Horatio
Gerissenster Strippenzieher der Galaxie
[ Coruscant-System | Imperial City (Coruscant) | Regierungsbezirk | Verwaltungskomplex | Turbolift | allein ]
Leise bewegte sich die Turboliftkanzel in die luftigen Höhen des gewaltigen Verwaltungsturmes. Im engen Inneren stand Horatio Kraym I. – allein. Nachdem der Gouverneur mit höflichen Floskeln die rothaarige Commodore und deren schweigsamen Anhang – eine Captain – verabschiedet hatte, hatte er den direkten Rückweg zu seinem Büro angetreten. Mit einem gewissen Hauch von Stolz, stand er in der Kanzel und musterte das triste Imperial City. Erneut peitschte ein sehr feiner Regen über die unzähligen Häuserdächer. Trotzdem konnten seine Augen in den unzähligen Glasscheiben den einen oder anderen farbenprächtigen Regenbogen erblicken. 'Lichtblicke in der reizlosen Umwelt – genau so funktioniert meine eigene Politik in diesen finsteren Tagen', sinnierte Horatio mit einem knappen Lächeln – das nur den Bruchteil einer Sekunde anhielt. Ihm war bewusst, dass er immer ein Vorbild für sein gesamtes Umfeld – sogar für ganz Imperial City – sein musste.
„Das Rückgrat wird bald gebrochen sein“, murmelte er und ließ kurz seine Blicke in die Schluchten der gigantischen Metropole schweifen. „Egal ob Jedi, Geheimdienst oder billige Freiheitskämpfer.“
Das Schmunzeln verschwand augenblicklich mit dem geräuschvollen Zischen der Türen. Er wandte sich der offenen Tür zu. Im schmalen Gang hielten sich zwei schlichte Soldaten seiner persönlichen Leibgarde und die hübsche Sekretärin auf. Elegant trat der imperiale Gouverneur aus der sehr engen Kabine. Streng, äußerst streng musterte er den langen Korridor. Ließ seine braunen Augen recht kalt – beinahe kämpferisch – funkeln. Elegant schritt der Imperiale über den dunkelgrauen Teppich. Fast gleichzeitig begann sein schwarzes Haar – mit jedem einzelnen Schritt – zu wippen. Horatio fixierte sofort die hübsche Coruscanti, die für ihn seit Jahren arbeitete. Unter seinem strengen Blick zuckte sie sofort – mit einem zärtlichen Hauch Scham – zusammen. Jedoch ließ sich der Gouverneur davon nicht abhalten. Denn noch immer spürte er den emotionalen Hochflug in seinen Adern. Nur ein paar Schritte vor dem Tisch blieb der uniformierte Mensch zum Schluss abrupt stehen.
„Irgendwelche Termine?“, fragte er knapp nach.
„Vice Admiral Nerethin hat sich angekündigt, Sir“, antwortete augenblicklich die Sekretärin etwas unsicher. „… im Moment trifft sich die Offizierin aber mit Legatin Aealo.“
Horatio nickte – weiterhin mit äußerst ernster Miene. Im Anschluss drehte sich der adlige Verwalter in Richtung seines Büros. Sofort machten ihm die beiden Soldaten Platz. Sahen ausdruckslos in die Ferne. Nachdem sich die Tür zu seinem Büro wieder leise geschlossen hatte, öffnete Horatio schnell den Kragen seiner Uniform, der etwas zu eng war. Im Anschluss stieß er einen Seufzer aus und ging zu der kleinen Kommode, wo er seine kostbaren Alkoholika aufbewahrte. Rasch öffnete er eine der Cognacflaschen und füllt danach ein paar Zentiliter in ein Glas. Behutsam stellte er die Flasche zum Schluss wieder an ihren alten Platz zurück, bevor er nach dem Glas griff. Genüsslich nahm er sofort den ersten Schluck. Erst nachdem sich das herbe Aroma in seiner gesamten Mundhöhle ausgebreitet hatte, ging er zu seinem großen Schreibtisch. Durch das gewaltige Panoramafenster konnte Horatio auf einmal sehen, dass der leichte Nieselregen wieder verschwunden war. Einzelne Sonnenstrahlen eroberten allmählich die graue, urbane Umgebung.
„Haben Sie schon die Hinrichtung geplant, Gouverneur?“, drang plötzlich eine kräftige Bassstimme an sein Ohr.
Sofort drehte sich der Adlige um. Suchte nach der nahen Quelle dieser Stimme. Hinter einer äußerst unscheinbaren Stelle kam plötzlich Corporal der Leibgarde, Teyam Hakuun, zum Vorschein. Knapp musterten sich die beiden unterschiedlichen Männer. Der ziemlich bullige Unteroffizier kam in sehr langsam Schritten auf seinen Vorgesetzten zu. Er wirkte recht locker, doch der Gouverneur sah dem Kuati-Soldaten trotz aller Bemühungen an, dass ihm diese Gang nicht behagte. In den Bewegungen fehlte einfach die gewohnte militärische Präzision – jedenfalls bis ins letzte Detail. Horatio musterte offen den Leibgardisten. Ernst lag in dem adligen, kantigen Gesicht – und zerstörte damit somit auf der Stelle die Leichtigkeit, die Teyam Hakuun bis zu diesem Zeitpunkt vorgab. Nachdenklich nahm Horatio rasch einen weiteren Schluck von dem teuren Cognac. Insgesamt ließ er sich sehr viel Zeit, um dem Unteroffizier zu antworten.
„Die Planung steht als nächstes an, Corporal“, antwortete Horatio und schnupperte kurz an der sehr teuren Flüssigkeit. „Schon in der nächsten Stunde kommen die Gefangenen zum Gerichtshof. Doch die Prozesse erfolgen erst Morgen…“
„Und sollen meine Männer einen Part in dieser Planung übernehmen?“, fragte Teyam Hakuun kurz nach – glättete dabei seine Uniform. „Die Aktion gegen den Widerstand dürfte ziemlich viel Wirbel schon allein um Ihre Person erzeugt haben. Sie müssen nun stets rund um die Uhr gesichert werden. Ebenso Moff Veran, der bestimmt anwesend sein wird.“
Kurz nickte der Gouverneur. Unzählige Gedanken schossen ihm plötzlich binnen weniger Sekunden durch den Kopf. Er hatte sich noch nicht mit der Gästeliste sowie dem genauen Ort, wo die geplante Hinrichtung letztendlich stattfinden sollte, befasst. 'Darum kann sich schon die Abteilung für unsere Propaganda kümmern', entschied Horatio und nippte wieder an seinem Glas. Rasch breitete sich das kräftige Aroma in seinem Mund aus. Ließ sämtliche Geschmacksnerven erzittern. Behutsam stellte er das Glas auf seinem breiten Schreibtisch ab. Dann ließ er sich in seinem bequemen Sessel nieder und schaltete im Anschluss seinen eigenen Computer an. Surrend erwachte das technische Gerät zu neuem Leben. Gleichzeitig blitzte der Bildschirm hell auf. Nachdem er schnell sein Passwort in die Konsole eingegeben hatte, zeigten sich mehrere Nachrichten auf dem Display. Die Absender waren Master Agent Bransk, Lady Kezia sowie der eine oder andere Legat oder Präfekt. Horatio wollte die Nachrichten erst später lesen, weshalb er sich wieder dem stillen Soldaten zu wandte.
„Sie werden morgen an der Planung teilnehmen...“, entschloss sich der Gouverneur. „Dabei wird Ihr Gebiet die Sicherheit der ganzen Veranstaltung sein.“
„Ich verstehe...“, entgegnete der Corporal nachdenklich. „Schicken Sie mir einfach die Zeit. Dann werde ich auf alle Fälle anwesend sein. Einen schönen Tag noch, Gouverneur Kraym.“
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