Coruscant - Regierungsbezirk - Imperia 500 - Oberste Etage - unter den Gästen | Cyana und Dan
Die Räumlichkeit war wahrhaft luxuriös ausgestattet, wie Dan feststellen musste, als er seine Blicke einige Momente umher schweifen ließ. Das Buffet, welches in einiger Entfernung von ihnen aufgebaut war, sah ebenso so aus, als hätte man an nichts gespart. Noch beeindruckender waren die anwesenden Gäste. Es handelte sich tatsächlich nur um die oberste Elite. Viele Gesichter sagten Dan nichts, aber diejenigen Personen, die er erkannte, waren allesamt außerordentlich wichtige Persönlichkeiten, die viel Macht auf sich vereinten. Auch wenn seine Nervosität immer weiter zunahm, da der Zeitpunkt unaufhaltsam näher rückte, an dem er Xierro begegnen würde, konnte er sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, als er an seine Kommilitonen dachte. Sie würden vor Neid tot umfallen, wenn sie ihn in diesem Moment sehen könnte, wie er sich inzwischen einer so prestigeträchtigen Gesellschaft bewegte.
Während er einige Momente seinen Gedanken nachhing, bemerkte er, wie sich Cyana immer weiter zu versteifen schien. Obwohl selbst er seine Nervosität innerlich kaum zu unterdrücken vermochte, schien sie damit noch viel größere Probleme zu haben. Dan versuchte, ihren Blick einzufangen, aber sie starrte nur gerade aus ins Leere und bemerkte ihn gar nicht. Der Chiss schien sich zum Handeln gezwungen und nahm seine Schwester beiseite, so dass sie recht unauffällig am Rand der Räumlichkeit standen. Bevor er das Wort ergreifen konnte, tat sie es mit zittriger Stimme.
”Dan, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee war. Ich bin mir da ganz und gar nicht mehr sicher. Was wird das für Konsequenzen für mich haben? Vater wird außer sich sein vor Wut. Und die ganzen Leute hier… ich kenne keinen einzigen, aber sie sind alle sicherlich ganz wichtige Persönlichkeiten und was ist, wenn ich irgendetwas Falsches oder Unüberlegtes tue? Das würde sich bestimmt nicht gut für ZulTech auswirken.”
Innerlich konnte Dan nur die Nase rümpfen, auch wenn er sich nach außen nichts anmerken ließ. Das war typisch für seine Schwester. Obwohl ihr vorher die möglichen Konsequenzen klar gewesen waren, auf die er sie sogar explizit angesprochen hatte, wurden ihr diese anscheinend erst jetzt vollends bewusst. Dazu kam, dass sie im Bezug auf solche Anlässe komplett unerfahren war, obwohl sie selbstverständlich in ihrer Kindheit die Maximen vornehmer Etikette zu lernen gehabt hatte. Nicht dass Dan im Umgang mit solchen Anlässen viel erfahrener gewesen wäre als sie, aber das ein oder andere Mal war er schon mal bei wichtigen Veranstaltungen zu Gast gewesen. Und dazu hatte er sich antrainiert, seine Unsicherheit und Unerfahrenheit gegebenenfalls gekonnt zu überspielen.
”Hey, jetzt mach dir keine Sorgen. Erstens, und das wird dich sicherlich nicht aufbauen, ist es jetzt zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Und zweitens bin ich doch an deiner Seite. Die Leute hier können doch nicht in dein Innenleben hineinschauen. Deswegen mach es einfach wie ich und überspiele deine Unsicherheit. Es weiß doch niemand Bescheid, was du gerade fühlst.” Er machte eine kurze Pause und atmete tief durch, bevor er weiter sprach. ”Und mach dir keine Sorgen über die Konsequenzen. Wenn es dir hilft, kannst du einfach alles auf mich schieben. Du kannst meinetwegen erzählen, dass ich herausgefunden habe, dass ihr euch auf Coruscant befindet, dich dann aufgesucht habe und dann darauf beharrte, dass du mich mitnimmst.”
Dan war sich fast sicher, dass ihr weder ihr Halbbruder noch ihr Vater diese Lüge abkaufen würden, da sie wussten, welches Band zwischen ihnen bestand. Aber wenn es sie in diesem Moment beruhigen würde, hätte sein Vorschlag schon seinen Zweck erfüllt. Tatsächlich schien seine Schwester sich einigermaßen zu entspannen, als sich ihre Blicke trafen.
”Okay, aber versprich mir, dass du es nicht noch schlimmer machst, als es ohnehin schon sein wird.”
”Keine Sorge, ich werde Xierro schon keine runterhauen”, antwortete Dan mit einem Grinsen, auch wenn er nichts lieber als das täte. ”Nun komm, sei stark, denn jetzt ist Konfrontationszeit.”
Mit diesen Worten setzten sie sich in Bewegung und bahnten sich ihren Weg durch die Reihen der Gäste. Sie gehörten zu den Exoten auf der Feier, da die Gäste größtenteils nur Menschen waren, und deswegen fingen sie sich mehrmals überraschte, skeptische oder neugierige Blicke ein. Aber Dan ließ sich nichts anmerken und er stellte zufrieden fest, dass sich seine Schwester jetzt auch wieder mehr oder weniger im Griff hatte. Während sie sich fortbewegten, fiel Dan aus dem Augenwinkel flüchtig eine Person auf, die mit ihrem düsteren Erscheinungsbild nicht so recht in die ganze Szenerie passen wollte (Darth Draconis). Aber bevor er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, war der Moment gekommen: Etwa zehn Meter vor ihnen stand Xierro, hinter ihm der unscheinbare Mensch Kortun, der aber im Notfall zu einer lebenden Kampfmaschine werden konnte, wie Dan wusste. All die geballte Wut und Abscheu kochten in ihm hoch und er musste sich ernsthaft bemühen, nichts nach außen hin zu zeigen. Ihr Halbbruder war mit einem menschlichen Mann mittleren bis fortgeschrittenen Alters im Gespräch vertieft, wahrscheinlich der wichtige Geschäftspartner. Langsam näherten sie sich ihnen und Xierro bemerkte sie erst, als sie sich schon in Hörweite befanden. Mit einem selbstsicheren Lächeln wandte er sich ihnen zu.
“Ahh, und da ist ja auch schon mein…”, die Worte blieben ihm im Halse stecken und für einen Moment konnte Dan beobachten, wie seine Gesichtszüge komplett entgleisten, als er ihn erblickte. Ein herrlicher Moment! Allerdings dauerte es nur einen Sekundenbruchteil, bis er die Kontrolle zurückerlangt hatte und er nach einem Räuspern wie gehabt fortfuhr, als wäre nichts Seltsames an dieser Situation. ”meine reizende Schwester Cyana und mein Bruder, Danaris.”
Fast unmerklich blitzten seine Augen raubtierartig Richtung Dan auf, als er seinen Namen nannte. Dan tat sich alle Mühe, diesen Moment einzufrieren und ihn völlig auszukosten. Der Mensch, der sich als Hal Boz vorstellte, begrüßte Cyana galant und daraufhin auch Dan. ”Ich wusste gar nicht, dass Inierro auch seinen zweiten Sohn nach Coruscant geschickt hat. Ich muss gestehen, dass ich bis zu diesem Augenblick gar nicht wusste, dass er einen zweiten Sohn hat!” Bevor jemand die darauf folgende Stille unterbrechen konnte, ergriff er erneut das Wort. ”Verzeihung, ich wollte natürlich nicht unhöflich sein. Ich freue mich sehr, eure Bekanntschaft zu machen.”
”Die Freude ist ganz meinerseits, Herr Boz”, entgegnete Dan mit seinem selbstsichersten und sympathischsten Lächeln.
"Mein Junge, nennt mich bitte Hal. Schließlich bin ich schon langjähriger Geschäftspartner eurer Familie und jedem Mitglied der Familie Zulon schenke ich mein volles Vertrauen. Aber wie komme ich zu dieser Ehre? Mir waren nur Xierro und seine bezaubernde Schwester angekündigt.”
Er wusste, dass sein Halbbruder innerlich kochen musste. Bevor Dan allerdings etwas erwidern konnte, ergriff eben jener das Wort.
"Ja, mein lieber Bruder, welch Zufall bringt uns die angenehme Überraschung deiner Anwesenheit? Hätte ich gewusst, dass du in der Nähe verweilst und neben deinem Studium Zeit hast, hätte ich dich natürlich sehr gern von Anfang an an meiner Seite gewusst.”
Selbstverständlich hätte er nichts lieber als das gehabt…
”Ach, weißt du, auf Coruscant ist doch praktisch alles nur ein Katzensprung voneinander entfernt. Unser Vater hat mir eine Nachricht geschickt, dass ich mich bei einem von euch melden solle, falls ich ein bisschen Platz zwischen meinen zeitaufwendigen Studien finden könnte.” Vielleicht war es für Hal Boz nicht ersichtlich, aber mit der Lüge, dass ihr Vater ihm eine Nachricht geschickt hätte, hatte er seinen Halbbruder endgültig auf die Palme gebracht, so dass er seine Wut nur noch schwerlich zügeln konnte. Dan kümmerte sich aber nicht weiter drum und wandte sich stattdessen lieber dem Geschäftspartner zu. ”Und ich wollte mir natürlich nicht die seltene Chance entgehen lassen, Hal, einen so langjährigen Geschäftspartner und Freund unserer Familie kennen zu lernen.”
Sie führten den Small Talk noch ein Weilchen weiter und Dan merkte, wie er Hal Boz immer weiter in seinen Bann ziehen konnte. Sein Halbbruder kam nur hier und da zu Wort und das Brodeln in ihm sprang Dan förmlich an. Dan konnte gar nicht anders, als die Situation voll und ganz auszukosten, obwohl er nebenbei auch feststellen musste, wie sich seine Schwester, welche die ganze Zeit über schweigend daneben stand, immer unwohler fühlte. Nach einiger Zeit verabschiedete sich der Geschäftspartner, um sich dem Buffet zuzuwenden, und ließ die vier Personen allein. Eine beängstigende Stille legte sich zwischen sie und wenn Xierros Blicke hätten töten können, wäre es um Dan schon längst geschehen gewesen. Kortun trat einen Schritt vor, so als wolle er Dan unter Androhung von Gewalt dazu bewegen, die Feier zu verlassen, doch Xierro hielt ihn mit einer Handbewegung auf und fixierte Cyana.
”Schwester, würdest du mir bitte einen Augenblick schenken?”, gab er Zähne knirschend von sich. Es war keine Frage, sondern unüberhörbar eine Aufforderung. Dans bisher entspannten Gesichtszüge verkniffen sich und er sah fragend zu seiner Schwester. Es war sicherlich keine gute Idee, die beiden allein zu lassen.
”Du musst nicht…”, begann er, aber sie winkte ab und folgte ihrem Halbbruder schweigend, fast schon resignierend auf einen der Balkons, die hier und da an die Räumlichkeit anschlossen. ”Nette Party, oder?”, fragte Dan Kortun lax, aber dieser entgegnete ihm nur einen ernsten Blick, so als wäre er jederzeit bereit, ihn auszuschalten. Nach außen hin blieb Dan locker, aber innerlich war er angespannt und versuchte - nicht zu auffällig - seine beiden Verwandte im Auge zu behalten. Zwischendurch ließ er seine Blicke durch die Menge der Gäste schweifen und ab und zu konnte er zwischen den älteren und nicht sehr ansehbaren Damen eine Schönheit erspähen. Dabei fiel ihm eine besonders auf, an der seine Blicke einen kurzen Moment verharrten (Alaine Aren). Sie besaß rotes Haar, allerdings war es kein schwaches, sondern ein feuriges Rot, welches auf eine außergewöhnliche Art und Weise einen Kontrast zu ihrem für Menschen eher untypisch blassen Teint bildete. Ihre Figur war von Makeln frei, soweit es Dan zumindest beurteilen konnte, und ihre Haltung verlieh ihrer Erscheinung Anmut und Grazie. Reizend. Exotisch.
Seine Blicke wanderten weiter und er entdeckte die Gestalt, die ihm schon vorhin kurz aufgefallen war (Darth Draconis). Der Mann war in eine dunkle Robe gehüllt und strahlte etwas Düsteres aus. Er passte ganz und gar nicht hier her. Dan versuchte, etwas aus seinem Gesicht lesen zu können, aber wenn da etwas war, dann war es nur Abscheu. Doch sicher war er sich da nicht. Die ganze Erscheinung erinnerte ihn irgendwie an die eines Sith… konnte es möglich sein, dass sich unter ihnen ein Sith befand? Dann könnte dies seine Chance sein. Schnell wandte er den Blick ab, als er glaubte, dass jener Mann bemerkt haben könnte, dass er ihn beobachtete. Stattdessen wandte er sich dem Balkon zu, auf dem sich Cyana und Xierro befanden. Man konnte selbstverständlich sehen, dass es kein heiteres Gespräch zwischen ihnen war, aber so wie Dan es beurteilte, hielt es sich noch im Rahmen. Also wartete er ab und behielt sie und das Geschehen um ihn herum weiter im Auge…
Coruscant - Regierungsbezirk - Imperia 500 - Oberste Etage - unter den Gästen | Kortun und Dan