunger. Sie schien jedenfalls einen mehr als neidischen Blick auf die Getränke der anderen Gäste zu werfen, denn der Barkeeper stellte ihr irgendwann ein Glas vor die Nase.
„Schätzchen, du siehst blass aus. Hier, geht aufs Haus. Sag das nur nicht weiter. Sonst heißt es, der alte Sammu wird weich und lässt sich von ein paar hübschen Augen rumkriegen.“
Nylia musterte das Glas skeptisch und zögerte lange, bis ihr Durst siegte und sie zaghaft nippte. Der Inhalt schmeckte okay und sie glaubte, dass sie Sammu, so hieß der Barkeeper also, halbwegs vertrauen konnte. Sie merkte die unzähligen Blicke auf sich und damit es so erschien, als gehörte sie hierher, verwickelte sie den Mann in ein Gespräch. Nach einigen Minuten meinte sie, dass sie sogar nach Tylaar fragen könnte.
„Deswegen bist du also hier, Schätzchen? Ich wunderte mich schon, was so ein junges Ding wie du hier treibt. Sowas wie dich sieht man hier nicht oft.“
„Haben Sie ihn gesehen? Er ist ungefähr 1, 80 Meter groß und hat kurze braune Haare und helle Augen. Er ist eher still.“
„Wen suchst du denn da? Deinen Freund?“
Nylia ignorierte den belustigten Unterton in seiner Stimme. Wieso meinte eigentlich jeder, dass Tylaar und sie etwas am Laufen hatten? Selbst Fremde? Bei den Sternen, das nervte!
„Nein. Er ist… mein Bruder. Er ist mein großer Bruder und er ist der einzige, den ich noch habe.“
Die Mitleidnummer half immer. Nylia zauberte auf Kommando Tränen in ihre hellen Augen. Sie besaß was das anging ein beachtliches Schauspieltalent. Prompt änderte sich auch Sammus Haltung und er lehnte sich weiter zu ihr herüber. Es hätte Nylia nicht gewundert, wenn er ihr gleich das dreckige Spültuch gegeben hätte, mit dem er die Gläser polierte, damit sie sich die Tränen wegwischen könnte. Er kratzte sich unbeholfen am Kinn und Nylia nahm das als Zeichen, noch einen draufzusetzen.
„Mom und Dad sind schon lange tot und er sorgt sich um mich. Er macht das super, aber… Spielprobleme, weißt du? Manchmal ist er nachts nicht heimgekommen. Das kenne ich, aber jetzt sind es schon Tage und ich habe Angst um ihn.“
„Ich habe niemanden gesehen, auf den deine Beschreibung passt, aber wenn du willst, höre ich mich mal um. Man bekommt hinter dem Tresen ja so einiges mit.“
Nylia nickte dankbar und schniefte noch einmal herzerweichend. Sie dankte ihm mit einem Lächeln, was den armen Kerl noch mehr aus der Fassung brachte. Er murmelte etwas vor sich hin und beschäftigte sich dann auffällig intensiv damit, eine Bestellung auf der anderen Seite des Tresens aufzunehmen. Nylia nutzte die Gelegenheit, um auf ihr Comlink zu schauen, aber keine neuen Nachrichten wurden angezeigt.
Sie schrak zusammen, als plötzlich jemand an ihr vorbeihuschte. Sie glaubte es jedenfalls, denn sie hatte eine Bewegung, einen Schatten aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Als sie aufsah, konnte sie aber niemanden entdecken, der in die entsprechende Richtung lief. Verwirrt bemerkte sie, dass die Neige in ihrem Glas ein wenig hin und her schwappte. Nylia musterte unauffällig die Leute neben sich, aber niemand schien sie zu beachten. Mit einem Kopfschütteln steckte sie das Comlink weg. Wahrscheinlich war sie selbst gerade an das Glas gekommen, als sie so hochgeschreckt war. Es war nichts und ihre Nerven spielten ihr einen Streich. Da sie immer noch Durch hatte, leerte sie ihr Glas und entschied sich dann, weiterzugehen.
Nylia huschte zum Ausgang, ohne dass ihr neuer Freund hinter der Bar etwas bemerkte und marschierte weiter durch die nur noch spärlich beleuchteten Straßen des Viertels. Bald bekam sie Kopfschmerzen und ihre Sicht wurde leicht verschwommen. Großartig, ihr Körper wollte nicht mehr. Sie hatte wohl nicht gemerkt, wie erschöpft sie wirklich war. Nylia stolperte zu einer Hausecke herüber und wollte sich festhalten, aber ihre Sicht flimmerte so, dass sie stattdessen danebengriff und in die kleine Gasse daneben hineinstolperte. Mit einem leisen Fluch landete sie unsanft auf den Knien. Aufstehen wollte nicht funktionieren und ihr wurde langsam schwarz vor Augen. Nylia kramte in ihrer Tasche und wollte eine Nachricht an Jibrielle oder an irgendjemanden schreiben. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit ihr und sie konnte nicht so hilflos hier herumliegen. Nylia musste jemanden zur Hilfe rufen, dringend. Zu der Einsicht war sie nun doch gekommen.
Leider nützte es ihr nichts mehr. Das Comlink landete polternd auf dem Boden neben ihr und Nylia sackte bewusstlos zusammen.
Sie bemerkte so nicht, wie wieder ein Schatten neben sie huschte. Die haarige Pranke eines Defel griff sich das Comlink und ihr Besitzer musterte dann die junge Frau. Das war also die kleine Schwester seiner Beute. Dummes Mädchen! Da schaffte es dieser Zaith, sich zu verstecken und sich nicht von den Kopfgeldjägern finden zu lassen, die man auf die Leute vom Widerstand und ihre Freunde angesetzt hatte und dann rannte dieses dumme Kind hier herum und fragte nach ihm und posaunte herum, dass sie sein Schwesterlein war. So jung, so naiv… Ihr großer Bruder schien das taktische Talent in der Familie abbekommen zu haben.
Jetzt hatte der Defel ein Mittel, um Zaith aus seinem Versteck zu locken. Wenn ihm das Mädchen nichts würde sagen können, dann war sie das perfekte Druckmittel. Manchmal hatte er eben einfach Glück, dachte sich der Kopfgeldjäger, während er alles dafür vorbereitete, um das Mädchen mitzunehmen. Das Betäubungsmittel, das er ihr in den Drink gemischt hatte vorhin, würde noch ein wenig wirken. Er hatte also Zeit.
- Coruscant - Untere Ebenen - irgendwo in den Straßen-Nylia mit einem Kopfgeldjäger (Ein Defel-NPC-)